Buch lesen: «Tool Pool»
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Impressum
© 1. Auflage 2021
buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart 2021
All rights reserved.
buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart
www.ejw-buch.de ISBN Buch 978-3-86687-306-3 ISBN E-Book 978-3-86687-307-0
Calwer Verlag GmbH Bücher und Medien, Stuttgart
www.calwer.com ISBN Buch 978-3-7668-4557-3 ISBN E-Book 978-3-7668-4558-0
RPE Religion-Pädagogik-Ethik GmbH, Stuttgart
www.rpe-online.com ISBN Buch 978-3-938356-71-5
Lektorat: buch+musik – Tamara Röse, Stuttgart
Umschlaggestaltung: buch+musik – Daniela Buess, Stuttgart
Satzprogrammierung: X1-Publishing, Stuttgart
Satz Downloads: buch+musik – Daniela Buess, Stuttgart
Bildrechte Umschlag und Inhalt: iStock: alexey_boldin, BrianAJackson, demarco-media, Fototocam, Fourleaflover; Unsplash: Julie Molliver, Joanna Kosinska; Pixabay: stux
Bildrechte Inhalt: Unsplash: Charles Deluvio, Jess Bailey, KOBU Agency, Marcus Urbenz
Bildrechte Autorenfotos: bei den Autorinnen und Autoren
Vorwort und Dank
Methodensammlungen gibt es wie Sand am Meer. Allerdings eher für den schulischen Unterricht. Für die Konfi- und Jugendarbeit muss man sich diese aus verschiedenen Quellen mühsam zusammensuchen. Gerade Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger haben immer wieder den Wunsch nach einer solchen Sammlung geäußert.
Dass es vor unserem kein Buch gab, liegt sicher auch daran, dass viele gute Anregungen online verfügbar sind. Wer aber einmal gezielt angefangen hat zu suchen, macht oft die Erfahrung: man versandet im Halbgaren und schlecht Sortierten.
Was wir uns vorgenommen haben, klang damals fast schon halsbrecherisch: Wir wollten die gleichen Inhalte als Buch und Internetseite zugänglich machen. Jedes Medium hat seine Vorteile und seine Fans. Wir danken dem Verlag buch+musik, dass er sich auf dieses Wagnis eingelassen und bei diesem Projekt nicht nur auf die Zahlen geschielt hat, sondern tatsächlich den Nutzen für die Leute vor Ort im Blick hatte. Der Verkaufserfolg des Buchs hat uns nachträglich Recht gegeben und freut uns sehr.
Bei der Konzeption des Projektes und dem Aufbau der ersten Internetseite hat uns Jörg Lohrer von rpi virtuell sehr unterstützt und zwei Methoden beigesteuert: „Bibelfußball“ und „Vertrauenslauf – Schilfmeerdurchquerung“. Herbert Kolb hat uns freundlicherweise seine umfangreichen Materialien zum Theologisieren mit Konfis zum Download zur Verfügung gestellt.
Ein herzliches Dankeschön auch an unsere Lektorinnen Mirja Wagner und Tamara Röse, die aus dem, was wir uns von der Seele geschrieben haben, gute Texte gemacht und in einer riesigen Fleißarbeit die Register erstellt haben. Außerdem freuen wir uns sehr, dass Calwer Verlag GmbH Bücher und Medien und RPE Religion – Pädagogik – Ethik GmbH als Kooperationspartner das vorliegende Buch in ihre Programme aufgenommen haben.
Inzwischen sind drei Auflagen unseres Werkes erschienen und nach vier Jahren ist die Zeit für eine überarbeitete Neuauflage gekommen. Wir stocken zudem mit der Unterstützung neuer Fachleute auf 200 Methoden auf, verstärken die Methoden zum „Digitalen Arbeiten“ (ehemals Kategorie „Computer“), deren Bedeutung in der Pandemie-Zeit deutlich wurde, und fügen Methoden aus der Kategorie „Demokratiebildung“ als neuen Schwerpunkt hinzu.
Gewidmet ist dieses Buch allen, denen eine abwechslungsreiche und gleichzeitig inhaltlich gefüllte Konfi- und Jugendarbeit am Herzen liegt.
Thomas Ebinger, Judith Haller und Stephan Sohn im März 2021
Inhaltsverzeichnis
1 Titel
2 Impressum
3 Vorwort und Dank
4 Inhaltsverzeichnis
5 Einleitung
6 Unsere Lieblingswerkzeuge
7 Methodenverzeichnisse Verzeichnis der Methoden nach Kategorien Verzeichnis der Methoden nach Themen
8 Methoden
9 Anhang Literaturempfehlungen Die Herausgeberin und die Herausgeber Die Autorin und die Autoren
Einleitung
Für wen haben wir dieses Buch geschrieben?
Studien bei Lehrerinnen/Lehrern zeigen, dass man in den ersten fünf Praxisjahren auf einen Stand der Fähigkeiten kommt, der dann lange Zeit stabil bleibt und sich kaum noch ändert. Deshalb lohnt es sich, hier früh zu investieren und das eigene Handlungsrepertoire zu erweitern. Und darum haben wir auch die aus unserer Sicht seit langer Zeit bewährten Methoden aufgenommen. Wie Jugendliche leben, hat sich durch den digitalen Wandel in letzter Zeit extrem schnell verändert. Seit über zwanzig Jahren gibt es das Smartphone, heute hat praktisch jede Konfirmandin / jeder Konfirmand eines, viele sind „always on“, ständig virtuell vernetzt. Welche Folgen das für eine Konfi- und Jugendarbeit hat, die zu Recht auf Face-to-Face-Kommunikation setzt, lässt sich heute noch nicht absehen. Vielleicht gewinnen die „alten“ Methoden gerade dadurch wieder an Charme, dass sie ganz andere Spaß- und Lernerfahrungen ermöglichen als die neuen. (Gegen die wir übrigens gar nichts haben, auf die wir während der Pandemie-Zeit besonders angewiesen waren und die sich als sehr wertvoll erwiesen haben, da so Kontakt zu Jugendlichen gehalten werden konnte und Jugendarbeit zumindest teilweise noch möglich war.)
Etwas Besonderes und Einmaliges ist die Kombination von Methoden für die Konfi-Arbeit und die Jugendarbeit. So etwas wäre früher undenkbar gewesen. Konfirmandenunterricht orientierte sich methodisch stark am Religionsunterricht und war stark vom Katechismus geprägt, Jugendarbeit setzte schon immer mehr auf Spaß und Mitbestimmung, kreative und erlebnispädagogisch orientierte Methoden. Doch in den letzten Jahren hat sich die Konfi-Arbeit deutlich auf die Jugendarbeit zubewegt. Es ging weg von kognitiv orientierten Methoden hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der viele Arbeitsformen der Jugendarbeit aufgegriffen hat und so viel wie möglich mit der Jugendarbeit vor Ort kooperiert. Eine zweite Entwicklung verläuft parallel: Selbstständige Jugendarbeit ist in den letzten Jahren unter Druck geraten. Die zeitliche und mentale Belastung durch die Schule hat zugenommen. So gibt es leider weniger selbstständige Gruppen als früher. Oft ist die einzige Jugendarbeit, die in vielen Gemeinden existiert, die Konfi-Arbeit mit einer gut aufgestellten Konfi-Teamerarbeit. Auch diese Konfi-Teamerinnen und Konfi-Teamer haben wir mit unserem Buch im Blick.
Methoden aus einem Buch kennenzulernen, ist immer nur die zweitbeste Lösung. Viel besser ist es, selbst einmal mitgemacht zu haben, bevor man andere anleitet. Dabei bekommt man das beste Gespür für Stärken und Schwächen einer Methode. Deshalb empfehlen wir allen, an Fortbildungen teilzunehmen und unser Buch im Rahmen von Fortbildungen einzusetzen.
Was ist eigentlich eine (gute) Methode?
Der Begriff „Methode“ geht auf das Griechische zurück. Im Wort steckt die Vorsilbe „meta“, die „hinter, nach“ bedeutet und „hodos“, „der Weg“. Von daher könnte man sagen, eine Methode ist ein zielgerichteter Weg. Und tatsächlich lassen sich viele Unterrichtende von diesem Bild leiten: Zuerst überlegt man sich ein – meist durch Inhalte definiertes – Ziel. Und im zweiten Schritt geht man auf die Suche nach der passenden Methode. Und so wie es auf der Landkarte meist einen idealen Weg zum Ziel gibt, denkt man dann, auch beim Unterrichten gäbe es die eine ideale Methode, und meist landet man so bei den immer gleichen. Wenn es also um das Leben nach dem Tod geht, lesen wir gemeinsam eine Bibelstelle und dann reden wir darüber.
Wer Pädagogik studiert, muss sich auch mit der Didaktik beschäftigen, der Wissenschaft von Lehr-Lern-Prozessen. Wie verhält sich Didaktik zu Methodik? Wie verhält sich die Frage, was wir warum lernen sollen, zur Frage, wie wir lernen und wie Wissen und Kompetenzen vermittelt werden? Zwei Antworten sind denkbar (nach: Kron, Friedrich W. / Jürgens, Eiko / Standop, Jutta: Grundwissen Didaktik, Reinhardt, München/Basel 62014, S. 31). Die erste sagt: Die Methodik ist ein relativ selbstständiges Teilgebiet der Didaktik. Wenn es um Methoden geht, wird es konkret. Die andere sagt im Anschluss an Wolfgang Klafki: Es gibt ein Primat der Didaktik gegenüber der Methodik. Die grundsätzlichen Überlegungen bestimmen darüber, mit welchen Methoden anschließend gearbeitet wird. Das klingt sehr danach, dass das Ziel den Weg bestimmt, als könnte man aus dem Lernziel schon ableiten, wie es am besten erreicht wird.
Wir schließen uns mit unserem Methoden-Tool-Pool eher der ersten Meinung an. „Methoden haben eine eigene ‚innere’ Zielorientierung“, sagt der Schulprofi Hilbert Meyer (nach: Unterrichtsmethoden. In: Kiper, Hanna / Meyer, Hilbert / Topsch, Wilhelm: Einführung in die Schulpädagogik, Cornelsen, Berlin 62011, S. 109 – 121; S. 110). Auch die Hirnforschung hat festgestellt, dass die Stimmung, in der man etwas lernt, deutlich dazu beiträgt, wie man etwas behält und in das eigene Verhaltensrepertoire übernimmt. Das gilt erst recht für Fragen des Glaubens. Wer die Beschäftigung mit ihnen als langweilig und dröge erlebt, wird kaum sein Leben danach ausrichten und selbst auf dem zunächst gemeinsam eingeschlagenen Weg weitergehen. Zwischen Ziel und Methode gibt es eine Interdependenz, eine wechselseitige Abhängigkeit. Und deshalb ist es nicht nur legitim, sondern oft sogar geboten, bei den Methoden anzufangen, die Spaß und Sinn machen, und dann zu schauen, welcher Inhalt, welches Ziel sich mit ihnen verbinden lässt. Genau das soll unser Buch ermöglichen. Deshalb haben wir nicht nur nackte Methoden aufgeführt, sondern immer auch inhaltliche Spuren gelegt durch die Anwendungsbeispiele und die vorgeschlagenen Themen.
In letzter Zeit wird viel über Methodenkompetenz geredet. Methodenvielfalt ist ein Merkmal guter Lernprozesse, weil sie die Aufmerksamkeit hochhält. Wer methodenkompetent ist, kann aus vielen selbst erlebten und erprobten Methoden qualifiziert eine Auswahl treffen und wird dann auch das treffen, was zur Situation der Gruppe, zum Lernziel, zu den Inhalten passt, mit denen jede/jeder sich auseinandersetzen soll. Wer methodenkompetent ist, muss also immer auch eine Antwort wissen auf die Frage: Welches Ziel willst du mit dieser Methode erreichen?
Wer übrigens wissenschaftlich sauber wissen will, welche Methode die erfolgreichste ist, wird ziemlich allein gelassen. Selbst John Hattie hat darauf keine Antwort (siehe das Interview mit ihm im Friedrich Jahresheft 2016, S. 30 f.), obwohl er alle verfügbaren empirischen Studien zum Unterricht in einer gigantischen Meta-Analyse untersucht hat. Zwei Dinge sind auf jeden Fall bemerkenswert: Gruppenarbeit ist der Einzelarbeit überlegen. „Kooperatives und kompetitives Lernen sind effektiver als individuelle Methoden. Dies zeigt erneut die Stärke von Peers in der Gleichung des Lernens auf“ (Hattie, John: Lernen sichtbar machen, Schneider Verlag, Hohengehren 2013, S. 251). Außerdem ist Hatties ständiges Mantra, dass Feedback im Prozess des Lernens extrem positive Auswirkungen hat. Und hinter die Ohren schreiben sollte man sich schließlich diesen Satz von ihm: „Nicht das Wissen oder die Ideen, sondern die Konstruktion dieses Wissens durch die Lernenden sind entscheidend“ (Ebd., S. 280 f.). Das heißt: Die Auswahl der richtigen Methoden führt zum Erfolg. Bitteschön, hier hast du die Tools dazu übersichtlich aufgereiht. In die Hand nehmen und gebrauchen musst du sie aber selbst.
Zur Auswahl der Methoden
Wo haben wir Schwerpunkte gesetzt bei der Auswahl der Methoden? Für die Konfi-Arbeit gibt es eine große empirische Untersuchung (Schweitzer, Friedrich / Maaß, Christoph H. / Lißmann, Katja / Hardecker, Georg / Ilg, Wolfgang: Konfirmandenarbeit im Wandel – Neue Herausforderungen und Chancen: Perspektiven aus der zweiten bundesweiten Studie, © 2015, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, S. 179, zitiert werden nur 13 von 25 Items, Abdruck mit freundlicher Genehmigung), die zeigt, welche Methoden tatsächlich eingesetzt werden. Wir glauben, da ist bei der Methodenvielfalt noch ziemlich viel Luft nach oben ... Leider liegt eine ähnlich fundierte Analyse für die Jugendarbeit nicht vor.
Die Untersuchung liefert folgende Ergebnisse:
Wie oft wurde eine Methode und Handlungsform beim aktuellen Konfi-Jahrgang eingesetzt? | nie | selten | manchmal | häufig |
Leiterin/Leiter spricht bzw. erzählt über ein Thema | 1% | 7% | 34% | 58% |
Rollenspiel und Theater | 9% | 39% | 41% | 11% |
Lernstraßen | 42% | 33% | 18% | 7% |
Zeichnen, Malen und kreatives Gestalten | 3% | 27% | 47% | 24% |
mit Bibeltexten arbeiten | 1% | 9% | 49% | 41% |
auswendig gelernte Texte aufsagen | 11% | 29% | 42% | 18% |
Gruppenarbeit | 1% | 8% | 32% | 60% |
gemeinsam singen | 6% | 28% | 20% | 46% |
Erkundungsgänge und Exkursionen | 10% | 39% | 45% | 6% |
Gespräche mit Expertinnen/Experten | 34% | 42% | 22% | 2% |
Meditation/Stille-Übungen | 20% | 44% | 28% | 8% |
Erlebnispädagogische Übungen | 22% | 41% | 29% | 7% |
mit dem Internet arbeiten | 65% | 30% | 6% | 0% |
Zuerst einmal fällt vielleicht auf, dass es in unserer Sammlung viele Text-Methoden gibt. Dabei geht es meist um die Bibel. Wir sind überzeugt davon, dass sie die Grundlage unseres Glaubens ist und auch in der Konfi- und Jugendarbeit eine zentrale Rolle haben muss, auch wenn „Text“ vielleicht zuerst nach Schule klingt. Auch Methoden zur Spiritualität kommen zahlreich vor. Jugendliche haben heute oft kaum noch eigene Erfahrungen mit positiv erlebter Spiritualität. Der klassische Gottesdienst am Sonntagmorgen ist ein großes Problem und passt in der Regel nicht für Jugendliche. Umso wichtiger ist es, hier im geschützten Rahmen der Gruppe oder auch in größeren Zusammenhängen positive Erfahrungen zu machen, die Lust machen auf mehr.
Ein weiterer Schwerpunkt sind kreative Methoden. Diese werden zumindest in der Konfi-Arbeit immer noch viel zu wenig eingesetzt, weil sie in der Regel aufwendiger vorzubereiten sind als ein paar kopierte Blätter. Wer aber gute Argumente dafür sucht, stärker kreativ und produktorientiert zu arbeiten, sollte unbedingt den Artikel „Didaktik und Konfi-Arbeit“ von Hans-Ulrich Keßler und Kai Steffen im Handuch Konfi-Arbeit lesen (Keßler, Hans-Ulrich, / Steffen, Kai: Didaktik und Konfi-Arbeit, in: Handuch Konfi-Arbeit, hrsg. v. Thomas Ebinger, Thomas Böhme, Matthias Hempel, Herbert Kolb, Achim Plagentz, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 22018). Sie empfehlen auf Seite 159 eine Didaktik, die sich am Dreischritt von Produkt, Botschaft und Öffentlichkeit orientiert: Eine Gruppe oder jede/jeder Einzelne erstellt in der Auseinandersetzung mit Inhalten ein kreatives Produkt, verbindet dies mit einer persönlich gefärbten Botschaft. Und dieses Produkt wird anschließend einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt, die durch ihr positives Feedback dazu beiträgt, dass der ganze Prozess als lohnend erlebt wird.
Dann gibt es viele erlebnispädagogische Methoden, allerdings eher die weniger aufwendigen. Erlebnispädagogik ist seit vielen Jahren ein wichtiger Gegentrend gegen die Verkopfung und Digitalisierung unserer Gesellschaft. Welche Rolle spielt das Erleben in unserer Kirche und Konfi-/Jugendarbeit?
Erfahrungen bilden die Grundlage unseres Lebens. Sie ermöglichen Lernen auf unmittelbare Weise. Wir lernen durch das Begreifen von Dingen. Glaube ist nicht nur eine Sache des Kopfes, sondern auch der Hände und des Herzens. Mehr noch, erst durch unser Herz und unsere Hände bekommt das Evangelium Gestalt und wird erlebbar. Deshalb müssen wir jungen Menschen auch persönlichkeits- und glaubensfördernde Erlebnisse ermöglichen. Natürlich lassen sich Glaubenserfahrungen nicht einfach als erlebnispädagogische Übungen konzipieren. Glaube ist etwas, das sich zwischen dem/der Einzelnen und Gott ereignet und letztlich ein Geschenk Gottes ist. Aber es gibt eben doch viele Analogien und Anknüpfungspunkte: Die Erfahrung von Vertrauen, dass ich gehalten werde. Das Ausprobieren von Mut und Verantwortung. Das Gefühl von Sicherheit und Unsicherheit, von Einsamkeit und Gemeinschaft.
Zur Erlebnispädagogik gehört immer auch die Reflexion einer Übung, für die genug Zeit eingeplant werden sollte. Die Methoden unter „Feedback“ eignen sich gut dafür.
Hilfreiche Fragen können sein:
Wie geht es euch jetzt? Was habt ihr gemacht? Was habt ihr erlebt?
Was hat euch bei der Übung geholfen?
Was würdet ihr beim nächsten Mal anders machen?
Was habt ihr beobachtet und erlebt in Bezug auf …?
Was nehmt ihr mit nach Hause und behaltet es in eurer Erinnerung?
Neu sind viele Methoden zur Demokratiebildung, die wir Jan Witza und Tobias Thiel verdanken, die professionell in diesem Bereich arbeiten. Viele Studien zeigen, dass Jugendliche sich wieder stärker für politische Fragen und die Zukunft der Gesellschaft und des Planeten interessieren. Gleichzeitig erleben sie eine populistisch aufgeladene Debatte, die durch die Echokammern sozialer Netzwerke verstärkt wird. Alle Methoden aus diesem Bereich haben gemeinsam, dass sie versuchen, die Perspektive der/des anderen einzunehmen und es möglich zu machen, dass man miteinander und mit anders Denkenden in ein Gespräch kommt. Auch die Methoden aus dem Bereich „Digitales Arbeiten“ sind deutlich stärker ausgebaut worden. Wir danken Friederike Wenisch, die sie als neue und auf diesem Feld sehr kompetente Autorin beigetragen hat. Auch Tobias Kenntner danken wir, der mit seiner Methode dieses Werk bereichert.
Schließlich noch ein Wort zu den inklusiv-basalen Methoden. Immer wieder wird gefragt: Wie gestalte ich eine Konfi- oder Jugendgruppe inklusiv? Wenn das nur so einfach wäre und es dafür ein Patentrezept gäbe … Es ist ein riesiger Unterschied, ob eine Jugendliche / ein Jugendlicher autistische Verhaltensweisen hat oder ein Downsyndrom, bei dem es oft ein extremes Kontaktbedürfnis gibt. Es gibt körperliche Einschränkungen, die einen Rollstuhl notwendig machen, und kognitive wie eine starke Lernbehinderung oder das immer häufiger werdende ADHS-Syndrom. Die in dieser Kategorie aufgeführten Methoden knüpfen an sehr grundlegende menschliche Erfahrungen an. Das heißt aber nicht, dass sich andere Methoden nicht auch mit wenig Aufwand anpassen lassen. Oft hilft es, verschiedene Rollen zu vergeben, einen Zeitnehmer, einen Schiedsrichter oder einen Materialwart zu ernennen. Dabei sollte man nie bloßstellend vorgehen, sondern die grundsätzliche Verschiedenheit aller Menschen zum Ausdruck bringen, gemäß dem Motto der Inklusion: Es ist normal, verschieden zu sein.
So findest du die passende Methode
Du planst eine Gruppenstunde und hast noch keine Idee, was du machen willst? Dann geh am besten von der Funktion der Methode aus, ob du etwas für den Einstieg oder den Abschluss brauchst. Hinweise dazu findest du im Verzeichnis der Methoden nach Kategorien. Der Aufbau der Kategorien orientiert sich lose am zeitlichen Verlauf einer Gruppenstunde und an den Phasen einer Gruppe. Mit zwei bis vier Methoden kannst du locker 90 Minuten gestalten.
Du hast schon ein Thema und suchst eine Methode? Dann schau im Verzeichnis der Methoden nach Themen nach, was passen könnte.
Du willst mehrere Bedingungen kombinieren, z. B. Gruppengröße, Sozialform und Thema? Dann nutze die Profisuche auf der Internetseite (Hinweise siehe unten).
Du hast Zeit? Dann blättere das Buch in Ruhe durch und markiere dir das, was du in nächster Zeit einmal ausprobieren willst. Irgendwann kommst du bestimmt bei einem Baumarkt oder dem schwedischen Möbelhaus vorbei.
Du hast wenig Zeit zur Vorbereitung? Dann schau nach Methoden, bei denen der Vorbereitungsaufwand gering ist und die wenig Material brauchen.
Du hast gar keine Zeit? Vergiss nicht, dass Konfi- und Jugendarbeit Beziehungsarbeit ist und Zeit für das Ungeplante braucht. Aber wir können dich beruhigen: Du hättest bestimmt nicht dieses Buch in der Hand und so weit gelesen, wenn du bis über beide Ohren verplant wärst. Man hat immer Zeit für das, was einem wichtig ist. Alles andere ist eine Ausrede.