Das Manuskript der Magdalena

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Die zweite Übung

Hier machst du im Prinzip dasselbe wie in der ersten Übung, nur dass das Sekhem diesmal durch die Wirbelsäule, also den primären Djed fließt.

Setze dich bequem hin und schließe die Augen. Richte deine Aufmerksamkeit – also das alchemistische Gefäß deines Gewahrseins – auf deinen Beckenboden. Finde einen angenehmen Atemrhythmus und atme tief in den Bauch, ohne dich dabei anzustrengen. Lass den Unterbauch sich beim Einatmen ausdehnen und ziehe ihn beim Ausatmen ein.

Stelle dir beim Einatmen vor, dass dein Atem bis in jeden Winkel und jede Nische deines Beckens dringt. Wie bei der ersten Übung dient dies dazu, das Sekhem, die Lebensenergie in Schwung zu bringen, die in deinem Becken ruht. Auch beim Ausatmen hältst du deinen Fokus in diesem Bereich. Dadurch baut sich die Sekhem-Energie dort auf und intensiviert sich. Setze dies ein paar Minuten lang fort.

Im nächsten Schritt verschiebst du deine Aufmerksamkeit ein wenig. Beim Einatmen konzentrierst du dich weiterhin auf dein Becken, doch beim Ausatmen bringst du deine Aufmerksamkeit zur Wirbelsäule und lässt den Fokus dort nach oben wandern, bis du am Ende des Ausatmens oben am Schädeldach ankommst. Setze dies ein paar Minuten lang fort, bis du eine deutliche Wahrnehmung davon hast, wie die Energie in deiner Wirbelsäule aufsteigt. Wenn du das eindeutig spürst, so kannst du zur nächsten Übung übergehen. Wenn nicht, wiederhole bitte die Übung.

Die dritte Übung

Diese Anweisungen entsprechen denen aus der zweiten Übung, jedoch mit einem Unterschied. Wenn die Energie beim Ausatmen die Wirbelsäule entlang aufsteigt, wird sie in die Mitte des Kopfes geleitet und nicht unter das Schädeldach. Dort darf die Energie im Gehirn kreisen, und du spürst einfach dieser Bewegung nach.

Setze dich sich also wieder bequem hin und schließe die Augen. Richte deine Aufmerksamkeit – also das alchemistische Gefäß deines Gewahrseins – auf deinen Beckenboden. Finde einen angenehmen Atemrhythmus und atme tief in den Bauch, ohne dich dabei anzustrengen. Lass den Unterbauch sich beim Einatmen ausdehnen und ziehe ihn beim Ausatmen ein.

Stelle dir beim Einatmen vor, dass die Energie deines Atems bis in jede Nische und Ecke deines Beckens reicht. Beim Ausatmen lass den Fokus im Becken. Dadurch wird die Sekhem-Energie im Becken in Bewegung gebracht und intensiviert. Setze dies ein paar Minuten lang fort.

Wenn du die Energie auf diese Weise eine Weile aufgebaut hast, bist du bereit für die nächste Phase. Beim Einatmen bleibt die Aufmerksamkeit im Becken, doch bei jedem Ausatmen lässt du den Fokus die Wirbelsäule entlang vom Steißbein bis in die Mitte deines Kopfes wandern.

Die Sekhem-Energie wird der Aufmerksamkeit folgen und somit auch nach oben in die Mitte deines Gehirns fließen. Oben angelangt hältst du einen Moment lang inne und spürst, wie sich die Energie von alleine durch die verschiedenen Bereiche deines Gehirns bewegt.

Setze dies so lange fort, bis du den Energiefluss entlang der Wirbelsäule und im Gehirn deutlich wahrnimmst.

Zweiter Abschnitt
Die erste Übung: Das Aufsteigen der einen Schlange

Anstatt die Energie wie bei der vorigen Übung in die Mitte des Kopfes zu führen, wird sie hier nach oben unter die Schädeldecke geleitet und über die zwei Gehirn-Hemisphären ausgebreitet. Dadurch entsteht eine kobra-ähnliche Bewegung: Der Körper der Schlange zieht sich die ganze Wirbelsäule entlang, während sich ihre Haube über die zwei Gehirnhälften wölbt. Die Energie so in Form einer Kobra zu halten stimuliert das Gehirn auf eine bestimmte Art und ist der Vorläufer des Uräus.

Setze dich bequem hin und schließe die Augen. Richte deine Aufmerksamkeit – also das alchemistische Gefäß deines Gewahrseins – auf den Beckenboden. Atme auf entspannte Weise tief und rhythmisch in den Bauch. Beim Einatmen wölbt sich der Unterbauch nach außen, beim Ausatmen ziehst du ihn ein.

Stelle dir beim Einatmen vor, dass dein Atem jede Nische und Ecke deines Beckens erfüllt. Lass den Fokus auch beim Ausatmen dort. Das baut die Sekhem-Energie im Becken auf. Fahre damit ein paar Minuten lang fort.

In der nächsten Phase bleibt der Fokus beim Einatmen im Becken, beim Ausatmen bringst du deine Aufmerksamkeit jedoch in die Wirbelsäule und lässt sie vom Steißbein aus nach oben bis in den Raum oberhalb der beiden Gehirn-Hemisphären und unterhalb der Schädeldecke wandern. Spüre die Bewegung der Energie in diesem Bereich. Stelle dir vor, dass diese Energie die Form einer Kobra hat, deren Haube sich über dein Gehirn wölbt. Wiederhole die Übung, bis du diese schlangenähnliche Energieform deutlich über dem Gehirn spürst.

Die zweite Übung: Das Aufsteigen der zwei Schlangen

Diese Übung baut auf einer erfolgreichen Durchführung der letzten Übung mit der einen Schlange auf. Wenn du die Schlange nicht deutlich erfahren hast, so kehre bitte zur ersten Übung dieses Abschnittes zurück.

In dem Manuskript findest du eine Beschreibung der Schwarzen und der Goldenen Schlange. Die Schwarze Schlange steigt durch den lunaren Pfad auf der linken Seite des Djed auf und ist mit der Dunkelheit der Leere oder anders gesagt, der Schöpferin der gesamten Schöpfung verbunden. Die Goldene Schlange steigt durch den solaren Pfad auf der rechten Seite des Djed auf und ist mit dem Licht verbunden. In gewisser Weise sind die zwei Schlangen alchemistische Gegensätze. Wenn zwei Gegensätze in einem alchemistischen Gefäß zusammengebracht werden, kann eine unglaubliche Menge an Energie erzeugt werden.

In dieser vorbereitenden Übung wirst du die Sekhem-Energie in zwei Energieströme aufspalten. Die Lebensenergie wandert dabei auf zwei parallelen Pfaden den Djed hinauf. Die Schwarze Schlange erhebt sich von der linken Seite an der Basis des Djed und die Goldene Schlange von der rechten. Doch während ihres Aufstiegs kreuzen sich in jedem Chakra ihre Pfade. So fließt die Goldene Schlange bei ihrem Eintritt in das Sexualchakra zur linken Seite des Djed hinüber, und die Schwarze Schlange kreuzt zur rechten. So steigen sie weiter auf, und die Goldene Schlange kehrt im Solarplexus zur rechten Seite zurück, während die Schwarze zur linken Seite strömt. Im Herzchakra kreuzen sie wieder die Seiten, die Goldene Schlange nach links und die Schwarze Schlange nach rechts, und genauso im Kehlchakra: Goldene Schlange nach rechts und Schwarze Schlange nach links.

Zum Schluss treffen sie sich in der Mitte des Kopfes, wo die Goldene Schlange auf der rechten Seite schwebt und die Schwarze auf der linken. Sie schauen einander an, und die Zirbeldrüse sitzt zwischen ihnen.

Im Manuskript wird noch intensiver auf diese Praxis eingegangen, die folgende Übung soll dir jedoch einfach helfen, dich mit der Empfindung der beiden aufsteigenden Schlangen vertraut zu machen.

Setze dich für diese Übung bequem hin und schließe die Augen. Richte deine Aufmerksamkeit – also das alchemistische Gefäß deines Gewahrseins – auf deinen Beckenboden. Atme rhythmisch und tief in einem dir angenehmen Rhythmus und ziehe dabei den Atem in den Bauch. Lass den Unterbauch sich mit dem Einatmen nach außen wölben, und mit dem Ausatmen ziehst du ihn nach innen.

Stelle dir vor, dass die Energie deines Atems beim Einatmen jede Nische und Ecke deines Beckens erfüllt. Konzentriere dich auch beim Ausatmen auf den Beckenboden. Dadurch wird die Sekhem-Energie im Becken aufgebaut. Fahre ein paar Minuten lang damit fort.

Wenn du bereit bist für die nächste Phase, so lass deine Aufmerksamkeit beim Einatmen im Becken, doch beim Ausatmen bringst du sie zum unteren Ende des Djed. Mit Hilfe deiner Absicht (Willenskraft) kannst du die beiden Schlangen mit der Energie deines Atems aufladen. Während du weiter ausatmest, schickst du die Energie durch die beiden Schlangenpfade nach oben. Stelle dir so deutlich wie möglich vor, wie sich ihre Pfade an jedem Chakra kreuzen, und wie sie dann in der Mitte deines Kopfes ankommen.

Übe dies, bis du eine klare Empfindung davon hast, wie die beiden schlangenartigen Energien deine Wirbelsäule hinauf und in deinen Kopf fließen. Spüre der Bewegung der Lebensenergie nach, wie sie sich als Reaktion auf deinen Atem windet und schlängelt und spüre die feinen Energien, die durch diese Übung im Gehirn erzeugt werden.



Z W E I


Innere Alchemie

Die grundlegenden Konzepte des Manuskripts sind ohne Kenntnis der verwendeten alchemistischen Begriffe wahrscheinlich schwer zu begreifen. Manchem Leser mögen auch die zentralen Ideen der inneren Alchemie unbekannt sein. Deswegen habe ich an dieser Stelle einen kurzen Überblick über die innere Alchemie im Allgemeinen und die ägyptische Alchemie im Besonderen eingefügt. Ich hoffe, dass diese Einführung den Lesern ein tieferes Verständnis und eine größere Wertschätzung des Manuskripts ermöglicht.

Persönliche Anmerkung von Tom

Einführung in die Grundlagen der inneren Alchemie

Ich beschloss heute Morgen, mir einen Tee zuzubereiten.

Schläfrig durchwühlte ich den Küchenschrank und fand einen kleinen Wasserkessel, den ich mit Wasser füllte und auf den Herd stellte. Ich entzündete die Gasflamme und fing an, die Überreste vom gestrigen Abendessen zu beseitigen.

 

Nach kurzer Zeit vernahm ich das vertraute Brodeln kochenden Wassers und tatsächlich schwebten kleine Dampfwolken über dem Herd. Ich drehte das Gas ab und goss das heiße Wasser in einen leeren Becher. Es zischte, als das Wasser über das heiße Metall in das bereitstehende Gefäß floss. Ich hängte einen Teebeutel hinein und räumte fertig auf. Während ich damit beschäftigt war, fand das heiße Wasser unmerklich seinen Weg in die Teeblätter und was eben noch ein Becher heißes Wasser gewesen war, war jetzt ein Becher Tee.

Sie fragen sich vielleicht, was das alles mit Alchemie zu tun hat? Eine ganze Menge.

Die Kunst der Alchemie besteht einfach darin, eine Form in eine andere umzuwandeln. Die meisten Menschen halten Alchemie für den mittelalterlichen Wahn, Blei in Gold verwandeln zu wollen. Dies ist zwar eine Form der Alchemie, doch alles was bewirkt, dass eine Form zu einer anderen wird, ist ebenfalls Alchemie. Wasser in Dampf zu verwandeln ist Alchemie. Aus einem trockenen Teebeutel Tee zu machen ist Alchemie.

Die äußere Alchemie, die zum Beispiel Blei in Gold verwandelt, ist zweifellos eine faszinierende Angelegenheit, doch die innere Alchemie, wie Magdalena sie in dem Manuskript beschreibt, interessiert mich weit mehr. Doch egal, ob man nach einer Erweiterung seiner inneren Fähigkeiten strebt oder sich eine Tasse Tee zubereiten will, einige der Grundprinzipien sind die gleichen.

Jeder erfolgreiche alchemistische Prozess muss drei Elemente aufweisen: 1. eine zu transformierende Substanz, 2. ein Gefäß, in dem die alchemistische Reaktion ablaufen kann und 3. Energie. Wenn ich heute morgen das Wasser einfach auf den Herd gegossen hätte statt in ein Gefäß, wäre dadurch kein alchemistischer Prozess entstanden, sondern ein Durcheinander.

Bei der äußeren Alchemie, bei der Teezubereitung oder der Kernspaltung (ja, Atomkraft ist auch Alchemie), sind die Gefäße deutlich sichtbar und je nach Aufgabe verschieden. Eine Teetasse ist als Gefäß für eine Kernspaltung schlecht geeignet. Dafür sind große Mengen Beton, Blei und ungeheuer viel Wasser notwendig.

Bei der inneren Alchemie sind die Gefäße abstrakter, genauso wie die Ziele. Der Sinn und Zweck der inneren Alchemie ist die Transformation von Bewusstsein, die Beschleunigung der eigenen persönlichen Evolution. Ich verwende den Begriff der Evolution hier nicht im gewöhnlichen Sinne. Ich bezweifle, dass irgendjemand durch die innere Alchemie dahin gelangt, dass ihm Flügel wachsen, mit denen er sich in die Lüfte erheben könnte. Doch die Veränderungen, die durch die Anwendung der inneren Alchemie entstehen können, sind so umwälzend, dass man das Gefühl haben kann, über dem Leben zu schweben und es aus einer sehr viel umfassenderen Perspektive zu betrachten. Deswegen tauchen in den alchemistischen Symbolen aus aller Welt immer wieder Flugwesen auf, seien es die Garudas aus dem balinesischen Hinduismus, die taoistischen Drachen oder der falkenköpfige Horus aus Ägypten, um nur einige zu nennen.

In allen Systemen der inneren Alchemie ist die Aufmerksamkeit selbst, die mentale Konzentration, das Gefäß. Beim Lesen dieser Worte halten Sie diese in dem Gefäß Ihrer Aufmerksamkeit, und sie erscheinen Ihnen hoffentlich sinnvoll. Doch wenn Ihre Aufmerksamkeit jetzt zu einer Unterhaltung im Nebenraum wandern würde, dann würde sich auch das Gefäß verschieben, und von meinen Worten bliebe nichts hängen. Vielleicht würden Sie sogar weiter lesen, doch die Worte hätten keine Wirkung, weil sie sich außerhalb des Gefäßes Ihrer Aufmerksamkeit befänden.

Bei allen Formen der inneren Alchemie gibt es einen durchgängigen Grundsatz: »Energie folgt der Aufmerksamkeit.« Auch in dem oben genannten Beispiel folgt die Energie Ihrer Wahrnehmung dahin, wo Ihre Aufmerksamkeit hinwandert. Wenn Sie darauf achten, was Sie lesen, werden die Worte einen Eindruck hinterlassen. Doch wenn Ihre Aufmerksamkeit bei dem Gespräch nebenan ist, werden nicht die Worte in diesem Buch einen Eindruck hinterlassen, sondern die Worte der Unterhaltung.

Das alchemistische Gefäß der inneren Alchemie ist das Bewusstsein selbst.

Die Substanzen, die durch den Prozess der inneren Alchemie transformiert werden, variieren je nach Pfad und Tradition. Manchmal gehören zu diesen Substanzen auch Neurotransmitter, Hormone, Speichel und Sekrete. Doch es gibt auch ganze Gruppen von feinstofflichen Substanzen, zu denen so flüchtige Dinge wie das Chi der Taoisten, das Prana der Yogis, die Winde (lhung) der Tibeter und die Neter der Ägypter gehören.

Dieser Gruppe der feinstofflichen Substanzen gilt die hauptsächliche Aufmerksamkeit der inneren Alchemie. Für den gewöhnlichen Menschen sind diese Konzepte ausgesprochen schwer zu verstehen. Ich glaube, dass das an der starken Gewöhnung an die Newton’sche Welt unserer alltäglichen Realität liegt. In der Regel bringt uns niemand bei, auf die subtilen Energien hinter diesem Schattenspiel der physischen Realität zu achten.

Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Sie erinnern sich sicher an den Becher Tee, den ich mir heute Morgen machte. Ehrlich gesagt habe ich ihn nicht ausgetrunken, und jetzt steht er kalt auf dem Tisch. Ich wurde abgelenkt und habe ihn vergessen. Als es mir wieder einfiel, spülte ich aus irgendeinem Grund nicht den alten Becher aus, um mir neuen Tee zu machen, sondern nahm einen sauberen Becher aus dem Schrank. Ich stellte ihn neben den von heute Morgen, füllte ihn mit heißem Wasser und hängte wieder einen Teebeutel hinein. Von der neuen Tasse Tee stiegen kleine Dampfwolken auf, von der alten nicht. Das ist doch merkwürdig, dachte ich. Ich nahm beide Becher in die Hand. Der eine war zu heiß und der andere zu kalt. Ich stellte den heißen wieder ab, um ihn sich auf Trinktemperatur abkühlen zu lassen.

Ich befand mich sowohl in der Newton’schen Welt als auch in der Quantenrealität. Ich konnte die beiden Becher in die Hand nehmen und den einen als heiß und den anderen als kalt wahrnehmen. Doch der Grund für diesen Unterschied lag in einer Wirklichkeit, die viel subtiler war als die Becher oder der in ihnen enthaltene Tee. Der Unterschied bestand auf der molekularen Ebene des Wassers. Für das menschliche Auge unsichtbar klein, waren die Moleküle in dem heißen Wasser dabei, wie eine aufgeregte Meute durcheinander zu rennen und zusammenzustoßen, was Hitze erzeugte. Als ich das Wasser auf dem Herd zum Kochen gebracht hatte, war der Aufruhr auf seinem Höhepunkt gewesen.

In dem kalten Becher Tee waren die Moleküle dagegen ziemlich lethargisch. Die Energie, die sie heute Morgen aufgeheizt hatte, war dem Becher schon vor langer Zeit in Form von Wärmestrahlung entwichen, und die molekularen Krawallmacher von einst glichen jetzt eher den Insassen eines Altersheims. Der einzige Unterschied zwischen den Radaubrüdern in dem heißen Becher und den Schlafmützen in dem kalten war Energie.

Mit meinen normalen Sinnen kann ich keinen Unterschied zwischen den Molekülen in dem einen Becher und den Molekülen in dem anderen Becher ausmachen, da sie zu klein sind. Alles, was ich wahrnehmen kann, sind die Nachwirkungen ihrer Energie in Form von Hitze oder Kälte. Genau genommen ist alles, was wir in der physischen Welt erfahren, die Nachwirkung von etwas, was in der feinstofflichen oder Quantenwelt vor sich gegangen ist. Die Aufgabe des Alchemisten besteht darin, sich dieser subtilen Vorgänge, die den meisten Menschen entgehen, bewusst zu werden und für sie empfänglich zu sein, denn der feinstoffliche Bereich oder die Quantenwelt enthalten die besten Substanzen für alchemistische Transformationen. In der Regel sind die Substanzen der Newton’schen oder grobstofflichen Welt zu dicht, zu grob eben, um durch die Kraft der alchemistischen Aufmerksamkeit transformiert zu werden. Doch die subtile Quantenwelt ist für diese Art der konzentrierten Zuwendung sehr empfänglich.

In meinem Beispiel mit den zwei Bechern Tee bestand der Unterschied in dem Vorhandensein oder dem Mangel an Energie, die in diesem Fall aus einer äußeren Quelle stammte. In der inneren Alchemie liegt die Energiequelle jedoch meist im Bewusstsein selbst.

Was meine ich damit? Werden Sie sich für einen Augenblick einer Ihrer Hände bewusst. Verschieben Sie einfach Ihre Aufmerksamkeit in diese Hand. Seien Sie sich ihrer Haltung, ihres Gewichts und der Empfindungen in dieser Hand bewusst. Nach kurzer Zeit richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre andere Hand. In welcher haben Sie mehr Empfindung? Oder anders gefragt: Welche Hand enthält mehr Energie?

Bei den meisten Menschen wird das die Hand sein, auf die sie sich eben konzentriert haben. Das liegt daran, dass die Energie der Aufmerksamkeit folgt. Das alchemistische Gefäß der Aufmerksamkeit war auf eine bestimmte Hand gerichtet, und dies führte zu einem Anstieg der wahrgenommenen Energie in dieser Hand. Neurologisch ist dieser Vorgang recht kompliziert, doch auf der praktischen Ebene ist er ganz einfach. Wir tun es jeden Tag.

Manchmal wird der Atem eingesetzt, um eine alchemistische Reaktion anzufeuern. Manchmal werden auch äußere Energiequellen verwendet, zum Beispiel die Sonne oder ein zeremonielles Feuer. In seltenen Fällen werden auch andere Elemente wie Luft oder Wasser zum alchemistischen Prozess herangezogen.

Um mit äußerlichen Energiequellen einen alchemistischen Prozess anzutreiben, schaut der Alchemist zum Beispiel beständig auf eine Flamme, während er in dem Gefäß seiner Aufmerksamkeit die zu transformierende Substanz hält. Die Energie der Sonne kann auf die gleiche Weise genutzt werden.

Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Während ich diesen Teil des Buches schreibe, befinde ich mich auf der Insel Paros in den griechischen Kykladen. Jeden Nachmittag gegen sechs Uhr, wenn die Sonne nicht mehr so brennend heiß ist, setze ich mich etwa eine Stunde lang auf die Terrasse und praktiziere eine alchemistische Übung aus der ägyptischen Tradition.

Um diese Übung zu erklären, muss ich zunächst einen Begriff aus der ägyptischen Alchemie erläutern: das Ka. Der Ka-Körper wird auch das ätherische Doppel oder der spirituelle Zwilling genannt. Er hat die gleiche Form und Größe wie der physische Körper, das Khat, besteht jedoch aus Energie und kaum aus Masse (oder Dichte). Während ich diesen feinstofflichen Körper in dem Gefäß meiner Aufmerksamkeit halte, spüre ich die Sonne. Ich ziehe die subtilen Energien, die mir durch das Sonnenlicht zur Verfügung gestellt werden, in mein Ka. Manche dieser Sonnenenergien sind wissenschaftlich belegt worden, wie zum Beispiel die ultraviolette Strahlung und die Primärfarben des Spektrallichts. Untersuchungen haben gezeigt, dass Spektrallicht sehr positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Doch es gibt eine Fülle weiterer subtiler Energien, die noch nicht wissenschaftlich erfasst sind, vermutlich weil unsere Messmethoden zu grob sind.

Die Taoisten würden diese Art von feinstofflicher Energie als solarisiertes Yang-Chi bezeichnen. Ein Yogi würde es vielleicht Surya (Sonnen)-Prana nennen und ein Alchemist der ägyptischen Linie spräche einfach vom Neter des Ra (der Kraft des Sonnengottes). Wie auch immer man es nennt, es gibt diese andere Art von feinen Energien im Sonnenlicht. Ich nenne meine Version dieser Übung die Liegestuhl-Methode. Früher führte ich ein umfangreiches System von stehenden Bewegungen durch, um die Energie der Sonne in mein Ka zu ziehen. Manchmal, wenn ich mich besonders agil fühle, tue ich das immer noch. Doch ich habe festgestellt, dass es genauso gut funktioniert, wenn ich einfach sitze.

Ich setze mich also gegen sechs Uhr in den gemütlichen Liegestuhl, den unser freundlicher Vermieter Stephanos uns zur Verfügung gestellt hat. Ich ziehe mein Hemd aus und entspanne mich, während ich meinen Ka-Körper in dem Gefäß meiner Aufmerksamkeit halte. Ich werde mir einfach meines Ka bewusst, man könnte auch sagen, ich stelle es mir vor, als einen Körper aus strahlendem Licht. Dann atme ich entspannt und ziehe mit dem Einatmen die feinstofflichen Energien der Sonne in mein Ka.

Manchmal ziehe ich die Energie durch meinen Nabel ein und lasse sie durch mein Ka kreisen. Oder ich ziehe die Energie der Sonne in meinen Solarplexus, der nach dem Verständnis der ägyptischen Alchemie ein Aspekt von Ra ist. Ich lade diese Miniatursonne in meinem Ka-Körper auf, und die überschüssige Energie fließt automatisch in meinen Körper. Manchmal ziehe ich es auch vor, mir mein Ka als eine Art von Magnet vorzustellen (was es auch ist) und ziehe dann die Energie der Sonne auf einmal direkt in das gesamte Ka.

Manch einer mag diese Methode seltsam oder vielleicht etwas zu lässig finden, doch sie enthält alle drei Elemente: Substanz, Gefäß und Energie. Es handelt sich also um Alchemie. In meiner Konzentration auf mein Ka halte ich es in dem alchemistischen Gefäß meiner Aufmerksamkeit; die zu transformierende Substanz ist mein Ka. Es handelt sich hier um eine Energie aufbauende Übung. Wozu das dient, wird in dem nächsten Abschnitt über ägyptische Alchemie deutlich.

 

Wir haben also zwei der wesentlichen Elemente: die zu transformierende Substanz (mein Ka) und ein Gefäß für die alchemistische Reaktion (meine Aufmerksamkeit). Das dritte Element, die Energie, steuert natürlich die Sonne selbst bei (Ra). Wenn ich es richtig mache, das heißt alle drei Elemente beieinander halte, führt diese Übung zu einer enormen Steigerung der Energie und der Schwingung in meinem Ka-Körper. Manchmal wandert mein Verstand jedoch, Gedanken und Phantasien tauchen auf. Dann lässt der Aufbau der Energie nach. Wenn ich meine Aufmerksamkeit dann nicht auf mein Ka zurückbringe, wird der Energieanstieg ganz zum Erliegen kommen, einfach weil ich dann das Gefäß für die alchemistische Reaktion verloren habe. In unserem Beispiel mit dem Teekochen wäre das so, als hätte ich den Kessel vom Herd genommen.

Die hohe Kunst der inneren Alchemie liegt darin, alle drei Elemente, also die Substanz, das Gefäß und die Energie so lange beisammen zu halten, bis eine alchemistische Reaktion abläuft. Das kann dem Alchemisten eine gehörige Portion Disziplin abverlangen.

Alle Alchemisten, welcher Traditionslinie auch immer sie sich zuordnen, verwenden diese drei Elemente: Gefäß, Substanz und Energie. Jede Linie hat ihre eigenen Methoden, dem Alchemisten zu helfen, das Gefäß seiner Aufmerksamkeit zu stärken und dadurch immer stärkere und intensivere alchemistische Reaktionen durchführen zu können.

Der praktizierende Alchemist muss für die Feinheiten der Substanzen außerordentlich empfindsam werden. Je mehr sich seine Wahrnehmung verfeinert, desto mehr kann er die subtilen Eigenschaften der energetischen Substanzen unterscheiden. Damit geht auch ein Gefühl dafür einher, wie und in welchem Umfang diese Substanzen am besten alchemistisch eingesetzt werden können. Es kann sich bei diesen Substanzen um alles Mögliche handeln, von physischen Stoffen wie Speichel und Sekreten bis hin zu Dingen, die völlig im Quantenbereich liegen. Wie gesagt eignen sich diese Quantensubstanzen am besten für den Prozess der inneren Alchemie.

Und zuletzt braucht der Alchemist auch Energie, um die alchemistische Reaktion zu betreiben. Die Möglichkeiten, Energiequellen für derartige innere Arbeit zu erschließen, sind wahrhaft unbegrenzt. Jede alchemistische Tradition macht eigene Vorschläge dazu, wie die benötigte Energie zu sammeln wäre. Weltweit kommt dabei aus den verschiedenen Linien eine große Bandbreite an klugen, raffiniert entwickelten und teilweise beeindruckenden Methoden zur Erzeugung von Energie zusammen.

In dem Manuskript behauptet Magdalena, dass es ihre Aufgabe als Eingeweihte war, Jeshua bei der Entwicklung seines feinstofflichen Körpers (Ka) durch spezifische Praktiken des Energieaufbaues zu unterstützen. Sie sagt, dass dies durch den meisterhaften Einsatz von sexueller Energie geschah. Als einer Eingeweihten der Isis standen ihr die Methoden einer der ältesten alchemistischen Linien auf diesem Planeten zur Verfügung, und genau diesen wollen wir uns jetzt zuwenden.

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