Meditation ist nicht, was Sie denken

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Die Achtsamkeitspraxis hat sich in den letzten vierzig Jahren – nicht zuletzt aufgrund der stetig steigenden Zahl an wissenschaftlichen und medizinischen Studien zu ihren vielfältigen Wirkungen – rasch in der ganzen Welt ausgebreitet und ist zu einem Bestandteil der westlichen Kultur geworden, und in verschiedensten Bereichen ist ein explosionsartig ansteigendes Interesse zu verzeichnen, sei es an weiterführenden Schulen und Hochschulen, in der Geschäftswelt, im Sport, in der Justiz, im Militär und in Regierungsinstitutionen, von Psychologie und Psychotherapie ganz zu schweigen. Wie bereits erwähnt: Falls Sie allerdings zu den Menschen gehören sollten, die bereits ein seltsames Gefühl beschleicht, wenn sie den Begriff „Meditation“ auch nur hören, oder falls Sie aufgrund Ihrer Vorstellungen davon denken, das sei ohnehin nichts für Sie, dann ziehen Sie in Betracht, dass Meditation, und ganz besonders Achtsamkeitsmeditation, nicht das ist, was Sie denken.

An Meditation ist überhaupt nichts Außergewöhnliches oder Seltsames. Es geht im Wesentlichen nur darum, dass wir in unserem Leben so aufmerksam sind, als käme es wirklich darauf an – denn wie ebenfalls schon gesagt wurde: Es kommt darauf an, und zwar mehr, als Sie vielleicht denken mögen. Trotzdem kann es hilfreich sein, wenn wir im Gedächtnis behalten, dass Meditation zwar nichts Außergewöhnliches, zugleich aber etwas ganz Besonderes und Transformierendes ist, auf eine Weise, die man sich nicht wirklich vorher vorstellen kann – was uns aber nicht davon abhält, es uns dennoch vorzustellen.

Wenn man Achtsamkeit entwickelt und sie immer feiner werden lässt, kann sie auf jeder Ebene des Lebens eine positive Wirkung entfalten, auf der privaten und der beruflichen, der gesellschaftlichen, politischen und globalen. Allerdings setzt das voraus, dass wir motiviert sind herauszufinden, wer wir wirklich sind, und unser Leben in dem Bewusstsein zu leben, dass es einen Unterschied macht, nicht nur für uns selbst, sondern auch für die anderen und die Welt. Denn wenn wir aufwachen, realisieren wir, dass die Realität an sich und damit auch die Welt, die wir bewohnen, zutiefst von Verbundenheit durchzogen ist. Nichts ist wirklich von irgendetwas anderem getrennt. Und diese Verbundenheit wird umso offensichtlicher, je mehr wir uns darin üben, wach und bewusst zu sein.

Dieses lebenslange Abenteuer beginnt genau dann, wenn wir unseren ersten Schritt machen. Indem wir diesen Pfad beschreiten, wie wir es mit diesem Buch und den folgenden drei Bänden gemeinsam tun, werden wir sehen, dass wir mit unseren Bemühungen nicht allein sind, ebenso wenig wie mit unseren Schwierigkeiten im Leben. Denn wenn Sie mit der Praxis der Achtsamkeit beginnen, dann werden Sie Teil einer wachsenden, immer stärkeren globalen Gemeinschaft, die sich darum bemüht, absichtsvoll und offen zu leben, und die letztendlich uns alle mit einschließt. Eine Sache noch, bevor wir uns auf den Weg machen. Soviel wir auch an uns arbeiten mögen, um durch die Kultivierung von Achtsamkeit zu lernen, daran zu wachsen und das zu heilen, was der Heilung bedarf: Völlige Gesundheit ist unmöglich in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht zutiefst ungesund ist und in der es offensichtlich so viel Leiden und Not gibt, sowohl bei denen, die uns nahestehen, als auch bei jenen, die wir gar nicht kennen, sei es gleich nebenan oder auf der anderen Seite der Erde. Da wir mit allem verbunden sind, ist das Leiden der anderen zugleich unser eigenes Leiden, selbst wenn wir uns manchmal gern davon abwenden würden, weil es so schwer zu ertragen ist. Dies muss jedoch kein Problem sein; es kann vielmehr zu einer starken Motivation für innere und äußere Transformation in uns selbst und in der Welt werden.

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass die Welt an einer ernsthaften und fortschreitenden Krankheit leidet. Ein Blick zurück in die Geschichte überall und zu jeder Zeit, auch auf das heutige Leben, zeigt ganz deutlich, dass unsere Welt immer wieder von Krämpfen des Irrsinns geschüttelt wird, von Phasen, die wie eine Art kollektiver Wahnsinn wirken, in denen Engstirnigkeit und Fundamentalismus das Ruder übernehmen und großes Elend, Verwirrung und die Gesellschaft zersetzende Kräfte den Status quo beherrschen. Diese Eruptionen sind das genaue Gegenteil von Weisheit und Gleichgewicht. Nicht selten gehen sie mit einer arroganten Verherrlichung der eigenen Position und der schamlosen Ausbeutung anderer einher, und fast immer beruhen sie auf einer Ideologie politischer, kultureller, religiöser oder wirtschaftlicher Überlegenheit, selbst wenn diese sich sprachlich hinter der Fassade von Humanismus, wirtschaftlicher Entwicklung und Globalismus versteckt sowie des allzu verführerischen Köders des zu eng gefassten materiellen „Fortschritts“ und der Demokratie nach westlichem Vorbild. Unter der Oberfläche haben diese Kräfte oft eine kulturelle Gleichschaltung und die Zerstörung der Umwelt zur Folge, ebenso wie die grobe Missachtung der Menschenrechte, was zusammengenommen tatsächlich einer Krankheit gleichkommt. Das Pendel scheint immer schneller auszuschlagen, sodass es kaum Zeiten gibt, in denen der Irrsinn zumindest vorübergehend aussetzt und wir tatsächlich einmal zu innerer Ruhe und einem Gefühl tiefen Friedens finden können.

Im 20. Jahrhundert gab es bekanntlich mehr systematisches Morden im Namen des Friedens und der Beendigung von Kriegen als in allen Jahrhunderten davor zusammengenommen, wobei die große Mehrheit davon, vielleicht ironischerweise, in Europa und dem Fernen Osten stattfand, in den damaligen großen Zentren der Bildung und der Hochkultur. Und im 21. Jahrhundert geht es gerade so weiter, selbst wenn dies in anderen, nicht minder verstörenden Erscheinungsformen geschieht. Wer auch immer die Protagonisten sind und um welche rhetorischen und konkreten Themen der Streit sich auch dreht, werden Kriege, zu denen ebenso verdeckte und Antiterrorkriege gehören, auf allen Seiten stets im Namen überaus hehrer Ideale und Prinzipien ausgetragen. Selbst wenn die Auseinandersetzungen unvermeidbar erscheinen, führen sie stets zu einem mörderischen Blutvergießen und schaden am Ende sowohl den Angegriffenen als auch den Aggressoren. Und sie gehen immer auf Störungen im menschlichen Geist zurück. Doch wenn wir uns zur Lösung von Problemen der Anwendung von Gewalt bedienen, statt auf andere, kreativere Mittel zurückzugreifen, macht uns das blind für die Tatsache, dass Krieg und Gewalt selbst Symptome jener Autoimmunerkrankung sind, unter der unsere gesamte Spezies zu leiden scheint. Es macht uns blind dafür, dass andere Wege zur Wiederherstellung von Harmonie und Balance möglich sind, wenn diese durch ganz reale, sehr gefährliche und sogar virulente Kräfte unterbrochen werden, an deren Erstarken und Verbreitung wir vielleicht unfreiwillig mitwirken, selbst wenn wir sie ansonsten verabscheuen, ihnen entschlossen entgegentreten und sie bekämpfen.

Es ist heutzutage sehr viel leichter, einen Krieg zu „gewinnen“, als in den Wirren, die auf den Krieg folgen, wirklichen Frieden zu erreichen, wie beispielsweise die Vereinigten Staaten im Irak und in Afghanistan erfahren mussten. Denn dazu ist eine völlig andere Art des Denkens, des Bewusstseins und der Planung erforderlich, eine Denkart, die nur daraus erwachsen kann, dass wir uns selbst besser verstehen und ein mitfühlendes Verständnis für andere entwickeln, die vielleicht nicht nach dem streben, was wir für das Wichtigste halten, die ihre eigene Kultur haben, ihre eigenen Gebräuche und Werte und die dieselben Ereignisse vielleicht ganz anders wahrnehmen als wir, so schwer es uns manchmal fallen mag, das zu glauben. De facto ist dies den Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa mit dem Marshallplan und seinem mitfühlenden Geist sowie seiner Weisheit auf bemerkenswert vorausschauende Weise gelungen.

Dennoch müssen wir immer wieder erkennen, dass sowohl die Wahrnehmung als auch die Beweggründe, welche die Wahrnehmung prägen und aus ihr resultieren, subjektiv, selektiv wie auch relativ und bedingt sind, dass sie zudem in engen Schleifen gefangen sind, die einer weiteren, integrativeren und sicherlich realistischeren Sichtweise im Weg stehen. Angesichts des Zustands der Welt ist es vielleicht an der Zeit, dass wir Zugang zu den tieferen Dimensionen der menschlichen Intelligenz und Verbundenheit finden, die unseren unterschiedlichen Weltanschauungen zugrunde liegen. Das legt die Vermutung nahe, dass es höchst unklug ist, einzig und allein nach unserem individuellen Wohlergehen und unserer eigenen Sicherheit zu streben. Sind doch unser Wohlergehen und unsere Sicherheit in dieser zunehmend kleiner werdenden Welt ganz eng an das Wohlergehen und die Sicherheit aller anderen Menschen gekoppelt. Zur Besinnung kommen bedeutet unter anderem, dass wir ein umfassendes Bewusstsein all unserer Sinne entwickeln, einschließlich unseres Geistes und seiner Begrenztheit, und dass wir, wenn wir verunsichert sind oder über viele Ressourcen verfügen, der Versuchung widerstehen, alle Variablen in der äußeren Welt so weit wie nur möglich kontrollieren zu wollen. Das ist ein aussichtsloses Unterfangen, das in sich gewaltsam ist, letztlich unsere Kräfte aufzehrt und sich selbst erschöpft.

Auch was die Gesundheit des Planeten Erde angeht, müssen wir ein Bewusstsein für den Körper erlangen, in diesem Fall für den „politischen Körper“, der aus verschiedenen Gruppen, Unternehmen und Nationen besteht, die jeweils ihre ganz eigenen Sorgen, Anfälligkeiten und besonderen Perspektiven pflegen. Im Rahmen ihrer jeweiligen Tradition und Kultur verfügen sie aber auch über Ressourcen zur Förderung von Selbstgewahrsein und Heilung, und nicht zuletzt ergeben sich aus dem Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Traditionen – eine der Besonderheiten der heutigen Welt – ganz neue Möglichkeiten.

Eine Autoimmunerkrankung bedeutet, dass das Immunsystem, das eigentlich für die Sicherheit des Körpers sorgen soll, Amok läuft und der Körper seine eigenen Zellen, sein Gewebe und somit sich selbst angreift. Kein Körper, auch kein politischer Körper, kann unter solchen Bedingungen lange weiter bestehen, ganz gleich, wie gesund und vital er sonst sein mag. Genauso wenig kann es einem Land auf lange Sicht in der Welt gutgehen, wenn seine Außenpolitik zu weiten Teilen von einer allergischen Reaktion bestimmt wird, eines der Symptome für ein entgleistes Immunsystem – auch nicht unter der Entschuldigung, selbst wenn etwas dran sein mag, dass wir kollektiv unter schwerem posttraumatischem Stress leiden, wie etwa durch die Angriffe am 11. September 2001, der Entstehung des IS sowie des globalen Terrorismus. Das Erblühen verschiedener Strömungen von toxischem und rassistischem Populismus lässt da nicht lange auf sich warten. Solche Bedingungen können wohlmeinende wie auch zynische politische Führer dazu verführen, die Ereignisse für bestimmte Zwecke auszubeuten, die wenig bis gar nichts mit Heilung, tatsächlicher Sicherheit oder authentischer Demokratie zu tun haben.

 

Wie es bei Menschen der Fall ist, die durch einen Herzanfall oder eine unerwartete Diagnose ganz plötzlich auf den Weg der Suche nach mehr Gesundheit und umfassenderem Wohlergehen gestoßen werden, kann ein solcher Schock, wie schrecklich er auch sein mag, zu einem Weckruf werden, wenn man ihm mit Fürsorge und Aufmerksamkeit begegnet. Auf diese Weise können tiefe und machtvolle Ressourcen der Heilung und Neuorientierung mobilisiert werden, durch die wir unsere Energien und Prioritäten neu ausrichten können, die wir vielleicht für lange Zeit vernachlässigt oder sogar ganz vergessen haben, und zugleich können wir achtsam und entschlossen handeln, um uns für unsere Sicherheit und unser Wohlergehen einzusetzen.

Die Heilung der Welt als Ganzes ist das Werk zahlreicher Generationen. An vielen Stellen hat sie bereits begonnen, indem Menschen sich bewusst geworden sind, welch enormes Risiko wir eingehen, wenn wir die lebensbedrohliche Erkrankung des „Patienten Erde“ weiterhin ignorieren, wenn wir der Geschichte des Patienten keine Aufmerksamkeit widmen, also dem Leben auf dem Planeten und insbesondere dem menschlichen Leben, da das Handeln des Homo sapiens in der heutigen Zeit das Schicksal der Lebewesen auf dieser Erde für viele kommende Generationen bestimmt, und auch wenn wir der so offensichtlichen Diagnose Autoimmunerkrankung keine Beachtung schenken, weil wir uns schwertun, sie zu akzeptieren, und uns nicht um eine mögliche Heilung bemühen, solange noch die Möglichkeit dazu besteht, was mit einschließen würde, unsere tiefste und beste Natur als lebendige und daher fühlende Wesen zu integrieren.

Die Heilung unserer Welt, und sei es auch nur im Ansatz, verlangt, dass wir unsere vielfältige Intelligenz in den Dienst des Lebens, der Freiheit und des Strebens nach wahrem Glück stellen, für uns selbst und für zukünftige Generationen – und nicht nur für die Amerikaner und die anderen Menschen des Westens, sondern für alle Bewohner dieses Planeten, auf welchem Kontinent oder welcher Insel auch immer, und nicht nur für Menschen, sondern auch für alle anderen Kreaturen, die im Buddhismus oft „fühlenden Wesen“ genannt werden.

Denn am Ende ist das Fühlen der Schlüssel, wenn wir zur Besinnung kommen und zu dem erwachen wollen, was möglich ist. Wir müssen lernen, wie wir unsere Bewusstheit sowie unser Vermögen zur klaren Sicht der Dinge und zum selbstlosen Handeln nutzen, entwickeln und uns zu eigen machen, sowohl als Individuen wie auch in unseren Institutionen – zum Beispiel in Unternehmen, Regierungsinstitutionen und größeren internationalen Zusammenschlüssen wie den Vereinten Nationen oder der Europäischen Union. Ansonsten verdammen wir uns selbst zur Autoimmunkrankheit unserer Unbewusstheit, aus der endlose Kreisläufe von Illusion, Verblendung, Habgier, Angst, Grausamkeit, Selbsttäuschung und letztlich auch willkürlicher Zerstörung und Tod resultieren. Die menschliche Spezies selbst ist die Autoimmunkrankheit des Planeten Erde. Wir sind sowohl der Krankheitserreger als auch ihr erstes Opfer. Aber das ist keineswegs das Ende der Geschichte, zumindest noch nicht, nicht jetzt.

Solange wir atmen, ist noch Zeit, dass wir uns für das Leben entscheiden und darüber nachdenken können, was eine solche Wahl von uns verlangt. Diese Wahl ist etwas ganz Konkretes, von Augenblick zu Augenblick, nicht irgendeine gewaltige und einschüchternde Abstraktion. Sie ist ganz nah an der Substanz und dem Substrat unseres sich entfaltenden Lebens, im Inneren in unseren Gedanken und Gefühlen und im Äußeren in unseren Worten und Taten, in einem jeden Moment.

Die Welt braucht all ihre Blumen genauso, wie sie sind, selbst wenn sie nur für einen ganz kurzen Augenblick erblühen, die wir „Lebenszeit“ nennen. Es ist unsere Aufgabe, für jeden Einzelnen und als Kollektiv, herauszufinden, was für eine Art Blume wir sind, in der kostbaren Zeit, die wir haben, unsere einzigartige Schönheit mit der Welt zu teilen und unseren Kindern und Enkeln ein Vermächtnis von Weisheit und Mitgefühl zu hinterlassen, das wir durch unseren Lebensstil verkörpern, durch unsere Institutionen, und in Anerkennung unserer Verbundenheit, zu Hause und auf der ganzen Welt. Warum sollten wir es nicht riskieren, uns für geistige und seelische Gesundheit in unserem eigenen Leben und in der Welt einzusetzen, in der das Innen und das Außen sich gegenseitig und unser Genie als Spezies widerspiegeln?

Dabei kommt es auf die kreativen Bemühungen und Handlungen eines jeden von uns an, und es steht nicht weniger auf dem Spiel als die Gesundheit unseres Planeten. Man könnte sagen, dass die Welt – buchstäblich und metaphorisch – für uns als Spezies stirbt, damit wir zur Besinnung kommen. Darum ist es jetzt an der Zeit, dass wir ganz zu unserer Schönheit erwachen, dass wir das Werk unserer Selbstheilung, der Heilung unserer Gesellschaften und der Erde angehen, es vorantreiben und dabei auf alles Wertvolle aufbauen, was bereits da ist und jetzt zur Blüte kommt. Keine Absicht ist zu klein und keine Bemühung zu unbedeutend. Jeder Schritt auf diesem Weg macht einen Unterschied. Und wie Sie sehen werden: Jeder Einzelne von uns zählt. Wie im Vorwort beschrieben, ist dieses Buch der erste von vier Bänden, die jeweils in zwei Teile gegliedert sind. In alle vier Bände habe ich hier und da Geschichten aus meiner eigenen Erfahrung eingewoben. Damit möchte ich Ihnen einen Eindruck von dem Paradoxon vermitteln, dass Meditation einerseits etwas ganz Persönliches und Individuelles ist, andererseits aber sehr unpersönlich und universell jenseits all der selbstbezogenen Skripte über „mein“ Leben und „meine“ Erfahrung, die von der ichbildenden Gewohnheit des Geistes unablässig ausgeheckt werden. Ich möchte ein Gefühl dafür vermitteln, wie wichtig es ist, die eigene Erfahrung zwar ernst, nicht aber persönlich zu nehmen und ihr mit einem gesunden Maß an Unbekümmertheit und Humor zu begegnen, gerade angesichts des ungeheuren Leids, in das wir unentrinnbar verwickelt sind, und im Lichte der Vergänglichkeit all jener Zerrbilder, die wir „unsere Meinungen und Ansichten“ nennen und an denen wir verzweifelt festhalten, um der Welt und unserem Dasein irgendeinen Sinn abzugewinnen.

Im ersten Teil dieses Bandes geht es darum, was Meditation ist, was sie nicht ist und wie die Kultivierung von Achtsamkeit aussehen kann. Im zweiten Teil werden die ursprünglichen Quellen unseres Leidens und unseres „Un-Wohlseins“ untersucht. Und es wird gezeigt, dass Aufmerksamkeit an sich eine befreiende Wirkung hat, wenn wir sie bewusst und ohne zu urteilen einsetzen, wie Meditation in die Medizin integriert wird und wie sie neue Dimensionen unseres Geistes und unseres Herzens offenbart, die zutiefst heilend und transformierend sein können.

Der erste Teil des zweiten Buchs Wach werden und das Leben wirklich leben ist der Erkundung der „Sinneslandschaften“ gewidmet und geht der Frage nach, wie bewusstere Sinneswahrnehmung unser Wohlergehen fördern und unser Leben bereichern kann. Im zweiten Teil erhält der Leser detaillierte Anleitungen zur Entwicklung von Achtsamkeit durch die verschiedenen Sinne. Dabei wird ein Spektrum unterschiedlicher Meditationsmethoden vorgestellt und ein Geschmack für ihren außerordentlichen Reichtum vermittelt, der uns in jedem Moment zugänglich ist.

Im dritten Buch Das heilende Potenzial der Achtsamkeit geht es im ersten Teil darum, wie die Entwicklung von Achtsamkeit zu Heilung und größerem Glück führen kann, und zwar durch eine „orthogonale* Rotation im Bewusstsein“ in der Weise, wie wir die Welt begreifen und uns in ihr verhalten. Der zweite Teil befasst sich vertiefend mit der Kultivierung von Achtsamkeit und gibt Beispiele dafür, wie sie in verschiedene Aspekte unseres täglichen Lebens hineinwirken kann. Das reicht vom echten Erleben des gegenwärtigen Augenblicks über ganz und gar weltliche Aspekte bis dahin, zu „sterben, bevor wir sterben“.

Das vierte Buch Achtsamkeit für alle befasst sich im ersten Teil aus der Perspektive der Geist-Körper-Medizin mit der Welt der Politik und den Belastungen, denen die Welt ausgesetzt ist, und bietet einige Vorschläge dazu, wie Achtsamkeit helfen könnte, die Gesundheit des politischen Körpers und der gesamten Erde zu verbessern und zu transformieren. Der zweite Teil stellt unser Leben und die Herausforderung, mit der wir heute konfrontiert sind, in den größeren Kontext der Evolution der menschlichen Spezies und enthüllt verborgene Dimensionen dessen, was möglich ist, damit wir unser Leben von Augenblick zu Augenblick und von Tag zu Tag in dem Bewusstsein leben können, dass es wirklich darauf ankommt.

Wie bereits angemerkt gibt es eine Abfolge durch die vier Bände, von dem „Was“ und dem „Warum“ der Achtsamkeit darüber, „wie“ wir sie in unserem Leben kultivieren können, über die Gründe, die uns dazu motivieren mögen – in anderen Worten das „Versprechen“ der Achtsamkeit –, bis zu deren Verwirklichung darin, wie wir von Moment zu Moment unser Leben leben. Ich hoffe, dass Sie darin viel Wertvolles für sich entdecken werden!

* Steven Chu, Stanford University, Physiknobelpreisträger, Mind and Life Institute, Dialogue X, Dharamsala, Indien, Oktober 2002.

* Lassen Sie sich von dem Begriff „orthogonal“ nicht einschüchtern. Er bedeutet einfach „um neunzig Grad“ im Verhältnis zu dem verwendeten Koordinatensystem. Er soll eine neue Dimension jenseits der konventionellen beschreiben, mit denen wir vertraut sind, um uns eine neue Perspektive auf das Ganze zu geben, die auf dieser größeren Dimensionalität beruht.