Gardasee – ReiseMomente

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Der Norden


Dramatische Wolkenstimmung am Obersee

Der Norden

1. Riva: im gläsernen Aufzug zur Bastion

2. Riva – Hinterland: eintauchen in die Bronzezeit

3. Valle dei Laghi: ein Poet namens Mussolini

4. Torbole: Wind und Wellen, Brett und Segel

5. Rovereto: mehr als eine Autobahnausfahrt

6. Trento: mit Muse ins MUSE


1 Riva

IM GLÄSERNEN AUFZUG ZUR BASTION

200 Meter über dem See und Riva del Garda thront der Bastione, die Ruine einer venezianischen Festung aus dem 16. Jahrhundert. Bis vor Kurzem brauchte es einen 30-minütigen Fußmarsch zu diesem Rundturm, um den besten Blick auf Städtchen und See zu bekommen. Seit Sommer 2020 dauert es nur noch zwei Minuten, wenn man die neue gläserne Panoramabahn benutzt.


Wie verschachtelt sieht Riva von dem Bastione aus, als seien die Dächer ineinander gebaut. Nur der Platz am Hafen, die Piazza Tre Novembre, hat etwas Luft. Die Palazzi und Arkaden im venezianischen Stil bezeugen den Einfluss der Serenissima. Blickfang an der Piazza ist der 34 Meter hohe Torre Apponale. Friedrich Nietzsche war von dem schiefen Turm am Gardasee so begeistert, dass er sich wünschte, sein Leben darin als Eremit beschließen zu können.


Der runde Bastione

Etwas weiter östlich sieht man La Rocca, ringsherum von Wassergräben umgeben, liegt die Burg auf einer kleinen Insel. Sie wurde 1124 von den Scaligern erbaut und beherbergt heute das Museo Civico mit archäologischen Funden aus der Region sowie einer Pinakothek mit Gemälden des 16. bis 20. Jahrhunderts.


Riva mit schiefem Turm

Wer von der Bastione noch weiter zur 625 Meter hoch gelegenen Kapelle Santa Barbara möchte, muss weiterhin zu Fuß gehen (1,5 Stunden). Die Kirche wurde 1935 von den Bergleuten erbaut, die sich nach Vollendung des Wasserkraftwerks Ponale dafür bedankten, dass bei dem schwierigen Bau kein größeres Unglück passiert war. Das Wasserkraftwerk ist der große gelbe Bau südlich vom Hafen. Die mächtigen Rohre, die den Hang des Monte Rocchetta hinabführen, leiten das Wasser vom Lago di Ledro zum Kraftwerk.


Das Wasserkraftwerk

Aus der Zeit der Österreicher (siehe unten) stammt der Serpentinen-Star, die gute alte Pregasina-Straße südlich von Riva und dem Kraftwerk, die 1865 als Militärstraße in die Felswände geschlagen wurde. Landeinwärts geht es senkrecht nach oben und zur Seeseite fällt die Steilküste jäh ins dunkelblaue Seewasser ab. Bis zur Schließung 1990 war sie die einzige Verbindung in das Dorf Pregasina und zum Ledrosee. 2000 wurde die Schotterstraße, auch Ponale genannt, wieder für Fahrradfahrer und Fußgänger geöffnet: Atemberaubende Serpentinen und ebensolche Blicke warten!


Blick vom Brione


Die Spiaggia Sabbioni

Ein ausgedehnter Spaziergang führt in östlicher Richtung, an einer der schönsten Uferpromenaden am Gardasee, zum Monte Brione, jener schräge, wie ein Keil aussehender Berg, der Riva von Torbole trennt. In knapp 1,5 Stunden kann man den 376 Meter hohen Felsen ohne große Schwierigkeiten auch erobern und erneut ein wunderbares Panorama genießen.

Riva ist nicht schnelllebig, aber Riva gibt sich immer noch mondän und ist etwas eleganter als die meisten Orte am See. Das sieht man an manchen Hotels wie dem „Lido Palace“, Parks und Geschäften, besonders auch an der Spiaggia degli Olivi, ein Strandbad, das wie ein Amphitheater am See liegt, mit leicht wirkenden Bauten aus den 1930er-Jahren. Doch Riva la Diva – das war einmal, so ehrlich muss man schon sein. Riva la Diva, das war um 1900, als der Adel und besonders die Schriftsteller kamen: Franz Kafka, Heinrich und Thomas Mann, Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, auch Sigmund Freud. Sie begründeten den Tourismus am nördlichen Gardasee und gaben Riva eine internationale Bedeutung, die erst Anfang der 1970er-Jahre wieder wuchs: 1973, da ist sich der gebürtige Rivaner Danilo Miori sicher, wurde der erste Windsurfer auf dem Lago gesichtet. „Da haben wir schon gestaunt: ein Mann, ein Brett, ein Segel – und der fuhr auch noch schnell ...“ Danilo muss es wissen: Er kann sich sogar noch erinnern, wie die Schiffe aus dem Süden in Riva festmachten und die Träger Baumwoll- und Leinenlappen in großen Mengen an Land schleppten, die für die Papierfabrikation benötigt wurden. Die Hafenstadt, die zu Römerzeiten noch Ripa (Ufer) hieß, hatte ja schon immer eine strategisch günstige Lage, mittels der sich der Nord-Süd-Handel von den Alpen bis zur Po-Ebene kontrollieren ließ. Nach dem Wiener Kongress fiel Riva 1815 an Österreich und blieb genau 103 Jahre lang auch österreichisch.


Lobby im „Lido Palace“

Einkaufen: Am zweiten und vierten Mittwoch im Monat ist Wochenmarkt.

Strand: Spiaggia Sabbioni, einer der größten und besten Strände am See: Schatten spendende Bäume, kein Eintritt

Unterhaltung: Lounge-Musik und Gin vom Gardasee täglich bis 2 Uhr in der schicken Rivabar, Largo Medaglie d'Oro 1

Veranstaltungen: In der Notte di Fiaba, der Märchennacht am letzten Samstag im August, wird dem Sommer „ciao“ gesagt. Ganz Riva trägt Kostüme, es gibt Musik und ein sehenswertes Feuerwerk.

Info

Lage: Riva del Garda, Region Trentino – 15.000 Einwohner

Auskunft: Piazza Medaglie d’Oro 5, Tel. +39 0464 554444, gardatrentino.it

Aktivitäten: Windstärkster Spot für die Surfer ist beim Hotel Pier, südlich von Riva.

Museen: museoaltogarda.it

Panoramabahn: täglich 9:30 bis 0:30 Uhr, 5 EUR

Restaurants:

 Locanda Restel de Fer: Ristorante tipico, abseits vom Zentrum, beste regionale Gerichte wie Gardasee-Fisch-Ravioli; Hauptgerichte 13 bis 25 EUR; Via Restel de Fer 10, Tel. +39 0464 553481, resteldefer.com

 Al Volt: elegant, Spezialität Kalbsbacke mit Polenta; Hauptgerichte 12 bis 24 EUR; Via Fiume 73, Tel. +39 0464 552570, ristorantealvolt.com

 Trattoria La Montanara: rustikale Küche mit Trentiner Pferdesteak; Hauptgerichte 10 bis 18 EUR; Via Montanara 11, Tel. +39 0464 551954

Unterkünfte:

 Lido Palace: 5-Sterne-Hotel in einem Gebäude von 1900 direkt am See mit Top-Küche, gutem Spa und Pool; DZ ab 230 EUR; Viale Giosuè Carducci 10, Tel. +39 0464 021899, lido-palace.it

 Du Lac et du Parc Grand Resort: 4-Sterne-Hotel mit freistehenden Bungalows im herrlichen Park am See; zwei Pools, DZ ab 115 EUR; Viale Rovereto 44, Tel. +39 0464 566600, dulacetduparc.com

 Hotel Maso: 3-Sterne-Hotel in einem Hof von 1900 im Hinterland, von Weinreben umgeben; einfache, moderne Zimmer, kleiner Wellnessbereich, Pool, DZ ab 80 EUR; Via Edoardo Modl 7, Tel. +39 0464 521514,hotelalmaso.it

2 Riva – Hinterland

EINTAUCHEN IN DIE BRONZEZEIT

Sogar eine Weltkulturerbestätte hat der Gardasee in seinem Hinterland zu bieten. Im kleinen Bruder Ledrosee wurden 1929 Pfahlbauten eines Jungsteinzeitdorfs entdeckt und die Relikte 2011 von der UNESCO zum Welterbe geadelt. Außerdem findet man in der Nähe ein mittelalterliches Dorf, einen spektakulären Wasserfall, Klettersteige, ein Stückchen Afrika und für den Gaumen Carne salada.

 


Tretboote am Ledrosee

Erst wunderten sich die Fischer: Warum nur verfangen sich ihre Netze immer an Baumstümpfen im Ledrosee? Dann wunderten sich die Ingenieure: Als sie für das Wasserkraftwerk in Riva am Gardasee den Seespiegel senkten, trat ein ganzer Wald aus Stümpfen hervor. Das war 1929. Und bald wusste man: Dieser Wald ist das Relikt eines Bronzezeitdorfs, das auf 15.000 Pfählen errichtet wurde. Die Ausgrabung erfolgte 1937 und der nur drei Kilometer lange und einen Kilometer breite Lago di Ledro ging in die Wissenschaft ein. 2012 wurde er sogar Weltkulturerbe. Das Pfahlbaumuseum Museo delle Palafitte in Molina zeigt, wie die Menschen vor 3700 Jahren lebten, als gerade die letzten Mammuts ausgestorben waren. Am Seeufer wurde eine Pfahlhütte rekonstruiert.


Nachgebauter Pfahlbau

Richtig nass wird es nördlich von Riva, wo die SS421 zur Cascata Varone führt, einem spektakulär illuminierten Wasserfall. In der Schlucht donnert das Wasser hundert Meter herunter. Es kommt aus dem acht Kilometer entfernten Lago di Tenno und frisst sich seit 20.000 Jahren jährlich vier Millimeter tiefer in die Klamm. Von zwei Aussichtsplattformen spürt man die Enge der Felsenschlucht und die Gischt im Gesicht.


Cascata Varone

In Serpentinen windet sich die Straße dann weiter nach Borgo di Canale. Schlendert man durch die stillen Gassen der mittelalterlichen Ansiedlung mit Häusern aus hellen Bruchsteinen, kommt man am Landwirtschaftsmuseum (Museo degli Attrezzi Agricoli) vorbei: Ausgestellt sind Utensilien von Handwerkern aus früheren Zeiten. Die verwinkelte Casa degli Artisti gegenüber ist Künstlern vorbehalten, die dort zeitweise leben, arbeiten und ausstellen. Borgo di Canale gehört zu Tenno und zählt zu den schönsten Dörfern Italiens.

Einkaufen: Ein Apotheker erfand den Picco Rosso 1940: Der Erdbeer-Himbeer-Likör ist eine Spezialität vom Ledrosee.

Wasserfall:cascata-varone.com

Oberhalb von Tenno, wo sich die Häuser um ein mittelalterliches Kastell gruppieren, schimmert türkis und eingebettet von bewaldeten Bergen der kleine Lago di Tenno mit seinem Inselchen und zwei Kiesstränden. Die Fahrt auf 428 Meter lohnt sich auch, weil man in Tenno das beste Carne salada weit und breit bekommt. Das gepökelte Rindfleisch wurde in der Gegend einst aus der Not geboren, um das Fleisch mithilfe von Salz haltbar zu machen.


Borgo di Canale

Info

Lage: Riva Hinterland, Region Trentino

Auskunft: Via Nuova 7 in Pieve di Ledro, Tel. +39 0464 591222, vallediledro.com

Aktivitäten: Wandern, Mountainbiking, in Pieve Tretbootverleih und Tennisplätze

Museum: palafitteledro.it

Restaurants:

 Pizzeria al Lago: gute Pizzeria direkt am See; kein Gericht über 15 EUR. Nach dem Pranzo geht man ein paar Schritte zum Tretbootverleih. Das Auto kann man am Restaurant-Parkplatz stehen lassen; Via al Lago 3 in Molina di Ledro, Tel. +39 0464 508202

 Acetaia: bestes Carne salada e Fasoi (mit braunen Bohnen) für 13 EUR, Steak von der eigenen Rinderzucht 20 EUR; Strada di San Zeno 2 in Tenno, Tel. +39 0464 550064,acetaiadelbalsamico.it

Unterkunft:

 Hotel San Carlo: 3-Sterne-Hotel direkt am See mit Privatsteg; DZ ab 75 EUR; Via Maffei 115 in Molina di Ledro, Tel. +39 0464 508115, hotelsancarlo.info

3 Valle dei Laghi

EIN POET NAMENS MUSSOLINI

Valle dei Laghi, das Tal der Seen, von denen es mit den Laghi Terlago, Santa Massenza, Cavedine, Toblino vier größere und dazu noch etliche kleinere Gewässer gibt. Sowohl Olivenbäume als auch bereits Nadelbäume bestimmen das Tal, das nach Norden von den Dolomiten abgeschlossen wird. Und im romantisch gelegenen Castel Toblino ereignete sich nicht nur bei Mondschein Sonderbares …



Castel Toblino

Wie geschaffen für Seitensprünge liegt das Castel Toblino romantisch auf einer Halbinsel im Toblinosee. Den Bekanntesten leistete sich im 17. Jahrhundert der Trentiner Fürstbischof Carlo Emanuele Madruzzo, der sich dort mit seiner Geliebten Claudia Particella traf. Es gab Kahnpartien im Mondschein, aber auch Mordversuche: Übereifrige Priester hatten es auf Claudia abgesehen. Im 20. Jahrhundert wurde eine Fortsetzungsgeschichte daraus, in der Trienter Zeitung „Il Popolo”, verfasst von einem gewissen Benito Mussolini. 13 Jahre später wurde der zunächst noch sozialistische Poet zum faschistischen Diktator Italiens. Wer hätte das gedacht …


Kletterwände bei Arco

Im schönen Valle dei Laghi ist das Castel Toblino ganz sicher das Highlight. Doch das Tal, das sich entlang der Sarca schlängelt, die später zwischen Riva und Torbole im Gardasee mündet, ist nicht nur hübsch, sondern auch praktisch: Im Hochsommer, wenn die Brenner-Autobahn manchmal schon ab Trento verstopft ist, kann man die A22 bei Trento-Nord verlassen und fährt über die SP235 und SS12 auf die SS45, die einen dann in der Regel schneller an den Gardasee bringt – schöner auf jeden Fall. Zumal man bei Dro einen Abstecher nach Afrika einlegen kann: Marocche wird ein acht mal zwei Kilometer großes Bergsturzgebiet genannt. Die bizarre Steinwüste ist durch den Rückzug eines Gletschers entstanden. Vor Kurzem wurden Spuren von Dinosauriern nachgewiesen. Den besten Blick auf Klein-Marokko hat man von der Burgruine Drena.


Castello di Arco

In südlicher Richtung geht es weiter an der Sarca entlang, in der viele „Gardasee“-Forellen gezüchtet werden, nach Arco. Die Ruine des Castello di Arco auf dem Burgberg, der im 90-Grad-Winkel hundert Meter abfällt, thront wie eine Kirsche auf der Sahnetorte. Aus 278 Metern hat man eine fantastische Sicht über Stadt und Sarca-Ebene. Durch Olivenhaine gelangt man in etwa 20 Minuten zum Kastell, dessen ältester Teil der obere Turm ist: Der Torre Renghera wurde schon 516 von den Goten erbaut.

Einkaufen:

 Wochenmarkt ist in Arco am ersten und dritten Mittwoch im Monat, Flohmarkt an jedem dritten Samstag.

 viele Fachgeschäfte für Kletterbedarf, zum Beispiel Salewa, Via Segantini 10

Arco selbst ist ein gepflegter Kurort mit Palmenalleen, renovierten Renaissancehäusern, aber auch jeder Menge Geschäfte für Kletterbedarf, denn der Ort hat sich längst als Top-Spot für Kletterer aus ganz Europa entwickelt. Die Weiterfahrt auf der SS45 endet am Gardasee.

Info

Lage: Valle dei Laghi, Region Trentino

Auskunft: Viale delle Palme 1 in Arco, Tel. +39 0464 532255, gardatrentino.it

Aktivitäten: 80 Klettergebiete, mehr als 600 Kletterrouten; einwöchiger Kletterkurs ca. 250 EUR, klettern-arco.com

Restaurants:

 Alla Lega: Es gibt prima Carne salada, Kaninchen, Milchlamm, Grigliata mista (gemischte Grillplatte). Altehrwürdige Räume aus dem 16. Jahrhundert; Hauptgerichte 12 bis 16 EUR; Via Vergolano 8 in Arco, Tel. +39 0464 516205, ristoranteallalega.com

 Ristorante Castel Toblino: Das Schloss kostet 10 EUR – in Form von Castello di cioccolato. Davor Ravioli mit Trüffel aus dem Valle dei Laghi; Hauptgerichte 15 bis 25 EUR; Via Caffaro 1 am Lago di Toblino, Tel. +39 0461 864036, casteltoblino.com

Unterkunft:

 Villa Italia: charmantes 4-Sterne-Hotel, mit Stil eingerichtet; Parkettböden, Indoor-Pool, Dampfbad, Sauna; DZ ab 85 EUR; Viale delle Magnolie 29 in Arco, Tel. +39 0464 516183,villaitaliarco.it

4 Torbole

WIND UND WELLEN, BRETT UND SEGEL

In Torbole braucht man keine Uhr. Der Wind regelt Zeit und Leben im Ort. Vormittags und nachmittags, wenn der Wind bläst, sind alle draußen beim Surfen. Ansonsten tummelt sich das bunte Völkchen in Bars und Restaurants oder hängt im Circolo Surf ab. Das höher gelegene Nago ist nur Durchgangsort, doch ein paar Kilometer zuvor findet man in Mori die beste Gelateria …


Verena Fauster weiß, wovon sie spricht. Der Gardasee ist ihr Revier. Die 42-Jährige ist nicht nur Biologie-Lehrerin, sondern war noch vor wenigen Jahren Welt- und Europameisterin im Slalom-Windsurfen. Während der italienischen Sommerschulferien kann man sie beinahe täglich im Circolo Surf in Torbole treffen. Viele kennen sie, fragen nach Tipps – und die Südtirolerin gibt gerne Antwort. „Der tolle Mix zwischen Nord- und Südwind ist einzigartig“, sagt sie. „Und dass sich in Torbole wirklich alles ums Surfen dreht – von früh bis nachts – das liebe ich! Für mich gibt’s einfach kein besseres Surfrevier.“


Surfer vor Torbole

Im Zentrum aller steht der Zweckbau des Circolo Surf, wo man Leute trifft und abhängt, Kurse gebucht werden können und Wettkämpfe ausgerichtet werden. Die Moves der besten Freestyler anzuschauen, ist wahrlich eine Augenweide, selbst wenn man, wie die meisten Tagesgäste, nicht vom Fach ist.


Verena Fauster


Bei Tempesta

Torbole ist einer der beliebtesten Surfspots Europas, worauf sich der Ort natürlich eingestellt hat. Es gibt beste Infrastruktur mit Surf- und Outdoorshops, Verleihstationen für Brett wie Bike. Denn wer Torbole als Urlaubsdomizil gewählt hat, geht täglich aufs Brett oder Mountainbike. Dann beginnt das endlose Kilometerfressen auf dem Lago-Highway zwischen Torbole und Riva – jeden Tag, von Ostern bis weit in den Oktober hinein. Kiten ist wegen der Dichte von Surfern zwischen Torbole und Riva übrigens verboten.

Für sehr viele ist Torbole aber auch der erste Kontakt zum See: Plötzlich tut sich der Süden auf! Entlang der Serpentinenstraße, von Nago runter nach Torbole, begrüßen Zypressen und Oleander, unten, am Wasser, auch Palmen und Agaven. Und man stößt sogleich auf die Casa del Dazio, das niedliche Zollhäuschen, das auf der Mole des kleinen Hafens steht. Es markierte bis 1918 noch die Grenze zwischen Österreich und Italien. Etwas versteckt im Ortskern liegt die Casa Alberti, wo neben dem Zierbrunnen eine Inschrift an den kurzen Aufenthalt von Johann Wolfgang von Goethe 1786 erinnert: „Heute habe ich an der ‚Iphigenie’ gearbeitet, es ist im Angesichte des Sees gut vonstatten gegangen.”

 

Die Dorfkirche Sant'Andrea wurde 1175 erstmals erwähnt. Vom Kirchplatz mit Zypressen- und Olivenbaumreihen hat man eine schöne Aussicht. Das gilt auch für die Marmitte dei Giganti: Einen Gang in die Eiszeit könnte man den Weg zu den Gletschermühlen nennen. Mehr Sightseeing bietet Torbole allerdings nicht. Doch dafür muss die kurioseste Geschichte in der Historie des Orts erzählt werden: Wer erinnert sich nicht an Fitzcarraldo? Der Opernfan und Kautschukbaron wollte im Amazonas-Gebiet ein Schiff über einen Bergrücken ziehen. 1438, also weit vor Fitzcarraldo, ging es sogar um mehr als 30 Schiffe, die über die nördlichen Monte-Baldo-Ausläufer geschleppt wurden. 1438 hatten die Mailänder den ganzen See besetzt. Venedig wollte aber am Gardasee präsent sein und seine Kriegsschiffe in den See bringen. Also hatte man die Idee, die Flotte von der Etsch über die Berge nach Torbole zu schaffen, was man mit gigantischem Aufwand – Sprengung einer Straße in den Fels, Hunderte von Bäumen als Rollen und 2000 Ochsen in Gespannen – auch tat. Während der zweijährigen Kämpfe unterlagen die Venezianer zwar in einer ersten Seeschlacht, siegten aber letztendlich über die Mailänder und nahmen 1440 den gesamten Gardasee in Besitz. An der Kirche Sant‘ Andrea geht es über die Via Pontalti und die Strada Santa Lucia nach oben: Auf dieser Route wurden die venezianischen Kriegsschiffe transportiert. Ein schöner Weg auch für Geschichtsmuffel …


Torbeles Mole mit Zollhäuschen


Marmitte dei Giganti

Einkaufen:

 Jeden zweiten und vierten Dienstag ist Markt.

 Für Surfer das Mekka: Point 7 Store, außerhalb des Ortszentrum in der Via Sabbioni 15, point-7.com

Strand: Kiesstrand Al Cor, Liegestuhlverleih, kein Eintritt

Unterhaltung: Surf-Tratsch und Remmidemmi gibt’s in der Wind’s Bar; allabendlich gefällt es Hunderten; Via Matteotti 11, windsbar.com

Veranstaltungen: jede Menge hochkarätige Surfwettbewerbe , sogar Weltmeisterschaften!; Termine unter circolosurftorbole.com

Info

Lage: Torbole, Region Trentino – 2500 Einwohner

Auskunft: Lungolago Verona 19, Tel. +39 0464 505177, gardatrentino.it

Aktivitäten:

 Surfen, surfen, surfen! Treffpunkt ist Circolo Surf mit eigenem Strand; Gruppensurfkurse ab 20 EUR, Brettverleih pro Tag ca. 35 EUR; circolosurftorbole.com

 Für Mountainbiker gibt es genauso viele Strecken wie Touranbieter.

Restaurants:

 Surfer‘s Grill: Fischplatte mit sieben verschiedenen Fischsorten, kein Seeblick; Hauptgerichte 12 bis 22 EUR; Via Sarca Vecchio 5, Tel. +39 0464 505930, surfersgrill.it

 Al Forte Alto: Zwischen dicken Steinmauern tafelt man im Fort aus dem 19. Jahrhundert trentinisch – Chef Marcello Franceschi kredenzt die Ravioli mit Speck aus dem Val di Non und die Carne salada gibt’s als Carpaccio; Hauptgerichte 15 bis 25 EUR; Via Castel Penede 26 in Nago, Tel. +39 0464 505566, alfortealto.it

 Gelateria Bologna: Jeder Umweg lohnt für das beste Eis rund um den See, besonders Himbeer, Pistazie sowie die Millefoglie; Via Garibaldi 12 in Mori, Tel. +39 0464 918475, gelateriabologna.com

Unterkünfte:

 Die Albergi in Torbole sind für Leute, die mit dem Rigg vom Bett zum Wasser nur ein paar Meter zurücklegen wollen.

 Villa Tempesta: Mit toller Lage, ruhig und spektakulär auf einem Felsen direkt über dem See gelegen, modern und mit Pool ist die 3-Sterne-Villa eine Alternative im gleichnamigen Vorort (drei Kilometer südlich); DZ ab 150 EUR; Tempesta, Tel. +39 0464 505100, villatempesta.it

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