Buch lesen: «Loverboys 166: Der Dieb»

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DER DIEB

JAN R. HOLLAND


Die in diesem Buch geschilderten Handlungen sind fiktiv.

Im verantwortungsbewussten sexuellen Umgang miteinander gelten nach wie vor die Safer-Sex-Regeln.

Loverboys 166

© 2021 Bruno Books

Salzgeber Buchverlage GmbH

Prinzessinnenstraße 29, 10969 Berlin

buch@salzgeber.de

Die Erstausgabe von Der Dieb erschien

2013 im Männerschwarm Verlag.

Umschlagabbildung: © cockyboys.com

CockyBoys (Model: Zeke Wood)

Printed in Germany

ISBN 978-3-95985-425-2

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 1

Mir ist langweilig«, sagte Jean schläfrig und kratzte sich am Sack, ohne die Augen aufzuschlagen.

»Schnapp dir einen der Jungs«, gab Denis ebenso schläfrig zurück. »Da ist immer einer dabei, der Bock auf deine Monsterlatte hat.«

Sie fläzten sich nebeneinander lang hingestreckt auf Liegen am Pool. Die abendliche Mittelmeersonne wärmte ihre nackten Körper. Ihre Muskeln waren aufgepumpt vom Krafttraining, das sie vor zwanzig Minuten beendet hatten. Jeden Abend trainierten sie um die Wette. Nachdem Denis vor einem halben Jahr als Erster die Hundertzehn-Kilo-Marke überschritten hatte, wollte Jean jetzt unbedingt vor seinem Kollegen von der Elfenbeinküste die hundertzwanzig Kilo erreichen. Max, ihr Vorgesetzter, schimpfte schon:

»Das reicht jetzt langsam, ihr Muskelberge.«

Doch Max schimpfte nur, weil er neidisch war. Hauptsache, den Jungs gefiel es, wie Jean und Denis aussahen mit ihren breiten Schultern und dicken Muskelpaketen. Allein ihre hünenhafte Erscheinung reichte, jeden Einbrecher auf der Stelle in die Flucht zu schlagen. Das war ihre Aufgabe: Sie gehörten zur Wachmannschaft, sie sicherten die Villa von Monsieur Foucasse. Ein lockerer Job mit vielen Vorteilen. So fand sich immer ein Kerl unter den Bewohnern der Villa, der Lust auf eine geile Nummer hatte. Und wenn Jean und Denis ausnahmsweise einmal nicht Wache liefen, trainierten oder fickten sie und relaxten dann am Pool.

»Ist leider gerade keiner da«, sagte Jean, nachdem er sich ebenso kurz wie schläfrig umgesehen hatte. Der Pool lag verwaist, sie waren allein und Jean fügte hinzu: »Außer dir.«

Denis lachte. Seine schwarze Haut schimmerte im Licht der Abendsonne.

»Ich bin gespannt auf den Neuzugang«, sagte er, ohne auf Jeans Worte einzugehen. »In einer Stunde geht die Sonne unter, dann ist es so weit.«

»Du weißt doch, dass wir Neuzugänge nicht gleich ficken dürfen«, wandte Jean ein.

»Klar, aber ich finde es trotzdem immer wieder geil. Diese armen kleinen Verbrecher! Allein, was die für Augen machen, wenn du deinen Schwengel auspackst und ihnen damit drohst.«

»Und wenn sie dann entjungfert sind, können sie gar nicht mehr genug bekommen.« Jean grinste.

»Du übertreibst. Dein Schwanz ist ziemlich gewöhnungsbedürftig.«

»Wenn das so ist – magst du dich vielleicht ein bisschen dran gewöhnen?«

»Das hättest du wohl gern.«

»Guck mal, was passiert, wenn ich an deinen geilen Arsch denke!«

Denis seufzte. Er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass Jean einen Steifen hatte, aber natürlich sah er trotzdem hin. Was für ein Schwanz! Denis kannte ihn nur zu gut. Das Teil war lang wie ein Unterarm, dick wie eine Heineken-Flasche und stark geädert, so dass er wie ein knorriger Ast wirkte. Jean hatte die Vorhaut ganz zurückgezogen, und seine fette, rote Eichel glänzte im Abendlicht. Der Anblick machte Denis geil. Er spürte, wie sein Schwanz zwischen seinen Beinen anschwoll und groß und schwer wurde, und erneut seufzte er.

»Na, was ist?«, fragte Jean.

»Du willst mich ficken?«, fragte Denis und überlegte, ob ihm das gefallen würde. Er erinnerte sich noch lebhaft an das letzte Mal. Diese kraftvolle Dehnung, dieser geile Druck in der Tiefe seines Lochs! Danach hatte er seinen Eingang tagelang gespürt, als habe Jean einen Abdruck in ihm hinterlassen. Hin und wieder war das gut, aber heute … Nein, er war heute einfach nicht entspannt genug für Jeans Schwanz.

Doch als habe Jeans Ständer Locksignale in den Äther entsandt, tauchten plötzlich Martin und Jérôme auf – Martin ein feuriger Bretone, dunkelhaarig, blauäugig, Jérôme ein impulsiver Korse mit dichter Behaarung auf Brust und Bauch. Arm in Arm strebten die beiden drahtigen jungen Männer dem Pool entgegen. Sie waren nackt, und es war offensichtlich, wie sie sich die letzte Stunde vertrieben hatten, doch sie stockten, als sie sahen, dass Jean sich wichste.

»Hey«, rief Martin herüber, »was machst du da?«

»Wonach sieht es denn aus?«, antwortete Jean.

»Das kommt ja gar nicht in Frage!«

Eine Sekunde später knieten die beiden neben der Liege, drückten seine Hände beiseite und begannen, Jeans Schwanz mit Zunge und Lippen zu verwöhnen. Grinsend verschränkte Jean die Hände hinter seinem Kopf und ließ es genießerisch geschehen.

Weder Martin noch Jérôme versuchten, Jeans Latte komplett zu schlucken. Sie wussten, dass sie scheitern würden, sie hatten es schon früher versucht. Es gab nur einen unter den Jungs von Monsieur Foucasse, der das jemals zuwege gebracht hatte, aber Cedric hatte vor zwei Wochen seinen Abschied genommen; Monsieur Foucasse brauchte ihn woanders. Und selbst Cedric, der begnadete Bläser, hatte seine Probleme gehabt. Stattdessen zogen die beiden Jungs Jeans Vorhaut stramm zurück und der eine stürzte sich auf die ungeschützte, empfindliche Eichel, dass Jean geil aufstöhnte, während der andere Jeans pralle Eier ableckte und zwischen die Lippen nahm.

Denis sah dem geilen Treiben grinsend zu. Die beiden Jungs hatten sich gut in die Gemeinschaft eingepasst, fand er. Sie lebten inzwischen seit etwa einem halben Jahr bei Monsieur Foucasse, aber es war, als wären sie schon immer hier gewesen. Wie sich wohl der Neue einfügen würde?

Jeans Ständer glänzte und tropfte inzwischen feucht vom Speichel der beiden Jungs, und Martin präsentierte einen klebrigen, silbrig glänzenden Faden, der sich zwischen seiner Zungenspitze und Jeans Eichel spann. Jean grunzte wohlig. Er mochte es, fest angepackt zu werden, und er zahlte gern mit gleicher Münze zurück.

Martin erhob sich, schwang eines seiner Beine auf die andere Seite der Liege und ließ seinen schlanken, sehnigen Arsch auf die fette rote Eichel sinken. Jérôme hielt Jeans Schwanz fest, so dass er senkrecht in die Höhe stand, und verfolgte mit gierigen Blicken, wie die Eichel Martins Schließmuskel spaltete. Martin schnappte nach Luft, hob seinen Arsch noch einmal an, rotzte in die Hand und schmierte sein Loch mit Speichel ein, ehe er einen zweiten Anlauf unternahm. Er stöhnte wild auf und verdrehte die Augen, als die Eichel den Widerstand durchbrach, dann ließ er den Arsch ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter, auf Jeans Becken hinabsinken.

Denis verfolgte fasziniert, wie Martin den Schwanz in sich aufnahm. Absolut konzentriert, fest entschlossen, sich diese seltene Gelegenheit nicht entgehen zu lassen. Normalerweise lag die Initiative nämlich bei Jean: Er suchte sich den Arsch aus, den er ficken wollte, er bereitete ihn mit Zunge und Fingern vor und legte ihn sich zurecht, ehe es losging; er bestimmte, wo es langging. Dass Jean einmal unten lag und sich ziemlich passiv nehmen ließ, kam nur alle paar Jubelwochen vor. Mit entsprechend neidischen Blicken verfolgte Jérôme das Geschehen, doch als Martins schöner, gerader, großer Schwanz einen kleinen Sturzbach von Vorfreude auf Jeans Bauch fließen ließ, beugte er sich vor und begann, Martins Schwanz zu lutschen.

»Nicht!«, keuchte Martin und drückte Jérômes Kopf beiseite. »Ich komme sonst.«

»So schnell bist du doch sonst nicht.«

»Nein, aber das hier …«

Jean ließ seinen Schwanz in Martin zucken, und der Junge stöhnte laut auf.

»Und was ist mit mir?«, fragte Jérôme.

»Schau mal, hier«, sagte Denis und deutete lässig auf seinen Schwanz, der steif und schwer auf seinem Bauch lag. Er reichte über seinen Bauchnabel hinaus und war kaum kleiner als Jeans, wenn auch nicht so dick.

»Heute mal anders herum?«, fragte Jérôme.

»Keine lange Diskussion jetzt«, antwortete Denis und drückte ihm ein Fläschchen Gleitgel in die Hand. »Nimm ihn dir, wenn er schon in der Stimmung dazu ist.«

Denis war ein wahrer Bulle, aber normalerweise genoss er es, sich hinzugeben und einen anderen Mann in sich zu spüren. Wie oft hatten sich die Jungs schon darüber beklagt, dass er kein Ficker war. Darum ließ Jérôme sich nicht zweimal bitten. Der Schwanz stand knüppelhart – weitere Fragen waren überflüssig.

Der behaarte Korse ging über der Liege in die Knie, und seine Rosette nahm Fühlung auf. Mit interessierten Blicken verfolgte Denis, wie sein Schwanz im Arsch des ächzenden Jérôme verschwand und sich stattdessen der Knüppel in sein Blickfeld hob, mit dem Jérôme ihn erst vorgestern gefickt hatte – ein dicker, beschnittener Prügel von der Länge einer Hand, der jetzt steif und stramm stand wie ein salutierender Soldat und dem die vertauschten Rollen offenbar gut gefielen.

»Du meine Güte …«, ächzte Jérôme, »das glaub ich einfach nicht …«

»Beweg deinen Arsch!«, knurrte nebenan Jean und meinte damit eigentlich Martin, der sich anscheinend noch immer mit dem Riesenkolben in seinem Arsch anzufreunden versuchte, doch Jérôme fühlte sich ebenfalls angesprochen. Er begann, seinen Körper aus den Knien heraus anzuheben und ließ sich dann aufstöhnend auf Denis’ Lenden sinken. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, seine Augen waren geschlossen, um seine Mundwinkel lag ein angestrengter Zug. Doch als er seinen Arsch erneut anhob und wieder sinken ließ, entspannte sich sein Gesicht, und Denis spürte, dass der Junge es zu genießen begann.

Dennis kümmerte sich mit beiden Händen um die Brustwarzen des Jungen und entfachte damit Jérômes Leidenschaft. Erneut hob der Korse seinen Arsch, diesmal, bis Eichel und Rosette sich »Glückauf!« zu wispern konnten, und ließ ihn gierig und wild wieder hinabsausen. Nebenan begann Martin nun auch Jean zu reiten, als gäbe es kein Morgen mehr. Die sehnigen Körper der beiden jungen Männer spannten sich und ließen die Kolben, die in ihnen steckten, ihre Geilheit spüren. Jedes Mal, wenn ihre Ärsche in die Tiefe sanken, klatschten ihre Schwänze auf die muskulösen Bäuche von Jean und Denis.

Denis genoss es, absolut passiv dazuliegen und Jérômes Geilheit zu spüren, aber für Jean war das auf Dauer nichts, er musste irgendwann doch die Regie übernehmen. Das tat er, indem er Martin plötzlich kraftvoll leicht emporhob und ihn von unten her in den Arsch zu ficken begann. Martin stieß eine Reihe heiserer Laute aus, die von Überraschung, aber auch Geilheit kündeten, und ein weiterer Überraschungslaut folgte, als Jean sich plötzlich in einer fließenden Bewegung aus dem Liegen aufschwang und Martin dabei mit anhob. Mit breiten Beinen stand Jean über der Liege und fickte Martin im Stehen. Der Junge schlang beinahe verzweifelt die Arme um Jeans Nacken und die Beine um Jeans Arsch, während er stöhnte und schrie, und sein Schwanz rieb sich an Jeans Bauch.

Jean wurde zu einem wilden Energiebündel. Er wirbelte herum, ging in die Knie, packte Martin auf die Liege, ohne dass sein Schwanz aus dem Arsch des Jungen glitt, warf sich Martins Beine über die Schultern und begann, den Arsch mit tiefen, wilden Stößen zu bearbeiten. Martins Hände krallten sich um den Rahmen der Liege, während sich der enorme Schwanz ein ums andere Mal in ihn hineinbohrte und er seine Lust, in der auch Pein mitschwang, in den Abend brüllte. Doch Martin machte keinerlei Anzeichen, dass es ihm zu viel wurde, im Gegenteil, er zeigte sich mit jedem Stoß williger, sich dem Macho hinzugeben. Zugleich liefen ihm Tränen über das Gesicht, aber es waren Tränen der Lust, und sein Schwanz lag hart und steif auf seinem Bauch und sonderte mit leichter Verspätung nach jedem Stoß einen sanften Schwall von Vorsaft ab.

Nebenan wurde Denis von Jérômes Gier mitgerissen.

»Das … ist … sagenhaft«, jubelte der Korse, während er sich Denis’ Prügel schwungvoll einverleibte.

Denis spürte dieses Kribbeln tief in sich. Er könnte spritzen, aber es fehlte inzwischen an Reibung. Jérôme hatte sich entspannt und geweitet, die anfängliche Enge seines Lochs war verflogen. Doch das änderte sich schnell, als Denis den Korsen zu wichsen begann. Plötzlich wurde Jérômes Schließmuskel zu einem Korsett. Denis hörte sich stöhnen.

»Lass das«, keuchte Jérôme, »sonst …«

»Nimm ihn dir!«, stöhnte Denis, und nun flog der schmale Arsch des jungen Mannes an seinem Schwanz nur noch so auf und ab.

»Ich komme!«, schrie Jérôme protestierend. Denis ließ den Schwanz los, mit dem Ergebnis, dass der Kolben kräftig zuckte – und sich dann beruhigte. Nach ein paar Sekunden griff er wieder zu und feuerte den Korsen erneut an.

»Du kriegst es gleich«, keuchte er Jérôme ins Ohr. »Mach nur so weiter!«

Zugleich wichste er Jérômes Schwanz. Der Junge keuchte und ächzte und schrie, und die Schnelligkeit, mit der er seinen Arsch auf Denis’ Lenden hinabsausen ließ, erhöhte sich noch. Denis spürte, wie der Saft in ihm aufstieg. Er war ganz kurz davor, sich in Jérômes Arsch zu entladen, ganz kurz. Er fasste Jérômes Schwanz jetzt hart an. Der Korse jubelte, und mit einem letzten harten Schwung nahm er Denis’ Schwanz völlig in sich auf, während er sich über Denis’ Bauch ergoss. Im selben Moment kam Denis. Jérôme schnaufte überrascht, als er spürte, wie es in ihm zuckte und spie. Er schwitzte und zitterte am ganzen Körper, während Denis seinen heißen Samen in seinen Arsch pumpte. Die Spermalache auf Denis’ Bauch begann langsam von ihm hinunter zu tropfen.

Dann sackte Jérôme in Denis’ Arme. Es war, als würde die Luft aus einem Ballon gelassen.

»Hammer!«, keuchte der Junge nur.

Denis streichelte ihn zärtlich und spürte dem Gefühl nach, das sein Schwanz hinterließ, als er aus Jérômes Arsch glitt.

Auf der Nachbarliege wurde ein inzwischen völlig williger Martin einer Folge harter Stöße des wild röhrenden Jean unterzogen. Der Junge reckte seinen Arsch dem Schwanz entgegen und feuerte Jean sogar noch an, während er sich mit einer Hand wichste. Jean ließ sich freien Lauf und spießte den jungen Bretonen wieder und wieder auf, dass es nur so klatschte – doch Martin genoss in vollen Zügen, wie Jean sich in ihm austobte. Noch immer liefen die Tränen. Und dann bäumte sich Jeans gewaltiger Körper auf, während er seinen Schwanz tief in Martins Arsch versenkte, er warf den Kopf in den Nacken, röhrte in den Abendhimmel und ergoss sich mit wilden Zuckungen seines Unterleibs. Martin brauchte nur ein paar Bewegungen, um sich selbst zum Höhepunkt zu bringen, und während Jean sein Bullensperma ergoss, verschoss Martin stöhnend seine heiße Ladung und überströmte seinen Bauch, seine Brust; der erste Schuss landete sogar an seinem Kinn.

Jean schwankte, als er seinen pumpenden, tropfenden Kolben aus Martins Arsch zog.

»Na, na«, machte Denis, während er Jérômes Hinterkopf streichelte. »Du wirst dich doch nicht verausgabt haben?«

»Quatsch«, keuchte Jean und ließ sich auf das Fußende der Liege sinken. »Das war genau das, was ich gebraucht habe. Es geht mir blendend.«

»Sehr gut, denn wir haben jetzt gleich noch einen Job zu erledigen.«

»Kein Problem.«

Jérôme hob erschöpft den Kopf, doch seine Augen funkelten.

»Der Neue?«

Kapitel 2

Jacques und Etienne ließen ihre Füße von der Klippe baumeln und sahen ins Abendrot. Warm und träge schwappte das Meer gegen die Felsen unter ihnen. Jacques braungebrannter, bloßer Oberkörper schimmerte wie Bronze im letzten Sonnenschein. Die beiden jungen Männer trugen nichts außer Shorts am Leib. Sie schwiegen, bis die Sonne versunken war.

»Du bist absolut sicher, dass da drüben heute Abend niemand Wache schiebt?«, fragte Jacques und blickte hinüber zu der Villa auf der Halbinsel. Er war ein hübscher Kerl mit dunkelblondem Schopf und dunkelbraunen Augen, groß und breitschultrig – und er war ein Dieb und Einbrecher, ein Straßenjunge aus dem nahen Toulon. Die Villa da drüben imponierte ihm. Doch er hatte ein komisches Gefühl. Dieses Ding schien ihm plötzlich eine Nummer zu groß. Aber Etienne war so überzeugt von der Sache, dass er sich nicht traute, jetzt noch auszusteigen. Er würde als Waschlappen dastehen.

»André hat gesagt, dass heute Abend so gut wie niemand da ist«, antwortete Etienne. »Irgendwer wird natürlich Wache schieben, aber wir werden ihn austricksen. Ich weiß einen Weg durch das Gebüsch im Park.«

André war ein Küchenjunge, der drüben in der Villa arbeitete und der Etienne mit Informationen versorgt hatte.

Etienne grinste, und eine Reihe makellos weißer Zähne blitzte in seinem dunklen Gesicht auf. Selbst im Winter hatte er noch eine erstaunlich dunkle Haut. Jetzt jedoch war sie beinahe schwarz. Nicht ganz so schwarz wie sein Haar und seine Augen, aber schwarz genug, um schon im Dämmerlicht fast mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Zwischen den Büschen im Garten der Villa würde er so gut wie unsichtbar sein.

»Was hat André eigentlich gegen den Typen, dass er ihn bei dir verpfeift?«, fragte Jacques.

Die Villa zeichnete sich als dunkle Masse unter Palmenwedeln und subtropischen Bäumen gegen den glühenden Horizont ab.

»Foucasse hat versucht, ihn zu ficken.« Etienne lachte trocken. »Offenbar ist er einer von diesen Typen, die glauben, für Geld alles zu kriegen, jeden Jungen, den sie wollen. So ein steinreicher Sack. Und nun stell dir vor, du sollst plötzlich mit dem ins Bett steigen statt mit einer Braut und dich ficken lassen. Wie reagierst du?«

Jacques ließ ein schnaubendes Geräusch hören.

»Keine Ahnung. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich bin so schwul wie ein Busch Rosmarin.«

»André geht es genauso«, sagte Etienne. »Der hat einfach einen Hass auf Monsieur Foucasse und will sich revanchieren. Deswegen hat er mir gesteckt, dass die heute alle ausgeflogen sind bis auf ein paar Typen von der Wachmannschaft. Und die sind kein Problem, sagt André.«

»Und wenn André sich irrt?«

»Dann sind wir in Nullkommanichts wieder im Wasser und tauchen unter.«

Sie hatten alles schon mehrfach durchgesprochen, aber Jacques war immer noch unsicher. Bisher hatte er sich auf kleine Brüche beschränkt, Autos, Wohnmobile, solche Sachen. Er wollte natürlich nicht für immer ein kleiner Straßendieb bleiben. Das Geschäft war mühselig. Die Villa von Monsieur Foucasse schien das ideale Objekt zu sein, um den Sprung zur großen Nummer zu schaffen, und Etienne war sich seiner Sache absolut sicher. Aber Jacques hatte trotzdem ein ungutes Gefühl.

»Wenn du mich fragst«, sagte Etienne, »ich brenne darauf, da drüben abzuräumen!«

»Mir geht es genauso«, log Jacques.

Etienne blickte prüfend hinauf zum Himmel und sah nach den Sternen, doch es war noch nicht dunkel genug.

»Hast du mal eine Frau in den Arsch gefickt?«, fragte er Jacques.

»Was denkst du!« Jacques sah ihn empört an. »Natürlich nicht. Wozu hat die wohl das andere Loch? Ich meine: das richtige? Und du?«

Etienne nickte, grinste ihn breit an und sagte:

»War gar nicht so schlecht. Schön eng. Viel enger als so eine Fotze. Das hatte was.«

Jacques sah ihn erst ungläubig an, doch dann lachte er und boxte Etienne gegen die Schulter.

»Du geile Sau!«, feixte er. »Und du bist natürlich von allein darauf gekommen?«

»Wo denkst du hin? Sie wollte das.«

Endlich war es dunkel genug. Etienne gab ein Zeichen, und die beiden jungen Männer kletterten zum Wasser hinunter. Ihr Plan war einfach: Sie wollten von der Meerseite auf das Anwesen von Monsieur Foucasse gelangen. André hatte gesagt, dass es dort keine Alarmanlagen gab, und ihnen die Standorte und Routen der Wachen beschrieben. Monsieur Foucasse schien zu glauben, dass ihm vom Meer her keine Gefahr drohte. Er verließ sich auf Überwachungs-Elektronik, die zum Land hin ausgerichtet war, und auf seine Wachleute. Angeblich beschäftigte er eine halbe Armee von Wächtern. Heute Abend jedoch waren die meisten von ihnen mit ihrem Herrn ausgeflogen. Drüben auf der Halbinsel herrschte tiefe Stille, und es brannte kein Licht.

Im Schutz der Dunkelheit ließen sich die beiden jungen Diebe, die aus dem ärmsten Viertel von Toulon stammten und den größten Teil ihrer Zeit auf der Straße verbrachten, ins Wasser gleiten. Gleichmäßig schwimmend überquerten sie die Bucht innerhalb weniger Minuten und erreichten, ohne außer Atem zu geraten, einen Steg, an dem ein paar vertäute Boote in der trägen Dünung schaukelten. Eine in den Stein gehauene Treppe führte hinauf in den Park der Villa.Als Jacques aus dem Wasser stieg, stieß er einen erstickten Schmerzenslaut aus.

»Was ist los?«, flüsterte Etienne, der schon auf dem Steg stand.

»Ich bin in irgendwas getreten. Hoffentlich kein Seeigel. Tut weh!«

»Reiß dich zusammen!«, mahnte Etienne wispernd.

»Los, weiter!«

Jacques schnaufte vor Schmerz, als er auftrat, aber dann folgte er Etienne so schnell wie möglich, bemühte sich allerdings, nicht mit dem Ballen aufzutreten. Seeigelstacheln, er könnte schwören. Das hatte ihm gefehlt!

Tropfnass und schwitzend schlugen sie sich oben in die Büsche, blieben eine Weile sitzen und horchten auf Geräusche, doch das Anwesen lag still und dunkel vor ihnen.

»Du weißt, wohin wir jetzt müssen?«, flüsterte Jacques.

Sie schlichen durch das Gebüsch, bis sie einen Kiesweg erreichten. Hier warteten sie weitere Sekunden im Dunkel, bis sie sicher waren, dass niemand in der Nähe war. Dann gingen sie gebückt weiter und tauchten in den Schatten einer Lorbeerhecke. Auch hier war alles dunkel. Jacques kam das allmählich komisch vor, es erschien ihm zu leicht. Sein Herz klopfte bis zum Hals.

»Das Toilettenfenster muss hier an der Seite sein«, flüsterte Etienne und huschte hinter der Lorbeerhecke hindurch an der Wand der Villa entlang. Jacques folgte ihm ebenso geräuschlos und leicht humpelnd.

Durch die Ritzen eines geschlossenen Fensterladens, an dem sie vorbeikamen, sickerte Licht. Jacques blieb stehen und spähte durch eine Ritze hinein. Jacques konnte nicht viel erkennen. Er sah ein zerwühltes Bett, in dem ein nackter Mann auf dem Bauch lag und schlief, das Gesicht zur Wand, einen Schenkel leicht angewinkelt. Die Wölbung seiner Arschbacken sprang Jacques geradezu ins Auge. Die Innenseiten der Backen glänzten feucht.

Jacques schüttelte den Kopf. Es schien klar, was hier geschehen war, und er fragte sich, was einen Mann dazu bewegen konnte, sich von hinten nehmen zu lassen. Das musste doch wehtun! Für Jacques war das jedenfalls nichts.

»Wo bleibst du denn?«, zischte Etienne.

»Bin schon da«, gab Jacques zurück.

Etienne wies hinauf zu einem kleinen, schmalen Fenster. Es stand offen – Andrés Werk.

»Wir müssen jetzt zusammenbleiben«, sagte er. »Bleib hinter mir. Erst im Arbeitszimmer trennen wir uns, und du kümmerst dich um den Sekretär, ich um die Verstecke im Aktenschrank.«

»Alles klar«, flüsterte Jacques.

Etienne packte den Rahmen des Toilettenfensters und wuchtete sich hinauf. Jacques folgte. Einen Moment verharrten sie und lauschten auf Geräusche im Haus. Jacques unterdrückte ein Stöhnen, weil er mit dem verletzten Teil seines Fußes aufgekommen war.

Etienne schlich auf leisen Sohlen zur Tür und öffnete sie vorsichtig einen Spaltbreit, um zu horchen. Dann huschte er hindurch. Sie schlichen einen Gang entlang, jederzeit darauf gefasst, die Flucht zu ergreifen.

Etienne öffnete eine Tür, spähte hindurch und zog Jacques schnell hinter sich her in das Zimmer. Das Arbeitszimmer von Monsieur Foucasse! Sie waren am Ziel. Im bläulichen Licht eines Aquariums, in dem einige tropisch-bunte Korallenfische schwammen, konnte Jacques einen ausladenden Schreibtisch erkennen, an der Wand seitlich einen Sekretär. In diesem Sekretär befand sich laut André die Portokasse des Monsieur Foucasse mit einigen tausend Euro darin. Und in dem massiven Regal dort drüben, in dem das Aquarium stand, würde Jacques einige wertvolle Schmuckgegenstände aus Gold und Edelsteinen finden, Dinge, die Monsieur Foucasse lieb und teuer waren.

»Hat André was von dem Aquarium gesagt?«, wisperte Jacques, den das intensive bläuliche Licht beunruhigte.

Etienne schüttelte den Kopf.

»Das muss er vergessen haben.«

»Das gefällt mir nicht«, flüsterte Jacques. »Man kann uns von draußen sehen.« Er deutete auf die großen Fenster. »Aber abschalten können wir das Licht nicht, das würde auffallen.«

»Dann müssen wir uns eben beeilen. Du den Sekretär, ich das Regal, wie besprochen. Schnell!«

Jacques schlich hinüber zu dem zierlichen Möbel, das sich unauffällig in eine Nische drückte. Das Schloss bereitete ihm nicht das geringste Problem, er hatte es im Nu geknackt. Er klappte die Schreibplatte des Sekretärs herunter. Dabei lauschte er auf die Geräusche im Haus. Von irgendwoher drang wildes, geiles Stöhnen. Das mussten die Wachmannschaften sein, dachte Jacques und widmete sich wieder dem Sekretär, indem er die obere Schublade herauszog, um an den Mechanismus für das Geheimfach zu kommen, der dahinter angebracht war.

Da flog plötzlich die Tür auf, das Deckenlicht flammte auf, und drei Männer stürmten herein, zwei große, breite Kerle mit mächtigen Muskeln in Sporthemden, einer mit Glatze, der andere schwarz, und ein dritter Mann, der ihnen lässig schlendernd folgte. Er hatte seine Haare zu einem Zopf gebunden.

In der Falle!

»Hände hoch!«

Jacques war wie gelähmt. Bewegungsunfähig starrte er dem schwarzen Riesen entgegen, der rasch auf ihn zukam und ihm den Arm auf den Rücken drehte, so dass Jacques vor Schmerz aufschrie.

»Den einen hab ich!«, rief der Schwarze.

»Ich kümmere mich um den anderen«, erwiderte der andere Muskelmann von drüben.

Jacques versuchte, sich zu wehren, aber dafür war es jetzt zu spät. Gegen den stahlharten Griff des schwarzen Riesen hatte er nicht den Hauch einer Chance. So sehr er auch zappelte und mit dem freien Ellenbogen rückwärts stieß, in die Magengrube des Riesen – der Mann zeigte sich absolut unbeeindruckt. Es war, als schlüge Jacques auf Stahlbeton ein.

Aus den Augenwinkeln sah Jacques plötzlich etwas durch die Luft fliegen. Mit gewaltigem Krach ging eine der Fensterscheiben zu Bruch, und im nächsten Moment schwang sich ein wendiger Schatten durch den leeren Rahmen und verschwand in der Nacht.

»Ich hole Hilfe!«, hörte Jacques Etienne noch rufen.

Der glatzköpfige Muskelberg sprang ihm hinterher und nahm die Verfolgung mit einer Geschwindigkeit auf, die Jacques diesem Berg aus Fleisch und Muskeln niemals zugetraut hätte.

Der dritte Mann, der Lässige mit dem Zopf, zog derweil ein Handy aus der Hosentasche.

»Wir haben einen von den beiden«, sagte er, lauschte kurz und antwortete: »Ist entkommen. Aber Jean verfolgt ihn und wird ihn fangen … Okay … Ist die Bar noch besetzt?«

Da die Antwort anscheinend zu seiner Zufriedenheit ausfiel, bestätigte er und steckte das Handy wieder weg. Stattdessen zog er nun ein Paar Handschellen aus der Hosentasche. Damit kam er grinsend auf Jacques zu. Es ratschte zweimal kurz, dann war es passiert, und Jacques war endgültig in der Hand dieser Leute.

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