Der Fussball verrückte Vater

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Der Fussball verrückte Vater
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Ira Zorn

Der Fussball verrückte Vater

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Fussball verrückte Vater

Impressum neobooks

Der Fussball verrückte Vater

Bodo Tischler war heute früher dran als an den anderen Samstagen. Gemächlich fuhr er die B10 entlang in Richtung Stuttgart. Im Radio lief Land und Leute, eine eher öde Sendung, die er in keiner Weise mochte, die er auch nicht bewusst wahrnahm, da er mit seinen Gedanken woanders war. Endlich wieder ein Heimspiel, die letzten beiden hatte er verpasst, weil eine Familienfeier ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Er hatte versucht, sich klamm heimlich zu verdrücken, aber seine Frau Monika hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, wo seine Prioritäten zu liegen hatten.« Kommt nicht in Frage, spinnst Du jetzt? Du mit Deinem Fußballwahn ». » Ach komm, die anderen lachen mich doch aus, wenn ich sage, dass wir zu Hause Kindergeburtstag haben.« Alles hatte er versucht, doch vergebens. Da ihm nichts anderes übrig blieben, als heimlich im Videotext die Ergebnisse der Spiele zu verfolgen. Er war jedesmal peinlich berührt, wenn eines der Kinder auf seinem Weg durchs Wohnzimmer neben ihm stehen blieb und neugierig schaute was er da trieb. »Ist das nicht langweilig Onkel, da bewegt sich ja nichts.« »Verschwinde und Spiel Topfschlagen », zischte er, gerade war das 1:1 im Spitzenspiel zwischen Leverkusen und Bayern München gefallen. »Topfschlagen hatten wir schon«, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Er verdrehte die Augen, » iss halt Kuchen«. »Ich mag keinen Kuchen mehr«, Ärgerlich drehte er den Kopf, ließ seinen Blick hinüber ins Esszimmer wandern, niemand zu sehen, gut, so wie es aussah waren alle im Garten. Er versuchte grimmig zu schauen, kniff die Augen zusammen und fletschte die Zähne. »Verzieh Dich Du kleine Kröte«, der Bube stand zitternd vor ihm, Tränen kullerten. Sofort schämte er sich in Grund und Boden für diese Entgleisung, »Tut mir Leid«, stammelte er, doch der Junge war schreiend davongelaufen. Am Abend hatte ihm Monika die Leviten gelesen.« Wie konntest Du Dich nur so daneben benehmen. Einen kleinen Jungen zu verängstigen, nur weil der dich erwischt hat wie du heimlich Videotext geschaut hast. Wenn Du mich fragst, bist du nicht mehr ganz bei Trost?«, Sie ist danach ohne ein weiteres Wort ins Bett gegangen. Er hatte sich noch im ZDF das aktuelle Sportstudio angesehen und im Anschluss bei DSF Eurogoals. Als auch er zu Bett ging, war es nach 2, Monika schlief tief und fest. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig, sie schnarchte leise. Er warf noch einen letzten Blick ins Kicker Jahrbuch, trug die aktuellen Ergebnisse in die dafür vorgesehenen Felder ein und begann damit die neue Tabelle zu berechnen. Als er endlich damit fertig war und die Tabelle überflog, lächelte er zufrieden, schließlich hatte der VFB 2:0 in Dortmund gewonnen, stand erstmals seit 5 Jahren wieder auf der UEFA Cup Platz.

Die nächsten Tage vergingen schleppend, als würde die Zeit still stehen. Monika sprach das nötigste mit ihm und Marco, sein 6- jähriger Sohn, verhielt sich distanziert. Muttersöhnchen, dachte er bei sich, doch es beschäftigte ihn mehr, als er zugegeben hätte. Marco war sein ein und alles und es schmerzte ihn, dass sich ein Graben zwischen ihnen aufgetan hatte, er wusste nicht wie er ihn überwinden konnte.

Am Mittwochabend wollte er sich mit seinen Freunden im Le Clochard treffen, um sich die Champions League anzusehen. Monika hatte ihn gebeten zu Hause zu bleiben, da sie sich nicht wohl fühlte, aber er hatte erbost auf ihre Bitte entgegnet, »Die Jungs warten auf mich, spätestens in 1 Stunde bin ich wieder da », er hatte rasch seinen Schlüssel in die Jackentasche gesteckt und sich aus dem Staub gemacht. Die ganze Fahrt über war er wütend auf sich, Gott und die Welt, Mittwoch war Mittwoch, das musste sie verdammt noch mal verstehen. Als er den Passat in eine Parklücke vor der Kneipe parkte, fiel ihm ein, dass er Monika nicht einmal einen Abschiedskuss gegeben hatte. Er beschloss ihr am nächsten Tag einen Blumenstrauß zu kaufen, da würde sich ihr Zorn wieder legen, sicherlich würde die Stimmung endlich wieder besser werden. Angesichts dieser hervorragenden Idee besserte sich seine schlechte Laune augenblicklich. Das schlechte Gewissen, das ihn die ganze Zeit über geplagt hatte, wurde von der Vorfreude auf das Spiel und seine Kumpel verdrängt. Es war ein großes Hallo als er die Kneipe betrat. Hier fühlte er sich immer noch zu Hause, auch wenn er nur noch sporadisch vorbeischaute, zumeist mittwochs wenn es Champions League im Fernsehen gab. Wie nicht anders zu erwarten, war es Henning, der es sich nicht verkneifen konnte ihn aufzuziehen.« Na, heute Ausgang, kein Kindergeburtstag » Die anderen brüllten vor Lachen, während es in Bodo innerlich brodelte. Wie konnte Henning ihn bloßstellen. Viel hätte nicht gefehlt und er hätte ihn am Kragen gepackt um ihm eine ordentliche Tracht Prügel zu verabreichen, gerade noch rechtzeitig besann er sich eines besseren. Vor Wut heftig schnaubend setzte er sich an das andere Ende des Tisches, inständig hoffend, dass dies die einzige Erniedrigung dieser Art bleiben würde. Es blieb bei diesem frommen Wunsch. Laufend fing einer seiner Kumpel damit an, ihn aufzuziehen. Bis ihm der Kragen platzte und ohne sich zu verabschieden verließ er die Kneipe. Sein Zorn war noch nicht verraucht, als er nach Hause kam und so dauerte es keine 5 Minuten, bis er mit Monika eine heftige Auseinandersetzung hatte. Als er sich am nächsten Morgen fragte, worum es bei der Auseinandersetzung am Abend eigentlich gegangen war, konnte er sich beim besten willen nicht mehr an die Ursache erinnern.

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