Perry Rhodan - Die Chornik

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1978 erschien auch der erste von etlichen bahnbrechenden Sekundärbänden, die von Alpers mit herausgeben wurden: der prächtige Bildband »Dokumentation der Science Fiction ab 1926 in Wort und Bild«. 1980 folgte bei Heyne als erster Meilenstein das zweibändige »Lexikon der Science Fiction Literatur«, das 1988 in einer aktualisierten einbändigen Ausgabe nochmals auf den Markt kam, und 1982 »Reclams Science Fiction Führer«. 1999 erschien unter seiner Federführung das »Lexikon der Horrorliteratur«, 2005 gefolgt vom »Lexikon der Fantasy-Literatur«. Eine ursprünglich geplante aktualisierte Neufassung des SF-Lexikons wurde leider nicht mehr realisiert. Glanzlichter der SF-Sekundärliteratur waren auch seine Sachbücher über Isaac Asimov und Marion Zimmer Bradley (beide 1983).

1984 konzipierte er gemeinsam mit Ulrich Kiesow und Werner Fuchs das größte deutsche Rollenspiel DAS SCHWARZE AUGE. Dafür schrieb er 1996/97 die Trilogie DIE PIRATEN DES SÜDMEERS und entwickelte die im DSA-Universum spielende Serie RHIANA DIE AMAZONE, zu der er vier Romane beisteuerte; ein bereits angekündigter fünfter wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Und zu SHADOWRUN verfasste er die Trilogie DEUTSCHLAND IN DEN SCHATTEN. Darüber hinaus publizierte er mehrere Romane der Jugendbuch-Serie DIE ÖKOBANDE und schrieb er auch an Basteis Krimi-Serie CHICAGO mit, die ohne Autorennennung erschien. Auch bei PERRY RHODAN gab er 2007 mit dem 3. ARA-TOXIN-Band »Necrogenesis« ein Gastspiel.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends übersiedelte Alpers nach Nordfriesland, wo er ein Bauernhaus nach seinen Wünschen umbaute und dort sehr zurückgezogen seiner Sammelleidenschaft frönte, mit Schwerpunkt auf deutschsprachige Vorkriegs-SF. Für seine Leistungen als Autor und Herausgeber wurde er mehrmals mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet, für das »Lexikon der Fantasy-Literatur« erhielt er den »Deutschen Fantasy-Preis«. Am 16. Februar 2011 starb er nach kurzer schwerer Krankheit im Wilhelminen-Hospiz in Niebüll an Krebs.

Sparen bei den Zeichnern …

Um die Ausgaben besser in den Griff zu bekommen, wurde vonseiten des Pabel-Verlags analysiert, wo Einsparungspotenziale vorhanden sein könnten. Eine der Maßnahmen, zu denen man sich schließlich entschloss, war, die Honorare für die Zeichner der Serien PERRY RHODAN und ATLAN zu kürzen. Doch nicht alle der davon betroffenen Künstler konnten sich mit den neuen Bedingungen anfreunden. So setzte William Voltz, dem die undankbare Aufgabe übertragen worden war, die Zeichner von der Maßnahme des Verlags in Kenntnis zu setzen und ihre Bereitschaft, auch zu geringerem Honorar weiterzuarbeiten, auszuloten, Walter A. Fuchs am 27. Januar 1981 über die Ergebnisse seiner Gespräche in Kenntnis:

»Die Antworten der Illustratoren sehen so aus:

T. Kannelakis zeichnet nicht weiter (allerdings soll er lt. eigener Aussage im Auftrag von Herrn Bernhardt weiterzeichnen, bis neue Zeichner gefunden sind).

Dirk Geiling zeichnet weiter, möchte aber bei seinen Zeichnungen eine Form entwickeln, die weniger zeitraubend ist, um einen Ausgleich zu erzielen, was das Honorar angeht.

Alfred Kelsner zeichnet weiter.

Die Illustrationen für PR I und IV von Kannelakis liefen direkt über München, so dass ich nicht weiß, wie die Termine stehen.

Die Illustrationen von Geiling und Kelsner für ATLAN laufen über mich, da geht alles klar. Die Illustrationen von Kannelakis für ATLAN laufen direkt über München, so dass ich nicht weiß, was geliefert ist.«

Die Koordination war zu diesem Zeitpunkt insofern sehr schwierig, als sich der Verlag mit Walter A. Fuchs in Rastatt befand, Kurt Bernhardt und die Redaktion aber immer noch in München. Der Cheflektor wehrte sich mit Händen und Füßen gegen eine Übersiedlung nach Baden. Nachdem er zum Jahresende 1981 aus Altersgründen in Pension geschickt worden war, wurde das Münchener Büro aufgelöst und alle verlegerischen Tätigkeiten in Rastatt konzentriert. Bernhardt, der lieber weitergearbeitet hätte, blieb der Serie auch nach seiner Pensionierung verbunden. Seinen Ruhestand konnte er nur jedenfalls nur kurz genießen, denn er starb am 13. Juli 1983 im Alter von nur 67 Jahren.

… und beim Kopieren

Nicht nur bei den Zeichnern wurde gespart, auch in anderen Bereichen wurden Maßnahmen getroffen, die Kosten zu reduzieren. So schrieb Willi Voltz am 31. August 1981 an alle PERRY RHODAN- und ATLAN-Mitarbeiter:

»Das Fotokopieren von Exposés und Romanmanuskripten hat sich für den Verlag zu einem erheblichen Kosten- und Zeitfaktor entwickelt. Es wurden daher einige neue Regelungen getroffen, die vorsehen:

PERRY RHODAN-Manuskripte werden weiterhin fotokopiert und verteilt. Jeder Autor macht fünf Kopien für: Verlag, GMS1, Dolenc, Bruck und WiVo. (Wer eine Kopie seines Romanes behalten möchte, muss sechs Kopien machen). Die genannten Kopien sind direkt und sofort nach Fertigstellung des Romans zu verschicken.

ATLAN-Manuskripte werden nicht mehr fotokopiert. Jeder Autor macht vier Kopien für: GMS, WiVo/Griese, Bruck, Nachfolgeautor (also den, der den Anschlussband schreibt), Wer eine Kopie seines Romanes behalten möchte, muss fünf Kopien machen.

Die Seitenzahl der PERRY RHODAN- und ATLAN-Exposés soll dadurch verringert werden, dass die Papierfläche voll für den Text genutzt wird (Manuskriptform).«

Man sieht also, mit welchen Problemen sich Autoren und Verlag in diesem vor-elektronischen Zeitalter zu Beginn der 1980er Jahre noch herumschlagen mussten. Damals mussten die Kopien mit Kohlepapier hergestellt werden (Kopieren mit Kopierapparaten war noch umständlich und sehr teuer, zudem standen diese normalerweise nur in Firmenbüros, auf Postämtern und dergleichen), dann wurden die Manuskripte eingetütet, und es ging ab zur Post. Danach dauerte es wieder einige Tage, bis die Sendungen beim Empfänger ankamen. Heute ist das eine Angelegenheit von Minuten, mit einem einfachen Mausklick.

Startvorbereitungen für das neue Lexikon

Es war allen Verantwortlichen klar, dass so schnell wie möglich mit den Arbeiten an einem aktuellen Lexikon begonnen werden musste, da seine Erstellung für den oder die damit Betrauten einen enormen Arbeitsaufwand mit sich bringen würde. So wandte sich Kurt Bernhardt in Beantwortung des Schreibens von Peter Griese vom 9. April 1980 an diesen und ersuchte ihn um seine Vorstellungen. Peter Griese antwortete darauf prompt am 11. April:

»Ihr Schreiben vom 9.4.1980 betr. PR-Lexikon habe ich erhalten. Da ich auch schon mit Herrn Voltz über dieses Thema gesprochen habe, habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, die man klären sollte, bevor eine neue Arbeit begonnen wird.

Das alte Lexikon ist stark überholungsbedürftig. Daran besteht wohl kein Zweifel. Auch enthält es eine Vielzahl von kleineren Fehlern und Ungenauigkeiten.

Ich weiß aber nicht, ob es richtig wäre, dieses Lexikon nur zu überarbeiten und neu herauszubringen. Natürlich kann ich das machen. Ich vermute aber, dass der große Leserkreis, der im Besitz des alten Lexikons ist, sich das neue überhaupt nicht kaufen wird. Ich räume ein, dass dies nur eine Überlegung ist, da ich nicht weiß, in welchem Umfang sich das alte Lexikon verkauft hat und wie viel Vorrat noch beim Verlag besteht.

Nicht nur aus dieser Überlegung heraus erschient es mir zweckmäßiger, wenn man statt der Überarbeitung von Lexikon I und der späteren Erarbeitung eines Lexikon II (Band 501 bis 1000) einen anderen Weg geht. Dieser Weg wär ein Lexikon, das Band 1 bis 1000 inhaltlich umfasst, also sozusagen das alte Lexikon mit beinhaltet. Die Entscheidung darüber liegt natürlich bei Ihnen. Vielleicht wäre ein klärendes Gespräch mit kompetenten Leuten erforderlich. Man sollte die Meinungen von Herrn Schelwokat und Herrn Voltz wohl dazu hören.

Für ein solches ›Gesamt-Lexikon‹, wie auch für die Überarbeitung des Lexikons I oder für ein Lexikon II schlage ich ferner vor, diese in zwei Teile zu gliedern. Ein (kleinerer) Teil sollte nur die allgemeingültigen Begriffe enthalten und erklären, wie beispielsweise ›Asteroiden‹, ›Schwarze Löcher‹, ›Frequenz‹ etc. Der zweite Teil sollte die reinen PR-Begriffe enthalten. Das wäre die Masse des Inhalts. Auch wäre eine Dreiteilung in

allgemeinwissenschaftliche Begriffe

allgemeine Science-Fiction-Begriffe

PERRY RHODAN-Begriffe

unter Umständen noch zweckmäßiger.

Jedenfalls erscheint es mir unpraktisch und wenig sinnvoll, hinter jedem zweiten Begriff ›ein Begriff aus der PERRY RHODAN-Serie‹ zu drucken.

Falls es bei der Lexikon-I- (neu) und Lexikon-II-Version bleiben sollte, könnte man die allgemeinen Begriffe auch sinnvoll aufteilen. In Anlehnung an den Inhalt der PR-Serie kämen also Begriffe wie ›Black Hole‹ in Band II.

Wie dem auch sei, und was Sie letztlich für zweckmäßig erachten und wünschen, ich bin gern bereit, diese Arbeiten zu machen.«

Man sieht alleine an den hier aufgezählten Möglichkeiten, welcher Entscheidungsprozess schon im Vorfeld abgelaufen ist, bis das neue Lexikon letztlich auf Schiene kam. Die Entscheidung fiel schließlich für ein schon wegen der Fülle des Materials in zwei Silberbände aufgeteiltes Lexikon, das ohne spezielle Kennzeichnung der PR-spezifischen Begriffe auch einige wissenschaftliche mit einschloss und sich auf die PR-Bände 1 bis 1100 bezog. Allerdings wurde nicht Peter Griese mit der Erarbeitung des neuen zweibändigen Lexikons betraut (vermutlich klafften seine Honorarvorstellungen und die des Verlags zu weit auseinander), sondern zwei noch junge Mitarbeiter: Horst Hoffmann und Peter Terrid. Für einen der beiden sollte die erfolgreiche Bewältigung dieser mühseligen und enorm arbeitsaufwendigen Aufgabe einige Jahre später die Berufung zu höheren Weihen bedeuten.

 

Das PRM nach Gabriel

Das letzte PERRY RHODAN MAGAZIN, das noch unter der Federführung von Helmut Gabriel erschien, war die Ausgabe 11/1980. Für die nächsten drei Nummern war dann wieder Walter A. Fuchs zuständig. Walter Fuchs fungierte zu dieser Zeit als stellvertretender Chefredakteur des Magazins und trug am Verlagssitz in Rastatt die Verantwortung für das Zentral-Sekretariat der PERRY RHODAN-Clubs, für das er im PERRY RHODAN-Report und später auch im PRM das Club-Magazin betreute. Dort stellte er in dem er in loser Folge diverse Fan-Clubs und deren Aktivitäten einer breiten Leserschaft vors. Der Umgang mit den Fans, für etliche Verlagsmenschen eine eher unangenehme Aufgabe, war für ihn kein Problem, war er doch selbst in jungen Jahren im Fandom aktiv gewesen, sowohl als Herausgeber eines Fanzines als auch als Veranstalter einiger Salzburg-Cons in den 70er Jahren. 1982 übernahm er die Aufgaben des pensionierten Kurt Bernhardt und ist heute, nach etlichen Jahren bei Burda und in führenden Positionen des Bauer-Konzerns, Geschäftsführer der Pabel-Moewig Verlag GmbH. Als Interimsherausgeber setzte Walter A. Fuchs schon alleine wegen des bereits angekauften Materials das PRM ganz in der Tradition seines Vorgängers fort, der das Magazin optisch neu gestaltet und versucht hatte, das Periodikum auch für Nicht-PR-Leser interessant zu machen. So hatte Gabriel verstärkt auch Storys und Artikel zu nicht serienspezifischen Themen präsentiert. In Fuchs’ Ausgaben waren neben den regelmäßigen Kolumnen – Editorial und die letzten Folgen des Fortsetzungsromans »Das Weltraumteam« von William Voltz, »Fanzines in Deutschland« von Hermann Urbanek, »Phantome des Schreckens« von Peter Krassa, dem »Clubmagazin« von Walter A. Fuchs und dem von Alfred Vejchar und Hermann Urbanek betreuten Info-Block »SF-MEDIA« – Beiträge von Claude Seignolle, Isaac Asimov, Gene Wolfe, Joe Haldeman, Kurt Mahr, Jesco von Puttkamer, Michael Nagula, Ursula K. Le Guin, Manfred Riepe, Zenna Henderson, Erich von Däniken, Manfred Knorr, Harlan Ellison, Ronald M. Hahn, Jack London, George R.R. Martin und Christian Hellmann. Von besonderem Interesse für die PERRY RHODAN-Leser von heute dürfte nach wie vor auch die 12. Folge der Reihe »Fanzines in Deutschland« sein, in der »Die Uwe Anton Productions« vorgestellt wurden: eine Fülle hochwertiger Fanzines, die der gegenwärtige Exposé- und Chefautor in seiner Jugend herausgegeben hat, beginnend mit GANYMED 1 im Dezember 1970, als Uwe Anton gerade mal vierzehn Jahre alt war. Fanzines, die im Gegensatz zu vielen anderen auch rund vierzig Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch interessant, informativ und gut zu lesen sind.

Mit PR-Bezug gab es außer dem Clubmagazin Storys von Hubert Haensel und Marianne Sydow sowie einen Artikel über »Frauen in PERRY RHODAN« von William Voltz.

Zum Thema »Frauen und die Science Fiction« meinte William Voltz in seinem Editorial im PRM 2/1981:

Einen Beitrag von Ursula K. Le Guin in diesem PRM benutzte Walter A. Fuchs, um mir ein Editorial zum Thema »Die Stellung der Frau in der Science-Fiction« abzuverlangen. Er legte, ohne es zu wollen, einen Finger in eine Wunde, die mir Dutzende Leserbriefe von emanzipationsbesessenen Schreibern geschlagen haben.

Darüber bin ich mir mittlerweile im Klaren: Von allen Patriarchen sind Mitarbeiter der PR-Serie die größten, und weil der William die PR-Handlung entwickelte, ist er konsequenterweise in dieser Schurkenriege der Schlimmste. Jedes Mal, wenn ich in einem amerikanischen Fernsehkrimi den Alibi-Farbigen agieren sehe, denke ich peinlich berührt an die Alibi-Frauen in verschiedenen Voltz-Exposés.

In der modernen SF beginnt die Stellung der Frau (oft genug auch in experimenteller Weise!) sich allmählich zu normalisieren, aber im Allgemeinen leidet die Science Fiction an der »Ursünde«, den gleichen Ideenklischees wie Kriminal- und Westernromane entsprungen zu sein: SF war in den Anfängen, kein Weg geht daran vorbei, sterile Männerliteratur. Man erinnere sich nur an das Aufsehen, das zum Beispiel Philip José Farmer 1952 mit seinem Roman »The Lovers« erregte, als er ein regelrechtes SF-Tabu missachtete und sich dem Thema Sexualität widmete. Heute erscheint uns dieser Roman nicht sehr ungewöhnlich.

Trotzdem halte ich nichts davon, nun mit aller Gewalt auf eine Stellung der Frau in der SF hinzuarbeiten, die von ihrer »normalen« Rolle allzu weit entfernt ist: Wer wollte sich mit derart utopischen weiblichen Wesen noch identifizieren? Entwicklungen verlaufen zäh, und allzu eifrige Verfechter neuer Ideen resignieren oft an ihrer eigenen Ungeduld. Meine Frau (sie nimmt in meinem SF-Bereich natürlich eine exponierte Stellung ein) reagierte auf meine entsprechende Frage gelassen: »Ich werd’ dir schon sagen, wenn mir was nicht passt!« Offensichtlich geht’s an der Basis normaler und zufriedener zu, als man denken möchte. Und nur von dort (Orwell, »1984«) kann eine Veränderung kommen.

Dieses Editorial wurde vor mehr als dreißig Jahren geschrieben, und tatsächlich hat sich seither in diesem Bereich – und nicht nur dort – ich Sachen Emanzipation sehr viel getan. Immer öfter sind Frauen die Protagonistinnen, und die Geschichten werden aus ihrer, der weiblichen Sicht geschildert. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die »Science«, die Wissenschaft, heute einen viel geringeren Stellenwert in der Science Fiction hat als früher und die Themenpalette der Publikationen vielfältiger und bunter geworden ist, die unter dem Label SF zur Veröffentlichung gelangen.

Und was hatte William Voltz zum Dauerbrenner »Stellung der Frau in PERRY RHODAN« zu sagen?

Essay: Frauen in PERRY RHODAN – von William Voltz

Als ich zu ersten Mal davon hörte, dass das Thema dieses PERRY-RHODAN-MAGAZINS den Titel »Frauen in der Science-Fiction« tragen werde, ergriff mich in düsterer Vorahnung schiere Verzweiflung. Ich fürchtete, alle möglichen Abhandlungen und Kommentare schreiben zu müssen. Eine Zeitlang sah es so aus, als käme ich, vom Editorial einmal abgesehen, ungeschoren davon. Trotzdem nahm ich kaum noch Telefongespräche entgegen, ließ Post des Verlages unter fadenscheinigen Gründen zurückgehen und verbreitete skrupellos das Gerücht, mehrere Wochen Urlaub auf den Westindischen Inseln zu machen. Walter A. Fuchs, der für PRM zurzeit das ist, was man in der Fußballsprache als »Interimstrainer« bezeichnet, schaffte es dennoch, mich aufzuspüren und zur Niederschrift dieses Artikels zu überreden. Ich will gar nicht darauf eingehen, welche Register der Überredungskunst er dabei gezogen hat; als er dann noch die Illustrationen von Pierangelo Boog erhielt, traf mich vollends der Schlag. Nicht, dass mir die Bilder nicht gefielen (Erbarmen, genau das Gegenteil ist der Fall!), aber sie sind die Essenz der (Vor-)Urteile, die eine Gruppe von Lesern den Frauen in PERRY RHODAN gegenüber hegt. (Die andere Gruppe findet alle Frauen in PERRY RHODAN steril, und obwohl ich meinen Freund einigermaßen kenne, werde ich nie begreifen, wie eine solche Polarisierung möglich ist!) Was immer wir mit den Frauen in PERRY RHODAN auch anfangen: Es gibt mit Sicherheit jemanden, der sich darüber aufregt und uns heftig kritisiert.

Jeder Leser macht sich natürlich ein eigenes Bild von den Frauen in PERRY RHODAN, so auch Angelo. In der Vorstellungswelt der Autoren sehen sie dabei wieder anders aus. Das mag auch daran liegen, dass der gute Illustrator sich ausgerechnet die Frauen ausgesucht hat, die mit Perry Rhodan verheiratet waren. Es ist schade, dass er nicht Auris von Las Toór (sie fand leider schon in Band Nr. 125 den Tod), Demeter, Irmina Kotschistowa, Betty Toufry oder Tipa Riordan (um nur einige zu nennen) ausgewählt hat, denn er zwingt mich förmlich, besonders auf diese drei Frauen einzugehen. Das Problem, einen Unsterblichen mit einer Sterblichen zu verheiraten, wurde in der PERRY RHODAN-Serie von verschiedenen Autoren mehrfach aufgegriffen; auch ich habe mir die Zähne daran ausgebissen: Zwei, die einander lieben, sehen sich altersmäßig immer wieder auseinanderstreben, ein wahrhaft tragischer Vorgang.

Kurt Brand hat dies in Band Nr. 78 »Thoras Opfergang« zu schildern versucht, für meine Begriffe mit zu viel Seelenschmalz. Erinnern wir uns: Thora war die hochmütige Kommandantin eines auf Luna havarierten arkonidischen Forschungskreuzers. Als Mitglied der auf Arkon regierenden Dynastie Zoltral sah sie in den Menschen der Erde zunächst nur barbarische Wesen. Thora war, so das PERRY-RHODAN-Lexikon, »eine faszinierende Erscheinung, hochgewachsen, mit hellen, fast weißblonden Haaren, ausdrucksvollen Augen mit der für Arkonidinnen charakteristischen goldroten Färbung.« (Etwas später verstieg sich K.H. Scheer übrigens zunehmend auf rothaarige, vollbusige Frauen mit eurasischem Gesichtsschnitt, die ich, nachdem ich die Exposé-Arbeit übernahm, durch schwarzhaarige, etwas schlankere Typen ersetzte. Ich hoffe, man vergibt uns beiden!)

Bei ihrer ersten Begegnung waren sich Perry Rhodan und Thora spinnefeind, die beiden konträren Persönlichkeiten prallten aufeinander wie Feuer und Wasser. Dann, um abermals das Lexikon zu zitieren, »kam es im Verlauf der Jahre zu einem Verstehen, Freundschaftsverhältnis und schließlich zur Eheschließung«. Die Hochzeit zwischen Perry Rhodan und Thora war natürlich die Nachvollziehung eines Klischees, aber jede andere Lösung wäre uns von den Lesern nie verziehen worden.

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an ein nettes Erlebnis während des ersten (und einzigen) PERRY-RHODAN-Cons in Washington. Walter Ernsting (Clark Darlton) und ich bemühten uns um die Gunst einer Amerikanerin, die in der Maske der Thora zum Con erschienen war. Walter, gegen dessen Charme bekanntlich nicht einmal Bulldozer ankommen, schlug mich als Rivalen aus dem Feld, indem er dem Mädchen vorschwindelte, ich sei der »Mörder« Thoras. Daraufhin würdigte sie mich keines Blickes mehr.

Aber auch in unseren Landen fand der Tod Thoras wenig Beifall. Zum Glück ließen wir uns von den Lesern nicht zu einer Wiederauferstehung überreden, wie dies z. B. bei der Figur des Roi Danton gründlich misslungen ist. Jedes Mal, wenn eine bekannte Person aus der PERRY-RHODAN-Serie stirbt, geht ein Proteststurm durch die Reihen der Leser, bei Thora war er jedoch besonders stark. (Ich stelle mir gerade vor, was passieren würde, wenn ich Gucky sterben ließe!)

Nach Thoras Tod trauerte unser Held eine Zeitlang – bis er sein Augenmerk auf eine neue Favoritin richtete, die Plophoserin Mory Abro, eine Tochter Lord Abros, des Neutralistenführers von Plophos. Auch sie war eine faszinierende Erscheinung, groß, schlank, mit rotblonden Haaren, weißer Haut und grünen Augen. Ihr Charakter wurde als »explosiv« bezeichnet, und was immer man darunter verstehen mag, ich bin froh, dass meine Frau nicht explosiv ist.

Mit fünfundzwanzig Jahren wurde Mory Abro Nachfolgerin des Obmanns von Plophos, Iratio Hondro. Sie erhielt den Zellaktivator des Diktators Hondros, was sie allerdings nicht vor dem Tod bewahrte. Nachdem sie Perry Rhodan im Jahre 2329 heiratete und ihm zwei Kinder schenkte (auch so eine blödsinnige Ausdrucksweise), starb sie zusammen mit ihrer Tochter Suzan Betty Rhodan während des Panither-Aufstands im Jahre 2931 auf Plophos. Das zweite Kind war der schon erwähnte Roi Danton alias Michael Rhodan. Übrigens gilt es, den Nachwuchs zu komplettieren: Aus Perry Rhodans Ehe mit Thora ging ebenfalls ein Sohn hervor, Thomas Cardif, ein regelrechter Revoluzzer. Ich muss meinen Kollegen Respekt zollen, die damals Cardif als einen Menschen darstellten, der wegen verweigerter Elternliebe auf die schiefe Bahn geriet.

Das Pech mit den Frauen blieb dem damaligen Großadministrator des Solaren Imperiums also treu. Wollen wir ihm aber zugestehen, dass er, wie jeder halbwegs vernünftige Mann, fürderhin nicht im Zölibat lebte, wenn auch in der PERRY-RHODAN-Serie solche Abenteuer kaum je Erwähnung finden.

Kommen wir zur Ehefrau Nummer drei. Orana Sestore war Chefin einer Forschungsstation im Plejadensektor und, laut Exposé, »mittelgroß, schlank, vollbusig, mit einer Haut wie zartes Elfenbein! (Ausrufezeichen vom Verfasser dieses Artikels), langen, tiefschwarzen Haaren und dunkelblauen Augen.« Diese bildschöne Frau war schon einmal verheiratet gewesen, und zwar mit dem Experimentalphysiker Dr. Sestore. In der PERRY RHODAN-Serie tauchte sie erstmals in Band Nr. 550 auf. Später heirateten Perry Rhodan und Orana. Diese Frau spielte eine ungewollt tragische Rolle, als sie vom Konzil (um die Bände 656 bis 660) als lebende Bombe missbraucht werden sollte. Orana starb in den Wirren des Mahlstromes, ohne dass Perry Rhodan jemals im Detail Aufschluss über ihr Schicksal erhielt. Kein Wunder, dass unser dreimal vom Schicksal gebeutelter Held bis ins Jahr 424 Neuer Galaktischer Zeitrechnung keine weiteren festen Bindungen mehr einging. Doch das ist nicht endgültig.

 

Ein weiteres »faszinierendes« weibliches Wesen besteht zumindest schon in Exposéform; und es wird die dramatischste Beziehung werden, die Perry Rhodan je zum anderen Geschlecht knüpfte. Mehr jedoch will und darf ich an dieser Stelle nicht verraten. (Nur im Manuskript: Ich bin froh, dass Angelo von dieser noch nicht im Detail ausgearbeiteten Figur kein Bild gemalt hat – die Konsequenzen wären nicht übersehbar.)

Eines steht jedenfalls fest: Die Frauen in und um PERRY RHODAN sind und bleiben ein unerschöpfliches Thema, so oder so.

(Auszug aus: SF-PERRY RHODAN MAGAZIN 3/1981)

Bei dieser überaus beeindruckenden Frau handelte es sich, wie die langjährigen Leser der Serie wissen, um niemand anders als Gesil, die zweite Inkarnation der Kosmokratin Vishna, mit der Perry Rhodan im Jahr 426 NGZ einen unbefristeten Ehevertrag eingeht; dieser Verbindung entstammt die gemeinsame Tochter Eirene, die sich in der Folge dazu entschließt, ihren Kosmokratennamen Idinyphe anzunehmen. Und Gesil sollte beileibe nicht die letzte Frau an Rhodans Seite sein.

Natürlich war allen Beteiligten klar, dass Walter A. Fuchs neben seinen anderen Aktivitäten für den Verlag trotz aller Unterstützung nicht nebenbei auch noch das PERRY RHODAN MAGAZIN herausgeben konnte, und so wurde ein neuer Chefredakteur gesucht. Die Wahl fiel schließlich auf Hans-Jürgen Frederichs, der schon als Herausgeber des professionell vertriebenen SFCD-Magazins ANDROMEDA erste Erfahrungen in diesem Metier gesammelt hatte.

ANDROMEDA – Das Profi-Magazin

Seit Walter Ernsting 1955 den Science Fiction Club Deutschland e.V. gegründet und die erste Ausgabe des neuen Club-Magazins ANDROMEDA herausgegeben hatte, hatte dieses zahlreiche Höhen und Tiefen durchlaufen. Zumindest ein regelmäßiges Erscheinen war von 1975 an durch wechselnde Redaktionen in Deutschland und Österreich gewährleistet. Und dann griff die Überlegung Raum, den SF-Boom, der sich abzuzeichnen begann, auszunützen und ANDROMEDA einem größeren Publikum als nur den Vereinsmitgliedern zugänglich zu machen. Und so war im Editorial von ANDROMEDA 96, der Ende 1978 in den Handel gebrachten ersten flächendeckend erhältlichen Ausgabe, zu lesen:

»Im August dieses Jahres beschloss die Mitgliederversammlung (des SFCD) in Marburg auf Vorschlag des Vorstandes, ANDROMEDA Hans-Jürgen Frederichs zu übertragen und damit in den freien Handel zu bringen. Hans-Jürgen Frederichs, schon seit langem im Verlagsgewerbe tätig und Profi in Entwicklung und Konzeption von Zeitschriftenobjekten, verspürte schon lange die Lust, ›mal ein Blatt zu machen, das auch meinen persönlichen Neigungen entspricht und nicht nur vom Kommerz diktiert wird.‹

Und er fand auch zwei Partner, Eberhard Bode und Ralf H. Grosshans, die ebenso wie er Spaß an der Sache haben und mit ihm das verlegerische Risiko teilen. Alle Beide sind vom ›Fach‹. Eberhard Bode als Vertriebsleiter und Druckspezialist und Rolf H. Grosshans als Redakteur, der lange mit SF zu tun hatte und früher selbst SF-Romane für den Pabel-Verlag schrieb.

Und mit von der Partie ist natürlich Jürgen Mercker, erster Vorsitzender des SFCD, der die Koordination zwischen dem bewährten alten Redaktionsstab und der neuen Verlagsleitung übernommen hat.«

In Marburg waren auch schon die Aufgabenbereiche der vom SFCD gestellten Redakteure aufgeteilt worden. Der Stab setzte sich aus dem Chronisten Hermann Urbanek (Storys), Viktor Farkas (Wissenschaftliche Artikel), Helmut Magnana (Literarische Artikel), Alfred Vejchar (Kritiken), Eva Bartoschek (Grenzwissenschaften), H.-J. Ehrig (Comics), Robert Christ (Galerie) und Peter Ripota (Nachrichten) zusammen. Das Team wurde aus der Profi-Szene sehr tatkräftig unterstützt und lieferte das erbetene Material, auch wenn dafür kein Honorar gezahlt werden konnte. So konnten in den ersten drei Ausgaben Storys von Kai Riedemann, Clark Darlton (eine ursprünglich fürs PRM gedachte und von G. M. Schelwokat abgelehnte PR-Story) und Peter Griese sowie Künstlerporträts von H.R. Giger, Virgil Finlay und Helmut Wenske neben Interviews und Artikeln veröffentlicht werden. Doch der Erfolg hielt sich in Grenzen, und die anfänglich relativ kleinen Differenzen zwischen Redaktion und dem neu gegründeten ANDROMEDA-Verlag wurden immer größer. Die Ausgabe 99 war dann nur mehr eine Sparnummer, die lediglich an die Clubmitglieder ging (der Story-Reader enthielt Kurzgeschichten von Günter Zettl, William Voltz, Kai Riedemann, Georg Mackowiack und Wolfgang Hohlbein, einen SF-Comic von Michael Götze und eine Galerie von Thomas Franke), während Hans-Jürgen Frederichs ein neues Konzept für das Magazin ausarbeitete, diesmal ohne Mitsprache des SFCD und mit völlig neuem Redaktionsstab. Als er die Nummer 100 dann zum Jahresende 1979/80 herausbrachte, kündigte der SFCD den Vertrag mit ihm und gibt seitdem das Club-Magazin wieder nur für seine Mitglieder heraus. H.J. Frederichs brachte im Sommer 1980 im 3. Jahrgang noch eine ANDROMEDA-Ausgabe 1/1980 heraus, doch blieb es bei dieser einen Ausgabe. Damit war ein weiterer Versuch, ein flächendeckend vertriebenes SF-Magazin auf dem deutschen Markt zu etablieren, gescheitert.

PRM – Countdown zum Finale

Im PERRY RHODAN MAGAZIN 3/1881 wurde dann mit Verspätung bekanntgegeben, dass Helmut Gabriel aus der Redaktion ausgeschieden sei, um sich künftig anderen Aufgaben zu widmen. Als neuer Chefredakteur wurde Hans-Jürgen Frederichs vorgestellt, die Ausgabe präsentierte sich in einem neuen, offeneren Layout. Im inhaltlichen Bereich hingegen gab es nur wenige Änderungen. So blieben die einzigen Bezüge zur größten Weltraumserie das Clubmagazin und eine Story von Ernst Vlcek. Neu hinzu kamen der Fortsetzungsroman »Die Galaxis Rangers« von Harry Harrison, dessen Autorenporträt der heutige Literaturpapst Denis Scheck beisteuerte, sowie die Artikelserie »Space Rock« über phantastischen Rock von Joachim Körber. Gleich blieb der Mix aus Storys und Artikeln, diesmal von Clark Ashton Smith, Ed Naha, Herbert W. Franke, Robert Bloch, Frederic Golden, Ernst Vlcek, Christian Hellmann und Manfred Riepe verfasst, dazu gab es eine Galerie zum Thema »Raumschiffe« sowie eine weitere mit Werken von Hubert Schweizer. Auch in den folgenden drei Ausgaben kam es zu keinen größeren inhaltlichen Änderungen. So wurden Autorenporträts von Philip K. Dick, Ray Bradbury, M. Lucie Chin und William Morris ebenso veröffentlicht wie Storys von A. Merritt, Philip K. Dick, William Morris und Jack Vance, Artikel von Uwe Luserke, Michael Nagula und Manfred Riepe, Peter Krassa, Christian Hellmann, Isaac Asimov, Jesco von Puttkamer, Erich von Däniken, Heinz J. Galle, es gab SF-MEDIA, das Clubmagazin sowie PR-Storys von Clark Darlton und Ernst Vlcek und eine ATLAN-Story von Hans Kneifel.

Dass es mit dem Magazin nicht zu Besten stand und ihm offenbar weniger Aufmerksamkeit bei der Produktion geschenkt wurde, das war erstmals zu bemerken, als man bei Ausgabe 4/1981 kräftig schlampte und in der Inhaltsangabe einige der Beiträge anstelle des Autornamens mit einem Fragezeichen versehen waren. Im Heft 6/1981 war es dann traurige Gewissheit: Das PERRY RHODAN MAGAZIN war mit der 28. Ausgabe eingestellt worden. Es war damit zwar das am längsten laufende SF-Periodikum im deutschen Sprachraum, das auf professioneller Basis erschienen ist, aber das war kein Trost. Im Editorial der letzten erschienenen Ausgabe las sich das dann so: