Näher beim Vater

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Namensträger

Gott ist dabei, seinen Plan der Wiederherstellung umzusetzen. Von Anfang an war es seine Absicht, dass der Mensch sein Ebenbild ist.

… Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! (1 Mose 1,26a).

Er möchte, dass wir ihn widerspiegeln, dass sein Bild durch uns sichtbar wird. Aber weil wir eine Familie sind, sind wir nicht nur Bildträger, sondern auch Namensträger. Ein Name ist etwas sehr Wichtiges. Er bringt das Wesen einer Person zum Ausdruck.

Ein Beispiel

Anneke und ich haben acht Kinder. Das war nicht immer einfach für alle acht. Es gab einige, die in der Schule einen bestimmten „Namen“ hatten. Sobald eines ihrer Geschwister in die Schule kam, hieß es oft schnell: „Oh, bist du eine(r) von den Bruggemans?“ Der Name Bruggeman hatte einen gewissen Ruf, und der war nicht immer sehr positiv. Das wirkte sich aber nicht nur auf die anderen Kinder aus, sondern auch das Lehrerkollegium hatte ein bestimmtes Bild von mir. Als ich mich bei einem Elterngespräch einmal als Henk Bruggeman vorstellte, war die Reaktion: „Ah, Sie sind Herr Bruggeman?“ Dazu möchte ich anmerken, dass ich auf all das gar keinen Einfluss gehabt hatte. Ich war weder in dieser Klasse noch jemals Schüler dieser Schule gewesen. Aber ich hatte einen bestimmten Ruf, und der war nicht sonderlich positiv. Die Lehrer hatten im Zusammenhang mit dem Namen Bruggeman ein gewisses Bild im Kopf, das durch das Verhalten einiger meiner Kinder entstanden war. Woher kommt das? Weil meine Kinder Namensträger sind! Nämlich die Träger meines Namens; sie heißen alle Bruggeman.

Und so sehen wir, dass Gott vor genau demselben Dilemma steht. Seine Kinder tragen seinen Namen, und die Menschen, die seinen Kindern begegnen, meinen, ihn durch seine Kinder zu kennen! Aber wenn seine Kinder durch ihr Verhalten ein falsches Bild von ihm abgeben, hat Gott der Vater ein Problem. Und genau davon spricht Hesekiel.

Zurück zu Gott und seinem Plan

Von Beginn an sehnt sich Gott danach, Vater zu sein und auch als Vater bekannt zu sein. Aufgrund des Sündenfalls wachsen seine Kinder hier auf Erden praktisch vaterlos auf. Sie sind Waisen geworden. Das schmerzt sein Vaterherz.

Nun ist es für den Menschen schwierig, Gott kennenzulernen, weil er Geist ist und wir Fleisch sind. Paulus beschreibt dieses Problem in seinem ersten Brief an die Korinther.

Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird (1 Kor 2,14).

Deshalb hat Gott ein Volk auserwählt, um ihm Vater zu sein, das Volk Israel. Noch war nicht alles ideal. Wegen der Sünde konnte er noch nicht eins mit ihnen sein. Aber unter gewissen Bedingungen war es möglich, dass er unter ihnen wohnte. Sie sollten dann auch seinen Namen tragen, und so würde Gott durch sein Volk auf der Erde sichtbar sein. Auf diese Weise könnten andere Völker dann ein Bild davon bekommen, wer Gott wirklich war. So war es jedenfalls gedacht. In dem Textabschnitt aus Hesekiel sehen wir, dass es mit Israel völlig falsch läuft. Es stellt sich heraus, dass Israel nicht fähig ist, Gott in angemessener Weise zu repräsentieren. Das tut Gott weh, aber statt einer Bestrafung geht er die Sache ganz anders an. Eigentlich verkehrt er sie ins Gegenteil! Im Prinzip sagt er: Was ich von euch verlange, könnt ihr nicht tun. Es gelingt euch nicht aus eigener Kraft! Anders gesagt, ihr könnt es nicht, ohne von mir abhängig zu sein.

Gott ergreift die Initiative

Und so sagt Gott zu Hesekiel: „Sag es ihnen. Ich übernehme die Sache. Ich werde dafür sorgen, dass mein Name gereinigt wird. Und warum? Aus welchem Grund? Weil ich will, dass die Völker, die mich nicht kennen oder ein falsches Bild von mir haben, mich kennenlernen, wie ich wirklich bin.“

Darum sage zum Haus Israel: So spricht der Herr, HERR, Nicht um euretwillen handle ich, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entweiht habt unter den Nationen, zu denen ihr gekommen seid. Und ich werde meinen großen, unter den Nationen entweihten Namen heiligen, den ihr mitten unter ihnen entweiht habt. Und die Nationen werden erkennen, dass ich der HERR bin, spricht der Herr, HERR, wenn ich mich vor ihren Augen an euch als heilig erweise (Hes 36,22-23).

Diesen Absatz bringt die Message-Übersetzung so eindrucksvoll rüber, dass ich sie hier noch hinzufüge:

Darum sprich zu Israel: Botschaft von Gott, dem Herrn: Ich tue das nicht für euch, Israel. Ich tue das für mich, um meinen Charakter, meinen heiligen Namen zu schützen, den ihr noch in jedem Land, in das ihr gekommen seid, schlecht gemacht habt. Ich werde nun meinen großen und heiligen Namen offenbaren, der von euch in so vielen Ländern ruiniert wurde, da ihr ihn überall schlecht gemacht habt.

Dann werden die Nationen erkennen, wer ich wirklich bin, nämlich Gott, wenn ich meine Heiligkeit durch euch offenbare, sodass sie es alle mit ihren eigenen Augen sehen können.4

Vielleicht ist es gut, uns nochmal vor Augen zu führen, wie Gott das Thema anschnitt: „Ihr habt das Land verunreinigt. Ihr habt meinen Namen schlecht gemacht. Ihr habt meinen Namen entheiligt.“ Und als Antwort, als Lösung des Problems, sagt er: „Ich habe einen Plan. Ich habe ein Mittel gegen eure Unheiligkeit. Die Lösung ist, dass ich heilig bin. Die einzige Möglichkeit, dass ihr „heilig sein könnt“, oder besser gesagt, meine Heiligkeit tragen könnt, ist, dass ich euch mit meiner Heiligkeit fülle!“ In Hesekiel 39 sagt Gott, was das Endergebnis sein wird. Wunderbar!

Und ich werde meinen heiligen Namen kundtun mitten in meinem Volk Israel und werde meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen lassen. Und die Nationen werden erkennen, dass ich der HERR bin, der heilig ist in Israel (Hes 39,7).

Nun zurück zum Vaterunser:

Unser Vater im Himmel!

Dein Name werde geheiligt.

Jetzt wird uns auch deutlich, dass dies der Kern dieses Gebets ist und dass der Rest des Gebets dazu dient, dem Gestalt zu geben! Nämlich die Tatsache, dass Gott durch uns als ein guter Vater gesehen und erkannt werden wird.

Um seines Namens willen

Eine Sache, die mich tief berührt hat, wäre da noch. Damit möchte ich dieses Kapitel dann auch abschließen. Ich habe den Satz „Dein Name werde geheiligt“ immer als eine Art Zwischensatz gesehen. Jetzt ist mir klar, dass das völlig falsch ist! Erst wenn Gottes Name geheiligt wird, hier bei uns auf Erden, ist es möglich, dass man ihn durch uns so sehen kann, wie er wirklich ist! Als mir das klar wurde, wurde mir plötzlich auch bewusst, was es bedeutet, wenn in der Bibel „um seines Namens willen“ steht. Ein paar Beispiele:

Er erquickt meine Seele. Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen (Ps 23,3).

Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen (1 Joh 2,12).

Aber er rettete sie um seines Namens willen, um seine Macht kundzutun (Ps 106,8).

Um deines Namens willen, HERR, vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß (Ps 25,11).

Hilf uns, Gott unseres Heils, um der Ehre deines Namens willen. Rette uns und vergib unsere Sünden um deines Namens willen! (Ps 79,9).

Großartig! Ich dachte immer, es würde um Folgendes gehen: Wenn ich auf dem richtigen Weg bleibe, werden meine Sünden vergeben, und dann komme ich in den Himmel. Aber jetzt ist mir klar, dass es in erster Linie nicht um mich geht, sondern um ihn! Darum hat Jesus uns das Vaterunser gegeben. Jetzt lese ich auch Folgendes mit ganz anderen Augen:

Vergib uns unsere Schuld – nicht in erster Linie, damit uns dann vergeben ist. Nein, sondern damit wir fähig sind, anderen seinen heiligen Namen, sein Wesen durch uns zu zeigen.

Erlöse uns von dem Bösen – damit wir hier und jetzt seinem Königreich Gestalt geben können. Und damit seine Kraft, Herrlichkeit und Majestät gesehen und geoffenbart werden!

Und wenn wir dann sehen, dass Jesus nur von „uns“ spricht, dann sehen wir, dass der Vater uns durch all dies die Möglichkeit gibt, als Gemeinde, als Leib Christi sichtbar zu werden als die Braut des Lammes bzw. von Jesus. Und das wiederum hat zum Ziel, den Vater völlig sichtbar zu machen.

Das Vaterunser: Welch ein Gebet von gewaltiger Schönheit!

Zum Nachsinnen

Wenn wir davon ausgehen, dass die Kirche, die Gemeinde, im Moment für die Welt noch nicht als Braut sichtbar ist, dann muss sich daran etwas ändern. Bei mir … Bitte den Vater um Offenbarung, damit wir erkennen können, was anders werden muss. Offenbarung, um zu erkennen, was neu ist und von uns angenommen werden soll, und Offenbarung, um zu erkennen, was alt ist und wir loslassen müssen.

Ein Lied anhören

Cody Carnes, I run to the Father5

I’ve carried a burden

For too long on my own

I wasn’t created

To bear it alone

I hear Your invitation

To let it all go

Yeah I see it now

I’m laying it down

And I know that I need You

I run to the Father

 

I fall into grace

I’m done with the hiding

No reason to wait

My heart needs a surgeon

My soul needs a friend

So I’ll run to the Father

Again and again

And again and again

Oh, oh, oh

You saw my condition

Had a plan from the start

Your Son for redemption

The price for my heart

And I don’t have a context

For that kind of love

I don’t understand

I can’t comprehend

All I know is I need You

Refrain …

My heart has been in Your sights

Long before my first breath

Running into Your arms

Is running to life from death

And I feel this rush deep in my chest

Your mercy is calling out

Just as I am You pull me in

And I know I need You now

Refrain …

Leseempfehlung

Henk Bruggeman, Eine Liebe ohnegleichen In diesem Büchlein wird auf einfache Weise erklärt, dass es bei Gott, dem Vater, Liebe für jeden gibt.

Raum für Notizen

1 In meinem Buch „Das Herz des Vaters entdecken“ habe ich ausführlich darüber geschrieben.

2 Life does not come only from eating bread, but from God. Life flows from every revelation from His mouth.

3 Our Father in heaven, Reveal who you are.

4 Therefore, tell Israel, „Message of God, the Master: I’m not doing this for you, Israel. I’m doing it for me, to save my character, my holy name, which you’ve blackened in every country where you’ve gone. I’m going to put my great and holy name on display, the name that has been ruined in so many countries, the name that you blackened wherever you went. Then the nations will realize who I really am, that I am God, when I show my holiness through you so that they can see it with their own eyes. […]’

5 https://youtu.be/HTHS4W1bPj8; alle Links zu den Liedern und Übersetzungen findest du unter www.vaterherz-bruggeman.de/naeher-beim-vater.html

Kapitel 2: Gehorsam oder Ungehorsam – Was will Gott?

Denn wie durch des einen Menschen Ungehorsam die vielen [in die Stellung von] Sündern versetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen [in die Stellung von] Gerechten versetzt werden.

Römer 5,19

Was will Gott?

Mit dem Titel dieses Kapitels möchte ich dich ein wenig herausfordern. Was will Gott? Dein erster Gedanke ist jetzt bestimmt, dass das doch gar keine Frage ist. Ich kann dich schon sagen hören: „Was meinst du mit ‚Was will Gott?‘? Das ist doch wohl klar. Gott will, dass wir gehorsam sind. Ungehorsam ist ja schon grundsätzlich falsch.“ Aber lass uns am Anfang beginnen und dann Schritt für Schritt entdecken, was sich im Vaterherzen Gottes abspielt.

Zuallererst habe ich eine Frage: Ist es wichtig, dass wir die Stimme Gottes verstehen (können)? Wenn ich diese Frage bei einer Veranstaltung stelle, bekomme ich immer dieselbe Reaktion, nämlich: „Ja, natürlich ist es wichtig, die Stimme Gottes zu verstehen.“ Dann frage ich weiter: „Was ist das Zweitwichtigste, wenn du die Stimme Gottes verstanden hast?“ Sehr oft höre ich dann: „Dem gehorsam sein, was er von einem will!“ Und das ist genau der Punkt, über den ich in diesem Kapitel sprechen möchte.

Erfahrungen

Hättest du mir diese Frage vor ein paar Jahren gestellt, dann hätte ich mit Sicherheit geantwortet, dass eines der wichtigsten Dinge, die du für Gott tun kannst, ist, ihm gehorsam sein. Indem du ihm gehorsam bist, kannst du nach seinem Willen leben. Durch Gehorsam tust du, was er von dir verlangt. Ganz einfach, oder? Das ist eindeutig, nicht wahr? Das liegt doch völlig auf der Hand.

Und doch …

In der Bibel bin ich auf ein paar Beispiele gestoßen, wodurch ich meine Meinung geändert habe. Lass es mich so beschreiben: Bibeltexte, die Raum geben zu denken, dass Gott unseren (Un-)Gehorsam anders sieht als wir. Ich habe entdeckt, dass Gott uns eine Erfahrung schenken will, die uns hilft, gehorsam zu sein. Diese Erfahrung kann sowohl positiv als auch negativ sein. Durch diese Erfahrung können wir in eine Position gelangen, in der wir uns (freiwillig) dafür entscheiden, im Willen Gottes zu wandeln. Ich möchte das später mit einem Beispiel verdeutlichen. Wer mich kennt, wird nicht verwundert sein, dass dieses Beispiel aus Lukas 15 stammt, aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn. Aber zuvor möchte ich dir zeigen, wie Jesus uns geradezu Gehorsam anbietet. Jesus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Und wohin ich gehe, dahin wisst ihr den Weg. Thomas spricht zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich (Joh 14,4-6).

Hier lesen wir, dass Jesus uns nicht nur auf unser Ziel hinweist, zum Vater zu kommen. Dann käme es einzig auf Gehorsam an. Nein, Jesus sagt uns, dass er der Weg ist! Statt uns ein Gebot aufzuerlegen und Gehorsam zu verlangen, sagt er: „Ich sage dir, was dein Ziel ist, und ich gebe dir die Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen. Ich bin der Weg. Wir machen uns zusammen auf den Weg zum Vater.“ Er weist dir also nicht nur den Weg. Nein, er macht diesen Weg für dich auch zu einer Erfahrung mit ihm. Zu dieser Erfahrung gehört auch Intimität, wodurch sich eine Beziehung entwickelt. Indem du diesen Weg gehst, lernst du ihn auch besser kennen. Und das Bemerkenswerte ist, dass du diesen Weg auch für andere freimachst, sobald du deinen Weg zum Vater verfolgst. Dieser Weg kann danach auch von anderen gefunden werden und auch sie können ihm folgen.

Ein Lied anhören

Wenn du jetzt einen Moment innehalten willst, empfehle ich dir, auf YouTube das Lied „Pioneer“, gesungen von Rick Pino, anzuhören:1

Pioneer, Pioneer

Keep pressing onwards beyond your fears

And only your Father goes before you to your own frontier

Youʼre a Pioneer

Uncharted wilderness stretches before you

And you thrive on going where no one has gone

Still it gets lonely when darkness rears

So sing by the fire until the dawn

You travel light and you travel alone

And when you arrive nobody knows

But your Father in heaven, He is glad you can go

Cause those who come after you will need the road

And what you have done, others will do

Bigger and better and faster than you

But you canʼt look back,

you gotta keep on pressing through

Thereʼs a wilderness pathway and itʼs calling you

Calling you, calling you

Keep pressing onwards, you can't stay here …

And only your Father goes before you to your own frontier

Youʼre a Pioneer

Zwei Arten von Gehorsam

Welche positive Erfahrung brauchen wir? Wir brauchen es, dass wir die Liebe des Vaters selbst empfangen, ganz direkt. Du kannst hören und lesen, dass der Vater dich liebt. Aber das verblasst im Vergleich mit einer persönlichen Erfahrung seiner Liebe. Der eine ist Gott einfach gehorsam, weil er seine Stimme gehört hat. Der andere hat die Stimme von Gott dem Vater gehört und sein Herz wurde von seiner Liebe bewegt. Das ist ein großer Unterschied. Vom ersten könnte man sagen, dass er aufgrund eines Gebotes gehorcht, das ihm ein anderer auferlegt hat. Der zweite will gehorchen, weil er sich von ganzem Herzen auf den einlassen will, der ihn bittet.

Gehorsam und Ungehorsam

Die Frage, um die es geht, ist: Ist Gehorsam wirklich das, was Gott der Vater von uns will? Die Frage scheint sich nach wie vor einfach beantworten zu lassen. Natürlich! Oder …? Doch es stellt sich heraus, dass Gott zwar Gehorsam will, aber er verlangt nicht von uns, dass wir einfach nur seine Gebote halten.

Ein Beispiel

Schauen wir uns mal ein praktisches Beispiel an. Manchmal gibt es Situationen in deinem Leben, in denen du eine klare Entscheidung treffen musst. Das war beispielsweise so, als Gott mich fragte: „Henk, du sprichst viel über die Wichtigkeit, von mir abhängig zu sein. Und das ist schön! Nun frage ich dich, möchtest du in finanzieller Hinsicht vom VaderHuis oder von mir abhängig sein?“

Das ist eine dieser Fragen, bei denen du schon von vorneherein weißt, für was er gerne möchte, dass du dich entscheidest. Eigentlich hast du gar keine Wahl. Also sagte ich (mit zusammengepressten Lippen): „Ich möchte ‚gerne‘ von dir abhängig sein.“ Dazu muss ich sagen, dass wir eine Zeit lang drei Tage die Woche vom VaderHuis2, unserer Gemeinde in Den Haag, bezahlt wurden. Mit der Zeit wurde das auf anderthalb Tage die Woche reduziert. Die Einkünfte vom VaderHuis waren etwas zurückgegangen. Trotzdem konnten wir davon noch fast die Miete für unser Haus aufbringen. Ich überlegte, den Kassenverwalter anzurufen und ihm zu sagen, dass er uns kein Geld mehr überweisen soll. Ich wollte ihm sagen, dass wir ganz von unserem Vater abhängig sein wollten. Aber als ich so darüber nachdachte, habe ich diesen Anruf dann lieber doch nicht getätigt. Mir kam nämlich ein ausgezeichneter Gedanke. Diejenigen, die dem VaderHuis Geld gaben, gaben es nicht wirklich dem VaderHuis. Eigentlich gaben sie ihr Geld Gott! Wenn ich nun Geld vom VaderHuis empfing, kam dies also direkt von Gott. So konnte ich abhängig von ihm bleiben und guten Gewissens weiterhin Geld vom VaderHuis bekommen. Das Herz ist manchmal arglistig, aber das interessierte mich in dem Moment nicht.

Es dauerte circa drei Monate, bis ich den Eindruck hatte, dass Gott nochmal zu mir sprach. Das lief ungefähr so:

„Hallo Henk!“

„Hallo … Vater.“

„Nochmal kurz wegen der Frage, ob du von mir oder vom VaderHuis abhängig sein willst …“

„Ähm … okay.“

„Willst du, dass ich dir dabei helfe?“

Und ehe ich mich versah, sagte ich: „Ja.“

Hier nun eine Warnung an alle, in solch einer Situation nicht sofort „ja“ zu sagen, sondern zumindest erst kurz darüber nachzudenken! Ab dem Moment, in dem ich zum Vater „ja“ gesagt hatte, ging so gut wie kein Geld mehr auf dem Konto des VaderHuis ein. Es reichte noch gerade so, um die Raummiete zu bezahlen. Als fast nichts mehr überwiesen werden konnte, war ich dann in der Lage, zum Telefon zu greifen und unseren Kassenverwalter anzurufen. Ich sagte ihm, er brauche ab sofort kein Geld mehr auf mein Konto zu überweisen. „Ja, das macht Sinn“, antwortete er, „es ist auch nichts mehr auf dem Konto, was man überweisen könnte …“

Ich musste zuerst die Realität erleben, dass kein Geld mehr auf dem Konto war, um diese Entscheidung von Herzen treffen zu können. An diesem Beispiel sehen wir, dass Gott der Vater nicht einfach stumpfen Gehorsam will. Er kommt uns entgegen und möchte uns sogar helfen, damit wir ihm gehorchen können.

Eine negative Erfahrung kann interessanterweise einen positiven Effekt haben. Dadurch kann bei uns nämlich ein inneres Verlangen nach Veränderung entstehen. Wir wollen schlicht nicht in der negativen Situation steckenbleiben. Das hat übrigens einen weiteren sehr wichtigen Nebeneffekt: Sobald wir zum Vater zurückkehren und uns entscheiden, ihm zu gehorchen, ist das zu einer Herzensentscheidung geworden. Das ist etwas anderes, als einem auferlegten Gebot zu gehorchen!

Eine negative Erfahrung kann uns also aus eigenem Antrieb dorthin bringen, wo wir Gott dem Vater begegnen können. Das möchte ich gerne anhand des schönsten Beispiels erklären, das ich kenne. Es stammt natürlich aus Lukas 15, aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn.

Der ältere Sohn in dieser Geschichte gehorcht seinem Vater, während der jüngere Sohn ungehorsam ist. Er tut den Willen seines Vaters nicht und verschwindet einfach von der Bildfläche! Wir wollen uns zunächst mit dem jüngeren Sohn befassen. Eines Tages verlangt er von seinem Vater sein Erbteil. Er sagt ihm, dass er weg möchte, in ein fernes Land. Wie reagiert der Vater darauf? Wir sehen, dass der Vater den freien Willen seines jüngeren Sohnes respektiert, auch wenn er sehr gut weiß, dass das nicht gerade die beste oder vernünftigste Entscheidung ist.

 
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