Die unglaubliche Geschichte von Ivonne und Friedhelm, der richtig Erich hieß

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Die unglaubliche Geschichte von Ivonne und Friedhelm, der richtig Erich hieß
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Helena Zauber

Die unglaubliche Geschichte von Ivonne und Friedhelm, der richtig Erich hieß

Eine erotische Abenteuer Geschichte, frei nach einer wahren Begebenheit

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die SMS

Erste Trennung

Silvesterparty

Alltag

Das Klassentreffen

Werbetouren

Die Bootstour

Das Frühstücksdate

Vor dem Einkaufsbummel

Im Kornfeld

Leipzig

Ein ungewöhnlicher Feierabend

Das Sex-Wochenende

Allein

Der nächste Morgen

Gedichte an Friedhelm

Katzengedichte

Chronik Ivonne und Friedhelm ab 18.7.2011

Impressum neobooks

Die SMS

„Hallo Ivonne, hier ist Erich. Mein richtiger Name, nicht Friedhelm. Es war alles eine Lüge. Alles. Ich mach hiermit Schluss mit uns. Ich kann so nicht weitermachen. Bin verheiratet und liebe meine Frau. Tut mir leid.“

Ivonne liest diese SMS und starrt ihre Freundin Isabell an. Die beiden haben gerade die ersten Probeaufnahmen für ihr neues Theaterprojekt gedreht.

Ivonne kann den Inhalt nicht begreifen. Da kommt schon die nächste SMS:

„Ivonne. Meine Frau wird es bestimmt schaffen, dich zu kontaktieren. Du könntest mir helfen, wenn Du ihr die Wahrheit sagen würdest, dass zwischen uns nichts Sexuelles war. Danke Erich und nicht Friedhelm.“

Und gleich darauf die nächste:

„Wir hätten uns nie im Januar treffen dürfen. Es war falsch. Erich.“

„Ich versteh das nicht!“, sagt Ivonne zu Isabell und zeigt ihr die SMS.

„Ich denke, Friedhelm ist in Italien? Was hat er denn jetzt? Wieso schreibt er das? Geht’s Dir gut, Ivonne?“, Isabell spricht aus, was Ivonne denkt.

Ivonne fühlt in dem Moment gar nichts. Sie begreift das Gelesene nicht.

„Ich kann Dir das nicht sagen. Ich bin total baff und versteh nicht was das soll!“

Isabell denkt daran, wie sie die Freundin kennengelernt hat. Das ist noch gar nicht lange her. Isabell ist eine attraktive, aktive 35-jährige, mit langem, blonden, ganz dicken Haar, blauen Augen, sehr schlank und hübsch, die in einer festen Beziehung lebt. Um ihre beruflichen Chancen zu erhöhen hat sie im Frühjahr an einer Weiterbildung teilgenommen. Dort lernten die beiden Frauen sich kennen.

Sie fand die 53-jährige sofort sympathisch, auch weil sie noch so jung und aktiv wirkte.

Ivonne hat halblanges braunes ein bisschen wild gelocktes Haar und ganz dunkelbraune, große, meist freundlich blickende Augen. Sie trägt meistens Kleider oder Röcke, die ihre frauliche Figur betonen. Was nicht schwer war bei Konfektionsgröße 42 und Körbchengröße C, schätzte Isabell.

Sie fand, dass Ivonne sich total gut gehalten hat, wie man so schön sagt. Sie selbst hatte sie 6 oder 7 Jahre jünger geschätzt, als sie Ivonne das erste mal sah. Und durch ihre frische, offene Art hatte Ivonne diesen Eindruck noch bestätigt.

Irgendwann kamen sie ins Gespräch und Ivonne erzählte ihr, was sie schon beruflich gemacht hat und noch so vorhat. Isabell war begeistert, jemanden wie Ivonne zu treffen, die in ihrem Alter noch richtig Pläne für die Zukunft hatte, beruflich noch mal neu durchstarten will, während andere in ihrem Alter schon auf die Rente warten.

.

Und ihre Begeisterung steigerte sich noch, als Ivonne ihr dann noch von ihrem Hobby erzählte. Sie schrieb Geschichten und hatte schon ein Büchlein im Internet, das aber noch bearbeitet werden musste. Fasziniert bat Isabell um eine Zusendung einer Leseprobe. Und da sie selbst Klavier spielte, kam ihr die Idee mit Ivonne, ein kleines Programm zu machen. Darum hatten sie sich schon ein paar Mal nach der Schule getroffen und dabei natürlich auch über Männer geredet.

Ivonne erzählte ihr damals von Friedhelm.

Nicht viel aber, dass sie sich schon ca. 3 Jahre kennen und sich immer mal wieder treffen, vornehmlich um Sex gemeinsam zu genießen. Er wäre viel unterwegs, auch im Ausland, aber das störte Ivonne nicht. Nach 30-jähriger beendeter Ehe wollte sie jetzt ihr Leben genießen, und leben wie sie es wollte. Dazu gehörte auf keinen Fall, mit jemanden in der nächsten Zeit wieder zusammen zu ziehen.

Das fand Isabell prima. Auch dass Ivonne es gelassen sah, was ihr nun noch alles auf ihrem neuen Weg begegnen würde.

Jetzt schaute sie ihre neue Freundin besorgt an: „Sag schon, geht’s Dir gut? Ivonne!“

„Noch ja, ich kann das nur noch nicht bewerten!“

„Möchtest du noch ein Glas Wein? Willst Du reden? Wir können jetzt alles machen, was Dir gut tut und du möchtest!“, sagt Isabell.

Sie weiß, dass Ivonne sich mal von Friedhelm getrennt hatte und sich gefreut hat als sie sich wieder getroffen haben. Aber so viel Zeit, um die ganze Geschichte zu kennen, haben die beiden Freundinnen noch nicht miteinander verbracht.

Da kommt wieder eine SMS über die Handynummer, die Ivonne als Friedhelm gespeichert hat:

„Alles gelogen. Vorname. Nachname. Der Wohnort. Ausland, Krankheit. Eigentlich alles. Scheiße. Nun kann ich nicht mehr lügen. Erich."

Wieder starrt Ivonne auf ihr Handy. Sie kann es nicht fassen, was sie da liest. Ihre Gedanken kreisen.

So ging der Abend weiter

„Komm!“, sagt Isabell, „erzähl mir alles, wenn du magst! Wir machen es uns bequem, trinken noch ein bisschen Wein und du erzählst mir die ganze Geschichte von Beginn an. Ich bin jetzt auch neugierig, wie alles begann und lief, kann jetzt eh nicht schlafen außerdem ist es noch nicht mal 22 Uhr und ich muss morgen erst gegen Mittag los.“

„Ich will dich aber nicht langweilen damit, und schon gar nicht den Schlaf rauben!“, sagt Ivonne leise. Komisch, denkt sie, dass ich nichts fühle! Keine Wut, keine Trauer, nichts.

„Ach, bei dir kann ich mir nicht vorstellen, dass es langweilig ist!“, sagt Isabell ein bisschen kichernd und freut sich, dass Ivonne schon wieder lächelt.

„Ok, aber ich warne Dich, das wird eine lange Nacht! Aber zuerst will ich ihm antworten, kurz und knapp: „Ich weiß“.“

Sie machen es sich auf dem Sofa bequem, zünden eine dicke Kerze an und Ivonne beginnt zu erzählen:

„Also, es war vor 3 Jahren im Sommer.

Ich hatte im Frühjahr noch einmal versucht meine Ehe mit Ulf zu kitten, aber nach 4 Monaten merkte ich schon, dass er sich nicht mehr ändern will und mir weiterhin an allem die alleinige Schuld gab. Es machten sich wieder Sehnsüchte in mir breit, nach Nähe, Kommunikation und gutem Sex. Der Sex mit Ulf war schnell und wenig befriedigend für mich. Das war zwar all die Jahre unserer Ehe schon so, aber nun war ich nicht mehr bereit, es weiter hin zu nehmen.

Da muss es doch noch etwas anderes geben, dachte ich. Alle Versuche, mit Ulf in Sachen Sex zu experimentieren, waren gescheitert. Ich liebe genussvollen Sex mit viel streicheln, massieren, küssen und oralem Vorspiel. Und ich liebe zweideutige Kommunikation, die beide vor dem Sex anstachelt.

Oh, was hab ich alles versucht. Aber das ist eine andere Geschichte. Die kann ich dir ja ein anderes Mal erzählen. Aber irgendwie war ich noch nicht bereit, mich offiziell von Ulf zu trennen. Das muss doch auch irgendwie anders gehen, dachte ich.

Vielleicht such ich mir erst mal jemanden für eine Affäre und kann dann in Ruhe die Trennung von Ulf planen oder so. Jedenfalls meldete ich mich auf einer bekannten Internetseite an, deren Adresse ich von meiner 23-jährigen Tochter Kathrin hatte.

„Da kannst du ganz genau angeben was du suchst, Mama.“ meinte meine Tochter schon ein halbes Jahr vorher, als sie merkte, dass ich mit ihrem Vater sexuell nicht mehr zufrieden war.“

 

„Krass!“, sagte Isabell, „deine Tochter hat dir den Tipp gegeben?“

„Ja, hat sie. Und ich hab mich dort angemeldet. Du glaubst gar nicht, was da los war, auf meinem Profil!“

„Erzähl, ich finde das total spannend!“, sagt Isabell. Sie merkt, wie gut es Ivonne es tut, über alles zu reden.

„Oh ich hatte innerhalb von 2 Tagen 150 Mails! Ich muss aber dazu sagen, dass ich kein Foto eingestellt hatte, aber meine Maße. Und entscheidend für die vielen Zuschriften war wohl, dass ich angegeben hatte: dass ich eine Affäre suche.“

„Wie die Maße? Und was für Zuschriften?“, fragt Isabell interessiert nach.

„Na, auf dieser Seite gibst du deine Größe, dein Alter, deine Körbchengröße an. Und was du suchst. Es waren alles Zuschriften von Männern, denen meine Maße gefallen haben.“, sagt Ivonne und lächelt bei dem Gedanken daran.

„Aber es waren keine für mich aufregende oder meine Sinne anregenden Zuschriften dabei. Weißt du, es muss mich von der ersten Mail an neugierig machen. Ich liebe Kommunikation, die sinnig, aber auch zweideutig, mit Humor ist!“

„Ja, ich weiß was du meinst! Und es stimmt, was du mir mal gesagt hast. Man merkt es nach 3 Mails, ob man mit dem anderen auf einer Wellenlänge liegt!“

Isabell merkt, jetzt kommt's, weil plötzlich ein schelmisch lächelnder Ausdruck in dem Gesicht von Ivonne ist.

„Bis dann das Schreiben von Friedhelm kam.“, sagt Ivonne, sich lächelnd erinnernd, „Warte mal, ich bekomme das noch zusammen:

Hallo Unbekannte,

bevor ich mit "der Tür ins Haus" falle, stelle ich mich mal kurz vor.

Mein Name ist Friedhelm. Ich bin 46 Jahre alt. Bin etwas über 2 Meter groß und habe ein

paar Pfunde zu viel.

Ich lebe in einer langweiligen Beziehung. Wegen Selbstständigkeit und den finanziellen Gründen bin ich leider (noch) zu feige aus zusteigen.

Ich bin ein ruhiger Genussmensch. Kein Macho oder Proll. Unterhalte mich gern und liebe es bei interessanten Gesprächen zuzuhören.

Ich mag sehr gerne langes schönes Kuscheln und Knutschen. Sowie streicheln, massieren und schöne Erotik ohne Zwang und Hetze.

Drogen, Gewalt, Nikotin, Alkoholiker, Schmutz und Siff, Fernsehdauerschauer (GZSZ, DSDS, Richtershow und wie sie alle heißen...) sind für mich ein absolutes "No go".

Vielleicht habe ich ja Glück und wir haben einige Gemeinsamkeiten. Dein Alter und Aussehen ist für mich zweitrangig. Bilderaustausch ist für mich nicht nötig.

Ich suche kein ONS! Nur für länger ohne Terminstress.

Ich bin für das direkte Date nach einem Telefongespräch. Irgendwo an einem netten Ort (Restaurant, Café, …) wo man sich "beschnuppern" kann und zu sehen, ob da vielleicht eine gemeinsame Chemie ist.

Ich bin ehrlich und nicht nachtragend, falls es nicht klappen sollte.

Ich würde mich freuen, von dir zu lesen. Auch wenn es "negativ" ist.

Vielleicht bis bald...

Friedhelm aus den Vier- u. Marschlanden in Hamburg.“

„Oh ja das hört sich toll an! Irgendwie total passend, auch von euren Situationen her!“ sagt Isabell begeistert.

„Ja, genau, deshalb hab ich ja auch zurück geschrieben:

Hallo Friedhelm,

wir haben viele Gemeinsamkeiten, besonders das mit den Fernsehsendungen...

Leider bin ich dem Nikotin verfallen, wie man unschwer in meinem Profil erkennen kann.

Auch trinke ich gerne mal ein Gläschen Wein und auf Feiern auch Cuba Libre.

Aber bei mir ist es auch ähnlich in der Beziehung, habe die gleichen Gründe nicht aus zusteigen...

Auch alles andere passt.

.

Aber ich habe hier noch 2, 3 Favoriten...

LG Ivonne

Du musst wissen, Isabell, ich hatte damals einige Kandidaten in meiner Warteschlange.“ erklärt Ivonne ein bisschen verschämt schmunzelnd.

„Oh du, das kann ich mir aber auch vorstellen, deine ganze offene, freundliche Art kommt bestimmt gut bei Männern an, und hässlich bist du ja nun auch nicht!“, antwortet Isabell mit voller Überzeugung, „erzähl schon, wie ging es weiter?“

„Mh, wie ging es weiter? Mir fällt gerade auf, da war schon die erste Schwindelei! Wo er wohl nun wirklich wohnt? Wenn es immer sein Auto war, auf alle Fälle hier in Hamburg.“

„Weißt du was, Ivonne, erzähl einfach, wie es weiter ging. Was davon wahr oder falsch war, ist doch erst mal egal, das können wir ja immer noch diskutieren. Ich finde es total spannend, echt!“, schlägt Isabell vor.

„Ok, ich versuch mal alles der Reihe nach zu erzählen:

Es begann ein wildes Getippsel zwischen uns. Ich fand ihn immer interessanter. Seine Reaktion auf meine Warteschlange zum Beispiel war cool, er meinte, er stelle sich einfach mal an, und vielleicht gelänge es ihm ja, einige zu überholen!“, lachend erinnert sich Ivonne daran.

„Oh ja, coole Reaktion, er hat nicht gleich beleidigt aufgegeben!“, sagt Isabell ganz begeistert und schenkt den beiden noch Wein nach.

Ivonne berichtet weiter:

„Ich hatte ja damals den kleinen Laden in Harsefeld, aber vorher die Geschäfte in Buxtehude und Apensen. Davon gibt es ja noch die Internetseite. Also schrieb ich ihm, was ich so mache, und auch das alles mit der Insolvenz und so. Ich hab ihm dann die Internetadresse meines Ladens geschickt. Ich erinnere mich noch ganz genau, was er geschrieben hat, als er sich die Seite angeschaut hat:

He he, ;-)

die Lady auf dem Foto kannst du aber nicht sein. Oder dein Alter im Steckbrief ist geschummelt. Die ist maximal 30 Jahre alt.

Nicht das du hier mit deiner Mutters Name schreibst.

Ich habe extra in meiner Suche 45-55 Jahre alt eingegeben. Mit jungen Teenagern kann ich nix anfangen. ;-)

Ich bin erst mal so richtig sprachlos. Muss ein großes Kompliment aussprechen, wenn du das wirklich auf den Fotos bist.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du hier sehr viele Anfragen bekommst. ;-)

Hast ja denn die freie Auswahl. Freut mich sehr für dich.

Von wegen "dunkelhaarige Alte" ;-)

Da läuft doch jeden Kerl das Wasser im Mund zusammen. :-) ...Lecker.

Dann schrieb er noch, dass seine zukünftige Ex eine Gärtnerei hat, die schlecht läuft, er am liebsten alles verkaufen wolle, aber die Bank oder ihr Vater ihr immer wieder Geld geben zum weitermachen.“

„Voll kreativ, wenn man jetzt weiß, dass er das sicher alles erfunden hat!“, sagt Isabell staunend.

„Oh ja, aber was er von seinen Träumen geschrieben hat, das war, denke ich, echt.

Zum Beispiel, dass er mal Weihnachten nach New York will, mal wieder zu einem Konzert der Gruppe Pur, den Atlantik mit einem Schiff überqueren, einen Flug in einem Ballon machen, in dem Superhotel in Arabien eine Nacht mit einem netten Weib verbringen, ein Hausboot kaufen, so wie Gunter Gabriel.

Ich denke, das sind seine echten Träume, auch mal Motorrad zu fahren, wie er mir das ja auch erst kürzlich wieder bei unserem jüngsten Treffen gesagt hat. Immer, wenn wir beide in die Zukunft gesponnen haben, dann war er, er selbst. Und da gab es einiges.

Na ja, jedenfalls war ich schon immer neugierig auf seine Mails, wenn ich mal online gehen konnte. Ihm schien es genauso zu gehen. Wir haben in den ersten 2 Tagen schon ganz schön viel getippselt, wie er das immer nennt. Über unsere Erfahrungen auf dieser Internetseite.

Er meinte auch, er hätte wohl keine Chance, bei dem Angebot an Männern hier.

Ich hab ihm klar gemacht, dass ich keinen Schönling für eine Nacht suche, sondern ein „Gesamtpaket“. Und dass es schon ein bisschen knistern sollte, wenn man eine Affäre oder so hat, dann kann man den Sex auch genießen.“

„So was habt ihr euch alles geschrieben?“, fragt Isabell erstaunt.

„Ja, und es hat immer mehr Spaß gemacht.

Er schrieb, dass er 2 Töchter hat und bald Opa wird. Ich hab natürlich auch von meiner Familie geschrieben.

Aber wir schrieben auch über unsere sexuellen Vorlieben.

Und dann kam schon die erste Verabredung zum telefonieren, ich glaub nach 2 Tagen, mh, warte mal, der 23.7. war ein Samstag, am 18.7. hat er mich angeschrieben, das war Montag, dann hat er Mittwoch angerufen.

Ich kann dir sagen, seine Stimme ging mir durch und durch, und das tut sie noch heute, wenn wir telefonieren.“

Ivonne sieht Isabell lächelnd an bei der Erinnerung an Friedhelms Stimme und denkt, ob ich sie noch mal hören werde?

Isabell ahnt die Gedanken ihrer Freundin und tröstet: „Er meldet sich bestimmt wieder, Ivonne!“

„Oh im Moment, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass er das machen wird!“, Ivonne schüttelt den Kopf und erzählt weiter. Erst zögerlich, weil sie nun wieder den Gedanken an die SMS im Kopf hat: alles, alles gelogen.

Aber dann scheint sie diesen Inhalt wieder zu vergessen:

„Er hat erzählt, dass er Diplom Ingenieur im Maschinenbau und selbständig ist. Aber auch immer noch in der Gärtnerei mit hilft, auch einkauft auf dem Großmarkt, weil seine Frau den ganzen Tag vor dem Fernseher hängt und ihre Leute beim Arbeiten durch ein Fenster, da der Fernseher direkt daneben steht, beobachtet.

Und bis vor 1 ½ Jahren habe er bei der Firma ESED als Ingenieur gearbeitet und Anlagen für den Schiffbau konstruiert und mit aufgebaut, auf der ganzen Welt, auch zum Beispiel in China.

Die ESED habe dann den Service abgeschafft, als sie von Amerikanern übernommen wurden. Mit der Abfindung, die er bekommen hat, hat er sich mit diesem Service dann selbstständig gemacht. Ich hab noch gesagt, oh dann bist du meinem zukünftigen Ex ja vielleicht schon mal begegnet, der baut die Schiffe mit.“

„Unglaublich, wenn ich jetzt an die SMS von vorhin denke!“, Isabell kommt aus dem Staunen nicht raus.

Ivonne geht es ähnlich, beim Erzählen wird ihr immer bewusster, dass er sich von Anfang an ein zweites Ich aufgebaut hat.

Isabell merkt, was in ihrer Freundin vorgeht:

„Komm erzähl weiter, ich bin neugierig wie es mit euch weiterging. Ihr habt euch doch dann relativ schnell getroffen, wie du sagtest, und das war so toll und aufregend.“

„Ja, wir haben nun immer mehr telefoniert und geschrieben, immer offener. Er fragte immer wieder nach seinen Nebenbuhlern, und meldete sich von unterwegs, schrieb das er sich nach HH zurück quält, wenn er von Kunden kam. Manchmal rief er zwei, drei mal an. Und ich hab mich immer mehr auf seine Anrufe gefreut.

So kam es dass wir uns zum Samstag, den 23.7. verabredeten. Für diesen Tag hatte mir meine Tochter schon vorher angeboten, dass sie im Laden bleibt, damit ich mal frei machen kann.“

„Oh, das hat ja gepasst“, sagt Isabell.

„Ja, sonst hätte er schon beim ersten Date zu mir in den Laden kommen müssen, dann hätte es bestimmt nur einen Kaffee geben, aber wer weiß?“, kichert Ivonne, „Es passte auch, dass bei mir zu Hause alle weg waren. Mein Noch-Ehemann, meine Mutter, meine Nachbarn, alle waren im Urlaub oder, wie Ulf, auf Montage.

Ich hatte damals auch noch ein bis zwei Tage vorher 2 Kaffee-Dates, wie man das so schön nennt, aus meiner sogenannten „Warteschlange“. Aber die haben mich nicht interessiert

.

Irgendwie hatte ich einen Narren an Friedhelm gefressen.

Wie er schrieb, wie er am Telefon redete. Und obwohl ich kein Bild von ihm gesehen hatte, nur wusste, dass er über 2 Meter ist und kein dünner Lulatsch, dunkle Haare haben soll und grün-blaue Augen.

Und ich wusste, dass ich die Faxen dicke hatte, von den ewigen Kaffee-Dates. Auf der Fahrt zu dem Treffen mit Friedhelm dachte ich noch, warum macht es bei keinem Bumm, dass ich endlich wieder Sex habe! Das ewige Selbermachen, ist auf Dauer auch nicht befriedigend!


Das erste Date

 

Wenn dir das jetzt zu persönlich oder zu intim wird, dann sag es mir bitte, Isabell.“

„Ne, du, ich lausche dir gerne, ich finde auch deine Erzählweise toll, echt! Und dass du mit dem Thema Sex offen umgehst und es so gut beschreiben kannst, weiß ich ja von deinen Geschichtchen, die du mir geschickt hast. Ganz ehrlich, ich hör oder lese das gerne!“, sagt Isabell.

„Ok, dann weiter. Ich dachte auch, wenn Friedhelm das hat, was seine Schreiben und seine Stimme versprechen, nehme ich ihn mit nach Hause.

Ich war irgendwie anders aufgeregt, als bei den andern Kaffee-Dates vorher, als ob ich ahnte, das es anders laufen würde.

Aber wie wird er aussehen, fragte ich mich dann doch. Na, er wird mich schon erkennen und wenn er wirklich über zwei Meter groß ist, werde ich ihn schon sehen! dachte ich damals noch.“

Bei dem Gedanken an ihre Fahrt dahin, muss Ivonne schmunzeln. Isabell streichelt ihr über den Arm und sagt: „Oh ja, ich stell mir das gerade vor, wie aufregend!“

„Ich wollte ja auch kein Foto geschickt bekommen, sondern mich von dem ersten Eindruck überraschen lassen, so als hätten wir noch nicht miteinander geschrieben oder telefoniert und würden uns tatsächlich zum ersten Mal treffen.

Also fuhr ich auf den verabredeten Parkplatz an der Elbe, zwischen Stade und Hamburg und sah ihn schon stehen.

Wow! Friedhelm war nicht zu übersehen.

Ach ja, und ich war 10 Minuten zu spät, aber das schien ihn nicht zu stören. Er strahlte irgendwie eine gewisse Ruhe aus, und das auf 2 Meter verteilt.

Plötzlich wurde ich aufgeregt, konnte gar nicht richtig ein parken, schälte mich förmlich aus meinem Auto und ging ihm entgegen.“

Und wieder muss Ivonne schmunzeln, als sie jetzt daran zurück denkt.

„Ich war aufgeregt, wie ein Teenager, das glaubst du nicht, Isabell!“

„Doch, das glaub ich dir! das war bestimmt toll, nach so langer Zeit solche Gefühle zu haben!“, Isabell schenkt ihrer Freundin Wein und Wasser nach.

„Oh ja, das war es, ein herrliches Gefühl, und dass es immer noch ging! Immerhin war ich da schon 51!“, Ivonne trinkt einen Schluck Wasser und erzählt weiter,

„Er hatte mich nun auch entdeckt und kam lächelnd auf mich zu. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ein schnelles Küsschen konnte ich ihm ja nicht geben. Er ist zu lang, ich kam nicht an sein Gesicht.“, erzählt sie kichernd.

„Ich hab dann einfach gesagt: ,Also ich weiß nicht, wo es hier in der Nähe Frühstück gibt und bevor wir lange suchen, dachte ich, wir fahren zu mir nach Hause und holen unterwegs schnell Brötchen.‘

War ich aufgeregt! Ich hatte gar nicht überlegt, was ich da sage und war ganz gespannt, wie er reagieren würde. Aber er hat erst nur ungläubig geguckt und dann ganz ruhig gesagt: ,Können wir machen, dann fahr mal vor!‘

In meiner Aufregung fuhr über einen Bordstein auf dem Parkplatz und überfuhr die Haltelinie bei der Ampel des Parkplatzes, so dass ich nicht sah, wann Grün kam und auf gut Glück über die Kreuzung fuhr.

,Oh Gott, was mag er nur denken? Na, er kann ja noch umdrehen.‘, dachte ich und schaute in den Rückspiegel.

Er war nicht zu sehen. Ich fuhr rechts ran und sah ihn kommen und fuhr, in der Hinsicht beruhigt, weiter.

Bei einem Discounter hielt ich wieder schief parkend an, aber da gab es Brötchen. Friedhelm beobachtete interessiert meinen Fahrstil. Oh Gott, war mir das peinlich!“

„Das sieht man dir immer noch an!“, neckt Isabell Ivonne.

„Aber er war die Ruhe selbst. Und ich wusste vor Aufregung nicht, welches Brötchen ich nehmen sollte. Aber irgendwie hab ich es dann doch geschafft, mir 2 auszusuchen. An der Kasse wartend stand er hinter mir, legte seine Hände auf meine Schultern, drückte sie leicht und fragt: ,Alles gut bei dir?‘“

„Wow, cool! Wie ging es dir dabei, Ivonne?“, fragt Isabell.

„Ich genoss diese Berührung und wurde etwas ruhiger. Als er an mir vorbei zum Bezahlen ging, hatte ich endlich Muße, ihn genauer zu betrachten. Friedhelm ist kein sogenannter schöner Mann, aber auf solche Typen steh ich eh nicht. Aber er hat etwas an sich, was mich erregt, aufregt, weißt du? Sein Blick aus diesen blauen Augen, seine breiten Schultern, seine ganze Körperhaltung!“

„Ja ich weiß, was du meinst, und das hast du mir ja auch gesagt, als du mir das erste Mal von Friedhelm-Erich erzählt hast!“, sagt Isabell kichernd.

„Hey, das ist gut, Isabell, Friedhelm-Erich nennen wir ihn ab jetzt!“, antwortet Ivonne lachend und erzählt munter weiter, auch weil sie die Erinnerung einholt, das gute Gefühl, was sie an diesem Tag gespürt hat, egal, was er heute geschrieben hatte.

„Ich fuhr wieder vor ihm her. Und war überzeugt, dass dieser Weg noch nie so weit war!!! Ich konnte mich kaum aufs fahren konzentrieren, schaute dauernd in den Rückspiegel. Aber Friedhelm blieb hinter mir, drehte nicht um und fuhr wieder nach Hause.“

„Da wäre er jetzt aber auch blöd gewesen!“, lästerte Isabell ein bisschen.

„Stimmt!“, kichert Ivonne zurück.

„An einer Hubbrücke mussten wir noch einmal halten. Friedhelm-Erich stieg aus seinem Auto und wir wechselten noch einmal ein paar Worte, wo er bei mir Parken könnte. Und dann, endlich, das Ortsschild meines Wohnortes.

Ich dachte wieder, echt, so lange hatte die Fahrt nach Hause noch nie gedauert, fuhr in meine Sackgasse und sah, dass Friedhelm-Erich weiter geradeaus fuhr.

Oh je, dachte ich, warum fährt er weiter? Aber kaum war ich im Haus, da rief er schon an, und ich lotste ihn per Telefon zu meiner Terrassentür.“

„Wie, du hast ihn zur Terrassentür gelotst? Konnte er nicht einfach zur Eingangstür hinein kommen? Es waren doch alle weg?“, fragt Isabell.

„Na ja, aber dann wäre er ja wieder zu hoch zum küssen gewesen und einen Tritt hatte ich nicht. Aber der Terrassentürrahmen war höher, das hatte ich wohl instinktiv entschieden!,“ kichernd erzählt Ivonne es Isabell, „das hab ich später öfter gemacht, jede Treppe oder jeden Bordstein hab ich benutzt um ihm einen Kuss zu geben, wenn wir unterwegs waren!“

„Das ist ja süß, du kommst auf Ideen!“, sagt Isabell fröhlich.

„Er kam scheinbar ruhig und gefasst den Weg entlang. Ich stand ja nun etwas erhöht im Terrassentürrahmen und sagte: „So, jetzt gib mir erst mal einen Begrüßungskuss!“, erzählt Ivonne weiter.

„Er machte den letzten finalen Schritt auf mich zu und da war er bei mir! Er küsste himmlisch erregend und es machte Bumm! Und wie, sag ich dir!“

„Oh wie schön für dich! Erzähl weiter, es ist total spannend!“, sagt Isabell.

„Endlich! Dachte ich und wir schlossen beide die Augen und genossen diesen wundervollen ersten zärtlichen Kuss.

,Komm doch rein!‘ sagte ich.

Friedhelm-Erich zog sich die Schuhe noch draußen aus und betrat das Wohnzimmer. Und wieder küssten wir uns. Diesmal beugte Friedhelm-Erich sich zu mir runter, ich streckte ihm meinen Kopf entgegen, so dass wir uns in der Mitte trafen. Und wieder war es ein wundervoller zärtlicher Kuss.

Du, sag mal, Isabell, du willst doch jetzt nicht etwa alle Einzelheiten wissen?“

„Oh ja, bitte, wenn du magst! Ich finde es echt toll, so etwas zu hören, was du auch noch selbst erlebt hast! Es ist doch eine so schöne Geschichte, die du auch noch so lebendig erzählst und das bei Kerzenschein und Wein!“, sagt Isabell und schenkt auch gleich noch nach.

„Ja, danke. ok, aber es wird sehr heiß!“, warnt Ivonne ihre Freundin. Diese sieht sie aufmunternd an, und stößt mit ihr an, was heißen soll, komm erzähl weiter.

„Ich hab dann seine Hand genommen und ihn in die Küche gezogen und Kaffee gekocht. Als ich Wasser aufsetzen wollte zum Eier kochen, meinte er: Mach dir keine Umstände! Komm, lass das mit dem Eier kochen, ist doch alles prima so!

Wir saßen über Eck in meiner Küche und unterhielten uns über unsere Erfahrungen, die wir in dem Internetchat gemacht haben. Lachend und uns schon an den Händen haltend, gaben wir uns kleine Küsschen. Langsam wurden unsere leichten Berührungen zu Streicheleinheiten, die wir beide genossen.

Wir haben kaum etwas gegessen.


,Komm, nimm deinen Kaffee mit, lass uns ins Wohnzimmer gehen, da ist es bequemer!‘ sagte ich zu Friedhelm-Erich. Und ich dachte, dort können wir uns auch enger umarmen, wenn wir auf dem Sofa neben einander sitzen.

Das taten wir dann auch, wir waren beide sehr heiß.

Ja, wir wollten es beide, Sex miteinander genießen, und zwar nicht irgendwo und irgendwann, sondern hier und jetzt. Wir spürten, dass der andere es auch will. Wir zogen an unseren Sachen, küssten uns wild mit Zungenspielen. Und streichelten uns immer mehr.

,Ich weiß was Besseres, komm wir gehen ins Gästezimmer, da ist eine Bettsofa!‘ flüsterte ich Friedhelm-Erich nach einer Weile ins Ohr. Ich ging vor und zog Friedhelm-Erich an der Hand mit.

Und wie selbstverständlich machten wir das Bett zusammen. Na ja, eher ich. Friedhelm-Erich stand da und staunte, sah mir meistens nur zu. Als ich fertig war, legte ich mich darauf und schaute ihn erwartend an.

Es schien fast, als müsse er noch überlegen, ich wurde schon unruhig, da legte er sich zu mir und wir setzen unser küssen fort und zogen uns dabei gegenseitig aus.

,Du, ich weiß gar nicht, ob er das noch kann, mein letzter Sex ist über ein Jahr her!‘ sagte Friedhelm-Erich.