Die Lola-Montez-Story

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Lola sei Dank!

Man kann die Geschichte drehen und wenden wie man will: Dass die Revolution von 1848 von allen anderen Ländern einzig in Bayern unblutig und friedlich über die Bühne ging, ist das Verdienst von Lola Montez! Ohne Lola wäre König Ludwig I. in seinen absolutistischen Vorstellungen seiner Königswürde nie auf die Idee gekommen abzudanken und hätte, wie seine Militärs es forderten, die revolutionären Umtriebe mit Waffengewalt blutig niedergeschlagen. Ludwig lebte aber in der Illusion, als abgedankter König ungehindert wieder in die Arme und ins Bett seiner Lola zurückkehren zu können: »Ohne meine Abdankung weiß ich nicht, wann ich mit Dir, meine geliebte Lolitta, hätte sein können.« Dass Ludwig und Lola sich trotzdem nie wieder im Leben begegneten, ist ein anderer Teil der Geschichte von Sex, Macht und Geld: Erst nachdem Lola sich 1849 einen neuen Millionär geangelt hatte und mit dem 21-jährigen George Trafford Heald in Paris in Saus und Braus ihr gewohntes Luxusleben führte, war für Ludwig jede Hoffnung auf eine »Wiedervereinigung« endgültig zerstört: Er stellte 1850 seine regelmäßigen Zahlungen an Lola ein und schrieb ihr nie wieder einen Brief. Leo von Klenze: »Mit Händeringen sagte er jüngst dem Maler Stieler: Welch ein Unglück, dass gerade ich an solch ein Weibsbild geraten musste! Während sie mir Liebe heuchelte, wollte sie nur Geld von mir; sie hat mich um zwei kostbare Dinge gebracht: um eine poetische Illusion und um meinen Thron!«


Brief von König Ludwig I. an Lola Montez vom 21. März 1848 mit der Nachricht seiner Abdankung (Bayerische Staatsbibliothek)


Historische Darstellung der blutig verlaufenden Märzrevolution in Berlin 1848

Wer war Lola Montez?
Die »spanische Tänzerin« wurde in Irland geboren

»Ich zähle jetzt 27 Jahre. Mein Vaterland ist Spanien. Ich bin im Jahre 1823 zu Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, geboren, welches das Land der Serenaden und der Balkone ist, der Troubadours und der Romanzen«, schrieb Lola Montez in ihren Memoiren über sich selbst, aber nichts davon ist wahr: Denn im Leben der Lola Montez vermischen sich Wahrheit und Märchen, Täuschung und Wirklichkeit oft bis zur Unkenntlichkeit. Vielleicht musste das so sein, denn ihr nur 39 Jahre dauerndes Leben verlief so hektisch, so atemberaubend schnell wie kaum ein anderes in ihrer Zeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts: »Vom ersten Tag meiner Geburt bis auf heute führe ich ein unstetes Leben, voller Romane, Dramen und Wechselfälle. Die Vorsehung scheint mich zu einem rastlosen Umherirren verdammt zu haben. Ich habe mir stets eingebildet, dass im Moment meiner Geburt irgend eine Fee Rollen an meine Wiege befestigt hat, um mich so ununterbrochen von einem Ende der Welt bis zum anderen zu bringen.«

Lola Montez hat sich in allen Biografien immer ein paar Jahre jünger gemacht, denn nach den später aufgefundenen amtlichen Unterlagen ist sie am 17. Februar 1821 in Grange im Nordwesten von Irland geboren. Ihr Vater war der Offizier Edward Gilbert, ihre Mutter hieß Eliza Oliver. Im Alter von zwei Jahren ließen die Eltern ihre Tochter am 16. Februar 1823 in St. Peter’s in Liverpool auf den Namen Eliza Rosanna Gilbert taufen. 1824 wurde Eliza Gilbert als dreijähriges Kind von ihren Eltern auf eine Seereise nach Indien mitgenommen, wo sich der Vater als Soldat der britischen Armee ein gesichertes Leben erhoffte. Wenige Wochen nach seiner Ankunft in Dinapore starb er an Cholera. Dinapore war im 19. Jahrhundert eine britische Garnisonsstadt und heißt heute Danapur und liegt im indischen Bundesstaat Bihar rund 10 Kilometer nordwestlich von Patna und 500 Kilometer nordwestlich von Kalkutta. 1826 wurde sie wieder nach England zurückgeschickt und später in einem Internat in Bath 20 Kilometer von Bristol entfernt untergebracht.

16-jährige Lola heiratete den Lover ihrer Mutter

Nachdem ihre Mutter ebenfalls aus Indien nach England zurückgekehrt war, hatte sie für ihre 16-jährige Tochter den schwerreichen 60-jährigen indischen Geschäftsmann Sir Lumely als idealen Ehemann auserkoren. Der Altersunterschied war ihr egal, Hauptsache die Familie wäre finanziell abgesichert gewesen. Doch sie hatte die Rechnung ohne die Willensstärke ihrer Tochter gemacht, denn die 16-jährige Eliza fand mehr Gefallen an dem 29-jährigen Begleiter und Lover ihrer Mutter, Captain Thomas James. Bei Nacht und Nebel verschwanden beide von einem Tag auf den anderen und flohen nach Irland. Am 23. Juli 1837 heirateten beide im irischen Rathbeggen in der Nähe von Dublin und aus Eliza Gilbert wurde Eliza James. Doch schon im Jahr darauf, 1838, begann für Eliza eine neue Odyssee: Captain James wurde im Krieg gegen Afghanistan nach Simla in den Himalaja versetzt und Lola blieb nichts anderes übrig als mitzufahren, erkrankte aber an Malaria und verließ nach einem Jahr ihren inzwischen sehr groben und aggressiven Gatten. Auf mehreren Segelschiffen ging die Reise ins Ungewisse wieder zurück nach England und am 20. Februar 1841 konnte sie in Southampton wieder englischen Boden betreten.

Wie aus Eliza James Lola Montez wurde

In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts begann in Europa eine Spanien-Euphorie, alles Spanische von der Mode bis zur spanischen Musik: Spanien war »in« und man begeisterte sich vor allem für die spanischen Tänze. Insbesondere der Cachucha wurde populär und seine bekanntesten Tänzerinnen waren Fanny Elßler und Pepita de Oliva, die später auch in München auftrat. Eliza James sah in dieser Spanienwelle eine Chance und eine Geschäftsidee, übte sich in spanischen Tänzen und fuhr gleich nach ihrer Scheidung von ihrem Captain 1842 nach Spanien, um sich an Ort und Stelle auszubilden. Jetzt wurde »Lola Montez« geboren, Eliza James kleidete sich spanisch, sprach spanisch, tanzte spanisch, ihre schwarzen Haare waren sowieso schon spanisch und jetzt fehlte nur noch ein spanisch klingender Name: Nach ihrer Rückkehr und Ankunft in Southampton am 14. April 1843 gab sie sich erstmals als »Maria de los Dolores Porry y Montez« aus – kurz: »Lola Montez«, als Tochter einer spanischen Adelsfamilie und als Witwe eines hingerichteten Rebellen. »Lola« ist die Kurzform des spanischen Namens »Dolores«, auf deutsch »Leiden« und aus dem spanischen Namen der Jungfrau Maria entnommen, der »Nuestra Señora de los Dolores«. Aus Eliza war eine perfekte Spanierin geworden: Lola Montez. Ein Verehrer auf der Fahrt nach London war der Earl of Malmesbury, der sie Benjamin Lumley vorstellte, dem Impresario von »Her Majesty’s Theatre«. Auch er fand Gefallen an der schönen Spanierin und ließ sie am 3. Juni 1843 zum ersten Mal unter ihrem neuen Namen »Lola Montez« zwischen den Akten einer Aufführung der Oper »Der Barbier von Sevilla« als spanische Tänzerin auftreten. Lumley fand ihre Tanzkünste zwar nicht berauschend, ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung allerdings so attraktiv, dass er sich gute Besucherzahlen von ihrem Gastspiel versprach und die spanische Tänzerin Lola Montez war geboren.


Pepita de Oliva trat mit ihren »spanischen Tänzen« auch in München auf, fotografiert von Franz Hanfstaengl

Zweifel an Lolas spanischer Herkunft

Doch nach ihren ersten spektakulären Erfolgen als »Donna Lola Montez« vom »Theatro Real« in Sevilla im Londoner »Her Majesty’s Theatre« kamen bei einigen Bewunderern Zweifel über ihre wahre Identität auf, vermutlich geschürt durch einen abgewiesenen Verehrer, und Lola blieb nichts anderes übrig, als auch in den Interviews als angehender Bühnenstar ihre neue Biografie zu präzisieren: In einem Interview mit der »Morning Post« am 12. Juni 1843 behauptete sie, dass sie aus Sevilla stammt und mit zehn Jahren, 1833, von einer katholischen Lady in Bath erzogen wurde und dann zu ihren Eltern nach Spanien zurückgeschickt worden war. Seitdem war sie nie in England und ist jetzt zum ersten Male wieder hier. Sie machte sich hier schon um zwei Jahre jünger und verjüngte sich im Verlauf ihres Lebens noch öfter. Die spanische Tänzerin Lola Montez wurde ein Begriff und »Illustrated London News« schrieb: »Ihre Taille ist noch graziler als ihr Gesicht. Jede Bewegung ist von einem Instinkt für Rhythmus und Bewegung begleitet. Ihre dunklen Augen leuchten, wenn sie spürt, dass man sie bewundert.«


Aus der in Irland geborenen Eliza Rosanna Gilbert wurde Maria de los Dolores Porry y Montez, genannt »Lola Montez«.

Lola tanzte wie ein Känguru

Lolas Tanzkünste waren eher rustikal, nicht mit denen einer ausgebildeten Ballett-Primaballerina zu vergleichen. So amüsierte man sich später in München über ihre »Kängurusprünge« und Leo von Klenze wusste auch »dass man in Paris allgemein von ihr sagte, ›Lola fi...t gut, aber sie tanzt schlecht!‹« Doch bei ihren Gastspielen lagen ihr die Verehrer ihrer Taille, ihres Busens und ihrer blauen Augen reihenweise zu Füßen wie 1843 der schwerreiche Lebemann Prinz Heinrich LXXII. (1797–1853) aus dem Fürstentum Reuß-Lobenstein im Thüringischen Wald. In seinem Ministaat war die neue jugendliche Flamme des Frauenhelden nicht zu übersehen, sie rauchte wie ein Schlot die modernen Papierzigaretten und säbelte mit ihrer Reitpeitsche aus Frust oder Langeweile im Schlossgarten so mancher prachtvollen Rose die Blüten ab. In diesem Garten endete auch die kurze Romanze: Prinz Heinrich LXXII. wollte seine Lola mit einer Überraschung beglücken, indem er einen Kinderchor in den Büschen und Baumkronen versteckte, die beim gemeinsamen Lustwandeln Reuß’sche Volkslieder singen sollten, was auch geschah. Mittendrin fiel aber ein Knabe vom Baum, was Lola so erschreckte, dass sie ihren Hund auf den armen Kerl hetzte und auch noch den Fürsten mit ihrer Reitpeitsche bearbeitete. Noch am gleichen Tag trennte sich der Fürst von seiner 22-jährigen Eroberung, indem er sie seines kleinen Landes verwies und Lola landete nach einem kurzen Dresden-Aufenthalt in Berlin.

 

Tumulte bei Lola-Auftritten in Warschau

Am 26. August 1843 brachten Lolas Spanische Tänze »Los Boleros de Cadix« im Königlichen Schauspielhaus in Berlin ausverkaufte Vorstellungen und am 7. September applaudieren ihr in einer Sondervorstellung sogar König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Zar Nikolaus I. von Russland, der gerade auf Staatsbesuch war. Und wieder kommt es zu einem Eklat: Während einer Truppenparade zu Ehren des russischen Zaren bekam Lola wegen einer Kleinigkeit Ärger mit einem preußischen Gendarmen und schlug ihm kurzerhand ihre Reitpeitsche ins Gesicht. Doch bevor ein Haftbefehl wegen Körperverletzung ausgeführt werden konnte, war sie vorsichtshalber aus Berlin verschwunden und weiter ging ihre Lebensreise nach Warschau. Auch hier waren Skandale vorprogrammiert: Die von ihr angeheuerten Claqueure feuerten das Publikum in ihren Aufführungen derart erfolgreich an, dass der als Liebhaber von Lola zurückgewiesene Theaterdirektor eine eigene Schar von Claqueuren anheuerte, um sich an Lola zu rächen und sie in einem wüsten Pfeifkonzert auszubuhen. Das Jubel-und Pfeif-Chaos entzweite auch das Publikum und ihre Aufführungen gingen mit großen Tumulten zu Ende.


Spanien war in den 1840er Jahren groß in Mode und auch im Werk von Carl Spitzweg befindet sich ein »Spanisches Ständchen«, heute in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Schackgalerie.


In Berlin trat Lola Montez in einer Sondervorstellung im kgl. Schauspielhaus vor Zar Nikolaus I. auf.

One-Night-Stand mit Franz Liszt in Dresden

Im Februar 1844 landete sie in Dresden und lernte am 29. Februar 1844 Richard Wagner kennen, der gerade seinen Rienzi einstudierte, und begegnete dabei dem Starpianisten dieser Zeit, Franz Liszt, der von Frauen genauso umschwärmt wurde wie Lola von Männern. Im »Hotel de Saxe« kamen sich beide näher, wenn auch vermutlich nur für eine Nacht. Bei einem Gala-Dinner zu Ehren von Franz Liszt ging Lola wieder einmal der Gaul durch und sie watscht einen italienischen Tenor ab. Immerhin schien Franz Liszt ihr in Paris als Türöffner behilflich gewesen zu sein, denn wenig später tanzte sie an der Pariser Oper »Spanische Tänze«, wurde aber von den Kritikern gnadenlos verrissen, und wieder zweifelte man an ihrer spanischen Herkunft. Trotzdem wurde sie mit ihrer Unberechenbarkeit, ihrer Schönheit und ihrer erotischen Ausstrahlung das Stadtgespräch in Paris und auf der Liste ihrer Liebhaber erschienen auch die Schriftsteller Honoré de Balzac und Alexandre Dumas. Und auch ein Toter ist zu beklagen: Ihr Geliebter Alexandre Dujarier wurde vom Konkurrenten Rosemond de Beauvallon im Duell erschossen und fiel blutüberströmt sterbend in ihre Arme. Dafür fiel ihr in Heidelberg kurz darauf ein Jungmillionär in die Arme, Sir Robert Peel (1822–1895), Sohn des britischen Premierministers Sir Robert Peel sen. (1788–1850), der »in kurzer Zeit eine Viertelmillion mit ihr durchbrachte, wie sie sich selbst dessen rühmte«, wie Klenze notierte.


Bei einem Gastspiel in Dresden lernte Lola Montez auch Franz Liszt kennen.

Von Polizei aus Baden-Baden ausgewiesen

Nach Paris tanzte Lola 1845 und 1846 in verschiedenen Kurorten wie Ostende und Bad Homburg, immer begleitet von Skandalen und Skandälchen: In Bonn sprang sie auf einem von Franz Liszt organisierten Beethoven-Fest leicht bekleidet auf einen Tisch inmitten der Honoratioren.

Die »Mannheimer Abendzeitung« berichtete über ihre Eskapaden in Baden-Baden: »Hier in Baden wurde sie nach ihrem zweimaligen Erscheinen polizeilich ausgewiesen. Ihre Bildung mag man danach messen, dass sie einmal während einer Reunion vor 2 Jahren im Sommer einem der sie umkreisenden Herren das eine Bein auf die Schulter schlug, um eine tour des force zu machen, und andermal im großen Saale für neben ihr sitzende Herren ihr eines Bein bis über die Schenkel entblößte. Ich denke das genügte.«


In Heidelberg war Lola Montez kurze Zeit mit dem vermögenden Sir Robert Peel zusammen.

Lola Montez in München
Der tollste Fastnachtsspuk, den München je erlebte

»Wenn ich mich daran erinnere, da ich zum ersten Male durch die Straßen dieser schönen, imposanten Stadt schritt, welche ein poetischer, geistreicher und kunstsinniger König mit so herrlichen Baudenkmälern geziert hat, da ich eine fremde, Unbekannte, eine arme Ballettänzerin zum Theaterintendanten ging, an seiner Türe pochte und kalt empfangen wurde, damit meine Bitte, mir ein Debut zu gestatten, mit einem höflichen, aber kalten Nein geantwortet wurde, und wenn ich mich dann erinnere, wie bald nachher ich der Gegenstand einer allgemeinen, aber bitteren Aufmerksamkeit wurde, dann erscheint mir diese ganze, wunderbare Epoche meines Lebens wie ein toller Fastnachtsspuk.« So beschreibt Lola Montez, alias Maria Dolores Eliza Gilbert, alias Eliza James, alias Maria de los Dolores de Landsfeld, alias Mrs. Heald in ihren Memoiren ihre Ankunft in München am 5. Oktober 1846: Der tollste Fastnachtsspuk, den München je erlebte, hatte begonnen.


Lola Montez mit ihrer obligatorischen Reitpeitsche auf einer Lithographie um 1847


Bei ihrer Ankunft in München am 5. Oktober 1846 stieg Lola Montez gleich im »Ersten Haus« ab, dem Luxushotel Bayerischer Hof.

Ohne Ausweis und Pass: Lola im Hotel Bayerischer Hof

Für Lola Montez war Münchens erste Adresse gerade gut genug: Wie ein heutiger Popstar, eine Hollywood-Schauspielerin, Opern-Primadonna oder ein prominenter Politiker buchte sie sich am Dienstag, den 5. Oktober 1846 in den Bayerischen Hof am Promenadeplatz ein. Ohne Ausweis, ohne Pass oder andere Legitimation. Ihr Auftreten und Aussehen reichte damals wie heute. Oder mussten die Beatles, Michel Jackson oder Henry Kissinger einen Ausweis vorlegen? »Lola Montes, Künstlerin/Tänzerin, von Sevilla in Spanien, 24 Jahre, katholisch, Zweck des Aufenthalts: Gastvorstellung. Ohne Pass« lautete der Eintrag in das polizeiliche Fremdenregister. Dass sie weder »Lola Montes« hieß, noch aus Sevilla oder überhaupt aus Spanien stammte, interessierte niemand. Auch die 24 Jahre waren geschönt, auch wenn sie es bei ihrem blendenden Aussehen nicht nötig gehabt hätte. Angeblich kam sie aus Wien, andere Quellen sprechen von Stuttgart und Baden-Baden, viel wichtiger war ihre jetzige Adresse: Hotel Bayerischer Hof. Das nagelneue Luxushotel war 1841 eröffnet worden, für dessen Bau sich König Ludwig I. vehement eingesetzt hatte: »Einem Wunsche Seiner Majestät König Ludwigs I. von Bayern stattgebend ließ im Jahr 1840 Reichsrath Josef Ritter von Maffei durch den Architekten Friedrich von Gärtner das erste vornehme Hotel in München, den Bayerischen Hof, bauen«, wie es in der Hotelchronik heißt. Nach der Eröffnung kursierte das Gerücht, dass er den Bau nur förderte, um darin zu baden: Seine Gemächer in der Residenz besaßen nämlich keine Badewannen und so nahm Seine Majestät im Bayerischen Hof einmal in der Woche ein königliches Vollbad. Das Hotel sollte ihm aber noch ganz anders in Erinnerung bleiben.

Vom Hoftheater abgewiesen zur Audienz bei König Ludwig I.

Lola erinnerte sich in ihren Memoiren so an diese ersten Tage: »Ich war nichts als eine Tänzerin, und wollte auch in München nichts anderes sein. Einer meiner ersten Gänge war also zum Theater-Intendanten der Münchner Hofbühne, aber es gelang mir nicht, diesen Herren für meine Bedingungen, die gewiss nicht zu hoch geschraubt waren, zu gewinnen. Nach einer Unterhaltung, die wohl eine gute halbe Stunde gewährt haben möchte, verließ ich ihn ohne Hoffnung, in der bairischen Residenz meinen Zweck zu erreichen.«

Der Intendant des Hoftheaters, August Freiherr von Frays (1790–1863), Major, fand nichts besonderes an Lolas Vortanzen und auch ihre Gagenforderung war ihm zu hoch. Und so wurde er zu Lolas erstem Feind in München. Lolas spätere Rache: Am 1. Januar 1848 setzte ihn König Ludwig I. ab, und nachdem Lola aus München vertrieben war, kehrte er am 3. Juli 1848 in sein altes Amt zurück.


August Freiherr von Frays, Intendant des Hoftheaters, wollte Lola Montez nicht auftreten lassen und wurde von König Ludwig I. abgesetzt.


Lola Montez traf im Hotel Bayerischen Hof auf den ihr aus Paris bekannten reichen Studenten Heinrich von Maltzan. Der spätere Mekka-Reisende erreichte durch seinen bei Hof als Major der Kavallerie und Kammerherr beschäftigten Vater die erste Audienz von Lola Montez bei König Ludwig I.

»Aber ich gehöre nicht zu den Frauen, welche von ihrem Eifer für einen Vorsatz ablassen, sobald sich ihnen ein ernstliches Hindernis in den Weg stellt«, schrieb sie in ihren Memoiren. »Gänzlich unbekannt, vom deutschen Journalismus fast ignoriert, kam mir die unter solchen Umständen gewiss natürliche Idee, mich direkt an den König zu wenden. Ich schrieb also an Sr. Majestät und bat um Audienz, und sie wurde mir zu Teil.« Drei Tage später, am 8. Oktober stand Lola vor König Ludwig I. Dass sie so schnell bei einer Audienz berücksichtigt wurde, ist vermutlich der Vermittlung eines gewissen Heinrich von Maltzan (1826–1874) zu verdanken, einem reichen Studenten, den Lola in Paris kennengelernt hatte und der ebenfalls im Bayerischen Hof wohnte, und dessen einflussreicher Vater kgl. bayerischer Kammerherr und Major der Kavallerie war. Ab jetzt wird es schwer, Legenden von wirklichen Ereignissen zu unterscheiden und manche Geschichten wurden in den verschiedensten Versionen überliefert, alle glaubhaft echt, alles wahr!