Praxissemester Religion

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4 Was hilft mir im Schulalltag?

Schule und Unterricht kennen Sie als Studierende noch vornehmlich aus der Perspektive als Schülerin oder Schüler. Mit dem Wechsel der Perspektive zur Lehrtätigkeit ändern sich die Herausforderungen. Fast alles, was zunächst bekannt erscheint, wird erheblich komplexer und unstrukturierter; gerade als Novize fühlt man sich oft durch die Wucht der Aufgaben, die gleichzeitig zu erledigen sind, erschlagen. Da ist zuerst einmal das stählerne Korsett des Stundenplans. Um exakt 7:50 Uhr warten 29 Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a auf den Beginn des Unterrichts – einfach mal eine Stunde ausfallen lassen oder zehn Minuten später anfangen: Das geht gar nicht! An der Unterrichtsplanung hat man noch bis nachts um zwei Uhr getüftelt, der Wecker hat zu spät geklingelt, das Frühstück wird in aller Hektik heruntergeschlungen, der Regen durchnässt den zur Schule eilenden Fahrradfahrer, am Kopierer herrscht wieder mal Stau, gerade noch gelingt es, die Arbeitsblätter zu kopieren, der Beamer ist auch nicht rechtzeitig vorbestellt, die Tafel muss noch geputzt, Kreide bereit gelegt, Tesa-Krepp für die Präsentation besorgt werden und und und … Dazu kommt das ständige Gewusel von Schülerinnen und Schülern, die unbedingt und ad hoc etwas über die nächste Klassenarbeit wissen wollen, von Kolleginnen und Kollegen, die ungeduldig auf Ihre Unterrichtsskizze für die übernächste Stunde warten, der Vater, der plötzlich hereinschneit und sofortige Auskunft über die Note der Klausur einfordert und schließlich sind da ja auch noch die anderen Studierenden, mit denen man sich liebend gern über die eigenen Erfahrungen austauschen würde – aber die Besprechung mit dem Mentor steht schon an. Ungewohnt das frühe Aufstehen, der permanente Druck, das Wochenende spätestens am Sonntag schon wieder mit Vorbereitungen zugestellt, obendrein noch die unendlichen Korrekturen und die immer enger werdenden Fenster für persönliche Interessen, Hobbys, Beziehungen und Erholung. Schulalltag eben.

Aber es gibt vieles, was den Schulalltag erleichtert, kleine Helfer, wichtige Tipps, kluges Management.


Abb. 6: Werner Küstenmacher: Schulalltag, © VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG

4.1 Ordnung fängt zu Hause an

Es gibt Organisationsgenies, die sich im größten Chaos des eigenen Arbeitszimmers zurechtfinden. Aber das dürfte nicht die Regel sein. Nicht nur für gestandene Lehrkräfte empfiehlt es sich, Materialien, Medien und Werkzeuge funktional zu ordnen und zu systematisieren. Schon im Praxissemester können solche elementaren Strukturen aufgebaut, im weiteren Verlauf des Studiums können sie ergänzt und im Vorbereitungsdienst weiter ausdifferenziert werden.

4.1.1 Materialien

Als Anfänger verfügen Sie noch nicht über einen umfangreichen Materialfundus, aus dem Sie schöpfen können. Sie werden bald merken, dass im RU das Lehrbuch in vielen Fällen nicht ausreicht. Daher hier einige praktische Tipps:

•Entwickeln Sie als Novize ein Gespür als Jäger und Sammler. Nehmen Sie alles, was Sie vielleicht einmal gebrauchen können. Wegwerfen können Sie Materialien immer noch.

•Kaufen Sie sich systematisch alle verfügbaren Lehrbücher und Materialsammlungen für den RU. Die bekommt man oft antiquarisch oder auf Flohmärkten. Auch in älteren Lehrwerken finden Sie häufig interessante Ideen bzw. Materialien.

•Legen Sie eine Hängeregistratur an, in der Sie Materialien nach Themen sortiert zunächst unbearbeitet aufbewahren.

•Sichten Sie die wichtigsten unterrichtspraktischen Fachzeitschriften der letzten fünf Jahre (wie ‚entwurf‘, Religion 5–10, Grundschule Religion, Loccumer Pelikan oder die Schönberger Hefte1) und kopieren Sie sich wichtige Artikel, Unterrichtsreihen und Materialien, bzw. scannen Sie sie ein. Bestellen Sie sich mindestens eine Zeitschrift selbst – eine solche Investition zahlt sich aus! Für Studierende und Lehrkräfte in der Ausbildung gibt es in der Regel Vergünstigungen.

•Sammeln Sie Materialien aus dem Internet, z.B. Zeitungsartikel, Dokumentationen, gute Kurzfilme, und speichern Sie diese in einer durchdachten Systematik ab. Hier bieten sich immer noch die klassischen thematischen Bereiche des RUs an: Bibel, Gott, Jesus, Kirche, Schöpfung, Kirchengeschichte, Ethik, Dritte Welt, Diakonie o.Ä.

4.1.2 Planungen zum Unterricht

Im Laufe der Zeit unterrichtet jede Lehrkraft fast jedes Thema mehrfach. Unproduktiv ist es daher, wenn Sie Ihre sorgfältig erstellten Planungen nach gehaltenem Unterricht wegwerfen. Stattdessen sollten Sie sukzessive schon im Praxissemester damit beginnen, einen Pool von Unterrichtsreihen aufzubauen. Manche Lehrkräfte schwören dabei auf ein Ordnersystem, in dem Entwürfe nach Lerngruppe und Thema sortiert dokumentiert werden. Andere schätzen ein systematisch angelegtes Verzeichnis auf dem Computer, das natürlich kontinuierlich gesichert werden sollte – manch einer ist schon durch einen unerwarteten Plattencrash in Verzweiflung gestürzt worden … Viele Lehrkräfte nutzen sowohl Ordner (z.B. für fertige Arbeitsblätter, Lernaufgaben, Folien etc.) als auch digitale Speichermedien. Auch hier einige praktikable Hinweise:

•Dokumentieren Sie jede gehaltene Reihe in einem Ordner und auf dem PC. Bewahren Sie jeweils auf:

–Planungsskizzen,

–eingesetzte Materialien (als Kopiervorlagen), Folien,

–Tafelanschriften (ein Foto der Tafelanschrift kann bei einer späteren Wiederholung sehr hilfreich sein),

–Klausuren (auch die der Kollegen zum Thema),

–Zusatz- und Alternativmaterialien, z.B. die Kopien von Reihen zum Thema aus Zeitschriften etc.

•Notieren Sie zu jeder Stunde, wann und wo sie durchgeführt wurde, und machen Sie sich Notizen zu Schwachpunkten und gelungenen Stundenphasen und Materialien.

•Halten Sie bei den Reihenplanungen gute Materialien für Klausuren und Lernerfolgsüberprüfungen zurück.

4.1.3 Medien

Im RU spielen Medien eine besondere Rolle. Ohne sie kann Religion häufig nicht ‚gezeigt‘ und veranschaulicht werden. Natürlich ersetzt die eigene Mediensammlung nicht die Mediothek des Kirchenkreises, aber einen bescheidenen Vorrat an Bildern, Lernspielen, Lernprogrammen, Plakaten, Audiodateien und Videos anzulegen, erweist sich als außerordentlich nützlich. Da viele gute Materialien wie z.B. moderne Kunst, Karikaturen ©-geschützt sind, findet man sie nicht im Internet, sondern muss z.B. auch auf Bildbände zurückgreifen.

•Besuchen Sie eine religionspädagogische Mediothek, wie sie in vielen Kirchenkreisen eingerichtet ist, und verschaffen Sie sich einen guten Überblick über die dort vorgehaltenen Medien. Untersuchen Sie ein häufig genutztes Medienpaket auf seine didaktische Brauchbarkeit.

•Sammeln Sie eindrucksvolle Bilder, Fotos (z.B. Pressefoto des Jahres), Werbeanzeigen, Bilder aus der Kunstgeschichte, Bilder von religiösen Stätten in Israel, Bilder von durchgeführten Projekten, Karikaturen. Dabei kommt es vor allem auf problemhaltige und herausfordernde Situationen an, die Schüler zur Auseinandersetzung motivieren.

•Nehmen Sie unterrichtsrelevante Sendungen aus dem Fernsehen oder Radio auf und speichern Sie diese als DVD. Legen Sie ein Verzeichnis dieser Sendungen an.

•Legen Sie sich eine Grundausstattung an technischen Medien zu, z.B. einen Multifunktionsdrucker mit Scan-Vorrichtung, ein Notebook mit separaten Lautsprechern, ein Laminiergerät, ein einfaches Schneidegerät, einen digitalen Fotoapparat oder ein Smartphone zur Sicherung von Tafelanschriften, Ergebnissen und Standbildern, vielleicht auch eine Videokamera.

•Ein Koffer/eine Tasche mit einer Grundausstattung an Klebestiften, Wachsstiften und Scheren (gibt es kostengünstig zum Schulanfang bei den Discountern) hilft ab Klasse 7, wenn die Lernenden solche Dinge nicht mehr automatisch bei sich haben, dass kreative Stunden nicht an fehlender Ausstattung scheitern. Zusätzlich können darin auch Karteikarten, Think-Pair-Share-DIN-A3-Blätter, farbige Papiere etc. vorgehalten werden. Diese Tasche verbleibt in der Schule.2

4.1.4 Ihre Schultasche

Unterschätzen Sie nicht, wie wichtig eine gut ausgestattete Schultasche ist. Das fängt schon bei der Größe an: Unbedingt hineinpassen sollte ein DIN-A4-Ordner, strapazierfähig sollte sie sein und über eine praktische Aufteilung verfügen. Spezialfirmen wie Timetex bieten sogar Schultaschen als Rucksack oder Trolley an.

Was gehört in Ihre Tasche hinein, wenn Sie nicht unvermutet Schiffbruch erleiden wollen?

•Terminplaner – Tablet – Lehrerkalender,

•Ablagemappe mit mehreren Fächern, ggf. einzelne Mappen (jeweils für eine Lerngruppe),

•Blanko-Folien,

•DIN-A4-Blätter,

•Moderationskarten farbig (sofern kein Moderationskoffer an der Schule vorhanden ist),

•Punktaufkleber (für Feedback-Runden),

•Kugelschreiber (auch mit roter Farbe zur Korrektur),

•Kreideschachtel (weiße und bunte Kreide, staubfrei oder mit Halter),

•Folienstifte (non permanent, fein, einer für Vorlagen permanent),

•Textmarker,

•Filzstifte verschiedener Stärken,

•Stifte für Whiteboards,

•Minibüro mit Schere, Radiergummi, Büroklammern, Textmarker, Tacker inklusive Ersatzklammern, Entklammerer, Klebebandabroller, Lineal,

 

•Taschenmesser mit mehreren Funktionen,

•Kopfschmerztabletten,

•ausziehbarer Zeigestock, Laserpointer,

•Tipp-Ex,

•Klebstoff,

•Tesa-Krepp (nicht Tesafilm! Hinterlässt Spuren an der Tafel); falls Tafeln magnetisch sind: Magnete.

4.2 Was bietet meine Schule?

Jede Schule stellt ein Arsenal an Instrumenten und Werkzeugen zur Verfügung, die den Lehrkräften das Leben erleichtern – allerdings in sehr unterschiedlicher Menge und Qualität. Es gibt durchaus noch Schulen und Kollegen, die mit einem gewissen Recht auf das Motto Hartmut von Hentigs (1984!) setzen: „Hätte ich unter alten und neuen Unterrichtsmitteln ein einziges zu wählen, ich wählte Tafelund-Kreide.“3 Andererseits sind in manchen Schulen alle Klassenräume mit Notebook und interaktivem Whiteboard ausgestattet, ohne dass eine deutliche Verbesserung der Unterrichtsqualität erkennbar wäre. Entscheidend ist nämlich nicht die technische Raffinesse der vorhandenen Medien, sondern deren fachspezifische und fachdidaktisch sinnvolle Nutzung. Gleichwohl kommt ein Anfänger nicht umhin, sich mit der Bedienung solcher Werkzeuge hinreichend vertraut zu machen. Diese Aufgabe gilt z.B. für den schuleigenen Kopierer, für die IT-Ausstattung, für Beamer, Active Boards, Visualizer, Audioanlagen, Videogerät, Camcorder

u.a.m.

Fachspezifisch unabdingbar ist der Blick in die Lehrer- und in die Schülerbibliothek:

•Welche theologischen Nachschlagewerke, Bibelausgaben, Kommentarreihen, fachdidaktischen Monografien, aber auch Materialsammlungen, religionspädagogischen Zeitschriften und Mediensammlungen sind vorhanden?

•Welche Bibelausgaben stehen für den Unterricht zur Verfügung? Gibt es so etwas wie einen Bibelkoffer oder Bibelwagen, mit dem Bibeln in die Klassenräume transportiert werden können?

•Welche Lehrbücher sind aktuell in Gebrauch? (Werden sie permanent oder nur punktuell ausgeliehen; sind sie Eigentum der Schüler, so dass diese darin arbeiten können; stehen sie in ausreichender Zahl zur Verfügung?)

•Welche älteren Lehrwerke können zusätzlich etwa im Klassensatz genutzt werden?

•Können Schülerinnen und Schüler auf kinder- und jugendgemäße Fachbücher (z.B. über das Judentum, den Islam), anspruchsvolle Jugendliteratur mit religiösen Fragestellungen oder sogar auf DVDs zu Themen des RUs zugreifen?

Besonders die Lehrkräfte der Fachkonferenz Religion sind in Sachen Material erste Ansprechpartner. In manchen Schulen gibt es fachspezifische Materialsammlungen entweder in Ordnerform oder in digitalen Datenbanken. Das setzt voraus, dass die Kolleginnen und Kollegen ihre ‚Schätze‘ bereitwillig teilen und auch Studierenden die Nutzung gewähren (ein unerledigtes Kapitel der Unterrichtsentwicklung an vielen Schulen!).

4.3 Wie unterstützt die Kirche Religionslehrkräfte?

Die evangelischen und katholischen Kirchen haben kompetente Fachleute, die über die jeweiligen Kirchenämter oder Ordinariate erreichbar sind. Abgesehen von grundsätzlichen Stellungnahmen zum RU und zu Bildungsfragen, mit denen sich die Kirchen gelegentlich zu Wort melden und deren Lektüre für Religionslehrkräfte ein Pflichtprogramm darstellt, unterstützen sie die Lehrkräfte vor allem mit folgenden Einrichtungen:

1.Mediotheken und religionspädagogische Arbeitsstellen sind in größeren Städten und Kreisen vor Ort angesiedelt und oft mit einem Schulpfarramt verbunden. Hier können vielfältige Medien und religionspädagogische Literatur ausgeliehen werden. Beispiel: Mediothek des Kirchenkreises Bielefeld mit einem Online-Katalog, verbunden mit dem Evangelischen Schulreferat (http://www.kirche-bielefeld.de/.cms/327).

2.Die Internetseite rpi-virtuell, die überkonfessionelle Plattform für Religionspädagogik und Religionsunterricht (http://www.rpi-virtuell.net). Diese Plattform wurde von der EKD eingerichtet. rpi-virtuell bietet u.a. einen umfangreichen Materialpool mit Unterrichtsideen, Materialien und Medien, aber auch die Möglichkeit, einen eigenen Bereich einzurichten und mit Lerngruppen zu kommunizieren.

3.Die meisten Landeskirchen verfügen über eigene religionspädagogische Institute, die spezielle Fortbildungen für Religionslehrkräfte, aber auch selbst erstelltes Material anbieten. Beispiel: Das Religionspädagogische Institut Loccum (http://www.rpi-loccum.de). Im Materialpool finden Sie Aufsätze und Unterrichtsanregungen in Hülle und Fülle. Besonders empfehlenswert ist der Loccumer Pelikan, eine kostenlose religionspädagogische Zeitschrift, die interessante Beiträge online stellt.

4.Zu biblischen Detailproblemen stellt die Seite „Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet“ (WiBiLex) aktuelle Darstellungen von renommierten Bibelwissenschaftlern zur Verfügung. (http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/)

5.Von Religionspädagoginnen und -pädagogen wird zurzeit eine Seite „Wissenschaftlich-Religionspädagogisches Lexikon im Internet“ (WiReLex) vorbereitet.

4.4 Mit einem Lernpartner/einer Lernpartnerin zusammenarbeiten

Lehrkräfte sind in aller Regel – leider – Einzelkämpfer. Hinter der geschlossenen Klassenraumtür fühlen sich viele am wohlsten. Sich gegenseitig zu Hospitationen einzuladen, gemeinsam Unterricht zu planen, zu analysieren und zu evaluieren, im Team kollegiale Beratungen durchzuführen – all diese Möglichkeiten einer effizienten Unterrichtsentwicklung werden noch viel zu wenig genutzt, was oftmals mit der hohen Belastung der Kolleginnen und Kolleginnen zusammenhängt. Das Praxissemester ist eine ausgezeichnete Chance, schon vor der späteren beruflichen Tätigkeit Formen kollegialer Unterstützung auszuprobieren, weil etwa in einem Tandem beide Partner in derselben Situation sind: Jeder weiß, dass er erst am Anfang eines langen Weges steht, auf dem es viel zu entdecken und zu lernen gibt, auch bei sich selbst, im Blick auf die eigenen Stärken und Schwächen. Natürlich bedarf es einer vertrauensvollen Beziehung zwischen zwei Lernpartnern. Man muss sich darauf verlassen können, dass Misserfolge nicht weitererzählt, Pannen nicht ausgenutzt werden und keiner den anderen ausstechen will.

Gemeinsame Lernfelder können sein: Unterricht planen, Teamteaching, Feedback zum Unterricht, Analyse und Evaluation, gegenseitige Beratung bei (beruflichen) Schwierigkeiten und Misserfolgen, Durchführung von Unterrichts- und Schulprojekten im forschenden Lernen, Austausch von Materialien und Unterrichtsreihen etc.

4.5 Einen ‚Notfallkoffer‘ anlegen

„Eine gute Lehrerin ist für Notfälle gewappnet. Sie hat ein Vorlesebuch in der Tasche, ein oder zwei Lernspiele oder Infos vom Arbeitsamt; sie hat, wenn sie Mathematiklehrerin ist, den Zollstock dabei und zwei Stück Kreide, um ein Quadrat auf den Fußboden zu zeichnen, an dem dann gerechnet wird; sie kennt sich im PC-Raum aus und hat im Wäldchen neben der Schule eine Moosstelle ausgekundschaftet, auf der eine Klasse Platz nehmen und zuhören kann.“4

Sie werden auch schon während des Praxissemesters in die Lage kommen, spontan Unterricht des Mentors oder sonstigen Vertretungsunterricht übernehmen zu müssen. Die beliebte Methode, Hausaufgaben anfertigen zu lassen oder die Lerngruppe dem Nichtstun zu überlassen, verträgt sich nicht mit einem professionellen Anspruch, denn damit wird wertvolle Lebenszeit vergeudet. Das haben die Schülerinnen und Schüler nicht verdient. Spontan ein sinnvolles Konzept für eine Unterrichtsstunde zu entwickeln, ist allerdings schwierig. Als künftige Religionslehrkraft haben Sie viele Möglichkeiten, Themen aufzugreifen, bei denen Sie sicher sein können, dass die Schülerinnen und Schüler darauf anspringen. Es lohnt sich also, sich nach und nach einen kleinen ‚Notfallkoffer‘ aufzubauen, sofern nicht die Schule selbst Ordner mit Vertretungsmaterial bereitstellt.

Was gehört in einen solchen Koffer hinein? Mindestens drei ausgearbeitete Vertretungsstunden mitsamt Materialien und Arbeitsblättern, je eine für die 5/6, für die 7/8 und für die 9/10. Da es schwierig ist, in eine laufende Unterrichtsreihe hineinzuspringen, sollten solche Konzepte besser fachübergreifend angelegt werden, aber religionspädagogisch relevante Themen aufgreifen. Das könnte für die Jahrgangsstufe 5/6 eine spannend erzählte Geschichte aus der Bibel sein, ein Ereignis aus der Kirchengeschichte oder ein schülerbezogenes Thema um Wahrheit und Lüge, erlebte Ungerechtigkeit, Fremdheitserfahrungen, Arm und Reich oder Ausgrenzung und Mobbing.

Hinweis: Immer noch interessant sind die nur antiquarisch erhältlichen Bücher von Neidhart, Walter/Eggenberger, Hans, Erzählbuch zur Bibel, 2 Bde., Bd. 1 Zürich 1975; Bd. 2 Lahr 1989 und Laubi, Werner, Geschichten zur Bibel, 5 Bde., Lahr/Zürich 1981–1989. Dasselbe gilt für Steinwede, Dietrich, Erzählbuch zur Kirchengeschichte, 2 Bde, Lahr/Zürich/Göttingen 1982 und Lahr/Freiburg/Göttingen 1987. Auch Reil, Elisabeth, Kirchengeschichte in Geschichten. Ein Lese- und Arbeitsbuch für den Religionsunterricht, München 2012 bietet kirchengeschichtlich bedeutsame Ereignisse und Personen mit Arbeitsanleitungen. Als Steinbruch gut nutzbar sind auch die von Conrad, Elfriede/Deßecker, Klaus/Kaiser, Heidi herausgegebenen Bände Erzählbuch zum Glauben, Bd. 1 Das Glaubensbekenntnis, Bd. 2 Die 10 Gebote, Bd. 3 Das Vaterunser, Zürich/Lahr 1981-1985.

Für alle Jahrgangsstufen können etwa komplette Unterrichtsmaterialien der Zeitschrift Religion 5–10 (Friedrich Verlag) oder Zeitungsausschnitte mit aktuellen Problemen, zu denen Gesprächsanlässe vorbereitet werden, herangezogen werden. In der Jahrgangsstufe 9/10 können interessante Videodokumentationen gezeigt werden, bei denen allerdings unbedingt Zeit für eine Besprechung in der Lerngruppe eingerechnet werden muss.

Daneben sind natürlich auch „Konserven“ geeignet, in denen „nützliche Themen aus dem Bereich des Kanonwissens, der Grundfertigkeiten und der Allgemeinbildung“ sozusagen aus dem Stand unterrichtet werden können. Sie gruppieren sich um ein Rätsel, ein Lernspiel, eine witzige Kurzgeschichte oder eine interessante Methode.

Beispiele: Das Brückenbau-Spiel

(Online unter http://www.spielewiki.org/wiki/Hauptseite; Zugriff am 01.09.2014) oder das Nasa-Spiel (Online unter http://www.spielewiki.org/wiki/NASA-Spiel; Zugriff am 01.09.2014).

Anregungen zur Weiterarbeit

1.Erstellen Sie eine „to-do-Liste“, in die Sie Dinge mit Datum eintragen, die Sie sich zur Vorbereitung auf das Praxissemester bzw. an den ersten Tagen des Praxissemesters an der Schule vornehmen wollen.

2.Vergleichen Sie mit anderen Studierenden die Ausstattung an Ihrer Schule. Wie könnte man eine schlechte Ausstattung ausgleichen oder verbessern? Sammeln Sie Ideen.

3.Schreiben Sie die Öffnungszeiten und die Adressen von mehreren religionspädagogischen Materialstellen in Ihrer Nähe auf und suchen Sie nach einer Datenbank für Filme im Netz. Wo in Ihrer Nähe können Sie z.B. einen Judentums- bzw. einen Islamkoffer ausleihen?

1Eine komplette Übersicht bietet das Comenius-Institut Münster auf der Seite http://www.cimuenster.de/biblioinfothek/linkszss.php (Zugriff am 15.08.2014)

2Moderationskoffer bieten unterschiedliche Firmen teilweise zu hohen Preisen an. Man kann sich einen solchen Koffer/eine Tasche aber auch selbst mit brauchbaren Materialien zusammenstellen.

3Von Hentig, 1984, 22.

4Meyer, 1998, 67.

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