Der junge Goedeschal
Über das Buch
Diese Ausgabe von «Der junge Goedeschal» wurde mit einem funktionalen Layout erstellt und sorgfältig formatiert.
"Die Scham über ihr Mitleid machte ihn zum äußersten unruhig. Es war ihm, als müsse er umherlaufen, irgend etwas tun, etwas Lautes, Aufsehenmachendes, um zu zeigen, daß er auch ohne dies Mitleid da war, daß er sich nicht schämte. Dann blieb er stehen, er sagte: «Glaubt ihr denn, ich durchschaue euch nicht? Gott sei Dank, ich bin immer noch klüger als ihr. Ich nehme eure Hilfe, weil es mir so gefällt, aus Mißachtung, Gleichgültigkeit. Verreckt doch, was geht das mich an.» Er fühlte, daß jedes Wort Lüge war, fühlte klar, daß er in einem Ton sprach, der nicht einmal ihn überzeugte. Schwankte nicht noch in seinem Innern die weiche Weinerlichkeit, die wie ertrinkend nach der hilfreichen Hand gefaßt hatte? Bebten nicht noch seine Knie?"
Hans Fallada (1893-1947) war ein Künstler der Neue Sachlichkeit. Er orientiert sich an der Realität, auf die damalige Gesellschaft und auf deren Probleme ein, z. B. die Armut vieler Menschen. Die Voraussetzung dafür war ein kritischer Blick auf die damalige Gegenwart. Die Umgebung wurde nüchtern und realistisch dargestellt. Die soziale, politische und wirtschaftliche Wirklichkeit der Weimarer Republik, die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges und die Inflation waren beliebte Motive. Die Themen, die die Gesellschaft bewegten, fanden sich in der Literatur wieder.