LIfe is a story

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Gudrun Anders

LIfe is a story

short stories - aus dem Leben für das Leben

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Sachen gibt’s...

Kopfwäsche gefällig?

Wie viel sind 30%?

Heiligabend in der Hundehütte

Du bist schuld!

Tornado über Roetgen

Wir verkaufen unsere Träume …

Die Welt entdeckt die Emotionen wieder

Die Stille erfahren

Magie liegt in der Luft

Luxusprobleme

Quatsch‘ keine Märchen!

Die richtige Umgangsart

Nicht jede Rettung gelingt …

Der persönliche Pfandwert

Älter werden, aber nicht stehen bleiben!

Die neue Lampe

Steine für den Garten

Burnout geht uns alle etwas an

Leben und Tod – so nah beieinander

Die grüne Tonne

Du schaffst das nicht!

Wandel ist wunderbar…

Fernwartung nötig

Regeln erfolgreicher Kommunikation

Willst du nicht kaufen, bist du doof!

Der Mann im Bett am Fenster

Aussteigen aus dem System

Ey, Tusnelda – geh da mal weg!

Lehrmeister Felix

Haste nen Platten, biste selber platt!

Der Engel im Glas

Spirit Stories

Es war einmal ein Narr

Impressum neobooks

Vorwort

Life is a story

Short stories – aus dem Leben für das Leben

Gudrun Anders

Motibooks

Sollten Sie trotz sorgfältiger Bearbeitung dieses Textes noch Rechtsschreib- oder Grammatikfehler in diesem Buch entdecken, senden Sie diese doch bitte mit einem kurzem Text an mich. Ich liebe es neue Bücher zu machen …

Ich freue mich sehr, dass Sie gerade mein neues Werk anschauen oder vielleicht sogar schon in Händen halten.

Sie finden in diesem Buch eine Vielzahl von kleinen Situationen aus dem Alltag, die mich in den letzten Wochen und Monaten teils belustigt, teils aber auch ein wenig verständnislos gemacht haben. Manche Situationen haben mich verblüfft, andere nur schmunzeln lassen.

Ich schreibe mir sehr oft kurze Notizen zu diesen Situationen auf, weil ich mich an die Erlebnisse als kleine Lehrstücke erinnern möchte.

Mir ist nämlich aufgefallen, dass wir Menschen manche Dinge mehr als einmal erleben. Wie ein Wolf im Schafspelz kommen manche Situationen in Form von anderen Orten und Menschen wieder auf uns zu. Und das Niederschreiben und spätere Ausarbeiten der Kurzgeschichten hilft mir oft, diese entweder als liebevolle Beispiele in meinem Herzen zu verankern oder als Parabel zu erinnern und manchmal dann auch weiterzugeben.

Ich möchte Sie gern damit unterhalten und ein wenig inspirieren und vielleicht auch hier und da mal ein wenig nachdenklich werden lassen. So oder so wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen!

Gudrun Anders, im Januar 2020

Sachen gibt’s...

Heute wäre ich mit einer neuen Bekannten verabredet gewesen. Ich habe Sie auf einer Messe getroffen, mit ihr einen Kaffee getrunken, fand Sie nett und wir wollten schauen, ob wir gemeinsam ein Projekt starten können.

Zu diesem Zwecke wollte sie heute zu mir kommen. Damit wir Ruhe für das Gespräch haben, bin ich vorher noch mal eine große Runde mit dem Hund gegangen.

Als ich zurückkam, waren drei Nachrichten von ihr auf dem AB.

Nachricht I: „Hallo Gudrun, ich fahre jetzt los. Bis gleich.“

Nachricht 2, fünf Minuten später: „Ich hab ja nur dein Band erreicht, ich glaube du bist nicht da. Meine Intuition sagt mir, dass du unseren Termin vergessen hast. Dann brauch ich ja nicht kommen. Meld‘ dich mal, eher fahre ich nicht los.“

Nachricht 3, weitere vier Minuten später: „Also, du meldest dich ja nicht. Ist meine Intuition doch richtig. Ich bleibe Zuhause. Sowas brauch ich ja nun wirklich nicht. Meld‘ dich, wenn du mal wieder Zuhause bist.“

Fünfzehn Minuten später hörte ich die drei Nachrichten auf meinem Band ab und wurde immer sprachloser. Von einer zukünftigen Unternehmerin, die weiß, dass auch ich viel zu tun habe, hätte ich nämlich etwas mehr erwartet. Ich rief Sie an, um die Sache zu klären.

„Na endlich meldest du dich“, meinte sie in den Hörer hinein.

„Ich war mit dem Hund raus und ...“, sagte ich.

„Ich hatte die Idee, dass du mich versetzt“, unterbrach sie mich dann. „Und die Tarotkarten haben mir für die heutige Tageskarte gesagt: Enttäuschung.“

„Na“, sagte ich, „für die Enttäuschung hast du ja jetzt selbst gesorgt. Wir sehen uns nicht, wir gehen nicht essen und der geplante schöne Tag fällt ins Wasser. Ich bin echt gerade wirklich etwas stinkig.“

„Dann ist ja noch mal gut, dass ich nicht komme, wenn du so schnell stinkig bist. Hatten meine Karten also recht. Kannst mich ja anrufen, wenn du noch mal nen Termin mit mir machen willst.“ Zack legte sie auf.

Ob ich da wohl noch mal anrufe? ....

P.S.:

Kartenlegen hat diese Dame nicht bei mir gelernt!!!

Kopfwäsche gefällig?

Gestern saß ich mal wieder bei meiner Lieblingsfriseurin auf dem Stuhl. Nachschneiden war angesagt, denn die trockenen Spitzen hatten es nötig.

Ich ließ mich ein wenig seufzend auf den Stuhl plumpsen und freute mich auf die Kopfwäsche, denn mein Kopf rotierte gerade ein wenig.

„Oha“, meinte sie. „Du siehst ja heute ein bisschen kaputt aus …“

Das war ich auch. Und nachdem sie mir den Kopf gewaschen hatte, erzählte ich, was wir gerade mit verschiedenen Ämtern diskutierten, um eine Genehmigung für eine Veranstaltung zu erhalten.

Ein paar Male hielt sie beim Haareschneiden kurz inne um mich im Spiegel mit verdrehten Augen anzusehen und verständnis- und fast fassungslos den Kopf zu schütteln. „Unglaublich…“.

Und dann erzählte sie mir ein eigenes Erlebnis. „Mein Vater hat vor vielen Jahren mal einen alten Mercedes Transporter umgebaut“, begann sie mit strahlenden Augen. „Viele Stunden und Tage und Wochen hat er daran gewerkelt und geschraubt, ein paar Veränderungen vorgenommen. Als er fertig war, musste er natürlich damit zum TÜV – und bekam nicht die Erlaubnis, dieses Fahrzeug auf deutschen Straßen zu führen.“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Dabei war alles zuvor von ihm recherchiert worden. Und es gab jemanden, der ähnliche Veränderungen vorgenommen hatte. Der hat – nach vielen Diskussionen – die TÜV-Abnahme erhalten.“

Ihr Vater war zu diversen Anlaufstellen gefahren und überall hatte er nur einen ablehnenden Bescheid erhalten. Ihr Vater fand im Internet dann einen Mann, der ein Fahrzeug auf ähnliche Weise umgebaut hatte. Und dieser junge Mann gab ihm den entscheidenden Tipp.

„Mein Vater ist also fast 500 km mit einem nicht zugelassenen Fahrzeug gefahren, um dieses bei dem Sachverständigen vorzuführen, der auch das Fahrzeug des Mannes genehmigt hatte. Mit dem Kurz-Gutachten ist er dann wieder beim TÜV vorstellig geworden – und hat das Fahrzeug ohne Beanstandungen genehmigt bekommen. Er hegt und pflegt diesen selbstgebauten Mini-Caravan jetzt seit über 15 Jahren!“

 

Und dann erzählte sie noch von tollen Ausflügen und Wochenenden an der See mit der Familie.

Als meine Haare dann schließlich geföhnt waren, meinte sie noch lächelnd: „Also, nicht aufgeben, ihr bekommt das schon hin!“

Manchmal braucht man eben – auch als Coach – einfach nur eine gute Geschichte und eine kleine Haarwäsche, um wieder Mut für den Alltag zu haben!

Danke, liebe Friseurinnen!

Wie viel sind 30%?

Vor ein paar Tagen wollte ich eigentlich nur schnell im Drogeriemarkt etwas Katzenfutter besorgen, als mir ein knallgelbes Schild mit dem Wort „Räumungsverkauf“ an einem Schuhgeschäft auffiel. Schon seit Tagen hatte ich die Idee, mir für meine leicht gestressten Füße ein paar neue sommerlich-luftige Latschen zu holen. Und da ich gern ein paar Euro spare, ging ich schnell in den Laden hinein und suchte nach meinen neuen Schuhen.

Schnell hatte ich gefunden, was ich ungefähr gesucht hatte. Das gut sitzende Paar sollte regulär 29,95 € kosten. Ein großer, roter 30%-Rabatt-Aufkleber prangerte ebenfalls auf dem Karton. Darunter der neue Preis: 27,83 €.

Ich hatte schon einen Schritt in Richtung Kasse gemacht, als meinem Kaufmannshirn auffiel, dass an der Rechnung irgendetwas falsch war. Schnell rechnete es 10% aus – und das waren immerhin schon 2,99 Euro. Wohlwollend aufgerundet 3 Euro, damit es sich schneller rechnet. Das ganze mal drei konnte auf keinen Fall den neuen Preis auf dem Karton ergeben. Der Aktionspreis musste für mein Dafürhalten knapp über 20 Euro liegen.

Ich wähnte also einen Fehler und ging dennoch zur Kasse, um den Preis zu klären. Irgendwie fand ich die Schuhe schon nett und den rabattierten Preis wollte ich für meine strapazierten Füße gern investieren.

„Entschuldigung“, wandte ich mich an eine aufgedonnerte Verkäuferin. „Was ist der neue Preis für diese Schuhe?“

„Steht doch auf dem Karton…“, meinte sie ohne von ihrem Handy aufzusehen.

„Ich glaube, der Preis ist falsch“, gab ich ihr zu Bedenken.

Sie schaute mich erstmals an. „Der Computer verrechnet sich nicht.“ Dann war wieder das Handy wichtiger.

„Könnten Sie vielleicht mal einen Blick drauf werfen und mir dann sagen, zu welchem Preis ich diese Schuhe erwerben kann?“ Ich war immer noch um Ruhe bemüht. wuuuussaaaaaa ……

„Die kosten jetzt 27,83 €, so wie es auf dem Schild steht.“ Sie wandte sich wieder ihrem Handy zu.

„Dann wurden da allerdings keine 30% abgezogen“, gab ich ihr erneut Futter. Ich hatte es geschafft, sie nahm sich jetzt einen Taschenrechner zur Hand und legte ihr Handy mit der begonnenen SMS endlich weg.

„29,95 mal 30 Prozent … minus … gleich ….“ Es entstand eine kurze Pause. „Oh, da scheint ja wirklich etwas falsch zu sein. Moment, ich rufe die Kollegin.“

Das tat sie dann auch. Diese kam herüber und rechnete ebenfalls noch mal nach. Sie meinte dann siegessicher: „Die Schuhe kosten jetzt 29 Euro und 5 Cent. Wollen sie die haben?“

„Nicht zu dem Preis“, warf ich ein. Ich hatte im Kopf mitgerechnet. Wahrscheinlich hatte sie bei den 30% Rabatt einfach nur die Null vergessen einzutippen, die in diesem Fall einen ganz erheblichen Preisunterschied für mich machte. Kann ja mal vorkommen ….

„Zu welchem Preis denn?“, fragte die zweite Verkäuferin dann keck.

„Zum richtigen“, meinte ich süffisant und überlegte gerade, ob ich nicht meinen Beruf wechseln und mal Verkäuferinnen ausbilden sollte.

In meiner Generation und auch während meiner Kaufmannsausbildung hatten wir noch Kopfrechnen gelernt, wenngleich wir später auch Taschenrechner und Computer nutzten. So war doch zumindest noch ein Fünkchen Preisgefühl vorhanden. Und Dienst am Kunden wurde uns auch eingetrichtert.

Verkäuferin Nummer 2 nahm sich jetzt meinen Schuhkarton und ging damit zur Kasse. Sie hielt den Karton vor den Scanner und meinte dann freudestrahlend: „Die Schuhe kosten jetzt 19,48 €. Nehmen Sie die mit?“

„Zu dem Preis ja!“, rief ich und grübelte, wie es sein konnte, dass der neue Verkaufspreis unter 20 Euro lag. Konnte ich mich tatsächlich so verrechnet haben?

Ich bezahlte und verließ den Laden. Draußen nahm ich mir mein Handy zur Hand. Was für ein Segen, dass heute in jedem Smartphone nicht nur ein Radio, sondern auch eine Taschenrechner-App enthalten ist!

29,95 Euro abzüglich 30% Räumungsrabatt waren laut meinem Telefon 20,96 Euro. Ich tippte auch den falschen Preis ein und zog den Rabatt ab – et voilá – da hatte sich das Mysterium geklärt.

Irgendjemand – wahrscheinlich war‘s mal wieder der Computer … – hatte die 30% noch einmal vom bereits falsch reduzierten Preis abgezogen.

Für einen Moment überlegte ich, ob ich reingehen und das erneut klarstellen sollte. Aber ein Blick in die Runde verschaffte mir eine neue Idee. Das on top gesparte Geld investierte ich lieber in eine leckere Kugel Eis im Laden nebenan. Die hatte ich mir jetzt auch redlich verdient.

Heiligabend in der Hundehütte

Mein alter Nachbar, für den ich öfter die Hunde ausführe, lag über Weihnachten im Krankenhaus. Gern hatte ich mich angeboten, mich während seiner Abwesenheit um seine beiden Hunde zu kümmern.

Seit einigen Tagen lag ein bisschen Schnee, aber über Nacht hatte es ordentlich geschneit. Als ich morgens zu den Hunden runter ging, war die ganze Hundehütte eingeschneit, der Zugang erschwert.

Die beiden Hofhunde waren es gewohnt, das ganze Jahr über draußen zu bleiben. Sie hatten Holzpaletten auf dem Boden, dicke Teppiche darauf und selbst ein Kopfkissen. Außerdem stand ein alter, ausgedienter Fernsehsessel in der großen Hundehütte, der mit alten Wolldecken gespickt war, in die die beiden Hunde sich oft einkuschelten.

Ich kam kaum bis zur Hundehütte und hier angekommen bekam ich die Tür nur unter Anstrengungen auf. Ich musste erst einen Schneeschieber aus dem Schuppen besorgen, um etwas von den Schneemengen vor der Tür entfernen zu können.

Die Hunde jaulten schon. Einerseits freuten sie sich darauf, endlich von mir gestreichelt zu werden, andererseits lag überall in der Hundehütte Schnee. Sogar ihr Fell war von Schnee bedeckt. In der ganzen Hütte gab es kaum einen Platz, der nicht von Schnee bedeckt war. Nur eine kleine Ecke auf einer alten Holzbank war noch frei und die beiden drängten sich zusammen genau auf dieser Stelle, damit die Pfoten noch ein wenig trocken blieben.

Ich schaue auf die beiden winselnden und jaulenden Hunde und habe das Gefühl, mir bricht gleich das Herz. Eigentlich darf man das doch keinen Wesen auf dieser Welt antun: Draußen, allein, eingesperrt und vollgeschneit in einer alten, dunklen Hütte zu leben. Alle Wesen sollten es warm, trocken und kuschelig haben, selbst wenn so mancher Hundekenner sagt, dass es den Tieren nichts ausmacht draußen zu bleiben. Ich weiß natürlich, das viele Hunde auf dieser Welt es wesentlich schlechter haben als diese beiden hier, aber weh tut es trotzdem.

Die kleine Sina ist schon seit 15 Jahren draußen, sie ist es so von klein auf gewohnt. Aber manchmal habe ich das Gefühl, sie erträgt einfach nur. Was soll sie auch anderes machen? Ihre Augen sind traurig und trüb. Sie erträgt, weil sie es nicht anders kennt. Auch sie ist dankbar für jede Art der Zuwendung. Dankbar für jede Mahlzeit, die Zuwendung und wahrscheinlich auch für ein trockenes Fell.

Ich hole ein trockenes Handtuch, um das Fell etwas zu trocknen. Früher kannte sie es nicht getrocknet zu werden, schließlich trocknen andere Hunde ja auch von selbst wieder. So zumindest war die Einstellung des alten Bauern, bei dem sie leben. Als ich sie das erste Mal trocknen wollte, hat sie in mein Handtuch gebissen und es mir dann entrissen. Heute schaute sie nicht einmal mehr auf, sie hat sich an das Trocknen gewöhnt und leckt mir anschließend dankbar meine Hand.

Ich schüttele an diesem Morgen alle Decken aus. Alles ist nass, nicht eine einzige Stelle in der Hundehütte ist trocken geblieben.

Es hat über Nacht reingeschneit. Ein anderer Nachbar hatte gestern bereits zwei Seiten der Hütte mit einigen alten Brettern vernagelt, da der heftige Schneesturm angekündigt worden war. Trotzdem hat das nicht gereicht, um allen Schnee abzuhalten, es hat nur ein wenig gemildert.

Die alte Couch in der Ecke lässt sich nicht verschieben. Zwei gemauerte Hundehütten, die von den beiden Hunden überhaupt nicht benutzt werden, stehen im Weg. So muss die alte Couch also dort bleiben, wo sie jetzt steht. Ich muss einen anderen Weg finden, es für die Hunde gemütlicher und vor allem trockener zu machen.

Die auf dem Boden aufliegenden Holz-Paletten kann ich nicht allein bewegen. Auch sie sind verkantet und etliche große, alte Teppiche machen mir ein Bewegen unmöglich. Eine dicke Schneeschicht liegt auf den Teppichen. Wenn die schmilzt, ist alles durch und durch nass.

Was tun? Ich stehe regungslos in dem alten Hundezwinger und schüttele dann erst einmal alle Wolldecken auf dem alten Fernsehsessel vor der Hütte aus.

Meine Nachbarin Iris kommt dazu und schaut sich das Malheur an. Sie hatte mich in der Hütte fluchen und arbeiten gehört und wollte sich nach den Hunden erkundigen.

„Oh Gott, das kann auf keinen Fall so bleiben!“, rief sie aus. „Wir müssen uns was einfallen lassen.“

Und dann wurden wir beiden Frauen kreativ. Fast wurden wir zu Schwerstarbeiterinnen an diesem Morgen des Heiligen Abend.

Wir hatten die Idee mit Abdeckfolie vom Malern provisorisch die anderen beiden Seiten der Hütte etwas abzudichten. Das würde zumindest ein wenig mildern. Die Hunde waren einiges gewohnt, aber keiner von uns konnte oder wollte sie zu sich reinnehmen.

Einerseits waren es Hofhunde, andererseits hatten wir Katzen, die von den beiden Hunden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gejagt und gebissen worden wären. Aber es waren weitere Schneefälle für den Tag angekündigt.

Ich räume zuerst einmal die Zugänge zur Hundehütte frei. 30 cm Neuschnee waren über Nacht gefallen, so viel wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Iris schaut sich derweil in den alten Schuppen und Lagerhallen um, ob sie etwas Brauchbares findet. Sie bringt eine dicke, blaue Plastikplane für die eine Seitenwand der Hütte mit. Das muss einmal der Boden eines Zeltes oder eine Bauplane gewesen sein, es befinden sich einige verstärkte Löcher rundherum, so dass wir die Plane gut an den Gitterstäben des Zwingers befestigen können. Das wird einiges von dem Wind abhalten und auch einiges an Schneeverwehungen.

Wir finden noch ein blaues Band zur Befestigung und machen uns sogleich an die Umsetzung. Die Plane reicht fast passend über die eine Wandseite. Zu zweit haben wir die Befestigung schnell geschafft und sind stolz über das erreichte. Ich hoffe, jetzt ist diese Seite einigermaßen zu. Der Wind fegte den Schnee offenbar direkt vom Hausdach in die Hundehütte hinein. Das sollte jetzt um einiges schwerer sein.

Die Hunde bleiben derweil immer dicht hinter mir. Sie suchen Schutz und wollen ein wenig Zuwendung. Ein kleines Leckerchen hier und da hilft und lässt die Angst der beiden nach und nach etwas kleiner werden.

Abwechslung aus dem tristen Alltag ist es auch, denn wenn das Herrchen da ist, sind die Hunde auch oft im Haus und nehmen am Leben meines Nachbarn teil.

Bald war der Schlafplatz der Hunde wieder einigermaßen trocken. Der Schnee war aus der Hütte weitestgehend entfernt, alle Decken benutzbar, die Wände so gut es ging abgedichtet, die Näpfe wieder frisch befüllt.

Als wir alles soweit hergerichtet haben, bedanke ich mich bei meiner Nachbarin für die Hilfe. Allein hätte ich das nicht so gut bewerkstelligen können.

„Kein Problem“, meinte sie lächelnd. „Ich musste dieses Jahr sowieso noch ein gutes Werk tun!“

Ich nehme mir die Hunde und gehe mit Ihnen hinter das Haus. Hier ist ein kleiner Weg, der geräumt worden war. Die beiden laufen sich etwas warm und schnüffeln schwanzwedelnd an der offenbar zahlreich vorhandenen Hundepost.

Als wir wieder zurück sind, bekommen die Hunde ihr Weihnachtsleckerli von mir. Ich hatte Reis, Möhren und Hähnchenfleisch aufgekocht und alles in zwei Portionen in alten Schüsseln verteilt. Das Festmahl war eine ihrer Lieblingsspeisen und wurde schnell aufgegessen. Ich hoffte, es brachte zusätzlich ein bisschen Wärme in die kleinen Hundekörper zurück.

 

Als ich in meiner Wohnung endlich wieder zurück bin, hat inzwischen meine Freundin auf Band gesprochen. Ich war eigentlich zu ihr eingeladen, aber das musste an diesem Heiligen Abend leider ausfallen, denn auch sie war eingeschneit. Auf Band schilderte sie mir kurz, dass die Straßen nicht geräumt waren. Aufgrund des ungewöhnlichen vielen Schnees war ein Durchkommen zu ihr in die tiefste Eifel unmöglich geworden.

Die Busse fuhren nicht mehr und die Autos, die sich raus getraut hatten, verursachten ein Chaos auf den Straßen.

Ich rief sie an, um mehr zu erfahren. „Alles liegt hier unter einer Schneeglocke“, erzählte sie. „Man könnte meinen, man sei selbst in einer Schneekugel, die wir als Kinder so liebten, gefangen.“ Alles sei still zur Heiligen Nacht, nur bis zur Kirche käme sie nicht, weil Straßen und Bürgersteige einfach mit zu viel Schnee bestückt waren. So fiel also Heiligabend im Kreis von Freunden in diesem Jahr aus.

Nachmittags gehe ich wieder zu den Hunden runter. Es hatte wieder geschneit und es herrschte ein leichter Wind. Ich wollte sehen, ob noch alles in Ordnung war.

Aber die Hundehütte war wieder voller Schnee. Diesmal kann ich sehen, wie der Schnee in die Hundehütte eindringen konnte. Er kommt durch eine kleine Ritze im Dach, wo ein Stück Wellpappe fehlt. Das Loch ist direkt über dem Schlafplatz der beiden Hunde.

Ich suche noch weitere Abdeckfolie und finde nach kurzer Zeit zwei kleine alte Planen, die groß genug sein müssten. Ich habe noch Absperrband von einer öffentlichen Veranstaltung, die ich zuvor organisiert habe und hole es.

Ich bringe eine dieser Planen, offensichtlich die transparente Folie eines alten Tomatenhäuschens, direkt am Eingang an, die andere Folie montiere ich mit Fahrradgummis direkt oberhalb des Schlafplatzes. So läuft vielleicht noch ein bisschen Schnee herein, kann aber die Couch nicht mehr erreichen. Es besteht die Chance, dass der Schlafplatz so trocken bleibt.

Die Hunde schauen mich mit angelegten Ohren etwas merkwürdig von der Seite an. Das seltsame Geräusch der sich im Wind blähenden Plane ist ihnen nicht ganz geheuer. Ich erzähle den beiden einfach, dass sie wählen können: Entweder das Geräusch ertragen, oder eine durch und durch nasse Schlafcouch. Ruhig schauen sie mir bei der weiteren Arbeit zu.

Als ich fertig bin, bekommen meine beiden Lieblinge eine kleine Knabberstange. Ich setze mich auf die Couch und breche das Leckerchen in kleine Stückchen. Ein Hund setzt sich rechts, der andere links neben mich. In kleinen Teilen bekommen sie abwechselnd die Leckerchen und können sich so an das ungewohnte Geräusch über ihnen gewöhnen. Dabei vergessen sie alles und schon bald ist das Geräusch weniger schlimm.

Ich gehe wieder nach oben in meine Wohnung, denn es fängt schon wieder an zu schneien. Dicke Schneeflocken fallen die nächsten Stunden auf die Erde nieder, machen die ganze Welt um mich herum weiß. Es ist still, kein Mensch und auch kein Auto auf den Straßen. Die Zweige der Bäume und Sträucher hängen aufgrund der Schneelasten tief. Ich kann aus meinem Fenster heraus nicht mehr erkennen, wo Straße ist und wo der Bürgersteig.

Ich höre meine Nachbarn unten Schnee schippen und gehe ebenfalls herunter. Erst jetzt kann ich das ganze Ausmaß erkennen. Wir sind auf dem Hof eingeschneit. Die lange Auffahrt, die die Straße mit unserem Haus verbindet, ist zu. Zu Fuß haben wir auch keine Chance, bis zur Straße, die teilweise geräumt zu sein scheint, zu kommen.

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