Von den Viken erobert

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Violet, Vero Beach, Florida

Ohne meine Schwester fühlte sich das Apartment an wie ein Mausoleum. Ihr Zimmer sah aus wie immer, Anime und Poster von koreanischen Popgruppen zierten die Wände, Bettwäsche mit Leopardenmuster und ein wildes Durcheinander aus erotischer Unterwäsche säumte den Fußboden, durcheinandergewürfelt mit bunten Schwesternkitteln, die sie auf der Arbeit in der Zahnarztpraxis trug. Diese waren ebenso ausgefallen wie lächerlich, neongrün bis pink und mit allen möglichen Motiven bedruckt, von kleinen Quietscheentchen bis zu glitzernden Zahnfeen, die mit ihren winzigen Zauberstäben wedelten. Nach zwei Schritten wäre ich fast über ihre überdimensionierten Praxis-Clogs gestolpert und kreuz und quer auf ihrem Schreibtisch und um den Papierkorb herum lag halb geöffnete Post.

Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihre schmutzige Wäsche einzusammeln. Und sie liebte ihre Dessous. Nie zog sie ein Set aus BH und Höschen an, dass nicht hübsch und spitzenverziert war und perfekt zueinander passte.

Mein Zimmer im Gegensatz dazu war pikobello aufgeräumt. Meine Steppdecke war aus Gänsedaunen, die eine Seite war ein prächtiges Grün, das sich zu einem beruhigenden Beige wenden ließ und mich an einen Sandstrand erinnerte. Die Laken und Kissen waren einfach und zweckmäßig und ganz in Weiß, sodass ich sie bei Bedarf bleichen konnte. Meine Schuhe waren an der Rückseite meiner Schlafzimmertür ordentlich in Hängetaschen sortiert. Mein Arbeitstisch war leer, alles war in den vorgesehenen Schubladen verstaut. Mein Lieblingskugelschreiber und Zeichenstift ruhten Seite an Seite auf meinem Arbeitstisch. Und letzte Nacht hatte ich meine gesamte Wäsche gewaschen, also war auch mein blöder Wäschekorb leer.

Ihr Zimmer sah aus, als wäre sie schnell in den Supermarkt gerannt und würde in zehn Minuten wieder da sein.

Meines sah aus, als ob es gänzlich unbewohnt war. Was einfach nur deprimierend war.

Mindy genoss das Leben und ich … organisierte es.

Vielleicht war ich ja die Verrückte unter uns beiden. Vielleicht war ihre Entscheidung dem Planeten Erde Lebewohl zu sagen und mit einem Alien verpartnert zu werden die beste Idee, die sie gehabt hatte.

Und ich war mehr als entschlossen gewesen, ihr zu folgen. Außer, dass es unmöglich war. Laut dieser verbohrten Aufseherin Egara war ich mit Trion nicht kompatibel. Nein. Ich hatte drei Männer bekommen, nicht einen, auf einem kleinen Planeten, von dem ich noch nie gehört hatte. Viken. Was zur Hölle war ein Vike? Wie sahen die Typen dort aus? Waren sie lila oder blauhäutig, wuchsen ihnen riesige Hörner aus dem Schädel? Über Trion hatte ich mich schlau gemacht und alles, was ich finden konnte, gegoogelt. Die Männer dort waren dominant, im Schlafzimmer forderten sie die totale Kontrolle—was mich verwunderte, war meine Schwester doch eher wild und impulsiv—und sie sahen aus wie aufgepimpte griechische Götter. Zumindest auf den Fotos in der Werbung sahen sie aus wie Sex am Stiel. Kein Wunder, dass sie in ihrer letzten Nachricht so aufgeregt klang.

Aber Viken? Drei Männer? Was sollte es damit bitte auf sich haben? Schlimmer noch, ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie sie aussahen, weil mir in diesem Traum oder dieser Abfertigung oder was immer für Psychospielchen Aufseherin Egara da mit mir veranstaltet hatte die Augen verbunden waren. Der Traum ergab jetzt Sinn. Irgendwie. Aber welcher Teil meines Unterbewusstseins—schließlich hatte ich es mir nie bewusst ausgemalt—wollte bitte drei Männer? Von flotten Dreiern hatte ich schon gehört. Wer nicht? Aber mit drei Typen? Und ich mittendrin? Das war der Teil der Gleichung, der mein Gehirn qualmen ließ. Ich. Mit drei Männern. Viken. Aliens.

Ach du Scheiße.

Und nun? Ich wollte es nur ungern zugeben, aber ich war feige. Ich wagte es nicht sie auszuchecken. Ich wollte keine griechischen Götter—denn dann würde mein Urteilsvermögen sich vielleicht von meinen Trieben leiten lassen und auf Eroberungsfeldzug gehen. Und wenn sie grauenvoll aussahen, wenn sie Hörner hatten? Nun, dann wäre die erotische Endlosschleife in meinem Kopf total ruiniert und ehrlich gesagt war dieser Traum das Aufregendste, was mir seit Monaten in puncto Sexleben untergekommen war. Und es war nur ein Traum, was es noch deprimierender machte.

Ich war nicht prüde, aber drei Männer auf einmal mussten es nun auch nicht sein. Ich mochte Sex. Gott, ehrlich gesagt liebte ich Sex. Aber nur, wenn er gut war. Und einen Mann zu finden, der aufmerksam war und meine Bedürfnisse erfüllte, war fast unmöglich. Zumindest fühlte es sich so an.

Egal. Viken war nicht gleich Trion. Und Mindy war auf Trion. Also war es nicht wirklich von Bedeutung, dass mein Körper jedes Mal kribbelte, wenn ich an den Traum zurückdachte—was etwa alle fünf Minuten vorkam. Die Tatsache, dass meine Muschi immer noch ganz feucht und fickrig war und dass ich vergangene Nacht selber Hand anlegen musste, um überhaupt einzuschlafen? Irrelevant. Dieser Traum, die drei Liebhaber, der bevorstehende Mega-Orgasmus? Irrelevant.

Ich schlug die Tür zu Mindys Schlafzimmer zu und blickte strafend im Flur in den Spiegel. “Vergiss es, Violet. Du gehst nicht nach Viken, basta.”

Plötzlich vibrierte mein Telefon. Mindy? Eilig zog ich es aus meiner Manteltasche und erblickte eine Textnachricht von einer unbekannten Nummer. Nicht Mindy. Natürlich nicht. Sie war auf Trion.

Miss Nichols, hier ist Aufseherin Egara. Bitte seien Sie nicht beunruhigt, aber Ihre Partner sind zur Erde gekommen, um Sie zu erobern. Den Vereinbarungen zwischen der Erde und der interstellaren Koalition entsprechend haben sie dreißig Tage lang Zeit Sie zu umwerben, bis Sie sie offiziell ablehnen können. Da Sie dem Match zugestimmt haben, sind mir die Hände gebunden. Rechnen Sie mit Besuch. Es sind ehrwürdige Krieger, Violet. Sie werden Ihnen nicht weh tun. Sie haben mein Wort.

Oh. Mein. Gott.

Wie eine Geisteskranke blickte ich an mir herunter. Ich hatte mir nach dem Frühstück die Zähne geputzt, aber das war’s auch schon. Ich trug immer noch das spitzenbesetzte, rosafarbene Trägerhemd und die passenden Pyjamashorts von letzter Nacht. Meine Haare waren ungekämmt und zu einem liederlichen Knoten gebunden, damit mein Nacken frei war. Ich stand barfüßig auf dem Fliesenboden und hatte keine Unterwäsche an. Meine Zehennägel waren neonpink lackiert, aber ich hatte keinerlei Make-up aufgelegt. Keinen Schmuck. Kein Parfüm.

Nichts meiner gewöhnlichen Aufmachung. Nix. Ich ging nie aus dem Haus, ohne mich vorher tadellos zurechtzumachen. Nie.

Ich sah aus, als wäre ich eben aus dem Bett gefallen und als hätte ich mir meinen knielangen, schwarzen Seidenmantel über den Pyjama geworfen, um wie ein Vampir durchs Haus zu schlurfen.

Und so war es auch. Vor einer Stunde ungefähr. Die Rollos waren unten. In meiner Fledermaushöhle war es an diesem Morgen kühl und dunkel. Trübselig mit einer Tasse Kaffee in der Hand und einem Stück Toast in der anderen herumzugeistern erforderte auch nicht viel Einsatz—oder modische Kleidung. Oder Schuhe.

Ich atmete tief durch und las mir die Nachricht noch einmal durch, nur um sicher zu gehen, dass ich nicht verrückt geworden war. War ich nicht. Dieselben Worte. Ich schrieb zurück.

Wann?

Sie antwortete binnen Sekunden.

Jetzt. Sie wollten Sie nicht erschrecken.

Jetzt? So wie jetzt gleich?

Ist das ein Witz?

Ihre Antwort brachte mein Herz kurz ins Stolpern.

Machen Sie die Tür auf, Miss Nichols.

Unmöglich. Nie und nimmer standen gerade drei Aliens auf meiner Türschwelle. Ich musste mich fragen, ob das hier ein Traum war.

Ich ließ mein Handy auf dem Küchentisch liegen und schlich auf Zehenspitzen in Richtung Tür. Wie benommen öffnete ich die Tür und meine Atmung setzte aus.

“Heilige Scheiße.”

Drei riesige Typen standen vor der Tür und sie sahen aus, als ob sie ihre gesamte Kleidung in einem billigen Florida-Souvenirshop eingekauft hatten. Baseballkappen von den Florida Marlins, blumige Hawaiihemden, pastellfarbene Bermudashorts und sogar Flip-Flops. Sie sahen lächerlich aus. Es fehlte nur noch der Fotoapparat um ihre Hälse und der Sonnenbrand. Waren sie etwa so aufgemacht, um nicht aufzufallen? Die Outfits hätten vielleicht einen durchschnittlichen Menschen am Strand normal aussehen lassen, aber diese drei? Es war offensichtlich, also zumindest für mich, dass sie alles andere als menschlich waren. Alle drei waren mindestens zwei Meter groß und gebaut wie Verteidiger einer Footballmannschaft, aber aus reinen Muskeln. Das einzige Mal, an dem ich irgendetwas Vergleichbares gesehen hatte — minus der lächerlichen Aufmachung—, war in einer Fernsehsendung über Wikinger. Große Wikinger. Diese drei waren nicht gerade unauffällig. Hünen aus purer Alien-Muskelmasse.

Heiße, feuchte Luft blies mir von draußen ins Gesicht und in die klimatisierte Kühle meines Wohnzimmers hinein. Mein Seidenmantel flatterte an meinen Beinen. Ich bemerkte, dass ich ihn nicht einmal zugebunden hatte und da stand ich nun, halb nackt, drei Aliens gegenüber. Drei Fremden, die dachten, dass sie ein Recht auf meinen Körper hatten. Auf mein Leben. Meine Zukunft. Mein … alles. Es waren die Männer, die mir zugeteilt worden waren. Auf Viken. Hier, in Florida. In meinem Treppenhaus.

Meine Nervosität wandelte sich Handumdrehen in wild schäumende Wut.

 

“Geht wieder nach Hause, Jungs. Ich bin nicht in Stimmung.” Ich knallte die Tür zu, oder versuchte es jedenfalls, denn der vordere Typ, mit eisblauen Augen und einem Kiefer, der so quadratisch war, dass ein Tischler damit wohl rechte Winkel hätte ausmessen können, hob die Hand und stoppte eiskalt die Tür.

“Violet, du bist atemberaubend. Ich bin Zed, dein Partner und du wirst uns nicht aussperren, nicht, nachdem wir tausende Lichtjahre weit gereist sind, um dich kennenzulernen. Das wäre unehrenhaft, Frau, und völlig inakzeptabel.” Er neigte den Kopf zur Seite und blickte zu mir herunter, bis ganz runter, und zwar mit einem Funkeln in den Augen, das mir zu verstehen gab, dass er es ernst meinte, egal, was ich tun oder sagen würde.

Ich hätte wütend bleiben sollen. Stattdessen aber wurden meine Nippel steif und meine Muschi zog sich beim Klang seiner Stimme, diesem gebieterisch bissigen Tonfall begierig zusammen. Verflixt nochmal.

Sein Blick wanderte über meinen Körper, die Reaktion meiner Nippel war ihm durch den dünnen Stoff meines Oberteils nicht entgangen und ich zog eilig meinen Seidenmantel zusammen. Zu spät, sein wissendes Grinsen war das erste Indiz. “Du gehörst definitiv mir.”

Seine Worte ließen mich zusammenzucken, meine Knie wurden weich und ich musste einfach seinen Mund anstarren. Warum war er nicht lila mit Reißzähnen und Hörnern auf dem Kopf? Nicht, dass mit einem gehörnten Alien irgendetwas nicht in Ordnung wäre, aber das war nicht so mein Typ.

Aber er? Die Drei? Verdammt. Ich steckte in Schwierigkeiten. Alle waren schlichtweg umwerfend. Besser als der Trione auf dem Poster, den ich auf dem Weg zum Bräutezentrum gesehen hatte.

Er hatte nicht ganz unrecht. Sie waren hier. Sie hatten einen weiten, weiten Weg hinter sich. Eigentlich hatte ich weit bessere Manieren. Und nur weil ich sie rein ließ, musste das nicht heißen, dass ich zu irgendetwas mein Einverständnis gab.

Aufseherin Egara hatte mir versichert, dass sie mir nicht wehtun würden. Und nach dem, was ich übers Programm für interstellare Bräute gelesen hatte, behandelten die Alien-Krieger ihre Bräute wie Göttinen …, wenn man dem Hype glauben wollte. Und da sie mich nicht direkt von meinem Wohnzimmer aus von der Erde transportieren konnten, könnte ich sie ruhig zu Wort kommen lassen, ihnen die Sache mit meiner Schwester verklickern und sie dann nach Hause schicken, damit sie sich eine andere Braut besorgten. Oder Partnerin. Was auch immer.

Er hatte recht, ich schuldete ihnen diesen einen Gefallen.

Ich ging einen Schritt zurück und streckte einladend den Arm aus, damit sie hereintraten und Platz nahmen. Einer nach dem anderen stapften sie an mir vorbei und meine Alarmglocken schrillten auf höchster Stufe, als der Traum von der Abfertigung sich mit voller Wucht wieder in mein Bewusstsein drängte.

Aber jetzt konnte ich der Fantasie die passenden Gesichter zuordnen. Jetzt konnte ich den Traum mit prallen Muskeln und bohrenden Blicken würzen. Was mir nicht dabei half die Ruhe zu bewahren. Im Gegenteil, ich war aufgeregter als je zuvor. Sogar noch aufgebrachter, als ich die wahnwitzige Nachricht meiner Schwester abgehört hatte.

Diese Aliens waren meinetwegen gekommen. Sie wollten mich. Sie wollten mich ficken, mich für sich beanspruchen und mich auf ihren Planeten bringen. Mich!

Ich schluckte, fest. Was hatte ich nur getan?

Ich machte die Tür zu und presste kurz mit der Stirn dagegen, ich hoffte, dass das kühle Metall das Zittern stoppte, das von meinem gesamten Körper Besitz ergriffen hatte. Ich schloss die Augen, zählte in Gedanken bis zehn und versuchte mich wieder zusammenzureißen. Mein Verstand war in hellster Aufruhr, er schrie regelrecht ich sollte sie zum Teufel nochmal vor die Tür befördern. Aber mein Körper? Gott, alle Versuche mich zusammenzureißen schienen zum Scheitern verurteilt. Ich konnte sie sogar riechen. Sie rochen nach Mann und Moschus und irgendetwas so verdammt Süchtigmachendem, dass ich fast nicht mehr denken konnte.

Da mein Körper und Verstand nicht exakt einer Meinung waren, würde wohl mein Herz das letzte Wort haben und zum Teufel mit dem geschundenen Organ, sollte es sich nicht wie ein gekränktes Häufchen Elend in mir zusammenrollen und stattdessen von mir verlangen, dass ich auf das verheißungsvolle Angebot dieser Aliens einging. Ein Heim. Familie. Liebe. Sicherheit. Atemberaubenden Sex, von dem ich gar nicht mehr genug bekommen würde. Ich wusste einfach, dass es so war. Aufseherin Egara hatte das gleiche gesagt, nachdem ich es mir anders überlegt hatte.

“Scheiße.”

“Solch ein Wort ziert sich nicht für eine so hübsche Frau wie dich.” Das war wieder der Eismann, Mister blaue Augen. Zed. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, dass er der dickste Brocken war. Der Dominanteste. Derjenige, dessen Wort Gesetz war, und der keine Widerworte duldete. Die anderen aber mussten überhaupt erst noch etwas sagen, überhaupt erst noch irgendetwas anderes tun, als mich anzustarren, als wollten sie mich über die Schulter werfen und zur nächstgelegenen horizontalen Oberfläche schleppen.

“Entschuldige bitte.” Meine Güte. Warum bat ich ihn um Entschuldigung? Es stimmte aber. Ich fluchte sonst nie. Meine Schwester? Hatte ein Vokabular wie ein Seemann, also überließ ich im Allgemeinen ihr das Reden, wenn die Situation es … erforderte. Und warum konnte ich sie verstehen? Ihre Münder machten merkwürdige Laute, sie sprachen eindeutig kein Englisch, dennoch verstand ich sie einwandfrei.

Das Pochen in meinem Kopf wanderte zu dem Knubbel hinter meinem Ohr und ich runzelte die Stirn. Die seltsame Technik, die die riesige Nadel in meinen Schädel verpflanzt hatte, schmerzte immer noch. Aber wenigstens funktionierte sie. Wenn sie nur unverständlichen Nonsens von sich gegeben hätten, dann wäre ich jetzt wohl am Ausflippen.

Wenigstens wusste ich, dass sie jedes Wort verstanden hatten, nämlich vom Moment an, als ich sie vor die Tür gesetzt hatte.

Ich drehte mich um und trotz angestrengter Zurückhaltung machte sich angesichts des Panoramas ein fettes Lächeln auf meinem Gesicht breit. Drei gewaltige Aliens, Schulter an Schulter und die immer noch aussahen wie ein paar Wikinger im Urlaub, saßen höflich aufgereiht auf unserer winzigen Ikea-Couch. Sie sahen aus wie Erwachsene, die sich im Kindergarten auf Plastikstühle zwängten, die für Vierjährige gedacht waren. Mit eng angewinkelten Knien und von sich gestreckten Armen, damit sie überhaupt nebeneinander Platz hatten. “Einer von euch kann sich doch auf den Sessel setzen.”

Der Polstersessel war nicht viel besser und jeder von ihnen würde den Sitz regelrecht verschwinden lassen, aber selbst das müsste wohl bequemer sein, als ihre gegenwärtige Sardinenbüchse.

“Nein.” Alle drei antworteten im Chor, also zuckte ich nur die Achseln und setzte mich selbst in den Sessel, genau gegenüber. Etwas verlegen zog ich meinen Umhang in die Länge und so weit wie möglich über meine Knie, damit meine Schenkel so gut wie möglich bedeckt wurden.

“Warum nicht?”

“Weil dann einer von uns im Kampf um deine Gunst einen taktischen Nachteil haben würde.” Er neigte leicht den Kopf in meine Richtung. “Ich bin Calder. Dein Partner.” Der Mann mit dunkelbraunen Augen sprach jetzt und seine Stimme war tief, jedoch nicht so rau wie die von Zed. Er klang ruhig und verführerisch. Mein Körper reagierte darauf genau wie auf Zeds Befehl, nämlich mit einer Hitzewelle und noch mehr Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen, worauf ich begann mich hin und her zu winden.

Bloß nicht!

Der Abfertigungstraum wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ständig stellte ich mir vor, wie ich zwischen diesen drei Kriegern lag. Was für vorzügliche Exemplare der männlichen Spezies. Alle drei von ihnen.

Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme. “Einen taktischen Nachteil? Seid ihr etwa im Krieg oder so?”

“Ja. Im Krieg um dein Herz.” Das war der dritte Mann und sein Lächeln war mühelos, charmant. “Ich bin Axon. Und ich werde dir unvorstellbares Vergnügen bereiten.” Er war der am wenigsten bedrohlich wirkende der drei, obwohl sie alle gleich groß waren. Seine Augen waren grün, seine schwarzen Augenbrauen bildeten einen faszinierenden Kontrast zu seiner Augenfarbe. Er war, mit einem Wort, umwerfend. Einem griechischen Adonis ebenbürtig. Ich stellte mir vor, wie er von zwischen meinen Beinen zu mir aufblickte, während seine geschickte Zunge mich wieder und wieder zum Höhepunkt brachte.

Gott. Was zum Teufel war nur los mit mir? Ich war wie ein brünstiges Tier, nicht in der Lage, meine niedersten Triebe zu kontrollieren. Ich wollte sie sehen. Sie wirklich sehen.

“Nehmt eure Hüte ab,” befahl ich.

Das taten sie auch, jeder hielt sein Baseballcap im Schoß, während ich in aller Ruhe meine Partner vom Planeten Viken inspizierte. Der erste Mann, Zed, hatte hellblondes, kurz geschorenes Haar, wie bei der Armee. Seine Lippen waren schwülstig, hellrosa und seine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben, als ob er genau wusste, was ich dachte, als ob er wusste, warum ich mich hin und her wand. Vielleicht tat er das ja. Seine Augen waren hellblau, wie Laser und so eindringlich, kaum hatte ich ihn angeschaut, musste ich meinen Blick schon wieder von ihm abwenden.

Der zweite, Axon, war der griechische Adonis. Sein schwarzes Haar war gerade lang genug, um sich auf dem Kragen seiner Jacke nach oben zu wellen und über seine geschwungenen Brauen zu streifen. Olivenhaut. Grüne Augen, satt wie Pinienbäume. Er lächelte freundlich, nicht bedrohlich. Ich konnte ihn mir gut dabei vorstellen, wie er sorglos am Strand lag und einen Margarita schlürfte. Oder in einem Armani-Anzug in Los Angeles, in Begleitung eines Supermodels oder mit einer Schauspielerin.

Und der dritte? Calder. Sein Haar war ein sattes Rotbraun und ich wollte mit den Händen hindurchfahren und herausfinden, ob es genauso weich und warm war, wie es aussah. Sein Haar war lang, es reichte ihm bis über die Schultern und er hatte es mit einer Art Bändchen im Nacken zusammengebunden. Seine Lippen waren schmaler, aber sein Blick unterschied sich deutlich von dem der anderen. Er schaute mich an, als ob ich bereits ihm gehörte. Als ob er mich schon tausendmal geküsst hätte. Als ob er mein Partner wäre.

Oh Mann. Ich steckte gewaltig in der Scheiße. Alle waren groß, dominant—geradezu eklatant—und alle wollten sie mich. Mich! Ich rutschte einmal mehr auf meinem Sessel herum.

Ich räusperte mich, beugte mich vor und stützte die Ellbogen auf den Oberschenkeln ab. Ich musste mich konzentrieren. Mindy. Trion. Ich hatte einen Plan. Ich würde es irgendwie bis nach Trion schaffen und dort einen Mann finden. Wie schwierig konnte das wohl sein?

Diese drei waren umwerfend. Attraktiv. Perfekt. Sie dürften keinerlei Probleme haben eine andere Partnerin zu finden, die gewillt war … ähm … klar. Ich konnte diesen Gedanken jetzt gerade nicht zu Ende denken, weil, wollte ich wirklich, dass all diese atemberaubenden männlichen Energien sich auf eine andere Frau fokussierten?

Ich musste wieder schlucken und leckte meine plötzlich ganz ausgetrockneten Lippen. “Versteht doch, ich schätze es sehr, dass ihr meinetwegen hierhergekommen seid. Wirklich. Ich fühle mich geschmeichelt. Aber Aufseherin Egara hätte euch die Wahrheit sagen müssen. Ich kann nicht nach Viken. Tut mir leid. Ich muss nach Trion.”

“Warum?” fragte Zed und sein eisiger Blick duldete nichts als die Wahrheit.

Zumindest zeigten sie sich verständnisvoll. “Weil meine Schwester dort ist. Wir waren noch nie in unserem Leben getrennt. Keinen einzigen Tag, bis jetzt, bis sie sich vor acht Wochen freiwillig als Braut gemeldet hat und dorthin verpartnert wurde. Wo sie hingeht, folge ich ihr. Ich muss sie finden und sicher gehen, dass es ihr gut geht. Ich muss zu ihr, nach Trion, nicht nach Viken. Tut mir leid.”

Das war‘s. Ich hatte ihnen reinen Wein eingeschenkt. Jetzt konnten sie wieder gehen. Was eigenartig enttäuschend klang, aber ich würde schon damit klarkommen.

Ich stand auf, lief zur Tür und legte meine Hand an den Türknauf, bereit, sie wieder nach Hause zu schicken. Die lächerlichen Klamotten könnten sie als Andenken für ihren Besuch mit nach Viken nehmen.

Calder erhob sich, packte sein Hemd an der Leiste und riss es auf, die Knöpfe flogen in alle Richtungen, klimperten gegen die Wand und auf den Fliesenboden, dann zog er sich das Stoffstück von den Schultern und ließ es schließlich in seiner Hand herunterbaumeln.

Mir blieb die Luft weg. Heilige Scheiße. Muskeln Narben. Mann. Ohne das lachhafte Hemd sah er großartig aus. Anders als jeder Tourist, der mir bisher untergekommen war.

 

“Ich bin Calder, dein Partner. Wenn du mich wählst und vollständig beansprucht worden bist, werde ich dich nach Trion bringen, um deine Schwester zu finden. Ich gebe dir mein Wort.” Ohne zu zögern gelobte er mir diese Worte und ich wusste, dass er es auch so meinte.

Ich ließ den Saum meines Mantels los und machte einen Schritt auf ihn zu. Er konnte mich nach Trion bringen? Ich kannte ihn nicht, wusste nicht, wie er drauf war, aber Aufseherin Egara hatte gesagt, das Match war zu siebenundneunzig Prozent perfekt. Das war verdammt viel und wenn er mich zu meiner Schwester bringen konnte, dann schien es das Risiko wert zu sein. “Ich—”

Ich konnte meinen Satz nicht mehr beenden, denn Zed und Axon standen ebenfalls auf und rissen sich ebenfalls ihre lächerlichen Hawaiihemden vom Leib, sodass noch mehr Knöpfe kreuz und quer durchs Wohnzimmer flogen. Wenn sie das unten am Pool abgezogen hätten, dann wäre wohl jemand vor lauter Staunen ins Wasser gefallen. Das hier war ihre wahre Seite. Keine Verkleidungen, kein Verstecken.

Ihre Hemden fielen zu Boden fielen und mein Verstand setzte aus. Drei ultrascharfe Männer standen halb nackt vor mir, und zwar mit einem Blick in den Augen, der nichts mehr mit Worten zu tun hatte sondern nur noch mit Sex. Atemberaubendem, mit endlosen Orgasmen gesegnetem Sex. Mit drei Männern. Ihre Shorts endeten kurz überm Knie und waren pastellfarben, aber ich konnte ihre Farbe nicht ausmachen, denn alles, was ich sah, waren die dicken Beulen ihrer Schwänze unter dem Baumwollstoff. Sie waren lang und dick, wie Rohre. Oh. Mein. Gott. Die Aliens waren mit Riesenschwänzen bestückt. Wie konnten sie mit solchen Dingern überhaupt rumlaufen? Die größere—ja, das Wortspiel war Absicht—Frage war … würden sie in meine Muschi passen?

Ich musste mich zurechtrücken und diesmal waren meine Schenkel klitschnass, meine Pyjamashorts waren hinüber, weil meine Muschi beschlossen hatte jedem von ihnen eine Chance zu geben.

Ich wollte es. Sie. Ihre Schwänze. Alle drei Alien-Exemplare großer, dicker Männlichkeit. Meine Muschi kreischte und verlangte, dass ich mich auszog und auf den Boden legte und alles mit mir machen ließ. Mein Körper wollte den Traum voller lustvoller Verheißungen, mit denen ich auf dem Teststuhl geneckt worden war. Es mit drei Männern zu treiben war mir davor nicht einmal in den Sinn gekommen. Aber jetzt? Jetzt war es das Einzige, woran ich denken konnte, besonders als sie vor mir standen und mir ein stillschweigendes Angebot machten.

Als Zed und Axon denselben Schwur gelobten, war ich wie erstarrt. Ich war fassungslos. Verwirrt. Was zum Teufel war hier los? Und warum sollte ich einen von ihnen auswählen? Sollten sie nicht eigentlich alle zu mir gehören? Drei Partner. Das waren die Worte der Aufseherin. Drei. Nicht einer von dreien. Weil, im Ernst, wer könnte sich denn entscheiden? Das wäre schlichtweg grausam und für jede Frau eine absurde Strafe. Drei riesige, halb nackte Krieger boten sich mir an und jeder von ihnen war sexyer als jeder Typ, den ich je gesehen hatte. Und ich sollte mir einen aussuchen?

Wie unfair.

“Was soll das heißen, wenn ich dich wähle?” fragte ich. “Aufseherin Egara hat gesagt, dass ihr alle mir gehört.”

Sie starrten mich an und ich versuchte, mir einen Reim auf die Szene zu machen.

Zeds blaue Augen glühten vor Lust. Purer, animalischer Lust.

Axon wirkte neugierig, als ob ich ihn überrascht hätte, seine schwarzen Augenbrauen flogen nach oben.

Und Calder? Er kniff seine braunen Augen zusammen, als ob er wütend war und seine helle Haut wurde leicht rötlich. Arme verfluchte Rotschöpfe, wurden sie doch bei jeder Kleinigkeit gleich rot im Gesicht.

Sie schwiegen.

Ich stützte die Hände auf die Hüften. “Jetzt erklärt mir das bitte. Mir wurde gesagt, dass ich drei Partner vom Planeten Viken habe. Wenn ich einwillige, und da mir drei Partner zugewiesen wurden, sollte mich nicht entscheiden müssen. Ich kenne euch überhaupt nicht. Wie soll ich mir da einen von euch aussuchen? Ich meine, die Übereinstimmung lag bei siebenundneunzig Prozent, richtig? Ich nehme an, dass der Prozentsatz mit jedem von euch dreien gleich sein muss.”

Ich brauchte keine drei Männer. Aber wie sollte ich mich für einen entscheiden? Mich nach nicht einmal fünf Minuten vor die Wahl zu stellen erschien mir nicht gerade fair. Vielleicht brauchte ich sie nicht alle—drei schien mir doch etwas exzessiv—, aber mein Körper wollte sie. Sie alle. Genau wie im Traum. Und jetzt in der Realität.

Calder räusperte sich. “Der Brauch drei Partner zu nehmen ist neu für Viken. Keiner von uns hat den Test durchlaufen und dabei die Absicht gehabt, diesem neuen Brauch zu folgen. Wir wollen lieber—” Jetzt wurde er knallrot.

Axon beendete seine Ausführung. “Sie wollen nicht teilen.”

Ich blickte zu ihm. “Du aber schon?”

Er zuckte die Achseln und in seinen Augen blitzte erneut der Playboy hervor. “Du bist wunderschön, Violet.” Er durchbrach die lähmende Atmosphäre, die uns regelrecht paralysierte und bewegte sich langsam auf mich zu, als ob er fürchtete, ich könnte zurückschrecken. Er näherte sich mir und ich legte den Kopf in den Nacken, damit ich ihm in die Augen blicken konnte. Er hob die Hand an meinen Hinterkopf und lockerte den Knoten in meinem Haar, dann kämmte er mit den Fingern meine langen Strähnen nach vorne und über meine Schultern. “Haar wie schwarze Seide.” Seine Fingerspitzen strichen über meinen Unterkiefer. “Blütenzarte Haut.” Er beugte sich vor und seine Nase nahm einen tiefen, langsamen Zug. “Du riechst süß und lieblich und”—seine Lippen berührten mein Ohr, die Glut seiner Worte ließ mich erschaudern—“und sehr, sehr feucht, Liebes. Bereit für meinen Schwanz.”

Beim letzten Wort sprangen die anderen beiden sofort auf, aber Axon streckte mahnend die Hand aus, um ihnen Einhalt zu gebieten. “Im Moment gehört sie mir. Wir hatten eine Abmachung.”

Zed und Calder hielten inne, aber Zeds lodernde Augen setzten mich regelrecht in Flammen, als sie gebannt jede von Axons Regungen verfolgten. Er sah zu und aus irgendeinem Grund machte mich das heiß. Ich wollte ihn verführen, ihn anstacheln. Ihn an seine Grenze bringen. Er sollte es sich anders überlegen und mich teilen … denn ich hatte es mir, was eine Nummer mit drei Aliens anging, bereits anders überlegt.

Calder ballte immer wieder die Hände zu Fäusten, als ob er dem Krieger, der mich anfasste, eine verpassen wollte.

Seine Eifersucht ließ meine Nippel hart werden. Ich fühlte mich … begehrt. Schön. Und keiner von ihnen war wie ein Typ von der Erde, der mich zum Essen einlud und ins Kino ausführte, nur um in mein Höschen zu kommen. Natürlich wollten sie in mein Höschen, daran gab es keinen Zweifel. Aber sie wollten mich. Verzweifelt. Sie waren den ganzen Weg von Viken zu mir gereist. So verzweifelt wollten sie mich.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber Axon hatte recht. Mein Körper war bereit für ihn. Für sie. Nach zwei Monaten der ununterbrochenen Sorge um meine Schwester hatte ich kein bisschen Selbstbeherrschung übrig. Warum sollte ich mich beherrschen wollen? Diese drei waren mein Match. Aufseherin Egara hatte es mir in ihrer Nachricht bestätigt. Sie waren keine Widerlinge von der Erde. Sie hatten andere Bräuche, andere Lebensweisen, andere Sitten, die vorsahen, dass ich mich in ihrer Mitte wiederfand … hoffentlich.

Ich war es allen Frauen auf der Erde schuldig, das Angebot dieser Männer und alles, was sie mir zu geben hatten anzunehmen. Ich schuldete es meiner selbst.

Also drehte ich mich um, stellte mich auf Zehenspitzen und schlang die Arme um seinen Hals. Ich vergrub meine Finger in seinem Haar und zog ihn für einen Kuss nach unten.

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