Buch lesen: «Ascension Saga: 6»
Ascension-Saga: 6
Interstellare Bräute Programm: Ascension-Saga
Grace Goodwin
Ascension-Saga: 6
Copyright © 2020 durch Grace Goodwin
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von KSA Publishing Consultants Inc.
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Coverdesign: Copyright 2020 durch Grace Goodwin, Autor
Bildnachweis: Deposit Photos: AY_PHOTO, Angela_Harburn
Anmerkung des Verlags:
Dieses Buch ist für volljährige Leser geschrieben. Das Buch kann eindeutige sexuelle Inhalte enthalten. In diesem Buch vorkommende sexuelle Aktivitäten sind reine Fantasien, geschrieben für erwachsene Leser, und die Aktivitäten oder Risiken, an denen die fiktiven Figuren im Rahmen der Geschichte teilnehmen, werden vom Autor und vom Verlag weder unterstützt noch ermutigt.
Inhalt
Willkommensgeschenk!
Interstellare Bräute® Programm
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Willkommensgeschenk!
Interstellare Bräute® Programm
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Über Die Autorin
Willkommensgeschenk!
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Interstellare Bräute® Programm
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Prolog
Königin Celene, Gefangenenzelle irgendwo auf Alera
Mein neues Verlies befand sich irgendwo in Mytikas. Der quadratische Raum hatte zwar keine Fenster, aber auch nach all diesen Jahren erkannte ich den Geruch meiner Heimat wieder.
Die aleranischen Blumen, die die Zitadelle umgaben, wuchsen in verschiedensten Farben in der ganzen Stadt. Die Blütenblätter in der Nähe des ehrwürdigen Gebäudes waren beinahe transparent und grazil. Weiter weg aber wandelte sich ihr Aussehen, die Blumen passten sich in ihrer Wuchsart der Umgebung an und unsere Wissenschaftler hatten nie wirklich verstanden, wie das möglich war.
Ich allerdings wusste, dass die Zitadelle selbst diese Vielfalt hervorbrachte, denn die Blüten waren Teil jener Intelligenz, die sie erschaffen hatte. So seltsam es auch klingen mochte, die Blüten waren das Nervengeflecht der Zitadelle.
Und ihr Duft war unverwechselbar. Er war lieblich. Trost spendend.
Zuhause. Es roch wie Zuhause.
Einmal mehr erwartete mich ein frisches Paar Kleider und ohne Widerworte streifte ich die Uniform über, die verdächtig nach Priesterorden aussah. Die einfachen, schwarzen Hosen waren bequem, die Tunika zierte ein geometrisches Muster aus Silber, Weiß und Schwarz. Das Innenfutter war weich und warm. Der Göttin sei Dank war die Aufmachung warm. Die ärmliche Kutte, die ich eine Zeitlang auf dem Raumschiff tragen musste, war nämlich dünn und viel zu kalt gewesen.
Mich ein bisschen leiden zu lassen schien allerdings Teil ihres Plans zu sein. Bis jetzt. Denn mit der Uniform gab es ein dickes Paar Socken und bequeme Stiefel.
Ich hätte mich ebenso gut mit meinem Ehemann auf der Erde für einen Ausflug in die Berge bereitmachen können.
Adam Jones. Er fehlte mir. Er war so weit weg. Unerreichbar. Die innere Leere, die ich jetzt verspürte war sogar noch heftiger, als damals nach dem Mord meines Partners auf Alera, dem König.
Es war junge Liebe gewesen. Leidenschaftlich, aber von kurzer Dauer. Wir waren erst wenige Monate zusammen gewesen, als der Angriff kam. Nachdem er getötet wurde, war ich von Alera auf die Erde geflohen.
Ich hatte um meinen Partner getrauert, um das, was hätte sein können, was hätte sein sollen. Die Zeit hatte den Schmerz gelindert und die Göttin hatte mir Adam auf den Weg gesendet. Eine unvorhergesehene Wendung des Schicksals. Jahre der Strapazen und der gemeinsamen Triumphe hatten unsere Liebe reifen lassen. Wir hatten drei Töchter großgezogen. Das Leben hatte uns zusammengeschweißt. Er war ein Teil von mir und je länger ich von meinen Entführern gefangen gehalten wurde, desto öfter musste ich an ihn denken.
Falls nötig würde ich Alera verlassen und den Thron an Trinity und ihre Schwestern abtreten, nur um wieder seine Umarmung zu spüren. Wenn er nicht zu mir kommen konnte, dann würde ich zur Erde zurückkehren. In mein altes Leben dort.
Er war mein wahrer Partner. Nicht Aleras Bräuchen nach, aber auf jede Weise, die zählte. Mit Herz, Leib und Seele.
Die Tür schob sich auf und ich wischte hastig eine Träne von meiner Wange. Gefühlsregungen waren tabu, denn ich wollte diesen Verrätern keine Schwäche zeigen.
“Es gibt Neuigkeiten von deinen Töchtern, Celene. Willst du sie hören?” Ein fremder Priester trat in den Raum; hinter ihm stand Narbengesicht und verschränkte ärgerlich die Arme vor der Brust.
Verdammt, er wollte mich ködern, aber ich konnte nicht widerstehen. Ich wollte verzweifelt wissen, wie es meinen Mädels erging. “Ja.”
Er kam herein und setzte sich auf mein schmales Bett, so nahe, dass unsere Oberschenkel sich berührten. Ich wich zurück und er schmunzelte, als ob meine Abscheu ihn belustigte. Bisher hatten sie mich noch nicht sexuell genötigt, um mich zum Reden zu bringen. Da ich voll bekleidet und sogar mit Stiefeln versehen war, musste ich annehmen, dass diese Art der Folter auch jetzt nicht auf dem Programm stand.
Ich fragte mich, warum sie nicht versucht hatten, mich zu vergewaltigen. Mich zu schwängern. Es wäre der einfachste Weg, um sicherzustellen, dass ihre DNA ein royales Upgrade erhielt. Vielleicht hatte der ReGen-Stift ihnen verraten, dass ich nicht länger fruchtbar war. Ausnahmsweise war die frühe Menopause ein Segen.
“Deine Tochter Faith wurde von der Optimus-Einheit verhaftet, um verhört zu werden.”
Er kannte ihren Namen. Ihre Existenz weiter zu leugnen war also sinnlos. Es gab aber auch keinen Grund darauf zu antworten. Was auch immer er damit sagen wollte, zielte darauf ab, mich zu verängstigen. Ich begrüßte die Angst.
“Sie wurde festgenommen, nachdem sie in Lady Jaxs Privatgemächern herumgeschnüffelt hat. Die Jaxs haben allerdings die Anklage fallengelassen und Thordis Jax hat sie persönlich aus der Haft geholt.”
Ich wartete erneut. Er war noch nicht fertig und ich konnte die Anspannung in seinem Körper spüren. Eine elektrische Ladung lag in der Luft.
“Dann ist deine Tochter in ihr Anwesen zurückgekehrt und jetzt sind Lord und Lady Jax tot. Vergiftet.”
Lord und Lady Jax waren tot?
“Das ist sehr beunruhigend,” platzte es aus mir heraus, als ich an die Folgen dachte.
“Ja. Ich fürchte, deiner Tochter wird es in unserer Obhut nicht gefallen.”
Ich blickte zu ihm auf. “Wovon redest du da?”
“Sie ist ein Verräter, sie hat Thordis Jax verführt, damit er sie in sein Haus holt, wo sie dann seine Eltern vergiftet hat. Ihr Plan war es, diese angesehene Familie zu zerstören und er hat funktioniert. Sie wird sich für ihre Verbrechen verantworten, Celene.”
Faith sollte jemanden vergiftet haben? Vielleicht mit ihren schrecklichen Kochkünsten. Die Leute würden hungern, weil es ständig anbrannte, aber sie töten? Das war unmöglich. Und das sagte ich ihm.
“Sie hat niemanden vergiftet.”
Vom Flur her ertönte eine weitere Stimme und Narbengesicht trat zur Seite. Sie ging mir jetzt sogar noch mehr auf die Nerven als früher. Mein Cousin, Lord Wyse, seiner Aufmachung nach Chef der Optimus-Einheit, stand genauso ausdruckslos vor mir, wie ich ihn in Erinnerung hatte. “Faith Jones Herakles ist eine Verräterin und Mörderin, Celene. Ich werde dafür sorgen, dass wir ihr deinen Gruß ausrichten.”
“Nein!” Sie sollte sich nicht auch noch meinetwegen Sorgen machen, wenn sie selbst von der Optimus-Einheit festgehalten wurde. Sie hatte schon genug Probleme.
Der Priester erhob sich und verschwand zur Tür hinaus, sodass ich mit meinem Cousin allein war.
“Ich hätte weniger milde mit dir umgehen sollen, Celene. Du bist wie ein Nagel in meinem Schuh, ein konstanter Störfaktor.”
“Du bist immer noch der Alte, Coburt. Schleichst immer noch im Verborgenen herum, wie eine Schlange.” Wir waren zusammen aufgewachsen. Er war zwar zehn Jahre älter als ich, aber die königlichen Kreise waren klein.
“Wo ist Destiny?” wollte er wissen.
Ich erstarrte. Scheiße. Woher kannte er ihren Namen? Ich schüttelte den Kopf und starrte an sie Wand. Ich gab ihm nichts. Solange er nicht wusste, wo sie war, war sie in Sicherheit.
“Meine Männer waren auf der Erde, Celene. Sie haben sich umgehört. Ich weiß, dass du drei Töchter hast. Ich weiß, dass Faith und Destiny Zwillinge sind. Sie sind halb menschlich. Ich weiß, dass dein armseliger menschlicher Ehemann sich vor seiner eigenen Regierung versteckt und auf Neuigkeiten von dir wartet.”
“Rühr ihn nicht an, Coburt, oder ich werde dich persönlich in die tiefste Hölle schicken,” zischte ich und ballte die Hände in meinem Schoß zusammen. Adam hatte über fünfundzwanzig Jahre mit mir verbracht und kannte die Aleranische Mentalität, zumindest ansatzweise. Aber er war immer noch ein Erdling.
Sein Lachen war alles andere als beruhigend. “Seit einer Stunde bist du nicht länger mein Problem.”
Dann schloss sich auch schon die Tür hinter ihm.
Was zum Teufel sollte das bedeuten?
Ich ließ mich auf die schmale Pritsche fallen und zog mir die Decke über.
Dieser Scheißkerl.
Zur Hölle mit ihm.
Meine Töchter würden ihm hoffentlich langsam den Garaus machen.
Und sie würden es schaffen. Coburt Wyse würde sterben.
Ich konnte an nichts anderes mehr denken.
1
Thordis Jax, Berghütte der Familie Jax
Er blutete. Allerdings nicht, weil ich ihn gefoltert oder misshandelt hatte, sondern weil er sich unentwegt aus den Metallhandschellen, die ihn an den Stuhl ketteten, befreien wollte. Er war seit einem Tag hier und er hatte mir nichts gesagt.
Das würde sich gleich ändern.
“Wo ist die Königin?” sprach ich.
“Ich weiß nicht, wovon du redest,” rotzte er hervor. “Lass mich gehen. Dafür wirst du im Kerker der Optimus-Einheit verrotten. Lass mich gehen. Das ist ein Befehl.” Aber klar doch.
“Und doch bist du derjenige, der hier gefesselt ist. Das hier ist kein Kerker.” Mein Blick streifte durch das Personalzimmer im Obergeschoss der Berghütte. Wir verbrachten hier sonst nur wenige Wochen im Jahr und die restliche Zeit verblieben nur zwei Bedienstete auf dem Anwesen. Sie wohnten abseits auf dem Grundstück in einem Häuschen. Dieses Zimmer stand leer. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl. Und an dem Stuhl war der Mistkerl jetzt festgebunden. An der Wand hinter mir war eine Kamera mitsamt Bildschirm angebracht und alles, was im Zimmer vor sich ging, wurde aufgezeichnet. Er blickte oft nach oben, sah sich selbst auf dem Bildschirm.
“Eines verspreche ich dir, wenn du nicht bald redest, dann werde ich keine Gnade kennen.”
Er war vornehm. Reich. Der verwöhnte Sohn einer wohlhabenden Familie. Und ein entfernter Cousin meiner Partnerin. Einen Moment lang dachte ich an den königlichen Stammbaum. Königin Celenes Mutter hatte eine Tante namens Zetta. Diese hatte einen Sohn, Coburt, besser bekannt als Lord Wyse. Lord Wyse und seine Partnerin hatten eine Tochter, Radella. Nachdem Königin Celene vor Jahrzehnten verschwunden war, hatte Radella mit ihrem Partner Danoth den Palast bewohnt. Ein paar Jahre später hatten sie einen Sohn. Pawl. Der kleine Scheißer, der jetzt vor mir saß.
Der faule Apfel schien nicht weit vom Stamm zu fallen, denn inzwischen hasste ich Lord Wyse, den Inspektor der Optimus-Einheit. Ich hatte den Verdacht, dass er meine Partnerin nicht nur verhaften und verhören wollte, sondern dass er sie kaltblütig ermorden wollte. Meine Mutter hatte ihn mit ihrem letzten Atemzug verraten.
Er war mein Feind. Ein Feind Aleras, und dennoch war er einer der mächtigsten Männer des Planeten.
Er würde Faith—und ihre Schwestern—umbringen, sollte er die Gelegenheit haben. Er hatte mehrere Chancen und zum Glück hatte er keinen Erfolg gehabt.
Im Augenblick, als meine Mutter ihre Sünden gebeichtet hatte und dann in meinen Armen gestorben war, hatte sich mein Leben von Grund auf verändert. Ich wollte nur noch dafür sorgen, dass Faith in Sicherheit war. Meine Mutter hatte versucht meine Partnerin zu vergiften, jene Frau, die ich über alles liebte und als mein Vater anstelle von Faith tot auf dem Boden lag, hatte sie ihr Verbrechen gestanden.
Innerhalb von wenigen Momenten hatte ich alles verloren. Meine Familie. Meine Ehre. Die Familie Jax würde ihren Reichtum, ihren Status verlieren. Selbst wenn ich nicht den Rest meines Lebens in einer Gefängniszelle verrotten sollte, wäre ich eine Schande für den gesamten Planeten. Als einzig überlebender Jax würde ich die Last der Sünden meiner Mutter auf den Schultern tragen. Ganz Alera würde mich meiner Abstammung wegen verurteilen, wenn nicht sogar meiner Taten wegen.
Und Faith. Verdammt, mein Herz verzehrte sich nach meiner Partnerin. Mein Schwanz wollte in ihrer Wärme versinken, sie mit meinem Samen füllen und sie kommen lassen. Sie verdiente Besseres als nur einen geschickten Liebhaber; einen Mann, dessen Seele nicht mit einem solch schrecklichem Erbe befleckt war. Kinder, die unbekümmert aufwachsen konnten. Sie war eine verdammte Prinzessin. Sie war zwar nicht die direkte Thronfolgerin—Trinity würde nach ihrer Mutter Königin werden—, aber sie war durch und durch royal.
Ich war ihrer nicht würdig. Aber ich konnte sie beschützen. Und das würde ich—koste es, was es wolle. Wenn das bedeutete, dass ich den verlogenen Mistkerl vor mir—ihren beschissenen Cousin—foltern oder töten müsste, dann würde ich meine Scheu begraben und tun, was immer notwendig war. Ich war kein Killer, sondern ein Adeliger und Geschäftsmann, der sich an Gesetze hielt.
Für Faith aber würde ich eine Ausnahme machen. Mir war scheißegal, wenn die Garde der Königin von Pawls Mord Wind bekommen sollte. Mein Leben war ohne sie vorbei. Solange sie sicher war, war es die Sache wert.
“Wo ist Königin Celene?” Ich saß dem jungen Idioten gegenüber und musterte ihn, als er mich mit den Augen eines Lügners und Betrügers anblickte. Ich lehnte mich zufrieden in meinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er kniff die Augen zusammen. Soweit er sehen konnte, war alles bestens, innerlich aber brodelte ich vor Verlangen, ihm den Kopf von den Schultern reißen und meinen Schmerz an meinen Feinden auszulassen.
Als meine Mutter sich als einer dieser Feinde herausstellte, hatte das allerdings nicht so gut geklappt.
Scheiße. Pawl mochte zwar der Enkel eines Verräters sein, ich aber war der Sohn einer Verräterin.
“Ich hab’s dir gesagt, ich weiß es nicht,” wiederholte er. “Keine Ahnung, wovon du redest.”
Lügen. Lügen. Lügen. Ich seufzte und zog eine Kommunikationssphäre aus meiner Tasche. Ich hielt sie hoch und aktivierte die holografischen Aufnahmen, die ich für diesen Zweck gespeichert hatte und ging dabei sicher, dass die Kamera an der Wand die Sphäre im Blickfeld hatte.
Ich hatte Nix kontaktiert, damit er sich um Faith kümmerte. Sobald der Killer auf unserem Anwesen eingetroffen war, hatte meine Mission begonnen. Ich wollte die Wahrheit, wollte an ihren Boss heran. Meine Mutter war zwar schuldig, aber sie war nur eine Marionette gewesen. Genau wie Zel. Ich wusste, wo ich suchen musste. Ich hatte einigen einfachen Mitgliedern der Optimus-Einheit, die sich herzlich wenig um Lord Wyses Führungsmethoden scherten, ein paar lukrative Schmiergelder gezahlt und schließlich hatte ich bekommen, was ich brauchte—Lord Wyses Befehle an Pawl, jene Anweisungen, die er nur wenige Wochen zuvor erhalten hatte. Pawl sollte den Planeten verlassen. Mit welchem Ziel?
Erde.
Ein Zufall? Nein.
Ich spielte die Aufzeichnung ab und beobachtete, wie Pawl die Augen aufriss und verstand, was genau ich herausgefunden hatte. Der Mitschnitt bewies nicht nur seine Schuld, nein, sein Vater Danoth war auch bei ihm gewesen, als er von Lord Wyse den Auftrag erhalten hatte. Das Böse schien bei ihm in der Familie zu liegen.
In den Gesprächen war die Königin allerdings nicht namentlich erwähnt worden, es gab keine direkten Anweisungen, nichts Konkretes. Keine eindeutigen Beweise, die ich Prinzessin Trinity oder der Optimus-Einheit vorlegen könnte, um ihren Anführer zu stürzen.
Aber ich wusste es. Ich wusste es, und um sie zu schützen, würde ich Gesetze brechen. Faith. Für sie würde ich tausend Männer wie diesen hier töten.
“Pawl, ich denke, du verstehst mich nicht richtig.” Ich lehnte mich vor und ließ das Gerät mit dem Hologramm zurück in die Tasche meines Sakkos gleiten. Ich sah aus, als wäre ich direkt aus dem Palast gekommen. Gut angezogen. Mächtig. Mit vielen Kontakten. Das alles war Teil meines Plans, auch wenn ich kein Auge zugemacht hatte, seitdem ich die Jax-Villa und Faith verlassen hatte.
Ich erwartete nicht, dass sie mir verzeihen würde. Ich hatte Faith mit den Leichen meiner Eltern zurückgelassen—Scheiße, war das wirklich passiert? Die Nachricht von dem, was sich gestern Abend in meinem Elternhaus abgespielt hatte, würde sich jeden Moment wie ein Lauffeuer verbreiten. Es würde Bekanntmachungen geben, die Schandtaten meiner Familie würden an die Öffentlichkeit kommen und mein Familienname würde nach hunderten—nein, tausenden—Jahren loyaler Dienste im Namen der Königin und ihrer royalen Blutlinie wertlos sein.
Das alles, weil meine Mutter nicht genug bekommen konnte.
Mehr. Mehr Geld. Macht. Prestige. Status.
Jetzt war sie tot und alles war verloren. Nicht nur würde ich, ihr heißgeliebter Sohn, keinen mächtigen Anführer hergeben, nein, sobald der Verrat meiner Mutter ans Licht kam, würde ich als mittelloser Waise und Geächteter dastehen. Ich konnte mir nur ausmalen, was sich abgespielt hatte, nachdem Nix und die anderen Garden unser Esszimmer erreicht hatten, mit meiner Mutter und meinem Vater tot auf dem Boden und meiner Partnerin, die tränenüberströmt und vollkommen vernichtet neben ihnen kniete.
Ich hatte die Jax-Villa mit der Gewissheit verlassen, dass Faith in Sicherheit war, dass Trinity und ihre Männer, die Krieger Nix und Leo sowie Leos Vater sie beschützten. Ich wusste auch, dass meine Mission Faith in Gefahr bringen würde. Und ich wollte nicht, dass sie mich so zu Gesicht bekam—verzweifelt, wütend und blutrünstig. Ich hatte meine Familie verloren, meine Eltern, meine Existenz. Ich würde nicht mitansehen, wie Faith ebenfalls alles verlor. Ich konnte sie aufgeben, sie vor jenem Monster bewahren, zu dem diese Verräter mich gemacht hatten, aber ich würde auf keinen Fall ihr Leben riskieren oder sie jener Art von Übel aussetzen, das durch die Adern des Feiglings vor mir strömte.
Ich wartete auf die Nachricht vom Untergang meiner Familie; es war nur eine Frage der Zeit. Die Wahrheit würde bekannt werden und dann war es für mich vorbei.
Vorher wollte ich dafür sorgen, dass Faith—und ihre Familie—außer Gefahr waren, selbst wenn ich Pawl dafür in Stücke schneiden musste.
“Faith Herakles ist meine Partnerin. Damit das klar ist; ich werde dich tagelang in deiner Pisse und deiner Scheiße sitzen lassen. Ich werde dir Stück für Stück das Fleisch vom Körper schälen und lächeln, während du schreist. Ich werde dich an diesen Stuhl gefesselt verrotten lassen, während die Maden deine Augen ausfressen. Und mit deinen verräterischen Eltern werde ich dasselbe tun.”
“Warte. Warte!” rief er, dann zerrte er an seinen Fesseln herum. “Meine Mutter hat nichts damit zu tun. Sie ist unschuldig. Wehrlos. Sie hat gerne im Palast gewohnt und Partys geschmissen, mehr nicht. Bitte, ich flehe dich an, du musst mir glauben. Meine Mutter weiß absolut nichts davon.”
“Ah, du wurdest also von deinem Vater und Großvater zum Verräter erzogen. Du folgst ihren verdorbenen Fußstapfen.”
Er schwieg und kniff die Lippen zusammen. Die holografische Aufnahme, die ich eben vor seinen und den Augen der Kamera abgespielt hatte, konnte er schlecht leugnen.
“Faith gehört mir. Wo ist ihre Mutter? Wohin habt ihr die Königin geschafft, nachdem ihr sie wie ein Stück Vieh aus dem Bett gezerrt habt?”
“Thor, du bist verrückt. Was soll das?” fragte er, statt meine Frage zu beantworten. “Wir sind seit Jahren befreundet. Wir sind miteinander aufgewachsen.” Schweiß rann ihm von der Schläfe über die Wange und bis in die Falten seines Halses. Ich sah der Flüssigkeit bei ihrer Talfahrt zu und war wie benommen. Betäubt. Meine Eltern waren tot. Mein Leben lag in Trümmern. Schlimmer noch, ich hatte Faith womöglich für immer verloren. Ich würde sie nicht mit runterziehen. Ich würde mitansehen, wie sie einen anderen Mann zum Partner nahm, eine Familie gründete und ihr Leben lebte.
Die Benommenheit war besser als der Schmerz, den ich unterdrücken musste, als ich sie mir in den Armen eines anderen vorstellte. Ich fragte mich, ob ich je wieder etwas fühlen würde.
“Wir sind zusammen aufgewachsen, aber wir waren nie Freunde.” Ich zog einen mit Edelsteinen verzierten Dolch—den Dolch meiner Mutter—aus meinem Stiefel. Das Exemplar war ein Kunstwerk. Das polierte Platin war eine zeremonielle Waffe und nicht zum Töten gedacht, sondern eine Auszeichnung, nachdem sie nach über vier Jahrzehnten aus dem Dienst der Optimus-Einheit ausgeschieden war. Die Klinge war nicht für den Kampf geschmiedet worden, aber sie war sündhaft scharf. Als Beweis lief ich um Pawl herum und legte ihm den Dolch hinters Ohr. Mit einem einzigen Schwung rasierte ich ihm das Haar von der Schädelseite und kicherte laut, als die dunkeln Strähnen in einem zerstreuten Durcheinander in Pawls Schoß hinunter flatterten.
“Thor?”
“Faith ist meine Partnerin. Lord Wyse—dein Großvater—wollte sie umbringen. Er hat dich zur Erde geschickt. Was glaubst du werden Trinity und die royalen Garden tun, wenn sie herausfinden, dass du die verdammte Königin gekidnappt hast!”
“Thor!” rief er erneut und diesmal flehte er regelrecht.
Ich ignorierte ihn und redete weiter. “Lord Wyse ist für den Tod meiner Eltern verantwortlich. Meine Partnerin wird sterben, wenn er nicht gestoppt wird. Was glaubst du ist mir dein elendes Leben wohl wert?”
Er atmete hastig aus. “Nichts.”
“Du hast verstanden.” Ich presste die Klinge an seine schweißbedeckte Wange und wartete.
“Ich weiß nicht, wo die Königin ist. Aber ich kenne jemanden, der es weiß.”
Das war schon besser. “Sprich.”
“Er ist Lord Wyses Bodyguard. Sein Name ist Marish. Er hat eine Narbe auf dem Gesicht, vom Mundwinkel bis zum Hals, wie ein Haken. Er ist mit mir zur Erde gereist. Als wir zurücktransportiert sind, hat er sie mitgenommen. Ich weiß nicht wohin. Ich bin nach Hause gegangen—”
“Um Trinity aus dem Weg zu räumen.”
Jetzt bebte er, seine Finger umklammerten zitternd die Armlehnen. “Ja. Ich sollte nach Hause gehen, zurück in den Palast, aber sie sind woanders hintransportiert. Ich weiß nicht, wohin sie gebracht wurde. Das schwöre ich.”
Verdammt. Ich glaubte ihn. Ich wusste, dass ich diese Infos einem solch widrigen Typen auch nicht anvertraut hätte. “Und Lord Wyse? Was will er von der Königin? Nach all diesen Jahren? Warum hat er sie nicht in Ruhe gelassen, auf der Erde?”
“Er braucht die Kronjuwelen. Er will König werden.”
Die Vorstellung war lachhaft. “Alera hat nie einen König gehabt. In tausenden Jahren nicht.”
“Das kannst du ihm selber sagen,” entgegnete er. Jetzt, als er redete, hatte er sich etwas entspannt und seine übliche Arroganz kehrte zurück. Er hatte sogar die Nerven mich anzulächeln, als er mir erzählte, wie er Trinity verführen wollte, nachdem sie bei seinen Eltern eingetroffen war und wie Lord Wyse ihm von ihrer Gluthitze berichtet hatte und er beschlossen hatte, sich persönlich darum zu kümmern. Er hatte geplant, seine eigene Cousine erst zu ficken und sie dann zu ermorden. Aber er war verspätet im königlichen Palast eingetroffen und der royale Mann für alle Gelegenheiten hatte sich bereits in ihr Bett geschlichen.
“Was hast du dir dabei gedacht? Dass du deine eigene Cousine zur Partnerin nehmen würdest? Fickst du etwa auch deine Mutter?”
Das machte ihn wütend und er blickte auf, sein Gesicht war rot und aufgedunsen und er fluchte. “Nein. Fick dich, Thor. Beleidige nochmal meine Mutter und ich—”
“Was? Na los. Sag schon.” Ich presste die Messerklinge flach gegen seine Wange und das Fleisch auf seinem Wangenknochen wölbte sich über die Klinge. Der Druck verursachte einen kleinen Schnitzer und er winselte. “Thor. Nein. Ich wollte sie nicht ficken. Ich brauche keine Partnerin. Ich wollte sie verführen, mit ihr allein sein. Und sie dann töten.”
“Lord Wyse muss alle vier Thronerbinnen ausschalten und alle vier Türme erlöschen lassen, ehe das Volk ihn als seinen neuen König anerkennen wird. Ohne Trinity wären es nur noch drei.” Ich überlegte laut, als ich den skurrilen Plan durchging. Ich hob die Klinge und versuchte nicht einmal die Genugtuung zu verstecken, die das schmale Rinnsal Blut mir bescherte. Dieser Mistkerl wollte Faiths Schwester ermorden, hatte ihre Mutter entführt und als nächstes würde er ohne zu zögern Faith umbringen. Er verdiente es zu sterben. Aber jetzt noch nicht. Ich brauchte mehr Informationen. “Er wollte eine nach der anderen auslöschen?”
Er nickte. “Genau. Mein Vater hatte keine Chance bei ihr. Trinity hatte ihn bereits kennengelernt und er ist zu alt für sie. Sie zu verführen hätte nicht funktioniert.”
“Und dann?”
“Danach ist rausgekommen, dass Leo ihr Partner ist. Danach ist er immer bei ihr geblieben … oder in ihrem Bett. Ihrem gemeinsamen Bett. Ich hatte keine Chance mehr.”
“Aber Zel hatte eine Chance, beim royalen Empfang.”
Er nickte und schwieg. Ich wusste, was dort vorgefallen war, als Trinity von einem von Mutters Garden gefangengenommen und fast getötet worden war. Ich hatte den Empfang bereits verlassen und der Göttin sei Dank waren Leo und Nix zur Stelle, um sie zu retten. Andernfalls hätte meine Familie eine weitere Sünde, einen weiteren Mord auf dem Konto gehabt. Ich wollte und brauchte Pawls Ausführungen zu diesem Abend nicht hören. Trinity allerdings schon.
Ich ging zu meinem Stuhl, setzte mich ihm gegenüber und wirbelte mit dem blutigen Dolch in meiner Hand herum. “Pawl, du kannst froh sein, denn Leo hätte dir kurzen Prozess gemacht, hättest du es gewagt zu Trinity ins Bett zu kriechen. Und erst recht, wenn du versucht hättest, sie zu ermorden.”
Er schien derselben Ansicht zu sein und in seinen Augen erblickte ich einen Anflug von Panik, als er wohl daran dachte, wie Leo ihn in Stücke riss. “Ich habe dir von Marish und der Königin erzählt. Was willst du noch? Lass mich gehen! Ich habe niemanden umgebracht. Ich bin kein Mörder. Du musst mich gehen lassen.”
“Ach so?” Ich seufzte. Dann ließ ich meinen Daumen vorsichtig über die Schnittkante der Klinge gleiten und sammelte die Reste von seinem Blut zu einem kleinen Tropfen. Er beobachtete wie gebannt, wie ich das Blut zwischen meinen Fingerspitzen verteilte. “Ich verspreche, dich nicht zu töten. Unter einer Bedingung.”
“Ja. Was immer du willst. Egal was. Aber lass mich gehen.”
“Rede, Pawl. Und zwar ganz vom Anfang an. Was weißt du über die Ereignisse, die vor siebenundzwanzig Jahren zum Tod des Königs geführt haben?”
“Damals war ich nicht einmal geboren.”
“Aber dein Vater und Lord Wyse waren erwachsen. Und du bist ihr engster Vertrauter. Ihr Killer.”
“Ich habe niemanden umgebracht.”
“Du hast die Königin entführt.”
Er seufzte, vielleicht hatte er sich damit abgefunden, dass seine Beteiligung nicht länger verschleiert werden konnte; dass er reden musste, um sein erbärmliches Leben zu retten. Eine Stunde lang beantwortete er meine Fragen. Als er fertig war, hatte ich alle nötigen Informationen, um voranzukommen. Er wusste zwar mehr als ich, aber nicht sehr viel mehr. Und ich hatte immer noch keine Ahnung, wo die Königin steckte. Aber es war ein Anfang.
“Danke, Pawl.” Ich stand auf und lief zur Tür.
“Warte! Was? Wo gehst du hin? Du wolltest mich gehenlassen! Du kannst mich nicht hierlassen!”
“Ich sagte, dass ich dich nicht töten werde. Und das werde ich nicht. Aber du bist eine Gefahr für mich und meine Partnerin. Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich laufenlassen? Damit du deinen Vater warnen kannst? Deinen Großvater?”
Er schwatze wie ein Dummkopf auf mich ein und flehte darum, dass seine Mutter, die Garden oder wer auch immer ihn retten kam. Ich war zwar kein kaltblütiger Killer, aber ich konnte ihn nicht laufenlassen. Noch nicht. Nicht, solange die Königin nicht gefunden wurde und meine Partnerin außer Gefahr war.
Ich hätte ihm einfach die Kehle durchschneiden sollen. Aber einen so schnellen Tod verdiente er einfach nicht.
Nein, er sollte leiden.
Ich deutete auf den Bildschirm und er riss die Augen auf. Ich hatte bekommen, was ich wollte. Ich tippte ein paar Befehle ein und sendete die Daten zum Palast, genauer gesagt direkt zu Leos Vater, dem Leiter der royalen Garden. “Bis die royalen Garden auftauchen, bist du sicher. Es könnte eine Weile dauern, bis sie rausbekommen, wo du steckst, aber du wirst leben. Für den Moment. Auf Alera ist es allerdings eine jahrhundertealte Tradition, jeden Verräter hinrichten zu lassen.”
Der kostenlose Auszug ist beendet.