Buch lesen: «Der SM-Meister und sein Urlaubssklave»
Eine Geschichte von Frederique La Rouge
Der SM-Meister und sein Urlaubssklave
Jugendschutzhinweis: Im realen Leben dürfen Erotik und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem E-Book werden fiktive erotische Phantasien geschildert, die in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Der Inhalt dieses E-Books ist daher für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.
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1. digitale Auflage
Copyright © 2021 by Cruz Verlag, Rudolstadt
Cover-Foto: Cruz Verlag
ISBN ePub 978-3-96193-037-1
ISBN Mobi 978-3-96193-036-4
Frederique La Rouge - Der SM-Meister und sein Urlaubssklave
Seit etwa drei Monaten lebte ich nur noch lustlos vor mich hin, ich funktionierte halt. Ich stand morgens auf, wenn der Wecker klingelte, ging zur Arbeit, erledigte meinen Job und landete abends desillusioniert vor dem Fernseher in meiner kleinen Zweizimmerwohnung. Gelegentlich, am Wochenende, besuchte ich noch die Kneipe unten an der Straße. Aber das Publikum dort gab mir nicht allzu viel, und nicht selten trank ich nur ein paar Biere, blieb lediglich ein oder zwei Stunden, bevor ich wieder in die zweite Etage meines Hauses kletterte, um dann doch noch lange und allein in den Fernseher zu starren.
Claudia und ich hatten unsere Beziehung vor fast acht Wochen beendet. Wir waren uns einig gewesen, dass bei uns das Feuer raus war. Es hatte keinen Streit gegeben, wir hatten uns recht emotionslos getrennt, und nun ging jeder seine eigenen Wege. Trotz der zweijährigen Partnerschaft, war unser Kontakt innerhalb nur einer Woche fast vollständig zum Erliegen gekommen, und mittlerweile war richtiggehend Funkstille eingekehrt. Ich wusste nicht einmal mehr, was sie gerade so trieb, ob und vielleicht mit wem. Es war mir aber auch herzlich egal.
Freunde hatte ich so gut wie keine, und auch auf der Arbeit hatten sich keinerlei soziale Kontakte ergeben, die ich auch nur ansatzweise in mein Privatleben hätte integrieren wollen. Also war mein Leben gerade alles andere als nervenaufreibend, und ich spürte in mir, dass es an der Zeit wäre etwas zu ändern. So gehst du allmählich vor die Hunde, sagte ich mir. Du musst die Initiative ergreifen, bring wieder Schwung und Spaß in dein Leben.
Naja, das war leichter gesagt als getan, und vermutlich stand ich mir mit meiner destruktiven Art und Weise, die ich mir in der letzten Zeit angeeignet hatte, eher selbst im Wege. Ich war momentan vermutlich wirklich kein sehr geselliger Mensch. So überlegte ich angestrengt, wie ich wieder in Kontakt mit Menschen kommen könnte, die mir guttäten und wieder frischen Schwung in mein Leben brächten.
Ein Fitnessstudio vielleicht? Nein, absolut nicht, ich bin nicht der Typ, der kiloweise Hanteln stemmt und sich dabei ein fröhliches Grinsen ins Gesicht steckt. Tanzkurs? Nee, bestimmt nicht, da sind nur fröhliche Pärchen unterwegs, deren ausgeprägte Harmonie bestenfalls dazu geeignet wäre, meine leichte Missstimmung in eine hübsche Depression zu steigern. Kneipenbesuche? Auch nicht, dass hatte ich schließlich schon ausprobiert. Dann präsentierte mir mein LED-Fernseher die vermeintlich grandiose Lösung. Nach einem weiteren, ergebnislosen Eckkneipenbesuch, saß ich zuhause auf meiner Couch und hatte mich lustlos durch die Programme gezappt. Ein Reisesender präsentierte gerade eine Werbesendung für einen einwöchigen Kluburlaub auf Ibiza; Last Minute, All Inklusive, Transfer vom und zum Flughafen, Abflug vom heimischen Flughafen, also ab Stuttgart, und das Ganze tatsächlich zu einem bestechend günstigen Preis.
Da mein Chef mich sowieso schon mehrfach aufgefordert hatte, nun doch endlich mal den längst überfälligen Resturlaub aus dem Vorjahr anzutreten, vermutete ich Seitens meines Arbeitgebers keine Probleme, wenn ich ihn am Montag damit konfrontieren würde, dass ich ab übernächste Woche Urlaub benötigte. Zudem waren wir in der Firma personaltechnisch gerade prima aufgestellt.
Kurzentschlossen griff ich zum Telefon und kaum fünfzehn Minuten später hatte ich den einwöchigen Kluburlaub auf Ibiza gebucht, und ich fühlte Hoffnung in mir aufkeimen, dass sich nun alles zum Besseren wenden würde. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt auch nur erahnt hätte, was mich erwarteten würde, dann hätte ich vermutlich sofort auf eine einsame Berghütte in Kanada umgebucht.
Am Montagmorgen suchte ich gleich das Gespräch mit meinem Vorgesetztem, der mir den gewünschten Urlaub problemlos bewilligte. Nun war also alles geregelt, und ich konnte mich in aller Ruhe meinen Reisevorbereitungen widmen. Am Mittwoch, nach Feierabend, ging ich in die Innenstadt zum Einkaufen und ergänzte meine Sommergarderobe um eine neue Badehose und einige weitere Klamotten samt Badehandtücher und Sonnenbrille.
Im Laufe der Woche hatte sich tatsächlich so etwas wie Reisevorfreude bei mir eingenistet, und als es am Samstagmorgen losging, war ich richtiggehend gut drauf und voller Vorfreude auf die kommende Woche voller Sonnenschein, Meer und Entspannung am Swimming-Pool.
Mit meinem Rollkoffer bewaffnet, stieg ich in die Straßenbahn und fuhr zum Flughafen, gab mein Gepäck am Check Inn Schalter auf und wartete ungeduldig darauf, endlich im Flieger Platz nehmen zu können, denn ich hatte sogar noch einen Fensterplatz reservieren lassen.
Nach der Landung auf Ibiza folgte das übliche Procedere: auschecken, am Gepäckschalter auf meinen Rollkoffer warten und dann den richtigen Bus für den Transfer zum Hotel finden. Aber am Urlaubsziel erst einmal angekommen, verlieren auch diese Tätigkeiten eindeutig ihren Schrecken, und als ich den Flughafen durch den Ausgang verlassen hatte, blinzelte ich fröhlich in die Sonne und setzte meine Sonnenbrille auf. Ich erspähte die wartenden Busse, schnappte meinen Rollkoffer und ging zu ihnen. Der Richtige war bald gefunden, und als der Fahrer meinen Koffer im Bauch des Reisebusses verstaut hatte, suchte ich mir einen freien Platz am Fenster.
Irgendwie war ich mir schon sehr sicher, dass heutzutage kein Reiseunternehmen mehr seine Urlaubsgäste nach Männlein und Weiblein trennen würde, dennoch beherbergte der Reisebus, als der Fahrer endlich seine Fahrt aufnahm, ausschließlich Männer, die sich um die gänzliche Abwesenheit irgendwelcher weiblichen Urlaubsgäste nicht im Mindesten zu wundern schienen. Das Gegenteil war der Fall, ein allgemeines Hallo, Umarmung hier, Bussi dort, und in mir keimte der Verdacht, dass spontane Buchungen von Urlaubsreisen nach Kneipenbesuchen inklusive diversen Bieren, durchaus eine potentielle Fehlerquote beinhalten können.
Kurz gesagt, ich hatte mich unbewusst in ein Schwulenparadies eingebucht, und der Werbeslogan All inklusive, nahm plötzlich bedrohliche Ausmaße für mich an und klang keineswegs mehr verlockend in meinen Ohren. Was zur Hölle sollte ich hier? Ich war genauso so wenig homosexuell, wie die Wahrscheinlichkeit, dass Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen würden.
Während der Busfahrt zur Hotelanlage, schaute ich krampfhaft aus dem Fenster und heuchelte damit wahnsinniges Interesse an der verdorrten Flora jenseits der Landstraße vor, die wir befuhren, um bloß nicht aufzufallen, oder schlimmer noch, angesprochen zu werden.
Normalerweise fahren diese Busse nacheinander mehrere Adressen ab, um die Urlauber auf die Hotels zu verteilen, und ich hegte noch immer die verzweifelte Hoffnung, dass sich die Wege der Schwulenbewegung und der meine sich am nächsten Hotel trennen würden. Aber Pustekuchen. Der Bus hielt vor einer riesigen Ferienanlage und ich erkannte das Hotel sofort wieder. Es war das gleiche, das auch in der Fernsehwerbesendung gezeigt wurde, die ich an diesem schicksalsträchtigen Abend gesehen und anschließend den Kluburlaub gebucht hatte. Und die Meute im Bus ließ keinerlei Zweifel aufkommen, dass sie sich hier ebenfalls wärmstens wohlzufühlen beschlossen hatten. Ich wartete ab, bis die Jungs aus dem Bus gestiegen waren und trabte dann hinter ihnen her, um meinen Rollkoffer in Empfang zu nehmen. Wenigstens warst du nicht zu geizig, um ein Einzelzimmer zu buchen, schoss es mir durch den Kopf.
Ich wartete vor dem Hotel, in der brütenden Sonne ab, bis der Rezeptionist die komplette Reisegruppe mit ihren Hotelzimmern versorgt hatte, und wagte mich dann selber an die Rezeption vor, damit man mir mein Zimmer zeigen konnte.
Zu meiner Überraschung, war es ausgesprochen sauber und gepflegt, mit Balkon und Meerblick. Ja, was hast du denn gedacht, fragte ich mich selbst vorwurfsvoll, nur weil es eine Hotelanlage für homosexuelle Männer ist, muss ja deswegen nicht die Syphilis von den Wänden tropfen, und Schwulen sagt man ja auch einen ausgeprägten Sinn für das Atmosphärische nach. Im Grunde kann man sich also vermutlich auf der Hotelanlage ganz wohl fühlen.
Und dem war durchaus so. Nachdem ich meinen größten Schock überwunden hatte, mich in einen solchen Kluburlaub einzubuchen, beschloss ich doch, die Hotelanlage einmal in Augenschein zu nehmen. Ich zog mich um, schlüpfte in meine nagelneue Badehose, zog ein frisches T-Shirt über, bewaffnete mich mit einem großen Badetuch und lief die zwei Stockwerke, von meinem Zimmer, über die Treppe zum Erdgeschoß. Diesmal ließ ich die Einrichtung in Ruhe auf mich wirken. Im Foyer konnte man hoch, bis zu einer Decke aus Fensterglas schauen, die dem Sonnenlicht gestattete die Eingangshalle mit seinem hellen Licht zu fluten. Die Einrichtung war nahezu als mondän zu beschreiben, und die in diesen Hotelanlagen oft anzutreffenden Staubwölkchen, schienen die Angestellten regelmäßig und nachhaltig zu beseitigen. Der Swimming-Pool war rechteckig und von beindruckender Größe. Die Kinderrutschen ließ er missen, aber das Hotel hatte ja schließlich wohl auch eine andere Zielgruppe auserkoren, die sich inzwischen auch zahlreich am Swimming-Pool niedergelassen hatte. Lauter Männer, die sich auf ihren Liegestühlen von der Sonne brutzeln ließen, oder in Grüppchen an der Bar standen. Überall war ein herzlicher, fast freundschaftlicher Tonfall herauszuhören; man war schließlich unter seinesgleichen, und selbst die Hotelangestellten waren ebenfalls ausnahmslos gutgebaute, junge Spanier.
Dennoch hatte ich Schwierigkeiten, mich so einfach unter das homosexuelle Volk zu mischen. Ich hatte noch niemals irgendwelche Ambitionen in diese Richtung gehabt. Ich musste mir eingestehen, dass gerade in Badekleidung, einige von ihnen eine wirklich gute Figur machten, feine Gesichtszüge, schöne Haut oder auch einfach einen Knackarsch hatten, und doch war dies so gar nicht meine Welt. Also beschloss ich, ein wenig an den Strand zu gehen. Vielleicht konnte ich auch noch ein wenig durch Es Canar schlendern.
Schon nach wenigen hundert Metern erreichte ich den wunderschönen, weißen Sandstrand. Die Wellen waren ruhig, das Wasser einladend und kristallblau. Ich breitete mein Handtuch aus und legte mich in die Sonne. Vielleicht sollte ich mir einen der kleinen Strandsonnenschirme zulegen, dachte ich noch, war aber mittlerweile nicht mehr fähig den Gedanken zu Ende zu denken. Mit geschlossenen Augen döste ich vor mich hin und war kurz vorm Wegdämmern, als mir plötzlich ein Ball an den Bauch klatschte und weiterrollte. Ich erschrak und war sogleich wieder voll wach.
„Sorry, tut mir echt voll leid. War ein Versehen“, sprach der große Schatten über mir, den ich dank der hinter ihm stehenden Sonne, nur blinzelnd ausmachen konnte.
„Hmpf“, machte ich und gab damit meinem Unwillen kund.
„Hey, ich kenn dich doch. Du bist doch heute auch mit im Bus gesessen. Wir sind gemeinsam angekommen. Ich saß im Bus direkt hinter dir. Erinnerst du dich?“
Ich drehte mich ein wenig, wegen der Sonne, und der Schatten bekam allmählich Konturen. Ein junger, durchtrainierter Typ, von vielleicht 28 Jahren stand vor mir und lächelte gleichzeitig schuldbewusst und irgendwie ziemlich sympathisch. Dabei wollte ich nicht zulassen, dass sein sympathisches Lächeln auf mich auch nur im geringsten sympathisch wirkte. Allein der Gedanke daran war mir schon unsympathisch.
Der muskulöse Schatten kniete nieder und berührte mich an der Schulter. Auch das noch dachte ich.
„Wir spielen da vorne Beachvolleyball. Na wie wäre es? Hast du Lust? Wir könnten wirklich gut noch einen Mann gebrauchen.“
Ich winkte ab. “Nee danke, lass mal. Aber ich schau euch von hier etwas zu.“
„Schade, aber wir sehen uns heute Abend, ja? Die sollen ein echt tolles Animationsprogramm im Hotel haben, habe ich zumindest gehört. Und wenn nicht, an Bars und Kneipen scheint es hier nicht zu fehlen. Ich bin übrigens Timo. Also bis später.“
Und Schwupps, weg war er wieder, samt seinem Ball.
Ich war völlig perplex. Was um Himmels willen war das? Hatte sich dieser, dieser Timo da gerade eben mit mir verabredet? Ich glaubte noch immer seine Berührung an meiner Schulter spüren zu können, und das Schlimmste daran war, es hatte gar nicht wehgetan. Die Berührung war mir nicht unangenehm gewesen, und deshalb wollte ich dieses Gefühl am Liebsten wegwischen.
Dennoch drehte ich mich, wie versprochen, auf die Seite und schaute den Jungs im Schutze meiner Sonnenbrille noch eine Weile zu. Eine gewisse Grazie, konnte man ihnen in der Tat nicht absprechen. Fünf, bis zur Haarspitze, durchtrainierte Jungs wirbelten da über das Beachvolleyballfeld und scherten sich dabei einen Dreck darum, dass die vorbei flanierenden weiblichen Strandschönheiten ihnen verheißungsvolle Blicke zuwarfen. Na, wenn die Mädels wüssten, grinste ich in mich hinein, während mir Timo gerade zum zweiten Mal zuwinkte und ich mich dabei erwischte, ihm zuzulächeln.
Das Abendessen bestand, wie so häufig in solchen Hotels, aus einem Buffet. Es war ausgesprochen reichhaltig, mit viel frischem Obst. Alles war äußerst ansprechend angerichtet und wirkte schon beim Betrachten sehr deliziös auf mich. Ich belud meinen Teller großzügig und suchte mir einen freien Tisch im Außenbereich des Speisesaales.
„Hey, da bist du ja! So ganz alleine? Dürfen wir uns zu dir setzen?“
Ich schaute auf, und da stand Timo mit Anhang, oder was der Typ neben ihm auch immer für ihn sein mochte. Auf jeden Fall grinste er mich an wie ein Honigkuchenpferd. Ich versuchte ein Lächeln zu erwidern und wies auf die drei freien Plätze.
„Klar, gerne. Setzt euch doch“, ermunterte ich die beiden. Eine Aufforderung, der sie gerne nachzukommen schienen. Wir stellten uns noch kurz einander vor, und wie auf Knopfdruck begannen sie mit Smalltalk. Das Wetter, das Meer, die Unterkunft, der Strand, alles wurde oberflächlich abgearbeitet und für Bestens erachtet.
Nur drei Jungs, die zufällig am gleichen Tisch sitzen und gemeinsam zu Abend essen, versuchte ich mich zu beruhigen, aber es funktionierte nicht ganz. Timos Lächeln war eine klitzekleine Spur zu herzlich. Oder war es eher leidenschaftlich? Ach was wusste ich denn schon? Außer, dass es ein sehr einnehmendes und hübsches Lächeln war, und die Tatsache, dass ich dies so betrachtete, gefiel mir ganz und gar nicht.
Ich verabschiedete mich, ging auf mein Zimmer, schaltete den Fernseher ein und schnappte mir eines der Biere, die ich am Nachmittag, auf dem Rückweg vom Strand, noch eingekauft hatte.
Deutsches Privatfernsehen knallte mir, sogar hier in Spanien, um die Ohren und ich begann nachzudenken. Sag mal, was machst du hier eigentlich, fragte ich mich. Du bist hier im Urlaub, schon vergessen? Da draußen ist das Meer, gute Laune und Party. Deswegen bist du hier. Also los, stürz dich ins Getümmel und freu dich gefälligst.
Ich stand auf, rauchte auf dem Balkon eine Zigarette, duschte, schlüpfte in Bermudashorts, ein Urlaubshawaiihemd, dass ich in Stuttgart niemals angezogen hätte, hier jedoch bestimmt total hipp wäre und war wild entschlossen, mich tatsächlich ins Getümmel zu stürzen.
Unten am Pool war bereits jetzt die Hölle los. Lauter knapp bekleidete, meist ziemlich gut gebaute Männer tanzten zu einem extrem lauten Schlager, der gerade vom Discjockey aufgelegt worden war oder standen in Grüppchen an einer der beiden Bars, tranken irgendwelche Cocktails, unterhielten sich, flirteten heftig, einige küssten sich ungeniert, und alle schienen allerbester Laune. Über ein Fehlen an ausgelassener Stimmung konnte man sich keinesfalls beklagen, allein die Tatsache, dass weibliche Besucher komplett zu fehlen schienen, trübte meine Hoffnung ein wenig, dass ich hier den passenden Urlaubsflirt finden könnte.
Während ich mich zu einer der Bars am Swimming-Pool aufmachte, um mir ein Bier zu bestellen, versuchte ich möglichst wenig Blickkontakt mit den ganzen Jungs aufkommen zu lassen. Ich hatte nicht die geringste Lust an geflirtet zu werden. Aber die grellen Farben meines Hawaiihemdes erinnerten vermutlich eher an einen absolut balzbereiten Gockel mit Hormonstau, als an einen fehlgeleiteten Heterosexuellen. Das nennt man dann wohl einen klassischen Garderobefehler, dachte ich, schnappte mir das vom Ober, für mich auf die Theke bereitgestellte Bier und verzog mich schleunigst in einen etwas weniger beleuchteten und frequentierten Bereich, um mich in einem der dort bereitgestellten Liegestühle nieder zu lassen und das Treiben aus sicherer Entfernung weiter beobachten zu können. Ich zündete mir eine Zigarette an und bedauerte bereits, nur ein Bier mitgenommen zu haben. Super, dachte ich, das bedeutet dann wohl Spießrutenlaufen für das nächste Bier. Na Prima!
Der kostenlose Auszug ist beendet.