Wüsste es Knigge besser?

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1.13Zieht man bei der Begrüßung den Handschuh aus?

Die Handschuhe werden bei der Begrüßung ausgezogen. Eine Ausnahme gibt es, wenn Damen feine Handschuhe zum Abendkleid tragen. Diese können anbehalten werden. Wenn Sie sich im Freien (beim Wintersport) begegnen, behalten die Grüßenden die Handschuhe an.

1.14Wie ist das mit der korrekten Anrede?

Akademische Grade (in Deutschland ab dem Doktortitel) werden in Verbindung mit dem Namen genannt. Wenn die Person mehrere akademische Titel hat, wird der höchste Titel genannt. Nicht genannt werden Zusätze sowie akademische Diplome. Ausnahme in Österreich: Hier ist es üblich, auch beispielsweise Frau Magistra/​Herr Magister zu sagen. Bei Adelstiteln fallen Präpositionen wie „von“ weg. Faustregel: Oskar Graf von Dracula wird angesprochen mit „Graf Dracula“. Nicht üblich die Anrede: „Herr Graf“, denn das ist nur dem Personal vorbehalten. Ein akademischer Grad wird dem Adelstitel vorweg gestellt, also: „Dr. Graf Dracula“. Eine Ausnahme gibt es bei Freifrau/​Freiherr. Hier ist die korrekte Anrede: „Frau von …“ bzw. „Herr von …“ besser noch die französische Version „Frau Baronin“ bzw. „Herr Baron“ verwenden. In Deutschland sind mit dem Gesetz über die Aufhebung des Adels 1919 Adelstitel nur noch Bestandteil des Nachnamens. Jedoch sind diese Titel im gesellschaftlichen Umgang noch gebräuchlich. Wenn Sie bei der Anrede absolut sicher gehen wollen, erkundigen Sie sich im Vorfeld im „Genealogischen Handbuch des Adels“ nach der korrekten Anrede.

1.15Wie redet man Personen mit Amts- und Funktionsbezeichnungen an?

Wie Bundeskanzlerin, Präsident, Minister, Landrat. Die Bezeichnung wird nur verwendet, wenn diese Person in dieser Funktion Auftritt. Hier lautet die korrekte Anrede: „Frau Bundeskanzlerin“, „Herr Minister“ … Bei Gericht gilt: „Herr Rechtsanwalt“, „Frau Verteidigerin“ … Kirchliche Würdenträger wie Kardinäle oder Bischöfe werden traditionell mit „Eure Eminenz“ bzw. „Eure Exzellenz“ oder etwas moderner mit „Herr Kardinal“ oder „Herr Bischof“ angesprochen.

1.16Wie ist das bei der Briefanschrift?

Hier ist es etwas einfacher, man schreibt in der schriftlichen Anrede alle akademischen Titel, wie Herr Prof. Dr. med. Vor- und Nachname bzw. bei Adelstiteln wie Freifrau/​Freiherr: „Frau/​Herr Vorname ‚von‘ Nachname“.

1.17Wie ist die Anrede mit Fräulein?

Volljährige Frauen werden mit „Frau“ angesprochen. Hat eine weibliche Ansprechperson einen Titel, so kann er in der weiblichen Form gebraucht werden, zum Beispiel Frau Architektin Vor- und Nachname.

1.18Wie ist das mit dem Duzen und Siezen?

Als Faustregel für jene, die ihre wilden Jugendzeiten hinter sich gelassen haben, gilt auch heute noch: Damen bieten zuerst den Herren und der Ältere bietet dem Jüngeren das „Du“ an. Im Berufsleben entscheidet die Hierarchie. Der in der Hierarchie Ranghöhere bietet unabhängig vom Alter das „Du“ an. Bei gleicher Hierarchie entscheidet das Dienstalter. Sollte dieses auch in etwa gleich sein, ist das Lebensalter maßgebend. Generell gilt: Zwingen Sie niemanden das „Du“ auf und gehen Sie nicht leichtfertig mit dem Duzen um, denn es bedarf sehr viel Fingerspitzengefühl ein bereits angebotenes „Du“ zurückzunehmen!

1.19Kann man ein angebotenes Du ablehnen?

Ja, allerdings sollten Sie dazu eine Begründung geben, zum Beispiel: „Ich freue mich, dass Sie mir das ‚Du‘ anbieten, aber haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich im Beruf grundsätzlich nicht duze.“ Wenn Sie ein angebotenes „Du“ ablehnen wollen, sagen Sie dies mit Einfühlvermögen. Humor wirkt manchmal Wunder!

2.Unterwegs
2.1Wie ist das mit dem Tür aufhalten?

Tür aufhalten – ja oder nein? Im Geschäftsleben wird dem Ranghöheren die Tür aufgehalten; im Privatleben ist das die Frau. Sollte jedoch die rangniedere Person keine Hand frei haben, dann ist es eine nette Geste, wenn man als Ranghöhere/​r die Tür aufhält.

2.2Wer läuft zuerst treppauf und wer treppab?

Treppauf: im Business geht die ranghöhere Person vor dem Rangniederen. Im Privatleben geht die Frau vor dem Mann.

Treppab: andersherum (damit „Er“ „Sie“ im Fall des Stolperns auffangen kann)

2.3Worauf sollte man im Theater, in der Oper oder im Kino achten?

Im Theater und in der Oper sind die Sitzplätze bekannt. Sollten Sie einen Mittelplatz haben, gehen Sie spätestens nach dem letzten Aufruf an Ihren Platz. Wenn ein Nachzügler an Ihrem Platz vorbei muss, stehen Sie kurz auf, auch wenn dies lästig ist. Sie gehen stets mit dem Gesicht, den anderen Personen in ihrer Sitzreihe zugewandt, vorbei.

Eine Ausnahme: In der Kirche können Sie mit dem Gesicht zum Altar schauend durch die Sitzreihen gehen. Applaus wird im Theater und in der Oper nach jedem Akt gespendet. Beim klassischen Konzert wird erst nach Ende des ganzen Musikstücks applaudiert. Sollte Ihnen das Musikstück nicht bekannt sein, so achten Sie auf den Dirigenten. Erst wenn dieser sich dem Publikum zuwendet, ist das Musikstück beendet und Sie dürfen klatschen.

Bitte angemessen Applaus geben, nicht nur „anstandsmäßig“ und dann sofort zur Garderobe stürmen. Das ist den Künstlern gegenüber sehr unhöflich, denn Ihr Applaus ist die „Gage“ eines jeden Künstlers. Bei kulturellen Veranstaltungen, wo Sie einen Sitzplatz haben, grüßen Sie mit einer kleinen nonverbalen Bewegung Ihren Nachbarn. Sie arrangieren sich mit Ihrem Nachbarn, wenn es nur eine Armlehne gibt. Gleiches gilt auch für Flugzeug, Bahn und Bus. Entschuldigen Sie sich bei Ihren Nachbarn, wenn Sie zu spät kommen sollten, für die entstandene Unruhe. Wenn Sie abschätzen können, dass durch Ihr zu spät kommen die Unruhe zu groß wird, bleiben Sie an der Seite sitzen und nehmen nach der Pause Ihren Sitzplatz ein.

2.4Was gilt für jedes Verkehrsmittel?


In Bus und Bahn immer erst aussteigen lassen und dann ohne zu drängeln einsteigen. Wenn Sie einen freien Platz sehen, fragen Sie den Nachbarn, ob dieser noch frei ist. Bedürftigen Personen wie beispielsweise Älteren, Kranken, Schwangeren oder Personen mit Kleinkindern bietet man, sofern Sie nicht selbst zu dieser Personengruppe gehören, seinen Platz an.

2.5Wie verhält man sich beim Fahren im Fahrstuhl bzw. auf der Rolltreppe?

Auf der Rolltreppe steht man bei uns in Deutschland rechts, links wird gegangen. (In Großbritannien ist es umgekehrt!)

Im Fahrstuhl, auch wenn es sehr eng ist, bitte nicht aufdringlich sein. Blicken Sie am besten zu Boden oder auf die Etagenanzeige. Ansonsten gilt wie bei Bus und Bahn, erst aussteigen lassen, dann einsteigen. Im Geschäftsleben hat der Ranghöhere bzw. der Gast im Unternehmen immer den Vortritt.

2.6Wie verhält man sich auf dem Flughafen und im Flugzeug?

Auf jeden Fall sollten Sie rechtzeitig auf dem Flughafen sein. Die Check-in-Schalter schließen je nach Reiseziel bzw. Abflughäfen 30 bis 90 Minuten vor der geplanten Abflugzeit. Über die genauen Zeiten können Sie sich im Internet, bei den Fluggesellschaften oder direkt auf dem entsprechenden Flughafen erkundigen.

Es ist kein guter Stil, in der Warteschlange vor dem Schalter zu meckern oder zu drängeln. Halten Sie rechtzeitig Ihre Flugpapiere bereit, umso schneller geht dann die Abfertigung.

Im Flugzeug folgen Sie den Anweisungen des Personals. Auch hier sollten Sie Rücksicht nehmen, das heißt, sich mit dem Sitznachbarn friedlich um die Armlehne einigen und nicht ständig ausprobieren, ob die Sitzlehne verstellbar ist. Wenn Sie am Fenster sitzen, stehen Sie nicht ausgerechnet dann auf, wenn das Essen serviert wird.

Nach der Landung bleiben Sie solange angeschnallt sitzen, bis das Flugzeug die endgültige Standposition erreicht hat bzw. das Personal Sie zum Aussteigen auffordert. Das Klatschen nach der Landung sollten Sie lieber lassen, denn man kann davon ausgehen, dass der Pilot seine Arbeit beherrscht und es kein Kunstwerk ist, das Flugzeug sicher zu landen. Verhalten Sie sich auch in der Schlange der Passkontrolle genauso locker wie beim Einstieg. Bleiben Sie gelassen, wenn es mal etwas länger dauern sollte. Stellen Sie Ihr Gepäck am Gepäckband so hin, dass auch Mitreisende an Ihnen vorbeikommen.

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