30 Minuten Typisch ich, typisch du

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30 Minuten Typisch ich, typisch du
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Silke Hermann Frauke Ion

30 Minuten
Typisch ich, typisch du

Typengerecht kommunizieren leicht gemacht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen

Lektorat: Eva Gößwein, Berlin

Grafiken: The Insights Group Ltd; Abbildung in Kap. 1.3:

Institut für Persönlichkeit, Köln

Fotos: Foto Hermann: Aragon H. Schraga / FILM | FORM;

Foto Ion: Nils Fasel; Foto in Kap. 3.4: Jonas Happel

© 2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Das E-Book basiert auf dem 2018 erschienenen Buchtitel "30 Minuten Typisch ich, typisch du" von Silke Hermann and Frauke Ion, ©2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Hinweis:

Das Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autorinnen noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-885-6

ISBN epub: 978-3-95623-804-8

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.


Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Typologie – eine Einordnung

Wurzeln und Entwicklung

Carl Gustav Jung – Wegbereiter und Visionär

Persönlichkeitsmodelle

2. Die vier Farbenergien

Farben sagen mehr als Worte

Die Bedeutung der vier Farbenergien

Die Farbenergien unter Stress

3. Verhaltenspräferenzen verstehen

Präferenz und Kompetenz

Die Einstellung

Die Urteilsfunktion

Die Wahrnehmungsfunktion

4. Wahrnehmung schärfen – praktische Hinweise

Selbstreflexion

Verhaltenspräferenzen erkennen

Kritische Reflexion

5. Individueller und unternehmerischer Nutzen

Persönlichkeiten verstehen, Konflikte lösen

Beispiele aus der Praxis

Fast Reader

Die Autorinnen

Weiterführende Literatur

Vorwort

„Das ist ja mal wieder typisch für dich!“ Diesen Satz haben wir alle schon gehört bzw. anderen gegenüber geäußert. Aber was ist „typisch“? Und was meinen wir genau, wenn wir auf diese Weise versuchen, unserem Gegenüber zu spiegeln, dass wir ein bestimmtes Verhaltensmuster wahrnehmen, das uns Schwierigkeiten bereitet?

Sich selbst und andere wirklich zu verstehen – hinter diesem Wunsch steht das zutiefst menschliche Bedürfnis, stabile Beziehungen gestalten zu können. Wir alle kennen Gefühle von Ratlosigkeit bis Verzweiflung, wenn wir reden, ohne verstanden zu werden, oder es uns wiederholt nicht gelingt, das Verhalten eines anderen Menschen nachzuvollziehen. Gleichzeitig wünschen wir uns, dass unsere „typischen“ Eigenheiten Akzeptanz erfahren oder großzügig über sie hinweggesehen wird.

Auch in Unternehmen sind die Ausprägungen gestörter Kommunikation vielfältig. Sie reichen von subtilen Verstimmungen bis zu handfesten Konflikten, die häufig gravierenden wirtschaftlichen Schaden anrichten. Während Zuschreibungen schnell gemacht sind, scheint es herausfordernd, ohne „Schubladisierung“ zu hinterfragen, warum man die Zusammenarbeit mit einem Teammitglied als mühelos und angenehm, mit einem anderen schlichtweg als anstrengend erlebt. In Zeiten virtueller Zusammenarbeit und sich schnell verändernder Teamkonstellationen ist es besonders wichtig, sich situationsgerecht auf unterschiedlichste „Typen“ einstellen zu können, ohne sich in der eigenen Persönlichkeit zu verbiegen.

Das vorliegende Buch möchte Ihnen einführendes Wissen über das Diagnoseinstrument Insights Discovery® vermitteln, das mithilfe eines Vier-Farbenergie-Modells individuelle Verhaltenspräferenzen abbildet. Insights Discovery® basiert auf der Typologielehre C. G. Jungs und ist in vielen Anwendungsbereichen vom Einzelcoaching über Teamentwicklung bis zu organisationalen Veränderungsprozessen hochwirksam einsetzbar. Sie lernen, wie Sie typengerechter kommunizieren und die Zusammenarbeit erfolgreicher gestalten. Die Annahme, einen anderen Menschen ändern zu können, ist eine Illusion, die wir ablegen müssen, wenn wir aufrichtiges Interesse an gelingender Kommunikation haben. Wir laden Sie daher ein, Ihre eigenen Präferenzen und deren Auswirkungen auf Ihr Arbeitsumfeld zu reflektieren. Tipps und Beispiele aus dem Unternehmensalltag helfen Ihnen dabei, das neu gewonnene Wissen sofort umzusetzen.

Eine Warnung vorweg: Es ist wahrscheinlich, dass Sie bislang „schwierige“ Menschen nach der Lektüre in einem völlig neuen Licht sehen. Erschrecken Sie also nicht, wenn Gespräche plötzlich unkomplizierter und zielführender ablaufen. Und nein – Ihr Gegenüber ist nicht über Nacht ein anderer Mensch geworden.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Silke Hermann und Frauke Ion

1. Typologie – eine Einordnung

Die Typologie oder auch Typenlehre hat das Ziel, Menschen nach ihren Persönlichkeitseigenschaften in verschiedene Verhaltenstypen zu kategorisieren. Demnach ist Verhalten „typisch“. Wenn Sie bei diesem Satz mit dem Kopf schütteln und sagen, dass Menschen sich nicht in Schemata pressen lassen, dann haben Sie recht. Die Typologie will sie auch nicht in Schubladen stecken, sondern Verhaltenstendenzen aufzeigen, in denen sich Menschen mehr oder auch weniger stark wiederfinden können.

Das Interesse an der Typologie ist nicht neu. Schon vor über 2500 Jahren beschäftigten sich Philosophen, Naturforscher und Mediziner mit der Frage: „Wieso verhalten sich Menschen unterschiedlich?“ Um die Entstehung der Typologie besser zu verstehen, lassen Sie uns einen kurzen Ausflug in die Historie der Typenlehre unternehmen.

1.1Wurzeln und Entwicklung

Die Typologie oder Typenlehre hat ihren Ursprung in der Antike. So basierte die „Vier-Elementen-Lehre“ des griechischen Philosophen und Naturforschers Empedokles (495–435 v. Chr.) auf der Theorie, dass der Mensch durch die vier Naturelemente Feuer, Luft, Wasser und Erde geprägt sei.

 

Hippokrates (460–370 v. Chr.) ging in seiner Profession als Arzt der Frage nach, warum Menschen, die unter derselben Krankheit oder Verletzung leiden, unterschiedlich mit den Folgen bzw. Symptomen umgehen. Er sah unterschiedliche Körpersäfte dafür verantwortlich und teilte Menschen demnach in vier Temperament-„Typen“ mit unterschiedlichen Verhaltensweisen ein:

Die Choleriker: „Von der Galle beherrscht“, wirken sie dominant, autoritär und beanspruchen die Führung für sich.

Die Sanguiniker: „Aus Blut bestehend“, sind sie laute, optimistische, fröhliche Menschen mit viel Energie und Ausstrahlung.

Die Phlegmatiker: „Von Körperschleim als beruhigendem Element beeinflusst“, sind sie friedfertig, beständig, aber auch etwas passiv.

Die Melancholiker: „Geprägt durch die schwarze Galle“, die die intellektuelle Tiefe dieser Menschen fördert, brauchen sie Ordnung, Struktur und Beweise, unterliegen aber auch Stimmungsschwankungen und können zu Depressionen neigen.

Auch wenn Empedokles’ und Hippokrates’ Erklärungen, Naturelemente bzw. Körperflüssigkeiten seien die Ursache für Verhalten, nicht dem heutigen wissenschaftlichen Stand entsprechen, sind ihre Beobachtungen und Einteilungen dennoch bis heute relevant.


Schon vor über 2500 Jahren beschäftigten sich Philosophen, Naturforscher und Mediziner wie Empedokles und Hippokrates mit der Erforschung wiederkehrender Muster im menschlichen Verhalten.

1.2Carl Gustav Jung – Wegbereiter und Visionär

Mit seinem 1921 erschienenen umfassenden Werk „Psychologische Typen“ schuf der Schweizer Arzt und Psychiater C. G. Jung (1875–1961) die Grundlage für eine Reihe an Persönlichkeitsdiagnostiken. So gehen neben Insights Discovery® diverse andere bekannte Instrumente auf die Arbeit Jungs zurück. Nicht zuletzt hängt dies mit der über Jahrzehnte anhaltenden Popularität seines Werks zusammen. Jung, der in Abgrenzung zur Psychoanalyse seines ehemaligen Lehrers und Freundes Sigmund Freud die Analytische Psychologie begründete, beobachtete während der Arbeit mit Patienten divergierende, aber wiederkehrende Muster im menschlichen Verhalten. Das unterschiedliche Erleben von subjektiver Realität führte Jung ursächlich auf persönlichkeitsbezogene Merkmale zurück, die er anhand von drei Ebenen bzw. drei Präferenzpaaren beschrieb:

Einstellung – Extraversion und Introversion: Präferenz für die Hinwendung zur inneren oder äußeren Welt.

Urteilsfunktion – Denken und Fühlen: Entscheidungen werden eher durch einen analytischen Prozess mit einer hohen Sachorientierung (Denken) oder auf Basis einer Personenorientierung (Fühlen) getroffen.

Wahrnehmungsfunktion – Empfinden und Intuieren: Wahrnehmung der Welt über physische Sinne (Empfinden) oder die Wahrnehmung des großen ganzheitlichen Bilds (Intuieren).

C. G. Jungs Vermächtnis

Es ist alles andere als einfach, vielleicht sogar unmöglich, die Bedeutung zu fassen, die C. G. Jungs Werk für ein breites wissenschaftliches Feld – von der Psychologie und der Soziologie über die Anthroposophie und die Theologie bis hin zu naturwissenschaftlichen Fächern – hat. Darüber hinaus ist die Faszination, die der Mensch Jung nach wie vor auf ganze Generationen ausübt, ein anhaltendes Phänomen, das sich unter anderem auf seine Schriften zur Individuation, im Besonderen aber auch auf seine Typologie zurückführen lässt. Ohne Jungs 1921 erschienenes Werk „Psychologische Typen“ würden Sie heute dieses Buch nicht in der Hand halten und weder Insights Discovery® noch eine Reihe anderer Persönlichkeitsdiagnosen könnten Menschen auf nachvollziehbare Weise Reflexionsangebote zu Verhalten machen. Die Begriffe „Introversion“ und „Extraversion“ würden in unserem Vokabular fehlen und wir wüssten nicht, was einen „Kopfmenschen“ von einem „Herzmenschen“ unterscheidet.

Jung war ein unermüdlich Schreibender. Es sagt etwas über den Menschen Jung aus, wie akribisch er seine Ideenwelten, seine Träume und inneren Auseinandersetzungen festhielt und welche Bedeutung er seiner jahrzehntelang geführten Brief-Korrespondenz mit Studierenden, Fragenden, Suchenden und Leidenden beimaß. Der Austausch mit Einzelnen bedeutete ihm mehr als ein lückenloser wissenschaftlicher Nachlass oder persönlicher Ruhm. Es war seine Gewissheit, dass vor allem einzelne Menschen sein gedankliches Erbe in die Zukunft tragen würden. Jungs Auseinandersetzung mit sich selbst, ein schöpferischer Entdeckertrieb und die Hingabe an das tiefe (Selbst-)Gespräch flossen unentwegt in seine Erforschung dessen, was uns zu Menschen macht. Mit der Begründung der Analytischen Psychologie propagierte Jung einen zu der Zeit revolutionären Ansatz, nämlich nicht die Antwort oder die Theorie zu haben, sondern jedem individuellen Erleben offen und neugierig gegenüberzutreten.

Jung rückte die Frage in den Blick, was glücklich macht, und setzte neue Standards in der Psychotherapie: weg vom Stigma des kranken Patienten, hin zum Bild des grundsätzlich gesunden Menschen, der entscheiden kann, sich in der eigenen Persönlichkeit zu entwickeln. Der Jung’sche Einfluss auf Verfahren und Schulen ist nicht von der Hand zu weisen. Er zeigt sich darin, die stärkenden und positiven Aspekte menschlicher Erfahrung in den Fokus zu stellen. So sind Strömungen wie die Positive Psychologie, die moderne Resilienzforschung oder die Salutogenese ohne Jungs Werk kaum zu denken.