Engel - Band 5

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Sünden und teuflische Ideen

Wenn es Engel gibt, gibt es dann nicht auch Dämonen und den Teufel selbst? Nein! Mal ganz davon abgesehen, dass „der Teufel“, so wie man ihn im Christentum kennt, eine rein christliche Erfindung ist. In Wirklichkeit handelt es sich hierbei um Cernunnos bzw. Herne, den „gehörnten Gott“, den „Hirsch mit den sieben Geweihen“, das männliche Prinzip der Naturreligion – zumindest ein Aspekt hiervon, mit einem zugehörigen Namen. Doch nicht nur im keltischen Pantheon suchten und fanden die Christen ein nettes Bild für „den Teufel“. Auch das griechische Pantheon hatte einen Kandidaten. Den Allgott Pan, den bockfüßigen Gott, den Sathyr, der in der Mittagssonne schläft und allen einen panischen Schrecken einjagt, wenn er geweckt wird. Der Gott, der die Nymphen in wilder Lust jagt und sich aus Schilfrohren eine Panflöte baute (da sich eine gejagte Nymphe in Schilf verwandelte).

Doch auch wenn es „den Teufel“ nicht gibt, es gibt den Job des Teufels bzw. des Satans, des Widersachers. Hier hat der Malachim Sathyriel einen sehr passenden Namen: „Widersacher der Boten Gottes“. Satan oder Satanel (Widersacher Gottes) dient letztlich dem Archetypus eines Kontrahenten. In einer dualen Welt ein sehr sinniges Prinzip!

Wenn man sich nun einmal ein Bild eines solchen Widersachers ansehen würde, würde man die Ängste und Sehnsüchte der Menschen bzw. des eigenen Schattens sehen. Doch dies verdrängen die meisten Autoren, Menschen und Suchenden, denn die Dämonologie wird immer in einem Atemzug mit „Macht“ und „Überlegenheit“ ausgesprochen. Primär kommen solche rein „bösen Prinzipien“ in monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) vor. Die polytheistischen Religionen (Kelten, Germanen, Griechen, Römer, Ägypter etc.) haben auch „schattige“ Prinzipien, doch sie haben alle eine duale Aufgabe. Kein Wesen im Polytheismus ist einfach aus „Spaß an der Freude“ ein Widersacher.

Die Idee mit „dem Teufel“ ist aber nicht wirklich alt. Knapp 2200 Jahre, denn der „Gott des alten Testaments“ lebte noch recht eigenständig, ohne nervenden Widersacher, den man nicht als omnipotentes Wesen besiegen bzw. disziplinieren konnte. Hierzu muss man sagen, dass die Vorgänger der heutigen Religionen des Judentums, des Christentums und des Islams (die Hebräer) ihre verschiedenen philosophischen und religiösen Ansichten durch die Hochkulturen in Mesopotamien (Sumer, Akkadien [bzw. Reich von Akkade], babylonisches Reich, Assyrisches Reich und neubabylonisches Reich) entwickelten. Zwar werden in der Bibel die Israeliten, und somit auch die Juden, oft als Hebräer bezeichnet, doch die Bezeichnung „Abrahams Vorgänger“ wäre etwas seltsam!

So war es also „damals“ normal, dass der „eine Gott“ alles kannte, überwachte und regelte. Er war verantwortlich für alles, da er letztlich „alles“ war. Sein Wesen oder seine Essenz umschloss jede Schöpfung und jede Zerstörung. Es war ein Gott, der nichts aus Zufall bewirkte und weder gut noch böse war, da er einfach Gott bzw. „Alles“ war. Es gab zwar in dieser monistischen Idee sehr viele Variationen, doch ein „roter Faden“ war immer zu sehen. Irgendwann entwickelte sich ein Glaube, der deutlich in eine göttliche Dualität ging. Die Existenz einer separaten bösen Macht wurde erschaffen. Es war ein Antipode zu dem vorherigen Gott, ein Widersacher, der nun primär die Aufgaben der Vernichtung und der Zerstörung übernahm. Hierdurch wurde automatisch der „eine Gott“ zu einem „guten Gott“, der nicht mehr „Alles“ war bzw. nicht mehr alles kontrollierte.

Somit entstanden ein Konflikt und eine gigantische Spannung zwischen einem vorher omnipotenten, monotheistischen Prinzip und dem Widersacher! Das Prinzip von Gut und Böse, das in ganz deutlichen und klaren Grenzen und Verhaltensmustern nun agierte, wurde geschaffen. Dies war der Anfang einer grotesken Idee, die in den heutigen monotheistischen Weltreligionen ein perfektes Machtinstrument darstellt.

Doch das Judentum, dass zwar den Widersacher (ha-Satan (!jXh)) kannte, aber nicht die Idee des Teufels, sowie es die Christen forcierten, versuchten dem „einen Gott“ (JHVH (hwhy)) einen Opponenten zu geben, jedoch keinen direkten Gegner, der die gleiche Macht wie JHVH (hwhy) hatte. Historiker vermuten, dass dieser „Satan“ eher die Funktion eines Staatsanwaltes bzw. eines Verteidigers hatte. Ein Blickwinkel, der heutzutage im Gesetzesdschungel legitim ist, denn eine diabolische bzw. juristische Persönlichkeit kann viel erreichen – auch die sehr fantasievolle Auslegung geltender Gesetze.

Irgendwann müssen aber die Menschen sich gedacht haben, dass die „guten Engel“ einer solchen Persönlichkeit nicht lange widerstehen können und letztlich zu ihm (oder ihr) überlaufen müssten. Der erste Bericht von „gefallenen Engeln“ findet man in den Apokryphen. Der Propheten Henoch war es, der erste Berichte gab, dass er selbst in die Himmelsreiche mitgenommen (entrückt) wurde und die Information bekam, dass ein Krieg im Himmel zwischen den gefallenen Engeln und den himmlischen Herrschaaren tobte. Was nun Henoch genau berichtete, ist nicht sonderlich interessant. Es gibt Aufzählungen von gefallenen Engeln und Berichte, die man getrost als Astralreise abhaken kann, was jetzt nicht wirklich ein großes „Aha-Erlebnis“ ist. Aleister Crowley schrieb in seinem Buch „Liber 418 – die Vision und die Stimme“ wesentlich bildgewaltiger – dennoch zitiert man nicht seine Reise durch die Aethyre.

Doch auch wenn man heute sagen kann, dass Henoch zeitlose Visionen der Energien der Malachim und der Engel hatte, brannten sich seine Vorstellungen in die christliche Religion ein. Als das „Neue Testament“ entstand, wurden die Ideen bereitwillig in der Johannes Offenbarung („die“ Apokalypse) aufgenommen. Zwar taucht das Wort Satan oder Teufel auch im „Alten Testament“ auf, doch war er hier nur ein Prüfer (Hiob wurde ein bisschen geprüft) bzw. eine Kraft, die den Lebensweg verkomplizierte. Im Neuen Testament wird Jesus in der Wüste etwas genervt und versucht, doch auch hier ist die Kraft eher ein „Prüfer“. Erst in der Offenbarung bekommt das christliche Dogma ein Bild, das deutlich macht, dass diese Macht „das Böse ist“.

Hier ein paar Fragmente aus der Offenbarung (Kapitel 12 und 13)

Ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. […]

Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne (auch Engel genannt) vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. […]

Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel.

Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.

Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte.

Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und Zeugnis; sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod.

Darum jubelt, ihr Himmel und alle, die darin wohnen. Weh aber euch, Land und Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen; seine Wut ist groß, weil er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt.

Da geriet der Drache in Zorn […] und er ging fort, um Krieg zu führen mit mit den Nachkommen, die den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten. Und der Drache trat an den Strand des Meeres.

Und ich sah: Ein Tier stieg aus dem Meer, mit zehn Hörnern und sieben Köpfen. Auf seinen Hörnern trug es zehn Diademe und auf seinen Köpfen Namen, die eine Gotteslästerung waren.

Das Tier, das ich sah, glich einem Panther; seine Füße waren wie die Tatzen eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und der Drache hatte ihm seine Gewalt übergeben, seinen Thron und seine große Macht.

Einer seiner Köpfe sah aus wie tödlich verwundet; aber die tödliche Wunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah dem Tier staunend nach.

Die Menschen warfen sich vor dem Drachen nieder, weil er seine Macht dem Tier gegeben hatte; und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich und wer kann den Kampf mit ihm aufnehmen? […]

Und ich sah: Ein anderes Tier stieg aus der Erde herauf. Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm, aber es redete wie ein Drache.

Die ganze Macht des ersten Tieres übte es vor dessen Augen aus. Es brachte die Erde und ihre Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen tödliche Wunde geheilt war.

Es tat große Zeichen; sogar Feuer ließ es vor den Augen der Menschen vom Himmel auf die Erde fallen.

Es verwirrte die Bewohner der Erde durch die Wunderzeichen, die es im Auftrag des Tieres tat; es befahl den Bewohnern der Erde, ein Standbild zu errichten zu Ehren des Tieres, das mit dem Schwert erschlagen worden war und doch wieder zum Leben kam.

Es wurde ihm Macht gegeben, dem Standbild des Tieres Lebensgeist zu verleihen, sodass es auch sprechen konnte und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Standbild des Tieres nicht anbeteten.

 

Die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven, alle zwang es, auf ihrer rechten Hand oder ihrer Stirn ein Kennzeichen anzubringen.

Kaufen oder verkaufen konnte nur, wer das Kennzeichen trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.

Hier braucht man Kenntnis. Wer Verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres. Denn es ist die Zahl eines Menschennamens; seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.

So wurde der Job des Widersachers bzw. des juristischen Diabolo zu einem Weltenvernichter aufgebläht, der eine ganze Reihe von Engeln (33,3333 %) mit in die Tiefe riss!

Es dauerte in der menschlichen Geschichte nicht lange, da bevölkerten die abgespaltenen Fürsten der Finsternis die Erde. Luzifer, Satan, Belial, Leviathan, Azazel, Beelzebub, Samael, Asmodeus, Ashtaroth, Abbadon, Amon, Baalberith (bzw. Baal) Behemoth etc.

Es war eine regelrechte Erfolgsstory! Wie viele Bilder, Bücher oder Filme würde es nicht geben, wenn diese „nette Idee“ nicht solange überlebt hätte. Selbst Martin Luther, der den Teufel offensichtlich mit einem Tintenfass mal steinigen wollte, sagte sinngemäß, dass es ohne den Teufel und die drohende Verdammnis keinen Bedarf für Kirche und Christus geben würde.

Also sind die Kräfte der Finsternis das Schmiermittel für viele religiöse Konzepte! Wenn man die literarischen „Kräfte der Finsternis“ untersuchen würde, wäre man jedoch schnell enttäuscht, dass diese nicht „so böse sind“, wie es ihnen nachgesagt wird! Sicher, das Wissen um Dämonen und Teufel ist genau so alt, wie das Wissen um die himmlischen Engel. Und selbstverständlich weiß man, dass beide zusammengehören und sich letztlich gegenseitig bedingen. Die schönen Vorstellungen, dass es die Zeit der Harmonie gab, wo alle Energien in der göttlichen Hierarchie – manche Quellen beschreiben es so, dass es sich ausschließlich um „materielle Energien“ handelt, also rein physische Wesen – Hand in Hand mit den Menschen, Engel, Dämonen und allen anderen Entitäten existieren, wird zwar blumig „Paradies“, „Reich des Lichtes“ oder auch „Traumzeit“ genannt, hat aber eher etwas mit menschlichen Vorstellungen zu tun, als mit „energetischer Realität“! Zwar gibt es in der menschlichen Geschichte immer wieder Mythen und Fabeln, wo Menschen und Tiere harmonisch zusammenlebten und auch die Götter stets huld- und gnadenvoll waren, doch sind dies monoidale Vorstellungen, die in einer dualen Existenz bedeutungslos sind. In der Dualität wird es immer Fraktionen geben, die sich gegenseitig „aufwiegen“ und gleichzeitig „bedingen“. Die Dualität muss zwangsläufig durch eine „schöpferische Freiheit“ einen stetigen Kreislauf erfahren, einen Kreislauf, sodass Leben und Tod sich abwechseln können. Es ist daher nicht ein Rückzug des Göttlichen, sondern ein gezieltes Ausleben der Göttlichkeit. Das Sein, die Quelle, erfährt sich selbst durch Spaltung. In der Kabbalah wird diese Idee als „Tsimtsoum“ bzw. „Simsum“ (~wcmc) bezeichnet, eine „Kontraktion“, eine „Verengung“, eine „Rücknahme“. Der Begriff basiert jedoch auf der Lehre des Kabbalisten Isaac Luria (1534-1572), der in dem Konzept der „Luruanic Kabbalah“ eine bzw. seine neue Lehre verbreiten wollte. Diese besagt, dass Gott in der Schöpfung sich irgendwann „zurückzog“, wodurch ein „konzeptioneller Raum“ entstand, der eine „Endlichkeit“ erhielt. Im Gegensatz zu anderen kabbalistischen Lehren wurde hier die Idee vertreten, dass der Schöpfungsakt durch eine gezielte „Verschleierung“ fortgesetzt wurde, wodurch sich die Dualität bildete! Es wurde so erklärt, dass dieser konzeptionelle Raum (der auch „leerer Raum“ genannt wurde) der Ort des freien Willens sei!

Kabbalistisch ist hiermit die dritte Dimension gemeint, die oft als „Ha-Makom“ (~wqmh) bezeichnet wird, der leuchtende Platz/Ort oder auch „der Allgegenwärtige“ – Gott ist der Ort der Welt, aber die Welt ist nicht sein Ort! Dieses Paradoxon spiegelt einwenig die Beziehung zwischen Licht und Dunkelheit, Engel und Dämonen wieder. Es geht um eine göttliche Anwesenheit, die gleichzeitig eine göttliche Abwesenheit ist. Man kann es sich so vorstellen, dass die 3. Dimension ein Vakuum in der resultierenden Schöpfung des Seins ist, ein Vakuum, in dem Zugänge zu den vier geistigen Welten der Kabbalah (Assiah, Jezirah, Beriah und Aziluth) existieren. Das Vakuum ist aber letztlich das „ultimative physische Universum“. Die verschiedenen Energien, die das göttliche Licht bzw. die spirituelle Lebenskraft darstellt, erscheint in einer „progressiven Minderung“, d. h., je „dichter“ oder materieller die Energie wird, desto weiter ist das göttliche Licht (Ha‘Or (rwah)) entfernt! Die Entfernung bringt unzählige „Verdichtungen“ bzw. „Verschleierungen“ bzw. „Verengungen“ mit sich, sodass die spirituelle Lebenskraft komplett in einer Verhüllung existiert. Literarisch wurde dieses Konzept auch u. a. als Sündenfall betrachtet, da es natürlich göttliche Energien gab, die weiterhin ihren Dienst im Großen Werk, in der „verdichteten Energie“ bzw. in der „Verschleierung“ erfüllen mussten. Da das „göttliche Licht“ verschleiert war, konnten Energien entstehen, die der Mensch bzw. die Literatur mit Begriffen wie „Verdunkelung“, „Stolz“, „Aufstand“, „Egoismus“ oder „Egozentrismus“ beschreiben konnte. Das Prinzip Luzifer sollte dies alles verkörpern, da Luzifer der „Bringer bzw. der Träger des göttlichen Lichtes“ war. Durch die Abtrennung vom Licht bzw. durch den „Raum der progressiven Minderungen“ entwickelte sich gezielt eine Energie, die als Gegenkraft verstanden werden kann – einen Macht der Schatten bzw. die Schattenseite Gottes. Leider wird in diesem Zusammenhang immer noch Erzengel Luzifer genannt, obwohl es sich hierbei um die Malachim handelt bzw. um Sathyriel! Luzifer war zwar auch an der Erschaffung der progressiven Minderungen beteiligt, doch war es ein „Dienst der Liebe“, welcher zusammen mit Erzengel Michael vollführt wurde und in Bezug auf den bereits bestehenden Konflikt zwischen den Kräften der Ordnung, des Lichtes, der sephirothischen Seite – die Lonshin Olpirt (Mächte des Lichts auf henochisch) und den Kräften des Chaos, der Finsternis, der qlippothischen Seite - Lonshin Ors (Mächte der Finsternis auf henochisch), erfüllt werden musste. Es entstand ein „Ringen der Kräfte“, wodurch die „Selbstmeisterung“ jeder Energie das Ziel war. Diese Selbstmeisterung konnte nur aus den Rückverbindungen zwischen dem „Raum der progressiven Minderungen“ und dem „göttlichen Licht“ erfahren werden.

Das Spiel dieser Mächte wurde in vielen Schriften und Filmen verarbeitet – auch klassische Exorzismusfilme gehören dazu, denn natürlich können beide Seiten einen engen energetischen Kontakt zu den Menschen herstellen!

Wenn man so will, sind die Erzengel eine Gruppe von Wesen, die „die Alten“ oder „die Traditionellen“ sind. Sie wollen, dass man „die Spiele des Kosmos“ spielt und seinem Werken nachgeht. Die Malachim hingegen halten es eher wie Darwin. Nur die Stärksten werden überleben. Sie sind „die Neuen“ oder „die Rebellen“. Sie wollen, dass durch Konflikte, Antagonismen und Auseinandersetzungen die verborgenen Fähigkeiten schnell erweckt werden. Sie sind nicht für eine kontinuierliche kosmische Evolution wie die Erzengel, sie sind eher für Quantensprünge und für die Umsetzung des Gesetzes des Stärkeren! Dies mag verlockend klingen, da man selbst vielleicht ein rebellischer Typ ist, doch ist eine Zusammenarbeit mit den Malachim meist recht einseitig. Wenn man sich mit diesen Energien einlässt und eine Verbindung zustande kommt, wird man etwas „haben“ dass die Fraktion der Malachim „gebrauchen“ oder in irgendeiner Weise „verwenden“ kann – man besitzt einen gewissen Wert. Wenn man diesen Wert jedoch verliert, wird man auch die Malachim verlieren, d. h. ihre Unterstützung und ihren Schutz, was dann meistens von lebenszerstörenden Konsequenzen begleitet wird! Manchmal hat man noch nicht einmal die Wahl, ob man sich für die Erzengel oder die Malachim entscheidet. Manchmal entscheiden die Kräfte der jeweiligen Fraktion vorher!

Dämonen und Hierarchien im Club der Widersacher

Da ich jedoch schon zu Beginn des Buches einiges über die sog. „Dämonen“ erzählt habe, will ich das Thema nicht erneut vertiefen. Es geht mir in diesem Kapitel darum, dass man einen Blick auf die Historie bekommt. Die Namen, Siegel (bzw. Symbole) und Sigillen der Dämonen, die man in der klassischen Literatur findet, werden hierbei natürlich nicht ausgeschlossen. Wenn ich mich in der monotheistischen „Außenpolitik“ bewegen wollte, müsste ich die bis dato genannten Engel nur auflisten (ausgenommen Michael, Gabriel und Raphael), und ich hätte eine tolle Liste mit dämonischen Namen! Ich will hier eine kleine Auswahl über die bekanntesten „Energien“ geben, wobei ich einmal die klassisch-literarische Version beschreibe und einmal eigene, magische Erfahrungen mit diesen Prinzipien. Dazu kommen noch klassische hierarchische Strukturen und Muster, denn wenn man eine 9ner bzw. 10ner Hierarchie im Himmel hat (Seraphim, Cherubim, Throne, Herrschaften, Mächte, Gewalten, Fürstentümer, Erzengel, Engel und Grigori), so hat man auch sicherlich eine Hierarchie in der Hölle!

Die Menschen mögen klare Strukturen und deutliche Hierarchien. Egal ob es nun um Engel, Dämonen oder Sportereignisse geht. Dass die Hierarchie der Engel und auch der Dämonen letztlich von Menschen erfunden wurde, dürfte klar sein. Omnipotente, dimensional unbeschränkte Wesen funktionieren außerhalb jeder Hierarchie, genauso wie ihre Sphären, die von den Menschen „Himmel“ und „Hölle“ genannt wurden.

Aber wie erklärt man etwas Unerklärbares? Viele Menschen haben Visionen oder Astralerlebnisse gehabt, die eine Übersetzung von diesen Sphären darstellen. Der Prophet Henoch z. B. hat eine Menge „Reisen in andere Sphären“ unternommen.

Bei diesen energetischen Reisen ist die eigene Bildsprache essenziell. Wenn ich an klassische Engel, in weißen, weiten Nachthemden und goldenen Flügeln glaube, dann werde ich auch genau solche Wesen sehen. Das Gleiche gilt natürlich für Dämonen. Wenn ich Dämonen als Chimären definiere, eine wilde Mischung aus Fledermaus, Werwolf, Drachen, Oktopus und andere Fabelwesen, werde ich auch solche Chimären sehen. So haben die Christen im frühen Mittelalter alle möglichen grotesken Angstideen in eine Form gepresst, diese mit der Überschrift „Hölle“ versehen und sie ihren gutgläubigen Schäfchen verkauft. Man findet in der Geschichte Verbindungen, dass die Nephilim auch als Dämonen gesehen werden können. Die bildlichen Beschreibungen, die es über die Nephilim und über die Dämonen gibt, sind jedoch sehr unterschiedlich. Während die Nephilim einfach nur riesige humanoide Gestalten waren, die vielleicht durch ihre Größe bedrohlich wirkten, so waren die Dämonen mit ihren grotesken Darstellungen eine personifizierte Angsterscheinung. Zwar war die Vorstellung von monströsen und grauenhaften Kreaturen nicht nur eine Schöpfung des Mittelalters und der Christen, doch wurde in dieser Zeit die Informationspolitik über diese Angsterscheinungen forciert. Das Mittelalter war eine perfekte Petrischale, um die eigenen dunklen Fantasien, schriftliche Realität werden zu lassen. In einer Zeit, wo es überall böse Hexen und Magier gab, die alle nichts Besseres zu tun hatten, als einen Teufelspakt einzugehen und die durch Besessenheit die tiefsten Geheimnisse des Kosmos zu erlangen, gedieh perfekt das Bild des klassischen Dämons. Als letztendlich der Buchdruck erfunden wurde und man die künstlerisch-kreativen Fantasiegebilde der eigenen Angst einem breiten Publikum überreichen konnte, erschienen sehr viele Autoren und sogenannte Wissende, die wilde Engelsbezeichnungen und Dämonennamen in die Öffentlichkeit trugen. Es wurde postuliert, dass man die Natur der Engel nur dadurch verstehen könne, wenn man ihre Gegner, ihre Widersacher verstehen würden, denn aus der Bibel wusste man, dass Satan mit den gefallenen Engeln auf die Erde gekommen sei, um hier eine Schreckensherrschaft zu errichten.

Wenn man die gefallenen Engel studieren würde, so könnte man indirekt auch auf die himmlischen Engel schließen, die treu an der Seite Gottes blieben.

Wie ich schon relativ am Anfang des Buches erwähnt habe, ist das ursprüngliche Wort „Dämon“ vom griechischen „Daimon“ abgeleitet, welches sich wieder vom griechischen Verb „daiomai“ hergeleitet. Das Verb „daiomai“ bedeutet soviel wie „teilen“ oder „zerteilen“. Gleichzeitig hat es aber auch die Bedeutung eines „Zuteilers“, d. h. einer Kraft oder Macht, die einem etwas „zuordnet“ bzw. „zuteilt“, was sich in Bezug auf das Wort „daiomai“ im Sinne eines Schicksalszuteilers versinnbildlicht. Ferner wurde in der frühen griechischen Sprache, der Begriff Daimon als Synonym für Theos verwendet, was Gott bedeutet. Hiermit wurden also Wesen oder Energien bezeichnet, die schicksalshaft auf das Leben der Menschen einwirken bzw. einwirken können.

 

In den Arbeiten des Philosophen Platon (428 v. Chr. – 347 v. Chr.) werden die Dämonen primär als Vermittler gedeutet, die den Kontakt zwischen den Sphären der Götter und den Menschen herstellen. Im christlichen Kontext also „klassische Engel“. Leider änderte sich diese Sichtweise durch den Platonsschüler Xenokrates (396 v. Chr. – 314 v. Chr.).

Xenokrates schrieb den Dämonen überwiegend böse Taten zu. Hierdurch entlastete er die olympischen Götter von der „Theodizeeproblematik“. Theodizee ist die „Gerechtigkeit Gottes“ bzw. die „Rechtfertigung Gottes“ und stellt einen Fachterminus dar, der verschiedene Ideen beinhaltet, warum allmächtige Wesen (Gott bzw. die Götter) Leid und Seelennot in die Welt „lassen“. Es ist die allseits bekannte Frage „Warum lässt der liebe Gott zu, dass es mir so schlecht geht?“ Durch die neue „Jobbeschreibung“ der Dämonen schaffte es Xenokrates zwar kurzfristig die „Götterproblematik“ zu mildern, hat dafür aber den Grundstein für die frühchristliche Umwertung der Dämonen gelegt, von ambivalenten zu durchweg negativen Wesen. Während Platon die „Dämonen“ noch natürlich gesehen hat, in Bezug darauf, dass auch Mutter Natur ambivalent ist – liebevoll und gnadenlos bzw. barmherzig (gut) und mitleidslos (böse), wurde es von Xenokrates so interpretiert, dass das Böse schon sehr gezielt agierte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Bibel Dämonen ausschließlich als böse Geister auffasst.

Dies passte natürlich auch sehr gut in die schematischen Darstellungen der Engel und der Dämonen. Auch wenn die Engel ihre Ursprünge in den mesopotamischen Religionen haben (die Darstellungen von Marduk und Tiamat z. B.), wurden die Wesen so stark europäisiert, dass die Christen für sich eine ganz deutliche „bildliche Trennung“ vollziehen konnten. Dies zeigt sich auch durch literarische Forschungen, welche belegen, dass nicht alle Dämonen im mesopotamischen Gebiet negative Züge hatten. Die Dämonen waren ambivalent, sie hatten sogar vorwiegend positive Aufgaben zu erfüllen. Leider bezeichneten nur wenige Gelehrte diese Wesen auch als Engel. Die Mischwesen der mesopotamischen Religionen, mit ihren tierischen Leibern, ihren Flügeln, ihren Klauen und ihrem aufrechten Gang, „durften“ keine Engel (aus Sicht der Christen) sein, da Engel doch bitteschön androgyne und absolut liebliche Körper und Gesichtszüge hatten. Die Götter der „Wilden“ hatten schon immer diesen tierisch-ambivalenten Charakter, nun, und da die „Wilden“ böse waren, waren es ihre Götter auch! Schön, wenn die Welt am eigenen Tellerrand endet – leider ist dieses Problem aktueller als je zuvor!

So schafften es die monotheistischen Religionen (vorweg die Christen) aus den Göttern und heiligen Wesen der „Anderen“ die groteskesten Dämonen zu basteln … ja zu basteln!

Hier einmal die klassischen Dämonenfürsten, die aus Sicht mancher Autoren einfach nur gefallene Engel sind: