Ärger mit den "Dritten"?

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Ärger mit den "Dritten"?
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Franz Fliegen

Ärger mit den "Dritten"?

Ein nicht ganz ernstzunehmender Einblick zum Thema

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Wer von uns kennt das nicht, das Leid mit seinen Zähnen.

Jetzt wird vieles anders

Ärger mit den „Dritten“?

Nachwort

Impressum neobooks

Wer von uns kennt das nicht, das Leid mit seinen Zähnen.

Wenn wir die ersten „Hacker“ bekommen ist das mit Schmerzen verbunden. Die Muttis und Vatis bemühen sich unser „auaaaaa!“ zu lindern. Mit salben, singen, streicheln und guten zureden. Das hilft nicht immer, gibt aber unseren Eltern wenigsten das Gefühl alles ihnen mögliche getan zu haben.

Sind wir dann etwas größer und auch älter, dann fallen die Zähnchen aus, sie haben ihre Schuldigkeit getan. Das passiert mal schnell, mal langsam, es soll auch vorkommen das mal einer verschluckt wird. Oder auch mit einem Bindfaden an der Tür angebunden, die ganze Sache beschleunigt wird. Die Muttis und die Omis sind dann diejenigen die unsere ersten Beißerchen für die Nachwelt erhalten wollen. Die kommen dann in ein kleines Pillenglas und werden bei Familienfeiern gerne präsentiert.

"Ja, das sind die ersten Zähnchen von unserer Anne, und nun ist sie ja schon ein so großes Mädel."

Anfänglich noch in der Glasvitrine und für jedermann gut sichtbar, verschwinden die süßen kleiner Dinger irgendwann mal in einer Schachtel und werden vergessen. Zeitgleich machen sich die neuen Zähne bemerkbar bzw. auf den Weg vom Kiefer heraus. Auch das ist gelegentlich mit Schmerzen verbunden, nämlich dann wenn die Dinger nicht so recht durchkommen. Manchmal stehen unsere Zähne dann zu eng beieinander oder zu weit auseinander, da wird dann zur Korrektur eine Spange verwendet. Diese Konstruktion drückt nicht nur manchmal, denn auch während der Pubertät kann solch ein Drahtgestell anderweitig hinderlich sein. Aber was tut man nicht alles um ein schönes Gebiss sein eigen nennen zu können. Da wird dann geputzt, mit Seidenfaden nachgeholfen oder die professionelle und teure Zahnkosmetik in Anspruch gekommen.

Aber egal was wir mehr oder weniger machen um unsere Zähne zu erhalten, irgendwann kommt die Stunde da ist der erste Zahnarztbesuch, und manchmal wohl auch der erste Zahn fällig. Die Ursache dafür sind der böse Zucker der oftmals zur Karies führte, und diese wiederum zu heftigen und unerträglichen Zahnschmerzen. Diese lassen uns dann schier die Wand hochgehen. Wir rennen durch die Stube, wir kühlen, wir nehmen Tabletten, wir stecken eine Gewürznelke dahin wo wir die Ursache vermuten, aber alles vergebens. Und oftmals ist es so, das wir uns erst dann dem Menschen anvertrauen der sich da Zahnarzt nennt, wenn unsere Schmerzen nicht mehr auszuhalten sind. Denn dort wo dieser berühmte Stuhl steht, wo allerlei Instrumente uns das Grausen ins Gesicht schreibt, da wird dann an unseren Zähnen gebohrt, geschliffen, gefeilt, gefräst und was auch immer. Aber das ist nun zwingend notwendig, und das wissen wir auch. Denn es geht nun ausschließlich darum, die Funktionalität und das dasein unserer Beißwerkzeuge unter allen Umständen zu erhalten. Das wir das nicht als angenehm empfinden liegt in oben benannten Tatsachen begründet. Und so wird nun mal der Zahnarzt, also der, der bei uns im Mund berechtigter Weise rumfuhrwerkt, ungewollt und unberechtigt mit zu einen der unbeliebtesten Zeitgenossen den wir kennen. Und dies wohlgemerkt nicht als Mensch, aber als Zahnarzt. So sieht das wohl der größere Teil der Bevölkerung. Denn der Besuch beim selbigen versetzt uns schon dann in Angst und Schrecken wenn wir vom Wartezimmer aus nur den Ton vom fietschenden Bohrer hören. Kommt noch ein kurzer Schrei aus dem Behandlungszimmer ist es ganz aus, unsere eigenen Schmerzen sind plötzlich wie weggeblasen. Es gibt da nicht wenige die sich dann fix verabschieden, " ...ist ja nicht so schlimm bei mir, auf Wiedersehen!"

So gehen die Jahre und Jahrzehnte ins Land, und unsere Zähne werden mit mehr oder weniger Zahnschmerzen und Zahnarztbesuchen allmählich immer weniger. Warum und weshalb wir unsere Zähne verloren haben ist ein anderes Thema und so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Das reicht von ungenügender oder unzureichender Pflege, dem ziehen noch erhaltungswürdiger Zähne (in der Zeit als es noch nicht solch umfassende und ausgereifte Zahnmedizin gab), bis hin zu vererbter Anfälligkeit, Unfälle oder einfach nur eine derbe Schlägerei, beispielsweise um eine schöne Frau.

Doch dann kommt irgendwann der Tag an dem Mann oder Frau mit den verbliebenen Zähnen nichts mehr beißen oder kauen kann, ein Lachen sich wegen der leere aus esthetischen Gründen von selbst verbietet.

Jetzt wird vieles anders

Nach der unangenehmen Prozedur von Abdrücken abnehmen, einer ersten Anprobe und kleinerer Korrekturen ist es dann endlich soweit.

Wir bekommen unser Dritten, die da kalt, fremd und wie Legobausteine wirken an den Kiefer und Gaumen gepresst. Und das fühlt sich erst einmal, um in der Sprache eines Goethe oder Schiller zu formulieren, beschissen an. Nun tritt, unabwendbar und gnadenlos, der gefürchtete und verschmähte Zahnersatz in unser Leben. Und das in zweierlei Hinsicht. So in seiner wichtigen Funktionalität als oberes Kauwerkzeug, als unteres Kauwerkzeug, oder für beides. Denn irgendwie müssen auch wir unsere Nahrung so zerkleinern können das diese weich, und somit ungehindert durch den Schlund in den Magen gelangen kann. Der Mensch lebt ja nicht vom Brei allein! Und als optische Fassade einer scheinbaren Vollkommenheit. Wir können wieder lachen, reden, gähnen. Beides wäre ohne unsere Zahnprothesen nicht mehr ungestraft möglich. So gesehen ergibt sich die Legitimität des Vorhandenseins von künstlichen Gebissen von selbst.

Doch bis hier her ist vieles noch harmlos, und obwohl wir sie irgendwann und vielleicht sogar liebevoll unsere „Dritten“ nennen, mit der feierlichen Übergabe der Zahnprothese an uns gehen nämlich auch die Probleme los.

Und über die möchte ich hier berichten.

Denn mit den „Dritten“ kommen die echten Herausforderungen des Lebens, und es beginnt ein verschwiegenes Dilemma sondergleichen. Und das zumindest für die, die es unmittelbar oder mittelbar betrifft.

Auch deshalb hatten wir vor ein paar Jahren unseren Verein gegründet. Eine, wohl die erste und auch einzige Selbsthilfegruppe in Deutschland, eine SHG der anonymen Gebissträger e.V. Die Gründung war nicht ganz einfach. Aber das nicht etwa wegen möglicher fehlender Mitglieder (in Deutschland gibt es ca. 15 Millionen Zahnprothesenträger!) oder der tiefgreifenden Problematik für dieselben, sondern wegen den Behörden. Denn die fanden unser Ansinnen irgendwie abstrus und lächerlich bis, ja bis die letztendlich entscheidende Instanz auch ein Gebissprothesenträger war.

Unsere Mitglieder die ständig mehr werden sind ausschließlich Normal Zahnprothesenträger. Also einfache Menschen aus dem Volk die mittels Haftcreme, Klammern oder sogenannter Druckknöpfe ihre Halb- oder Vollprothesen in ihrem Mund befestigen, und in der Regel Nachts rausnehmen. Was anderes können wir uns nicht leisten. Denn wir sind normale Kassenpatienten wo uns schon die Zuzahlung zur Herstellung unserer Zahnprothese schwer fällt.

Leidensgefährten mit festsitzenden Prothesen, also künstliche Zähne die auf Implantaten fest verankert sind gehören nicht zu unserer Selbsthilfegruppe. Auch nicht die mit den blendend weißen Jacketkronen.

Und nun sitzen wir in unserer wöchentlichen Runde. Männer und Frauen, Junge und Alte. Angestellte, Künstler, Ingenieure, Handwerker, Leiharbeiter, Hausfrauen, Sportler und viele andere. Wir tauschen uns über die Probleme mit unseren Zahnprothesen aus, und versuchen mit verschiedenen möglichen oder auch unmöglichen Strategien Lösungsansätze zu finden, um weiteren seelischen Schaden abzuwenden oder wenigstens zu minimieren. Denn den haben die meisten von uns bereits erlitten, der eine mehr, der andere weniger, je nach dem. Parallel zu uns gibt es noch eine Angehörigengruppe. In dieser verarbeiten die oftmals traumatisierten Familienangehörigen ihre Erlebnisse und Erfahrungen.

Lesen sie also hier die Erfahrungsberichte der Mitglieder beider Gruppen in protokollarischer, allerdings unvollständiger und loser Zusammenfassung als Abschrift.

Alle hier zu Wort kommende haben ihr Einverständnis zur Veröffentlichung gegeben, solange es der Sache dient. Manches scheint ihnen beim lesen absurd oder skurril, vielleicht sogar unwahr. Aber glauben sie mir, nichts ist schlimmer als der ärger mit den Dritten.

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