Quantenheilung

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4. Der Verstand und die Gedanken
„Jeder Handlung geht ein Gedanke voraus.“
Ralph Waldo Emerson
„Die Frage lautet:
Können Sie sich der Reflexhaftigkeit eines Gedankens bewusst werden – dass er ein Reflex ist …
Und wir könnten sagen, solange die Reflexe sich frei verändern können, muss es eine Art Intelligenz oder Wahrnehmung geben, etwas, das ein wenig außerhalb des Reflexes liegt, das erkennen könnte, ob er stimmig ist oder nicht.“
David Bohm

Ihr Verstand ist etwas Erschaffenes. Er ist nicht greifbar wie Ihr Stuhl. Er ist eher mental als materiell. Doch wie Materie besteht Ihr Verstand aus Energie und Ordnung und ist gleichzeitig Behälter Ihrer Gedanken. Ein Gedanke ist ein sehr interessantes Phänomen. Als ich in den frühen 1970er-Jahren bei Maharishi Mahesh Yogi war, meditierte ich in der verschlafenen spanischen Stadt La Antilla fünf Monate lang täglich zehn bis zwölf Stunden. Nach den ersten paar Wochen wurde mein Verstand sehr ruhig und nach und nach konnte ich zusehen, wie er arbeitete. Damals beobachtete ich, wie Gedanken entstehen. Jeder neu erschaffene Gedanke war ein einzelner Energiepunkt, der an der Schwelle des reinen Bewusstseins auftauchte. Ich beobachtete, wie sein Inhalt sich zeigte. Jeder Gedanke, also jede Gedankenform, enthielt eine Schwingung, die eine Emotion und einen logischen Gedanken repräsentierte, sowie jeden der fünf Sinne. Im Universum des Verstandes ist jeder Gedanke eine Galaxie.


Abbildung 2: Modell des Verstandes

Ist er erst einmal geboren, durchtrennt der Gedanke seine Nabelschnur zum Mutterbewusstsein und beginnt aufzusteigen und sich auszudehnen wie eine Luftblase vom Grund eines Teiches. In dem Moment, in dem sich ein Gedanke vom Ganzen trennt, wird das Ego geboren. Während sie sich ausdehnt, breitet sich die Gedankenenergie über eine größere Fläche aus. Der Gedanke wird schwächer, je weiter er sich von seiner Quelle entfernt. An diesem Punkt ist er leicht zu verzerren und zu verfälschen. Schließlich zerplatzt der Gedanke wie eine Seifenblase an der Oberfläche meines Bewusstseins. Das Zerplatzen der Gedankenblase war, wie Maharishi mir später erklärte, der Moment, in dem sich der Verstand des Endes der Reise des Gedankens bewusst wurde. An diesem Punkt handeln wir nach unseren bewussten Gedanken. Ich erlebte gleichzeitig seine Geburt und seinen Tod durch ein erweitertes Bewusstsein, das von meiner Meditation herrührte.

Ihr Verstand ist der Behälter Ihrer Gedanken. Im Universum des Verstandes ist jeder Gedanke eine Galaxie.

Jeder Gedanke geht mit einer vorherrschenden Emotion und einer Schwingung einher, die wir über die Sinne wahrnehmen. Solange sich der Gedanke ausdehnt, treten die Schwingungen miteinander in Wechselwirkung und verändern sich. Seinen Hang zum Handeln richtet der Gedanke an den vorherrschenden inneren Schwingungen aus. Auch sah ich eine Art Matrix, durch die sich Gedanken ihren Weg ins Bewusstsein bahnen. War das Innenleben durcheinander, so konnte die Matrix die Schwingungen im Innen neu ordnen und die Tendenz ändern. Maharishi sagte mir, das sei der Intellekt, der Gedanken filtere und so dazu beitrage, dass sie harmonischer werden und unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden fördern.

Ohne hierauf weiter einzugehen, möchte ich für unsere Zwecke jedoch einen einzigen Punkt aufgreifen. Je weiter sich ein Gedanke vom reinen Bewusstsein entfernt, desto schwächer wird er und desto wahrscheinlicher richtet er Schaden an. Die von uns als negativ bezeichneten Gedanken beginnen nicht als solche. Fehlwahrnehmung und Angst, die im Inneren unausgewogenen Druck erzeugen, „verunstalten“ die Gedanken. Sobald ein Gedanke entsteht, erlebt er eine Art Trennungsangst. Die Bhagavad-Gita (eine der zentralen Schriften des Hinduismus, Anm. d. Übers.) formuliert das so: „Die Angst wird aus der Dualität geboren.“ Nicht mehr mit der grenzenlosen Einheit des Bewusstseins verbunden, nimmt ein Gedanke sich als allein wahr und versucht, diesen Verlust auszugleichen. An diesem Punkt kann sich der ansonsten vollkommen funktionierende Gedanke verzerren. Ein abscheulicher Gedanke lässt einen Menschen ebenso handeln. Wir brauchen uns nur umzuschauen, um zu erkennen, dass ein ganz harmonischer, liebevoller und produktiver Gedanke in unserer Alltagswelt kaum seinen Ausdruck findet.

Je weiter sich ein Gedanke vom reinen Bewusstsein entfernt, desto schwächer wird er und desto wahrscheinlicher richtet er Schaden an.

Wenn Sie glauben, ich würde einen Gedanken zu sehr beleben oder ihm zu viel Intelligenz beimessen, dann vergessen Sie nicht, dass genau die Ansammlung dieser Gedanken Sie dahin gebracht hat, wo Sie heute sind. Die meisten Menschen identifizieren sich in erster Linie mit ihrem Denken. Sie sagen: „Ich bin beruflich erfolgreich. Meiner Ansicht nach soll Bildung kostenlos sein. Ich bin wütend.“ Doch was brauchten Sie dafür, um Erfolg, Überzeugungen und Gefühle zu haben? Jeden Schritt Ihres Weges haben Ihre Gedanken geprägt und Ihren Fortschritt oder mangelnden Fortschritt gelenkt.

Je weiter der Weg eines Gedankens ist, bis er in Ihr Bewusstsein gelangt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er disharmonisch wird. Wenn wir unser Bewusstsein so erweitern könnten, dass wir mit den Gedanken näher an ihrem Ursprung in Kontakt kämen, dann könnten wir die Wahrscheinlichkeit einer Disharmonie verringern. Diese Botschaft ist nicht neu. Schon seit Ewigkeiten raten uns die Weisen, auf diesen Zug aufzuspringen. Das Problem ist nicht das Was, sondern das Wie. Weil wir die Rolle des Bewusstseins beim Denken noch nicht völlig verstehen, sitzen wir in der Patsche. Doch es geht um mehr als um das Verstehen. Verstehen findet im Verstand statt. Das reine Bewusstsein ist jenseits des Verstandes. Deshalb muss das Verstehen außen vorbleiben.

Die meisten Menschen identifizieren sich in erster Linie mit ihrem Denken.

Es bleibt also die Erfahrung des reinen Bewusstseins. Und auch da befinden wir uns auf schwankendem Boden. Um eine Erfahrung zu machen, brauchen wir den Verstand. Und hierin liegt einer der hervorstechendsten und praktisch allgemein missverstandenen Grundsätze, wenn es darum geht, reines Bewusstsein zu erkennen. Reines Bewusstsein lässt sich nicht erfahren. Wir erkennen es durch Nicht-Erfahren. Das sollte hier erwähnt werden. Auch noch so viele Erklärungen vermitteln uns nicht die Nicht-Erfahrung reinen Bewusstseins. Für den Moment will ich Ihnen jedoch zeigen, wie Sie Ihr Denken anhalten und selbst entdecken können, woher die Gedanken kommen.

Reines Bewusstsein lässt sich nicht erfahren. Wir erkennen es durch Nicht-Erfahren.

5. Der Raum zwischen unseren Gedanken
„Wir müssen lernen wieder zu erwachen und uns wach zu halten, nicht mit mechanischen Mitteln, sondern durch ein grenzenloses Erwarten des neuen Morgens.“
Henry David Thoreau
„Wenn wir das Wunder einer einzigen Blume klar sehen könnten, würde sich unser ganzes Leben ändern.“
Buddha

Je näher ein Gedanke, mit dem wir in Kontakt kommen, am reinen Bewusstsein ist, desto mehr Energie und Ordnung enthält er. Mit einem Gedanken bereits bei seinem Entstehen in Kontakt zu kommen, bedeutet Vollkommenheit wahrzunehmen, frei von disharmonischen Einflüssen. Bevor Sie die Quantum-Entrainment-Methode (QE) erlernen, werde ich Sie durch mehrere Übungen führen, bei denen Sie Ihr Alltagsbewusstsein dem reinen Bewusstsein öffnen. Sie brauchen den Weg nur einmal zu beschreiten und werden sich danach immer dieses reinen Bewusstseins gewahr sein. Nicht anders, als wenn Sie an einem kühlen Tag eine Jacke anziehen. Sobald Sie sie anhaben, hält diese Sie wohlig warm. Selbst wenn Sie vergessen, dass Sie Ihre Jacke tragen, schützt sie Sie noch. Und wann immer Sie wollen, können Sie sich bewusst machen, dass Sie Ihre Jacke anhaben. Genauso ist es mit dem reinen Bewusstsein: Sobald Sie es einmal gefunden haben, brauchen Sie sich nur noch bewusst zu werden, dass es immer da ist. Sind Sie bereit? Los geht’s!

Übung Nr. 1: Die Gedanken anhalten

Setzen Sie sich bequem hin und schließen Sie Ihre Augen. Achten Sie jetzt auf Ihre Gedanken. Folgen Sie ihnen einfach, wohin auch immer sie Sie führen. Beobachten Sie einfach, wie sie kommen und gehen. Nachdem Sie Ihre Gedanken ungefähr fünf bis zehn Sekunden lang beobachtet haben, stellen Sie sich folgende Frage; achten Sie dann sehr aufmerksam darauf, was unmittelbar nach dem Fragen passiert. Hier ist sie: „Woher kommt mein nächster Gedanke?“

Was ist passiert? Gab es in Ihrem Denken eine kurze Pause, während Sie auf den nächsten Gedanken warteten? Haben Sie einen Raum bemerkt, eine Art Lücke zwischen der Frage und Ihrem nächsten Gedanken? Gut, lesen Sie nun die Anleitung noch einmal und führen Sie die Übung erneut durch. Ich warte …

Nun, ist Ihnen ein winziges Zögern, eine Pause zwischen Ihren Gedanken aufgefallen? Falls Sie unmittelbar nach der Frage wachsam waren, werden Sie bemerkt haben, dass Ihr Verstand einfach darauf wartete, dass etwas geschieht. Eckart Tolle, Autor des Buches Die Kraft der Gegenwart, sagt, der Verstand ist wie eine Katze, die ein Mauseloch beobachtet. Sie waren wach, warteten, aber in dieser Lücke tauchten keine Gedanken auf. Vielleicht haben Sie gehört, dass es Jahre mühsamen Übens erfordert, den Verstand von Gedanken zu befreien, aber Sie haben es in wenigen Sekunden geschafft.

Bitte führen Sie die Übung noch mehrmals durch. Sie können ersatzweise auch andere Fragen stellen, etwa „Welche Farbe hat mein nächster Gedanke?“, oder „Wie wird mein nächster Gedanke riechen?“, oder „Wie wird mein nächster Gedanke aussehen?“. Die Frage selbst ist nicht wichtig, jedoch Ihre Aufmerksamkeit. Sie lässt die Lücke zutage treten, den Raum zwischen Gedanken. Diese Lücke ist reines Bewusstsein. Sie mag flüchtig sein, aber sie ist da. Sobald Sie sich dieser Pause in den Gedanken regelmäßig bewusst werden, wird das Magie in Ihr Leben bringen.

 

Zurück an die Arbeit. Machen Sie diese Übung noch weitere zwei oder drei Minuten lang, wobei Sie die Frage etwa alle 15 Sekunden erneut stellen. Achten Sie auf die Lücke, sobald sie auftaucht. Halten Sie nach ihr Ausschau, wenn sie nicht da ist. Innerhalb weniger Minuten werden Sie feststellen, dass Ihre Gedanken sich beruhigen und Ihr Körper sich entspannt.


Abbildung 3: Die Lücke

Warum ist das so? Sie beabsichtigen gar nicht, sich zu entspannen oder friedvoll zu werden. Es geschieht von selbst, ohne Ihr Zutun. Warum fühlen und verhalten wir uns so anders, wenn wir uns unseres Bewusstseins gewahr werden? Indem Sie bewusst wurden, konnten Sie mit Ihren Gedanken auf immer höheren und feineren Ebenen in Kontakt kommen. Und auf jeder Ebene ist die Ordnung ausgeprägter und die Energie höher. Die Lücke, die Sie zwischen Ihren Gedanken wahrnahmen, war das Erfahren der Nicht-Erfahrung, die ich bereits erwähnte. Diese Nicht-Erfahrung war reines Bewusstsein.

Meditieren Sie mehrmals täglich eine Minute lang und stellen Sie dabei dem Verstand alle 15 Sekunden eine neue Frage. Sie werden sich bald des Raumes bewusst sein, den Sie zwischen Ihren Gedanken entdeckt haben, selbst wenn Sie anderen Aktivitäten nachgehen, sich z.B. unterhalten oder Auto fahren. Auch wenn Sie nichts anderes tun sollten, als regelmäßig diese kurze Pause zwischen Gedanken zu beobachten, würden Sie sich im Laufe der Zeit energiegeladener fühlen, weniger Stress empfinden und sogar eine geschmeidige Leichtigkeit in Ihren Beziehungen mit anderen feststellen. Vielleicht nehmen Sie auch eine heiterere Stimmung wahr, die ein wenig an Spitzbübigkeit erinnert. Sich gut zu fühlen ist ein Vergnügen. Dieses Empfinden ist die Grundlage für kommende tiefere, erfüllendere Erfahrungen. Doch allein diese Übung lohnt sich schon. Nun wollen wir unser Wissen um die Quelle der Gedanken erweitern, damit wir sie noch intensiver nutzen können.

Die Lücke zwischen Gedanken war das Erfahren der Nicht-Erfahrung. Diese Nicht-Erfahrung war reines Bewusstsein.

6. Wer bin ich?
„Das nicht hinterfragte Leben lohnt es nicht, gelebt zu werden. Die einzig wahre Weisheit besteht darin zu wissen, dass man nichts weiß.“
Sokrates

Vor etlichen Jahren drängte uns Sokrates: „Erkenne dich selbst!“ Haben Sie sich je gefragt, warum er das als so überaus wichtig empfand? Welche möglichen Vorteile hätten wir davon, wenn wir mit unserem Selbst vertraut würden? Und was, zum Kuckuck, ist überhaupt unser Selbst? Lassen Sie uns das einmal näher anschauen.

Wiederholen Sie Übung Nr. 1: Das reine Bewusstsein finden und stellen Sie erneut die Lücke zwischen den Gedanken fest. Machen Sie das einige Minuten lang und stellen Sie dabei eine der Vorbereitungsfragen. Stellen Sie die Frage ungefähr alle 15 Sekunden und denken Sie daran, ganz wachsam zu sein, um festzustellen, was unmittelbar nach dem Fragen geschieht.

Der Erfahrung nach ist diese Lücke zwischen Gedanken nicht gerade etwas, worüber man viel schreiben könnte. Sie ist einfach ein Raum voller Stille, die nur deutlich wird, nachdem ein Gedanke endet und bevor der nächste beginnt. Da in der Pause zwischen den Gedanken kein Denken stattfindet, werden Sie sich des Denkens nicht bewusst sein, bis es wieder einsetzt und vielleicht nicht einmal dann. Der Verstand folgt der Bewegung. Ihn faszinieren Bewegung und Form. In der Lücke sind beide nicht vorhanden. Sie enthält nichts. Nun ja, das Nichts bedeutet nichts für den Verstand. Doch das ist ein schwer wiegender Fehler, und zwar aus folgendem Grund: Alle Gedanken unseres Verstandes kommen aus diesem Nichts, das wir als reines Bewusstsein identifiziert haben. Prüfen Sie selbst. Wiederholen Sie die Übung und beobachten Sie die Lücke. Automatisch und ohne weiteres Zutun. Ihrerseits taucht der nächste Gedanke spontan auf. Er ist taghell, ein brandneuer Gedanke. Das ist recht wundersam, wenn Sie innehalten, um darüber nachzudenken. Jeder neue Gedanke ist ein Wunder der Schöpfung und kommt aus dem Nichts. Deshalb kann das Nichts nicht leer sein. Irgendetwas muss in dem Nichts enthalten sein, sonst könnte es keine Gedanken hervorbringen. Interessant, nicht wahr?

Da in der Pause zwischen den Gedanken kein Denken stattfindet, werden Sie sich des Denkens nicht bewusst sein, bis es wieder einsetzt …

Wiederholen Sie Übung Nr. 1 (S. 33) noch einige Male. Denken Sie insbesondere daran, wachsam zu sein, und achten Sie darauf, was geschieht. Mittlerweile sind Sie schon ein alter Hase darin, die Pause zwischen Ihren Gedanken zu beobachten. Jetzt stelle ich Ihnen die 64 000-Euro-Frage: Wer beobachtet die Lücke? Es gibt keine Gedanken, keine Emotionen, keinerlei Bewegung – doch Sie sind immer noch da, nicht wahr? Sie sind nicht ins Koma gefallen und auch nicht nach Oklahoma gefahren. Sie haben genau hier darauf gewartet, dass wieder ein Gedanke auftaucht. Wer hat da gewartet? Wer ist dieses Sie? Wer beobachtet, wenn der Verstand verschwindet?

Wenn Sie sich mit Ihren Gedanken identifizieren, die in Ihren Erinnerungen und Zukunftsplänen durcheinanderlaufen, dann verweisen Sie auf das „Ich“. „Ich“ ist die Ansammlung von „Dingen“, wie Ihr Alter, Ihr Geschlecht, Ihre Interessen und Vorlieben, Ihre Hoffnungen und Erinnerungen, die Sie Ihr Leben nennen. Doch nichts davon existiert in dem Moment, in dem Ihr Denken stoppt. Um das zu beobachten, müssen Sie bewusst sein, stimmt’s? In dem Augenblick, in dem der Verstand ausgeschaltet wird, sind Sie sich nichts bewusst. In dem Moment existiert nichts außer dem reinen Bewusstsein. Und jetzt haben Sie das Rätsel gelöst, wer Sie wirklich sind: Sie sind Bewusstsein!

Wer beobachtet, wenn der Verstand verschwindet?

Klingt das unmöglich? Die Tatsache selbst lässt sich nicht leugnen. Ihre unmittelbare Wahrnehmung hat gezeigt, dass Ihr inneres Selbst Bewusstsein ist. Ja, bevor das „Ich“ geboren und in das Selbstbild eingefügt wurde, das Sie als Ihr Selbst ausmachen, existierte das einzige Selbst, reines Bewusstsein. Um dieses Tohuwabohu ging es bei den bohrenden Fragen, die Sokrates vor 2500 Jahren stellte. Er ermunterte die Menschen dazu, nicht nur den Inhalt ihrer Gedanken, sondern die Gedanken selbst in Frage zu stellen. Sie und ich wissen freilich, dass das recht schnell zum reinen Bewusstsein führt, dem unteilbaren inneren Selbst.

Lassen Sie uns noch ein wenig darüber nachdenken, dass wir reines Bewusstsein sind. Lassen Sie Ihr Leben noch einmal Revue passieren. Holen Sie einen Moment aus Ihrer Kindheit und dann aus Ihren Jugendjahren her. Erinnern Sie sich jetzt an eine Zeit in Ihren 20er- oder 30er-Jahren, bis Sie bei Ihrem heutigen Alter angelangt sind. Denken Sie an das, was Sie jetzt tun. Im Laufe Ihres Lebens haben sich Ihre Interessen und Gefühle gewandelt, Ihr Körper ist gewachsen und gealtert, die Familie ist älter geworden und Freunde haben gewechselt. Doch da war immer ein Teil von Ihnen, der schon da ist, seit Sie denken können. Er hat sich in allen Lebensphasen nicht gewandelt.

„Ich“ ist die Ansammlung von „Dingen“, wie Ihr Alter, Ihr Geschlecht, Ihre Interessen und Vorlieben, Ihre Hoffnungen und Erinnerungen, die Sie Ihr Leben nennen.

In jedem Stadium, nein, in jeder Sekunde Ihres Lebens, während Ihr Körper damit beschäftigt war, so zu werden, wie er heute ist, stand Ihr Bewusstsein als stiller, wachsamer, zeitloser Zeuge oder Beobachter daneben. Als Sie sagten: „Ich möchte zu meiner Mama“, „Ich hasse den Turnunterricht“, „Ich werde dich immer lieben“ oder „Ich mag keine laute Musik“, identifizierten Sie sich mit Dingen, Ereignissen und Gefühlen, die zwar dem „Ich“ widerfuhren, nicht aber dem Selbst. Die Dinge und Gefühle in Ihrem Leben – dass Sie sich nach Ihrer Mutter sehnten, den Turnunterricht verabscheuten usw. –, das alles hat sich gewandelt und ist in der sogenannten Erinnerung aufbewahrt. Die Dinge in Ihrem Leben haben sich verändert und verändern sich noch. Doch Ihr Bewusstsein ist nach wie vor regungsloser Zeuge des Films, den Sie Ihr Leben nennen.

Alfred Lord Tennyson sprach in seinem Gedicht The Brook von dieser Unveränderlichkeit und Beständigkeit, als er schrieb „Menschen kommen, Menschen gehen, ich aber fließe ewig“. Wir könnten genauso leicht, jedoch weniger eloquent sagen: Meine Sicherheit, Gefühle und Gedanken, mein Körper und mein Umfeld kommen und gehen, aber mein Bewusstsein bleibt ewig bestehen. Das ist sicher nicht so ergreifend für die Seele, doch es bringt den Sachverhalt rüber.

Warum ist es so absolut entscheidend, „Dein Selbst“ zu kennen? Wenn Sie es schaffen, Ihr inneres Selbst als unveränderlich, grenzenlos und als ewiges Bewusstsein wertzuschätzen, dann beginnt Ihre Abhängigkeit vom welkenden Körper und Ihrem nachlassenden Verstand zu schwinden. Sie werden sich bewusst, dass Sie jenseits allen Wandels und des Todes sind. Sie werden sich bewusst, dass Sie als Bewusstsein ewig existieren, jenseits all der Dinge und Gedanken, die „Sie“ sind.

Sie sind Bewusstsein! Doch Ihr Bewusstsein war bisher ein unbewegter Zeuge des Films, den Sie Ihr Leben nennen.

Wenn es Sie schon entspannte und Ihnen Frieden vermittelte, die Lücke zwischen Ihren Gedanken ein paar Minuten zu beobachten, stellen Sie sich nur vor, welch freudige Abenteuer auf Sie warten, wenn reines Bewusstsein Ihr Denken, Essen, Arbeiten und Lieben erfüllt. Der erste Schritt zu einem erfüllten und reichen Leben besteht in der Entdeckung, dass Sie zutiefst in Ihrem Denken reines Bewusstsein sind. Dieses Bewusstsein in Ihre Alltagsaktivitäten zu locken, das ist der nächste Schritt. Wenn Sie schließlich lernen, Ihre Wunden und die anderer zu heilen, dann ist das wirklich eine durch eigene Kraft erreichte Wohltat.

7. Die Tor-Technik
„Wenn ich die gute Fee beeinflussen könnte, die bei der Taufe aller Kinder Pate steht, dann würde ich sie bitten, jedem Kind der Welt ein so nachhaltiges Gefühl für Wunder zu schenken, dass es das ganze Leben lang anhält.“
Rachel Carson

Ich habe alle möglichen Reaktionen erlebt, als Menschen erkannten, dass sie reines Bewusstsein sind und nicht der Kram, mit dem ihr Verstand angefüllt ist. Gewöhnlich ist dieser Moment geprägt von freudiger Überraschung, verbunden mit einem Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit. Diese Euphorie kann eine Weile anhalten, doch früher oder später will das Ego die Kontrolle über den Verstand zurückgewinnen. An diesem Punkt gewinnen Gedanken und Dinge wieder ihre übertriebene und überzogene Wichtigkeit. Das schwache Echo des Bewusstseins verklingt und ist rasch vergessen. Doch das muss nicht so sein. Wenn Sie beherzigen, was Sie in diesem Buch lesen, werden Sie das reine Bewusstsein mit ziemlicher Sicherheit festigen.

Der nächste Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel besteht darin, die Nicht-Erfahrung des reinen Bewusstseins zu vertiefen und zu erweitern. Das erreichen wir, indem wir die Zeitspanne verlängern, der wir uns des reinen Bewusstseins gewahr sind. Dafür habe ich einen wunderbar einfachen und wirksamen Prozess entwickelt, der jedem und jeder schon beim ersten Mal gelingt. Ich nenne ihn die Tor-Technik, denn er öffnet das Tor zum reinen Bewusstsein so leicht, als hätte der Wächter des Tores es selbst geölt. Wir brauchen das Tor nur noch zu durchschreiten.

Der nächste Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel besteht darin, die Nicht-Erfahrung des reinen Bewusstseins zu vertiefen und zu erweitern.

Die Tor-Technik verändert die Art, wie wir unsere Welt sehen, sanft und dennoch tief greifend. Diese „Änderung“ mag anfangs kaum merkbar sein, doch sie beeinflusst unseren Körper und Verstand/Geist nachhaltig und überträgt sich auf alle anderen Lebensbereiche. Hat man die Tor-Technik erst einmal einige Wochen angewandt, dann ist es nicht ungewöhnlich, wenn Freunde Bemerkungen machen über unsere entspannten Gesichtszüge oder das zarte Leuchten in unseren Augen. Es ist Zeit anzufangen, krempeln Sie also die Ärmel hoch und öffnen Sie das Tor zu Ihrem Selbst.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Freunde Bemerkungen machen über unsere entspannten Gesichtszüge oder das sanfte Leuchten in unseren Augen.

 
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