Indianische Heilpflanzen

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Gestörte Sozialgefüge begünstigen Krankheiten

Ähnlich wie bei Krebserkrankungen verhält es sich bei AIDS. Wir wissen, dass allein die Infektion mit dem HI-Virus bei weitem nicht immer zum manifesten Erscheinungsbild dieser Immunschwächekrankheit führt.

Viele Patienten sind infiziert, zeigen aber keinerlei pathologische Symptome. Nun belegen erste statistische Erhebungen, dass die entscheidende Rolle, ob die tödliche Krankheit zum Ausbruch kommt oder nicht, ganz offenbar die seelische Verfassung des Patienten spielt.

So wird beispielsweise in Schwarzafrika die AIDS-Erkrankung besonders häufig dort manifest, wo das Sozialgefüge gestört ist, nämlich in den - zumeist überbevölkerten - Großstädten, während im sozial gesunden Lebensverband im Busch zahlreiche Menschen keine Symptome zeigen, obwohl sie mit dem HI-Virus infiziert sind.

Die jüngste medizinische Forschung in Deutschland und in den USA kennt das Arbeitsgebiet der so genannten Psychoneuroimmunologie. In Deutschland wurde dieser Begriff zuerst geprägt, als sich herausstellte, dass im Nervensystem hochkomplexe Boteneiweiße (insbesondere die Interleukine 1 und 6) freigesetzt werden.

Die Freisetzung dieser Boteneiweiße erfolgt vor allem in dem so genannten limbischen System des Gehirns, das als Sitz der Gefühle gilt. Als Folge positiver Emotionen - allen voran Liebe und Lebensfreude - werden Boteneiweiße freigesetzt, die unmittelbar stimulierend auf das Immunsystem wirken.

Andererseits zeigte sich, dass negative Gefühle wie Wut, Hass, Trauer, Angst oder Verzweiflung einen direkt organisch schädigenden Einfluss auf den Körper ausüben.

Noch ungeklärt sind allerdings die Bedingungen, unter denen die Freisetzungsmechanismen der Interleukine ausgelöst werden. Hier steht die Forschung offenbar direkt an der »Schnittstelle« zwischen Seele und Körper, wenn man beide denn überhaupt getrennt voneinander betrachten kann.

Die Indianer Südamerikas nennen den Regenwald die Apotheke Gottes. In ihr wachsen zahlreiche Pflanzen, die vermutlich sogar gegen so schwere Erkrankungen wie AIDS oder Krebs wirksam sind.

Gefühle beeinflussen körperliche Prozesse

In den USA war es keine Zufallsentdeckung, die zum Fachgebiet Psychoneuroimmunologie führte; es waren gezielte Hinweise durch indianische Ärzte, die erklärten, dass und wie Stressfaktoren den Körper schädigen.

Heute haben Forscher an US-Kliniken nachgewiesen, dass Emotionen immer unmittelbar Veränderungen in der Konzentration der Botenstoffe im Nervensystem, der so genannten Neurotransmitter, zur Folge haben. Zu ihnen gehören z.B. das Adrenalin oder Epinephrin, das Serotonin, das Norepinephrin, das Azetylcholin und das Dopamin. Auch schmerzlindernde morphinartige Substanzen, die Endorphine, erzeugt der Körper in bestimmten Emotionslagen selbst.

Mit der Abholzung des Regenwaldes beraubt sich der Mensch selbst eines der größten Heilpflanzenschätze überhaupt. Noch ist ihm nicht bewusst, dass in ihm wahrscheinlich der Schlüssel zur Heilung der schwersten Krankheiten des 20. Jahrhunderts verborgen liegt.

Schwächung des Immunsystems

Je nach psychischer Verfassung und Gesamtzustand des Patienten stören diese Substanzen das chemische Gleichgewicht, also die Harmonie im Körper, oder sie arbeiten in Richtung einer Wiederherstellung der gestörten Harmonie. Ganz generell bewirken negative Gefühle das Erstere, positive das Letztere.

So wiesen Neurochemiker der Stanford University nach, dass Panik, Angst, Trauer und ähnliche sehr negative Emotionen das Immunsystem massiv schwächen, indem sie die Produktion von Antikörpern herabsetzen. Die Auswirkungen liegen auf der Hand, wenn man sich vor Augen hält, dass in jedem gesunden menschlichen Körper bei der normalen Zellteilung pro Tag im Durchschnitt auch etwa 20000 entartete Zellen (Krebszellen) entstehen, die aber normalerweise problemlos durch die T-Lymphozyten aufgespürt und vernichtet werden. Gelingt das mangels dieser wichtigen Zellen des Immunsystems nicht, dann ist eine Krebserkrankung kaum noch aufzuhalten.


Ein indianisches Pueblo in New Mexico: Das Dorf liegt mitten in der Natur. Damit haben Geist und Seele eine feste Verbindung mit den Wurzeln der Schöpfung

Die heilende Meditation

Noch immer aber sprechen europäische Ärzte von Wunderheilungen, wenn ein ihrer Meinung nach unheilbarer Krebspatient plötzlich wieder gesund wird. Solche »Wunder« sind die natürliche Folge einer wiedererlangten seelischen Harmonie. Das kann durch die bloße Erkenntnis geschehen, dass angesichts des drohenden Todes alle irdischen Stressfaktoren lächerlich unbedeutend werden. Das lässt sich aber auch durch die Aktivierung eines energischen Lebenswillens erreichen. Und es geht besonders gut durch Beten. Denn innige Gebete führen zu Gottvertrauen und Gottvertrauen zu jener tiefen inneren Sicherheit, die für Ängste und für andere negative Gefühle keinen Platz mehr lässt.

Doch hier liegt eine Fußangel für europäische Denker: Ihnen droht die Gefahr, vor dem Hintergrund ihres rein materiellen Weltbildes so etwas wie einen »Wirkungsmechanismus des Betens« konstruieren zu wollen und es auf einen Akt der Autosuggestion mit kausalen organischen Folgen zu reduzieren. So einfach ist das keineswegs. Aber wer niemals selbst ein tiefes Gotteserlebnis hatte - und das dürften heute leider die weitaus meisten »aufgeklärten« und naturfern lebenden Europäer sein - dem ist die tiefe Bedeutung des Betens rein verbal gewiss nicht zu erklären.

Gebete dienen im Heilprozess der indianischen Medizin nicht der Projektion der eigenen Wünsche, sondern der Wiederherstellung der verloren gegangenen Harmonie.

Jede Krankheit hat eine seelische Ursache

Es bleiben jene körperlichen Erkrankungen, die augenscheinlich nicht seelisch verursacht sind. Allen voran Infektionen im Zuge von Epidemien, Mangelerkrankungen und Verletzungen bei Unfällen.

Zum einen sind diese jedoch im Vergleich zu Herz-Kreislauf-Leiden, Magen-Darm-Beschwerden, Krebs, Steinleiden an Nieren, Blase und Gallenblase, asthmatischem oder epileptischem Geschehen, Schilddrüsenfehlfunktionen und vielen anderen »Zivilisationskrankheiten« deutlich in der Minderheit. Zum anderen betrachten viele indianische Heiler auch solche Leiden weitgehend als seelisch verursacht.

Es lässt sich nicht leugnen, dass stressgeplagte und deshalb nervöse oder auch depressive Menschen, Menschen in Angst oder voller Hass, eine erheblich größere Unfallbereitschaft zeigen als ausgeglichene, harmonische Menschen, deren intakte Instinkte sie zuverlässig vor drohenden Gefahren warnen.

Mangelerkrankungen, wie sie z.B. bei Unterernährung auftreten, sind in den weitaus meisten Fällen ebenfalls selbst verschuldet. Sie sind die unmittelbaren Folgen einer unnatürlichen Ernährungsweise, und diese wiederum basiert entweder auf verloren gegangenen natürlichen Instinkten, d. h. auf einer gestörten seelischen Harmonie, oder auf Versorgungsengpässen in den Ballungszentren der Dritten Welt, die künstlich geschaffene, menschenunwürdige Lebensräume sind.

Ähnliches gilt meist auch für grassierende Seuchen. Sie breiten sich vor allem dort aus, wo unnatürlich viele Menschen unter psychisch belastenden Verhältnissen auf engstem Raum zusammenleben müssen. Diese Art der Not und Armut geht meist auch mit mangelhaften hygienischen Umständen einher, die das Auftreten von Seuchen natürlich noch fördern.

Aber auch unerträglicher Luxus und übermäßiger beruflicher Erfolg begünstigen das Auftreten von Seuchen. Bevor die weißen Eroberer nach Amerika kamen, waren Seuchen unter der dort angestammten Bevölkerung völlig unbekannt.

Von dem Indianerschamanen und Heiler Rolling Thunder, der ein rasanter Autofahrer war, wird berichtet, dass er vor unübersichtlichen Kurven immer dann scharf abbremste, wenn hinter der Straßenbiegung etwa ein Tier auf der Straße saß. Er wusste das einfach.


Nicht jeder ist allein seines Glückes Schmied

Nach indianischer Auffassung stehen Körper und Seele in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander. Dennoch ist nicht jeder allein für sein Glück und seine Gesundheit verantwortlich. Der Mensch steht auch immer in einem Zusammenhang mit anderen Menschen.

Der moderne Indianermediziner Mad Bear sagt: »Das Prinzip von Ursache und Wirkung gilt überall, und es muss immer jemand die Auswirkungen der Machenschaften anderer tragen. Wenn jemand einen destruktiven Gedanken oder Wunsch hegt, muss jemand anderer (oder müssen viele andere) darunter leiden. Wenn dieser sich verweigert, fällt der destruktive Gedanke auf den Urheber zurück.

Natürlich bekommt im Endeffekt jeder das, was er verdient, jeder muss für sein eigenes Verschulden bezahlen. Aber, wie es eben auch mit Geld geht, geht es zunächst einmal herum und erfasst viele Leute, und es kann ganz schön vertraut werden. Der Zweck der guten Medizin ist es, alles einfacher zu machen. Es gibt keinen Grund, gegnerische Kräfte zu erzeugen - es erzeugt nur wieder negative Energie und Gefühle.«

Der indianische Medizinbegriff

Der indianische Heiler begegnet einer Krankheit, die er als Harmoniestörung im vernetzten Ganzen aus Seele, Geist und Körper versteht, denn auch nicht mit Flickwerk am Detail. Dementsprechend hat er einen völlig anderen Medizinbegriff als europäisch orientierte Menschen.

Unsere Ärzte und Pharmazeuten verstehen Medizin als Agens, als Wirkstoff, der gezielt chemische Veränderungen im Organismus auslöst. Diese Veränderungen sind geeignet, körperliche Krankheitssymptome zu beheben oder wenigstens zu lindern. Die seelischen Ursachen werden dabei nicht berücksichtigt. Selbst dort, wo die Medizin neuerdings auch diese Faktoren erkannt hat und als solche akzeptiert, ist das kaum jemals anders. Ein europäischer Arzt, der weiß, dass Stress den Kreislauf schädigt, versucht, seine Patienten nicht etwa dadurch zu heilen, dass er ihnen hilft, den Stress loszuwerden, sondern indem er ihnen z.B. Betablocker verschreibt. Betablocker bewirken lediglich, dass die durch den Stress ausgelösten Botenstoffe nicht mehr in vollem Umfang aktiv werden können. Die Krankheitsursachen hat er damit keinesfalls beseitigt.

 

Auch bei der modernen Apparatemedizin lässt sich beobachten, dass Körper, Seele und Geist nicht als Ganzes begriffen werden. Sie nimmt auf die seelische Komponente kaum Rücksicht. Einzig und allein die Homöopathie zielt in der westlichen Medizin darauf ab, gestörte Regelkreise als ganze wieder zu harmonisieren und damit den Körper nicht symptomatisch zu kurieren, sondern ihn zur Selbstheilung anzuregen.

Grundzüge der Homöopathie

Die Indianer arbeiteten schon jahrhundertelang homöopathisch, bevor der deutsche Arzt Samuel Hahnemann im 19. Jahrhundert die Homöopathie für Europa entdeckte.

In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, wie Hahnemann zur Homöopathie fand. Er wusste, dass der Chinarindentee, mit dem indianische Heiler erfolgreich die Malaria bekämpften und auch Abertausenden weißen Siedlern geholfen hatten, große Heilkräfte besitzt. Bei Selbstexperimenten mit diesem Tee als Gesunder bekam Hahnemann Fieber und infektionsähnliche Symptome. Er schloss daraus verallgemeinernd: »Jedes wirksame Arzneimittel erregt im menschlichen Körper eine Art von eigener Krankheit. Man ahme die Natur nach, welche zuweilen eine chronische Krankheit durch eine andere hinzukommende heilt und wende in der zu heilenden (vorzüglich chronischen Krankheit) dasjenige Arzneimittel an, welches eine andere, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erregen imstande ist, und jene wird geheilt werden: Similia similibus (Ähnliches mit Ähnlichem).«

Sich mit der Disharmonie auseinander setzen

Hahnemann hatte damit im Prinzip Recht, aber wie alle europäischen Ärzte dachte auch er zu sehr krankheitsspezifisch. Ein indianischer Heiler würde dieses Wirkungsprinzip vermutlich so erklären: Ich führe dem Körper eine Medizin zu, die Leib und Seele dazu anregt, sich selbst mit der Art seiner Disharmonie auseinander zu setzen, weil sie ähnliche Disharmonien bewirkt. Dann kann sich der Körper selbst heilen.

Hahnemann, der behauptete, das homöopathische Präparat als solches würde die Krankheit beheben, irrte damit. Seine Lehre wurde auf diese Weise für die Schulmediziner angreifbar, und sie stehen der Homöopathie seitdem grundsätzlich skeptisch gegenüber. Nein, das Homöopathikum ist keine Medizin im chemotherapeutischen Sinn, und kein Indianer wird das je behaupten. Es gibt »lediglich« dem Gesamtsystem aus Seele, Geist und Körper entscheidende Anregungen zur Selbstheilung.

Die Indianer wussten lange vor Hahnemann um das Prinzip des »Similia similibus«, der konträren Wirkungsweise, die ein und dasselbe Heilmittel haben kann. Sie wussten, dass z.B. die Datura (Stechapfel) einen gesunden Menschen in den Wahnsinn treiben, einen Geisteskranken aber heilen kann. Sie wussten, dass die Wurzel des Ipecacuanha-Strauchs bei Gesunden heftige Durchfälle erregt, schwer an Ruhr erkrankte Patienten aber genesen lässt.

Es kommt nicht von ungefähr, dass die Einführung der Homöopathie durch Hahnemann in Europa in der Alten Welt ein spontanes lebhaftes Interesse an indianischen Heilpflanzen nach sich zog.

Indianische Medizin und das Unbegreifliche

Generell ist der indianische Medizinbegriff nicht identisch mit der chemotherapeutischen Auffassung von einem Medikament. Aber auch das homöopathische Konzept beschreibt nur einen verschwindend kleinen Teil dessen, was ein Indianer unter Medizin versteht. Als Medizin bezeichnet er nämlich nicht primär ein Heilmittel, sondern ganz generell das Wunderbare, das Rätselhafte, das Unbegreifliche.

Das steht in krassem Widerspruch zum europäischen Medizinbegriff, denn der weiße Arzt will wissen, wie ein Chemotherapeutikum wirkt, bevor er es seinen Patienten verordnet. Beim direkten Beeinflussen chemischer Prozesse im Körper ist das auch möglich.

Richtete man hingegen sein Augenmerk auf das Wiederherbeiführen außer Tritt geratener Harmonien, dann lassen sich derart simple Kausalzusammenhänge klinisch kaum entschlüsseln. Ein solches Wirken von Medizin bleibt geheimnisvoll.

Gute und schlechte Medizin

Der Indianer differenziert in seinem Medizinbegriff das Geheimnisvolle aber nicht hinsichtlich klinischer Applikationen oder irgendeiner anderen Anwendung. So nennt er schlechthin alles, das etwas bewirkt, ohne dass er versteht wie, geheimnisvoll und deshalb Medizin. Beispielsweise bezeichnet er den Whisky des Weißen Mannes als Medizinwasser, denn Whisky zeitigt für den Indianer in ihrer Ursache unverständliche Wirkungen. Manche Stämme nennen das Gewehr Medizineisen oder das Pferd Medizinhund. Auch von Medizinpfeifen, Medizinrädern, Medizinhüten, Medizinseen, Medizintrommeln u.Ä. ist bei verschiedenen Indianerstämmen die Rede.

Natürlich gibt es in diesem Konzept nicht nur gute, sondern auch schlechte Medizin, und dieser Begriff bezeichnet keineswegs in erster Linie Medikamente mit schädlichen Nebenwirkungen. Wird jemand erschossen, dann war das Gewehr für ihn eine schlechte Medizin. Und das Missouridampfboot, das die am großen Strom ansässigen Indianerstämme nicht selten als große Medizin bezeichnen, hat gute und schlechte Qualitäten, je nachdem, wofür man es benutzt.

Zu den traditionellen indianischen Heilweisen gehören verschiedene Reinigungsverfahren, schamanische Heilungsrituale oder auch Opferzeremonien.

Differenziertes medizinisches Wissen

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die weißen Missionare und Ärzte den Indianern immer wieder ein äußerst primitives Medizinverständnis bescheinigten und deshalb das Fehlen jeglicher ärztlicher Befähigung unterstellten. Diese Missdeutung ist ein ähnlicher sprachlicher Irrtum, als würde ein Börsianer einen Anthropologen nach dem Kurswert des Neandertalers« befragen und ihn mangels einer für ihn verständlichen Antwort als primitiv einstufen.

Die tatsächlichen Fakten liegen anders. Sowohl die nord- als auch die mittel- und südamerikanischen Indianer verfügten schon lange vor der europäischen Invasion über äußerst detailreiche und verfeinerte Kenntnisse der gesamten Heilkunde. Doch davon wird später noch die Rede sein.

Zunächst möchte ich verdeutlichen, was ein Indianer unter Heilpflanzen versteht, denn um diese soll es im vorliegenden Buch in allererster Linie gehen. Auf andere indianische Heilmittel und Heilmethoden, wie Mineralstoffgaben, chirurgische Maßnahmen, Quarantäne, Desinfektions- und Hygienepraktiken, Geburtshilfe und ähnliche Dinge brauchen wir deshalb hier nicht näher einzugehen. Nur so viel sei gesagt: Von alledem hatten die Indianer schon solide Kenntnisse, bevor sie in der europäischen Medizin Allgemeingut wurden.

Heilpflanzen sind Brüder und Schwestern

Die Indianer betrachten ihre Heilpflanzen - und sie kennen deren Tausende - seit jeher nicht als tote Arsenale therapeutisch wirksamer chemischer Substanzen, sondern als Geschenke des Großen Geistes an die Menschen. Doch als solche sind sie keine bloßen beliebig verfügbaren Objekte, sondern lebende, beseelte Wesen, denen der Mensch Achtung und Ehrfurcht zollt.

Kein indianischer Heiler käme deshalb auf die Idee, Heilpflanzen in riesigen Monokulturen industriell und unter dem Einsatz von Kunstdünger, Genmanipulation usw. zu züchten.

Er setzt auf das harmonische Zusammenwirken mit seinen pflanzlichen Helfern. Er fragt sie, ob sie ihm beistehen möchten und wie, ob er sie pflücken darf und zu welchen Tages- und Jahreszeiten sie für ihn am wirksamsten sind. Er erfährt, welche Pflanzenteile er verwenden soll und darf und welche nicht.

Wer das alles vor dem Hintergrund rein chemotherapeutischen Denkens für überflüssigen, naiven Aberglauben hält, der weiß nichts über die seelischen Voraussetzungen des Heilens, und der hat auch keine Ahnung von den biologischen Rhythmen der Natur. Er sieht nur leblose Details, nicht aber die großen Zusammenhänge des Lebens selbst.

Neben den Pflanzen sind es auch die Tiere, die in der indianischen Medizin eine große Rolle spielen. Als Schutztiere beeinflussen sie das harmonische Verhältnis zwischen Mensch und Natur.

Chemotherapeutische Eigenschaften

Hätten die indianischen Heilpflanzen keinerlei chemotherapeutisch nachweisbare Qualitäten, dann fiele europäischen Denkern ihre Akzeptanz vermutlich sogar leichter. Was man nicht begreift, kann man schließlich unvoreingenommen untersuchen und erforschen. Aber dem ist nicht so. Viele, ja die meisten indianischen Heilpflanzen besitzen sogar sehr ausgeprägte chemotherapeutische Eigenschaften, und aufgrund dieser bewertet sie der europäische Pharmazeut und Arzt grundsätzlich falsch, da aus einer falschen Perspektive heraus.

Hat er nämlich erst einmal analysiert, dass z.B. die Rinde des südamerikanischen Condurango-Strauchs glykosidische Bitterstoffe, Flavonoide und Kumarinderivate, Chlorogen- und Kaffeesäure enthält, dann kann er sich aufgrund dieses chemotherapeutischen Wissens sofort erklären, dass die Rinde die Magensaftsekretion anregt und deshalb ein »brauchbares Stomachikum« ist. Aber er wird sie nicht wie die Indianer erfolgreich bei inoperablem Magenkrebs einsetzen, denn für ihre Wirksamkeit in dieser Hinsicht kann er sich aufgrund der ihm bekannten einzelnen Inhaltsstoffe keinen Reim machen. Er weiß nicht einmal etwas über deren Zusammenspiel und schon gar nichts über mögliche seelische Reaktionen eines Krebskranken auf die Condurango- Rinde.

Die Krebs heilende Wirkung der Mistel

Genau aus diesem Grund wurde z.B. auch die große Heilwirkung der Mistel bis vor wenigen Jahren von den Schulmedizinern bestritten. Erst jetzt kennen Wissenschaftler in der Mistel die so genannten Interleukine 1 und 6 und andere Zytokinine, und erst jetzt glauben auch sie, was die europäische Volksmedizin schon seit Jahrtausenden wusste: Misteln können Krebs heilen. Allerdings verfallen die Wissenschaftler umgehend wieder in den alten Fehler: Sie versuchen, die Interleukine zu isolieren, zu standardisieren und damit aus dem natürlichen Lebensverbund der Mistel herauszureißen. Das Ganze, sagen sie, verstehen sie nicht; und deshalb sei ihnen das Ganze zutiefst suspekt. Mit diesem Ansatz lassen sich zwar gute Teilerfolge erzielen, aber er erlaubt niemals den Zugang zu einem integralen Krankheits- und einem integralen Heilungsverständnis.

Die bis dahin in Europa gänzlich unbekannte Pflanze des Krallendorns wurde weißen Forschern bei einer Expedition in den Anden von einem indianischen Heiler überreicht. Auf diese Weise gelangten die Pflanze und das Wissen um ihre Krebs heilenden Eigenschaften in die europäische Medizin.