Experiment Ella

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Experiment Ella
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Fay Ellison

Experiment Ella

© 2014 Begedia Verlag

© 2014 Fay Ellison

Covergestaltung – Dream Design - Cover and Art

ebook-Bearbeitung – Harald Giersche

ISBN-13 – 978-3-95777-131-5 (epub)

Besuchen Sie uns im Web:

http://verlag.begedia.de

Über die Autorin:

Fay Ellison ist das Pseudonym einer Hamburger Autorin, die 1968 das Licht der Welt erblickte.

Bereits als Kind war sie eine Tagträumerin, die in der Literatur eine Möglichkeit erkannte, der realen Welt zu entfliehen. Schon immer folgte sie dem Wunsch, ihre eigenen Fantasien aufzuschreiben und andere Menschen mit auf ihre Reise zu nehmen. So wurde aus dem einstigen Hobby eine Leidenschaft, die sie immer wieder an ihre Tastatur zieht.

Sie veröffentlichte für den Carl Stephenson Verlag mehrere erotische Kurzgeschichten und hatte 2012 ihr Romandebüt mit dem erotischen Fantasy-Abenteuer »Liebhaber der Finsternis«, das im Sieben Verlag veröffentlicht wurde.

Es sind nicht die offensichtlichen Dinge,

die ich fürchte.

Was ich nicht sehe,

ist das, was mich schaudern lässt.

Hamburg

7. April, 05:00 Uhr

In Gedanken sah er sie fluchend vor dem Spiegel stehen, denn er wusste, sie hatte schon zum dritten Mal in dieser Woche verschlafen.

Allerdings war das kein Zufall, denn er hatte auch dort die Finger im Spiel. Es wäre ein Leichtes gewesen, in ihrem Zuhause auf sie zu warten und sie zu überfallen. Aber das wäre zu einfach gewesen und stellte keine Herausforderung dar. Die Gefahr, entdeckt zu werden, machte es erst richtig interessant. Es glich einer geheimen Zutat, um einem Menü einen unverwechselbaren Stempel aufzudrücken. Ob sie auf der Toilette saß, während sie sich eiligst die Zahnbürste in den Mund schob? Was sie wohl anzog? Es war noch sehr kalt für Anfang April. Nur drei Grad minus hatte das Thermometer seines Autos kurz nach dem Start angezeigt. Er musste lächeln. Vielleicht reichte die Zeit nicht einmal mehr, um einen Büstenhalter anzuziehen? Das wäre schade, denn er hatte nichts gegen scharfe Dessous einzuwenden. Wenn sie wieder nur eine dünne Bluse unter ihrem Mantel trug, fror sie vermutlich. Er stellte sich vor, wie sich die Nippel ihrer Brüste hart unter dem Stoff abzeichneten. Zum Anbeißen.

Er wusste, dass sie ihm direkt in die Arme lief, wenn sie die Abkürzung am See entlang zur Bahnhaltestelle nahm, denn so hatte er es geplant. In der Dunkelheit konnte man den unbeleuchteten Pfad entlang des Wassers kaum erkennen. Nur er war in der Lage, genauso viel zu sehen, als wäre es helllichter Tag. Früher hatte er geglaubt, es wäre nur eine Laune der Natur, die ihn mit dieser Gabe ausgestattet hatte. Heute wusste er es besser. Der See war bis auf die wenigen offenen Wasserlöcher, die wie dunkle, alles verschlingende Münder wirkten, gefroren. Es würde schwierig werden, sie darin zu versenken, aber das war auch keine unmögliche Herausforderung. Die raureifbedeckte Landschaft hatte etwas märchenhaft Unwirkliches und passte zu seiner Stimmung, würdig für seine kleine Prinzessin. Ein Schloss aus kleinen Eiskristallen, die unter ihrer zarten Haut genauso vergingen wie ihr Leben in seinen Händen. Nichts war für die Ewigkeit gemacht.

Heute hatte das Warten endlich ein Ende. Er beobachtete, wie Clara die Haustür hinter sich zuzog. Seine Vorfreude konnte er kaum noch bändigen. Darauf wartend, dass sie ihm näher kam, streichelte er das Messer liebevoll in der Jackentasche. Er spionierte schon lange hinter ihr her. Immer, wenn sie spät dran war, nahm sie diesen Weg. Die kleinen weißen Wölkchen, die ihr Atem verursachte, ließen erahnen, wie kalt es war. Sie hatte offensichtlich ihren Schal vergessen, denn sie zog den Kragen ihres Mantels fester um den Hals. Ihm aber war bereits so heiß, dass er am liebsten seine Jacke ausgezogen hätte. Schmunzelnd nahm er ihren beunruhigten Blick auf die Uhr zur Kenntnis. Noch wusste sie es nicht, aber die Zeit sollte heute das Geringste ihrer Probleme darstellen.

Um ihre Gewohnheiten zu studieren, hatte er geduldig mehrere Tage mit Beobachtungen verstreichen lassen. Beharrlichkeit zahlte sich aus, das hatte ihm sein Vater beigebracht. Und dass der Stärkere die Fäden in der Hand hielt. Endlich hatte er die Oberhand, niemals wieder wollte er das Opfer sein. Damals konnte er seiner Wut keinen freien Lauf lassen. Das war lange her, und auch wenn er seinen Vater abgrundtief gehasst hatte, musste er sich eingestehen, dass er damit recht behielt: Nur ein Loser winselte um Gnade. Er war kein Verlierer, die Zeiten hatte er längst hinter sich gelassen. Die harte Schule seines Vaters hatte ihn zu einem erbarmungslosen Jäger gemacht. Nun war er ein Mann ohne Skrupel und jegliches Gewissen. Er war eine Waffe, die das Ziel nicht verfehlte und die grausamer war, als es sich sein alter Herr jemals hätte ausmalen können. Wenn das der Sinn dieser schrecklichen Kindheit gewesen war, dann hatten seine Eltern alles richtig gemacht.

Er bedauerte, dass sein Geruchssinn nicht genauso gut ausgeprägt war wie seine Sehkraft. Gern hätte er sich ihre Angst nicht nur bildlich vorgestellt, sondern wie ein Aphrodisiakum aufgesaugt.

Zu dieser frühen Stunde war mit Spaziergängern nicht zu rechnen. Jeder normale Mensch mied die Dunkelheit und alles, was sich darin verbarg. Seine Tat würde er ungestört vollbringen können. Der gewaltige Ständer zwischen seinen Lenden ließ ihn leise stöhnen. Sein Körper prickelte, als stünde er unter Strom. Endlich könnte er diesem Trieb, der sein ganzes Denken beherrschte, erneut nachgeben. Die engelsgleichen blonden, langen Haare umschmeichelten ihr wundervolles, ebenmäßiges Gesicht. Er wusste, dass ihre Augen die Farbe eines satten Grüns hatten und freute sich darauf, endlich darin einzutauchen. Er wäre das Letzte, was sie damit betrachtete, bevor diese brachen und ihren Glanz verloren. Der helle Mantel konnte die schlanke Figur nicht verhüllen. In seinen Vorstellungen hatte er schon oft jeden Millimeter ihrer Haut besessen. Es waren nicht die vermutlich pfirsichgroßen Brüste, die ihn dazu bewegten, sich nach ihr zu verzehren. Auch nicht die geschmeidigen Bewegungen ihrer langen Beine, die denen einer Katze glichen. Er musste zugeben, dass das einen zusätzlichen Bonus zu seinem eigentlichen Begehren darstellte. Er hoffte inständig, dass sie sich zur Wehr setzte. Nur so konnte er sich noch mächtiger fühlen, wenn er sie in die Knie zwang und zusah, wie der letzte Lebensfunke erlosch. Er war der Gebieter und es lag an ihm, wann er ihr die Gnade zuteilwerden ließ, von dieser Welt zu scheiden, um von ihren Qualen erlöst zu werden.

Die wenigen Schritte, die sie noch trennten, beflügelten seine Fantasie. Das Hochgefühl wurde immer stärker. Schweiß bedeckte seine Stirn und er spürte das Pochen des Herzens. Natürlich hatte sie so gut wie keine Chance, wenn er hinterrücks über sie herfiel, aber ein zu hohes Risiko durfte er nicht eingehen. Seine Hand wäre ein Schraubstock, der sich auf ihren Mund legen und jeden noch so verzweifelten Versuch, um Hilfe zu schreien, im Keim ersticken sollte. Vielleicht würde sie versuchen, ihm in die Hand zu beißen. Aber der Knebel, den er ihr in den Mund schieben wollte, wäre zu groß, um ihn auszuspucken. Rückwärts gehend zöge er sie dann in das dafür vorgesehene Versteck auf die Plane. Dort wartete schon der Gürtel mit dem Taucherblei. Zu guter Letzt wollte er ihr den Gurt um den Bauch legen, damit sie nicht wieder auftauchte.

Er hatte eine gewisse Vorahnung davon, wie sich Clara verhalten würde. Und das schickte ihm einen weiteren Schauder über den Rücken, denn sie gehörte nicht zu den schreckhaften Frauen und würde sich mit aller Kraft verteidigen. Sie war eine kleine Wildkatze, somit hatte es einen besonderen Reiz. Der Gedanke, dass ihre Augen um Gnade betteln könnten, steigerte seine Geilheit auf ein ungeahntes Maß.

Für sie gäbe es keine Gelegenheit zur Flucht. Er hatte sich gut vorbereitet. Schließlich war er kein blutiger Anfänger. Übung machte ihn selbstsicher. Wenn er dann die Schnur um den schlanken Hals legte, könnte sie einen letzten Fluchtversuch starten. Bis sie spürte, dass sich die Schlinge bei jeder Bewegung fester zuzog. Spätestens dann würde sie realisieren, dass sie keine Chance hätte. Ganz ruhig läge dann sein wunderschönes Präsent für ihn bereit.

Bei dem Gedanken, ihr die Kleidung vom Leib zu schneiden, wurde ihm die Hose zu eng. Er überlegte, ob er seinem Schwanz jetzt schon Platz verschaffen sollte, gab diesem Impuls aber nicht nach, griff stattdessen an die Schwellung und drückte fest zu.

Es war ihm egal, dass sie nicht wusste, warum gerade sie ihm zum Opfer fiel. Er könnte es erklären, aber was machte das für einen Unterschied? Wenn er seine fleischliche Lust an ihr befriedigt hätte, wäre das nur der Auftakt des Spiels, das schlussendlich das Ziel hatte, sie ins Jenseits zu befördern. Für seinen Geschmack kam er grundsätzlich viel zu schnell zum Höhepunkt. Für einen längeren Akt eine Pille zu schlucken, kam für ihn nicht infrage. Er ärgerte sich darüber, dass er sich in dieser Beziehung nicht besser beherrschen konnte, denn bisher war es immer nach wenigen Stößen vorüber gewesen. Es glich jedes Mal einer Offenbarung und überwältigte ihn derart, dass er vorübergehend nur das Rot des Blutes hinter seinen Augenlidern rauschen sah. Wenn er dann benommen über seinem Opfer zusammensackte, war das Monster in seinem Kopf noch lange nicht befriedigt. Erst wenn die Beute vollständig verschlungen war, sollten ihre Qualen ein Ende nehmen. Seine aber wären nur vorübergehend gemildert.

Claras Leben war nicht von Gottes Hand erschaffen. Er war der Auserwählte und seine Hände mussten beenden, was Wissenschaftler unbedarft erschufen. Die damit verbundene Macht fühlte sich unbeschreiblich an. Erst wenn sie alle zerstört waren, konnte auch er in Gottes Schoß zurückkehren und seinen Frieden finden. Auf diesem Planeten war kein Platz für ihresgleichen. Schmerz und Tod waren der Tribut, den sie alle zahlen mussten.

 

Bei den vorangegangenen Opfern war das Grauen deutlich in den Gesichtern abzulesen gewesen. Die Furcht war aus jeder ihrer Poren gekrochen. Er hatte sich daran berauscht, als wäre es das teuerste Parfüm der Welt. Wie sie wohl roch? Könnte ihr Aroma die anderen noch übertreffen? Er schloss für einen Moment die Augen und saugte die kalte Luft tief in seine Lungen, aber außer der winterlichen Frische konnte er keinen Duft einfangen.

Er sah, wie sie zitterte und die Hände tief in den Taschen vergrub. Ahnte sie bereits, dass dieser Tag nicht wie jeder andere enden würde, oder war es die Kälte, die sie frösteln ließ? Vielleicht war es ein bisschen von beidem.

Erneut befühlte er das Rasiermesser. Es war ein altmodisches Erbstück seines Vaters. Stundenlang hatte er die Klinge geschliffen und sich dabei immer wieder die bevorstehende Szene vorgestellt. Wenn er endlich zum Zuge kam, wollte er es wie einen Pinsel führen. Die feinen roten Linien, die es auf der Haut hinterließ, sollten wie Ölfarbe auf einem Stück Leinwand anmuten. Vermutlich würde das Blut wie dunkler Schaumwein hervorquellen und sich wie Tautropfen um die kleinen harten Knospen legen. Jede ihrer perfekten Rundungen nachzuziehen und anschließend sein Werk in Ruhe zu betrachten, war ein Gedanke, der ihn in Euphorie versetzte. Ein Gemälde auf einer bildschönen Frau. Vielleicht bewegte sich ihr Bauch unter seinen Berührungen schneller auf und ab. Danach wollte er sie kosten. Wie einen besonderen Wein wollte er den süßen, metallischen Geschmack auf seiner Zunge verweilen lassen, bevor er ihn vollends genoss. Auf jeden Fall würde er dafür sorgen, dass sie lange bei vollem Bewusstsein blieb, denn das Monster in seinem Kopf war anspruchsvoll.

Endlich nahm er das Knirschen ihrer Stiefel auf dem gefrorenen Weg wahr.

*

München

Sommer

Nur wenige Menschen trennten Daniel Maler von seinem Auftrag. Er hatte sie schon vorhin ausgiebig gemustert. Ella Bräuer war eine echte Sahneschnitte. Seine Blicke waren über ihren Körper gewandert, wie der Scanner des Wachpersonals es gleich im Anschluss tun würde. Er musste sich noch etwas gedulden, um Sauers Plan durchziehen zu können. Allerdings könnte er sie so noch ein paar Minuten betrachten und anschließend ihre Nähe genießen. Mit seiner Hand fuhr er sich über das pockennarbenentstellte Gesicht und weiter durch sein fettiges Haar. Sie bückte sich, um das Gepäck aufs Laufband zu hieven. Als sie sich umsah, fing er ihren Blick auf. Irgendwie wirkte sie ängstlich und offensichtlich fühlte sie sich unter seiner Musterung unwohl. Er verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Wie sie sich erst fühlen müsste, wenn sie mitbekam, was das weitere Leben für sie bereithielt? Die Warteschlange wurde kürzer. Als sie abgefertigt war, ging sie an ihm vorüber. Der Platz im Flugzeug neben ihr war bereits arrangiert. Er spürte es in seiner Hose zucken, als er seinen Blick ein weiteres Mal über ihre schlanken, langen Beine wandern ließ.

Schon wenige Minuten später nahm sie im Flugzeug neben ihm Platz. Ihr Blick verriet die Abneigung, die sie für ihn empfand. Als die Maschine abhob, beobachtete er, wie sie die Finger in die Armlehnen krallte und dabei die Augen schloss. Die Kleine hatte also Angst vor dem Fliegen, stellte er fest. Das Flugzeug wurde lauter, die Turbinen hatten jetzt vollen Schub. Er nutzte diesen angespannten Moment, um sie aus der Nähe zu mustern. Sie roch gut, vermutlich nach einem teuren Parfüm. Ihre Haut war im Gegensatz zu seiner makellos und rein. Am liebsten hätte er sie überall gestreichelt und auf die herzförmigen Lippen geküsst, aber das war unmöglich. Vielleicht bot sich dazu später eine Möglichkeit. Als sie die Reisehöhe erreicht hatten und die Stewardess mit Getränken herumkam, bestellte er sich eine Cola. Ella hatte sich einen Wodka-Orangensaft genehmigt. Als sie kurz mit der Stewardess redete, gab er unauffällig die K.-o.-Tropfen in ihren Drink. Nachdem sie ihr Glas geleert hatte, wurde sie zusehends schläfriger, bis sie ganz tief und fest schlummerte. Der Kopf hatte seinen Halt verloren und lag nun locker auf seiner Schulter, die Finger fielen von den Armlehnen. Ihre Locken kitzelten seine Halsbeuge und ließen die Schwellung in seiner Hose wieder größer werden. Bei Gott, wie gern würde er sie vögeln. Als er sicher war, dass es ihr soweit gut ging und sie tief schlief, wartete er noch eine halbe Stunde ab, bevor er die Stewardess rief und sie davon in Kenntnis setzte, dass mit der Dame neben ihm etwas nicht in Ordnung war. Natürlich war ein Arzt anwesend, schließlich war es ein abgekartetes Spiel. Die Organisation wollte sichergehen, dass ihr Tod in der Zeitung stand. Kurz darauf sollte dann die Beerdigung eines nicht vorhandenen Leichnams stattfinden und niemand würde Ella jemals vermissen. Keiner sollte je erfahren, was wirklich mit ihr geschehen war und zu welchem Zweck sie erschaffen wurde. Es sei denn, dass Sauer anders entschied.

Wenn er an den Einsatz vor ein paar Tagen zurückdachte, riefen die Erinnerungen Schmerzen hervor. Dieser John hatte eine harte Rechte gehabt. Erneut rieb er sich das Kinn. Obwohl er den Auftrag nicht allein übernommen hatte, war der Übergriff alles andere als einfach gewesen. Der Typ war nicht normal. Als hätte er den Braten gerochen, hatte er wild um sich geschlagen und ihn glatt aus den Schuhen gehauen. Sie hatten ihn nachts überrascht, aber offensichtlich hatte er einen leichten Schlaf. Im Dunkeln war es nicht so riskant, dann waren seine mentalen Fähigkeiten blockiert. Zu dritt waren sie ins Haus eingestiegen und jeder von ihnen hatte sein Fett wegbekommen. Bis sie ihm die Injektion setzen konnten, hatte er wie ein Löwe gekämpft. Das Schlafzimmer hatte ausgesehen, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Er lächelte in sich hinein, denn kaum war der Gefangene in seinem neuen Quartier erwacht, versetzte er alle erneut in Aufregung. Ob die Konditionierungen irgendwann griffen? Sauer war diesbezüglich sehr einfallsreich. Der kleine Widerling hatte immer einen Plan und bis jetzt hatte er immer alles bekommen. Und wenn er jemanden von der Bildfläche verschwinden lassen wollte, dann war das keine leere Drohung. Spätestens, wenn er John den Film seiner Beerdigung vorführte, sollte dieser auch erkennen, dass er es mit mächtigeren Leuten zu tun hatte, als er es vielleicht bis dato vermutete. Früher oder später war er weichgekocht und dann hörte er sicherlich auf, gegen seine Bestimmung anzukämpfen und zöge die Vorteile daraus. Wenn man mit so einer geilen Schnitte wie Ella pimpern darf, sollte das doch eine angemessene Entschädigung für den Verlust der Freiheit darstellen. Er hätte jedenfalls gegen so ein Arrangement nichts einzuwenden, aber leider stand das nicht zur Diskussion.

*

Frankfurt

Biology Genetic Company (BGC) Hauptquartier

Nachmittag

Das Pochen in Ellas Kopf glich dem eines Presslufthammers und rief Übelkeit hervor. Undenkbar, die Augen zu öffnen, ohne sich zu übergeben. Die Geräusche des Fliegers waren verschwunden und durch ungewöhnliche Stille abgelöst worden. Irgendetwas war anders. Durch die geschlossenen Lider konnte sie grelles Licht ausmachen. Vielleicht war das Flugzeug bereits gelandet? Oder es war abgestürzt! Ihre Zunge fühlte sich wie ein alter Putzlappen an. Als eine männliche Stimme auf sie einredete, konnte sie nicht reagieren. Die befehlsmäßige Tonlage verursachte ihr noch mehr Kopfschmerzen.

„Ich weiß, dass du mich hören kannst.“

Natürlich konnte sie ihn hören und wollte auch antworten, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht.

„Doktor, sind Sie sicher, dass sie mich hören kann?“

„Ja, Herr Sauer. Sie ist ganz bestimmt wach.“

„Ella, mach die Augen auf, wir haben etwas zu besprechen“, befahl er ungeduldig. „Doktor, ich brauche Sie vorerst nicht mehr.“

Etwas musste schiefgelaufen sein. Wenn ein Arzt anwesend war, bedeutete das, dass das Flugzeug verunglückt sein musste. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Ihre Wimpern waren irgendwie verklebt, und wegen des heftigen Pochens in ihrem Kopf beschloss sie, die Augen nur einen Spaltbreit zu öffnen. Der Schmerz kam in Wellen, die sich zu einer gigantischen Woge auftürmten. Sie drehte den Kopf zur Seite und übergab sich. Der Mann neben ihr fluchte, bevor er mit einem feuchten Tuch über ihre Lippen wischte.

„Hier, trink das.“

Ein kleiner älterer Mann mit schütteren, stacheligen, grauen Haaren hielt ein Glas Wasser in der Hand und sein angewiderter Ausdruck ließ sie vermuten, dass er es ihr lieber ins Gesicht geschüttet hätte. Dennoch hielt er ihr den Kopf, damit sie das Wasser trinken konnte. So nahe an ihrem Gesicht war es Ella unmöglich, den muffigen Geruch, der von ihm ausging, zu ignorieren. Ein Rinnsal lief ihr am Hals hinab, als sie das Glas in einem Zug leerte. Zumindest ließ der Durst etwas nach. Er bettete ihren Kopf zurück auf das Kissen. Verstohlen sah sie sich um. Überall steriles Weiß. Wie in einem Krankenhaus. Oder einer Zelle. Es fehlten Fenster. Was sie allerdings noch mehr beunruhigte, war der Umstand, dass sie ans Bett gefesselt war. „Na also, schön dich zu sehen“, versuchte der Mann eine Art Begrüßung.

Kalte hellblaue Augen musterten sie, als wäre sie eine seltene Spezies. Das allein bereitete ihr schon Unwohlsein. Aus seiner langen, gekrümmten Nase wuchsen borstige Haare. Der braune Pullover, den er über einer blauen Hose trug, sah aus, als hätte er ihn aus der Altkleidersammlung gezogen und machte ihn nicht sympathischer. Er war älter als ihr Vater und vermutlich einen Kopf kleiner als sie selbst. Sein aufmunterndes Lächeln wirkte aufgesetzt, und irgendwie bezweifelte sie, dass er ein Arzt war.

„Dann stelle ich mich mal kurz vor. Ich bin Markus Sauer, der Leiter dieser Einrichtung. Wenn du willst, darfst du mich Markus nennen.“ Wie kam er darauf, dass sie das wollte?

„Die Lage, in der du dich befindest, muss dich erschrecken!“, fuhr er unbeirrt fort. Sie glaubte, einen Hauch Mitgefühl darin mitschwingen zu hören. In ihrem Kopf hämmerte es unangenehm. Die Zusammenhänge wollten sich ihr nicht erschließen. Was war das für eine Einrichtung? Sie war nicht nur erschrocken, sondern panisch vor Angst. Wie kam sie hierher? Wer war er? Und was verdammt nochmal war passiert? Aber anstatt all diese Fragen an diesen Mann zu richten, brachte sie nur ein krächzendes „Was … passiert?“ hervor.

„Du willst wissen, was passiert ist?“ Er grinste sie verschlagen an. „Eine gut durchdachte Entführung ist passiert“, beantwortete er die Frage, als wäre es eine logische und völlig normale Sache.

Plötzlich war sie hellwach. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was wollte dieser kleine Widerling von ihr? Ihre Eltern waren nicht reich … er dachte doch nicht daran, sie zu vergewaltigen? Oder, wie es erst vor kurzem in der Zeitung gestanden hatte, als Sklavin halten? Eingesperrt in irgendwelchen Kellern … Menschenhandel - Organhandel, spann sie den Gedanken weiter. Sie zitterte unkontrolliert und verlor die Fassung. Plötzlich hatte sie das Gefühl zu fallen. Ein bodenloser Abgrund hatte sich vor ihr geöffnet und schien sie zu verschlucken. Sie fiel und fiel, konnte den Boden immer noch nicht unter ihren Füßen spüren. Irgendjemand schrie. Markerschütternd. Als ihr bewusst wurde, dass sie es war, holte sie Luft, saugte gierig den Sauerstoff in ihre Lungen und versuchte sich zu beruhigen. „Machen Sie mich los!“, schrie sie ihn mit unmenschlicher Stimme an. Die Fesseln wollten nicht nachgeben, egal wie stark oder fest sie daran zerrte, was sie noch mehr ihrer Beherrschung kostete. Es war diese ohnmächtige Wut, die ihr die Tränen in die Augen trieb. „Was wollen Sie von mir?“ Die Worte kamen jetzt flüssiger über ihre bebenden Lippen, denn mit voller Wucht war ihr Überlebenswille erwacht. Zu gern hätte sie ihm den Hals umgedreht.

„Moment, eins nach dem anderen. Wenn du dich beruhigt hast, werde ich dir vielleicht die ein oder andere Frage beantworten.“ Er drückte den Knopf der Gegensprechanlage. „Marie, kannst du mal jemanden vorbeischicken, um eine Sauerei vom Fußboden aufzuwischen? Der Gestank ist unerträglich.“

„Ich bin mir sicher, dass sie mich mit jemandem verwechseln“, versuchte sie ihn zu überzeugen, nahm aber im gleichen Moment sein verneinendes Kopfschütteln wahr. Ellas Stimme brach und sie schluchzte hemmungslos. Das ist ganz sicher ein Versehen, das musste einfach eine Verwechslung sein, versuchte sie sich zu beruhigen. Durch den Tränenschleier hindurch glaubte sie ein Lächeln um seine Mundwinkel ausmachen zu können. Dieser perverse Spinner amüsierte sich über ihre Verzweiflung. Erneut kämpfte sie gegen die Fesseln an. Der Typ sah sie nur mit diesem ruhigen durchdringenden Blick an und entgegnete nichts. Ihr Herz verkrampfte sich, in ihrer Magengrube bildete sich ein dicker Kloß, sodass ihr erneut übel wurde, allerdings dieses Mal von der übermächtigen Angst, die ihr die Eingeweide zusammenzog. Kalter Schweiß gefolgt von heißen Schockwellen versetzten sie in ein Wechselbad der Gefühle. Wann gab er dem Grauen ein Gesicht oder zumindest einen Namen? Er zog einen Stuhl heran, eindeutig darauf bedacht, dem Erbrochenen nicht zu nahe zu kommen und setzte sich.

 

„Ella, du bist die Richtige. Alles andere sollten wir in Ruhe klären.“

Wütend presste sie erneut die Frage hervor und hoffte, endlich eine Antwort zu erhalten, die sie als akzeptabel einstufen konnte. „Sagen Sie endlich, was Sie von mir wollen.“ Ella spie das Sie aus, als wäre es etwas Ungenießbares. Die Tür wurde geöffnet und eine kleine Frau mittleren Alters machte sich daran, das Erbrochene aufzuwischen. Nach wenigen Augenblicken war sie so leise verschwunden, wie sie erschienen war, und Sauer nahm das Gespräch wieder auf.

„Jeder Mensch hat seine Bestimmung und deine ist eine besondere. Wenn man etwas erforscht, will man irgendwann wissen, ob die Erkenntnisse, die man erlangt hat, auch in der Praxis funktionieren. Als wir mit unseren Experimenten begannen, lag unser Fokus darauf, Katalogbabys produzieren zu können.“ Er hielt kurz inne. „Dass daraus dann mehr werden würde, konnte keiner ahnen.“ Ella sah ihn abwartend an, aber offensichtlich wollte er ihr keine weiteren Details offenbaren. Er wirkte in Gedanken versunken, bis sich dieser Ausdruck urplötzlich wieder verzog und er sie durchdringend ansah. „Wir wissen von deinen Träumen und davon, dass sie Realität werden. Du wolltest das nie akzeptieren, weil sie dir von Anfang an Angst bereitet haben.“

Wie konnte dieser Fremde davon wissen?

„Man fürchtet sich nur vor Dingen, die man nicht versteht. Wir werden dir dabei helfen, deine Ängste zu überwinden und dann die wichtigsten Informationen aus deinen Träumen herausfiltern, damit dieses Wissen für uns wertschöpfend wird.“ Herausfiltern? Sie dachte an einen dieser Horrorfilme, oder waren es Science-Fiction-Streifen gewesen, bei dem einer Person Elektroden an den Schläfen befestigt wurden und alles, was an Gedanken gespeichert war, auf einem Bildschirm sichtbar gemacht wurde. Dieser Sauer war eindeutig verrückt, größenwahnsinnig. Am besten, sie tat zunächst so, als schenkte sie ihm Glauben, bevor sie eine Möglichkeit fand, von hier zu verschwinden. Zwar hatte sie Träume, die Realität wurden, aber das hatten andere Leute sicherlich auch. Es war vermutlich so etwas Ähnliches wie ein Déjà-vu. Eine erklärbare Sache, nichts, um das man sich übermäßig Gedanken machen müsste. So hatte sie es immer gehalten, und nun wollte dieser Typ sie vom Gegenteil überzeugen.

Plötzlich wurde ihr kalt, seine Worte erhielten nun eine Bedeutung, die sie bis eben nicht verstanden hatte. Zögernd kam ihr die Frage über die Lippen: „Was habe ich mit diesem Experiment zu tun?“

„Ehrlich gesagt wäre es mir auch lieber, wenn unsere Reproduktionswissenschaftler das Problem mit der hohen Sterberate der Embryonen endlich gelöst hätten. Die Gaben auf natürlichem Wege weiter zu kombinieren, ist eine weitaus vielversprechendere Variante. Wir haben sehr hohe Erwartungen und nicht unendlich viel Zeit, um noch die Anerkennung für unsere Arbeit einzuheimsen.“

Das Blut in ihrem Kopf rauschte und Ella hoffte, sie hätte sich verhört. Sauer räusperte sich. „Nachträglich stellte sich heraus, dass einer der Laboranten geschlampt hatte und die Nährlösung mit einem erbgutverändernden Stoff kontaminierte. Wir vermuten, dass ihr Kinder deshalb diese besonderen Fähigkeiten entwickelt habt. Hast du eine Vorstellung davon, was wir gemeinsam erreichen können? Sei stolz darauf, ein Teil davon zu sein.“

Ella war alles andere als stolz darauf, ein Teil dieses Versuchs zu sein, stattdessen ging ihr durch den Kopf, ihm ein langes, scharfes Messer in die Brust zu rammen. „Sie sind doch krank!“ Noch verzweifelter riss sie an den Fesseln. Fassungslos begann sie um Hilfe zu rufen. Sauers genervter Gesichtsausdruck entging ihr dennoch nicht.

„Beruhige dich.“

Aber sie wollte sich nicht beruhigen. Lediglich die Erkenntnis, dass dieser Kampf zu nichts führte, brachte sie vorerst zur Kapitulation. Dann beschloss sie, Sauer mit Fragen zu löchern. Je mehr sie über sich und diesen Spinner herausfand, desto mehr hätte sie gegen ihn in der Hand, wenn sie ihn den Behörden übergab. „Wer hat Ihnen das von meinen Träumen erzählt?“

„Deine Eltern haben uns immer über deine Entwicklung auf dem Laufenden gehalten. Es stellte einen wesentlichen Teil unserer Vereinbarung dar.“

Sie war wie vor den Kopf gestoßen. Auf einen Schlag hatte sie alles verloren, was sie geliebt hatte: Familie, Job und die Freiheit. Egal, wie das hier ausging, ihr Herz bestand nur noch aus Fetzen und könnte nie wieder heilen. Und selbst wenn, würde immer ein klaffendes Loch zurückbleiben.

Eigentlich hatte sie eine Verabredung mit ihrer Familie. Ihre Mutter wollte ihr Lieblingsessen kochen. Im Anschluss daran wollten sie eine Partie Rommé spielen. Helmut, ihr Vater, hatte in einer Woche Geburtstag, sein Geschenk lag schon bei ihr zu Hause im Schrank. Wie konnten sie nur? Ella fühlte sich verkauft, wie ein Stück Vieh, das man gemästet beizeiten zur Schlachtbank geführt hatte. Oder bestand vielleicht doch die Möglichkeit, dass sie von den Machenschaften nichts ahnten? Waren sie selbst Opfer und vermissten ihr Mädchen schmerzlich? Will er sie nur glauben machen, dass ihre Familie mit drin hing? War das sein perverser Plan, damit sie die Hoffnung begrub und sich dem ihr zugedachten Schicksal einfach ergab? Liebe kann man nicht vorgaukeln. Jedenfalls nicht über Jahre hinweg. Ihre Eltern hatten sie bedingungslos geliebt, da war sie sich sicher. Sie waren immer für Ella dagewesen, hatten ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Sauer war ein mieses Schwein und wollte sie manipulieren.

„Ich glaube Ihnen kein Wort! Was haben Sie jetzt mit mir vor?“ Kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn und sammelte sich zwischen den Brüsten. Eigentlich kannte Ella die Antwort bereits, wollte sie nur nicht wahrhaben. Sie wollte endlich aufwachen und in Hamburg landen. Doch natürlich passierte das nicht. Sie drehte den Kopf in seine Richtung und wartete auf eine Reaktion. Die Ungewissheit quälte sie, machte sie madig und ließ sie schwanken zwischen Glauben und Unglauben.

„Fragst du mich das wirklich? Die Antwort habe ich dir bereits gegeben. Stell dich nicht dumm.“ Er rollte mit den Augen, dann strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah sie ernst an. „Heute werde ich dir den Vater deiner zukünftigen Kinder vorstellen. Es ist an der Zeit, dass du deine Bestimmung erfüllst.“

Das Undenkbare manifestierte sich in ihrem Kopf. Und legte einen Schalter um, der es trotz der unglaublichen Offenbarungen und des damit verbundenen Schreckens, der sie eigentlich lähmen müsste, ermöglichte, zu widersprechen. „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich mich als Brutstätte für das neue Superwesen zur Verfügung stelle?“

„Siehst du, und das ist auch ein Irrglaube, denn dein Einverständnis habe ich gar nicht vorausgesetzt.“ Sauer beugte sich herab und flüsterte gefährlich leise: „Du wirst deine Bestimmung erfüllen. Dafür werde ich sorgen.“ Die Worte trafen sie wie eine Ohrfeige. Ohne weitere Erklärungen stand er auf und verließ den Raum. „Kommen Sie zurück, Sie Scheißkerl! Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen!“ Die gute Kinderstube hatte sie nun vollends über den Haufen geworfen. Es fielen ihr noch ganz andere Schimpfwörter ein und jedes wäre treffend, aber keines könnte an ihrer Situation etwas ändern. Die Tür krachte ins Schloss und sie war mit ihrer Angst allein. Sie lag wie ein Häufchen Elend auf der Pritsche und hätte sich gerne zusammengekauert, die Arme um die Beine geschlungen, um sich selbst zu trösten. So aber lag sie ausgestreckt wie ans Kreuz genagelt und konnte nichts tun, als sich von der Verzweiflung in einen tiefen Abgrund reißen zu lassen. Als sie keine Tränen mehr hatte und sich einigermaßen beruhigte, übernahm die Wut wieder Oberhand. Das war zu viel, das war ein Scherz, das konnte er doch nicht wirklich erwarten? Wenn er glaubte, sie würde mitspielen, hatte er sich getäuscht. Niemals würde sie diesen Befehl ausführen, und wenn er sich auf den Kopf stellte. Es war immer noch ihr Körper und sie ließ sich nicht zu einem willenlosen Gefäß degradieren. In ihrem Kopf überschlugen sich die Erinnerungen. Da war erst vor kurzem dieser sich immer wiederholende Traum von einem unbekannten Mann. Die Angst, die sie dabei empfunden hatte, war nichts im Vergleich zu dem Grauen, das sie in diesem Moment ereilte. Der Unterschied war frappierend, denn aus dem Traum war sie schweißgebadet erwacht. Das hier war die Realität, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für ein schnelles und erfreuliches Ende minimierte. Es dämmerte Ella, dass sie leicht, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwinden könnte. Das Experiment würden sie wegen einer Einzelnen sicher nicht in Gefahr bringen. Und wieder dachte sie an ihre Eltern, der Schmerz in ihrer Brust war bohrend und schien sich bis in ihre Eingeweide auszubreiten. Erneut musste sie sich übergeben.