Buch lesen: «Von der Sehnsucht nach Frieden und Liebe»
ERNST HANNAWALD
Von der Sehnsucht
nach Frieden
und Liebe
ERNST HANNAWALD
Von der Sehnsucht
nach Frieden
und Liebe
Erzählung
Giger
1. Auflage 2018
© Giger Verlag GmbH, CH-8852 Altendorf
Telefon 0041 55 442 68 48
Lektorat: Monika Rohde, Leipzig
Umschlaggestaltung:
Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
Umschlagfoto: ??????????????
Layout und Satz: Roland Poferl Print-Design, Köln
e-Book: mbassador GmbH, Basel
Printed in Germany
ISBN 978-3-906872-66-7
eISBN 978-3-906872-85-8
Seid still, Gedanken, seid still und quält mich nicht – über Hunger, Tod, Gewalt und Not in der Welt.« Das spricht Leinhardt vor sich hin, während er auf die in der Sommerluft flirrende, verkehrsreiche Straße hinunterblickt, durch das offene Küchenfenster seiner Wohnung. Er ist gerade erwacht und aus dem Bett gestiegen. Während er sich Tee aufbrüht, sein Frühstück zubereitet, denkt er darüber nach, was alles geschah in seiner bisherigen Lebenszeit. Als Kind erlebte er über die Medien den Vietnamkrieg, die erste Mondlandung, Mao Zedong und seine Kulturrevolution, die Ermordung Che Guevaras, die Ermordung Kennedys, die Ermordung Mahatma Gandhis, ebenso den Tod von Jim Morrison, John Lennon. Von Janis Joplin und die Erschießung von Rudi Dutschke. Er erlebte die Freilassung Nelson Mandelas und den Tod zweier Päpste und jetzt die Amtszeit von Papst Franziskus.
Er weinte, lachte, fluchte, glaubte an Gott, den Teufel, an schwarze und weiße Magie. Er glaubte an Treue und Freundschaft.
Jetzt ist er ausgebrannt und leer. Wünscht sich, er wäre irgendwo in einem unentdeckten Tal dieser Welt, oben im Himalaya, in Shangrila. Im Traumland der Buddhisten. Dort, wo es heißt, es gibt keine Gewalt, keinen Hass und keinen Neid, keine Missgunst und keine Eifersucht. Keine Gier und kein Verlangen.
Leinhardt wünscht sich, er wüsste nichts von der gewaltsamen Welt der Menschen, der Tiere und auch nicht der Gewalt der Natur. Wirbelstürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben, Feuersbrünste und Überschwemmungen. Leinhardt nimmt Bleistift und Papier und schreibt: Es ist nicht die Hölle, in der wir leben, auch nicht der Himmel, es ist beides in einem. Beides ist existent auf diesem Planeten Erde. So viel hat der Mensch schon zerstört. Die meisten wissen doch bereits, dass der Planet am Ende ist. Es wird der Tag kommen, an dem sich die Erde von innen nach außen stülpt, wie ein Kleidungsstück, das man wendet, um es schonend zu waschen. Die Ozeane werden sich in das Magma ergießen. Eine neue Erde entsteht, alles beginnt von vorn. Sonden wurden bereits losgeschickt in die Weiten des Sonnensystems und darüber hinaus, auf der Suche nach einer neuen bewohnbaren Erde.
Er geht zurück in sein Schlafzimmer, das zum Hof liegt. Leinhardt versinkt immer weiter in seinen Phantasien und denkt, wenn es Gott tatsächlich gibt, wird er den Erfolg dieser Suche zu verhindern wissen.
Welch düstere Gedanken, während er dem Gesang der Vögel lauscht, der von draußen durch das offene Fenster zu hören ist, sowie das fröhliche Treiben spielender Kinder im Hinterhof. Lautlos dreht sich die Erde in der Eiseskälte im All, in absoluter Finsternis, gäbe es unsere Sonne nicht. Die Suche nach anderen Möglichkeiten, da draußen zu überleben, hat vor vielen Jahrzehnten begonnen. Aber da ist nichts, gar nichts, was unserer Erde gleichkommt. Und das ist gut so.
Leinhardt verliert sich mehr und mehr in seiner surrealen Welt und träumt vor sich hin, während er seinen Tee genießt.
Seit tausend Jahren tanzen Sufis, meditieren buddhistische Mönche. Es beten die Christen, die Muslime, die Juden, ja, sie beten seit tausend Jahren. Und sie morden seit diesen Tagen im Namen ihrer Religionen. Die Buddhisten haben keine Zeit zu töten, weil sie meditieren, auch die Sufis haben keine Zeit zu töten, denn sie tanzen. Müde all dieser Gedanken, wissend, dass alles so ist, wie es ist und er daran nichts zu ändern vermag, geht er zurück in sein Bett, als er feststellt, dass es noch früh am Morgen ist und er für diesen Tag keine Pläne hat, keine Verabredungen, und auch nicht zur Arbeit muss, denn er hat Urlaub. Er lässt seine Gedanken los, lässt sich fallen und versinkt in einen tiefen Schlaf. Da hat er einen seiner vielen, in unzähligen Jahren sich wiederholenden Träume.
Sein Traum:
Leinhardt befindet sich eingehüllt in helles, gleißendes Licht, wie es das auf Erden so nicht gibt. Er hört eine Stimme, die von überall herzukommen scheint.
Stimme: »Leinhardt!«
Leinhardt, ungläubig erstaunt: »Wer bist du?«
Stimme: »Ich bin Gott!«
Leinhardt: »Zeig dich mir und beweise es durch eine Wundertat.«
Gott, erzürnt: »Ich kann mich nicht zeigen, denn ich bin kein Mensch. Kann und will auch keiner werden. Zeigte ich mich dir, wie ich bin, würde es dich töten.«
Leinhardt: »Okay, aber dann wenigstens eine Wundertat.«
Schon fehlen Leinhardt beide Arme und an deren Stelle hat er zwei gewaltige Flügel.
»Hm, okay, kann ich damit auch fliegen?«
Gott: »Ja, das kannst du, Leinhardt.«
Leinhardt hebt die Flügel an und dreht einige Runden im freien Raum des gleißenden Lichts, landet wieder, klappt die Flügel zurück und sagt: »Ja, ich habe verstanden, du bist Gott. Jetzt verwandle mich bitte wieder zurück.«
Gott: »Das kannst du selbst.«
Leinhardt, ungläubig: »Wie denn?«
Gott: »Du musst nur daran denken.«
Leinhardt denkt und schon sind die Flügel verschwunden. Er sitzt, wie zuvor, aufrecht in seinem Bett im gleißenden Licht. Er klatscht in die Hände und schaut in die Spiegeltür seines Kleiderschranks direkt ihm gegenüber. Er zwickt sich in die Wangen, winkt sich selbst zu und glaubt, dass er wach ist. Da wird plötzlich das gleißende Licht so hell und intensiv, dass Leinhardt sich ängstigt und sich unter seiner Bettdecke versteckt.
Gott: »Sei nicht so töricht, fürchte dich nicht, du hast keinen Grund dazu.«
Vorsichtig blickt Leinhardt unter seiner Bettdecke hervor, er ist umgeben vom gleißenden Licht, das ihn nicht blendet, sondern angenehm umgibt und wärmt.
Gott: »Ich werde seit Tausenden Jahren verflucht, bis zum heutigen Tag von Milliarden von Menschen. Ich habe genug davon. Ich hatte die Idee vor einigen Tagen bei einem Zusammentreffen mit Ghandi, Jim Morrison und Mutter Teresa, einen von euch meine Arbeit tun zu lassen. Die meisten stimmten mir zu, der eine und andere hatte so seine Zweifel. Am Ende fanden dann alle diese Idee gar nicht mal so schlecht. Also, willst du meinen Job für acht Tage übernehmen?«
Im etwas strengeren Ton: »Entscheide dich, denn während wir hier verhandeln, herrscht noch größeres Chaos in der Welt als ohnehin schon. Ich habe Probleme genug damit, überall dort zu sein, wo ich gerufen werde. Du musst dir vorstellen, es gibt Tausende Kirchen, Tausende Krankenhäuser, Tausende Beerdigungen, wo man meinen Namen ruft. Ganz zu schweigen von den Lottoannahmestellen.«
Leinhardt: »Ganz langsam, so einfach, wie du dir dasvorstellst, ist das nicht. Da hätte ich schon noch ein paar Fragen.«
Gott: »Gut, es sei dir gestattet, deine Fragen zu stellen, aber mach schnell, ich habe wenig Zeit. Große Mächte sind unterwegs, um mich an meinem Vorhaben zu hindern. Fang an, mir deine Fragen zu stellen.«
Leinhardt steht der Schweiß auf der Stirn, er kann nicht fassen, was er gerade erlebt. Er gibt sich selbst eine Ohrfeige.
Gott spricht laut mit Nachdruck: »Fang an zu fragen!« Leinhardt: »Schon gut, ich frage ja gleich. Wollte nur wissen, ob ich träume.«
Gott: »Höre auf deine innere Stimme.«
Leinhardt: »Was soll ich fragen, wo soll ich beginnen. Ich hätte so viele Fragen.«
Leinhardt: »Wer ist Allah?«
Gott: »Allah ist mein Bruder.«
Leinhardt: »Und wer bist du?«
Gott: »Ich bin Gott.«
Leinhardt: »Wer ist Jesus?«
Gott: »Jesus ist mein Sohn«
Leinhardt: »Wer ist Mohammed?«
Gott: »Mohammed ist der Sohn Allahs.«
Leinhardt: »Warum gibt es so viele verschiedene Religionen?«
Gott: »Damit ihr entscheiden könnt, welche für euch die passende ist.«
Leinhardt: »Warum sind die Kinder Mohammeds, also die Muslime, vielfach so gewalttätig?«
Gott: »Sind sie das?«
Leinhardt: »Ja, das empfinde ich so.«
Gott: »Sie sind nicht gewalttätiger, als ihr Tausende Jahre wart. Hast du eure Kreuzzüge vergessen? Und jetzt wieder Guantanamo, Abu Ghuraib. Im Namen des Christentums, in meinem Namen.«
Leinhardt: »Haben nicht die Muslime die spanische Halbinsel überfallen vor Hunderten Jahren? Und Tausende Christen dahingemetzelt?«
Gott: »Siehst du, das ist euer Problem.«
Leinhardt: »Was?«
Gott: »Zu fragen, haben jene nicht erst dies und wir deshalb das getan? Fragt euch doch, was ihr wirklich wollt.« Leinhardt: »Liebe und guten Sex zum Beispiel.«
Gott: »Das wollen die Muslime auch.«
Leinhardt: »Noch mal die Frage: Warum sind die Muslime so extrem gewalttätig? Ich kenne keinen Fall, wo ein Christ mit einer Bombe um den Bauch auf einen muslimischen Marktplatz läuft und sich in die Luft sprengt. ›Gott ist allmächtig!‹ schreit und viele Unschuldige dadurch in tausend Fetzen gerissen werden.« Gott: »Ja, da muss ich dir recht geben, Leinhardt!«
Gott fragt Allah: »Willst du etwas dazu sagen, Bruder?« Die Stimme Allahs spricht zu Gott, was Leinhardt nicht hören kann.
Gott: »Was? Wie meinst du, was soll ich ihm sagen? Ach gut, sehr gut. Leinhardt, ich soll dir von Allah Grüße bestellen, er möchte sagen, dass die, die glauben, dass sie nach dem Bombenzünden zu ihm kommen dürfen und er sie dann mit offenen Armen empfängt, sich gewaltig täuschen, und dass das Bombenzünden keine Lösung bringt, vor allem aber keiner der zerfetzten Körper zu ihm kommen kann. Er hasst Blut und Fleischfetzen. Und weil Muslime all das in seinem Namen tun, hat er sich schon lange zurückgezogen, auch wir sehen ihn nur noch selten. Dass er heute bei uns ist, ist wirklich eine seltene Ausnahme.«
Leinhardt: »Gibt es eine höhere Macht als die eure, gibt es noch andere Welten?«
Gott: »Ja! Nach eurem Tod werdet ihr alle verteilt, getrennt nach euren Taten. Eines kann ich dir mit Gewissheit sagen, da ist dann Schluss mit Bomben basteln und zünden. Auch für all jene, die heute in meinem Namen, im Namen Gottes, in Guantanamo oder anderswo in Gefängnissen der Welt foltern und quälen – sie haben nichts zu lachen nach ihrem Tod.«
Leinhardt: »Warum muss das überhaupt alles geschehen?«
Gott: »Weil ihr einen freien Geist habt, wir sprechen sehr oft über euch, eure Kriege, Naturkatastrophen und Seuchen, wie Rinderwahn, Vogelgrippe, Schweinepest, Ebola, Aids usw.«
Leinhardt: »Warum lassen wir uns in der christlichen Welt vom Islam in Angst und Schrecken versetzen?« Gott: »Weil ihr ein schlechtes Gewissen habt.«
Leinhardt: »Wie meinst du das?«
Gott: »Naja, ihr wart nicht gerade zimperlich bei euren Kreuzzügen.«
Leinhardt: »Das waren die aber auch nicht.«
Gott: »Ich habe nie und zu keiner Zeit diese Kreuzzüge befohlen. Weder ich, der Vater, auch nicht mein Sohn und nicht der heilige Geist und Allah ebenfalls nicht! Das wart immer ihr, die den Schlamassel angezettelt habt. Tu niemandem Leid an, wenn du nicht wünschst, dass dir dieses Leid in diesem oder einem kommenden Leben angetan wird. Das ist das universelle Gesetz von Ursache und Wirkung. Den Dummen, nicht Wissenden werde ich bestrafen. Den aber, der wissentlich und mit Vorsatz anderem Leben Schmerz und Leid zufügt, der wird in seinem kommenden Leben dieses Leid selbst erfahren müssen. Was möchtest du noch wissen? Übrigens, es ist lange her, dass wir so eine interessante Unterhaltung hatten, findest du das nicht auch?«, fragt Gott Allah.
Allah antwortet und es hallt wie in einem Kirchenschiff: »Ja, ja, das ist wahr. Die interessantesten Fragen seit sehr langer Zeit.«
Leinhardt: »Allah, hast du tatsächlich so viel Leid und Schrecken in die Welt gebracht durch deinen Propheten Mohammed? Oder interpretieren deine Imame in der Welt dich nicht richtig?
Hast du auch befohlen, den jungen Mädchen die Schamlippen zu entfernen? Dass Frauen gesteinigt und ausgepeitscht werden? Bei lebendigem Leib begraben, sodass nur noch der Kopf aus der Erde ragt und dieser wird gesteinigt?«
Allah antwortet: »Ihr sucht stets Antworten auf komplizierte Fragen.«
Leinhardt: »Was ist kompliziert an der Frage, ob du Gewalt und bestialische Grausamkeiten an den Menschen, die in deinem Namen begangen werden, gutheißt?!« Allah: »Ich habe den Koran nicht geschrieben.«
Gott: »Und ich die Bibel nicht!«
Es klopft, dem Klang nach scheinbar an ein Kirchenportal. Leinhardt hört das Klopfen deutlich, aber sehen kann er in seinem Traum nichts davon.
Die Stimmen von Gott und Allah rufen gleichzeitig: »Jesus, Mohammed und Buddha, ihr Lieben, kommt herein, macht es euch gemütlich, setzt euch zu uns. Wir haben da eine interessante Konversation mit einem Menschen.«
Allah: »Ja, sehr interessant. Er heißt Leinhardt.
Schön, dass ihr noch vorbeischaut, Mohammed, Jesus und Buddha.«
Buddha tritt näher, setzt sich im Lotussitz in den Kreis der Wissenden, faltet seine Hände und spricht ein langes, tiefes »Oм«, während Jesus und Mohammed sich still setzen.
Leinhardt: »Buddha, was sagst du dazu?«
Buddha: »Ich habe eure Konversation gehört, während ich tief im Oм versunken mich euch näherte. Alles habe ich gehört. Ich weiß keine Antwort auf alles Elend in der Welt. Dämonen der Finsternis, so scheint es, haben die Macht an sich gerissen.«
Allah: »Und was sagst du dazu?«
Buddha: »Ihr habt Religionen erdacht, die nur wenig Raum für die Komplexität des menschlichen Geistes lassen. Ihr habt eure Söhne geschickt, Jesus und Mohammed, ihr hattet euch Regeln ausgedacht, vor Tausenden von Jahren, die für Menschen heute nur sehr schwer einzuhalten sind. Wenn sie es dennoch schaffen, betrügen sie sich meist selbst. Die Menschen sind in ihren innersten Regungen gleich den Tieren, die saufen, fressen und sich fortpflanzen.«
Allah: »Nenne uns ein Beispiel.«
Buddha: »Ramadan, der Fastenmonat. Am Tag wird bei den Muslimen zur Zeit des Ramadan gefastet. Sobald es aber dunkel wird, schlagen alle Gläubigen sich die Bäuche voll. Der Fastenmonat sollte als solcher gelten und auch eingehalten werden. Das gilt im Übrigen auch für die Christen. In ihrer Fastenzeit saufen sie sich ihr Hirn nebelig, sogar die Mönche tun das. Flüssignahrung nennen sie das.«
Gott: »Dazu habe ich aber etwas zu sagen. Das war nicht meine Idee, Flüssignahrung in Form von alkoholischen Getränken.«
Buddha: »Ich möchte, wenn ihr erlaubt, an Leinhardt noch einige Fragen richten und ihm auch auf seine antworten, so gut ich es vermag. Vorausgesetzt, du hast Fragen an mich, Leinhardt.«
Leinhardt: »Gibt es noch Hoffnung?«
Buddha: »Alles Menschenblut, das vergossen wurde, färbt die Meere der Erde rot, seit Jahrtausenden, in Tausenden Kriegen, dazu zählen auch eure Nachbarschaftsscharmützel.«
Leinhardt: »Was meint ihr? Kann es noch Hoffnung auf Frieden und Liebe geben?«
Lang anhaltendes Schweigen in der Runde.
Gott: »Ihr sprecht seit Jahrtausenden von Hoffnung, ihr betet seit Tausenden und mehr Jahren, ihr schlachtet und tötet euch selbst, ihr jagt und tötet die Tiere, nur aus der Lust am Rausch zu töten, ohne Sinn und ohne Zweck. Nur eure Lust am Töten soll befriedigt werden. Warum nur tut ihr alle diese Grausamkeiten den Tieren und euch selbst an?«
Leinhardt: »Das, lieber Gott, fragst du mich?«
Gott: »Ja, ich frage dich, als einen von 7 Milliarden Menschen.«
Leinhardt: »Wenn ihr keine Antwort darauf habt, wie kann ich eine haben.«
Jesus: »Leinhardt, versuche die Antwort in dir zu finden, versuche, diese Gründe eurer Zerstörung, eures Tausende Jahre andauernden Mordens, einander Quälens zu begreifen. Ich kann es nicht. Wenn du es schaffst, mir all die Grausamkeiten unter euch zu erklären, ich strahlte heller als euer Sonnenlicht vor Freude.«
Leinhardt: »Was wird kommen, wohin entwickeln wir uns?«
Gott: »Ihr habt euch bereits entschieden.«
Leinhardt: »Wofür entschieden?«
Wieder ein langes Schweigen.
Buddha: »Wer von euch das Glück sucht, wird es nur bei sich selbst finden. Es ist nicht in Kleidung, Schminkkoffern, Autos oder anderen materiellen Gütern zu finden. Wenn ihr geht, dann geht ihr, wie ihr gekommen seid. Nackt! Glück ist ein Zustand, den du erfährst, wenn du krank oder traurig bist und ein lieber Mensch bei dir ist. Glück ist, wenn ein lieber Mensch bei dir ist, der dich davor bewahrt, anderen Menschen Schaden zuzufügen.«
Leinhardt: »Ist das, was ich gerade erlebe, real oder träume ich?«
Buddha: »Traum und Wirklichkeit sind eins, es gibt keinen Unterschied. Wenn du willst, dass du träumst, dann träumst du jetzt; wenn du glaubst, wach zu sein, bist du wach. Es hängt ganz von deinem eigenen Willen ab und deinem Geisteszustand.«
Leinhardt: »Entschuldige bitte, aber das ist mir zu hoch. Ich stellte eine relativ einfache Frage und hätte gern eine ebenso einfache Antwort.«
Buddha: »Deine Frage ist alles andere als einfach.«
Leinhardt: »Okay, aber kannst du mir nicht doch auf meine Frage mit einem einfachen Ja oder Nein antworten?«
Buddha: »Nein, ich kann dir keine einfache Antwort auf eine sehr umfassende Frage geben.«
Leinhardt wendet sich an die übrigen nicht Sichtbaren: »Sagt, könnt ihr noch folgen?«
Leinhardt hört die Stimmen durcheinanderrufen: »Ja, das können wir!« »Das können wir doch, oder?« »Ja, natürlich können wir das.«
Leinhardt: »Buddha, ich frage dich, wie bist du geworden, was du bist?«
Buddha: »Durch meine Taten wurde ich das, was ich bin.«
Leinhardt: »Und was tatest du?«
Buddha: »Ich habe Kriege geführt, habe geliebt, gehasst, ich habe eine Familie gehabt, ich habe sie verlassen, viele Jahre in der Einsamkeit meditiert und wurde, was ich nun bin.«
Leinhardt: »Was hat es dir gebracht zu sein, was du bist?«
Buddha: »Innere Einsicht und OM.«
Leinhardt: »Was ist OM?«
Buddha: »OM ist OM. Ist Mensch, Tier, Wasser, Erde, Luft, Sonne, ist der Kosmos. OM ist das Rauschen deines Blutes, das du nachts ruhend in deinen Ohren wahrnimmst. OM ist das Nichts und doch das ewige, alles dich Umgebende. OM ist das Uratom, aus dem alles ist, was es ist. OM ist die Geburt allen Lebens, OM ist der Moment des Vergehens, des Sterbens und des Neubeginns.« Leinhardt ist tief beeindruckt, er denkt: »Was wäre das Leben, ohne Schlaf nötig zu haben, ohne sterben zu müssen.«
Leinhardt: »Buddha?«
Buddha: »Ja, Leinhardt.«
Leinhardt: »Was unterscheidet dich von allen anderen?« Buddha: »Nichts.«
Leinhardt: »Wie meinst du das? Nichts? Soviel ich weiß, wurden in deinem Namen noch keine Kriege geführt, keine Menschen, auch keine Tiere getötet.«
Buddha: »Das ist richtig.«
Leinhardt: »Also gibt es doch einen ganz deutlichen Unterschied zwischen dir und den anderen Religionen.« Buddha: »In der Betrachtungsweise ja. Doch im Kern ist alles auf das Bedürfnis Liebe gegründet bei allen Religionen dieser Welt.«
Leinhardt: »Weshalb dann aber töten Christen Christen, Muslime Muslime, Hindus Hindus, Juden die Juden? Weshalb das grauenhafte Gemetzel durch all die Jahrtausende, seit Anbeginn der Menschenzeit? Wurden denn nicht im Namen der Religionen und ihrer Gründer in allen Kriegen dieser Welt seit Anbeginn so viele Menschen, wie sich heute auf Erden befinden, dahingeschlachtet?«
Buddha: »Ja, das ist wahr, Leinhardt. Was meint ihr dazu, Gott, Allah, Jesus und Mohammed?«
Alle antworten gleichzeitig: »Ja, so ist es – leider.« Buddha: »Hör mir zu, Leinhardt. Es ist die Gewalt, die euren Geist beherrscht. Es ist die Unwissenheit, in der ihr gefangen seid. Diese Unwissenheit zu durchbrechen, das ist eure einzige Möglichkeit zum wahren Frieden.«
Leinhardt: »Wodurch kommt die Unwissenheit?«
Buddha: »Durch Begierde und Unvernunft.«
Leinhardt: »Kann die Unvernunft und Begierde durch Wissen abgelegt werden?«
Buddha: »Durch das im Laufe eures Lebens erlernte Wissen ist das möglich.«
Leinhardt: »Bedingt das allgemeine Wissen die Voraussetzung zum inneren und äußeren Frieden?«
Buddha: »Nur durch das Wissen, wie die Dinge sind.« Leinhardt: »Wie weiß ich, wie die Dinge sind, wie finde ich den Weg?«
Buddha: »Indem du durch das OM eintauchst in das wahre Wesen deines ICH.«
Gott: »Leinhardt, deine Fragen sind wirklich sehr interessant. Bedauerlicherweise muss ich deine Frage, bedingt das allgemeine Wissen die Voraussetzung zum inneren und äußeren Frieden, mit Nein beantworten.
Denn intelligente Menschen mit großem Allgemeinwissen haben oft keinen inneren Frieden und verursachen äußerlich großes Leid.
Alle großen Führer, die Teile eurer Welt beherrschten, hatten meist ein großes Allgemeinwissen, dennoch verursachten sie unermessliches Leid. Viele tun das bis in die heutige Zeit, in deine Zeit, Leinhardt.«
Leinhardt: »Warum lasst ihr das zu?«
Gott: »Weil das ein Teil der gesamten Ordnung ist, die ihr dennoch als Chaos empfindet. Aber zu erkennen, dass das Chaos eine Ordnung hat, darin besteht die Aufgabe jedes einzelnen von euch Menschen.
Das ist der einzig mögliche Weg zu wahrem, dauerhaftem Frieden unter euch Menschen.«
Buddha: »Leinhardt, versuche dir vorzustellen, dass alles, was dich umgibt, eins ist, dass du die Mitte bist und die Mitte aus dir heraus das ist, was du bist.«
Leinhardt: »Schwierig, so ganz kann ich hier nicht folgen.«
Gott: »Wenn du Hass empfindest, spürst du die Reaktion deiner Umwelt nicht immer und sofort. Aber irgendwann in der Zeitspanne deines Lebens wirst du eine Reaktion erfahren.«
Buddha: »Wenn du Liebe empfindest, reagiert dieses Gefühl in deinem Umfeld oft unmittelbar. Manchmalerfährst du aber die Liebe als Antwort, die du suchst, erst sehr viel später.«
Gott: »Euer Ego ist so stark, dass ihr jeden Tag Hass empfindet. Oft nur für einen Bruchteil einer Gedankensekunde, doch dieser kaum fühlbare Moment von einer Milliarde Menschen jeden Tag gedacht, hat eine gewaltige negative Kraft, ebenso kann diese Kraft durch positives Denken Liebe in die Welt tragen.«
Leinhardt: »Also sind es unsere Gedanken, die alles Leid in uns und um uns verursachen?«
Buddha: »Ja, Leinhardt, so ist es. Kontrolle eurer Gedanken ist der Weg zum Frieden. Aufmerksame Beobachtung der Gedanken. Die tägliche Kommunikation, das Gespräch mit uns, mit wem auch immer von uns, hilft euch, eure Egozentrik zu überwinden, euch als einen Teil des Gesamten zu sehen, euch zu entwickeln, zu lösen vom Ich hin zum Wir.«
Leinhardt: »Allah, eine Frage an dich.«
Allah: »Frag, was dich bewegt.«
Leinhardt: »Bist du mit den Ausführungen von Gott und Buddha einverstanden? Siehst du diese Dinge auch so?«
Allah: »Ja, so sehe ich sie auch.«
Leinhardt: »Warum dann aber töten einige in deinem Namen seit Anbeginn eurer Zeit, morden und rufen deinen Namen. Allahu akbar, Allah ist groß.«
Allah: »Leinhardt, ich muss dir leider sagen, ich weiß es nicht. Eines solltest du wissen, keine dieser kranken Seelen kommt zu mir. Sie alle bleiben nach ihrem Tod in ewiger Dunkelheit. Weder ich, Allah, nicht Gott, nicht Buddha haben dort Einfluss. Nur die Täter selbst können sich von dort befreien. Was aber kaum einem je gelungen ist.«
Leinhardt: »Weshalb habt ihr dort keinen Einfluss?«
Allah: »Kosmisch gesehen herrscht dort die Ordnung des Universums. Das ist ein Quantensprung von unseren Möglichkeiten entfernt. Auch liegt es weit außerhalb unseres Einflussbereiches.«
Leinhardt: »Gibt es etwas, das mächtiger ist als ihr?«
Allah, Mohammed, Gott, Jesus und Buddha antworten wie mit einer Stimme: »Ja! Doch das zu verstehen, ist für euch sehr schwer, beinahe unmöglich. Nur wenige haben aus sich selbst heraus die Erkenntnis gewonnen.«
Leinhardt: »Wir leben demnach also in einer Illusion und überschätzen eure Möglichkeiten?«
Gott: »Ja, so ist es, Leinhardt.
Bescheidenheit und Demut versuchten wir euch von Anbeginn an zu vermitteln, durch die Entsendung von Sehenden wie Jesus, Buddha, Mohammed und unzähligen anderen. In eurer westlichen Welt sind sie euch bekannt als Jünger und durch euch benannt als Apostel. Wir entsenden solche kraftvollen Seelen in Menschengestalt unaufhörlich. Leider mit mäßigem Erfolg, denn sie werden meist von euch nicht erkannt und wenn, dann oft ermordet.«
Leinhardt hört aufmerksam zu, während Gott weiter zu ihm spricht.
»Ihr solltet euch erfreuen an der Luft, die ihr atmet, am Wasser, das ihr trinkt. An den vielen Tausend köstlichen Speisen, die ihr zu euch nehmt. An der vielfältigen Liebe, die ihr miteinander haben könnt. Jedoch eure Begierde nach Reichtum, Besitz, vor allem aber nach Macht, erwürgt eure Seelen. Die Seele, die ihr alle habt, ist die einzig wahre Verbindung zu uns. Ihr solltet täglich mit uns kommunizieren. Das ist der einzig wahre Weg für euch zum Glücklichsein und beständigen Frieden! Bis zu eurem Ende, dem ewigen Frieden.«
Leinhardt: »Geschieht das alles, um euch zu amüsieren und um euch zu unterhalten?«
Gott: »Das kann nur ein Mensch fragen! Ihr solltet leben, lieben, euch mehren und nicht so viel dabei infrage stellen durch euer Denken, durch eure Neigung, Hochmut zu zeigen. Euer Denken ist gut und kann sehr fruchtbar und für uns amüsant und erbaulich sein. Leider ist euer Denken von unstillbarem Durst nach eitler Macht getrieben, das absolute Wissen erlangen zu können. Das wird keiner von euch je erreichen.
Leinhardt, höre mir nun gut zu: Ihr seid auf der Suche nach euch selbst, ihr sucht sogar in den Weiten der Dunkelheit eures Sonnensystems und über dieses hinaus. Ihr hofft, dort Antworten zu finden. Jedoch die Antwort auf alle eure Fragen ist in euch. Ihr habt bisher kaum den eigenen Geist erforscht, der gleich tief ist wie das Universum. Ihr sucht die Lichtgeschwindigkeit.
All das ist in euch. Es ist nicht außerhalb zu finden. Ihr seid erst am Anfang aller Möglichkeiten, euch zu erkennen. Lernt, damit umzugehen. Lasst die Weiten des Alls, denn das All, das seid ihr. Das All ist um euch, so-dass ihr euch selbst erkennt. Das All ist ebenso umfassend wie euer menschlicher Geist.
Doch euer Körper ist da draußen so empfindsam wie eine Orchidee auf Erden. Genauso wie die Orchidee seid ihr an ganz bestimmte äußere Umstände gebunden, um leben zu können. So wie eine Orchidee stirbt, wenn ihr sie vom angestammten Platz verrückt, so werdet ihr sterben, wenn ihr euren Platz, die Erde, verlasst.
Ihr werdet mit noch so ausgeklügelter Technik immer einsamer in euren Herzen. Ihr lauft Gefahr bei euren Reisen, euch selbst zu zerstören. Ihr seid nicht geschaffen, den Weltraum zu erobern. Euer Ego, eure Eitelkeit, vor allem aber das Böse in euch ermutigt euch zu diesem Schritt. Das Böse möchte, dass ihr eure Überlebensgrundlage verliert. Die Mutter Erde, die wir euch gaben. Das näher zu erläutern, seid ihr nicht in der Lage zu begreifen.
Ich will euch hier warnen! Bleibt da unten, wenn ihr fortbestehen wollt! Kümmert euch um euer Wasser, die Luft, die Erde, euren einzigen Lebensraum, denn einen zweiten werdet ihr nicht bekommen.
Keiner von euch Menschen wird je in der Lage sein, den Schmerz seiner Einsamkeit zu überleben, der ihn heimsuchen wird in der unermesslichen Weite des Weltalls.
Den Schmerz, den ihr erfahren werdet, wenn ihr so weit entfernt seid, dass die Erde nicht mehr zu erkennen sein wird. Mag sein, bestimmt ist es bald so weit, dass solche Reisen einige wenige unternehmen können, doch wird dies eine Reise ohne Heimkehr. Ihr seid so töricht, oft so naiv wie eure Kinder. Ihr seid so eitel, so stolz, dass selbst von euch geführte Kriege und das dadurch entstehende Leid und Elend euch nicht belehren. Ihr seid so voller Sucht und Gier.
Ja, Leinhardt, das alles wissen wir. Wir hätten euch lange schon der Verdammnis, eurem Ende preisgegeben, hättet ihr keine Seele. Doch eure Seelen lassen uns hoffen, dass ihr euch irgendwann erkennt.«
Leinhardt: »Ja, das war mir schon als Knabe bewusst. All das dachte ich, als ich die erste Mondlandung im Fernsehen sah. Ich war sehr traurig und habe mich geschämt für die Ungeheuerlichkeit von uns Menschen, euren Raum zu betreten. Warum nur, dachte ich, bleiben die nicht weg und hier auf Erden?«
Allah, Gott, Mohammed, Jesus und Buddha sprechen: »Ja, das wissen wir! Auch weil wir sahen, dass du als Kind, wenn du von deinem Vater gezwungen wurdest, Tiere zu töten, dich für diese Tat bei den Tieren entschuldigtest.«
Leinhardt: »Ja, das tut mir immer noch weh.«
Buddha: »Es ist sehr gut, dass du so fühlst, Leinhardt.«
Gott: »Einige glauben an die Raumfahrt als Lösung zum Glück für euch Menschen, aber es gibt kein Glück für euch da draußen in der Kälte und Dunkelheit. Es wartet der tiefe Schmerz der Erkenntnis und absolute Einsamkeit. Das vermeintliche Glücksgefühl, von dem mancher der Raumfahrer spricht, erfahren sie nur durch die Anwesenheit eurer Mutter Erde, die sie sehen können. Eure seelische Verbundenheit zur Erde ist so stark wie die zu euren Müttern in der Zeit eurer Geburt. Gleich stark wie die Verbundenheit, während ihr Säuglinge seid. Wenn euch die Mutter allein zurücklässt, werdet ihr an Hunger, Durst und Kälte sterben. Möglicherweise werdet ihr nicht an Hunger oder Durst sterben, da draußen auf euren Reisen, ganz sicher aber werdet ihr krank in eurer Seele. Ihr seid noch nicht so weit, auf die Reise zu gehen, solange ihr die Reise in euch selbst, bis ans Ziel, nicht geschafft habt.«
Leinhardt: »Buddha, von dir sagt man, dass du den Tod überwunden hättest und deine Wiederkehr aus Geisteskraft selbst entscheiden kannst. Was ist der Weg, auf dem wir das schaffen?«
Buddha: »Gewaltfreiheit im Geist, im Handeln und in eurer Seele. Nur das lässt euch Raum und Zeit, wann immer ihr es wollt, überwinden. Nur euer Geist ist hierzu in der Lage, nicht aber euer Körper. Es hat mich viel Kraft gekostet vor zweitausend Jahren, dies selbst zu erfahren.
Der kostenlose Auszug ist beendet.