Buch lesen: «Триумфальная арка / Arc de Triomphe»

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Адаптация текста, комментарии, упражнения и словарь С. А. Матвеева

© 1963, 1988, 1998, 2017 by Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Cologne/ Germany;

© Беляева О. С., адаптация текста, комментарии и словарь, 2018

© ООО »Издательство АСТ«, 2018

1

Die Frau kam auf Ravic zu. Sie ging schnell. Ravic bemerkte sie erst, als sie fast neben ihm war. Er sah ein blasses Gesicht mit hochliegenden Wangenknochen und weit auseinanderstehenden Augen. Das Gesicht war maskenhaft.

Die Frau streifte ihn beinahe, so dicht ging sie an ihm vorüber. Im nächsten Augenblick schwankte sie und wäre gefallen, wenn er sie nicht gehalten hätte. Er hielt ihren Arm fest. «Wo wollen Sie hin?» fragte er nach einer Weile.

Die Frau starrte ihn an. «Lassen Sie mich los», flüsterte sie.

Ravic erwiderte nichts. Er hielt ihren Arm weiter fest.

«Lassen Sie mich los! Was soll das?»

Die Frau bewegte kaum die Lippen. Ravic hatte den Eindruck, daß sie ihn gar nicht sah. Sie blickte durch ihn hindurch, irgendwohin in die leere Nacht. Sie war nicht betrunken. Er hielt ihren Arm nicht mehr sehr fest.

«Wo wollen Sie wirklich hin, nachts, allein, um diese Zeit in Paris?» sagte er dann noch einmal ruhig und ließ ihren Arm los.

Die Frau schwieg.

«Dahin vielleicht?» Er deutete mit seinem Kopf auf die Seine.

Die Frau antwortete nicht. «Zu früh», sagte Ravic. «Zu früh und viel zu kalt im November.»

Er zog ein Päckchen Zigaretten hervor.

«Geben Sie mir auch eine Zigarette», sagte die Frau mit tonloser Stimme.

Ravic zeigte ihr das Päckchen.«Schwarzer Tabak. Wahrscheinlich zu stark für Sie. Ich habe keine anderen bei mir.»

Er sah die Frau an. Worum hatte er sie eigentlich angehalten? Es war etwas mit ihr los, das war klar. Aber was ging es ihn an? Er hatte schon viele Frauen gesehen, mit denen etwas los war, besonders nachts, besonders in Paris, und es war ihm jetzt egal, und er wollte nur noch ein paar Stunden schlafen.

«Gehen Sie nach Hause», sagte er. «Was suchen Sie um diese Zeit noch auf der Straße?»

Er schlug seinen Mantelkragen hoch. Die Frau sah ihn an, als verstände sie ihn nicht. «Nach Hause?» wiederholte sie. Wieder einmal jemand, der nicht wußte, wohin er sollte, dachte Ravic. Er hätte es voraussehen können. Es war immer dasselbe. Nachts wußten sie nicht, wohin sie sollten, und am nächsten Morgen waren sie verschwunden, ehe man erwachte. Dann wußten sie wohin. «Kommen Sie, wir gehen irgendwo noch einen Schnaps trinken», sagte er.

Sie gingen die Avenue Pierre I. de Serbie. Ravic deutete auf einen schmalen Eingang, der in ein Kellerloch führte. «Hier – da wird es schon noch etwas geben.»

Es war eine Chauffeurkneipe. Ein paar Taxichauff eure und ein paar Huren saßen darin. Die Chauff eure spielten Karten. Die Huren tranken Absinth. Sie musterten die Frau mit raschem Blick. Dann wandten sie sich gleichgültig ab. Ravic setzte sich mit der Frau an einen Tisch neben dem Eingang. Es war bequemer; er konnte dann rascher weggehen. Er zog seinen Mantel nicht aus.

«Was wollen Sie trinken?» fragte er.

«Ich weiß nicht. Irgend etwas.» «Zwei Calvados», sagte Ravic dem Kellner.

«Und ein Paket Chesterfield-Zigaretten.»

«Haben wir nicht», erklärte der Kellner.

«Nur französische.» «Gut. Dann ein Paket Laurens grün.»

«Grün haben wir auch nicht. Nur blau.»

Der Kellner brachte die Gläser und eine Schachtel Zigaretten.

«Laurens grün. Fand noch eine» Ravic reichte der Frau ein Glas hinüber.

«Hier, trinken Sie das. Es ist das beste um diese Zeit. Oder wollen Sie Kaffee?»

«Nein.»

Die Frau trank das Glas aus. Ravic betrachtete sie. Sie hatte ein ausgelöschtes Gesicht, fast ohne Ausdruck. Der Mund war voll, aber blaß, die Konturen schienen verwischt, und nur das Haar war sehr schön, von einem leuchtenden, natürlichen Blond. Sie trug eine Baskenmütze und unter dem Regenmantel ein blaues Schneiderkostüm. Das Kostüm war von einem guten Schneider gemacht, aber der grüne Stein des Ringes auf ihrer Hand war viel zu groß, um nicht falsch zu sein.

«Wollen Sie noch einen?» fragte Ravic.

Sie nickte. Er winkte dem Kellner. «Noch zwei Calvados. Aber größere Gläser.»

«Größere Gläser? Auch mehr drin?»

«Ja.»

«Also zwei doppelte Calvados.»

Er langweilte sich und war sehr müde. Er hatte vierzig Jahre eines wechselvollen Lebens hinter sich. Er lebte seit einigen Jahren in Paris. Der Kellner brachte die Gläser. Ravic nahm den aromatisch riechenden Apfelschnaps und stellte ihn vor die Frau. «Trinken Sie das noch. Es hilft nicht viel, aber es wärmt. Und was Sie auch haben – nehmen Sie es nicht zu wichtig. Es gibt wenig, das lange wichtig bleibt.»

Die Frau sah ihn an. Sie trank nicht.

«Es ist so», sagte Ravic. «Besonders nachts. Die Nacht übertreibt.»

Die Frau sah ihn noch immer an. «Sie brauchen mich nicht zu trösten», sagte sie dann. «Um so besser.»

Ravic sah nach dem Kellner. Er hatte genug. Er kannte diesen Typ. Wahrscheinlich eine Russin, dachte er.

«Sie sind Russin?» fragte er.

«Nein.»

Ravic zahlte und stand auf, um sich zu verabschieden. Im gleichen Augenblick stand die Frau auch auf. Sie tat es schweigend und selbstverständlich. Ravic sah sie an. Gut, dachte er, ich kann es auch draußen tun. Es hatte angefangen zu regnen. Ravic blieb vor der Tür stehen.

«Wo wohnen Sie denn?»

Die Frau machte eine schnelle Bewegung. «Dahin kann ich nicht! Nein! Das kann ich nicht! Nicht dahin!» Ihre Augen waren plötzlich voll von Angst.

«Kennen Sie nicht irgend jemand, zu dem Sie gehen können? Eine Bekannte? Sie können in der Kneipe telefonieren.»

«Nein. Niemand.»

«Aber Sie müssen doch irgendwohin. Haben Sie kein Geld für ein Zimmer?»

«Doch.»

«Dann gehen Sie in ein Hotel. Es gibt hier überall welche in den Seitenstraßen.» Die Frau antwortete nicht.

«Irgendwohin müssen Sie doch», sagte Ravic ungeduldig. «Sie können doch nicht im Regen auf der Straße bleiben.»

«Sie haben recht», sagte sie.

«Sie haben ganz recht. Danke für alles.»

Sie sah Ravic an und versuchte ein Lächeln. Dann ging sie fort durch den Regen.Ravic stand einen Augenblick still. Er dachte, daß er die Frau nicht allein lassen muss. Er folgte ihr. «Kommen Sie mit», sagte er unfreundlich. Sie gingen zusammen. Er ging rschnell. Er war zu müde, um zu denken. Sie folgte ihm schweigend. Obwohl er nichts von ihr wußte, fühlte er, dass sie ihm nah ist.

Ravic wohnte in einem kleinen Hotel in einer Seitenstraße der Avenue Wagram, hinter der Place des Ternes. Es war ein ziemlich baufälliger Kasten, an dem nur eines neu war: das Schild über dem Eingang mit der Inschrift : «Hotel International.» Er klingelte.

«Habt ihr noch ein Zimmer frei?» fragte er den Jungen, der ihm öffnete. Der Junge sah ihn verschlafen an.

«Der Concierge ist nicht da», sagte er dabei verstand er nicht, wozu er noch ein zweites Zimmer wollte.Ravic gab dem Jungen ein Trinkgeld und nahm seinen Schlüssel.

«Sie können bei mir bleiben», sagte er.

«Nur einen Augenblick …»

«Sie können hier schlafen. Das ist das einfachste.»

Die Frau schien ihn nicht zu hören. Sie bewegte langsam, fast automatisch den Kopf.

«Sie hätten mich auf der Straße lassen sollen. Jetzt … ich glaube, ich kann jetzt nicht mehr.»

«Das glaube ich auch. Sie können hier bleiben und schlafen. Das ist das beste. Morgen werden wir dann weitersehen.» Die Frau sah ihn an.

«Ich will Sie nicht …»

«Mein Gott», sagte Ravic.

«Sie stören mich wirklich nicht. Es ist nicht das erstemal, daß jemand hier über Nacht bleibt, weil er nicht weiß, wohin. Das ist hier ein Hotel. Da kommt so etwas fast jeden Tag vor. Sie können das Bett nehmen. Ich werde auf dem Sofa schlafen. Ich bin das gewohnt.»

Ravic nahm er eine Decke und ein Kissen von seinem Bett und schob einen Stuhl neben das Sofa. Er holte einen Bademantel und hängte ihn über den Stuhl.

«So», sagte er, «das kann ich Ihnen geben. Wenn Sie wollen, können Sie auch einen Pyjama haben. Ich werde mich nun nicht mehr um Sie kümmern. Sie können das Badezimmer jetzt haben. Ich habe hier noch zu tun.»

Die Frau schüttelte den Kopf. Ravic legte das Kissen in die Ecke des Sofas. «Das ist für den Kopf. Der Stuhl hier, damit Sie nicht fallen, wenn Sie schlafen.»

Er schob ihn gegen das Sofa. Er half ihr naβe Schuhe auszuziehen und zog ihr wollene Strümpfe über.

«Danke», sagte die Frau.

«Danke.»

Ravic ging ins Badezimmer.Er betrachtete sich im Spiegel. Prüfende Augen, ein schmales Gesicht, todmüde. Das Telefon klingelte. «Verdammt!» Er hatte eine Sekunde alles vergessen gehabt.

«Ich komme», rief er. Er hob den Hörer ab. «Was? Ja. Gut … ja … natürlich, ja … es wird gehen … ja. Wo? Gut, ich komme sofort. Heißen Kaff ee, starken Kaff ee … ja …»

Er legte den Hörer zurück und blieb ein paar Sekunden nachdenklich auf demSofa sitzen. «Ich muß fort», sagte er dann. «Eilig.

«Sie können hierbleiben. Schlafen Sie. Ich muß weg für ein, zwei Stunden; ich weiß nicht, wie lange. Bleiben Sie nur hier. Die Frau würde nicht stehlen. Sie war nicht der Typ. Es war auch nicht viel da zu stehlen.

Er war schon an der Tür, als die Frau fragte: «Kann ich mitgehen?»

«Nein, unmöglich. Bleiben Sie hier. Nehmen Sie, was Sie noch brauchen. Das Bett auch, wenn Sie wollen. Kognak steht drüben. Schlafen Sie …»

Er wandte sich um.

«Lassen Sie das Licht brennen», sagte die Frau plötzlich und schnell.

«Angst?» fragte er.

Sie nickte.

«Ich wollte es sowieso nicht auslöschen. Lassen Sie es nur brennen. Ich kenne das. Habe auch mal solche Zeiten gehabt.»

An der Ecke der Rue des Acacias kam ihm ein Taxi entgegen.

«Fahren Sie vierzehn Rue Lauriston.»

2

Der kleine Operationsraum war taghell erleuchtet. Er sah aus wie eine hygienische Metzgerei. Eimer mit blutgetränkter Watte standen herum, Verbände und Tupfer lagen auf dem Fußboden. Veber saß im Vorraum an einem lackierten Stahltisch und machte Notizen; eine Schwester kochte die Instrumente aus. Nur der Körper auf dem Tisch lag ganz für sich selbst da – ihn ging das alles nichts mehr an.

Ravic ließ die flüssige Seife über seine Hände rinnen und begann sich zu waschen. Er trocknete sich die Hände ab und zündete sich eine Zigarette an. Die Schwester öffnete ein Fenster. – «Bravo, Eugenie», lobte Veber. «Immer nach der Vorschrift.»

«Ich habe Pflichten im Leben. Ich möchte nicht gern in die Luft fliegen.»

«Das ist schön, Eugenie. Und beruhigend.»

«Manche haben eben keine. Und wollen keine haben.»

«Das geht auf Sie, Ravic!» Veber lachte. «Besser, wir verschwinden. Eugenie ist morgens sehr aggressiv. Hier ist sowieso nichts mehr zu tun.»

Ravic sah sich um. Er sah die Schwester mit den Pflichten an. Sie war ein Mensch wie er, aber sie war ihm fremder als ein Baum. «Entschuldigen Sie», sagte er. «Sie haben recht.» Auf dem weißen Tisch lag das, was vor ein paar Stunden noch Leben gewesen war. Jetzt war es nur noch ein toter Körper – und der menschliche Automat, Schwester Eugenie genannt, der stolz darauf war, nie einen Fehler zu machen, deckte es zu.

«Auf Wiedersehen, Eugenie», sagte Veber. «Schlafen Sie sich aus heute.»

«Auf Wiedersehen, Doktor Veber. Danke, Herr Doktor.» «Auf Wiedersehen», sagte Ravic. – «Entschuldigen Sie mein Fluchen.»

«Guten Morgen», erwiderte Eugenie.

Es war grauer Morgen draußen. Die Müllabfuhrwagen fuhren durch die Straßen. Veber schlug seinen Kragen hoch. «Soll ich Sie mitnehmen, Ravic?»

«Nein, danke. Ich will gehen.»

«Bei dem Wetter? Ich kann Sie vorbeifahren.»

Ravic schüttelte den Kopf. «Danke, Veber.»

Veber sah ihn prüfend an. «Sonderbar, daß Sie sich immer noch aufregen, wenn Ihnen jemand unter dem Messer bleibt1. Sie arbeiten doch schon seit fünfzehn Jahren und kennen das.»

«Ja, ich kenne das. Ich rege mich auch nicht auf.»

Wie konnte man ihm etwas erklären und was war daran zu erklären? Ravic zündete sich eine neue Zigarette an. «Einundzwanzig Jahre war sie alt», sagte er.

«Sie haben großartig gearbeitet. Ich könnte das nicht. Daß Sie nicht retten konnten, was ein Dilettant gemacht hat, das ist etwas, was Sie nichts angeht. Wo kämen wir hin, wenn wir anders dächten?»

«Ja», sagte Ravic. «Wo kämen wir hin?»

«Nach allem, was Sie mitgemacht haben, müßten Sie doch verdammt abgehärtet sein.»

Ravic sah ihn mit einer Spur von Ironie an. «Abgehärtet ist man nie. Man kann sich nur an vieles gewöhnen.»

«Das meine ich.»

«Ja, und an manches nie.»

Veber stieg in seinen Wagen. Er startete und beugte sich aus dem Fenster. «Soll ich Sie nicht doch rasch absetzen? Sie müssen sehr müde sein.»

Wie ein Seehund, dachte Ravic abwesend. Er gleicht einem gesunden Seehund. Aber was soll das schon? Wozu fällt mir das ein? Wozu immer dieses Doppeldenken? «Ich bin nicht müde», sagte er. «Der Kaffee hat mich aufgeweckt. Schlafen Sie gut, Veber.»

Veber lachte. Seine Zähne blitzten unter dem schwarzen Schnurrbart. «Ich gehe nicht mehr schlafen. Ich gehe in meinen Garten arbeiten. Tulpen und Narzissen setzen.»

«Auf Wiedersehen, Veber», sagte er. «Ich rufe Sie abends noch an. Das Honorar wird niedrig sein, leider. Kaum nennenswert. Das Mädchen war arm und hatte anscheinend keine Verwandten. Wir werden das noch sehen.»

Ravic machte eine abwehrende Bewegung. «Hundert Frank hat sie Eugenie übergeben. Scheint alles zu sein, was sie hatte. Das waren fünfundzwanzig für Sie.»

Draußen hielt er ein Taxi an. «Fahren Sie zum ›Osiris‹.»

Die «Osiris» war ein großes, bürgerliches Bordell mit einer riesigen Bar in ägyptischem Stil.

«Wir schließen gerade», sagte der Portier. «Niemand mehr da.»

«Niemand?»

«Nur Madame Rolande. Die Damen sind alle fort.»

«Gut.»

Ravic steckte dem Portier ein Paket Zigaretten in die Brusttasche und ging durch die schmale Tür an der Garderobe vorbei in den großen Raum. Die Bar war leer, ein paar umgeworfene Stühle, Zigarettenreste auf dem Boden und der Geruch nach Tabak, süßem Parfüm und Haut.

«Rolande», sagte Ravic.

Sie stand vor einem Tisch, auf dem ein Haufen rosa Seidenwäsche lag. «Ravic», sagte sie ohne Erstaunen. «Spät. Was willst du – ein Mädchen oder etwas zu trinken? Oder beides?»

«Wodka. Den Polnischen.»

Rolande brachte die Flasche und ein Glas. «Schenk dir selbst ein. Ich muß noch die Wäsche sortieren und aufschreiben. Das Auto der Wäscherei kommt gleich. Wenn man nicht alles notiert, stiehlen die Chauffeure, verstehst du? Als Geschenke für ihre Mädchen.»

Ravic nickte. «Laß die Musik spielen, Rolande. Laut.»

«Gut.»

Die Musik donnerte mit Pauken und Schlagzeug durch den hohen, leeren Raum wie ein Sturm.

«Zu laut, Ravic?»

«Nein.»

Zu laut? Was war zu laut? Nur die Stille.

«Fertig.» Rolande kam zu Ravic an den Tisch. Sie hatte eine feste Figur, ein klares Gesicht und ruhige, schwarze Augen. Das schwarze, puritanische Kleid, das sie trug, kennzeichnete sie als Aufseherin; es unterschied sie von den fast nackten Huren.

«Trink etwas mit mir, Rolande.» «Gut.»

Ravic holte ein Glas von der Bar und schenkte ein. Rolande hielt die Flasche zurück, als das Glas halb voll war. «Genug! Ich trinke nicht mehr.»

«Du brauchst ein Mädchen», sagte Rolande. «Ich kann Kiki telefonieren. Sie ist sehr gut. Einundzwanzig Jahre alt.»

«So. Auch einundzwanzig Jahre alt. Das ist heute nichts für mich.» Ravic goß sein Glas wieder voll. «Woran denkst du eigentlich, Rolande, bevor du einschläfst?»

«Meistens an gar nichts. Ich bin zu müde.»

«Und wenn du nicht zu müde bist?»

«An Tours.»

«Warum?»

«Eine Tante von mir hat da ein Haus mit einem Laden drin. Ich habe zwei Hypotheken darauf gegeben. Wenn sie stirbt – sie ist sechsundsiebzig –, bekomme ich das Haus.Ich will dann aus dem Laden ein Café machen. Helle Wände mit Blumenmustern, eine Kapelle, drei Mann: Klavier, Geige, Cello; im Hintergrund eine Bar. Klein und gut. Das Haus liegt in einem guten Viertel. Ich glaube, daß ich es mit neuntausendfünfhundert Franks ein» richten kann, mit den Vorhängen und Lampen sogar. Dann will ich noch fünftausend Franks in Reserve haben für die erste Zeit. Und natürlich die Mieten aus der ersten und zweiten Etage. Daran denke ich.»

«Bist du in Tours geboren?»

«Ja. Aber niemand weiß, wo ich seitdem war. Und wenn das Geschäft gut geht, wird auch niemand sich darum kümmern. Geld deckt alles zu.»

«Nicht alles. Aber vieles.»

Ravic fühlte die Schwere hinter den Augen, die die Stimme langsamer machte.

«Ich glaube, ich habe genug», sagte er und zog ein paar Scheine aus der Tasche. «Wirst du in Tours heiraten, Rolande?»

«Nicht gleich. Aber in ein paar Jahren. Ich habe einen Freund da.»

«Fährst du ab und zu hin?»

«Selten. Er schreibt mir manchmal. An eine andere Adresse natürlich. Er ist verheiratet, aber seine Frau ist im Hospital.

Tuberkulose. Höchstens noch ein bis zwei Jahre, sagen die Ärzte. Dann ist er frei.» Ravic stand auf. «Gott segne dich, Rolande. Du hast einen gesunden Menschenverstand.»

Sie lächelte ohne Mißtrauen. Sie fand, daß er recht hatte. Ihr klares Gesicht war nicht eine Spur müde. Es war frisch, als sei sie gerade aufgestanden. Sie wußte, was sie wollte. Das Leben hatte keine Geheimnisse für sie.

Draußen war es heller Tag geworden. Es hatte aufgehört zu regnen. Der Portier war verschwunden, die Nacht fort» gewischt, der Tag hatte begonnen.

Die Frau hat sich erschrocken, schrie aber nicht.

«Ruhig, ruhig», sagte Ravic. «Ich bin es. Derselbe, der Sie vor ein paar Stunden hergebracht hat.»

Die Frau atmete wieder. Ravic sah sie nur undeutlich. «Wollen Sie frühstücken?» fragte er. Er hatte die Frau vergessen gehabt und dann geglaubt, als er seinen Schlüssel geholt hatte, sie sei schon gegangen. Er wäre sie gern losgeworden. Er hatte genug getrunken. Er wollte allein sein.

«Wollen Sie Kaffee?» fragte er. «Es ist das einzige, was hier gut ist.»

Die Frau schüttelte den Kopf. Er sah sie genauer an. «Ist was los? War jemand hier?»

«Nein.»

«Aber irgendwas muß doch los sein. Sie starren mich ja an wie ein Gespenst.»

Die Frau bewegte die Lippen. «Der Geruch», sagte sie dann.

«Geruch?» wiederholte Ravic verständnislos; «Wodka riecht doch nicht. Kirsch und Brandy auch nicht. Und Zigaretten rauchen Sie ja selbst. Was ist daran zu erschrekken?»

«Du lieber Himmel, es wird Äther sein», sagte Ravic, dem es auf einmal einfiel. «Ist es Äther?»

Sie nickte.

«Sind Sie einmal operiert worden?»

«Nein … es ist …»

Ravic hörte nicht mehr zu. Er öffnete das Fenster. «Wird gleich vorbei sein. Rauchen Sie eine Zigarette inzwischen.» – Er ging ins Badezimmer und drehte die Hähne auf. Im Spiegel sah er sein Gesicht. Er hatte ein paar Stunden vorher schon einmal so gestanden. Inzwischen war ein Mensch gestorben. Es war nichts dabei. Jeden Augenblick starben Tausende von Menschen. Aber für den einen, der starb, war es alles und wichtiger als die ganze Welt, die weiter kreiste. Er setzte sich auf den Rand der Wanne und zog die Schuhe aus.

Ravic warf die Schuhe in eine Ecke. Er drehte die Dusche an. Das kühle Wasser strömte über seine Haut. Er atmete tief und trocknete sich ab. Der Trost der kleinen Dinge. Wasser, Atem, abendlicher Regen. Er ging in das Zimmer zurück. Die Frau hockte in der Ecke des Sofas, die Decke hoch um sich gezogen.

«Kalt?» fragte er.

Sie schüttelte den Kopf.

«Angst?»

Sie nickte.

«Vor mir?»

«Nein.»

«Vor draußen?»

«Ja.»

Ravic schloß das Fenster. – «Danke», sagte sie.

Es war, als würde er von einer Nacht auf einem fremden Planeten zurückgenommen. Alles wurde plötzlich einfach, der Morgen, die Frau – es war nichts mehr zu denken.

«Komm», sagte er.

Sie starrte ihn an.

«Komm», sagte er ungeduldig.

3

Er wachte auf. Er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Die Frau war angezogen und saß auf dem Sofa. Aber sie sah ihn nicht an; sie blickte aus dem Fenster. Er hatte erwartet, sie würde längst fort sein. Es war ihm unbequem, daß sie noch da war. Er konnte morgens keine Menschen um sich leiden. Er überlegte, ob er versuchen sollte, weiterzuschlafen; aber es störte ihn, daß sie ihn beobachten konnte. Er beschloß, sie rasch loszuwerden. Wenn sie auf Geld wartete, war es sehr einfach. Es würde auch sonst einfach sein.

«Sind Sie schon lange auf?»

Die Frau erschrak und drehte sich um. «Ich konnte nicht mehr schlafen. Es tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe.»

«Sie haben mich nicht geweckt.»

Sie stand auf. «Ich wollte fortgehen.»

«Warten Sie. Ich bin gleich fertig. Sie bekommen noch Ihr Frühstück. Den berühmten Kaffee des Hotels. So lange werden wir beide noch Zeit haben.»

Er stand auf und klingelte. Dann ging er ins Badezimmer. Während er sich die Zähne putzte, hörte er das Mädchen mit dem Frühstück kommen.

Er beeilte sich.

«War es unangenehm?» fragte er, als er herauskam.

«Was?»

«Daß das Zimmermädchen Sie sah. Ich habe nicht daran gedacht.»

«Nein. Es war auch nicht überrascht.» Die Frau blickte auf das Tablett. Es war für zwei Personen, ohne daß Ravic etwas gesagt hätte.

«Sicher nicht. Dafür sind wir in Paris. Hier ist Ihr Kaffee. Haben Sie Kopfschmerzen?»

«Nein.»

«Gut. Ich habe welche. Aber das ist in einer Stunde vorbei. Hier sind Brioches.»

«Ich kann nichts essen.»

«Doch, Sie können. Sie glauben bloß, Sie könnten nicht. Versuchen Sie es nur.»

Sie nahm ein Brioche. Dann legte sie es wieder hin. «Ich kann wirklich nicht.»

«Dann trinken Sie den Kaffee und rauchen eine Zigarette. Das ist das Frühstück der Soldaten.»

«Ja.»

Ravic aß. «Sind Sie immer noch nicht hungrig?» fragte er nach einer Weile.

«Nein.»

Die Frau drückte ihre Zigarette aus. «Ich glaube …», sagte sie und verstummte.

«Was glauben Sie?» fragte Ravic ohne Neugier.

«Ich sollte jetzt gehen.»

«Wissen Sie den Weg? Wo wohnen Sie?»

«Im Hotel Verdun.»

«Das ist wenige Minuten von hier. Ich kann es Ihnen zeigen, draußen. Er zog seine Brieftasche hervor und wollte ihr Geld geben.

«Lassen Sie das! Was soll das?» fragte die Frau.

«Nichts.» Ravic steckte die Brieftasche wieder ein.

Sie sah ihn offen an.

«Sagen Sie mir …» Sie suchte nach Worten. «Vielleicht wissen Sie … was man tun muß … wenn …wenn jemand gestorben ist».. Sie began zu weinen. Sie weinte ohne Laut. Ravic wartete, bis sie ruhiger wurde.

«Ist jemand gestorben?»

Sie nickte.

«Gestern abend?»

Sie nickte wieder.

«Haben Sie ihn getötet? Haben Sie es getan? Wenn Sie mich fragen, was Sie tun sollen, müssen Sie es mir sagen.»

«Er ist gestorben!» schrie die Frau. «Plötzlich …»

«War er krank?» fragte Ravic.

«Ja.»

«Hatten Sie einen Arzt?»

«Ja … aber er wollte nicht ins Krankenhaus …»

«War der Arzt gestern da?»

«Nein. Vor drei Tagen. »

«Hatten Sie keinen anderen danach?»

«Wir wußten keinen. Wir sind erst drei Wochen hier.…»

«Was hat er gehabt?»

«Ich weiß es nicht. Der Arzt sagte Lungenentzündung … aber er glaubte es nicht … er sagte, alle Ärzte seien Betrüger … und es war auch besser gestern. Dann plötzlich …»

«Warum haben Sie ihn nicht in ein Hospital gebracht?»

«Er wollte nicht …»

«Liegt er noch im Hotel?»

«Ja.»

«Haben Sie dem Hotelbesitzer gemeldet, was geschehen ist?»

«Nein. Als er plötzlich still war … und alles so still … und seine Augen … da habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin fortgelaufen.»

«Kommen Sie! Ich werde mit Ihnen gehen. War es Ihr Mann?»

«Nein», sagte die Frau.

Ravic sagte«Ich bin Arzt.»

«Wir brauchen hier keinen Arzt mehr. Hier brauchen wir die Polizei.»

Er starrte Ravic und die Frau an. Er erwartete Angst, Protest und Bitten.

«Ein guter Gedanke. Warum ist sie nicht schon hier? Sie wissen doch schon seit einigen Stunden, daß der Mann tot ist.»

Der Patron erwiderte nichts. Er starrte Ravic nur weiter wütend an.

«Ich möchte den Toten sehen. Ich werde dann für alles andere sorgen.»

Ravic ging an dem Wirt vorbei.

Welche Zimmernummer?» fragte er die Frau.

«Vierzehn.»

«Sie brauchen nicht mitzugehen. Ich kann das allein machen.»

«Nein. Ich möchte nicht hierbleiben.»

«Gut. Wie Sie wollen.»

Das Zimmer war niedrig und lag nach der Straße. Der Raum hatte zwei Betten; in dem an der Wand lag der Mann. Er lag gelb wie eine Figur aus Kirchenwachs, mit krausen schwarzen Haaren, in einem roten Seidenpyjama. Die Hände waren zusammengelegt. Neben ihm auf dem Nachttisch stand eine kleine, billige, hölzerne Madonna, auf deren Gesicht Spuren von Lippenstift waren. Ravic nahm sie hoch, «made in Germany» stand auf dem Rücken eingedruckt. Ravic sah das Gesicht des Toten an.

Ravic beugte sich über ihn. Er untersuchte den Körper. Keine Spur irgendeiner Gewalt. Er richtete sich auf.

«Wie hieß der Arzt, der hier war?» fragte er die Frau.«Wissen Sie seinen Namen?»

«Nein.»

Er sah sie an. Sie war sehr blaß. « Ist der Kellner hier, der Ihnen den Arzt besorgt hat?» Er blickte auf die Gesichter in der Tür.

«Wo ist François?»

Ein Kellner drängte sich durch. «Wie hieß der Arzt, der hier war?» «Bonnet. Charles Bonnet.»

«Haben Sie seine Telefonnummer?»

«Passy 27 43.»

«Gut.» Ravic sah das Gesicht des Wirtes .

«Wir wollen jetzt einmal die Tür schließen. »

« Alle ’raus! Was steht ihr überhaupt hier ’rum und stehlt die Zeit, die ich euch bezahle?»

Der Wirt schloß die Tür. Ravic nahm das Telefon ab. Er rief Veber an und sprach eine Weile mit ihm. Dann rief er die Passy-Nummer an. Bonnet war in seinem Sprechzimmer. Er bestätigte, was die Frau gesagt hatte. «Der Mann ist gestorben», sagte Ravic. «Können Sie kommen und den Totenschein ausfüllen?»

« Aber ich unterschreibe nichts, ehe ich nicht bezahlt bin. Dreihundert Frank macht es.»

«Schön. Dreihundert Frank. Sie werden sie bekommen.»

Ravic hängte ab.

«Können Sie den Totenschein nicht selbst ausstellen?» fragte die Frau.

«Nein», sagte Ravic. «Dazu brauchen wir einen französischen Arzt. Am einfachsten den, der ihn behandelt hat.»

Als Bonnet die Tür hinter sich schloß, wurde es plötzlich still. «Sie waren nicht verheiratet?» fragte Ravic.

«Nein. Warum?»

«Das Gesetz. Das Erbe . Die Polizei wird bestimmen, was Ihnen und was ihm gehört. Was Ihnen gehört, nehmen Sie. Was ihm gehört, wird von der Polizei festgehalten. Für Verwandte, die sich melden sollten. Hat er welche?»

«Nicht in Frankreich.»

«Sie haben mit ihm gelebt?»

Die Frau antwortete nicht.

«Lange?»

«Zwei Jahre.»

Ravic sah sich um. Haben Sie keine Koffer?»

«Doch … sie waren hier … Gestern abend noch.»

«Aha, der Wirt.» Ravic öffnete die Tür. Die Putzfrau mit dem Besen stand neben der Tür. «Mutter», sagte er, «für Ihr Alter sind Sie zu neugierig. Rufen Sie den Wirt.»

Die Putzfrau wollte protestieren.

«Sie haben recht», unterbrach Ravic. «In Ihrem Alter hat man nur noch die Neugier. Aber rufen Sie den Wirt.»

Der Wirt kam herein, einen Zettel in der Hand. Er klopfte nicht an.

«Wo sind die Koffer?» fragte Ravic.

«Zuerst einmal die Rechnung. Hier. Erst wird die Rechnung bezahlt.»

«Zuerst einmal die Koffer. Das Zimmer ist noch immer vermietet. Das nächste Mal klopfen Sie an, wenn Sie hereinkommen. Geben Sie die Rechnung her, und lassen Sie die Koffer bringen.»

Der Wirt starrte ihn wütend an. «Sie werden Ihr Geld bekommen», sagte Ravic.

«Wissen Sie, wo Geld ist? In seinem Anzug? Oder war keins da?»

«Er hatte Geld in seiner Brieftasche, unter seinem Kopfkissen hatte er sie meistens.»

Ravic stand auf. Er hob vorsichtig das Kopfkissen mit dem Kopf des Toten und holte darunter eine lederne schwarze Brieftasche hervor. Er gab sie der Frau. «Nehmen Sie das Geld heraus und alles, was wichtig für Sie ist. Schnell. Es ist keine Zeit für Sentimentalität. Sie müssen leben. Zu was sonst ist es nütze?» Er blickte eine Minute aus dem Fenster.

«Fertig?»

«Ja.»

«Geben Sie mir die Brieftasche wieder zurück.» Er schob sie unter das Kissen. Er fühlte, daß sie dünner war als vorher. «Packen Sie die Sachen in Ihre Handtasche», sagte er.

Sie tat es gehorsam. Ravic nahm die Rechnung und sah sie durch.

Es klopfte. Ravic konnte sich nicht enthalten zu lächeln. Der Junge brachte die Koffer herein. Der Wirt folgte ihm.

«Sind das alle?» fragte Ravic die Frau.

«Ja.»

«Natürlich sind das alle», grunzte der Wirt. «Was dachten Sie denn?»

«Wer sind Sie überhaupt? Was mischen Sie sich hier ein?» «Ich bin der Bruder», sagte Ravic.

Die Frau nahm drei Hundert-Frank-Scheine aus der Tasche und gab sie dem Wirt, der sie nahm. «Um sechs Uhr muß das Zimmer geräumt sein. Sonst rechnet es für einen andern Tag.» sagte er und verließ das Zimmer.

«Jetzt kommt noch die Polizei, und dann kann er abgeholt werden», sagte Ravic und sah die Frau an.

Sie saß still in der Ecke zwischen den Koffern «Wenn man tot ist, ist man sehr wichtig … wenn man lebt, kümmert sich niemand.»

Er sah die Frau noch einmal an. «Wollen Sie nicht hinuntergehen? Es muß unten so etwas wie ein Schreibraum sein.»

Sie schüttelte den Kopf.

«Ich kann mit Ihnen gehen. Ein Freund von mir kommt her, um die Sache mit der Polizei zu erledigen. Doktor Veber. Wir können unten auf ihn warten.»

«Nein. Ich möchte hierbleiben.»

«Sie können nichts tun. Warum wollen Sie hierbleiben?»

«Ich weiß nicht. Er … wird nicht mehr lange dasein. Und ich bin oft  … er war nicht glücklich mit mir. Ich war oft fort. Jetzt will ich hierbleiben.» Sie sagte das ruhig, ohne Sentimentalität.

«Er weiß nichts mehr davon», sagte Ravic.

«Das ist es nicht…»

«Gut. Dann werden Sie hier etwas trinken. Sie brauchen das.»

Ravic wartete nicht auf Antwort. Er klingelte. Der Kellner erschien überraschend schnell. «Bringen Sie zwei große Kognaks.»

«Hierher?» – «Ja. Wohin sonst?»

«Sehr wohl, mein Herr.» Der Kellner brachte zwei Gläser und eine Flasche Courvoisier. Der Kellner stellte das Tablett auf den Tisch und verschwand so schnell er konnte. Ravic nahm die Flasche und goß die Gläser voll. «Trinken Sie das. Es wird Ihnen guttun.» Sie trank das Glas aus.

«Ist in den Koffern, die Ihnen nicht gehören, noch etwas Wichtiges?»

«Nein.»

«Etwas, das Sie behalten möchten. Das nützlich für Sie ist? Wollen Sie nicht nachsehen?»

«Nein. Es ist nichts drin. Ich weiß es.» «Auch nicht in dem kleinen Koffer?»

«Vielleicht. Ich weiß nicht, was er darin hatte.» Ravic nahm den Koffer, stellte ihn auf einen Tisch am Fenster und öffnete ihn. Ein paar Flaschen; etwas Wäsche; ein paar Notizbücher; ein Kasten mit Wasserfarben; einige Pinsel, ein Buch, zwei Geldscheine. Er hielt sie gegen das Licht.

«Hier sind hundert Dollar», sagte er. «Nehmen Sie das. Davon können Sie eine Zeitlang leben. Den Koffer werden wir zu den Ihren stellen. Er kann ebensogut Ihnen gehört haben.» «Danke», sagte die Frau. «

Ravic schenkte die Gläser voll. «Trinken Sie das noch.»

Sie trank das Glas langsam aus. «Besser?» fragte er. Sie sah ihn an. «Nicht besser und nicht schlechter. Gar nichts.»

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  Unter dem Messer bleiben = sterben


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Altersbeschränkung:
16+
Veröffentlichungsdatum auf Litres:
26 Juli 2018
Schreibdatum:
2018
Umfang:
280 S. 1 Illustration
ISBN:
978-5-17-108502-5
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