Buch lesen: «Sonntagsgedanken, Lesejahr A - eBook»

Schriftart:

ELMAR GRUBER

SONNTAGSGEDANKEN
Betrachtungen und Gebete
für alle Sonn- und Festtage
Lesejahr A

Don Bosco

Elmar Gruber ist Referent für die religionspädagogische Aus- und Fortbildung von Katechet/inn/en und Religionslehrer/inne/n im Schulreferat der Erzdiözese München und Freising.

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Gruber Elmar Sonntagsgedanken: Betrachtungen und Gebete für alle Sonn- und Festtage ; Lesejahr A / Elmar Gruber. –

ISBN 978-3-7698-8015-1

eBook © 2012 Don Bosco Medien GmbH, München

Cover: Margret Russer

www.donbosco-medien.de

Buchausgabe: ISBN10 3-7698-119-4,

© 1998 Don Bosco Medien GmbH, München

EINFÜHRUNG –
SONNTAG FEIERN
Heilige Zeichen – heilende Zeiten

In allen Kulturen haben heilige Orte und heilige Zeiten einen festen Platz im Leben. Es ist eine allgemeine menschliche Erfahrung, daß wir Menschen “Kräfte von oben“ und “Kräfte von innen“ brauchen, um hier leben zu können. Die Vorstellungen von diesen Kräften und ihrer Gewinnung sind freilich so vielfältig und verschieden wie die Menschen selbst. Viele Vorstellungen transzendenter Wirklichkeiten machen mehr Angst, anstatt davon zu befreien. Die christliche Botschaft wäre dazu angetan, den Menschen von allen Ängsten zu befreien und von innen her zu heilen, wenn der Mensch den Zugang dazu fände. Um diesen Zugang zu finden und aus den Kräften der Religion zu schöpfen, müssen wir dem Religiösen einen festen Platz in unserem Leben und in unserem Regelverhalten einräumen. Zu den vorgegebenen Lebensrhythmen gehört der Wochenrhythmus. So ist der Sonntag, oft auch nur “Wochenende“ genannt, eine sehr wichtige Tankstelle im Lebensrhythmus, wo wir die inneren und äußeren Kräfte schöpfen, die wir zum Leben brauchen.

Dieses Buch will helfen, die verborgenen, Mut und Freude machenden Kräfte der Sonntagsevangelien im Lesejahr A zu wecken.

Glauben heute: „Urteilt doch selbst!“

Der Tradierungsbruch der letzten Jahrzehnte schuf im Bereich der Religion folgende Situation: Während früher der Glaube einfach weitergegeben und übernommen wurde, muß heute jeder den Glauben als “seinen“ Glauben suchen und finden. Der Mensch von heute sieht sich Hunderten von “Glaubensangeboten“ gegenübergestellt, die alle mehr oder weniger für sich in Anspruch nehmen, “wahr“ und “seligmachend“ zu sein. Der Mensch darf heute in diesem Bereich nicht mehr “blind“ glauben; er muß kritisch denken und prüfen, damit er nicht irgendeinem Glaubensangebot auf Kosten seiner Persönlichkeit zum Opfer fällt. In dieser Hinsicht teilen wir heute die Situation der Anfänge des Christentums, wo Jesus selbst sagt: “Urteilt doch selbst!“ und “An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“. Und Paulus sagt: “Prüfet alles, und am Guten haltet fest.“

Ein Glaube, der Angst macht und nicht von Angst befreit, kann nie der “wahre“ sein. Ein Glaube, der spaltet, Feindbilder schafft und “heilige Kriege“ im großen wie im kleinen provoziert, kann nie der wahre sein. “Wahr“ kann nur ein Glaube sein, der zu den Grundwerten Toleranz und Solidarität führt, ohne die die Menschheit in Zukunft wohl nicht überleben wird. Ein so reflektierter Glaube ist deshalb kein “selbstgemachter“ Glaube. Der Mensch kann aus der Erfahrung seines heillosen Menschseins den „rettenden Glauben“ beschreiben, aber nicht erzeugen. Glauben ist letztlich immer“ Gnade“, Geschenk dessen, an den man glaubt.

Fundamentaler Ansatz des Glaubens

Wenn auch der Glaube heute nicht mehr so wie früher tradiert, weitergegeben werden kann, so gibt es doch sehr viele Glaubenshilfen. die dazu beitragen, daß ein Mensch selbst zum Glauben findet und eine eigene Glaubensüberzeugung gewinnt, die sich deckt mit der Glaubensüberzeugung der Schwestern und Brüder im Glauben.

Der fundamentale Ansatz des christlichen Glaubens liegt in der Selbsterfahrung des. Menschen. Schon Tertullian (um 180) weist darauf hin, daß die Seele des Menschen von Natur aus auf das hin angelegt ist, was in der Jesusgestalt verkörpert ist („anima naturaliter christiana‘‘). Auch Augustinus weist daraufhin, daß Gott als unerfüllte Sehnsucht auf dem Grunde jeder Seele wohnt.

Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe, nach bedingungslosem, unverlierbarem Angenommensein. Die Sehnsucht jedes Menschen nach absoluter Liebe dürfte wohl kaum jemand bezweifeln. Der Mensch kann genau beschreiben, was ihm fehlt, was er aber auch nicht selbst machen kann. Wie bei einem Puzzle-Spiel, bei dem ein Stein fehlt, kann der Mensch zu der Überzeugung kommen: Diesen Stein, der fehlt, den ich genau beschreiben kann – die absolute Liebe – muß es doch irgendwo geben. Aus dieser menschlichen Defiziterfahrung kann der „Urglaube“ an eine absolute Liebe entstehen, bevor er in bestimmten religiösen Vorstellungen Gestalt gewinnt oder in Offenbarungen Bestätigung findet. Auch dieser „Urglaube“ an die absolute Liebe ist Geschenk. Er enthält eine persönliche Entscheidung, das persönliche Glaubensrisiko, in dem jeder letztlich allein ist mit “seinem“ Gott. Auch dieser Glaube kann nicht andemonstriert, aber auch nicht wegdiskutiert werden. Die wichtigste Glaubenshilfe ist das glaubwürdige Zeugnis des glaubenden Menschen – wie Jesus sagt: “... damit sie euer Leben sehen und an den Vater im Himmel glauben“.

Vom Urglauben an die Liebe
zum Glauben an Jesus Christus

Wer zum Glauben an die absolute Liebe gefunden hat, kann im christlichen Glauben die Bestätigung und Ausfaltung dieses Glaubens entdecken. “Gott ist die Liebe“, die grenzenlose Liebe, die durch Vergebung, nicht durch Vergeltung die Menschheit heilt. Die Bibel, das Evangelium, braucht Interpretation. Man kann in die Bibel alles hinein- und herauslesen. Die vielen christlichen Gruppen, die die Bibel ganz verschieden und oft ganz gegensätzlich interpretieren, beweisen es. Je nach seiner Grundeinstellung wird ein Mensch die Bibel deuten. Wer an die absolute Liebe glaubt, findet in der Jesusgestalt die Verkörperung dieser Liebe. Wer an einen strafenden, vergeltenden Gott glaubt, findet dafür auch bestätigende Bibeltexte. Die Glaubensentscheidung, ob strafender oder allvergebender Gott, läuft allem Bibellesen und aller theologischen Reflexion voraus. Die große Schwierigkeit liegt nun darin, daß uns das Vergeltungsdenken angeboren ist, während wir das Vergebungsdenken (“Gnadengerechtigkeit“) erst durch den Glauben gewinnen können. Was der Gnadengerechtigkeit entspricht, ist unsere Sehnsucht, aber nicht unser Denken, das durch die Sünde von Egoismus und „gerechter“ Vergeltung bestimmt wird.

Die Geschichte des Christentums zeigt, wie die Botschaft von der absoluten Liebe Gottes zu allen Menschen durch menschliches Macht- und Vergeltungsdenken immer wieder oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde (Kreuzzüge, Inquisition, heutige fundamentalistische Erscheinungen ...). Immer wieder mißbraucht der Mensch Gott für seine egoistischen Interessen – im großen wie im kleinen, innerhalb und außerhalb der Kirche.

Der Glaube an die absolute Liebe ermöglicht es, diese menschlichen Überlagerungen zu erkennen und die Frohe Botschaft des Evangeliums wieder freizulegen.

Die Betrachtungen dieses Buches

Die Betrachtungen entspringen dem Glauben an die absolute Liebe. Sie wollen dem Leser helfen, daß er auch seinen Glauben an die Liebe im Evangelium großartig bestätigt findet. Die Betrachtungen konzentrieren sich näherhin auf die zwei Hauptanliegen des Matthäusevangelisten: den “Himmel auf Erden“ (den Anfang des Gottesreiches in der Brüdergemeinde) und die neue Gerechtigkeit, die viel größer (und anders) sein muß als “die der Schriftgelehrten und Pharisäer“. Gott ist immer, bedingungslos, allbarmherzig. Er liebt uns auch in unserer Unbarmherzigkeit, damit wir uns bekehren und uns ihm öffnen. Aber erst, wenn wir uns ihm öffnen, kommt seine immer aktive Barmherzigkeit zur Auswirkung, indem wir selbst barmherzig werden: “Vergebt, dann wird euch vergeben. “ Gott zwingt uns nie; seine Liebe regt uns an; aber öffnen müssen wir uns selbst – mit allen Konsequenzen.

Alle Perikopen des Evangeliums kreisen um die eine Mitte: Gott ist die Liebe. Alle Abschnitte des Evangeliums sind Variationen zu diesem Thema. So weisen auch die Betrachtungen zum Evangelium viele Querverbindungen auf. Bei der Gedankenführung geht es weniger um Information als vielmehr um eine vielfältige Hinführung zu dieser Mitte.

Die Betrachtungen dieses Buches wollen dazu beitragen, daß sich der Leser, womöglich eine Woche lang, fruchtbar mit dem Sonntagsevangelium befassen kann. Die Betrachtungen wollen aber auch Anregung sein für alle, die eine Sonntagspredigt oder Betrachtung vorzubereiten haben.

Die Hauptüberschriften sind meist dem Schott-Meßbuch entnommen; sie geben die Hauptaussage des Schrifttextes wieder. Die nachstehende Überschrift ist ein Hinweis auf den Sitz im Leben, dem die Betrachtung dient. Den Betrachtungen ist jeweils ein kurzes Gebet angefügt.

Elmar Gruber

DER ADVENT
ERSTER ADVENTSSONNTAG (MT 24,37-44)

„Seid wachsam, und haltet euch bereit!“

Sich auf Gott einstellen

Advent – Ankunft – Gott kommt! Gott ist “im Kommen“.

Er ist immer im Kommen.

In allem, was auf uns zukommt, kommt Gott auf uns zu;

aber er kommt sehr oft bei uns nicht an,

weil wir nicht auf ihn eingestellt sind.

Die Bibel spricht nicht nur vom Kommen Gottes

„am Ende“,

sondern vom Kommen Gottes überhaupt;

immer kann es sein,

daß Gott in mein Leben kommt,

daß er mir, in mir, aufgeht als das Licht.

Gott wirkt auch im Bösen,

in den Katastrophen, die in mein Leben „hereinbrechen“,

die meinen gewohnten Lebensverlauf unterbrechen.

Das Evangelium spricht von der Flutkatastrophe und vom plötzlichen Tod.

Gott schafft nicht das Böse

oder das, was wir in unserer Bequemlichkeit

und in unserer grundsätzlichen Ablehnung des Leids

als “böse“ bezeichnen.

Aber er wirkt auf das Böse ein;

er „be-wirkt“ das Böse,

so daß letzten Endes auch das Böse

dem Guten, der Liebe Gottes, dienen muß.

Mit wachen Sinnen und einem bereiten Herzen

könnten wir täglich das Kommen Gottes erleben,

wenn wir bei allen Freuden sagen könnten:

„Herr, du bist‘s; du läßt mich deine Liebe erfahren‘ und bei allen Leiden: „Herr, was willst du, daß ich tue?‘ Schwerstes Leid kann ich – wenn überhaupt – nur bewältigen im Bewußtsein, daß mich Gott mit ewiger Liebe immer liebt. Dies kann nur gelingen, wenn ich darauf verzichte, einen Maßstab zu setzen, mit dem ich die Liebe Gottes prüfe.

Jedes Leid ist eine Prüfung,

in der nicht ich Gott prüfen soll,

sondern in der mir bewußt werden soll,

wie „kleingläubig“ ich noch bin.

So kann das Leid für den, der „wachsam und bereit“ ist,

eine große Chance sein,

noch tiefer zu glauben

und zur vertrauensvollen Gottbegegnung zu gelangen.

Gott kommt immer „heute“, im jetzt meines Lebens.

In der Weihnachtsbotschaft werden wir es auch hören:

„Heute ist euch der Heiland geboren.“

Unsere Verzichtübungen und Vorbereitungen für das

Weihnachtsfest

haben nur diesen Sinn,

daß sich wieder bewußter

ein solches „Heute“ in unserem Leben ereignen kann.

Dazu gehören auch alle Übungen, die mir helfen,

daß ich wieder mehr “heutig“, das heißt in der

Gegenwart, leben lerne.

„Jeder Tag hat genug eigene Plage“ (Mt 6,34)

– und Freude auch!

Ich darf nicht heute schon bewältigen wollen,

was morgen auf mich zukommen könnte.

Morgen kann ich tot sein.

Ich und mein Problem

können morgen schon „weggerafft“ sein.

Gott schenkt mir seinen Beistand und seine Kraft

im Augenblick der Gegenwart, nicht auf Vorrat.

„Wach und bereit sein!“

Dies gilt auch für die äußeren Vorbereitungen des Festes.

Der Reichtum der Symbole, Bilder und Geschichten,

besonders in der Advents- und Weihnachtszeit,

ist nicht dazu angetan,

unsere Konsum- und Lustgier zu befriedigen.

Konsum und Lust haben gewiß auch ihre Bedeutung im Leben.

Aber das „Eigentliche“ der vielen Symbole und Zeichen

ist die grenzenlose Liebe Gottes,

die uns wieder ergreifen und erfüllen soll.

Hören, Sehen, Essen, Trinken, Fühlen –

all das sind die Wege der Liebe, die uns Gott schenkt,

und die wir einander weiterschenken, indem wir miteinander teilen.

Liebe ist das Herz aller Geschenke, nicht ihr Konsumwert. In kleinen Geschenken kann große Liebe enthalten sein! Denn alle echten Geschenke kommen vom Christkind.

Herr, mach mich wachsam und bereit für das Heute deiner Gegenwart. Mach mich durch dein Ankommen fähig, bei den Menschen anzukommen.

ZWEITER ADVENTSSONNTAG (MT 3,1-12)

„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. “

Umschauen und umkehren

Das Himmelreich, der Himmel auf Erden,

ist schon da,

weil Gott immer da ist,

wo wir Menschen sind.

Er ist uns immer zugewandt in seiner Liebe.

Nur wir haben uns abgewandt

und wenden uns immer wieder ab

in unserem Egoismus.

Gott will Mensch werden,

damit wir endlich begreifen, daß er nie aufgehört hat,

uns und alle Geschöpfe zu lieben,

und damit wir uns ergreifen lassen

von seiner alles vergebenden Liebe

und dadurch selbst liebend

und versöhnlich werden.

Gott will nicht nur „unsere Sünden“ wiedergutmachen,

sondern vor allem uns selbst,

damit wir nicht mehr hassen

und uns selbst ärgern müssen.

Wer Gott noch nicht sieht,

schaut vielleicht in eine falsche Richtung

und hat vielleicht ein falsches Gottesbild vor Augen.

Er sieht vielleicht noch nicht,

daß er dauernd vor Gott davonläuft in seinem Egoismus,

in der Vergötzung von Triebverlangen, Konsum und Macht.

Er sieht vielleicht noch nicht,

daß ihm Gott dauernd nachläuft,

daß ihm Gott Hindernisse in den Irrweg legt,

um ihn aufzuhalten in seiner unsinnigen Suche und

Sucht nach Leben.

Vielleicht mußt du nur um-schauen,

dich um-schauen,

und in die entgegengesetzte Richtung gehen,

um Gott in deiner Nähe zu entdecken.

Es gibt in unserer Lebensgestaltung immer Stellen,

wo wir mehr tun müßten und weniger tun dürften,

damit wir uns den Weg zu Gott nicht verstellen.

Überall, wo wir Nähe beglückend erleben,

ist Gott der Ursprung dieser Nähe,

ist Gott „in der Nähe“.

Herr, laß mich in jeder Nähe deine Nähe suchen und entdecken.

DRITTER ADVENTSSONNTAG (MT 11,2-11)

„Bist du der, der kommen soll,

oder müssen wir auf einen andern warten?“

Geheilt werden

Krankheit ist ein Mangel an Heilsein,

ein Mangel an Heil.

Die Krankheit zeigt das Heil

in negativer Weise.

Durch unsere Krankheit erkennen wir das Heil,

das uns fehlt.

Der Mensch ist eine Einheit

von innen und außen.

So betrifft auch jede Krankheit

Seele und Körper zugleich.

Jesaja entwirft das Bild vom kranken Menschen,

der nach Heilung

– nach einem Heiland – lechzt.

Blindheit, Lähmung, Taubheit,

Aussatz, Armut, Tod

kennzeichnen den Menschen,

der an Leib, Seele und Geist

infiziert und gestört ist.

Jesus weiß,

daß er das möglich macht,

was bei allen alles heilt:

die Rückkehr in das Urvertrauen.

Jesus heilt von innen her

durch die Kraft bedingungsloser Liebe,

die er ganz menschlich

durch Wort und Zeichen,

durch sein Leben und durch sein Sterben offenbart.

Durch den Glauben an die ewige Liebe

kann selbst die Krankheit heilen:

In Gott geborgen

kann ich mich lösen von allem,

was vergänglich ist;

in Gott geborgen bin ich gewiß,

daß ich alle meine Tode

– auch den letzten –

überlebe.

Herr, du bist mein Heiland. Laß mich auch dort Heilung finden, wo äußerlich nichts mehr zu ändern ist.

VIERTER ADVENTSSONNTAG (MT 1,18-24)

Jesus wird geboren werden von Maria,

die verlobt ist mit Josef, dem Sohn Davids.

Von Gott träumen

Seine Geliebte bekommt ein Kind,

aber nicht von ihm.

Josef soll Vater werden

für ein fremdes Kind.

Bei allen von Menschen ungeplanten Kindern

wird nach innen und nach außen hin

die Frage drängend:

„Wie konnte das geschehen?“

Viele menschliche Beziehungen,

die hoffnungsvoll und glückverheißend angefangen haben,

scheitern jäh oft schon

vor dem Zustandekommen.

Der Traum vom großen Glück ist ausgeträumt.

Die Wirklichkeit enttäuschter Hoffnung

treibt mich grausam in Verzweiflung:

Aussichtslos und ausweglos

stehe ich Wirklichkeiten gegenüber,

die mich innerlich und äußerlich vernichten,

die alle Träume vom großen Glück

zunichte machen.

Josef träumt weiter:

Er träumt von Gott.

In jeder Not ist ungewußt und unbewußt

auch ihre Lösung schon enthalten.

Im Traum von Gott

tritt sie ins Bewußtsein.

Durch den Glauben an die ewige Liebe

kann das Unmögliche

die ungeahnte Möglichkeit ergeben;

das Ende wird ein neuer Anfang.

Wenn ich von Gott träumen kann,

kann ich auch vom Menschen wieder träumen:

Traummann, Traumfrau,

Traumvater, Traummutter und Traumkind –

ich brauche niemand mehr verteufeln.

Herr, laß den Traum von deiner grenzenlosen Liebe zur Wirklichkeit in meinem Leben werden. Laß mich von deiner Liebe träumen, damit ich Haß und Bosheit überwinde.

DIE WEIHNACHTSZEIT
WEIHNACHTEN – HEILIGER ABEND
(MT 1,18-25)

„Maria wird einen Sohn gebären;

ihm sollst du den Namen Jesus geben. “

Einen Namen haben

Der Name bezeichnet

das Wesentliche eines Wesens.

Was einer ist,

was einer kann,

was einer tut,

ist mit seinem Namen fest verbunden.

Namen sind oft vorgegeben

und warten auf Erfüllung:

Ich muß mir einen – meinen – „Namen machen“.

Wenn jemand meinen Namen nennt,

fühle ich mich angesprochen.

Wenn ich einen Namen nenne,

jemand beim Namen rufe,

wird das Wesentliche des Gerufenen gegenwärtig,

auch wenn sein Körper nicht gegenwärtig ist.

„Jesus“ ist der Name,

„der über allen Namen ist“.

„Jesus“ heißt: Gott rettet.

Durch „Jesus“ ist Gott,

der ewige Retter,

anrufbar geworden.

Wenn ich „Jesus“

an-rufe, aus-rufe,

wird die rettende Macht Gottes gegenwärtig,

und sie gelangt zur Auswirkung.

Kein anderer Name ist uns gegeben,

in dem wir Rettung finden,

auch wenn in diesem Namen

noch viele Namen mit enthalten sind.

Der Retter braucht nichts zu “tun“;

er braucht nur da-zusein;

dann wird alles letztlich gut.

„Christ, der Retter, ist da!“

Herr, Jesus, präge deinen Namen tief in mein Bewußtsein und in mein Herz ein, damit ich Rettung finde

WEIHNACHTEN – HEILIGE NACHT (LK 2,1-14)

„Heute ist euch der Retter geboren.“

Gerettet sein

Gott ist Mensch geworden.

Das heilige und heilende Menschsein Gottes

ist eingegangen und eingeschmolzen

in das heillose Menschsein aller Menschen.

Jesus ist wie ein Implantat in unserer gebrochenen

Menschennatur,

wie ein Schrittmacher für unsere schwer

rhythmusgestörten Herzen.

Uns ist der Retter geboren:

Wie, wovon rettet uns „unser Retter“?

Er rettet uns durch die Liebe von der Lieblosigkeit.

Unsere Krankheit ist „Bewußtlosigkeit“.

In unserem Egoismus, durch unsere Sünde,

haben wir das Bewußtsein verloren,

daß wir ewig unverlierbar Geliebte sind.

Jesus gibt uns dieses Bewußtsein wieder,

wenn wir an ihn glauben.

Gott liebt bedingungslos immer alle Menschen

und Geschöpfe.

In diesem Bewußtsein liegt die Kraft,

die stärker ist als der Tod,

stärker als aller Leidensdruck.

stärker als die zerstörenden und nagenden Kräfte des Zweifels.

Diese Kraft, die stärker ist als der Haß,

rettet uns vor Zerstörung:

vor der Zerstörung der Um- und Mitwelt,

vor der Selbstzerstörung.

Als „ewig Geliebte“

„müssen“ wir nicht mehr hassen,

„müssen“ wir uns und andere nicht mehr ärgern.

Gott liebt bedingungslos.

Er zwingt nicht,

er schreit nicht und drängt sich nicht auf.

Er wartet,

bis auch ich mich,

überwältigt von seiner Liebe,

bedingungslos seiner Liebe öffne.

Herr, Gott, unser Retter, laß mich nie vergessen, daß du immer da bist mit deiner Macht der Liebe, die alle Menschen zu retten vermag.