Buch lesen: «Erfahrungen in einem sozialen Netzwerk»
Edith Zeile
Erfahrungen in einem sozialen Netzwerk
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
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Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
ISBN 9783957446527
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Seniorbook – Möglichkeiten der Kommunikation
Höhepunkte und Tiefschläge
a) KULTUR UND UNTERHALTUNG
Menschentypen
Seniorbook – ein Geschenk an die ewig jungen Alten
Seniorbook = Jahrmarkt der Eitelkeit
Seniorbook – Leiden und Leidenschaften
www.seniorbook.de
Warum Internet-Kontakte süchtig machen können
Khalil Gibran und „die Frau“
Auguste Rodin – Leben und Werk eines Genies
Mein Ostergeschenk – ein Name, aber was für einer!
Selbstheilung nach Mirsakarim Norbekov
Eine Botschaft der Liebe – Gedanken zu Hape Kerkelings Autobiographie
Gedichte – was man damit machen kann
b) PHILOSOPHIE UND RELIGION
Das Leben – ein Spiel?
Lebensziele
Der Fluss – ein Symbol des Lebens
Z E I T – das unbekannte Phänomen
Vielleicht war alles schon da
Das Buch der Wandlungen: I Ging
Tragen wir unser Schicksal in den Händen?
Eine Zahl ist mehr als eine Zahl
Ein Plädoyer für die Esoterik
Stufen des Bewusstseins
Außergewöhnliche Erfahrungen (Sanskrit: siddhis)
Außergewöhnliche Erfahrungen 1 – Astrologie
Außergewöhnliche Erfahrungen 2 – Out-of-Body-Experience
Außergewöhnliche Erfahrungen 3 – Medialität in den USA – Vorbereitung
Außergewöhnliche Erfahrungen 4 – Entdeckung der eigenen Medialität
Außergewöhnliche Erfahrungen 5 – Kontakte mit Verstorbenen
Einssein mit Gott – Gipfelerfahrungen im Osten (moksha) und im Westen (unio mystica)
Ein Tor zum Himmel
Paramahansa Yogananda – Brückenbauer zwischen Ost und West....
Eine der schwersten Sünden – das ungelebte Leben
Gott – „die unendliche Weite“ (Suzanne Segal)
Der Gott der Physiker
Mit dem Sternenhimmel in Kontakt
Die wechselvolle Geschichte der Astrologie – Teil I
Die wechselvolle Geschichte der Astrologie – Teil II
W i e lässt sich die Astrologie nutzen?
Zeugung und Geburt – eine astrologische Analyse
Astrologische Kurz-Analyse für VB
c) POLITIK UND GESELLSCHAFT
Was Studentenküsse mit der Weltpolitik zu tun haben
d) FAMILIE UND PARTNERSCHAFT
Liebe im Netz – eine heiter-ernste Analyse
Die ideale Partnerschaft
e) GESCHICHTEN, DIE DAS LEBEN SCHREIBT
Und Adam erkannte Eva
Unter dem tanzenden Mond
Vorwort
Schon Goethe, der bekanntlich ein sehr hohes Alter erreichte, beklagte den Verlust vieler Freunde im letzten Lebensdrittel und die bittere Erfahrung der Einsamkeit.
Damals gab es noch kein Internet und keine sozialen Netzwerke. Heute kennt man den Nachbarn im Haue oft nicht näher als einen Menschen im Netz.
In der deutschen Gesellschaft der Gegenwart lassen sich zwei gegenläufige Tendenzen erkennen: Die Zahl der Singles, der Alleinlebenden, nimmt zu, und die Zahl der Einsamen nimmt ab. Man sammelt Freunde, zuerst bei Facebook und seit zwei Jahren auch bei Seniorbook (www.seniorbook.de).
Seniorbook versteht sich als Treffpunkt für Menschen, die gerade die oft von Schicksalsschlägen geprägte Lebensmitte überschritten haben.
Die alten Römer bezeichneten einen Mann unter 40 Jahren als iuvenis = Jüngling, der bis zum 59. Lebensjahr zum vir = Mann und schließlich mit 60 zum senex = Greis wurde.
Hier taucht die Silbe „sen“ auf, die sich auch Seniorbook einverleibt hat, zumal alle Menschen über 60 heute Senioren sind. Neunzigjährige würden sich heute vielleicht als „Greis“ bezeichnen lassen. Dabei können gerade die Jahre zwischen 60 und 90 die aktivsten, farbigsten und abenteuerlichsten des ganzen Lebens werden.
Vor einem Jahr an einem trüben Dezembertag 2013 loggte ich mich bei Seniorbook ein, um mit gleichaltrigen Menschen zu kommunizieren.
Seither ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an den vielfältigen Diskussionsmöglichkeiten teilnehme und über die großartige Ausweitung meines Lebens glücklich bin.
Die alten griechischen Philosophen gingen auf den Marktplatz, heute treffen sie sich online, geben Denkanstöße, nennen Buchtitel und verweisen auf Vorträge (Video).
Früher gingen die Theologen in die Kirche und hielten ihre Predigten. Heute verbreiten sie ihre wichtige Botschaft auch im Netz. Man muss nur lesen können, manchmal allerdings auch zwischen den Zeilen.
Früher schrieb man sich lange Briefe, heute sind es Emails, die sogar die „Stimme“ des Senders mitschicken können.
Kommunikation ist die Vorstufe von Verständnis und Sympathie. Die Informationstechnik ist kein seelenloses Ungeheuer, sondern ein wichtiges Instrument auf dem Weg zum Weltfrieden.
Auch Seniorbook trägt einen Teil dazu bei, obwohl es solche hohen Ansprüche nie öffentlich bekunden würde.
Dieses Buch, in dem ich alles zusammengetragen habe, was ich dieses Jahr bei Seniorbook erlebt habe, soll Ausdruck meines Dankes sein.
Im Dezember 2014 Edith Zeile
Seniorbook – Möglichkeiten der Kommunikation
Seniorbook ist ein relativ junges soziales Netzwerk. Ich entdeckte einen Hinweis darauf bei Facebook, mit dem ich mich nie hatte anfreunden können.
Seniorbook erscheint mir wie ein großes Schloss mit vielen Zimmern: Jeder hat ein eigenes Zimmer, es gibt ein Foyer mit einem Schwarzen Brett, einen großen Salon mit Kamin, wo man längere Beiträge lesen kann, es gibt eine Fotogalerie, diverse Werkstätten, wo man schreiben oder malen lernen kann, einen Chatraum, eine Flirtlounge und Kellerräume.
Zunächst bezieht man sein Zimmer, stattet es, um es ein wenig wohnlicher zu machen, mit Bildern aus, fasst in einem Spruch seine Lebensphilosophie zusammen und hängt sie an die Tür: „Hier wohne ich, so sehe ich aus, das sind meine Interessen, komm mich besuchen!“ Natürlich kann man aber auch schon daraus ein Versteckspiel machen, indem man auf ein Foto verzichtet, einen Ersatz anbietet, vielleicht einen Marienkäfer oder einen Avatar, was natürlich auch schon etwas über die Person verrät. Aber warum sollte man nicht auch unerkannt durch die vielen Gemächer und Studierzimmer von Seniorbook huschen dürfen?
Das SCHWARZE BRETT im Foyer, meist von einer langen Schlange von interessierten Usern umgeben, bietet eine Fülle von hilfreichen Hinweisen, interessanten Sprüchen und Zitaten, Gedichte – auch eigene! – Rätsel, Fragen zu Tages- oder Lebensproblemen – „Warum bist du Single?“ – provokante Behauptungen, Partner-Suchanzeigen, Anklagen, Grüße aus aller Welt zu den unwichtigsten Angelegenheiten, obszöne Witze …
In rascher Aufeinanderfolge reiht sich eine Notiz an die andere und verlockt zum Mitmachen.
Am Ende heftet man selber etwas ans Brett und erhält vielleicht 500 und mehr Kommentare. Ein Tag ist vergeudet!
Vergeudet? Nein, man hat die Zeit genutzt, über ein spezielles Problem nachgedacht, es in Worte gefasst, andere Ansichten kennengelernt, über nicht wenige humorvolle Bemerkungen kräftig gelacht, 500 x Menschen in die Augen geschaut, sich umfassend informiert.
Die Zeit totgeschlagen? Nein – oder doch???
Die THEMENWELT ist etwas für die „Elite-Truppe“. Man zieht sich quasi in einen Salon mit Kamin zurück, entdeckt eine vortrefflich geordnete Bücherwand und kann stundenlang lesen. 20 oder mehr Kategorien gibt es, z.B. Geschichten, die das Leben schreibt oder Kultur oder Familie und Partnerschaft oder Politik und Gesellschaft, Philosophie, Religion etcetcetc.
Man kann aber auch selber einen längeren Beitrag einstellen, der gelesen und bewertet (Lesenswert) wird und worüber auch ausgiebig diskutiert werden kann. Man glaube ja nicht, dass dies small talk sei. Nein, das sind durchaus manchmal hoch interessante, tiefschürfende Auseinandersetzungen über z.B. den Sinn des Lebens, im kleinen Kreis oder auch mit wechselnden Gesprächspartnern. Zur Zeit lesen 200.000 Mitglieder mit.
Die FOTOWAND, die natürlich nicht auf Erotik verzichtet, ist Zufluchtsort für die Augenmenschen, denen ein verführerisches Dekolleté ebenso viel oder gar mehr Freude bereitet als ein romantischer Sonnenuntergang.
Natürlich gibt es noch viele kleine INTIME RÄUME, wo man chatten oder flirten oder sogar tanzen kann, wo keinerlei Anforderungen an die Sprachkompetenz eines Menschen gestellt werden, wo ein „Hallo“ in alle Richtungen genügt, um auf sich aufmerksam zu machen.
Vielleicht ergeben sich daraus Kontaktanfragen, die dann auch einen persönlichen Austausch – ohne Öffentlichkeit – erlauben.
Manche entpuppen sich hier als eifrige KONTAKTSAMMLER. Nach kürzester Zeit hat man dann ein halbes hundert Freunde, die man mit Komplimenten, Einladungen und Kuss-Smileys versorgt.
Die Gründer von Seniorbook haben eine gute Idee erfolgreich umgesetzt. Die von Einsamkeit bedrohte Single-Gesellschaft kann durch Kontakte im Internet aus der Gefahrenzone geholt werden.
Virtuelle Kontakte können durchaus zu realen werden, nicht selten trifft man dabei auf Menschen, deren Anwesenheit man als ebenso liebevoll und unterstützend empfindet wie im Netz.
Toleranz ist allerdings von allem Anfang an gefragt. Wer sie nicht aufbringen kann, kann durchaus verletzt, verwirrt oder gar angewidert die Stellung verlassen.
Immer wieder gibt es ein Abschieds-Ritual am SCHWARZEN BRETT: Man findet das Niveau zu niedrig und zu vulgär und verkündet seinen Weggang, um noch einmal von der Gemeinschaft angefleht zu werden, diese Entscheidung doch zu überdenken und dem festen Kern erhalten zu bleiben.
Auch so kann man zum Mittelpunkt der Welt werden!
Höhepunkte und Tiefschläge
1. Eines Tages entdeckte ich in der THEMENWELT eine reizende Erzählung von John Devin, ein Name, der mir in den ersten Monaten noch gar nicht irgendwie aufgefallen war. Meistens assoziiert man schon nach kurzer Zeit eine charakteristische Eigenschaft mit einem Namen: Satiriker, Missionar, Comedian, Romantiker.
Dieser John Devin, der auch noch maskiert auftrat, war mir absolut unbekannt, obschon ich schon ein paarmal über ein paar amüsante Vierzeiler gestolpert war:
„Bücherwurm
Er las das Buch von A bis Z
Und ging nie ohne Buch ins Bett.
Bald wusst’er alles und war schlau –
Doch – alle Theorie ist grau.“
Und nun diese Erzählung, die die ersten Flugversuche von jungen Spatzen minutiös beschrieb, eine Geschichte für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, zauberhaft!
Das Ergebnis war, dass nach ca. drei Monaten ein Buch mit Alltagsgeschichten aus Ost- und Westdeutschland mit dem originellen Titel „Stiefmütterchen Ost und Königskerze West“ erschien.
Ich hatte tatsächlich einen Schriftsteller e n t d e c k t! (Jott W. Wangerin).
2. Wenig später kam es zu einer mir bis heute unerklärlichen Verstrickung mit einem User, der sich zunächst sehr höflich wegen meines Profilspruchs an mich wandte.
Ich hatte den bekannten Spruch von Augustinus gewählt, der einmal gesagt hatte, die höchste und schwerste Aufgabe eines Christen sei, verzeihen zu können: „Alles verstehen heißt alles verzeihen.“
Es war eine Zielvorstellung für mich, aber ich hatte nicht bedacht, dass jemand das eventuell nutzen könnte, um mir Hochstapelei vorzuwerfen. So fing XY gleich danach an, mich „selbstverliebt, hysterisch und verlogen“ zu nennen, obwohl er mich überhaupt nicht kannte, vielleicht ein paar Beiträge gelesen hatte.
Zwischendurch gab es persönliche Gespräche in aller Offenheit (BUCH), die seine bemerkenswert umfassenden Kenntnisse in verschiedenen spirituellen Disziplinen aufzeigten.
Als mir Seniorbook ausgerechnet zu jener Zeit sein Geburtsdatum auf den Schreibtisch schickte – ein Routine-Akt – und ich prompt sein Horoskop berechnete, das natürlich ungenau war, weil wichtige Daten fehlten, wurde das dennoch als unverzeihlicher Übergriff angeprangert.
Danach setzte XY magische Instrumente ein, um sich vor mir zu schützen!
Natürlich hätte ich von dem Angebot des SB-Teams Gebrauch machen können, diesen User wegen ungebührlichen Verhaltens zu melden.
Ich tat das nicht, denn ich erlebte das Geschehen als eine ganz und gar karmische Erfahrung. In den Wochen zuvor hatte ich das Gefühl einer Präsenz in meiner Wohnung, 500 Kilometer entfernt von XY. Offenbar handelte es sich um jemand, der das Astralwandern beherrschte, eine außergewöhnliche Fähigkeit, die der amerikanische Ingenieur Robert Monroe in der Mitte des letzten Jahrhunderts bekannt gemacht und in mehreren Werken beschrieben hat.
Es war eine ganz neue Erfahrung für mich.
Ich musste XY schließlich versprechen, nie mehr seine Profilseite zu besuchen, und seither haben sich unsere Wege nicht mehr gekreuzt.
„Alles verstehen heißt alles verzeihen.“
Danach habe ich den Profilspruch geändert!
3. Mein Hobby Astrologie
In der ersten Phase bei Seniorbook erlebte ich mich als sehr kreativ und schrieb einen Beitrag nach dem anderen.
Ich riskierte es sogar, eine lange Abhandlung über meine langjährige Beschäftigung mit Astrologie zu schreiben. Eine Userin bot mir danach sogar Zeugungstermine ihrer Kinder an, und ich fand tatsächlich heraus, dass sich Zeugungs- und Geburtshoroskop ihres Sohnes in fünf wichtigen Aspekten deckten. Für mich eine aufregende und zufrieden stellende Erfahrung.
Das Thema Astrologie verlockt und schockiert gleichermaßen. Ich entdeckte gleich zu Beginn einen Profi-Astrologen, der sich allerdings nie öffentlich zu diesem Thema äußerte, und einen Trivial-Astrologen, der Tagesprognosen einstellt, damit die Neugierde der Menschen befriedigt, sie gleichzeitig hinters Licht führt und die alte Wissenschaft verrät.
Ängste und Scharlatanerie begleiten immer noch wie Schatten jeden, der sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzt. So blieb es auch nicht aus, dass es einmal zu einer hitzigen Endlos-Diskussion kam, die dann darin gipfelte, dass ich das Horoskop eines mir unbekannten Mannes berechnen und deuten sollte..
Ich nahm die Herausforderung an, machte nach einer Stunde 12 spezifische Aussagen über VB, deren Richtigkeit er insgesamt in Frage stellte.
Zwei Beispiele möchte ich für kundige Leser anführen:
Die Spitze des Berufshauses (MC) befand sich im Zeichen Löwe, was sich als „beruflich an der Spitze eines Hauses stehend“ deuten lässt.
Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Arzt mit zwei Mitarbeiterinnen handelte. Trotzdem wurde die Aussage nicht akzeptiert.
Sonne Trigon Mars und Sonne Trigon Saturn deutete ich als „intensiven Arbeitseinsatz und Ausdauer“.
Es stellte sich heraus, dass VB Marathonläufer war. Besser hätte sich diese Aspektierung nicht illustrieren lassen.
Eigentlich hatte ich das Ganze als amüsantes Spiel ansehen wollen, aber die Diskussion spitzte sich so zu, dass es zu Beleidigungen kam, die in keinem Verhältnis zur Sache standen.
4. Kreativität
Die größte Überraschung gleich nach meinem Eintritt war die Erfahrung, dass mich die Atmosphäre sehr kreativ machte. Die Erfinder des Thinktanks wissen, wie förderlich Gruppenenergie für den Einzelnen sein kann.
Ich erinnere mich auch an die Aussage eines französischen Meisters, der Single-Frauen empfahl, an regelmäßigen Gruppentreffen beiderlei Geschlechts teilzunehmen, um so ihre Jugendlichkeit länger zu bewahren.
So wie Mann und Frau im Sexualakt ein Kind zeugen, so empfangen beide Geschlechter im distanzierten Umgang miteinander dennoch Energien voneinander, um kreativ zu werden.
Ein solcher Energie-Pool ist auch Seniorbook. Männliche und weibliche Sehnsüchte begegnen sich, sexuelle Phantasien werden in Gedichten und sehr offenherzigen Erzählungen, detaillierten Beschreibungen eines One-night-stands ausgelebt.
Mitunter werden dabei auch Grenzen überschritten. „There ist no universality without a touch of vulgarity,“ sagt G.B. Shaw und erinnert daran, dass jedes Leben ein farbenprächtiges Kaleidoskop ist, wo auch dunkle Schatten nicht fehlen.
In diesen ersten drei Monaten schrieb ich in rascher Aufeinanderfolge Beiträge, Notizen, Gedichte und Rätsel. Alles wird von einem ständig wachsenden Kreis gelesen, diskutiert, bewertet und seit Kurzem sogar mit Webmiles belohnt.
Das SB-Team weiß, dass nur die emsige Mitarbeit aller das Ganze attraktiv für neue Mitglieder macht.
So wird eben auch der Ehrgeiz angestachelt – ca. 8.000 Webmiles sind 25 Euro – die Suche nach Anerkennung durch die Vergabe von „Lesenswert“ und „Sehenswert“ befriedigt und Dank durch „Grüße“ ausgedrückt.
5. In diesem ersten Vierteljahr, wohl ausgelöst durch die erbitterte Diskussion um Wert oder Unwert von Astrologie, lernte ich eine junge Frau kennen. Sie gehört seither zu meinen intensivsten und stimmigsten Kontakten. Zunächst staunte ich über ihr großes Wissen im medizinischen Bereich, über ihre fundierten astrologischen Kenntnisse, ihren Lesehunger und die lange Reihe gelesener Werke, ihre Sensibilität und Urteilskraft – bis ich eines Tages erfuhr, dass sie gehbehindert ist und einen Rollstuhl braucht. Studium, zwei Ehen, 3 Kinder, ein Freund, der, ebenfalls Rollstuhlfahrer, regelmäßig zur Schmerztherapie in die Klinik muss …
Ich staunte nun nicht mehr, ich war voller ehrlicher Bewunderung, dass jemand, ohne zu murren, sein Schicksal voll und ganz akzeptierte und jedem Gesunden, der über schlechte Laune oder die Grausamkeit des Lebens klagt, einen Spiegel vorhalten könnte.
Wir schreiben uns ellenlange Mails, und ich bin voller Dankbarkeit gegenüber Seniorbook, das den Lebensraum eines solchen wunderbaren Menschen erweitert und mir eine liebe Freundin geschenkt hat.
a) KULTUR UND UNTERHALTUNG
Menschentypen
Psychologen oder Gerontologen könnten bei Seniorbook Feldforschung betreiben. Innerhalb kürzester Zeit könnten sie eine „Typologie des Menschen“ erstellen. Dazu habe ich schon ein wenig Vorarbeit geleistet. Wer sich unter den 15 Typen nicht wiederfindet, der ist eben ein absolutes Unikat.
Der Prediger
Er zeichnet sich durch eine hohe rhetorische Begabung aus und vertritt seine Auffassung mit großem Enthusiasmus. Manche verkennen ihn als Missionar und beben geradezu vor Abwehr. Er ist im Grunde nur von seiner Sicht der Dinge auf der Welt und im Himmel überzeugt und möchte andere daran teilhaben lassen. Im Grunde ein gütiger, aber vielleicht ein wenig übereifriger Zeitgenosse.
Der Narziss, die Narzisse
Man sieht ihn mit nacktem Oberkörper an der Fotowand hängen oder auch mit auffällig gespreizten Beinen – vor Männlichkeit strotzend – ganz ohne Kopf.
Eine Narzisse zeigt entweder ihre wunderschönen, erstaunlich glänzenden Augen unter einer prächtigen, meist blonden Mähne oder eine prall gefüllte Dirndlbluse – auch ohne Kopf möglich – und als letzte Steigerung schwarze Spitzenstrümpfe an endlos langen Beinen, die oben abrupt abgeschnitten werden und die letzte Steigerungsmöglichkeit dem Betrachter verweigern.
Eine weitere Variante ist der/die ProfilwechslerIn, die sich offenbar ständig mit sich selber langweilen und den sehhungrigen Mitmenschen viele unterschiedliche Fotos aus ihrem langen Leben vorführen.
Hier tritt sozusagen die historische Komponente hinzu, und die Aussage lautet dann: Ich war SCHON IMMER EINZIGARTIG!
Auch das ist amüsant, inspirierend und narzisstisch.
Abgesehen von Narzissen, die – wie der erste – in ihre eigene äußere Schönheit verliebt sind, gibt es den schöngeistigen Narziss. Oft fällt er schon durch einen langen Namen auf, der irgendwie aus dem Rahmen fällt, und schon deswegen fühlt er sich verpflichtet, in möglichst vielen Begabungsfeldern Großartiges zu leisten. Da werden traumhaft schöne Gedichte geschrieben, die beim Leser Gänsehaut hervorrufen, Satiren, Erzählungen, alles formvollendet, inhaltsreiche Kommentare zu verschiedensten Themen – ein Alleskönner, der das Recht hat, sich selbst zu lieben.
Das hat zwar eigentlich jeder, aber meist brauchen Narzisse zusätzlich eine Bestätigung wie der historische Narziss sein Spiegelbild im Wasser.