DER RITTER VON TORN

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Sein Leben in den Hügeln von Derby war so erfüllt von den harten, anspruchsvollen Aufgaben seiner Ausbildung, dass er wenig Zeit hatte, um über ihr seltsam einsames Leben nachzudenken. Noch ist es wahrscheinlich, dass er die Gesellschaft von anderen seines eigenen Alters vermisste; da er dergleichen nie erfahren hatte, konnte er sich auch kaum danach sehnen oder dessen Fehlen bedauern.



Mit fünfzehn Jahren war der Jugendliche ein hervorragender Schwertkämpfer und Reiter und von völliger Verachtung für Schmerz oder Gefahr geprägt – eine Verachtung, die das Ergebnis der harten Methoden war, die der kleine alte Mann bei der Ausbildung es Jungen anwandte. Oft übten die beiden mit scharfen Klingen und ohne Rüstung oder anderen Schutz jeglicher Art.



»Nur so«, pflegte der Alte zu sagen, »kannst du der absolute Meister deiner Klinge werden. Von solcher Sicherheit muss dein Umgang mit der Waffe sein, dass du einen Gegner nach Belieben treffen kannst, und so leicht, dass das deine Schwertspitze, ganz unter der Kontrolle einer meisterhaften Hand, angehalten werden kann, bevor sie auch nur eine Kratzer verursacht.«



Aber in der Praxis gab es viele Unfälle, und dann pflegten einer oder beide von ihnen ein paar Tage lang ihre Wunden Während also oft Blut auf beiden Seiten vergossen wurde, brachte das Training einen furchtlosen Schwertkämpfer hervor, der seine Waffe in der Tat so meisterlich beherrschte, dass er einen Stoß einen Fingerbreit vor dem Ziel aufhalten konnte.



Mit fünfzehn Jahren war er ein sehr starker und gutaussehender Bursche. Sonnengebräunt und zäh von seinem Leben im Freien; wortkarg, denn es gab niemanden, mit dem er sprechen konnte, außer dem schweigsamen alten Mann; hasserfüllt gegen alle Engländer, denn das wurde er so gründlich gelehrt wie die Schwertkunst; fließend Französisch und schlecht Englisch sprechend – und ungeduldig auf den Tag wartend, an dem der alte Mann ihn mit klirrender Rüstung und Lanze und Schild in die Welt schicken sollte, um die Ritter Englands zu bekämpfen.



Es war ungefähr zu dieser Zeit, als es den ersten größeren Bruch in der Monotonie seiner Existenz gab. Weit unten auf dem felsigen Pfad, der vom Tal unten durch die Hügel von Derby zu der verfallenen Burg führte, trieben am späten Nachmittag eines kalten Herbsttages drei gepanzerte Ritter ihre müden Rösser an. Abseits der Hauptstraße und fernab von jeglicher Behausung hatten sie durch eine Lücke in den Hügeln die Türme der Burg erspäht, und nun sprengten sie auf der Suche nach Essen und Unterkunft darauf zu.



Als die Straße höher in die Hügel hinaufführte, tauchten sie plötzlich auf dem Kamm unterhalb der Burg auf. Dort wurden sie Zeugen eines Anblicks, der sie dazu brachte, die Zügel anzuziehen und bewundernd zuzusehen. Vor ihnen im Wiesengrund kämpfte ein Junge mit einem sich aufbäumenden, wild ausschlagenden Pferd – einem wahren Dämon von einem Rappen. Bockend und beißend in einem Rausch der Wut, versuchte es dauernd, der geschmeidigen Gestalt zu entkommen oder sie abzuschütteln, die sich wie ein Blutegel an seinem Nacken festklammerte.



Der Junge befand sich neben dem Pferd. Seine linke Hand hielt die schwere Mähne gepackt, sein rechter Arm lag über dem Widerrist des Tieres und seine rechte Hand zog stetig ein Halfterseil zu, das er halb um das Maul des Pferdes geschlungen hatte. Nun bäumte sich der Rappe auf und drehte sich, trat und biss nach dem Jungen, aber die agile Gestalt schwang mit ihm herum – immer direkt hinter der riesigen Schulter –, und die ganze Zeit zog er den großen gebeugten Hals weiter und weiter nach rechts.



Als das Tier mit großen Sprüngen hierher und dorthin hechtete, zerrte es den Jungen mit sich, aber all seine mächtigen Anstrengungen schafften es nicht, den Griff an Mähne und Widerrist zu lösen. Plötzlich erhob sich der schwarze Hengst direkt in die Luft und riss den Jungen mit sich, dann stürzte es sich mit einem bösartigen Ausfallschritt rückwärts auf den Boden.



»Das ist der Tod!«, rief einer der Ritter aus. »Er wird den Jungen noch umbringen, Beauchamp.«



»Nein!«, rief der Angesprochene. »Schaut! Er ist wieder auf den Beinen, und der Junge hängt sich immer noch so fest an ihn wie eine Klette.«



»Es ist wahr«, rief ein anderer aus, »aber er hat verloren, was er an dem Halfter gewonnen hatte – er muss von Anfang an alles wieder in den Griff bekommen.«



Und so ging der Kampf weiter wie bisher, der Junge zog den eisernen Hals wieder langsam nach rechts – das Tier kämpfend und wiehernd, als wäre es von tausend Teufeln besessen. Ein Dutzend Mal löste der Junge, als sich der Kopf immer weiter und weiter zu ihm beugte, seinen Halt an der Mähne und griff schnell nach unten, um die Vorderfessel zu packen. Ein Dutzend Mal schüttelte das Pferd den neuen Griff ab, aber am Ende war der Junge erfolgreich, und die Vorderfußwurzel war abgeknickt und der Huf zum Unterarm hochgezogen.



Nun war der Schwarze beim Kampf im Nachteil, denn er stand auf nur drei Füßen, und sein Hals war in einer unangenehmen und unnatürlichen Position gebogen. Seine Anstrengungen wurden immer schwächer. Der Junge sprach ununterbrochen mit leiser Stimme auf ihn ein, und auf seinen Lippen lag der Schatten eines Lächelns. Alsdann legte er sein ganzes Gewicht auf den schwarzen Widerrist und zog das Pferd zu sich. Langsam sank das Tier auf sein gebeugtes Knie und nach hinten, bis sein vorderes Bein gerade vor ihm gestreckt war. Dann, mit einem letzten Kraftakt, zog der Junge es auf die Seite, und als es zu Boden ging, glitt er längs neben ihn. Eine sehnige Hand schoss auf das Seil direkt unter dem schwarzen Kinn zu – die andere griff nach einem schlanken, spitzen Ohr.



Für einige Minuten kämpfte und trat das Pferd, um seine Freiheit zu erlangen, aber in dieser Position, mit dem Kopf auf der Erde, war es so machtlos in den Händen des Jungen wie ein kleines Kind. Dann sank es keuchend und erschöpft in stumme Kapitulation.



»Gut gemacht!«, rief einer der Ritter. »Simon de Montfort selbst hat noch nie ein Pferd besser gemeistert, mein Junge. Wer bist du?«



In einem Augenblick stand der Junge auf seinen Füßen und seine Augen suchten nach dem Sprecher. Das Pferd, befreit, sprang auch auf, und alle beide – der gutaussehende Junge und der prächtige Rappe – starrten mit erschrockenen Augen wie zwei wilde Wesen auf den Eindringling, der ihnen gegenüberstand.



»Komm, Sir Mortimer!«, rief der Junge, dreht sich um und führte er das tänzelnde, aber gebändigte Tier zur Burg und durch das zerfallene Torwerk in den Hof dahinter.



»Halt an, Junge!«, rief Paul von Merely. »Wir wollen dir nichts tun – wir wollten nur nach dem Weg zur Burg de Stutevilles fragen.«



Die drei Ritter warteten, aber es gab keine Antwort.



»Kommt, Ihr Herren«, sprach Paul von Merely. »Lasst uns hineinreiten und erfahren, welche unzivilisierten Kerle in diesem alten Krähennest hausen.«



Als sie den Innenhof betraten, der selbst in seiner verfallenen Größe prächtig war, wurden sie von einem kleinen, grimmigen alten Mann empfangen, der sie mit scharfen Worten anherrschte, was sie hier zu suchen hätten.



»Wir haben uns in deinen verdammten Hügeln verirrt, alter Mann«, antwortete Paul von Merely. »Wir suchen die Burg von Sir John de Stuteville.«



»Nehmt den ersten Weg nach rechts und reitet geradeaus zur Flussstraße, und wenn Ihr dorthin gekommen seid, wendet euch wieder nach rechts und reitet nördlich am Fluss entlang – Ihr könnt den Weg nicht verfehlen – er ist flach wie die Nase in Eurem Gesicht«, und damit wandte sich der alte Mann um, um in der Burg zu verschwinden.



»Warte, alter Knabe!«, rief der Sprecher. »Die Sonne geht schon unter, und wir haben keine Lust, heute Nacht wieder im Freien zu schlafen, wie wir es letzte Nacht getan haben. Wir werden dann bis zum Morgen bei dir verweilen, damit wir unsere Reise erfrischt und auf ausgeruhten Pferden wieder antreten können.«



Murrend und ungnädig erklärte der Alte sich bereit, ihnen ein Mahl und ein Nachtlager zu gewähren. Aber er hatte auch kaum eine andere Wahl, denn sie hätten sich seine Gastfreundschaft mit Gewalt genommen, wenn er sich geweigert hätte, sie ihnen freiwillig zu geben.



Von ihren Gästen erfuhren die beiden etwas über die Bedingungen außerhalb der Hügel von Derby. Der Alte zeigte nach Außen weniger Interesse, als er in Wahrheit verspürte, aber für den Jungen war es, obwohl die Namen, die er hörte, ihm nichts bedeuteten, wie in einem Märchen, von den wundersamen Taten von Grafen und Baronen, Bischöfen und dem König zu hören.



»Wenn der König sich nicht besinnt«, sagte einer der Ritter, »werden wir seine ganze verfluchte Schar ausländischer Blutsauger ins Meer treiben.«



»De Montfort hat ihm das ein Dutzend Mal gesagt, und jetzt, da wir alle, normannische und sächsische Barone gleichermaßen, uns getroffen und einen Pakt zum gegenseitigen Schutz geschlossen haben, wird der König wohl oder übel einsehen müssen, dass die Zeit des Hinhaltens vorbei ist und dass er, wenn er keinen Bürgerkrieg riskieren will, die Versprechen halten muss, die er so zungenfertig macht, anstatt sie zu brechen, sobald de Montfort ihm den Rücken kehrt.«



»Er fürchtet seinen Schwager«, unterbrach ein anderer der Ritter, »noch mehr als der Teufel das Weihwasser. Ich hatte dem König vor einigen Wochen aufgewartet, als Seine Hoheit auf der königlichen Barke die Themse hinunterfuhr. Wir wurden von einem so heftigen Gewitter überrascht, wie ich es noch nie gesehen habe, und der König wurde von so fürchterlicher Angst gepackt, dass er befahl, beim Palast des Bischofs von Durham anzulegen, auf dessen Höhe wir uns damals befanden. De Montfort, der dort wohnte, kam Heinrich entgegen und bemerkte, bei allem Respekt: ›Was fürchtet Ihr Euch, Sire, wo der Sturm vorbei ist?‹ Und was, glaubt Ihr, antwortete das alte ›Wachsherz‹? Immer noch zitternd sagte er: ›Ich fürchte zwar Donner und Blitz sehr, aber, Gott sei mein Zeuge, Vor Euch zittere ich mehr als vor dem ganzen Donner im Himmel!‹«

 



»Ich vermute«, so der grimmige, alte Mann, »dass de Montfort dem König in gewisser Weise den Rang abgelaufen hat. Glaubt Ihr, dass er selbst nach dem Thron schielt?«



»Mitnichten«, rief der älteste der Ritter aus. »Simon de Montfort arbeitet für allein Englands Wohl – und mich dünkt, nein, ich weiß, dass er als Erster zu den Waffen greifen würde, um Heinrich den Thron zu retten. Er bekämpft nur die üblen und gierigen Berater des Königs, und obwohl er dem König selbst zu trotzen scheint, dient dies nur dazu, dessen wankende Macht vor dem völligen Zerfall zu bewahren. Aber, Gott, wie sehr der König ihn hasst! Eine Zeit lang schien es eine dauerhafte Versöhnung zu geben, als de Montfort nach dem Verschwinden des kleinen Prinzen Richard jahrelang einen Großteil seiner Zeit und seines Privatvermögens darauf verwandte, die ganze Welt nach dem kleinen Kerl, den er übermäßig liebte, abzusuchen. Dieses uneigennützige Interesse seinerseits sicherte ihm viele Jahre lang die Gunst des Königs und der Königin, aber in letzter Zeit hat seine unerbittliche Kritik gegenüber ihrer anhaltenden Verschwendung von Geld und Gütern sie wieder gegen ihn eingenommen.«



Der alte Mann, dem ob der Wende, die das Gespräch zu nehmen drohte, unbehaglich wurde, schickte den Jungen unter einem Vorwand aus dem Raum und ging selbst, um das Abendessen zu bereiten.



Als sie beim abendlichen Mahl saßen, betrachtete einer der Adligen aufmerksam den Jungen, denn dieser war in der Tat wohl anzuschauen: ein helles, gut aussehendes Gesicht, klare, intelligente, graue Augen und ein festes, starkes Kinn, umrahmt von einer Masse braunen Lockenhaars, das ihm in die Stirn und um die Ohren fiel, wo es nach der Mode der Zeit an den Seiten und im Nacken gerade geschnitten war.



Seine Kleidung bestand aus einem groben, rot gefärbten Kittel aus Wolle, über dem er einen kurze lederne Weste trug, während sein Wams ebenfalls aus Leder war, einem weichen und fein gegerbten Stück Rehfell. Seine langen Beinkleider, die seine wohlgeformten Beine so eng wie eine zweite Haut umhüllten, waren aus derselben roten Wolle wie seine Tunika, und die kräftigen Ledersandalen waren bis zu den Waden mit schmalen Lederbändern geschnürt.



Ein Ledergürtel um seine Taille trug ein Schwert und einen Dolch, und eine runde Schädelkappe aus gleichem Material, an der ein Falkenflügel befestigt war, vervollständigte seine malerische und kleidsame Gewandung



»Dein Sohn?«, fragte er, an den Alten gewandt.



»Ja,« war die knurrige Antwort.



»Er kommt aber gar nicht nach dir, alter Knabe, außer in seinem verfluchten französischen Akzent.«



»Bei Gottes Bart, Beauchamp«, fuhr er fort und wandte sich an einen seiner Gefährten, »und wenn er bei Hofe wäre, würde ich wetten, dass unsere gnädige Königin ihn schwerlich von dem jungen Prinzen Edward unterscheiden könnte. Habt Ihr je eine solche Ähnlichkeit gesehen?«



»Nun, da Ihr davon redet, Mylord, sehe ich es deutlich. Es ist in der Tat ein Wunder«, antwortete Beauchamp.



Hätten sie bei diesem Gespräch auf den alten Mann geschaut, hätten sie ein aschfahles Gesicht gesehen, das von innerer Angst und Wut gezeichnet war.



Der älteste der drei Ritter sprach in einem ernsten, ruhigen Ton.



»Und wie alt magst du sein, mein Sohn?«, fragte er den Jungen.



»Ich weiß es nicht.«



»Und dein Name?«



»Ich weiß nicht, was Ihr meint. Ich habe keinen Namen. Mein Vater nennt mich Sohn, und kein anderer hat mich je zuvor angesprochen.«



An dieser Stelle stand der alte Mann auf und verließ den Raum und sagte, er wolle mehr Essen aus der Küche holen, aber er drehte sich sofort um, als er durch die Tür gegangen war, und hörte von außen zu.



»Der Junge sieht aus wie fünfzehn«, sagte Paulus von Lediglich und senkte seine Stimme, »und so alt wäre auch der kleine verschollene Prinz Richard, wenn er noch lebt. Der hier kennt weder seinen Namen noch sein Alter, aber er sieht Prinz Edward ähnlich genug, um sein Zwilling zu sein.«



»Komm, mein Sohn«, fuhr er laut fort, »öffne dein Wams und lass uns einen Blick auf deine linke Brust werfen. Dort werden wir die Antwort finden.«



»Seid Ihr Engländer?«, fragte der Junge, ohne Anstalten zu machen, ihrer Forderung nachzukommen.



»Das sind wir, mein Sohn«, sagte Beauchamp.



»Dann wäre es besser, wenn ich sterbe, als Eurem Geheiß zu folgen; denn alle Engländer sind Schweine, und ich verabscheue sie, wie es einem Edelmann aus Frankreich gebührt. Ich entblöße meinen Körper nicht vor den Augen von Schweinen.«



Die Ritter, die dieser unerwartete Ausbruch im ersten Moment entgeisterte, brachen schließlich in lautstarkes Gelächter aus.



»Potzblitz«, rief Paul von Merely aus, »gesprochen, wie einer der ausländischen Günstlinge des Königs reden könnte, wenn ihnen je Gottes Wahrheit zuteilwürde. Aber komm schon, Junge, wir wollen dir nichts Böses – tu, was ich dir sage.«



»Niemand kann mir etwas Böses tun, solange ich eine Klinge an meiner Seite trage«, antwortete der Junge, »und was das betrifft, was du verlangst, so nehme ich Befehle nur von meinem Vater entgegen.«



Beauchamp und Greystoke lachten laut über die Abfuhr, die Paul von Merely einstecken musste, aber dessen Gesicht verhärtete sich vor Wut, und ohne weitere Worte trat er mit ausgestreckter Hand vor, um das lederne Wams des Jungen aufzureißen, traf aber auf die blitzende Spitze eines Schwertes und eine scharfes »En garde!« aus dem Mund des Jungen.



Paul von Merely hatte keine andere Wahl, als seine eigene Waffe zu ziehen, in Notwehr, denn die scharfe Spitze des Schwertes des Jungen zuckte vor und zurück gegen seinen ungeschützten Körper, mit schmerzhaften kleinen Stößen, und Junge zischte dabei mit leiser Stimme Spötteleien und Beleidigungen, als er ihn aufforderte, blank zu ziehen und sich zu verteidigen oder aufgespießt zu werden »wie das englische Schwein, das Ihr seid«.



Paul von Merely war ein tapferer Mann, und der Gedanke, gegen diesen Frischling zu kämpfen, behagte ihm ganz und gar nicht. Aber er sagte sich, dass er den Jungen schnell entwaffnen könne, ohne ihm wehzutun, und er hatte zudem keine Lust, sich weiter vor seinen Kameraden demütigen zu lassen.



Aber als er sein Schwert gezückt hatte und gegen seinen jugendlichen Gegner vorging, entdeckte er, dass er weit davon entfernt war, ihn zu entwaffnen, sondern dass er seine liebe Mühe haben würde, sich vor dem Tod zu bewahren.



Niemals in all seinen langen Jahren des Kampfes hatte er sich einem so agilen und geschickten Feind gegenüber gesehen, und als sie sich bei ihrem Gefecht in der Halle hierhin und dorthin bewegten, standen große Schweißperlen auf Paul von Merelys Stirn, denn er erkannte, dass er gegen einen überlegenen Schwertkämpfer um sein Leben focht.



Das laute Lachen von Beauchamp und Greystoke verstummte schnell, und bald sahen sie mit bestürzter Miene zu, in der Angst und Schrecken die Oberhand bekamen.



Der Junge kämpfte, wie eine Katze mit einer Maus spielen mag. Keine Anzeichen von Anstrengung waren erkennbar, und sein hochmütiges, selbstbewusstes Lächeln sagte lauter als Worte, dass er seine Fähigkeiten dabei keineswegs voll ausspielte.



Um den Raum herum kreisten sie, der Junge immer in der Vorwärtsbewegung, Paul von Merely stets im Rückzug. Das Klirren der Schwerter und das schwere Atmen des älteren der beiden Zweikämpfer waren die einzigen Geräusche, außer wenn sie gegen eine Bank oder einen Tisch stürzten.



Paul von Merey war ein tapferer Mann, aber er schauderte bei dem Gedanken, sinnlos durch die Hand eines halbwüchsigen Knaben zu sterben. Er würde seine Freunde nicht um Hilfe bitten, aber bald, zu seiner Erleichterung, sprang Beauchamp mit gezücktem Schwert zwischen sie und schrie: »Genug, meine Herren, genug! Ihr habt keinen Streit. Steckt Eure Schwerter ein.«



Aber die einzige Antwort des Jungen war: »En garde, cochon!«, und Beauchamp stand plötzlich im Zentrum des Geschehens, anstelle seines Freundes. Der Junge ließ auch von Paul von Merely nicht ab, sondern nahm es mit beiden gleichzeitig auf, in einem Schwertkampf, der die Augen Greystokes aus ihren Höhlen treten ließ.



So schnell bewegte er seine blitzende Klinge, dass sie die Hälfte der Zeit einem Blatt aus glänzendem Licht glich, und jetzt fanden seine Stöße ihr Ziel, und das Lächeln war auf seinen Lippen eingefroren – grimmig und ernst.



Paul von Merely und Beauchamp waren an einem Dutzend Stellen verwundet, als Greystoke ihnen zu Hilfe eilte, und dann sprang ein kleiner, drahtiger, grauer Mann agil aus der Küchentür, und mit gezücktem Schwert trat er neben den Jungen. Es waren jetzt zwei gegen drei, und die drei erahnten vielleicht, auch wenn sie es nicht wissen konnten, dass sie den beiden größten Schwertkämpfern der Welt gegenüberstanden



»Bis zum Tod!«, schrie der kleine graue Mann. »À mort, mon fils.« Kaum hatten die Worte seine Lippen verlassen, als hätte es nur auf die Erlaubnis gewartet, fuhr das Schwert des Jungen in das Herz Paul von Merelys, und ein sächsischer Edelmann wurde zu seinen Vätern versammelt.



Der alte Mann griff jetzt Greystoke an, und der

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