Fit und gesund mit dem E-Bike

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Fit und gesund mit dem E-Bike
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Dankesworte

Mein Dank gilt den Pedelec-Spezialisten André Düren von „Radwelt Pforzheim“ und den beiden geschäftsführenden Gesellschaftern Martin Kuhlmeier und Rüdiger Wiele der VELOfactur GmbH, die mir mit ihrem technischen Wissen mit Rat und Tat zur Seite standen.

Geleitworte

Am Anfang der Entwicklung der FLYER E-Bikes stand eine Vision. Nämlich Menschen glücklich zu machen. Wer glücklich ist, ist im Einklang mit sich selber, d.h. mit Körper und Geist.

Jeder Mensch weiß, wann er sich das erste Mal verliebt hat, oder wenn das erste Kind zur Welt gekommen ist. Genau so weiß auch jeder Mensch, wann er das erste Mal auf einem FLYER gesessen ist und gespürt hat, wie es sich anfühlt wenn man mühelos bergauf oder gegen den Wind fährt. Und dieses Gefühl zaubert ein Lächeln auf das Gesicht.

Diese lächelnden Menschen waren die Motivation um FLYER herzustellen und unter die Leute zu bringen.

Bewegung erhält fit, ist gut für die Gesundheit und den Geist. Frau Sonnenschmidt hat mit Ihrem Buch versucht die verschiedenen Aspekte und Vorteile des E-Bike fahren zu beleuchten und den Lesern näher zu bringen.

Es ist ihr geglückt ein umfassendes und interessantes Buch zum Thema E-Bike zu schreiben, welches die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit ebenso beleuchtet, wie auch Tipps zum E-Bike Kauf sowie die Ausrüstung gibt.

Herzliche Gratulation und viele glückliche FLYER Momente

Kurt Schär

Geschäftsführer Biketec AG (FLYER)

Endlich ein Buch das dem Technik Wahn Einhalt gebietet und statt höher, schneller, weiter den Mensch in den Vordergrund stellt. Mögen viele Leute nach der Lektüre sorgenfreie Stunden auf dem Rad verbringen. RADWELT PFORZHEIM

1. Warum dieses Buch notwendig ist

Es ist nötig, weil es bisher noch keine Studien zum Gesundheitswert des E-Bikes gibt. Die Fachzeitschriften kümmern sich um den technischen Fortschritt, die Sportmedizin um die medizinischen Fakten des Radsports. Auch über die Philosophie des Radfahrens ist geschrieben worden. Doch bei alledem gerät der ganz normale Mensch, vor allem der unsportliche Mensch in den Hintergrund. Dieses Buch ist all denen gewidmet, die meinen, unsportlich, zu alt, zu dick oder zu krank zu sein und werden jetzt ermuntert, diese Glaubenssätze aufzugeben. Denn dazu kann kaum ein neuer Sport mehr beitragen als die Fahrt mit einem E-Bike oder Pedelec. Das ist auch nötig, weil wir zu einer sitzenden, bewegungsfaulen Gesellschaft geworden sind. Wir produzieren lauter chronische Krankheiten durch Bewegungsmangel an frischer Luft. Das Trainingsrad im Keller, wo man auf der Stelle tritt, Puls misst, auf den Tacho starrt und sich einbildet, Kalorien per Kilometer abzutrainieren hat ausgedient. Jetzt ist Radfahren bergauf, bergab, gemütlich auf geraden Strecken, stundenlang an frischer Luft wieder möglich dank der Entwicklung des E-Bikes.

Um es gleich zu Anfang zu klären: Das E-Bike oder „Elektro-Fahrrad“ hat zwar einen Motor und Akku. Das Besondere ist, man muss wie beim gewöhnlichen Fahrrad selber treten, bekommt aber gerade dann eine kleine Unterstützung, wenn es bergauf geht oder bei Gegenwind. Dadurch entsteht ein ausgeglichenes Fahrgefühl. Man fährt wesentlich länger Fahrrad und ist somit auch länger an frischer Luft. Damit das E-Bike nicht mit einem elektrischen Fahrrad oder Mofa verwechselt wird, hat man in der Fachwelt den Begriff „Pedelec“ eingeführt: Pedal electric. Aber inzwischen weiß auch jeder, was ein Elektrofahrrad oder E-Bike ist, nämlich eins mit Akku.

Als die ersten E-Bikes oder Pedelecs erschienen – das waren vor allem die stabilen Flyer aus der Schweiz – war jeder begeistert und froh über die Erleichterung, beim Pedaltreten Unterstützung zu bekommen. Es bildeten sich in Windeseile „Flyer-Clubs“, Senioren und Frischluftmuffel umrundeten in munteren Scharen den Bodensee und viele vormals Unsportliche wagten sich wieder in die Natur. In nur wenigen Jahren schwoll das Angebot von E-Bikes an, sodass man sich vor Angeboten kaum noch retten kann. Auch die Tests über 60 oder 70 Räder in den Fachzeitschriften tragen nicht unbedingt dazu bei, einem die Entscheidung zum Radkauf zu erleichtern. Jetzt hat sich das Gewicht auf die E-Bike-Technik verlagert. Man spürt man den Drang, alles muss noch schneller und leichter werden.

Hier ziehe ich mal die Bremse und hole den Menschen wieder her, um den es geht.

Wer gesund und sportiv ist, braucht kein Pedelec. Also müssen wir uns um die Liga der Rennradfahrer oder Mountainbiker auch nicht kümmern. Aber das Heer der Fahrradunlustigen, Sportverneiner, Bewegungsmuffel und Kranken ist so groß, dass es sich lohnt, diese Klientel für das Pedelec zu begeistern. Seit Jahrzehnten (!) schallt es aus den Kurhäusern, Sanatorien, Klinken, Praxen und medizinischen Kongressen: wir sitzen zu viel und Bewegungsarmut macht krank. So ist es. Daher dieses Buch, das zwei wichtige Anliegen erfüllt:

• Die einfache und leicht verständliche Darlegung, warum das E-Bike heilsam und gesundheitsfördernd ist.

• Praktische Anleitungen, wie sich der vormals Unsport­liche dank des E-Bikes wieder „in Form“ bringen kann.

So steht denn in diesem Buch nicht nur die Technik im Vordergrund, sondern der Mensch, der aus der technischen Raffinesse des E-Bikes einen Gewinn für seine Gesunderhaltung zieht. Dabei spielt zunächst mal gar keine Rolle, wie hoch die Leistung des Akkus ist, wie schnell man fahren kann, sondern allein die Erleichterung, auch dann Rad fahren zu können, wo es einem schwer fällt: Bei Steigungen und bei Gegenwind. Schon eine leichte Unterstützung beim Treten der Pedale hellt die Stimmung auf. Es hängt einem nicht mehr die Zunge aus dem Hals, wenn man den Hügel erreicht hat und man kann gleichmäßig seine Kondition aufbauen. Das zahlt sich besonders aus, wenn man etwas älter und dann alt wird oder wenn man krank war und wieder mehr Lebenskraft und Lebensfreude „tanken“ will.

Ich bin Heilpraktikerin und habe außer meiner Arbeit in der Praxis für chronisch Kranke viele Bücher zum Thema Ganzheitsmedizin oder Heilkunst geschrieben. Die Idee, auch ein Buch über E-Bike zu schreiben, kam mir durch die Praxis. Nicht allein, dass mein Mann und ich passionierte E-Bikefahrer sind, auch viele meiner Patienten konnte ich für das Radfahren mit dem kleinen Luxus der Antriebsunterstützung begeistern. Vor allem solche, die stöhnend sagten“ Oh nee, das kann ich doch gar nicht mehr. Radfahren – wenn´s bergauf geht – das lass ich lieber, ist mir viel zu anstrengend….“.

Ja, finde ich auch.

Irgendwann kommt jeder in das Alter, in dem die Sportlichkeit nachlässt und die Nachlässigkeit rhythmischer Bewegung zunimmt. Das ist der unerfreuliche Augenblick, den das Pedelec auffangen kann. Statt auf das zu schauen, was man alles früher konnte und jetzt nicht mehr kann, schaut man jetzt auf das, was jetzt möglich ist. Somit hat das Pedelec-Fahren auch einen positiven psychologischen Effekt.

2. Mein Weg zum E-Bike

Wir wohnten lange im Elsass, besaßen teure Mountainbikes und versuchten unser Bestes, in der Freizeit Rad zu fahren: keuchend im niedrigen Gang die Berge rauf, nass geschwitzt oben ankommend, dann runter fahrend im Bremsgang, abkühlend und unten schwörend: Diese Plackerei nie wieder! So standen die Räder in der Garage genauso lustlos wie wir vor den Rädern. Aber wir bewegten uns Jahr für Jahr eindeutig zu wenig. Schon beim Anblick der Hügel und Berge erschlafften Geist und Glieder.

Nun ist es so, dass Frankreich das Land der rasenden Radfahrer ist und jeder halbwegs mobile Franzose mit der Muttermilch den Wunsch aufsaugt, an der Tour de France teilzunehmen. Folglich ist das Ziel der Laien-Radfahrer, mit maximaler Geschwindigkeit die Berge rauf zu rasen, durch Wald und Feld, über Stock und Stein auf halsbrecherische Weise und mit irrem Blick vorwärts zu zischen. Man verzichtet auf alles am Fahrrad, was auch nur ein Gramm mehr wiegen könnte. So hat sich in Frankreich außer der komplizierten französischen Sprache der Académie Française eine archaisch anmutende, neue Laut-Rufsprache der rasenden Fahrradfahrer entwickelt. Wenn man als normaler Radfahrer, die schöne Landschaft im Wald oder an einem Fluss entlang genießend fährt, schreit jemand plötzlich von hinten unartikulierte Laute oder flötet auf dem letzten Loch oder erschreckt einen 30 cm hinter dem Hinterrad mit „Excuhalloattentioihuhoh!!!“ (Verzeihalloveorsich????). Selbstverständlich gehen alle rasenden Tour de France-Aspiranten davon aus, dass jeder andere Radfahrer über ein perfektes Reaktionsvermögen verfügt, im Bruchteil einer Sekunde Platz macht und lieber in den nahen See oder Fluss fährt als auf dem Weg zu bleiben. Dadurch scheiden bestimmte Altersgruppen automatisch aus: Rentner und Schwerhörige, Lustvollradfahrer wie wir. Unsere gut gemeinter fröhlicher Zuruf: „Versuchen Sie´s doch mal mit einer Klingel!“ bescherte uns irre und böse Blicke. Die häufigen Begegnungen mit der dritten Art der Radfahrer, der „Maximalrenner auf der letzten Rille“ sowie die bergige Landschaft vergällten uns das Radfahren, sodass wir unsere teuren Mountainbikes verkauften bzw. verschenkten mit dem Glaubenssatz „Nie wieder Radfahren!“

Dann kam was kommen musste.

Ich bin mein Leben lang immer gerne Rad gefahren und bekam sogar selbiges therapeutisch verordnet als ich als junge Studentin sehr schwer herzkrank war. Damals glaubte ich, mein Leben sei mit 19 Jahren zu Ende. Es stand der Einsatz einer künstlichen Herzklappe zur Debatte. Das war letztendlich nicht nötig, weil ich in die Hände zweier Gesundheitsberaterinnen geriet, die mir außer Ernährungsanweisung, Atemübungen eben Radfahren verordneten. So entwickelte sich mit eiserner Disziplin einerseits und fröhlichem Fahrradfahren andererseits doch noch ein gesundes Herz, das dem Kardiologen nach einem Jahr ziemlich Kopfzerbrechen bereitete, als ich ihm erzählte, auf welche Weise ich gesund geworden bin. Aber, wie so oft in meinem Leben, begegnete ich verständnisvollen Ärzten, die zwar selber keine bessere Idee als Operation und Antibiotika zu bieten hatten, aber meinen Alternativweg begrüßten und sich dafür interessierten. Dazu gehört Größe!

 

Ich war also ziemlich frustriert, in der schönen Landschaft der Rheinebene und im Elsass nicht Rad fahren zu können.

Da kam eines Tages unser Nachbarfreund Jean-Paul strahlend mit seiner neuesten Raderrungenschaft: einem E-Bike namens „Flyer“, ließ mich damit mal radeln – und am nächsten Tag war ich im Fachgeschäft auf der deutschen Seite und kaufte ein solches Fahrrad. Mein schwäbischer Ehemann schaute missbilligend auf den hohen Preis und murmelte unverständliche Wort von „Wiekannmanblosssovielgeldfüreinradausgeben?!“ und wandte sich von dem neu erstandenen Rad mit großer Geste ab, das auch noch zentnerschwer wog und weit entfernt von einem schnittigen Mountainbike gestylt war. Dann ließ unser Freund aber auch den verstockten Schwaben – den besten Ehemann von allen – mit seinem Rad fahren und am nächsten Tag war das Rad bestellt.

lsbald waren wir stolze Besitzer zweier Flyerräder, das heißt Schweizer E-Bikes und wieder passionierte Radfahrer. Die Vorzüge auch dieser früheren Modelle bewiesen sich in der hügeligen Landschaft des Elsass zu 100%. Wir waren wieder mobil, konnten Stunden an der frischen Luft verbringen, wurden rank und schlank, immunstark und gesund alt.

Inzwischen sind wir wieder ganz in Deutschland wohnhaft und genießen die um ein vielfaches besseren Radwege, die klingelnden Sportradfahrer und vor allem die Möglichkeit, doppelt so lange an den Flussläufen entlang zu fahren dank der moderneren Akkus.

3. Wen spreche ich an?

Sie! Jeden. Denn jeder hat gesunde Bewegung nötig.

Damit meine ich zum einen die, die bewegungsfaul geworden sind und zum andern die, die wegen Krankheit oder Alter meinen, nicht mehr Rad fahren zu können. Wer von Ihnen im Flachland lebt, kann natürlich auf die alte Tradition des gemütlichen Fahrens mit einem „Hollandfahrrad“ zurückgreifen. Doch auch unter dieser Klientel gibt es Menschen, die keine Lust und Kraft mehr haben, gegen den Wind mit 3 – 7 Gängen zu kämpfen. Dann die „Südländer“, die mit Hügeln und Bergen gesegnet sind und eines Tages erschöpft das Radfahren aufgeben, so auch meine Schwiegereltern, deren Bekannte und deren Freunde und deren Bekannte… Weit und breit lauter gefrustete Ex-Radfahrer!

Dieses Buch soll Ihnen wieder Spaß am Radfahren bereiten. Sie werden nicht allein viel Wissenswertes zur Technik der E-Bikes erfahren, sondern auch, was Sie beim E-Bike-Fahren gesund erhält. Gewiss, das gleichmäßige Radfahren schon an sich ist gesund. Doch aus der Ganzheitsmedizin tönen dauernd Klagen, dass immer weniger Menschen tatsächlich gesund, dafür viele immer kränker werden. Diesem Lamento möchte ich etwas Positives entgegen setzen: Die Freude über die Erfindung des E-Bikes. Es gab ja schon die Räder mit Motor, die einem Mofa ähnlich waren. Aber das ist nicht das Geniale. Sie müssen beim E-Bike selber treten, auch am Berg, aber Sie erhalten eine Unterstützung beim Pedaltreten und das ist genial.

Ich spreche mit diesem Buch auch Ihre Lust auf Gesundheit an, indem ich Ihnen eine Menge Tipps gebe, was Sie auf einer Radtour Sinnvolles und Heilsames tun können und was Sie vorbeugend tun können, damit Sie bis ins hohe Alter Radfahren können.

4. Radfahren ist gesund

Das Leben ist wie ein Fahrrad,

man muss sich vorwärtsbewegen,

um das Gleichgewicht

nicht zu verlieren.

Albert Einstein


Abb.1 Velociped – Zeichen von Unabhängigkeit und Beweglichkeit

An der Erkenntnis von Albert Einstein hat sich bis heute nichts geändert. Radfahren hat im frühen 19. Jahrhundert die Welt verändert, das heißt das Lebensgefühl, die Gesellschaft und das Verständnis von Gesundheit. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass das Fahrrad maßgeblich an der Lebensreformbewegung beteiligt war.

„Radfahren ist gesund“ ist also eine Binsenweisheit seit der Erfindung des Velocipeds im 18. Jahrhundert.


Abb.2 Dampfmaschine als Zeichen schnelllebiger Zeit

Johann Wolfgang von Goethe klagte an der Schwelle zum 19. Jahrhundert: „Die schnell vorbeihuschenden Laufräder stören meinen Frieden“. Das war vor der Erfindung des Pedals als die Menschen damals – wie unsere Kleinkinder heute – mit ihrem Fußantrieb das Zweirad mit 0,5 – 5 km/h bewegten und begeistert von Geschwindigkeit, Reiselust und Unabhängigkeit sprachen. Die Erfindung der Dampfmaschine und des Fahrradpedals riss die Menschen zu der Äußerung „Zeit ist Geld“ hin, ein neuer Zeitgeist brach mit der ersten Industrialisierungsphase 1800 – 1850 an. Parallel entwickelte sich eine gigantische Welle der Lebensreformbewegung, die Hunderttausende in die Arme von Gesundheitsaposteln trieb. Im Zentrum stand Ernährung, Atemschulung und rhythmische Gymnastik. Ein neuer Hit war das Radfahren und bedeutete vor allem für die Frauen einen unerhörten Gewinn an Bewegungsfreiheit, denn die Frau steckte noch bis zum frühen 20. Jahrhundert im eng geschnürten Korsett. Mit der Lebensreform fiel das Fischbeinkorsett, mit dem Radfahren kam die Lust – das Lustgefühl in jeder Hinsicht, so auch in sexueller Hinsicht bei Frau und Mann!

Während wir uns heute redlich bemühen, die männlichen und weiblichen Sexualorgane durch alle möglichen Sattelarten zu schonen, stand man zu Beginn des Radfahrens vor der freudigen Entdeckung, dass der Kontakt mit dem harten Ledersattel und die regelmäßige Bewegung der Hüftgelenke eine positive Wirkung auf den Unterleib ausübte und den anämischen Bleichgesichtern rosige Wangen bescherte. Die Lebensreformer erkannten das und priesen die positive Wirkung des Radfahrens auf die Keimdrüsen. An dieser Erkenntnis hat sich bis heute in der Ganzheitsmedizin oder Naturheilkunde nichts geändert, auch wenn wir heute von passionierten Radfahrern nur noch von der Lust an der Geschwindigkeit hören.

200 Jahre nach Goethe konstatieren wir: „Die vorbei zischenden Menschen in bunten Latexhüllen, aerodynamisch wie ein Fluginsekt, stören den Wald- und Radwegfrieden“. Mit der zunehmenden Schnelllebigkeit, bewaffnet mit digitalem Terminkalender I-Phone und Handys rasen wir durchs Leben als gäbe es etwas zu gewinnen. Heute ist es „in“, am Limit zu arbeiten. Unsere Praxen füllen sich mit Menschen, die alle möglichen Krankheitsetikettes auf der Stirne tragen, aber im Grunde nur an zwei Dingen leiden: an falscher Ernährung und Mangel an gleichmäßig-rhythmischer Bewegung. Das ist allerdings nur die eine, die Schattenseite unseres modernen Lebensstils. Die Sonnenseite besteht aus den „einsamen Rufern“ nach Maß, Ruhe und Bewegung. Dafür ist unser Organismus nämlich bestens ausgerüstet.

So dürfen wir frohlocken, denn trotz aller Hektik und „Limit-Bewusstsein“ hat das gesund-sportliche Radfahren überlebt. Es ist auch dringend notwendig, denn – das ist längst kein Geheimnis mehr – das Hormonsystem der meisten Menschen ist buchstäblich aus dem Rhythmus geraten. Das gilt besonders für das „Schöpfungszentrum“ der männlichen und weiblichen Keimdrüsen. Nicht allein, dass immer mehr junge Menschen unter Frigidität, Impotenz und Lustlosigkeit in jeder Hinsicht leiden und Sexualität nur noch zum „ schnell mal Dampf ablassen“ degradieren. Erst recht werden durch den Jugendwahn ganze Heere von Senioren auf Abstellgeleise getrieben, wo sie entweder Leerflaschen sammelnd mühselig ihre Minirente aufzustocken versuchen oder in Heimen ruhig gestellt vor sich hin dämmern. Was fehlt, ist Lebenslust, Freude am Leben, mit einem Wort „Kreativität“. Wer heute kreativ sein will, muss Kurse besuchen, muss sich für teures Geld coachen lassen, damit ein Funke aus dem Schöpfungszentrum wieder aufblitzt.

Merke: Ideenreichtum, Kreativität und schöpferisches Tun bis ins hohe Alter findet nicht im Gehirn statt und ist keine intellektuelle Angelegenheit, sondern entspringt dem Schöpfungszentrum im Becken.

Zur Erinnerung: aus diesem Zentrum kann ein Kind hervorgehen, aber auch jede Form geistiger schöpferischer Kraft. Ein Kind wird durch rhythmische Bewegung gezeugt, im Mutterleib bewegt und geboren. Zeitlebens bleiben wir schöpferisch, wenn wir uns rhythmisch bewegen.

Und damit sind wir wieder beim Fahrrad, das gleich zwei Bedingungen erfüllt: die physische Anregung der Keimdrüsen und die rhythmische Bewegung schlechthin. Denn wenn wir gleichmäßig Radfahren, atmen wir auch gleichmäßig. Da Atem Leben bedeutet und die meisten Menschen flach, hektisch und unrhythmisch atmen, ist die Atemschulung durch Radfahren ein weiterer gesundheitlicher Gewinn.

Doch auch hier hat sich in den letzten Jahren etwas geändert. Lassen wir dazu einen Mann zu Wort kommen, der eine Agentur für Fahrradkultur in Dänemark betreibt, Mikael Colville-Andersen:

40 Jahre lang wurde das Fahrrad als Sportartikel vermarktet, für den man haufenweise Ausrüstung braucht. Ich habe auf meinem Blog plötzlich Bilder von normalen, gut angezogenen Menschen auf Fahrrädern in Kopenhagen gezeigt. Und so das Fahrrad aus dieser Sportnische geholt.. Im 19. Jahrhundert hat es die Gesellschaft verändert – und jetzt tut es das wieder…Ich genieße das Radfahren. Es ist die poetischste Form der Fortbewegung… Schnellfahren ist nicht mehr cool, es ist cool, auf dem Rad gesehen zu werden und die Stadt zu genießen. — Stern Nr.15, 4.4.2013, S.108ff

Radfahren mit Genuss. Das ist es, was uns das Pedelec beschert!

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