TCM für Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit

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TCM für Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit
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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Prof. TCM Univ. Yunnan Li Wu und Dr. Natalie Lauer

TCM für Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit

40 Wochen Babybauch: Tipps für jede Schwangerschaftsphase

In Balance kommen: Heilkräuter, Akupressur, Qi Gong und mehr

Ganzheitliche Selbsthilfe mit Traditioneller Chinesischer Medizin

E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-597-4

(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-595-0, 1. Auflage 2021)

Mankau Verlag GmbH

D-82418 Murnau a. Staffelsee

Im Netz: www.mankau-verlag.de

Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum

Lektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg

Endkorrektorat: Susanne Langer-Joffroy M. A., Germering

Cover/Umschlaggestaltung: Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München

Innenteil/Layout und Satz: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich

Illustrationen: Grafikstudio Heike Brückner, Lappersdorf/Regensburg

Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring

E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

Hinweis für die Leser/innen: Die Autoren haben bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autoren können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch vorgestellten Anwendungen ergeben. Bitte suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf.

Inhalt

Vorwort

Grundlagen der chinesischen Heilkunst

Das Wechselspiel von Yin und Yang

Die fünf Grundsubstanzen

Die Lebensenergie Qi

Das Blut-Xue

Die Vitalessenz Jing

Die Säfte Jin-Ye

Der Geist-Shen

Die fünf Elemente Wu Xing

Die Zyklen der fünf Elemente

Die Wirkung der fünf Elemente auf den Menschen

Die Organuhr

Die Meridiane und die außerordentlichen Gefäße

Der Lungenmeridian

Der Dickdarmmeridian

Der Magenmeridian

Der Milz-Pankreas-Meridian

Der Herzmeridian

Der Dünndarmmeridian

Der Blasenmeridian

Der Nierenmeridian

Der Perikardmeridian

Der Dreifache-Erwärmer-Meridian

Der Gallenblasenmeridian

Der Lebermeridian

Das Lenkergefäß Du Mai

Das Konzeptionsgefäß Ren Mai

Das Durchdringungsgefäß Chong Mai

Das Gürtelgefäß Dai Mai

Das Yin-Fersengefäß Yin Quiao Mai

Das Yang-Fersengefäß Yang Quiao Mai

Das Yin-Bindegefäß Yin Wei Mai

Das Yang-Bindegefäß Yang Wei Mai

Entstehung von Krankheiten

Qi-Störungen

Yin- und Yang-Störungen

Wunder des Lebens

Der Kinderwunsch

Wunschkind in Planung

Gezielte Zeugung: Mädchen oder Junge?

Die Empfängnis

Die Eizelle

Die Samenzelle

Die Befruchtung

Die Schwangerschaft

Schwangerschaftszeichen

Das erste Schwangerschaftsdrittel – Woche 1 bis 12

Das zweite Schwangerschaftsdrittel – Woche 13 bis 27

Das dritte Schwangerschaftsdrittel – Woche 28 bis 40

Der Geburtstermin

Übertragung

Frühgeburt

Risikoschwangerschaft

Die Geburtsvorbereitung

Doula

Hebamme

Der Geburtsort

40 Wochen Babybauch

Im Zeichen des Wandels

Die Frucht der Liebe gedeiht

1. Monat

2. Monat

3. Monat

4. Monat

5. Monat

6. Monat

 

7. Monat

8. Monat

9. Monat

10. Monat

Ein Kind wird geboren

Die Startzeichen

Geburtswehen

Blasensprung

Zeichnungsblutung

Am Geburtsort

Der Weg in die Welt

Eröffnungsphase

Latenzphase

Aktivphase

Übergangsphase

Austreibungsphase

Kaiserschnitt

Nach der Geburt

Erstuntersuchung

Wochenbett

Eine Woche mit Baby

Ein Monat mit Baby

Drei Monate mit Baby

Sechs Monate mit Baby

Sanfte Wege zu mehr Balance

Akupunktur

Die Kunst des Nadelns

Heilende Moxakegel

Lagekorrektur mit Akupunktur und Moxibustion

Heilende Massageanwendungen

Gezielte Aktivierung von Druckpunkten

Selbstmassage

Massageöle

Trockenbürstenmassage

Meditation und Entspannung

Meditationstipps für Anfänger

Daoistische Meditation

Autogenes Training

Heilgymnastik

Duftendes Qi Gong

Tai Ji Quan

Badekuren

Kräuterheilbäder

Basenheilbäder

Güsse nach den Regeln der Kunst

Heilkräuter

Chinesische Ernährungslehre

Klassifizierung der Speisen nach den fünf Elementen

Das Temperaturverhalten von Nahrungsmitteln

Die Rohkostfalle

Ernährungsempfehlungen für Mutter und Kind

Prä- und postnatale Beschwerden behandeln

Atemnot und Kurzatmigkeit

Blähungen

Sodbrennen

Brustspannen/-schmerzen

Erschöpfung und Abgeschlagenheit

Haarausfall

Hämorrhoiden

Hautunreinheiten

Kreislaufprobleme

Migräne und Kopfschmerzen

Nasenbluten

Rückenschmerzen

Schlafstörungen

Stillprobleme

Übelkeit und Erbrechen

Verstopfung

Wassereinlagerungen

Wochenbettdepression/depressive Verstimmungen

Zahnfleischbluten

Sachregister

Übungsregister

Vorwort

Liebe Leserin,

»der Juwel des Himmels ist die Sonne, der Juwel des Hauses ist das Kind«, so heißt es bei den Chinesen. Glückwunsch von Herzen, wenn Sie schwanger sind! Sie werden bald Ihr Juwel in den Armen halten! Bis dahin liegen zehn Monate Baby-Glück vor Ihnen. Es ist eine außerordentliche und einzigartige Erfahrung zu spüren, wie das eigene Kind im Bauch heranwächst. Und die Geburt Ihres Babys wird für immer ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Wenn Sie Ihr erstes Kind erwarten, tauchen viele Fragen auf. Das vorliegende Buch wird nicht alle Ihre Fragen beantworten können. Aber es wird Sie in die Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) einführen und Ihnen zeigen, wie Sie damit Ihre Gesundheit während der Schwangerschaft und der Stillzeit pflegen können, um fit und zufrieden zu bleiben. Die TCM verfügt über eine breite Palette an sanften Behandlungsmethoden wie eine passende Ernährung, Akupunktur, Heilbäder, Kräuterrezepturen oder Bewegung und Meditation, die Ihr Wohl und das Ihres Kindes fördern.

Erfahren Sie hier außerdem, wie sich die aktuelle Forschung das Leben des ungeborenen Kindes vorstellt, wie Ihr Kinderwunsch durch die Empfängnis in Erfüllung geht, wie sich Ihr Körper während der Schwangerschaft verändert und wie sich Ihr Baby entwickelt – Woche für Woche. Darüber hinaus behandelt das Buch weitere Themen wie Geburtsvorbereitung, den Ablauf der Geburt und das Wochenbett – inklusive medizinischer Tipps und Infos. Im Selbsthilfeteil werden Ihnen zahlreiche Anwendungen zur sanften Behandlung von gängigen Schwangerschafts- und Stillbeschwerden aus der TCM vorgestellt, sodass Sie diese besondere Zeit in vollen Zügen genießen können und sich nicht mit lästigen Beschwerden herumschlagen müssen.

Mit der Schwangerschaft sind Sie auf dem Weg in ein neues Leben. Sie werden Mutter, und Ihr Partner wird Vater sein. Liebe und Zuwendung von beiden Elternteilen, Ermutigung und Unterstützung sind das Beste, was Sie Ihrem Nachwuchs mitgeben können. Jedes Kind ist eine Quelle von Glück und Lebensfreude, ein himmlisches Geschenk mit der magischen Aura des Neubeginns.

Prof. TCM Univ. Yunnan Li Wu und Dr. Natalie Lauer

Tolle Rezeptideen

Eine gesunde und vielfältige Ernährung ist in der Schwangerschaft und Stillzeit besonders wichtig. Kreative Rezepte aus der chinesischen Ernährungslehre – vom Frühstück über Snacks fürs Büro bis hin zum Familien-Abendessen – finden Sie auf unserer Internetseite www.mankau-verlag.de und dort auf der Produktseite dieses Buches.

Grundlagen der chinesischen Heilkunst

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) blickt im fernen Osten auf eine jahrtausendealte Geschichte zurück und vertritt seit jeher einen ganzheitlichen Ansatz. Hier stehen die Einheit von Körper, Geist und Seele sowie der damit verbundene freie Fluss von Qi, der von Yin und Yang bestimmt wird, im Mittelpunkt. Bei einem gesunden Menschen besteht eine dynamische Balance zwischen Yin und Yang. Die beiden gegensätzlichen Pole gehen in einem fließenden Prozess ständig ineinander über. Die Lebensenergie Qi fließt in einem komplexen Netz aus Leitbahnen (Meridianen), das den gesamten Körper durchzieht. Das ausgeklügelte Energiesystem korrespondiert direkt mit den Organen. Jedem Organ sind bestimmte Körperabschnitte, Emotionen, sowie ein Element zugeordnet. Die Chinesen gehen von insgesamt fünf Elementen (auch Wandlungsphasen genannt) aus: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Sie unterstützen, kontrollieren, ergänzen und gleichen einander aus.

Das Wechselspiel von Yin und Yang

Die in der ehrwürdigen chinesischen Philosophie eingebettete Lehre von Yin und Yang lässt sich bis ins 11. Jahrhundert vor Christus zurückverfolgen. Im I-Ging (Yì Jīng), das auch unter der Bezeichnung Das Buch der Wandlungen bekannt ist, wird anhand einer Sammlung von Strichzeichen das Konzept des sich immer wieder neu formenden Gleichgewichts des Gegensatzpaares beschrieben. Das Wirken der wechselseitigen Resonanz der beiden Kräfte ist allgegenwärtig und bestimmt unser Leben. Sowohl der Mikrokosmos eines jeden Lebewesens als auch der universell existierende Makrokosmos unterliegen dem Zusammenspiel und stetem Wandel von Yin und Yang.

 

Die dualen Gegensätze sind eng miteinander verwoben, bedingen sich gegenseitig und gehen auseinander hervor. Sie verkörpern zwei Phasen einer zyklischen Bewegung, bei der das eine dem anderen immer entgegenstrebt. Steigt Yin, sinkt Yang und andersherum. Ein absolutes Yin oder Yang existiert nicht. Wenn die Nacht endet, beginnt der Tag, und dieser mündet schließlich wieder in die Nacht, dabei sind die Übergänge fließend. Ursprünglich stellen die beiden Schriftzeichen für Yin und Yang die Schatten- bzw. die Sonnenseite des Hügels dar. Yin steht unter anderem für Mond, Nacht, Dunkelheit, Winter, Herbst, Ruhe, Kälte, Regen, Alter, Tod, Passivität – und für das Weibliche. Im Gegensatz dazu verkörpert Yang Sonne, Tag, Sommer, Frühling, Feuer, Wind, Jugend, Wachstum, Aktivität – und das Männliche.

Auch der menschliche Körper folgt dem Muster der beiden Pole. So werden alle Körperteile, Organe und deren Funktionen jeweils nach Yin oder Yang klassifiziert.

Die Vorderseite sowie die rechte Seite des Körpers, das Körperinnere, der Unterkörper und die Zang-Organe (Lunge, Niere, Milz, Leber, Herz) präsentieren Yin. Hingegen werden die Rückseite sowie die linke Seite des Körpers, das Körperäußere, der Oberkörper und die Fu-Organe (Harnblase, Magen, Gallenblase, Dickdarm und Dünndarm) Yang zugeordnet.

Befindet sich das System in einer dynamischen Balance und sind Yin und Yang ausgewogen, bedeutet das Gesundheit. Eine Disharmonie führt schließlich zu Krankheit. Um diesen Einklang zu bewahren oder wiederherzustellen, leitet der TCM-Arzt verschiedene Prozesse ein, die je nach Bedarf Yin oder Yang fördern. Chronische sowie degenerative Erkrankungen weisen auf ein Übermaß von Yin hin. Typische Symptome sind eine blasse Zunge, klarer Urin, weicher Stuhlgang, ein blasses Gesicht, Schläfrigkeit, Antriebslosigkeit und ein schleichender Krankheitsbeginn. Patienten leiden in der Regel unter einem unangenehmen Kältegefühl und haben das Bedürfnis nach Wärme.

Hingegen sind akute Zustände ein Indiz für überschüssiges Yang. Die Krankheitsprozesse gehen meist mit Entzündungen einher. Die Zunge ist häufig rot oder gelb belegt, der Urin ist dunkel und stark konzentriert, Verstopfung, Schlaflosigkeit und Unruhe sind nicht selten, das Gesicht ist gerötet, Hitzesymptome treten auf, und die Krankheit äußert sich sehr plötzlich.

Die fünf Grundsubstanzen

Die Traditionelle Chinesische Medizin geht insgesamt von fünf Grundsubstanzen aus, die den Organismus durchdringen: die Lebensenergie Qi, die Vitalessenz Jing, die Säfte Jin-Ye, Blut-Xue sowie der Geist-Shen. Sie bestimmen die Lebensfunktionen und wirken auf Körper, Geist und Seele. Bei einem gesunden Menschen befinden sie sich im Sinne der Yin-Yang-Theorie im Einklang.

Die Lebensenergie Qi

Die Lebensenergie Qi ist eine unsichtbare Materie. Sie ist eine Urkraft, in der sämtliches materielles und spirituelles Leben wurzelt. Der Kosmos, die Natur und damit alle Tiere, Pflanzen und Menschen werden von der Grundsubstanz Qi umhüllt und erfüllt und sind so energetisch miteinander verbunden.

Im menschlichen Körper wird zwischen dem Ursprungs-Qi und dem Sammel-Zong-Qi unterschieden. Ersteres wird während der Zeugung von den Eltern an das Kind abgegeben, sammelt sich im Nierenmeridian an und wird im Laufe des Lebens verbraucht. Es ist für die Entwicklung und das Wachstum verantwortlich. Im Gegensatz zum Sammel-Zong-Qi kann es nicht wiederhergestellt werden. Aus diesem Grund sollte man es nicht unnötig verschwenden und stets pflegen. Sobald dieses Qi völlig versiegt ist, tritt der Tod ein.

Das Sammel-Zong-Qi setzt sich aus dem Atem- und dem Nahrungs-Qi zusammen. Letzteres wird in der Milz aus fester und flüssiger Nahrung extrahiert und steigt im Anschluss daran zur Lunge auf. Dort vereint es sich mit dem Atem-Qi, das aus dem Atem gewonnen wird. Mithilfe des Ursprungs-Qi wird das Sammel-Zong-Qi im späteren Verlauf zum Wahren-Zhen-Qi »veredelt«, das der ersten Stufe des körpereigenen Qi entspricht.

Im Organismus stellt Qi die grundlegende Substanz für alle Funktionsabläufe dar. Über die Meridiane gelangt es in jede Körperzelle und bildet so eine Verbindung zwischen den Körperstrukturen und ihren jeweiligen Funktionen. Qi spendet dem Körper Energie, schützt ihn und ist zuständig für die Abwehr. Es regelt das Wachstum und die Entwicklung, steuert die körperliche sowie geistige Aktivität. Die Lebensenergie wärmt den Körper und verantwortet sämtliche physiologische Aktivitäten, die Blutzirkulation sowie die morphologische Ordnung der Organe. Ein harmonisch fließendes Qi schenkt Vitalität, und sorgt für Wohlbefinden und Gesundheit. Qi-Störungen (Blockaden oder Mangel) verursachen hingegen gesundheitliche Probleme und sind häufig der Auslöser für physische oder psychische Erkrankungen. Bei Qi-Mangel wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt. Außerdem kann das Qi seine Schutzfunktion nicht mehr erfüllen. In der Regel muss die Lebensenergie in einem solchen Fall tonisiert (gestärkt) werden. Die jeweilige Symptomatik gibt einen Hinweis darauf, in welchem Organ der Mangel präsent ist. Herzrhythmusstörung und Schlaflosigkeit sind ein Indiz für Qi-Mangel im Herzen, während Kurzatmigkeit und Husten auf einen Mangel in der Lunge hinweisen. Bei Mattigkeit und Appetitmangel wird von einem Milz-Qi-Mangel ausgegangen, während Schreckhaftigkeit und Ängstlichkeit mit einem Gallenblasen-Qi-Mangel und Morgenmüdigkeit mit Magen-Qi-Mangel in Verbindung gebracht werden. Vermehrtes nächtliches Wasserlassen und vorzeitiger Samenerguss deuten auf einen Nieren-Qi-Mangel hin.

Ein gestautes oder blockiertes Qi hat in der Regel Schmerzen zur Folge, da die Lebensenergie ihre Funktionen durch den gestörten Fluss nicht mehr erfüllen kann. Um dem entgegenzuwirken, muss das Qi harmonisiert werden. Typische Anzeichen für eine Qi-Blockade im Lebermeridian sind ausstrahlende Schmerzen in der rechten Oberbauchgegend, im oberen Rippenbogenbereich, und Stimmungsschwankungen. Hingegen weisen ziehende und starke Unterbauchschmerzen sowie Blähungen auf eine Qi-Stauung in der Leitbahn des Dünndarms hin.

Darüber hinaus existieren auch Sonderformen der Stagnation (rebellierendes Qi). Hier fließt das Qi entgegen seiner üblichen Flussrichtung. Schlafstörungen und mentale Störungen sind ein Indiz für ein rebellierendes Herz-Qi, während Übelkeit und Erbrechen auf ein rebellierendes Magen-Qi hinweisen. Asthma wird mit einem rebellierenden Nieren-Qi und Husten in Kombination mit Asthma mit einem rebellierenden Lungen-Qi assoziiert. Durchfall hingegen ist häufig ein Anzeichen für ein gegenläufiges Qi der Milz.

Das Blut-Xue

In der westlichen Medizin wird das Blut als »flüssiges« Gewebe betrachtet, das aus Blutplasma und Blutzellen besteht und dessen Funktionen Abwehr, Pufferung, Wärmeregulation, Sauerstofftransport und Signalübermittlung darstellen. Hier beherbergt es gleichzeitig einen materiellen sowie einen immateriellen Aspekt. Blut-Xue erfüllt energetische Funktionen und ist untrennbar mit dem Qi verbunden. Blut-Xue strömt ebenso in den Blutgefäßen wie in den Meridianen, die gleichzeitig Qi in sich führen. Da in der chinesischen Lehre die Funktion wichtiger als die anatomische Präzision ist, werden die Leitbahnen nicht streng differenziert. Blut-Xue wird mit Yin assoziiert, nährt und befeuchtet den gesamten Körper und beherbergt den Geist (Shen).

Die Grundsubstanz wird unter Beteiligung von Magen, Milz und Herz aus Nahrung extrahiert. Dabei bildet die Milz aus der im Magen verdauten Nahrung eine klare Essenz, die vom Milz- Qi aufwärts zur Lunge befördert wird. Diese Essenz wird während des Transports in die Lunge vom Nahrungs-Qi in Blut umgewandelt. Dieser Prozess kann allerdings nur optimal ablaufen, wenn ausreichend Jing vorhanden ist. Entsprechend ist auch die Niere am Aufbau von Blut beteiligt.

Herz, Milz und Leber stehen in einer besonderen Beziehung zu Blut-Xue. Das Herz gewährleistet eine gleichmäßige Zirkulation des Blut-Xue im Organismus, und die Milz leitet es. Überschüssiges Blut-Xue wird in der Leber gespeichert, die es kontrolliert, wenn sich der Körper im Ruhezustand befindet.

Eine Blut-Xue-Stauung kann im Körperinneren sowie an der Körperfläche und an den an der Oberfläche sitzenden Leitbahnverläufen auftreten. Blut-Xue-Stasen (auch Blut-Xue-Stauungen) äußern sich wie Qi-Stauungen durch Schmerz. Äußerliche Blutstasen werden durch disharmonierende Faktoren verursacht. Daneben können auch ein Qi- oder Blut-Xue-Mangel verantwortlich für Blutstauungen sein. Erbrechen von Blut und ein stechender Schmerz in der Bauchregion zwischen Rippenbogen und Bauchnabel weisen auf eine Magen-Blut-Stauung hin. Liegt eine Stauung in der Leber vor, äußerst sich dies durch dunkles und zähes Menstruationsblut und stechende Schmerzen in der Oberbauchgegend im Rippenbogenbereich. Hingegen sind Palpitationen (Herzklopfen), eine purpurfarbene Verfärbung der Zunge, Schmerzen in der Herzgegend und Schlafstörungen Anzeichen für eine Herz-Blut-Stauung.

Neben Blockaden kann auch ein Blut-Xue-Mangel die nährenden und befeuchtenden Funktionen des Blut-Xue ins Wanken bringen. In solchen Fällen kommt es zum Ausbleiben der Menstruation, übermäßig starker Menstruationsblutung, Blässe und einer blassen Zunge (Leber-Blut-Mangel). Indizien für einen Blut-Xue-Mangel im Herzen sind Vergesslichkeit, Apathie, Schlaflosigkeit sowie eine dünne Zunge.