The Day I Woke Up

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

The Day I Woke Up

„Der Regenbogenzug“

Eine wahre Geschichte

Von Hugh und Renate Carter

Dieses Buch ist unseren wunderbaren Kindern und ihren Partnern gewidmet.

„Öfter als wir denken bekommen wir ein Leben neu geschenkt, meist ist es uns nicht so bewusst!“

- Erin Washington Carter

Abschied und Neubeginn

Irgendwann im Frühjahr eines Jahres, es war noch kalt und der Winter war noch in seinen letzten Zügen zu spüren, benötigte Hugh eine kleine Operation. Nichts Gewaltiges … ein oder zwei Tage Krankenhaus, dann würde der Alltag wie gewöhnlich weiter gehen ... Ich, Renate, hatte zufälligerweise an diesem besagten Tage der Operation in der Nähe einen Untersuchungstermin bei einem mir bekannten Professor, auch das sollte reine Routine sein.

Wir fuhren zeitig von zu Hause los, um nicht eilen zu müssen. Am Wochenende zuvor waren wir zu einer Weiterbildung gewesen und hatten Kollegen getroffen. Das war alles interessant.

Hugh hatte sich schon länger zu dieser Operation entschieden. Alles hatte eine Art Routine an diesem Tage als wir losfuhren.

Wir fanden am Zielort keinen Parkplatz. Nun gut, das ist normal in vielen Städten. Es war genügend Zeit. Ruhe bewahren! Schließlich wurde ein Parkplatz frei, vielleicht hatten wir uns auch mehr darauf konzentriert ...

„Alles läuft gut“, dachten wir zu dieser Zeit noch, fokussiert darauf, rechtzeitig zum Termin vor Ort zu sein.

Hugh hatte nur eine kleine Reisetasche dabei, denn am nächsten oder spätestens übernächsten Tage sollte er schon wieder nach Hause kommen.

An der Rezeption mussten wir lange warten. Das war etwas unangenehm. Dann wurden wir auf eine Station geschickt. Hugh war für ein 4-Bett-Zimmer vorgesehen. Nun ja, für diese kurze Zeit würde das schon gehen!

Als wir in das Zimmer kamen, trauten wir unseren Augen nicht – so etwas gab es noch? Vier Metallbetten nah beieinander und ein winziges Waschbecken waren im Zimmer, Dusche und Toilette in einem anderen Zimmer auf der Station. Alles sah so gar nicht willkommen verheißend aus. Es nahm uns ein eigenartiges Gefühl in Bann, wie in eine andere Zeit versetzt. Das Ganze erinnerte mich an Zimmer in alten Krankenhäusern der 70er Jahre.

Alles fühlte sich falsch an. Irgendwie beklemmend.

Hugh sagte schließlich, diese Beklommenheit durchbrechend, er wolle nicht in diesem Zimmer bleiben. Ja, das war die richtige Entscheidung – nicht dort bleiben zu müssen! Wir äußerten das im Stationszimmer und wurden daraufhin zu einer Sekretärin weitergeleitet. Hugh konnte mit Zuzahlung in ein 2-Bett-Zimmer auf eine andere Station umziehen. Dort war schon ein Patient und dieser hatte im wahrsten Sinne des Wortes das ganze Zimmer eingenommen und reagierte recht verschlossen auf den Neuankömmling.

Die eigenartige Stimmung blieb.

Keiner von uns beiden registrierte sie bewusst. Wir nahmen es kurz wahr und vergaßen es wieder. Wir dachten an die unmittelbare Zukunft, Zeit für den Augenblick war wohl gerade nicht.

„Nun gut, durch manches muss man durch“, sagte Hugh. Ich verstand das damals nicht.

Bevor ich das Krankenhaus verließ, um zum parkenden Auto zu gelangen, erfasste mich eine Art von Schwere und Starre.

Was war geschehen, was bremste mich? Waren es die fehlenden Worte der Begrüßung auf den Stationen, die Hektik des Personals, die Blicke auf Computer und Papiere gelenkt, nicht auf den Patienten, die Unsicherheit, ob unsere Anliegen gehört wurden?

Dann ging ich gedanklich noch einmal durch, ob wir an alles gedacht hatten. Ich hatte alle Vorerkrankungen und Medikamente meines Mannes auf einem gesonderten Zettel den Unterlagen beigelegt, das Wichtigste in Rot gehalten, klar und übersichtlich.

Es gab offensichtlich keinen Anlass, das Ganze vom Gefühl her zu erfassen, innezuhalten, achtsam zu sein. Es war auch der nächste Tagespunkt schon auf dem Plan – ich musste zu einer ambulanten Untersuchung ganz in der Nähe.

Trotzdem konnte ich mich kaum aus meiner Starre lösen.

Da war das Auto – also los, zum Untersuchungstermin, 20 km entfernt. „Morgen oder übermorgen hole ich ja Hugh schon wieder ab“, sagte ich gedanklich zu mir.

Angekommen in der Ambulanz, gab es eine lange Wartezeit. „Renate, jetzt sei nicht so angespannt und unruhig! Nutze die Zeit für etwas Sinnvolles!“

Ein Buch sollte die Gedanken in eine andere Richtung lenken, das gelang auch. Bücher waren mir in vielen Zeiten treue Gefährten. Ein Buch hat etwas sehr Schönes – wie ein treuer Freund – es wartet auf dich an der Stelle, wo du es gelassen hast, dort genau geht es weiter. Es ist geduldig – du kannst es immer wieder lesen, bis du es verstehst.

Meine Gedanken wurden unterbrochen durch den schrillen Klingelton meines Handys.

Ich hatte es nicht abgestellt, ganz unüblich für mich – bei Arztbesuchen oder im Krankenhaus stellte ich das Ding ab! Zumindest zur damaligen Zeit machte ich das so, nicht am heutigen Tage ... „Okay, dann gehe ich ran.“ Ich entfernte mich etwas von dem Wartezimmer in einen Flur und hörte am anderen Ende der Leitung plötzlich: „ … Ihr Mann wurde 30 Minuten reanimiert, es sieht sehr schlecht aus!“

Absolut unvorstellbare Empfindungen überfluteten mich. Mein Herz schien zu stoppen und ich bekam kaum Luft, mein Kopf hämmerte und ich schien zur Betonsäule zu erstarren.

Eine große Angst stand vor mir, wie ein Ungeheuer, das mich fressen wollte.

Schließlich konnte ich wieder etwas sagen.

Fast mechanisch sagte ich: „Ich komme, jetzt gleich.“

Wie ich das praktisch machen sollte, schien kaum zu lösen in diesem Moment.

„Renate, nimm dich zusammen! Du musst ganz schnell zu Hugh!“

„Autoschlüssel?“ – „Ja, ist da!“

„Wo steht das Auto?“ – „Ich weiß es nicht, im Parkhaus.“

Im Parkhaus fand ich mein Auto in der zweiten durchsuchten Etage. Nur gut, dass es diese elektronischen Autoschlüssel gibt, die das Auto zum Blinken bringen!

Schlagartig fuhr mir durch den Kopf: „Das kann nicht sein ... Hugh hat seit Jahren einen Herzschrittmacher mit Defibrillator.“

Der Kopf hämmerte, die Angst wurde zur Panik.

„Ich will Hugh sehen, sofort, sofort!“

Die Fahrt zum Krankenhaus ging zum Glück sehr schnell. „Wo ist mein Mann? Er müsste auf einer Intensivstation sein oder noch im OP … ich weiß es nicht, bitte helfen Sie mir.“ „Ja, Intensivstation ...“

Wie lang Flure in einem Krankenhaus doch werden können …

Endlich wurde ich in das Zimmer von Hugh geführt, an sein Bett.

„Er lebt!!!“

Die schwierige Lage wurde mir alsbald klar und auch deutlich klar gemacht.

Hugh war in einem tiefen Koma ... mit Multiorganversagen.

Gesagte Worte: „Verabschieden Sie sich von Ihrem Mann, Frau Doktor.“ … „Nein, nein!“ sagte mein Kopf ... und auch mein Herz. Dieses Nein war groß und klar. Es war ganz selbstverständlich da, es wechselte mit dem Gefühl der empfundenen Härte dieser gehörten Worte und einer die Kehle zuschnürenden Angst.

Mein Mund war trocken, die Zunge schien in ihm zu kleben, Worte an die Umgebung nicht zulassend, nur zu Hugh.

Glücklicherweise habe ich die Gabe, in schwierigen Situationen ganz klar und stark zu wirken, vielleicht aus meiner Zeit als Internistin und als Notärztin.

Aber jetzt war das anders als im Notdienst!

Mein Verhalten schien instinktiv wahrnehmend zu werden, klares logisches Denken kam hinzu.

Ich war plötzlich extrem stark!

Mein Geist funktionierte wie das Werk einer Hochleistungsuhr. Aber vor allem wurde das alles geleitet durch etwas, das von meinem Herzen kam und die Situation schien auch irgendwie getragen zu werden, wovon auch immer.

Nichts war fortan so wichtig wie der Augenblick – der Augenblick der Wahrnehmung, des Gefühls, der Achtsamkeit, dann das logische Denken, nicht umgekehrt.

Dieses führte von Unsicherheit, Zweifel, Polarität zu Klarheit und Einheit.

Und dieses Gefühl war viel stärker als diese diffuse Angst, die mich zwischendurch immer wieder einzufrieren schien. Das andere Gefühl nahm mich und den Raum ein, ließ mich nicht zweifeln, sondern wahrnehmen und entscheiden.

Ich danke von Herzen für dieses Gefühl, nicht allein gelassen zu sein!

Hughs Nieren arbeiteten nicht, er war an viele Maschinen angeschlossen worden und wurde beatmet.

Hugh war in tiefer Bewusstlosigkeit, er hatte ein Multiorganversagen.

Der Körper war im Überlebensmodus. Er war in der Narkoseeinleitung zur geplanten Operation in diesen bewusstlosen Zustand ausgewichen, um Gehirn und Körper zu entlasten. Das ist ein Versuch zur Regeneration. Ob dieser Versuch glücken könnte, blieb lange Zeit ungewiss.

Hatte Hugh Schmerzen, hatte er Angst? Ich fühlte Angst. War es Hughs oder meine Angst?

Ich spürte diesen Schock, den er erlebt hatte. Mein ärztlich geschulter Verstand sagte mir, Hugh ist weit, weit weg im Koma und es ist völlig unklar, ob er das überlebt. Meine Wahrnehmung zeigte mir aber auch sehr deutlich, wie er auf alle möglichen Außenreize äußerst sensibel, unruhig und gestresst reagierte, als ob er diese in ihrer ganzen Deutlichkeit wahrnahm.

Fest stand auf jeden Fall, dass Hugh großen Stress hatte – auf jeden Ton der Umgebung reagierte er stark unruhig.

 

Wenn Gehirn und Körper herunterfahren im Versuch zu überleben, dann sind viele Gehirnteile noch erreichbar. Dabei geht es mehr um Fühlen als um Denken. Die Gehirnteile unterhalb der Großhirnrinde haben viel mit Fühlen zu tun.

Es war so als sagte mir eine innere Stimme: „Renate, fühle! Fühle und sei klar und eindeutig in deinen Gefühlen, welche du Hugh vermittelst. Denke und fühle, aber lasse das Denken nicht überwiegen. Sei achtsam, fühle!“

Es durchfuhr mich die Erinnerung, dass Menschen, bevor sie aus dem Leben gehen, noch lange, lange Zeit hören, auch wenn sie sonst nicht mehr erreichbar sind.

Oft schon hatte ich am Bett eines Sterbenden gesessen, im privaten Leben und auch als Studentin an einer Universitätsklinik. Ich bin nach wie vor dankbar, dass auf diesen Stationen, wo ich als Studentin oft zum Gelderwerb Nachtdienste übernahm, es üblich war, jemanden zu einem Sterbenden für die letzten Stunden zwischen Hüben und Drüben zur Seite zu setzen. Das waren ganz persönliche Stunden – zwei Menschen begegnen sich, eben genauso wie sie sind, ohne Lüge, eine Seele berührt die andere ... und dann geht die eine, und die andere bleibt noch ein Weilchen ... Nein, Hugh war nach meinem Gefühl nicht dort, noch nicht. Hoffnung kam auf!

Ich war räumlich und von all dem, was mir möglich war, in den nächsten zweieinhalb Wochen meist an Hughs Seite und sprach gedanklich und verbal mit ihm, emotional so klar wie möglich, im Versuch Sicherheit zu geben, begleitet von Liebe, welche die Zeit überdauert.

Ich informierte ihn über das gesamte Geschehen und seinen Zustand, berichtete, was ich machte und wandte alles an, was ich erlernt hatte. Dieses war aus den verschiedensten Gebieten der Medizin, der Meridianlehre, psychotherapeutischen Denkweisen und vor allem mit ganzheitlich ausgerichteten Ansätzen. Stets informierte ich ihn über seinen Zustand und … nach Tagen auch über seine Fortschritte.

Alles war und blieb lange Zeit völlig ungewiss.

Hoffen und Bangen wechselten sich ab.

Das Erleben bestand lange Zeit aus unsagbar vielen Augenblicken. Die Welt bewegte sich in diesen Augenblicken. Es waren Augenblicke des Bangens, aber auch des Wachsens, der Gemeinsamkeit, Aufrichtigkeit, Liebe und auch des Erfahrens von Freundschaft und Hilfe, für die ich zeitlebens unsagbar dankbar bin.

Ohne Unterstützung von außen wäre ich möglicherweise verloren gegangen in einer Welt der Suche oder der Abgeschiedenheit und Stille.

Durch uns selbst und all diese Hilfe konnten wir nicht verloren gehen, sondern buchstäblich erwachen, können nun unsere Erfahrung zurückgeben an alle, auch an die, die Fragen oder Erfahrungen in diese Richtung haben.

Erst lange, lange Zeit nach Hughs Koma wurde uns klar, was alles in dieser Zeit geschehen war und welche tiefen Erfahrungen all diese unsagbar quälenden Augenblicke brachten.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?

Weitere Bücher von diesem Autor