Das gesunde Herz

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Das gesunde Herz
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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dr. med. Joel K. Kahn

Das gesunde Herz

Wie Sie Herzerkrankungen trotz beruflicher Belastung vermeiden

E-Book (Epub): ISBN 978-3-86374-531-8

(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-529-5, 1. Auflage 2019)

Mankau Verlag GmbH

D-82418 Murnau a. Staffelsee

Im Netz: www.mankau-verlag.de

Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum

Übersetzung: Theresia Übelhör, Heidelberg

Lektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg

Endkorrektorat: Susanne Langer-Joffroy M. A., Germering

Cover/Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Innenteil/Layout und Satz: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich

Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring

Bildnachweis: Alle Bilder von @123 RF

Die Originalausgabe ist im Verlag Book Publishing Company (Summertown,

USA) unter dem Titel »Dead Execs Don’t Get Bonuses« erschienen.

© 2018 by Joel K. Kahn, MD. This Translation published by exclusive license

from Book Publishing Company with Agence Schweiger

Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe:

© 2019, Mankau Verlag GmbH, Murnau

Hinweis für die Leser/innen: Der Autor hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autor können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch vorgestellten Anwendungen ergeben. Bitte suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf.

Inhalt

Einleitung: Wichtige Fakten über das Herz

KAPITEL 1

Imres Geschichte von Felicia Molnar

KAPITEL 2

Die koronare Herzerkrankung

KAPITEL 3

Wird bei einer Vorsorgeuntersuchung alles entdeckt?

KAPITEL 4

Bestimmung der Herzkranzarterienverkalkung mittels CT

KAPITEL 5

Intima-Media-Dicke – dünn ist angesagt

KAPITEL 6

Lebensrettende Laboruntersuchungen

KAPITEL 7

Die wahren Krankheitsursachen

KAPITEL 8

Wenn Sie den Stress nicht bewältigen, haben Sie verloren

KAPITEL 9

Vorbeugemaßnahmen sind besser als Stents

KAPITEL 10

Können Gefäßablagerungen rückgängig gemacht werden?

KAPITEL 11

Schlussfolgerungen

Danksagung

Über Joel Kahn

Ressourcen

Literaturhinweise

Register

Dieses Buch ist Imre Molnar gewidmet, dem Leiter des College for Creative Studies in Detroit, der Ende 2012 tragischerweise an einem Herzinfarkt verstarb, als er während eines Familienurlaubs in Kalifornien eine Radtour unternahm. Unter seiner Leitung war der Studiengang für Fahrzeugdesign in Detroit ausgebaut und das College zu einer der führenden Ausbildungsstätten für Automobildesign weiterentwickelt worden. Viele namhafte Designer haben bei ihm ihre Abschlussprüfung abgelegt. Weltweit wurde sein Tod als Verlust eines außergewöhnlichen Ausbilders, Familienmenschen und Freundes betrauert.

Einleitung: Wichtige Fakten über das Herz

Ron sah wirklich nicht so aus, als ob er etwas mit dem Termin zu tun haben wollte, den wir für Montagvormittag vereinbart hatten. Er trug einen italienischen Anzug, elegante Schuhe und sagte mir, er sei auf dem Weg zum Flughafen, weil er eine seiner Fertigungsanlagen in South Carolina besichtigen wolle. Ich fand schnell heraus, dass er eine große internationale Firma leitete, die elektronische Bauteile für die Automobil-industrie herstellte. Als ich ihn fragte, weshalb er überhaupt hier sei, antwortete er: »Ich habe eine Falte in meinen Ohrläppchen.«

Seine Frau hatte mich in einer Radiosendung gehört, in der ich auf ein ungewöhnliches Anzeichen für eine stumme Herzerkrankung hingewiesen hatte, und sie hatte ihren Ehemann überzeugt, dass er sich untersuchen lassen sollte. Er hatte gerade eine Vorsorgeuntersuchung bei seinem Internisten hinter sich gebracht, hatte das Seniorenturnier seines Golfklubs gewonnen und war sehr stolz darauf, mit bald sechzig Jahren noch immer eine schlanke Taille zu haben. Nachdem ich ihm erläutert hatte, dass eine Herzerkrankung sich über Jahre hinweg unbemerkt entwickeln könne, bis es zu einem Herzinfarkt oder dem plötzlichen Herztod komme, und dass er, weil er Medikamente gegen seinen hohen Blutdruck und zur Senkung seines Cholesterinspiegels einnehmen musste, einem erhöhten Risiko ausgesetzt sei, stimmte er weiteren Untersuchungen zu.

Beim nächsten Termin besprach ich mit ihm die Laborergebnisse und die Aufnahmen, die ich von seinem Herz und seinen Halsschlagadern gemacht hatte. Diese wiesen darauf hin, dass sein »Arterienalter« neunundsechzig, nicht neunundfünfzig Jahre betrug und dass er ein genetisches Risiko für vorzeitige Gefäßschädigungen geerbt hatte, nämlich das Lipoprotein (a). Dabei handelt es sich um eine Cholesterinform, die bei Routinelaboruntersuchungen nicht gemessen wird, und bei Ron lag der Spiegel um das Zehnfache über dem als normal geltenden Grenzwert. Ich versorgte Ron mit Informationen über die Rolle der pflanzlichen Ernährung, um eine Atherosklerose zu stoppen und rückgängig zu machen, sowie über einige auf sein individuelles Risikoprofil zugeschnittene Ergänzungsmittel (personalisierte Medizin genannt) und andere Nährstoffe, die hinsichtlich der Reversion von Arterienverengungen vielversprechend sind.

In den folgenden zwölf Monaten wurden bei Ron zusätzliche Laboruntersuchungen und Ultraschallaufnahmen der Halsschlagadern gemacht, und er freute sich, die Verbesserungen zu beobachten. Sein »Arterienalter« näherte sich tatsächlich wieder seinem wirklichen Alter. Er bat mich sogar, ein Web-Seminar über die Diagnose von Herzerkrankungen und deren Vorbeugung für seine Führungskräfte und Topmanager zu halten. Bei vielen von ihnen wurde eine unerkannte Atherosklerose festgestellt, und sie leiteten Maßnahmen ein, um ihren Alterungsprozess umzukehren.

Herzinfarkt: eine gesundheitliche Katastrophe

Sind Ron und seine Mitarbeiter eine Ausnahme? Die Herzinfarktzahlen sind erschütternd: In den USA sterben jedes Jahr etwa 600 000 Menschen an einem Infarkt. Das ist jeder vierte Todesfall in unserem Land. (Anm. d. Red.: Auch in Deutschland sterben jährlich rund eine Viertelmillion Menschen an Herzerkrankungen, in Österreich und der Schweiz sind es weit über 30 000.) Herzerkrankungen sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Haupttodesursache – und fordern deutlich mehr Opfer als etwa Krebs.

Die spezielle Art von Herzerkrankung, auf die ich mich in diesem Buch konzentriere, ist die koronare Herzkrankheit, die auch unter dem Begriff Atherosklerose (unpräzise häufig auch als Arteriosklerose bezeichnet) beziehungsweise Arterienverhärtung oder -verkalkung bekannt ist. Etwa alle fünfundzwanzig Sekunden erleidet ein US-Bürger einen Herzinfarkt, und alle neununddreißig Sekunden stirbt ein Amerikaner infolge einer Herzerkrankung oder eines Schlaganfalls. Wenn eine einzelne Person wie Imre Molnar, dem dieses Buch gewidmet ist, eine große Wirkung auf so viele Menschen in seinem Leben haben kann, dann multipliziere man das mit den vielen Hunderttausend, die gegenwärtig das gleiche Schicksal erleiden.

 

Denken wir nur einen Moment an all den Schmerz und das Leid, wenn ein Mensch einem Herzinfarkt erliegt. Ich muss dann immer an die Universität von Michigan, meine Alma Mater, denken, deren Footballstadion – »The Big House« – mehr als 100 000 Zuschauer fasst. Man stelle sich vor, dass dieses riesige Stadion achtmal mit Müttern, Vätern, Söhnen, Töchtern, Freunden und Mitarbeitern gefüllt ist, die alle einen Herzinfarkt erlitten haben, von denen viele tödlich waren. Das entspricht der Zahl der Herzinfarkte, die sich jedes Jahr in den USA ereignen. Und weitere 470 000 Menschen erleben jährlich einen zweiten Herzinfarkt. Diese könnten »The Big House« noch weitere fünfmal füllen. Obwohl diese 470 000 Menschen schon zuvor einmal in unserem symbolischen Stadion gewesen waren, konnten all die Ressourcen unseres Gesundheitssystems einen weiteren Infarkt nicht verhindern. Und schließlich belaufen sich die Kosten der koronaren Herzerkrankungen für Behandlung, Medikamente und Arbeitsausfall allein in den Vereinigten Staaten auf jährlich mehr als 100 Milliarden Dollar.

Herzinfarkte in der Vorstandsetage

Wie häufig kommt es vor, dass die Karriere eines Managers wie Imre Molnar durch einen Herzinfarkt abrupt beendet wird? Ein Artikel in The Stanford Closer Look Series mit dem Titel »Plötzlicher Tod eines CEO: Sind Firmen auf die Katastrophe vorbereitet?« berichtete, dass in den USA jährlich sieben Vorstandsvorsitzende börsennotierter Unternehmen plötzlich versterben, wobei der Herzinfarkt die häufigste Todesursache ist.

Als Jai Nagarkatti, CEO der Chemiefirma Sigma-Aldrich, plötzlich an einem Herzinfarkt verstarb, gingen in dem Unternehmen die Geschäfte weiter wie immer. Schon am folgenden Tag wurde dank einer bestehenden Nachfolgeregelung ein neuer Chef bestimmt. Doch als Gordon Teter, CEO von Wendy’s International, einem Herzinfarkt erlag, blieb sein Posten monatelang vakant, und erst nach mehr als einem Jahr war Imre Molnars Vorstandsposten wieder besetzt.

Klar ist, dass selbst hochrangige Persönlichkeiten, die Zugang zur besten medizinischen Versorgung haben, vorzeitig einem Herzinfarkt erliegen können, weil es nicht gelingt, das Risiko und die Entwicklung einer stummen Herzerkrankung rechtzeitig zu erkennen. Die Liste der Vorstandsvorsitzenden, die plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben sind, ist lang: Kenneth Lay von Enron, Rick Lester von Target Research Group Arts, Jim Cantalupo von McDonald’s, Ranjan Das von SAP, Paul McIlhenny von Tabasco und viele mehr. Sie alle starben unerwartet in leitender Position großer Unternehmen und hinterließen trauernde Familien und Mitarbeiter.

Die Einzelheiten der Karrieren und die tragischen Todesumstände dieser CEOs stießen jeweils auf großes öffentliches Interesse, und die Probleme in ihren Unternehmen waren nach ihrem Tod gewaltig. Nehmen wir zum Beispiel Ranjan Das. Er war im Alter von zweiundvierzig Jahren der Regional-Vorstandsvorsitzende von SAP Indien und der jüngste CEO eines multinationalen Unternehmens in Indien. Er kam gerade vom firmeneigenen Fitnessstudio nach Hause, als er einen tödlichen Herzstillstand erlitt.

Ranjan Das war für seine gesunde Ernährungsweise und seine vielen sportlichen Aktivitäten bekannt. Erst wenige Monate vor seinem Tod war er einen Marathon gelaufen (im Gedenken an Jim Fixx, den weltbekannten Läufer und Autor von The Complete Book of Running, der im Alter von zweiundfünfzig Jahren einer Herzerkrankung erlag).

Ranjan Das hatte bei SAP sämtliche Marketing-Aktivitäten geleitet und entwickelt, und er hatte zahlreiche Positionen im Verkauf inne, wie zum Beispiel die Software-Verkäufe und den Software-Support. Außerdem hatte er kurz vor seinem Tod ein Start-up in Silicon Valley gegründet. Dank eines Vollstipendiums hatte er am Massachusetts Institute of Technology (MIT) studieren und an der Harvard Business School seinen MBA-Abschluss ablegen können. Er verfasste Kurzgeschichten und Essays und plante, einen Film zu drehen.

Bei seinem Tod hinterließ er seine Frau und zwei Kinder im Alter von zwei und zehn Jahren. Sein tragischer Tod ist auf so vielen Ebenen erschütternd. Wir werden nie erfahren, ob seine stumme Herzerkrankung mithilfe modernster Laboruntersuchungen und bildgebender Verfahren hätte diagnostiziert werden können und ob Veränderungen der Lebensweise, Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente sowie Revaskulierungstherapien sein Leben hätten verlängern können oder nicht. Mein ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden.

James Cantalupo schien im Leben alles erreicht zu haben. Im Alter von sechzig Jahren war er Vorstandsvorsitzender von McDonald’s. Er war ausgebildeter Wirtschaftsprüfer und hatte bei diesem Fast-Food-Giganten eine dreißigjährige Karriere hinter sich, wo er als Controller begonnen hatte, dann zum Gebietsleiter, zum Präsidenten von McDonald’s International und schließlich zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegen war. Unter seiner Leitung wurden Salate, Happy Meals für Erwachsene sowie Joghurt und Obst auf die Speisekarte von McDonald’s gesetzt. Darüber hinaus saß er im Vorstand der Sears Roebuck Company. Er hielt sich gerade für eine Konzerntagung in Orlando auf, als er am frühen Morgen plötzlich in seinem Hotelzimmer zusammenbrach, nur wenige Minuten, bevor er vor Franchisepartnern eine Rede halten sollte. Mit dem Rettungswagen wurde er in eine nahe Klinik gebracht, doch trotz unablässiger kardiopulmonaler Wiederbelebungsmaßnahmen wurde er beim Eintreffen im Krankenhaus für tot erklärt. Als Ursache wurde ein schwerer Herzinfarkt angegeben. Er hinterließ seine Frau und zwei Kinder. Ich kann mir den Schock, den Schmerz und die Trauer der Familie von James Cantalupo kaum vorstellen, und ich bin in Gedanken bei ihnen.

Und lassen Sie mich schließlich von Dr. John Warner berichten, einem Kardiologen aus Dallas, Texas, der ungeheuer großes Glück hatte. Warner arbeitet als Chefkardiologe am Southwestern Medical Center der Universität von Texas (wo ich vor vielen Jahren meine Ausbildung absolvierte) und ist dort Chief Medical Officer. Vor Kurzem hielt er einen Vortrag vor einigen Tausend Kardiologen und brachte seine Sorge darüber zum Ausdruck, dass er 52 Jahre alt sei und dass in seiner Familie männliche Angehörige aufgrund von Herzerkrankungen selten ihren 60. Geburtstag erlebten. Er forderte, die Aufmerksamkeit verstärkt auf die Vermeidung von Herzinfarkten zu lenken.

Am nächsten Morgen erlitt er in seinem Hotelzimmer einen Herzinfarkt, der von einem Herzstillstand begleitet war. Dank der schnellen Reaktion seiner Familie und anderer Anwesender wurden Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet. Er wurde mit Elektroschocks behandelt, und im örtlichen Krankenhaus konnte ihm in einer Notoperation ein Stent eingesetzt werden.

Die Tatsache, dass Dr. Warner inzwischen wieder arbeitet, belegt die wunderbare Wirkung sofortiger Wiederbelebungsmaßnahmen und der modernen medizinischen Versorgung, die allerdings bei weniger als 50 Prozent der Opfer eines Herzstillstands erfolgreich sind. Das deutet auf ein eklatantes Problem hin. Warum war sich dieser hochgebildete Mann des drohenden Herzinfarkts nicht bewusst? Welche Untersuchungen können bei Menschen wie ihm durchgeführt werden, um eine stumme Herzerkrankung und deren Ursachen zu erkennen? Und was kann unternommen werden, um den Prozess zu stoppen und rückgängig zu machen? Warner hatte sehr großes Glück, und als Kardiologe ist er in einer Position, die es ihm ermöglicht, die Botschaft zu verbreiten, dass tote Manager, tote Ärzte, tote Rechtsanwälte, tote Wirtschaftsprüfer, tote Vorstandsvorsitzende, tote Geschäftsführer, tote Zahnärzte, tote Professoren, tote Lehrer, tote Polizisten und so weiter weder Boni erhalten noch Urlaubstage oder die Zeit bekommen, ihr Leben zu genießen.

Ein Vorsorgeplan

Schon vor Jahrzehnten stellte der britische Arzt Denis Burkitt fest, dass das Gesundheitssystem einem Wasserfall gleiche. Das System sei darauf ausgerichtet, Menschen zu behandeln, die über die Kante ins Wasser gestürzt und verletzt seien und daher Notfallversorgung benötigten. Krankenwagen, Notaufnahmen und eine sofortige Behandlung könnten den Verletzten retten. Ein vernünftiger Plan bestehe jedoch darin, einen Sicherheitszaun um den Wasserfall zu errichten, um solche Verletzungen und Notfälle zu verhindern und die Fälle der Akutversorgungen zu verringern. Für die Vermeidung von Herzinfarkten müsse ein ähnlich vernünftiger Plan entwickelt werden.

Das Ziel dieses Buches besteht darin, die Gefahr zu minimieren, dass Sie in den sprichwörtlichen Wasserfall stürzen, Ihr Leben riskieren und eine Notversorgung benötigen, um einen Herzinfarkt zu überleben. Dank des technologischen Fortschritts der vergangenen Jahrzehnte ist es möglich, eine Herzerkrankung in einem so frühen Stadium zu erkennen, dass die Behandlung Jahre vor einem eventuellen Herzinfarkt begonnen werden kann. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass einfache Veränderungen der Lebensweise sowie bestimmte medizinische Therapien 80 bis 90 Prozent der Herzinfarkte verhindern können. Und selbst eine diagnostizierte koronare Herzerkrankung und stark verschlossene Herzkranzgefäße können mithilfe der Ernährung und anderer nicht-invasiver Maßnahmen behandelt werden und zu einer Reversion der Gefäßverengung und einer Verbesserung der Symptome und der Ergebnisse führen.

Entscheidend ist, dass mehr Menschen – vor allem diejenigen in stressreichen Führungspositionen – lernen, wie sie ein Leben ohne Herzinfarktgefahr führen können. Ich habe meine Freundin, Felicia Molnar, gebeten, hier ihre schmerzhafte Geschichte zu erzählen und von der Tragödie zu berichten, die ihren geliebten Ehemann Imre dahinraffte und seiner erfolgreichen Managerkarriere in Detroit abrupt ein Ende setzte. Ich hoffe, dass ihre Worte Sie veranlassen, aktiv zu werden. Bitte ignorieren Sie die Hinweise nicht, die Ihnen in diesem Buch gegeben werden. Sprechen Sie darüber mit Ihren Freunden, Mitarbeitern und Familienangehörigen, und erhöhen Sie dadurch die Wahrscheinlichkeit, ein Leben ohne Herzerkrankung und Herzinfarkt zu führen.

Schützen Sie Ihr Herz

In der westlichen Welt sind Herzinfarkte die Haupttodesursache.

Große Unternehmen sind vom plötzlichen Tod eines Vorstandsvorsitzenden ebenso betroffen wie kleine Firmen.

Über 90 Prozent der Herzinfarkte sind dank früher Diagnose, moderner Laboruntersuchungen sowie einer Kombination aus schützender Lebensweise und integrativen kardiologischen Therapien vermeidbar.

Erste Schritte

Lesen Sie dieses Buch von vorn bis hinten durch, und vereinbaren Sie sofort einen Termin für eine gründliche Herzuntersuchung, damit das Schicksal nicht in Ihrer Vorstandsetage, an Ihrem Arbeitsplatz oder in Ihrer Familie zuschlägt.


Imre Molnar


KAPITEL 1

Imres Geschichte

von Felicia Molnar

Viele der nicht auf dem Gebiet der Medizin tätigen Menschen haben vorgefasste Meinungen darüber, welcher Personenkreis am ehesten einen Herzinfarkt erleidet. Zumeist denken sie, nur Leute, die sich von Pommes frites ernähren und Unmengen Bier trinken, seien dieser Gefahr ausgesetzt. Mein Mann sagte voller Zuversicht: »Das passiert mir nicht!« Und er ergriff eine Reihe von Maßnahmen, um es zu verhindern. Imre ernährte sich vegetarisch, ging regelmäßig zum Schwimmen und fuhr mit dem Rad. Als er Ende dreißig war, hörte er von heute auf morgen auf, Alkohol zu trinken. Ich gehe davon aus, dass er in seiner Jugend gelegentlich einen Joint und hin und wieder eine Zigarette geraucht hat – schließlich war er ein Kind der Sechzigerjahre. Aber als ich ihn kennenlernte, war er vierzig Jahre alt und topfit. Regelmäßig fuhren wir in Kalifornien und in der Schweiz mit unseren Rädern die Berge hinauf, tauchten im Roten Meer und in seiner Heimat Australien, und jeder von uns belegte unweit unseres Zuhauses in Michigan Yogakurse.

Imre war sehr athletisch und für alle, die ihn kannten, der Inbegriff von Gesundheit, Stärke, Jugendlichkeit und Vitalität. Er war in leitender Führungsposition an einer international anerkannten Ausbildungsstätte für Kunst und Design angestellt, von der er ein großzügiges Gehalt und eine gute Gesundheitsversorgung erhielt. Er reiste um die Welt und war der Vater zweier relativ kleiner Kinder – für sein Alter jedenfalls.

 

Wann immer Imre frei hatte, egal an welchem Wochentag, trieb er stets irgendeine Art von Sport. Am Morgen des 28. Dezember 2012, als wir anderen noch immer verschlafen waren und uns von den Weihnachtsfeierlichkeiten erholten, verkündete Imre seinen Plan, zusammen mit meiner Cousine Jocelyn eine Radtour unternehmen zu wollen. Er versprach unserem damals elf Jahre alten Sohn, dass sie in ein paar Stunden zurück sein würden und wir im Anschluss mit der ganzen Familie eine Wanderung den Arroyo Trail hinauf machen würden, um uns die Bergschafe anzusehen. Es war ein herrlicher Tag – sonnig und 23 Grad warm. Ich erinnere mich an Imres federnden Gang, als er sein geliebtes Titanfahrrad die Kieseinfahrt unseres Ferienhauses hinunterschob. Das war das letzte Mal, dass ich ihn lebend gesehen habe.

Etwa fünfzig Minuten später erhielt ich über Imres Handy einen Anruf von Jocelyn, die mich panisch aufforderte, mit dem Auto zu kommen und sie abzuholen. Imre fühle sich nicht gut. Im Tonfall ihrer Stimme war etwas, was ungewöhnlich klang, doch als ich mit unserem Mietauto die Straße entlangraste, war ich zuversichtlich, dass er sich lediglich die Darmgrippe eingefangen hatte, die den Kindern und mir unmittelbar nach Weihnachten zugesetzt hatte.

Ich entdeckte sie beim Meilenstein 16, und als ich anhielt, war bereits ein Verkehrspolizist vor Ort. Jocelyn war dabei, Herzdruckmassage durchzuführen, und der Polizist holte gerade einen Defibrillator aus seinem Streifenwagen. Bald kam ein Krankenwagen von der Feuerwehr in Borrego Springs an, und die vier Sanitäter bemühten sich zwei Stunden lang, meinen geliebten Ehemann, mit dem ich seit zwanzig Jahren verheiratet war, ins Leben zurückzuholen. Sie rissen sein Fahrradtrikot auf und zogen ihm die Schuhe aus. Ärzte sprachen über Funk mit den Sanitätern, die bei Imre tatsächlich ein paar Augenblicke lang einen Herzschlag vernommen hatten und deshalb überlegten, einen Hubschrauber anzufordern. Ich hielt mich etwas abseits, ging zwischen den Kakteen auf und ab und sagte mir immer wieder mein Yoga-Mantra vor: Om Namah Shivaya. Es war das einzige Gebet, das ich kannte. Doch am Ende stellten die Sanitäter die Arbeit ein, und Imre wurde von einem Arzt, der ihn nie zuvor gesehen hatte, für tot erklärt.

Aus einem Impuls heraus legte ich mich neben ihn an den Straßenrand, blieb dort mehr als eine Stunde liegen und fröstelte, als die Sonne unterging und ich mich mit der schrecklichen Vorstellung befasste, ihn gehen lassen zu müssen. Unter dem Schock schossen mir Gedanken durch den Kopf. Ich überlegte, was vor mir lag, und der finsterste Gedanke von allen galt unseren Kindern – vaterlos und ungetröstet. Während ich seinen leblosen Körper festhielt, schützten mich die Sanitäter und Ersthelfer vor dem auf dem Highway vorbeirauschenden Verkehr. Schließlich überredete mich ein netter Feuerwehrmann, nach Hause zu fahren, wo unsere beiden Kinder, unsere achtzehn Jahre alte japanische Austauschschülerin, meine Mutter und unsere Freunde die schockierende Nachricht bereits erhalten hatten.

Einen Monat später wurde in dem College, in dessen Vorstand Imre saß, eine Gedenkfeier abgehalten, und mehr als tausend Menschen erschienen, um seine Arbeit und sein Leben zu würdigen. Was die Finanzen anbelangte, hatte ich mit Rechtsanwälten und Anlageberatern zu tun, die mich unter ihre Fittiche nahmen, um die Zukunft zu regeln – für mich eine erschreckende Angelegenheit. Zum Glück waren (und sind) wir dank der finanziellen Vorkehrungen gut versorgt, die wir ergriffen hatten – einschließlich der Testamente, der abgeschlossenen Lebensversicherungen, der Sozialversicherungen für die Kinder und einiger engelsgleicher Menschen, die mir Arbeitsstellen anboten, damit ich unser Schiff über Wasser halten konnte. Ich bin überaus dankbar – den Menschen, die sich meldeten, um zu helfen, und der Tatsache, dass unsere finanzielle Absicherung gut war. Diese vorausschauende Planung hat es mir und den Kindern ermöglicht, unsere emotionale Heilung ohne den Stress angehen zu können, der damit verbunden gewesen wäre, nicht zu wissen, wie wir die nächste Mahlzeit oder unsere Rechnungen bezahlen sollten.

Die überraschende Diagnose

Nach Imres Tod wurde ich darüber informiert, dass der Leichnam nicht so schnell zur Bestattung freigegeben würde, denn es musste vom Gerichtsmediziner in San Diego eine Autopsie vorgenommen werden, weil Imre außerhalb eines Krankenhauses gestorben war. Ich hatte keine Ahnung, was ihn das Leben gekostet hatte, und obwohl mich der Gedanke schmerzte, dass alles in der Schwebe war und er allein ausgerechnet im Bezirksleichenschauhaus lag, brauchte ich dringend eine Erklärung, die seinem unfassbaren Tod irgendeinen Sinn verlieh. An Silvester rief mich der Rechtsmediziner endlich an und nannte mir die Ergebnisse und die Todesursache. Er informierte mich unmissverständlich, dass Imre an einer fortgeschrittenen Herzerkrankung gelitten hatte und an einer massiven Ablagerung in der linken absteigenden Koronararterie, der sogenannten »Witwenmacherin«, gestorben war. Ich stand völlig unter Schock.

Im Rückblick gab es ein paar subtile Anzeichen für Imres mögliche Herzerkrankung, wie zum Beispiel, dass seine Atmung durch einen hartnäckigen Husten, der mit den Jahreszeiten kam und ging, beeinträchtigt gewesen war. Sein Internist, ein Freund von uns, hatte Lungenfunktionstests durchgeführt und Imre versichert, dass ein Virus für diesen Husten verantwortlich sei. Der Arzt verschrieb ihm einen Hustensirup, den er am Abend einnehmen sollte, aber ich glaube, dass Imre die Flasche nie angerührt hat. Zwar kann chronischer Husten ein Anzeichen für eine Herzinsuffizienz sein, doch es ist unklar, ob Imres Husten mit seiner stummen Herzerkrankung zusammenhing. Klar ist jedenfalls, dass der Hustensirup seinen Tod nicht verhindert hätte, selbst wenn eine Verbindung bestanden hat. Er fühlte sich einfach nicht wie sonst.

Darüber hinaus hatte Imre einen leicht erhöhten Cholesterinspiegel, doch seine Ärzte sagten ihm, er brauche dagegen keine Medikamente einnehmen oder sonstige Maßnahmen ergreifen. Imre war damit beschäftigt, eine Multimillionen-Dollar-Institution zu leiten, und betrachtete Arzttermine immer als lästig. Er drängte nie darauf, weitere Untersuchungen durchführen zu lassen. Er war sechzig Jahre alt, ein erwachsener Mann, und ganz ehrlich, ich habe ihn nicht geheiratet, um in seinem Leben die Rolle einer nörgelnden Mutterfigur zu übernehmen.

Nehmen Sie eine stumme

Herzerkrankung ernst

Weil Imre es Ihnen nicht mehr sagen kann, bin ich nun hier, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Geist den gesunden Menschenverstand unterlaufen und Sie irreführen wird, nicht nur hinsichtlich Ihrer eigenen Gesundheit, sondern auch der Gesundheit Ihrer Lieben. Es mag keine Überraschung sein, doch unser egozentrischer Geist sichert nicht notwendigerweise unser Überleben, auch wenn wir ganz selbstsüchtig davon ausgehen, dass er unser wichtigster Beschützer ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Versagen, unseren eigenen Gesundheitszustand tatsächlich zu erkennen, im Mangel an Aufklärung über den stummen und gefährlichen Killer – die Herzerkrankung – begründet ist. Sie halten das Heilmittel in der Hand. Sie sind bereits einen Schritt weiter, wenn Sie dieses Buch lesen.

Ich betrachte es als meine persönliche Mission, für das Ende von Herzerkrankungen zu sorgen. Ich möchte einer der letzten Menschen sein, der sich in einer Situation befindet, in der Sie nie sein wollen: zum Klub der einsamen Witwen und Witwer zu zählen, deren Partner viel zu früh verstorben sind und ihre Lebenspartner und kleinen Kinder zurückließen, die nun allein zurechtkommen müssen. Doch traurigerweise sterben tagtäglich Menschen an einem Herzinfarkt und lassen unter Schock stehende Familien, Halbwaisen, Kollegen und Institutionen zurück, die sich verzweifelt bemühen, ihren Aufgaben nach dem traumatischen, unerwarteten Verlust ihres geliebten Partners, Vaters oder Chefs weiter nachzukommen.

Es handelt sich um eine Krankheit, die, wie Dr. Kahn und ich glauben, vermeidbar ist. Ich wage sogar zu behaupten, dass sie ausgerottet werden kann. Aber Sie müssen sich zunächst informieren, Ihrer Intuition folgen und den Mut aufbringen, Ihre Ärzte mit proaktiven Fragen herauszufordern, die zu weiteren Nachforschungen führen werden. Die alte Weisheit »Niemand wird dich retten, wenn nicht du selbst« hat hier nach wie vor Gültigkeit. Sie wissen über Ihre Gesundheit und die Leistungsfähigkeit Ihres Körpers mit Sicherheit besser Bescheid als jeder andere. Sie wissen es am besten, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Aktivität eingeschränkt ist. Machen Sie für eine sinkende Leistungsfähigkeit nicht einfach das Alter verantwortlich. Haken Sie nach. Wenn ein Husten länger anhält, als eine normale Erkältung in der Regel dauert, sollten Sie misstrauisch werden. Wenn Sie von Ihrem Fahrrad steigen und beginnen, kurzatmig zu werden, seien Sie auf der Hut – selbst wenn Sie täglich drei Mahlzeiten mit grünem Gemüse essen und nie auch nur eine einzige Zigarette rauchen. Ihre Vitalität verändert sich mit dem Alter, aber hartnäckiger Husten, Kurzatmigkeit, eine Falte im Ohrläppchen, Verdauungsprobleme und andere offensichtlichere Anzeichen, wie zum Beispiel Bluthochdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel, verlangen, dass Sie ihnen Aufmerksamkeit schenken und der Ursache auf den Grund gehen. Die Herzerkrankung möchte, dass Sie die Anzeichen übersehen – sie will gewinnen –, aber Sie können sie überlisten.

Heute, Jahre nach dem Tod meines Mannes, plagen mich noch immer eine Menge »Was-wäre-wenn«-Fragen. Ich hadere ständig damit, dass ich in Sachen Gesundheit meines Seelenverwandten nichts unternommen habe. Meine Untätigkeit war in jedem Fall unbeabsichtigt und nicht vorsätzlich. Ich wollte immer nur sein Bestes, auch wenn er das Bett kein einziges Mal gemacht hat und die Toilettenbrille meistens hochgeklappt ließ. Es ist unmöglich, die Tragödie ungeschehen zu machen; jetzt ist es einfach zu spät.