Tampen, Pütz und Wanten

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Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »dieses Schiff hatte am Pfingsttage den Boog eingesegelt im Eise.«

Carl Reinhardt, Der 5. Mai, ein Lebensbild von der Unterelbe (1888): »Die Kälte nahm bald so überhand, daß junges Eis mit der Ebbe und Fluth auf und ab trieb … weshalb die aufkommenden Fahrzeuge ihren Bug mit starken Brettern benagelten.«

→Back (1887), Buganker →Anker (1794)


Schiffsbug mit dem Tauwerk von Bugspriet und Klüverbaum, um 1790.

bugsieren, »ein Schiff schleppen, lotsen, lenken, um es an einen bestimmten Ort zu bringen«.

Im 17. Jahrh. entlehnt aus niederländ. boegseeren, boegsjaren, boucheren, dies nicht von boeg »Bug«, sondern von port. puxar »ziehen, zerren«, das aus lat. pulsare »stoßen« und pellere »schlagen« stammt. Die Vorstellung vom Bug als Teil des Schiffes, an dem gezogen oder das geschoben wird, hat die sprachliche Entwicklung beeinflusst. Bezeichnungen in anderen Sprachen, siehe →Schlepper.

Erster dt. Beleg bei Johann Georg Aldenburgk, West-Indianische Reiße (1627): »Als das Meer wider begundte zu zu lauffen, buxireten wir vnsern Rennboot so lang, biß er auß dieser enge hinauß kame.«

Friderich Martens, Spitzbergische oder Groenlandische Reise-Beschreibung (1675): »wir riemeten mit den Schlupen vor dem grossen Schiffe (welches Büksieren genennet wird) ferner in das Eiß.«

Otto von Kotzebue, Neue Reise um die Welt (1830): »Die Anker mussten darauf gleich gelichtet werden, und die japanischen Böte buchsirten das Schiff in die See, nachdem es kaum zwölf Stunden in der Bucht gewesen war.«

Bugspriet, auch Spriet, das, »Stange über den Vorsteven hinaus, um das Sprietsegel auszuspannen«.

Hochdt. seit dem 18. Jahrh., von mittelniederdt. baghspreht, bochspret, niederländ. boegspriet, engl. bowsprit, schwed. bogsprött, dän. bugspryd; französ. beaupré, mittelfranzös. bosprete ist eine Entlehnung aus dem Englischen. Zum ersten Wortteil →Bug. Spriet »Stange«, mittelniederdt. sprēt, -länd. spriet »Segelstange«, altengl. sprēot, engl. sprit, geht wohl im Sinne von »über das Schiff hinausragendes, -sprießendes Rundholz« zurück auf sprießen, niederländ. spruiten, engl. to sprout. Die german. Form *spreut-, *sprūt- »spritzen« geht mit griech. speirein »säen« auf indoeurop. *spher- »streuen, säen« zurück.

Johann Georg Aldenburgk, West-Indianische Reiße (1627): »Ingleichen daß alle die Schiffer ihre Schiff zum fechten vnd schlagen rüsten … auff die Buchspriet vnd Masten lange Wimpeln auffhengen.«

Otto Rüdiger, Alexander Selkirk in Hamburg, (1888, Flugschrift von 1713): »der Hertzog that dennoch einen Canon – nebst verschiedenen Musketen-Schüßen, und ließ Licht oben in dem Mast und vorne auff dem Buchspreet hengen, damit das Boot nicht verirren möchte.«

Adelbert von Chamisso, Reise um die Welt mit der Romanzoffischen Entdeckungs-Expedition (1836): »Am 15. setzte sich ein schön rot befiederter Landvogel auf unsern Bugspriet nieder.«

→Steven (1673), →Galion (1864).

Buhne, die, »dammartige Strand- oder Uferbefestigung aus Pfählen, Steinen oder Faschinen, die frei ins Wasser laufen und vor Abspülungen schützen«.

Mittelniederdt. būne »Buhne, Lattenwerk«, niederländ. bun »Flechtwerk, Fischhälter«, Herkunft unklar. Vielleicht verwandt mit Bühne im Sinne von Brettergerüst, niederländ. beun »lose Planken über dem Erdboden, Fischkasten«, altengl. bytme »Kiel« und indoeurop. *bhudhniō »Boden« →Bodden.

Als »Küsten- und Hafenschutz« bei Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »Buhnenmeister, Beamter, der an Orten, wo kein Hafenmeister ist, die Aufsicht über die Buhnen und Bollwerke hat.«

Als »Fischhälter«, heute veraltet, bei Heinrich Smidt, Seemanns-Sagen und Schiffer-Märchen (1849): »bald war das Verdeck mit Fischen aller Art bedeckt; jede Sorte wurde in eine besondere Buhne gethan.«


Seebuhnen vor dem westlichen Baltrum um 1900, mit Baujahren und Tiefenlinien.

Bukanier, der, »Seeräuber der Karibik«.

Entlehnt aus französ. boucanier, zunächst »einer, der Ochsen jagt«, nach frz. boucan »Holzrost, Grill, Räucherhütte«, der französischen Schreibung für das entsprechende Wort in einer nordbrasilianischen Sprache, vielleicht Tupí-Guaraní. Im 16. Jahrh. von Europäern als Bezeichnung für Europäer in der Karibik verbreitet, zuerst für Fleischjäger, die sich dieser Trocken-, Röst- und Brattechnik bedienten, dann auch für französische Büffeljäger in Kanada. Im 17. Jahrh. erfolgt die Übertragung auf Piraten in Küstennähe, weil sie entweder ebenfalls solche Grills benutzten oder ebenso räuberisch auf Beute aus waren wie die Fleischjäger oder weil sich aus boucan »Räucherhütte« die Bedeutung »Spelunke, Ort der Ausschweifung und Gesetzlosigkeit« entwickelte, ein boucanier also als »Gesetzloser, →Filibuster« galt. Im 19. Jahrh. war der Ausdruck allgemein, auch im Mittelmeer, für »Pirat« verbreitet.

Über »boucan« erstmals bei Jean de Léry, Histoire d’un voyage, fait en la terre du Brésil, autrement dite Amerique (1578): »gril sur lequel les Indiens d’Amerique fumaient la viande«, »Grill, auf dem die Indianer Amerikas das Fleisch räucherten«.

Als »Jäger« erstmals bei Jean de Laon, Relation du voyage des François fait au Cap de Nord en Amérique (1654): »boucanier, aventurier qui chassait les boefs sauvage aux Antilles«, »Abenteurer, der die wilden Ochsen auf den Antillen jagte«.

Als »Seeräuber« bei B. E., A new dictionary of the terms ancient and modern of the canting crew (1690): »Buckaneers, West-Indian Pirates«.

Bulge, die, »Welle, Woge«.

Mit gleichbedeut. altnord. bylgja, schwed. bölja, dän. bölge, engl. billow von german. *belgan »schwellen« abstammend, das auf indoeurop. *bhel- »aufblasen, aufschwellen« zurückgeht und mit →Wal sowie →Bilge verwandt ist.

Hans Staden, Warhafftige Historia vnnd beschreibung einer Landtschafft der Wilden, Nacketen, Grimmigen, Menschenfresser Leuthen, in der Newenwelt America gelegen (1556): »da sagten wir inen alle gelegenheit, wie uns der windt und die bulgen zu einem schiffbruch hetten bringen wöllen.«

Anton Hamilton, Drei hüpsche Märlein, übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius (1777): »sie sahen urplözlich die Bulgen sich bäumen, und da sie zu ertrinken befahrende [bewahrend] das Ufer zu gewinnen suchten, gewahrten sie hinter sich ein Monstrum, dessen gar ungemeine Grösse den Raum füllen thät zwischen den beiden Ufern.«

(in) bulk, »lose, unverpackt, schüttbar«, von Schiffsfracht.

Übernommen aus engl. bulk »Schiffsfracht« (16. Jahrh.), »Gestell für Trockenfisch« (Anfang 17. Jahrh.), »unbestimmte Menge« (17. Jahrh.) und in bulk »lose in Haufen liegend«. Als Bezeichnung für »Massengut« seit dem 18. Jahrh., dt. seit dem 19. Jahrh. belegt. Herkunft unsicher, wohl über mittelengl. bolk »Haufen«, vermischt mit bouk »Bauch«, zu altnord. *bulki »Schiffslast, Gepäck auf dem Verdeck«, isländ. bulki, norw. bulk, bolk »Schiffslast«, schwed. bulk »Knoten«, dän. bulk »Schiffslast, Knoten«. Mit dem Aufkommen der →Tanker im 19. Jahrh. wurde die Handelsbezeichnung petroleum in bulk üblich; die Mengenangabe barrel »Fass« blieb dennoch. Bulk carrier »Massengutfrachter« für Getreide, Kohle, Erz usw. ist seit dem 20. Jahrh. eine international verbreitete Schiffsbezeichnung; engl. to carry »tragen«.

William Falconer, An universal dictionary of the marine (1789): »She is to be laden in-bulk, as with corn, salt etc.«, »sie ist in bulk zu beladen, etwa mit Getreide, Salz usw.«

Als »Haufen Material« bei Heinrich Heine, Memoiren (1854): »Hier ist nun der Bulk!«

Bullauge, das, »rundes Schiffsfenster«.

Im 19. Jahrh. über niederdt. bulloog aus engl. bull’s eye, wörtl. »Ochsenauge« wegen seiner runden Form mit Auswölbung, die mehr Licht ins Rauminnere lässt. Französ. œil de bœuf »Ochsenauge« ist schon seit dem 12. Jahrh. als ovales Reliquiar, seit dem 16. Jahrh. als »rundes Fenster in einer Mauer« belegt. Die engl. Bezeichnung könnte zudem von französ. boule »Kugel, kreisrunde Gestalt« beeinflusst worden sein; dazu auch mittellat. bulla »Blase, Buckel, Siegel, Bulle« zu lat. bulla »(Wasser-)Blase, Buckel, Knopf«.

Früheste nautische Nennung erst bei Henry Barnet Gascoigne, G.’s Path to Naval Fame (1825): »Here a Bulls-eye gives a feeble light«, »Hier gibt ein Bullauge ein schwaches Licht.«

Victor Laverrenz, Auf der Back ist alles wohl! (1896): »August stützte seinen Kopf in die Hand und sah hinaus durch das Bullauge.«

Albert Berg, Die preußische Expedition nach Ost-Asien (1864): »Die Kammern der Officiere und Beamten aber liegen ein Stockwerk tiefer, im Zwischendeck, und haben als Fenster nur ein sogen. Ochsenauge, ein rundes Loch von etwa fünf Zoll Durchmesser, das bei dem geringsten Seegange hermetisch verschlossen werden muß.«

 

Bunker, der, auf Schiffen »Sammelbehälter für flüssige oder schüttbare Güter«, oft für Schiffsbrennstoff.

Ende des 19. Jahrh. aus engl. bunker »Laderaum für Kohlen auf Dampfschiffen, Kohlenbunker« entlehnt, dies seit Anfang des 19. Jahrh. belegt. Herkunft unklar, wohl zu engl. bunk »Schlafkiste« (18. Jahrh.) und altnord. bunki »Schiffslast«, urspr. »Bretterverschlag, auf dem die Fracht ruht«, norw., schwed. bunke »Schiffslast«, dän. »Haufen«, mittelniederdt. bonk »Ladung, Laderaum«, niederländ. »Klumpen, unbestimmbare Masse«. Die Holzunterlage für die Fracht erlaubt einen Hinweis auf Bühne, →Buhne. Die Verbindung zu Bunker »Schutzraum« kam vielleicht durch die Bedeutung bunker »künstlich gegrabenes Sandloch beim Golf« (seit dem frühen 19. Jahrh.) zustande.

Früher engl. Beleg im Report on steam vessel accidents, House of Commons (1839): »Neither the bunkers nor the coal-hold were cleared out so often as they should be«, »weder die Bunker noch die Kohlenhalte wurde so oft gesäubert, wie sie es sollten.«

Früher dt. Beleg in der Marine-Rundschau (1895): »Kohlengasexplosionen in den Bunkern bezw. Laderäumen der Schiffe«.

Gustav Goedel, Klar Deck überall! Deutsch-Seemännisches (1916): »bunkern hat sich schon so eingebürgert, daß man in Kiel schon bunkern sagt für ›stauen‹ im Sinne von tüchtig bipacken, essen.«

Büse, die, »weitbäuchiges Schiff für den Heringsfang«, ursprünglich ein Lastschiff.

Lehnwort aus niederländ. buis, auch engl. buss, Übernahme aus altfranzös. busse, mittellat. busa, bussa. Die weitere Herkunft ist unklar.

Hansisches Urkundenbuch (Quelle von 1303): »una buss de Wismaria«.

Johann Wilhelm Vogel, Ost-Indianische Reise-Beschreibung (1716): »auch kamen 2 Herings-Büyßen in die Flotte und brachten uns von ihrem Fang die delicatesten neue oder frische Heringe.«

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »hatte ich ihn in Altona beim Zimmern bei mir an Bord, später hat er mit den Heringsbüysen gefahren.«

Busen, der, geogr. »weite Bucht einer See, Meerbusen«.

Im 17. Jahrh. direkt übersetzt aus lat. sinus maritimus, nach sinus »Krümmung, Rundung, Schwellung«. Wie griech. kolpos (→ Golf) und lat. sinus bezeichnete dt. Busen »das die (weibliche oder männliche) brust zwischen armen und hüften hüllende, sich darum biegende Gewand« (Grimm, Deutsches Wörterbuch, 1860). Busen, althochdt. buosum geht wohl über westgerman. *bōsma auf indoeurop. *b(e)u-, *bheu »aufblasen, schwellen« zurück, nicht über german. *bōg-sma- zu althochdt. buog »Bug, Schulter«. Von Busen »Gewand um den Oberkörper, Hemd« blieb erhalten Buserun »baumwollenes Schiffshemd«, nach fries.-niederländ. būsrūntje wörtl. »Busenrundchen«, zum Überwerfen über den Kopf, bis zu den Hüften reichend, um die Oberbekleidung bei der Arbeit vor Schmutz zu schützen; niederländ. boezeroen, schwed. bussarong, finn. pusero »Bluse«. Verwandt mit →Buster.

Friedrich Schiller, Wilhelm Tell (1804): »Der Sturm ist Meister, Wind und Welle spielen / Ball mit dem Menschen – da ist nah und fern / Kein Busen, der ihm freundlich Schutz gewährte.«

Adolf Schirmer, Lütt Hannes, Ein Seeroman (1868): »Peter Petersen zog seine Buseruntje an, die große Jacke mit den sackartigen Seitentaschen, in denen mehr als ein Pfund Tabak Platz hatte.«

→Knoten (1807)

Buster, der, »Sturm«.

Substantivierung von norddt. pusten »blasen«, das wie dt. (auf-)bauschen, frühneuhochdt. pausen und →Busen auf indoeurop. *b(e)u-, *bheu »aufblasen, schwellen« zurückgeht. Personalisierung: Peter Puster.

Johann Segebarth, De irste Seemannsreis’ (1886): »Peiter Püster mit grot Mul, De sick noch namm tau Hülp den Reg'n«, »Peter Puster mit großem Maul nahm sich noch den Regen zur Hilfe.«

Butt, der, »Angehöriger der Familie der linksäugigen Plattfische, Bothidae«.

Mittelniederdt. but(te), -länd. bot(te), niederländ. bot; daraus entlehnt engl. butt, schwed. butta, dän. botte. Vielleicht ist das Wort abgeleitet aus mittelniederdt., -länd. but, bot »stumpf, stupide«; dies passt zu anderen germanischen Fischbezeichnungen mit solchen Endungen, die »abgestumpft, abgehauen, unansehnlich« bedeuten. Mit ihren zweiten Worthälften sind auch althochdt. agabūz »→Barsch« und vielleicht stark verfremdet steinpeis »Steinbeißer« verwandt. Alles geht mit altnord. butr »abgehauener Klotz«, altengl. bietl »Hammer«, schweiz. butzli »Barsch, unansehnliches Ding«, lat. fustis »Knüppel, Baumstrunk«, refutare »zurückdrängen« letztlich auf indoeurop. *bhau-, *bhu- »schlagen, stoßen« zurück. Der Steinbutt heißt nach den Knochenwarzen seiner Oberseite, der Heilbutt nach dem Brauch, ihn an heiligen Feiertagen zu verzehren, niederländ. heilbot, -dt. heilige butt, norw. heilagfiski, schwed. helgeflundra »heilige Flunder«, dän. helleflynder, engl. halibut. Zur Ordnung der Plattfische gehören auch →Scholle (Goldbutt) und →Flunder.


Steinbutt (Psetta maxima).

Otto Blümcke, Berichte und Akten der hansischen Gesandtschaft nach Moskau im Jahre 1603 (gedr. 1894): »Denn 15. dito für 16 bandt rigische butten auf den wegh, zu 12 Sch. zahltt«, etwa »am 15. desselben Monats für 16 Fass Butten aus Riga, auf den Weg gebracht, je 12 Schillinge gezahlt.«

Paul Fleming, Gedichte (1636): »Für englisches Konfect gib Rigschen Lachs und Butten.«

→Flunder (1716)

Butterland, das, »Land am Horizont, das von niedrigen Wolken oder Nebel vorgetäuscht wird«.

Entlehnt aus gleichbedeut. niederländ. boterland wegen der Zerschmelzung, sobald die Sonne scheint. Im niederländischen Sprachraum lag die Metapher wegen der verbreiteten Milch- und Käsewirtschaft nahe.

Joseph Stöcklein, Der Neue Welt-Bott (1748): »nach aufgehebtem Abend-Tisch liesse sich gähling von der Popa [jählings vom Heck] her eine Reihe gebürgechter Inseln sehen; welches uns sammentlich in Verwunderung zohe; dann niemand auf der See-Charten sehen, noch finden kunte, was in selbiger Gegend für Land seyn müste; viel hätten geschworen, es wäre das, so man sahe, ein warhaftes Land; allein es hatte sich endlich geäusseret, daß es tierra de Manteca (wie die See-Fahrer reden) das ist ein Butter-Land gewesen, so bey heller und heisser Sonne, samt den Wolcken, in denen es bestehet, zu zerschmeltzen pfleget.«

C

CalamarisKalmar

CargoKargo

Charter, die, »Frachtvertrag im Seehandel, Anmietung eines Schiffs«.

Im 19. Jahrh. übernommen aus engl. charter »Mietvertrag für Schiffe«, von altfranzös. chartre »Brief, Schriftstück, Urkunde« über roman. *cartle zurückgehend auf lat. chartula »Briefchen«, verkleinert aus charta, griech. kartis »Blatt Papyrus« vermutlich ägyptischer Herkunft. Verwandt mit Karte.

Mit der Vorläuferform Charter-party, aus französ. charte-partie, etwa »geteilte Urkunde«, in: Der wohl instruirte Schiffer (1732): »der zwischen dem Verhäurer und Befrachter geschlossene Contract muß allezeit schrifftlich abgefasset werden; dieses Document nennen die Teutschen Zerteparthey, die Italiäner Charta partita, und die Frantzosen Charte partie, es wird in duplo ausgefertiget und bekömmt ein jeder der Contrahenten davon ein Exemplar.«

August Schiebé, Correspondenz in überseeischen Geschäften (1845): »Schiffe … die alle zu sehr billigen Frachten zu chartern sein würden.«

Otto Emil Güssefeld, Briefwechsel (1907, Brief von 1863): »Dies Geschäft erfordert weitaussehende Aufmerksamkeit, denn um dem Bedarf [an Guano] in 1864 begegnen, zu können, müssen schon jetzt die Schiffe gechartert werden.«

ClipperKlipper

Container, der, »genormter Großbehälter im Güterverkehr«.

In den 1930er-Jahren aus engl. container »Behälter« übernommen. In England in diesem Sinn seit dem 16. Jahrh. bekannt; als stabiler Standardbehälter für den Landverkehr seit den 1920er-Jahren, bei der US-Armee in genormten Größen seit dem 2. Weltkrieg. Der Durchbruch gelang 1956 dem US-Amerikaner Malcolm P. McLean und seiner Reederei Sea-Land mit Schiffsfrachtbehältern in der Größe von Lastwagenaufliegern. Engl. to contain »enthalten«, aus altfranzös. contenir und lat. continēre »umfassen, zusammenhalten« aus tenēre »halten«. Verwandt mit Kontinuum und Kontinent.

Aussiger Tagblatt, 21.7.1937: »der sogenannte Containerverkehr«.

Prager Zeitung (13.8.1937): »Transportfracht (Container)«.

Die Zeit (11.4.1957): »Den Anfang machten die USA; wo die drückend hohen Umschlagkosten besonderen Anlaß geben, auch in der Linienfahrt neue Wege zu beschreiten. Dort wurden die ersten ›Containerschiffe‹ (sie verladen genormte Behälter) in Fahrt genommen.«

Crew, die, »Besatzung«.

Anfang des 20. Jahrh. aus engl. crew »Besatzung« übernommen, als »Verstärkung der Truppe für den Schiffsführer, -eigner« aus altfranzös. crue »Wachstum« zu croître »sich mehren«, dies wie engl. to grow »wachsen« aus lat. crēscere »erschaffen« und mit griech. koros »Jüngling«, korthys »Getreidehaufen« auf indoeurop. *kerdh- »Herde« zurückgehend.

John Narbrough, An account of several late voyages & discoveries to the south and north (1694): »Whoever of a Ships Crew sees a dead Whale, cries out Fish mine«, »Wer auch immer von einer Schiffsmannschaft einen toten Wal sieht, ruft aus: mein Fisch.«


Die Crew eines Rettungsbootes beginnt einen Einsatz. Holzschnitt von John Dawson Watson, um 1850.

Johann Georg Kohl, Reisen in England und Wales (1844): »Die Form mancher dieser Bücher ist durch Parliaments-Acte festgesetzt, z. B. die Form der Musterrollen für die Mannschaft (Muster-Rolls for the Crew).«

Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins (1888): »So lief jüngst eine aus einer englischen Zeitschrift übersetzte Schilderung der schottischen Häringsfischerei durch mehrere Zeitungen, in welcher das häufig vorkommende Wort ›Crew‹ durchgehends unübersetzt blieb. Es ist nicht denkbar, daß der Übersetzer vergeblich in einem Wörterbuch nach einer Verdeutschung dieses Wortes gesucht hat.«

Hermann Dunger, Engländerei in der deutschen Sprache (1909): »Otto Schrader machte in seinem Festvortrag ›Die Deutschen und das Meer‹ … darauf aufmerksam, daß die jetzt vielgebrauchten englischen Wörter Crew für Besatzung und Pantry für Speisekammer in Eduard Bobriks Allgemeinem nautischen Wörterbuch 1848 noch fehlen, und daß Crew auch in dem 1879 erschienenen Handwörterbuch der Kaiserlichen Marine noch keine Aufnahme gefunden hat.«

→Skipper (1983)

D

Daak, Dake, der, »dichter Nebel«.

Dialektwort der norddt. Küsten, mittelniederdt. dāk, dän. taage, schwed. töcken, altnord. þoka, german. þuk, russ. tusk. Verwandt mit düster, nicht mit schott. dag, dän. dug, altnord. döggr »(Morgen-)Tau«.

Klaus Groth, Quickborn: Volksleben in plattdeutschen Gedichten ditmarscher Mundart (1857): »Un nix as Water mehr to sehn, un Grau un Grön un Dak un Damp.«

Dalbe, die, Dalben, der, »Pfahlgruppe zum Vertäuen von Schiffen in Häfen«, verkürzt aus Duckdalbe(n).

Mittelniederdt. dükdalben, niederländ. dukdalf. Die frühesten Belege stammen aus Holland, hier schon früh erklärt mit dem Eigennamen Duc d’Alba, Herzog von Alba, deswegen auch hochdt. Duc d’Alben, etwa als Stichwort in Kluges Seemannssprache (1911). Der Zusammenhang bleibt unklar. Der erste Wortteil stammt vielleicht von ducken »sich neigen, tauchen«, der zweite von daljen »leicht berühren«, entweder vom Kontakt von Schiffsrumpf und Dalbe oder von Schiff und Hafen; das niederländ. Wort ist wohl aus ostfries. daljen »schlagen, prügeln« übernommen. Ungewiss bleibt, ob Dalben mit Diele verwandt ist; dalle »Pfahl« ist eine an der Ostsee verbreitete vereinfachte Form von Dalben und nicht erkennbar verwandt mit däl »Planke, Brett für einen Boden« und anderen Verwandten von Diele. Holländ. Erklärungen sehen in der Benennung eine Anspielung auf Albas brutale Herrschaft 1567/73 über die aufständischen, reformierten Niederlande, so Nicolaes Witsen, Scheeps-Bouw (1671), über Alba, der »hart und unerschütterlich war wie dieses Pfahlwerk«. Jünger ist die Erklärung mit einer gewollten Demütigung: Dalben mussten eingerammt werden, und die nötigen Schläge auf den Kopf soll den Hafenarbeitern als Rache für Albas Schreckensregime gegolten haben. Eine optische Erklärung gibt Adriaan Loosjes, Het Leven van Maurits Lijnslager (1808): »Um ihn [Alba] zu erniedrigen, heißt man auch die großen Pfähle Duckdalben, die, von vier oder sechs weiteren gestützt, in tiefem Wasser stehen und dazu dienen, um starke Schiffstaue daran festzumachen, und die aus einigem Abstand gesehen die Gestalt eines schmalen Menschenkopfes haben, der aus einem spanischen Mantel ragt.«

 

Duckdalbe.

Verordnung der Polizei-Direktion (1.9.1858): »… wird die Benutzung der im städtischen Hafengebiete zum Befestigen und Verholen der Schiffe und Kähne hergestellten Pfähle (Duc d’Alben) als Krahnanstalten untersagt.«

Carl Reinhardt, Der 5. Mai, ein Lebensbild von der Unterelbe (1888): »Kaum hat sich einer der beladenen Seekolosse durch die Gefahren des Meeres gearbeitet und glaubt im sichern Fluß, an die Bollwercke der Duc d’alben gelegt, gemächlich ausruhen zu können.«

Dückdalben-Stich → Palstek (1794/96)

Dampfer, der, kurz für Dampfschiff, das, »maschinengetriebenes Schiff« im Gegensatz zum Segelschiff, eigentlich »Schiff mit kohlegefeuerter Dampfmaschine«.

Entlehnt aus engl. steam-boat, -ship, kurz steamer »Dampfer«. Dt. Dampf, althochdt. dampf, westgerman. *damypi-, geht mit lat. fumus »Dampf, Rauch« auf indoeurop. *dhou-mo, *dhū-mo- oder *dhem- »dampfen, fauchen, stieben« zurück; daher auch althochdt. toum »Dampf, Dunst« und altengl. stēam, engl. steam »Dampf«.


Die 1807 von US-Ingenieur Robert Fulton gebaute »Clermont«, eigentlich »North River Steam Boat«, der erste Dampfer im Linienverkehr.

Carl Gottlob Rössig, Handelskunde (1803): »vermittelst eines dampfbootes (eines bootes mit einer dampfmaschine).«

Friedrich Kapp, Justus Erich Bollmann, Ein Lebensbild aus zwei Welttheilen (1880, Brief von 1815): »in Amerika gehen am sonntag viele hundert auf die dampfschiffe, vorzüglich während des sommers, als eine lustparthie.«

Allgemeine Zeitung (1816): »Zu Paris bildet sich eine Gesellschaft, um Dampfschiffe zu bauen«.

Georg Herwegh, Ufnau und St. Helena (1841): »Laut mit dem Schwall der Wogen ringend, / Durchzieht den See der stolze Dämpfer, / und braust, das Schweizerbanner schwingend, / Dahin, ein zornentbrannter Kämpfer.«

→Logger (1851), →Brücke (1864), →Bark (1897), →Flaute (1907)

DauDhau

Davit, der, »beweglicher Kran an Bord«, als Bootsdavits paarweise für Bei- und Rettungsboote.

Im 18. Jahrh. entlehnt aus engl. davit, auch schwed. david, dän. davit, devitz, französ. davier, nach dem alttestamentarischen König David, nach dem seit dem Mittelalter Handwerker verschiedene Gerätschaften benannten. Für den Kran ist der Grund unbekannt; es stammt urspr. vermutlich nicht aus dem Englischen, sondern vom Kontinent.

Henry T. Riley, Memorials of London (1868, Quelle von 1373): »30 ores, 1 daviot for the same boat«, »30 Riemen, 1 Davit für dasselbe Boot.«

Eduard Bobrik, Allgemeines nautisches Wörterbuch (1850): »Davit, die über den Heckbord und über die Quarterreilings hinausgebogenen, aber mit ihrem unteren Ende senkrecht stehenden eisernen Pfosten, an deren je einem Paare vermittelst angebrachter Taljen die Boote am Heck und über den hinteren Rüsten hängen, um jeden Augenblick herabgelassen und wieder hinaufgezogen werden zu können.«

Albert Berg, Die preußische Expedition nach Ost-Asien (1864): »Eine See schlug in die zu Backbord hangenden Boote; der erste Cutter und die Jolle füllten sich mit Wasser, die Davids brachen unter der Last und beide Boote versanken.«

→Gig (1864), →Talje (1880)

Deck, das, »Bedachung des Schiffsraums, Haupt-, Oberdeck«, »Stockwerk im Schiff«.

Niederdt. Deck, niederländ. dek, mittelniederländ. dec »Dach, Bedeckung«, engl. deck. Als nautischer Begriff in England seit Anfang des 16. Jahrh., in Deutschland und den Niederlanden erst in der 2. Hälfte des 17. Jahrh. belegt. Dt. Deck ist die Kurzform von Verdeck, dt. seit dem 15. Jahrh. nachgewiesen, eine Übersetzung von französ. couvert, italien. coperta, span. cubierta »Bedecktes«, weil Schiffe mit durchgehenden Decksböden zuerst am Mittelmeer gebaut wurden. Dt. decken, althochdt. thecken geht wie Decke und Dach mit griech. stégein, lat. tegere auf indoeurop. *(s)teg- »decken« zurück. Heute übliches französ. pont, italien. ponte »Deck« geht im Sinne von »überbrückter Schiffsbauch« auf lat. pons »Brücke« zurück. Span. conbés, port. convés »Deck« ist wohl nicht mit conversare »sich unterhalten« als »Ort, wo die Matrosen plaudern« (Corominas, Diccionario etimológico de la lengua castellana, 1954) zu verstehen.

Die Reisen des Samuel Kiechel (um 1600): »Wardt also gegen der nacht sehr ungestim, das wir aller nass wurden von dem inspritzen des wassers, dann wir die nacht uns am mast oberhalb dem verdeck halten muesten.«

Friderich Martens, Spitzbergische oder Groenlandische Reise-Beschreibung (1675): »die schlupen setzen etliche auff den boden des schiffs, deck genant.«

Daniel Defoe, Robinson Crusoe, übersetzt von Ludwig Friedrich Vischer (1720): »unser schiff bekam vorn schaden, es schlugen etliche sehr starcke wellen über das gantze deck.«

→Bö (1821), →Bucht (1892), →dwars (1905), Verdeck →Fregatte (1774)

Deich, der, »Schutzdamm gegen Hochwasser«.

Spätmittelhochdt. dīch, mittelniederdt. dīk, -länd. dijc, altsächs. dīc »Deich«, altengl. dīc »Erdwall, Graben«, altnord. díki »Pfütze, Morast, Graben«, heute französ. digue, engl. dyke, niederländ. dijk. Verstanden als Erdaushub längs eines ergrabenen Wasserlaufs, ist das Wort mit lat. figere »hineinstecken« und litauisch díegti »stechen, stecken« zurückzuführen auf indoeurop. *dheig- »stechen, stecken«. Verwandt mit Teich »künstlich angelegtes Gewässer«.

Chroniken der deutschen Städte, Köln (1499): »dat si [die See] uisbrach hinter Dordrecht ind sloich die diche inzwei«, »dass sie hinter Dordrecht ausbrach und die Deiche entzweischlug.«

Matthias Quad, Enchiridion Cosmographicvm (1599): »dieweil nur ein klein ort lands Asiam vnd Africam aneinander corporiert, welches gleich als ein teich ist zwischen dem Mediterraneo vnd dem Roten Meer.«

Samuel Jacob Schröckh, Einleitung zu einer allgemeinen Erkenntniß aller Handlungs-Wissenschaften (1769): »das land … muß dahero gegen die ueberschwemmungen des meeres und der flüsse, durch kostbare deiche und dämme verwahret werden.«

→Ebbe (1598), →Siel (1741), →Hallig (1826)


Seedeiche an der Leybucht, Ostfriesland, mit Poldern, Sielen und Schlickwatt, um 1900.

Delfin, der, »Angehöriger der Familie der Zahnwale, Delphinidae«, namengebend die Art Delphinus delphis.

Im Spätmittelalter in viele europäische Sprachen entlehnt aus lat. dolphīnus, von spätgriech. delphín, griech. delphís »Delphin«, zu delphýs »Gebärmutter«, wohl weil Delfine lebendgebärende Säugetiere sind. »In der phönikischen Symbolik gehört er als ›Bauchfisch‹ … in die Reihe der mannigfaltigen Sinnbilder des weiblichen Prinzips, während der Reiter auf ihm … das männliche Prinzip repräsentiert. … Gejagt wurde der Delphin bloß von den Barbaren« (Keller, Antike Tierwelt, 1909), auch als Meerschwein, althochdt. meriswin, von lat. porcus marinus, wegen seines Fettes. →Tümmler


Delfin. Der Zeichner orientierte sich vermutlich am Gemeinen Delfin (Delphinus delphis).

Konrad von Megenberg, Buch der Natur (1349/50): »nu saz das kindel ains tages auf den delphin, dō truog er ez oft in daz mer.«

Johann Ludwig Gottfried, Newe Welt und Americanische Historien (1631/55): »sie sahen auch delphin oder meerschwein, welche … gleichsam in einer schlacht ordnung daher zogen.«

Walter Behrmann, Der weiten Welt Wunder, Erlebnisse eines Geographen in Fern und Nah (1956): »eine Herde von Schweinsfischen, von Delphinen«.

Meerschwein →Gestade (1566)

Delta, das, »dreieckförmige Flussmündung mit mehreren Armen«.

Im 16. Jahrh. übernommen aus lat. delta, dies aus griech. délta nach dem gleichlautenden, als Dreieck geschriebenen Buchstaben Δ wegen der Form der Nil-Mündung; aus der phönikischen Vorlage entstammt auch die hebr. Buchstabenbezeichnung dāleth. Erst im 19. Jahrh. von der Nilmündung auch auf andere Flussmündungen übertragen, seit Mitte des 19. Jahrh. in den Niederlanden auch auf die Rheinmündung.

Sebastian Münster, Cosmographei oder beschreibung aller länder (1550): »was lands zwischen jenen [den Nilarmen] begriffen wird, … die alten nennen es Deltam von der dreiekichten form so es hat, in Gestalt des Griechichen buchstaben delta, der ein triangel macht.«


Delta der Pomündung, Zustand um 1900.

Alexander von Humboldt, Ansichten der Natur (1808): »bis zu dem grossen Delta, welches der Orinoco an seiner Mündung bildet.«

Dhau, Dau, die, »Segelschiff arabischer und afrikanischer Küsten«.

Übernahme von engl. dhow, arab. dau, in vielen Sprachen am Indischen Ozean verbreitet, Ursprung unklar. Als tava in der Straße von Hormus am Ausgang des Persischen Golfs 1470 vom Russen Athanasius Nikitin erwähnt, damit wohl erstmals von einem europäischen Reisenden.

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