Buch lesen: «DISG Theorie #4 - Folge 1»
DISG THEORIE #4
Folge 1
Desmond Blume
Artcover: Kirra Cheers
Copyright: BERLINABLE UG
Aus dem Englischen übersetzt:
„Disc Theory #4”
Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.
Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.
Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.
Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.
Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.
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1. Domination
Der Mond warf sein Licht durch das offene Fenster auf ihre Handgelenke, die mit einem kastanienbraunen Hanfseil gefesselt waren. Sie war auf allen Vieren. Ihre Beine waren weit gespreizt. Ihr nackter Rücken glänzte vor post-sexuellem Schweiß. Mit zwei Fingern fuhr ich an beiden Seiten ihrer Wirbelsäule entlang und hinterließ ein Kribbeln. Sie hatte immer noch verbundene Augen und keuchte. Ich befahl ihr, mir alles zu nennen, was ihr gefiel. Sie konnte nicht sprechen und mir wurde klar, dass sie immer noch benommen war. Ich kniete mich vor sie und legte meine Lippen auf ihre. Da waren wir am engsten miteinander verbunden. Direkt danach.
Jeder möchte sein Leben und sich selbst in der Hand haben, aber wir tun es nie wirklich. Wir gestalten unser Leben mit Absichten und Routine. In unserer Jugend legen wir ein Fundament und bauen darauf dann ein Leben auf. Ein großes Haus. Eine harmonische Ehe. Eine steile Karriere. Kinder. Autos. Ein soziales Leben. Mitgliedschaften, Familie. Wir reisen, aber wir kommen immer wieder zurück. Wir kommen immer nach Hause. Wir wissen, wer unsere Liebe bekommt. Wir wissen, wem wir unsere Liebe geben können. Wir sind immer ganz konkret darin, welchen Weg wir einschlagen.
Der Traum war verschwommen. Ich saß an einer Bar und sie war da, aber sie war nicht bei mir. Ich war mit jemand anderem zusammen. Oder mit etwas anderem. Ich habe geschrieben. Ich schreibe immer. Ich trank einen weiteren Boulevardier. Ich saß da, schrieb und trank und versuchte, nicht aufzufallen. Aber an einem Samstagabend in einer Bar fällt man immer auf, wenn man allein ist. Und wenn man schreibt. Heutzutage ist es normaler, jemanden allein zu sehen, der in ein buntes Rechteck starrt. Niemand schreibt mehr. Außer, wenn eben doch jemand schreibt. Alle schreiben auf ihren Laptops. Niemand schreibt mehr in ein Notizbuch. Vor allem nicht in einer Bar.
Sie saß verführerisch da. Ihre Beine waren übereinandergeschlagen und sie verschränkte ihre Arme, während sie mit einem Mann sprach. Von außen war sie leicht zu lesen. Von innen war es schwieriger. Ihr Haar war sandblond mit türkisen Strähnen und etwas verblasstem Knallpink. Es fiel von ihrem Kopf bis knapp über ihre nackten Schultern. Sie blickte mich an, es war, als würde sie Signale aussenden. Entweder war es das, oder sie fand es seltsam, jemanden an der Bar schreiben zu sehen. Der Mann versuchte mit ihr zu flirten.
In Wirklichkeit haben wir uns bei Tinder getroffen. Sie besuchte gerade ihre Familie außerhalb von Chicago. Ich hatte meine Umkreissuche etwas zu weit vom Logan Square angesetzt und wir haben uns gematcht. In meiner Bio stand immer dasselbe: Zwischen den Laken dominant, auf der Straße ein progressiver Stand. Es war ein netter Spruch, der in der windigen Metropole schon mal eine Scheißmenge von Softies herausfilterte.
In dem Traum verschwanden wir in einem Hotelzimmer. Die Leute aus der Bar waren weg. Die Neonlichter der Bar verschmolzen zu billigen Wandbildern – eine Kopie eines Miró und ein Foto des Bundestags in Berlin. Das Alte und das Neue. Die Glaskuppel, die aus einem steinernen, gotischen Fundament auftaucht. Sie kniete sich auf den Eichenboden. Sie legte ihre Handflächen auf ihre Oberschenkel und blickte nach vorne, direkt auf die Spitze der Kommode. Ich ging zu ihr rüber und beobachtete sie. Sie saß mit aufrechtem Rücken. Ihre Lippen waren geschlossen. Sie wartete geduldig.
„Nimm die Hände auf den Rücken“, befahlt ich.
Sie zögerte. Einen Augenblick später gab sie nach. Ich war zufrieden.
„Wie möchtest du genannt werden?“, fragte ich sie. Sie antwortete nicht.
„Es ist okay“, sagte ich, „das ist ein sehr wichtiger Teil. Ein Gespräch über Vorlieben und Wünsche gehört dazu. Wir müssen erst reden, bevor wir weitermachen.“
Wir tauschten eine Handvoll Nachrichten aus, bevor wir uns den pikanten Themen widmeten. Zuerst dauerte es Tage, bis sie antwortete. Sobald wir die Grenze von Formalitäten zu expliziteren Wünschen überschritten hatten, reagierte sie schneller. Ich wollte alle ihre sexuellen Vorlieben erfahren. Wir waren frech und flirty. Aber wir waren auch ehrlich.
„Ich habe eine traumatische Vergangenheit“, gestand sie mir, „aber später im Leben hatte ich einen Partner, mit dem ich dem Trauma auf den Grund gehen konnte. Es aufarbeiten konnte. Wir haben mit Macht gespielt. Es war wirklich schwierig, aber auch extrem kathartisch.“
Der kostenlose Auszug ist beendet.