Buch lesen: «Weiterbildung an Hochschulen»

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Tobias Zimmermann, Geri Thomann, Denise Da Rin

Weiterbildung an Hochschulen

Über Kurse und Lehrgänge hinaus

Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 7

Eine Publikation der Abteilung Hochschuldidaktik

und Erwachsenenbildung der Pädagogischen Hochschule Zürich

ISBN Print: 978-3-0355-0845-1

ISBN E-Book: 978-3-0355-0740-9

Gestaltung und Satz: tiff.any GmbH, Berlin

1. Auflage 2018

Alle Rechte vorbehalten

© 2018 hep verlag ag, Bern

www.hep-verlag.com

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur Reihe Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung

Tobias Zimmermann, Geri Thomann und Denise Da Rin Einleitung und Übersicht

Weiterbildung an Hochschulen

Ziele des Bands

Der Inhalt im Überblick

Literatur

Teil 1: Zur Situation der Weiterbildung an Hochschulen

André Schläfli und Irena Sgier Weiterbildung in der Schweiz und in Europa

Einleitung

Weiterbildungslandschaft Schweiz

Weiterbildung auf Tertiärstufe

Anstehende Entwicklungen

Ausblick und Desiderate

Literatur

Erik Haberzeth Wissenschaftliches Wissen und berufliche Erfahrung vermitteln

Charakter wissenschaftlicher Weiterbildung

Fließende Übergänge zwischen Theorie und Praxis

Differenzierung von Wissensformen

Eigensinniger Umgang mit wissenschaftlichem Wissen

Empirie zum Umgang mit Wissen von Lehrkräften

Reflexive Wissensvermittlung als Perspektive

Literatur

Mònica Feixas and Franziska Zellweger Planning for Impact

German Abstract

The Context of Further Education

Transfer of Learning: A Challenging Concept

Assessment of Learning: Understanding the Phenomenon

Planning for Impact: Aligning Critical Transfer Factors Towards a Vision of Transfer of Learning

Conclusion

Bibliography

Tobias Zimmermann »Schon die Begrifflichkeit macht uns Mühe« (Interview mit Prof. Dr. Anke Hanft und Prof. Dr. Rolf Arnold)

Herausforderungen und Chancen der Weiterbildung an Hochschulen

Didaktik der Weiterbildung an Hochschulen

Blick in die Zukunft

Erwähnte Literatur

Teil 2: Didaktische Konzepte, Methoden und Formate für die Weiterbildung an Hochschulen

Martin Schmid und Katrin Kraus Anerkennung, Validierung, Anrechnung

Anerkennung als In-Wert-Setzung

Validierung im Kontext der Weiterbildung an Hochschulen

Zum Begriffsverständnis von Validierung

Anknüpfungspunkte für die abschlussbezogene Weiterbildung

Perspektiven für die hochschulische Weiterbildung

Anrechnungsverfahren in der Praxis

Schlussfolgerungen für die hochschulische Weiterbildung

Literatur

Niels Anderegg und Geri Thomann Praxisbeitrag: Wege zur Programmierung

Ausgangslage und erste Hypothesen

Grundidee der »Landkarte«

Entwicklung einer Landkarte

Ausblick

Literatur

Eva Buff Keller und Tobias Zimmermann Kompetenzorientierung und Individualisierung in der Studiengangsentwicklung

Einleitung

Zentrale Elemente der Studiengangsentwicklung in der Weiterbildung

Rahmenbedingungen

Didaktische Gestaltung des Lehrgangs

Evaluation

Fazit

Literatur

Tobias Zimmermann und Eva Buff Keller Praxisbeitrag: Kompetenzprofil für Hochschuldozierende im CAS Hochschuldidaktik »Winterstart«

Zielgruppe

Normative Basis

Kompetenzprofil Hochschuldidaktik

Literatur

Dagmar Engfer Blended Coaching

Basis des Blended-Coaching-Konzepts

Das Blended-Coaching-Konzept

Erfahrungen mit Blended Coaching am ZHE und Erkenntnisse daraus

Erkenntnisse zu verschiedenen Blended-Coaching-Formaten

Fazit

Literatur

Hilde Krug Praxisbeitrag: Projektsemester im Bildungsgang Dipl. Erwachsenenbildner/-in HF

Ausgangslage

Bedeutung der Projektarbeit in der Erwachsenenbildung

Projektmanagementkompetenzen »lernen«

Projektsemester im Bildungsgang Dipl. Erwachsenenbildner/-in HF

Fazit aus Rückmeldungen der Studierenden

Literatur

Anne Schlüter und Jan Schilling Weiterbildungsberatung

Einleitung

Arbeit und Aufgaben des ABZ

Tätigkeitsbereich der PEOE

Arbeitsbereich des ZfH

Wirksamkeit und Zweck von Beratung

Literatur

Ruth Förster und Renate Grau Praxisbeitrag: Modularisierung im MAS/CAS Mobilität der Zukunft (ETH Zürich)

Ausgangssituation

Didaktisches Konzept

Modularisierung

Fazit

Literatur

Ulrike Hanke und Nina Bach Spotlights und Special Interest Groups (SIGs)

Vorteile von Kurzveranstaltungen in der Weiterbildung

Kurzveranstaltungen in der Hochschuldidaktik – Spotlights und Special Interest Groups

Spotlights

Special Interest Groups (SIGs)

Evaluationsergebnisse von Kurzveranstaltungen in der hochschuldidaktischen Weiterbildung

Fazit

Literatur

Simon J. Evenett Praxisbeitrag: Demonstrating Expertise Under Pressure

Introduction

Rationale for this Initiative

Objectives, Organisation and Execution

Lessons Learned

Concluding Remarks

Bibliography

Philippe Wampfler Social Media in der Weiterbildung

Der Begriff der PLEs und ihre Beziehung zu Social Media

Gütekriterien und Gelingensbedingungen für den Aufbau von PLEs

Nutzen von PLEs und Social Media für die Weiterbildung

Die digitale PLE-Idee Lernenden und Lehrenden vermitteln

Fazit

Literatur

Thilo Harth Praxisbeitrag: Kommunikationsanlässe für Kompetenzorientierung schaffen

Kompetenzorientierung an Hochschulen: Anspruch und Wirklichkeit

Weiterbildung zur Hochschullehre über Kommunikationsanlässe: Drei Beispiele

Fazit

Literatur

Tobias Zimmermann »Bilden kann ich mich nur selbst« (Interview mit Prof. Dr. Theo Wehner)

Digitalisierung: Nichtwissen als Chance für die Menschen

Den Funken überspringen lassen

Legitimationsfunktion von Weiterbildung

Von der Wissenspyramide zur Bildungsbedarfsanalyse

Selbstgesteuertes Lernen: Bedingungen statt Strukturen schaffen

Gestaltung von Arbeits- und Bildungsräumen

Wunsch für die Zukunft

Erwähnte Literatur

Verzeichnis der Autorinnen und Interviewpartner

Vorwort zur Reihe Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung

Lehren, prüfen, beraten, forschen, organisieren: Diese Themen sind Bestandteil des Aufgabenfelds von Dozierenden. Sie sind die Akteurinnen und Akteure im Wissens- und Technologietransfer durch Weiterbildung und Dienstleistungen, betreiben Projektmanagement und engagieren sich in der Qualitätsentwicklung der eigenen Hochschule.

Lehre und Unterricht an Hochschulen sowie Hochschulentwicklung sind seit der Umsetzung der Bologna-Deklaration herausgefordert: So gestalten Dozierende etwa gemeinsam Curricula oder einzelne Module, planen Leistungsnachweise, integrieren Phasen von selbstorganisiertem Lernen oder implementieren Konzepte wie Problem-Based Learning in ihre Lehrveranstaltungen.

Das Zentrum für Hochschuldidaktik und -entwicklung (ZHE) an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PH Zürich) unterstützt seit 2009 Hochschulen und ihre Dozierenden durch Weiterbildung und Beratung.

Themenschwerpunkte sind dabei Studierendenorientierung, Rollenvielfalt bei Dozierenden, kompetenzorientierte Lehre, erwachsenenbildnerisches Handeln, Mentoring, Tutoring, Beratung, Schreib-, Denk- und Lernförderung in Lehre an Hochschulen und Bildungsorganisationen der Erwachsenenbildung, Hochschulentwicklung, Evaluation und höhere Berufsbildung.

Die Reihe Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung regt Diskussionen zu und Auseinandersetzungen mit aktuellen und praxisrelevanten hochschuldidaktischen Fragen an. Sie stellt Dozierenden an Fachhochschulen sowie Aus-/Weiterbildungsverantwortlichen in weiteren Institutionen der Erwachsenenbildung nützliche Reflexions- und Handlungsinstrumente zur Verfügung.

Jeweils eine Person aus dem Editorialboard verantwortet in der Regel als (Mit-)Herausgeberin den jeweiligen Band. Üblicherweise erscheint jährlich ein Band.

Wir beleuchten im vorliegenden siebten Band die Rolle von Weiterbildung an Hochschulen: Welche Stellung nehmen Hochschulen in der Weiterbildungslandschaft ein, wie sieht wirkungsvolle Weiterbildung an Hochschulen aus und welche Entwicklungslinien über die traditionellen Kurse und Lehrgänge hinaus zeichnen sich ab?

Herausgebende dieses Bands sind Tobias Zimmermann, Dozent am ZHE und Geschäftsstellenleiter der Abteilung Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung an der PH Zürich, Geri Thomann, Abteilungsleiter Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung an der PH Zürich, sowie Denise Da Rin, Leiterin des Zentrums Unterricht und Lernen an der PH Zürich.

Geplant sind folgende Bände:

Band 8: Digitalisierung und Weiterbildung (Hrsg. Erik Haberzeth und Irena Sgier)

Band 9: Evaluation und Qualitätsmanagement an Hochschulen (Hrsg. Michael Frais, Franziska Zellweger, Geri Thomann)

Bitte kontaktieren Sie uns für Rückmeldungen oder Ideen. Wir wünschen Ihnen viele Anregungen.

Das Editorialboard der Reihe:

Geri Thomann, Monique Honegger, Dagmar Bach und Tobias Zimmermann

Abteilung Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung

geri.thomann@phzh.ch

http://hochschuldidaktik.phzh.ch/

Tobias Zimmermann, Geri Thomann und Denise Da Rin Einleitung und Übersicht
Weiterbildung an Hochschulen

Die Hochschulen sind seit den 1990er-Jahren ein wachsender Player im Schweizer Weiterbildungsmarkt. Besonders die Fachhochschulen sind seit ihrer um die Jahrtausendwende erfolgten Gründung im Weiterbildungsbereich sehr aktiv. Dies geht einher mit der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung von Weiterbildungen: Gerade auch für gut Ausgebildete wird es angesichts von Globalisierung und Digitalisierung in unserer dienstleistungsorientierten Wirtschaft zunehmend wichtiger, den Anschluss an den aktuellen Stand von Wissenschaft zu wahren und neueste Erkenntnisse für die Praxis nutzen zu können. An Schweizer Hochschulen erfreuen sich bisher vor allem Weiterbildungslehrgänge (CAS, DAS, MAS, vgl. Schläfli & Sgier in diesem Band) großer Beliebtheit. Allerdings scheint das Angebot inzwischen teilweise größer als die Nachfrage, wobei die Unterschiede zwischen den Fachrichtungen und Hochschultypen groß sind. Verlässliche Zahlen zum Umfang des Weiterbildungsangebots und zu Teilnehmendenzahlen an Schweizer Hochschulen liegen leider keine vor, da bis heute aufseiten der Anbieter keine nationale Statistik erhoben wird (vgl. SKBF 2014, S. 266); Gleiches gilt auch für Deutschland (vgl. Kamm et al. 2016, S. 140).

Aus Sicht der Hochschuldidaktik fällt auf, dass es wenig Weiterbildungs- und Unterstützungsangebote gibt, die sich spezifisch auf Weiterbildnerinnen und Weiterbildner an Hochschulen ausrichten, während in den letzten Jahren das Angebot an hochschuldidaktischen Lehrgängen für Dozierende in der Lehre stetig zugenommen hat – einhergehend mit einer wachsenden Erwartung an diese, sich hochschuldidaktisch zu qualifizieren. Aus unserer Perspektive, die aus den genannten Gründen nicht durch statistische Daten gestützt werden kann, ist zudem wenig davon zu spüren, dass die an Hochschulen angebotenen Weiterbildungen dem wachsenden Bedarf nach flexiblen Angeboten Rechnung tragen würden. Hanft et al. (2016, S. 113) vermuten als Ursache, dass zu stark von der inneren Struktur und Logik des jeweiligen Fachgebiets her gedacht wird und zu wenig von den Vorerfahrungen und vorhandenen Kompetenzen der Teilnehmenden.

So erfolgen die meisten Weiterbildungen weiterhin schwergewichtig in Form von Präsenzunterricht; es sind wenig Verbindungen zwischen Weiterbildung und Beratung auszumachen, und die Verbindung zwischen konsekutivem Studium und Weiterbildung ist vielerorts nicht gegeben. Auch Leistungsnachweise orientieren sich vielerorts an den aus dem Grundstudium bekannten – und auch dort oft einem tiefergehenden Lernen nicht zuträglichen – Formaten wie Closed-Book-Klausuren und schriftlichen Arbeiten. Dies stellt eine vergebene Chance dar, Berufspraxis und Weiterbildung auf lernwirksame Weise zusammenzubringen.

Die geschilderte Situation steht im Widerspruch zum Konzept des lebenslangen Lernens, das im Weiterbildungsbereich seit der Jahrtausendwende zum Referenzrahmen geworden ist (vgl. das sogenannte Memorandum über das lebenslange Lernen, Europäische Kommission 2001). Dieses Konzept stellt einen Paradigmenwechsel in der Weiterbildung dar und zielt auf eine strukturelle Veränderung des bisherigen Bildungssystems. So erfordert es neue Bezüge zwischen den einzelnen Bereichen des Bildungssystems, sowohl bezüglich der Lerninhalte und Gestaltung der Angebote als auch bezüglich der Übergänge, Zugänge, Anrechnungen und des Aufbaus von Wissen, Qualifikationen und Fähigkeiten. Die Stoßrichtung beinhaltet auch, dass die Lernenden die lebenslange Lernperspektive ihres Lernprozesses selber lenken. Die Bildungssysteme des lebenslangen Lernens werden somit nicht mehr nur von den Institutionen und den Bildungsanbietern her definiert, sondern auch von der Person her, die lernt. Im Zuge dieser verstärkten Nachfrageorientierung werden heute auch bildungsökonomische Modelle wie Bildungsgutscheine lanciert (vgl. Schläfli & Sgier 2014, S. 59–63).

In der Schweiz hat die Politik versucht, den erhöhten Ansprüchen an die Weiterbildung durch ein neues Gesetz Rechnung zu tragen. Das im Zuge dieser Bemühungen geschaffene Weiterbildungsgesetz (WeBiG) trat am 1. Januar 2017 in Kraft und regelt als Rahmengesetz die gesamte non-formale Weiterbildung, zu der auch die Weiterbildung an Hochschulen gehört. Die zentralen fünf Grundsätze des Gesetzes betreffen die Aspekte Verantwortung, Qualität, Anrechnung von Bildungsleistungen an die formale Bildung, Verbesserung der Chancengleichheit sowie wirtschaftlicher Wettbewerb (vgl. Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft 2014).

Ziele des Bands

Neben dem eingangs konstatierten Innovationsdruck setzen die verstärkte Nachfrageorientierung, die inzwischen hohe Angebotsdichte sowie das Wettbewerbsprinzip des WeBiG die Weiterbildung an Hochschulen auch wirtschaftlich unter verstärkten Druck.

Uns scheint das ein guter Zeitpunkt, um die Situation näher zu analysieren und weiterführende Ideen und Konzepte zu diskutieren. Im ersten Teil des Bands leuchten wir deshalb systemische Zusammenhänge der Weiterbildungslandschaft an Hochschulen aus. Darauf aufbauend stellen wir im zweiten Teil innovative didaktische Konzepte, Methoden und Formate vor, die sich spezifisch für den Weiterbildungskontext eignen.

Dabei richten wir uns in erster Linie an Dozierende und Leitungspersonen im Weiterbildungsbereich an Hochschulen. Wir möchten ihnen die Möglichkeit bieten, ihr Bild von Weiterbildung und von den Weiterbildungsteilnehmenden abzugleichen mit einer systematisch aufgearbeiteten Beschreibung der aktuellen Situation an (Schweizer) Hochschulen. Darüber hinaus bieten die Beiträge des zweiten Teils vielfältige Anregungen für die didaktischmethodische Gestaltung von Weiterbildungen. Sie adressieren aktuelle Herausforderungen der hochschulischen Weiterbildung und sollen die Leserinnen und Leser anregen, ihre Weiterbildungen innovativ und zukunftsgerichtet zu gestalten.

Der Inhalt im Überblick

Der erste Teil des Bands beginnt mit einem Überblick über die aktuelle Situation der Weiterbildung in der Schweiz und speziell an Schweizer Hochschulen, den André Schläfli und Irena Sgier mit einem Ausblick auf Perspektiven für die Weiterentwicklung verbinden. Erik Haberzeth fragt anschließend, was wissenschaftliche Weiterbildung ausmacht, und zeigt anhand von vier Dimensionen des Umgangs mit Wissen, wie man Weiterbildung an Hochschulen lernwirksam gestalten kann. In diesem Beitrag klingt auch die Frage an, wie wissenschaftliches Wissen und das Erfahrungswissen der Teilnehmenden zueinander in Bezug gesetzt werden. Diese Frage vertiefen Mònica Feixas und Franziska Zellweger in ihrem Beitrag, indem sie didaktische, individuelle und organisationale Faktoren besprechen, die den Transfer zwischen Weiterbildung und Arbeitstätigkeit beeinflussen. Abgerundet wird der erste Teil durch ein Interview mit Anke Hanft und Rolf Arnold, in dem die thematischen Linien der ersten Beiträge noch einmal aufgegriffen und verwoben werden. Besonders die an Hochschulen starke Trennung von Ausbildung/konsekutivem Studium und Weiterbildung kritisieren die beiden Interviewpartner deutlich und fordern eine übergreifende Perspektive auf lebenslanges Lernen.

Der zweite Teil stellt innovative didaktische Konzepte, Methoden und Formate für die Gestaltung von Weiterbildung an Hochschulen vor. Eingestreut sind einige Praxisbeispiele1, die zeigen sollen, wie die vorgestellten Konzepte und Methoden umgesetzt werden können. So stellen Niels Anderegg und Geri Thomann die Arbeit an einer Weiterbildungslandkarte vor, während Tobias Zimmermann und Eva Buff Keller ein Kompetenzprofil für einen Weiterbildungslehrgang präsentieren. Hilde Krug erläutert ein Projektsemester, in dem sich Weiterbildungsstudierende weitgehend selbst organisieren, Ruth Förster und Renate Grau stellen ihren konsequent modularisierten Studiengang vor und Simon J. Evenett zeigt anhand der Learning Assessment Week auf, wie ein lernwirksamer Leistungsnachweis in einem Studiengang aussehen kann. Thilo Harth schließlich legt dar, wie man unterschiedliche Kommunikationsanlässe als Impulse zur Weiterbildung nutzen kann.

Den Anfang von Teil zwei bildet der Beitrag von Martin Schmid und Katrin Kraus, die das Anerkennen von Kompetenzen als In-Wert-Setzung diskutieren und aufzeigen, wie vorhandene Kompetenzen von Teilnehmenden in der Hochschulweiterbildung validiert werden können. Die Kompetenzthematik wird auch von Eva Buff Keller und Tobias Zimmermann aufgegriffen, die in ihrem Beitrag anhand eines Fallbeispiels wichtige Aspekte der Studiengangsentwicklung vorstellen. Dabei rücken sie neben der Kompetenzorientierung die Modularisierung und individuell gestaltbare didaktische Instrumente wie Entwicklungsziele und Portfolios in den Vordergrund.

Die folgenden beiden Beiträge widmen sich verschiedenen Aspekten der Beziehung von Weiterbildung und Beratung. Dagmar Engfer stellt mit Blended Coaching ein Konzept vor, das Beratungselemente in Weiterbildungsformate integriert und somit Weiterbildung und Beratung bewusst verzahnt. Aber auch im Vorfeld einer allfälligen Teilnahme an Weiterbildungen ist Beratung wertvoll, damit sich interessierte Personen ein Bild von den Möglichkeiten machen und ein für sie geeignetes Angebot auswählen können. Diese Aspekte erläutern Anne Schlüter und Jan Schilling anhand von Beispielen aus der Weiterbildungsberatung an der Universität Duisburg-Essen.

Während die meisten Beiträge auf größere respektive längere Weiterbildungsformate fokussieren, legen Ulrike Hanke und Nina Bach den Schwerpunkt auf ganz kurze Veranstaltungen. In ihrem Beitrag erläutern sie die Vorteile und Grenzen von Spotlights und Special Interest Groups als Weiterbildungsformate. Zeichnen sich diese Formate durch die Reduktion aufs Wesentlichste aus, geht es im Beitrag von Philippe Wampfler um eine Ausdehnung des Lernens in die digitale Sphäre. Er thematisiert den Einsatz von Social Media und persönlichen Lernumgebungen im Weiterbildungskontext und zeigt auf, dass die damit verbundenen Chancen viel größer sind als die oft betonten Risiken.

Zum Schluss öffnen wir im Interview mit Theo Wehner nochmals den Horizont und diskutieren auch kritische Aspekte des Umgangs mit Weiterbildungen wie die heute verbreitete »Zertifikatsgläubigkeit«. Zentral für den vorliegenden Band scheint uns eine Aussage aus dem Interview, mit der wir diese Einleitung abschließen möchten, da sie unserem eigenen Anliegen entspricht: »Wir müssen die Weiterbildungsteilnehmenden zu Teilhabenden machen.«