Buch lesen: «30 Minuten Schreibblockaden lösen»
Daniel Fitzke
30 Minuten
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Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg
Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen
Lektorat: Eva Gößwein, Berlin
Grafiken: Daniel Fitzke/gutekommunikation.net
Autorenfoto: Foto Gehring, Lennestadt
© 2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2018 erschienenen Buchtitel "30 Minuten Schreibblockaden lösen" von Daniel Fitzke, © 2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Hinweis:
Das Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-881-8
ISBN epub: 978-3-95623-796-6
In 30 Minuten wissen Sie mehr!
Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.
Kurze Lesezeit
In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.
Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.
Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen. |
Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.
Inhalt
Vorwort
1. Schreibblockaden gibt es gar nicht
Prokrastination ist Arbeit
Der kreative Prozess
Druck macht Diamanten
2. Angstblockaden und Erwartungsmanagement
Angst blockiert
Eigene Erwartungen
Erwartungen des Umfelds
Vertrauen ist gut! Punkt.
3. Kreative Prozesse gestalten
Intensität und Bewusstseinsaktivität
Expedition: Es geht los!
Inkubation: War da was?
Illumination: Feuerwerk im Cortex
Evaluation: Präzisionsarbeit auf den letzten Metern
4. Blockadefrei schreiben
Vertrau dir selbst, sonst tut es keiner
Fütter die Aliens
Spiel mit deinem inneren Kind
Du bist okay!
Den inneren Monolog anhalten
Fast Reader
Das letzte Wort …
Der Autor
Weiterführende Literatur
Vorwort
Hey, du! Ja, du, liebe Leserin. Und natürlich auch du, lieber Leser. Darf ich „du“ sagen? Nur für dieses Buch? Danach können wir gern wieder förmlich werden. Aber jetzt wollen wir ja gemeinsam an einer Sache arbeiten. Und da soll es doch ein bisschen lockerer zugehen. Schließlich geht es um Kreativität, oder nicht?
Ja, du hast richtig gelesen: Wir werden uns mit Kreativität beschäftigen. Denn du bist auf jeden Fall ein kreativer Typ. Sonst hättest du nicht zu diesem Buch gegriffen. Schreibblockaden, oder wie immer du sie nennen willst, gehören nämlich zu kreativen Prozessen dazu. Darum haben wir kreativen Schreiber alle damit zu tun. Nur wer lieblos Worte aneinanderreiht, kennt keine Schreibblockaden.
Also einigen wir uns darauf, vorerst beim „Du“ zu bleiben? Super, ich danke dir! Dafür verspreche ich dir auch, dass wir gemeinsam eine Menge Spaß haben werden. Du wirst feststellen, dass du mit deinen Schreibblockaden nicht allein bist und dass mit dir alles in Ordnung ist. Schon allein dadurch wird dieses Buch dich ganz persönlich weiterbringen und dir bei deiner Arbeit helfen.
Du wirst außerdem konkrete Modelle und Vorgehensweisen kennenlernen, für die es auch eine wissenschaftliche Grundlage gibt, und du bekommst Checklisten, die dir deine Arbeit erleichtern. Vor allem aber wirst du in Zukunft bei deiner kreativen Schreibarbeit noch mehr Spaß haben und dich besser fühlen. Denn du wirst entspannter bei der Sache sein, deinen Zug zum Ziel bewahren und dich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Diese Worte sprudeln gerade nur so aus mir heraus. Sie läuten das Ende einer langen Inkubationsphase ein. Was das ist, erfährst du in diesem Buch. Wie du damit umgehst, auch.
Ach ja, solltest du gerade in diesem Augenblick eine Schreibblockade haben, mach dich ganz locker. Das ist nämlich ein gutes Zeichen. Du brauchst gar nicht viel zu tun, lass einfach dein Unterbewusstsein arbeiten. Lies dabei ruhig ein bisschen weiter, dann bist du wenigstens beschäftigt. Bald werden die Ideen nur so sprudeln. Ganz bestimmt. Wahrscheinlich wird es dann wieder einmal eine Punktlandung …
Jetzt lass uns aber zur Sache kommen. Ich freue mich, dass du da bist, und wünsche dir viel Spaß beim Lesen.
Daniel
1.Schreibblockaden gibt es gar nicht
Schreibblockaden hatten wir alle schon mal. In der Schule, an der Uni, als Hobby- oder Berufsschreiber. Bei Projekt- oder Abschlussarbeiten, beim Texten für Presse oder Internet, beim Vorbereiten von Reden, Konzepten oder Präsentationen. Beim Bloggen, beim Dichten, bei der Hochzeitszeitung und vielleicht sogar beim Liebesbrief. Gerade wenn es gut werden soll, passiert es: Plötzlich geht es nicht weiter und nichts ergibt mehr einen Sinn. Produktivität: scheinbar null. Nur der Papierkorb sieht nach Arbeit aus.
Eine Schreibblockade? Nein! Eine Phase im kreativen Prozess! Dieser läuft etwa so ab: Voller Schwung geht es an eine Aufgabe. Schnell sind erste Ideen skizziert. Dann lässt die Energie nach. Lange passiert scheinbar gar nichts. Am Rande des Nervenzusammenbruchs vollendest du dein Werk schließlich kurz vor Torschluss.
Alles okay. Kreativität braucht Zeit. Wenn du den Prozess kennst, kannst du ihn bewusst gestalten. Und schon wird dein Leben leichter.
1.1Prokrastination ist Arbeit
„Die Leute glauben, ich sitze hier und arbeite. Dabei gehe ich 80 Prozent der Zeit nur um den Tisch herum und esse einen Apfel, während ich an nichts denke.“ Dieser Satz stammt von Miranda July. Die US-amerikanische Schriftstellerin, Drehbuchautorin, Filmemacherin und Performance-Künstlerin ist hochproduktiv. Chris Köver bezeichnet sie im WIRED Magazin als „vielseitigste Künstlerin der Welt“. Unter anderem hat sie etliche Kurzgeschichten und mehrere Romane verfasst. Sie schreibt auch Drehbücher, produziert Filme und programmiert Apps. Umso mehr überrascht ihre Aussage im Interview mit Chris Köver. Weiter erklärt Miranda July: „Das Gefühl, verloren oder gelangweilt zu sein, das ist meins, das will ich benutzen.“
Langeweile? Verlorenheit? Benutzen? Ja! Miranda July beschreibt eine ganz wesentliche Erfahrung im kreativen Schaffensprozess: Ein bisschen Langeweile und Prokrastination gehören immer dazu. Es geht nicht ohne. Prokrastination ist Arbeit.
Wenn du das begriffen hast, kannst du wie Miranda July die Langeweile kultivieren und als Teil des Schaffensprozesses annehmen. Dadurch lebt es sich leichter. Sicher, es braucht schon etwas Mut und großes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, 80 Prozent des Tages um einen Tisch herumzulaufen und an gar nichts zu denken. Doch es ist deutlich angenehmer, als vor einem leeren Blatt oder Monitor zu sitzen und wegen scheinbar mangelnder Produktivität zu verzweifeln.
Mut zur Langeweile
Mit etwas Selbstbewusstsein und Mut zur Langeweile lösen sich Schreibblockaden von ganz allein auf. Langeweile und Orientierungslosigkeit nicht auszuhalten bedeutet dagegen, weitere Blockaden aufzubauen. Zu Phasen der Prokrastination kommt es sowieso. Ganz bestimmt.
Ideen benötigen Zeit, um zu wachsen und zu reifen. In dieser Zeit brauchen sie Ruhe und Geduld. Hab also einfach etwas Geduld. Das zarte Pflänzchen der Inspiration wächst nicht schneller, wenn du daran ziehst.
Das ist keine Entschuldigung für chronisches Prokrastinieren oder für Faulheit. Am Ende braucht es immer einen Zug zum Ziel. Aber der Umgang mit der Langeweile macht einen entscheidenden Unterschied im Schreibprozess. Autoren wie Miranda July haben das verstanden und die Langeweile als festen Bestandteil ihres Schaffens akzeptiert. Dagegen sind viele professionelle und erfahrene Schreiber wie Douglas Adams, J. R. R. Tolkien oder Jack London an der Langeweile zutiefst verzweifelt – denn sie glaubten, unter Schreibblockaden zu leiden. Stephen King hat mit „Shining“ dieses Leiden sogar zum Thema eines ganzen Romans gemacht.
Mach du es dir leichter: Hab Mut zur Langeweile!
Ideen reifen in unproduktiven Phasen. Etwas Langeweile und Orientierungslosigkeit gehören zum Schreiben immer dazu. |
1.2Der kreative Prozess
1926 legte der Mitbegründer der London School of Economics, Graham Wallas (1858–1932), eine erste systematische Theorie des kreativen Denkens vor. In seinem Werk „The Art of Thought“ beschreibt er ein Modell des kreativen Prozesses, das bis heute Gültigkeit besitzt. Er identifiziert die vier Phasen:
1. Präparation (hier: Expedition)
2. Inkubation
3. Illumination
4. Verifikation (hier: Evaluation)
Abb. 1: Der kreative Prozess
Dem Modell von Wallas liegen Beobachtungen von Hermann von Helmholtz und Henri Poincaré zugrunde. Ein Physiker und ein Mathematiker haben also Pate für eine Theorie der Kreativität gestanden. Warum nicht? Denn auch die Lösung wissenschaftlicher Probleme erfordert kreatives Denken.
Phase 1: Expedition
Wallas verwendet für die erste Phase den Begriff „Preperation“, üblicherweise übersetzt als „Präparation“. Auch „Exploration“ findet sich als Bezeichnung für Phase 1, was wörtlich ins Deutsche übertragen auch im Sinne einer Ausbeutung (üblicherweise von Rohstoffen) verstanden werden kann.
Um den stark expeditiven, dynamischen Charakter dieser Phase zu unterstreichen, wird hier der Begriff der „Expedition“ verwendet. Also, auf zum Aufbruch ins Unbekannte. Packen wir‘s an!
Je präziser eine Aufgabe definiert ist, desto bessere Lösungsansätze finden sich am Ende. Das klingt einfacher, als es ist. Gerade bei stark konzeptionell getriebenen Arbeiten ist eine exakte Aufgabenbeschreibung unerlässlich.
Leitfragen im Bereich PR und Marketing:
Typische Leitfragen bei PR-Aktivitäten oder in der Marketing-Kommunikation lauten:
Wo stehen wir?
Was wollen wir erreichen?
Was kann die geplante Arbeit dazu beitragen?
Was sind die Botschaften?
Wen wollen wir erreichen bzw. wer sind die Zielgruppen der Botschaft?
Wie ticken diese Zielgruppen? Das heißt, was sind ihre Interessen und mit welcher Sprache erreichen wir sie?
Leitfragen bei einer wissenschaftlichen Arbeit:
Bei einer wissenschaftlichen Arbeit stehen zu Anfang andere, teilweise aber ähnliche Fragen im Vordergrund:
Was ist der Untersuchungsgegenstand?
Welche Aspekte sollen genau beleuchtet werden?
Was ist ein möglicher Erkenntnisgewinn?
Für wen kann das interessant sein?
Die Antworten auf diese Fragen führen zum eigentlichen Thema. Es folgen Recherche und ggf. ein Literaturstudium. Ein Arbeitstitel kristallisiert sich heraus. Möglicherweise gibt es schon eine erste Gliederung.
Vielleicht hast du das alles schon so oder ähnlich erlebt. Gerade diese Anfangsphase bringt oft scheinbar schnelle Resultate und die Zuversicht, die Aufgabe sicher und ohne größere Probleme bewältigen zu können. Die Zeit für ein Projekt scheint mehr als ausreichend und am Ende der Expedition sind schon die wesentlichen Pflöcke eingerammt. Das wird mal ein ganz entspannter Job. Bestimmt, wenigstens dieses eine Mal. Denkste!