Buch lesen: «Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte»
Das Buch
Was Gott Adam und Eva nicht sagte berührt die Essenz jedes Menschen - und ein zentrales Thema in unserem Leben: das Mysterium der Liebe. Daniel Allemanns in Frankreich gefeierter Bestseller begleitet uns auf eine beispiellose Abenteuerreise, in die geheimsten Winkel der Liebe und des Sex. Dabei wählt der Autor die Form einer Erzählung, um dem Leser den Zugang zu diesen Geheimnissen zu erleichtern, damit sie ihm auch konkret nützen können. „Was ist besser: sich lieben oder jemanden lieben?“ - „Die Angst zu lieben beenden“ - „Sex, Freude, und was daraus entsteht“, das sind drei der Themen, die den Leser zu seinen ganz persönlichen Entdeckungen führen. Entdeckungen, die sein Liebesleben auf eine Weise verändern werden, wie er es sich nicht erträumt hätte...
Der Autor
Daniel Allemann ist für seine innovativen Konzepte im Bereich von Ehe, Partnerschaft und Beziehungen bekannt. In Frankreich wurden die Medien schon 2009 auf ihn aufmerksam, seine Sendungen in Radio und Fernsehen wurden enthusiastisch gefeiert. Was Gott Adam und Eva nicht sagte wurde in Frankreich ein Bestseller - es ist Daniel Allemanns erstes Buch, das nun auch auf Deutsch vorliegt. Allemanns Bücher haben großen Erfolg, weil sie “keine unklaren Theorien, keine leeren Hoffnungen enthalten, nur Fakten und damit auch bemerkenswerte Ergebnisse“, wie der frühere F1-Rennfahrer Jacques Lafitte urteilt. Der 1963 geborene Autor und Künstler hat 2007 seine Karriere im Finanzsektor aufgegeben, um sich nur noch dem Schreiben und Gestalten (Malerei und Skulptur) zu widmen.
Daniel Allemann
Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte
Liebe, Sex und Einssein:
Die sieben Geheimnisse des Glücks
Inhaltsverzeichnis
Umschlag
Das Buch / Der Autor
Titel
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
1 DER ANFANG VOM ENDE
2 DÜSTERE LIEBESORAKEL
ERSTER TEIL
Professor Mauros Manuskript
Wie man die Liebesfallen umgeht und ein neues Verständnis entdecken kann
3 OFFENER BRIEF AN DIE OPFER DER LIEBE
4 PACKEN WIR’ S GLEICH AN ...
5 DIE DIAGNOSE IHRES LIEBESLEBENS
Interpretieren Sie ihr Ergebnis
6 EIN TESTERGEBNIS ZUM WEGLAUFEN
7 SICH SELBST LIEBEN ODER ANDERE: WAS IST WICHTIGER?
8 ÜBERRASCHENDE WAHRHEITEN ÜBER DIE LIEBE
Die sieben Schlüssel zum Glück
Das Wichtigste in Kürze
9 DAS GROSSE MYSTERIUM DER KUNST ZU LIEBEN
Ist Liebe eine Illusion?
„Gleich und gleich gesellt sich gern“
Die verborgene Wahrheit über die Liebe
Das Wichtigste in Kürze
10 IMMER NUR ENTTÄUSCHUNGEN? SO KÖNNEN SIE DIE URSACHEN AUSSCHALTEN
Jeder liebt so, wie er ist
Der andere ändert sich niemals
11 Kapitel nur für Frauen DIE SCHLÜSSEL ZUR GEFÜHLSWELT DES MANNES
So viele Männer, so viele Unterschiede...
Typisch männliche emotionale Bedürfnisse
Bestätigen Sie ihn in seiner Männlichkeit
Wie vermitteln Sie ihm das konkret?
Situationsbeispiele
Ein Kompliment, für das er besonders empfänglich ist
Seinem Ego zu schmeicheln ist schon alles?
Wie Sie seine Potenz anerkennen
Ein ultrasensibler Punkt: seine sexuelle Leistung!
Äußern Sie Ihre Wünsche!
Seien Sie ganz Frau!
Aber vermeiden Sie auch das ...
Und das sollten Sie kultivieren ...
12 ALL DAS HAT MAN MIR NIE GESAGT!
13 Kapitel nur für Männer REISE INS HERZ DER WEIBLICHKEIT
Anerkennung ihres innersten Wesens
Anerkennung ihrer Weiblichkeit
Setzen Sie die 3-A-Regel in die Tat um
Was Sie auf jeden Fall vermeiden müssen ...
Aber arbeiten Sie auch hieran ...
14 VERSCHLEISSEN BEZIEHUNGEN ZWANGSLÄUFIG?
Der Zahn der Zeit oder ständige Wiederholung?
Zwei unfehlbare Maßnahmen
Singles
Die einzige Lösung, die funktioniert!
15 EIFERSUCHT: DEN KREBS DER SEELE BESIEGEN
Was tun, wenn Sie das Opfer sind?
Was tun, wenn Sie der Eifersüchtige sind?
ZWEITER TEIL
Die sexuelle Spielwiese
Wie können unsere Unterschiede uns glücklich machen?
16 UND WO STEHE ICH IN ALL DEM?
17 KLEINE GESCHICHTE DER SEXUALITÄT
Die große Kluft
18 WAHRHEITEN ÜBER SEX, DIE JEDER WISSEN SOLLTE
Ohne Sünde kein Sex ... ohne Sex kein Liebespaar
Welches Ergebnis haben Sie?
Die Sexualität des Mannes
Welches Sexprofil haben Sie?
Mehr über die Sexualität der Frau
Welches Ergebnis haben Sie?
19 FRAUEN: WAS MÄNNER NUR ALLZU OFT VERGESSEN
Liebe auch hier!
Die zentrale Rolle der Gefühle
20 DIE FÜNF WICHTIGSTEN SEXPROBLEME DES MANNES UND IHRE LÖSUNG
Schauen wir einmal, ob Sie recht haben ...
Sexuelle Unlust
Keine Erektion
Erektionsverlust vor dem Sex oder währenddessen
Vorzeitige Ejakulation
Kein Orgasmus
Und die kleine blaue Pille?
Kontrolle der Ejakulation durch Squeezing
21 DIE SEXUALITÄT DER FRAU: VORURTEILE UND REALITÄT
Zerrbild der weiblichen Sexualität
22 DIE DREI WICHTIGSTEN SEXPROBLEME DER FRAU UND IHRE LÖSUNG
Welche Lösungen gibt es?
Die Lust und ihr Mehrwert
Und was ist mit Masturbation?
23 SEX, LUST UND DIE ZUKUNFT
Nachwort
ENDE DES MANUSKRIPTES, BEGINN EINES NEUEN LEBENS
DRITTER TEIL
Das Dritte Auge der Liebe
Wie komme ich in den Kreis der Eingeweihten?
24 MARILYNS FLUCH
25 DAS DRITTE AUGE DER LIEBE: VOM MYTHOS ZUR REALITÄT
26 DER PFAD DER EINWEIHUNG
EPILOG
Impressum
Glücklich sind die, die Pech in der Liebe hatten.
Denn vor ihnen liegt eine großartige Beziehung!
VORWORT
Gerade stehen Sie an der Schwelle zu einer faszinierenden Reise in die geheimsten Winkel unseres Sex- und Liebeslebens - einer erstaunlich bereichernden Entdeckungsreise, die uns von unbewussten und bewussten Begrenzungen befreit.
Von den Büchern, die unser Leben tiefgreifend beeinflussen können, gehört dieses Buch ganz oben auf die Liste. Und zwar aus mehreren Gründen.
Zum einen, weil es nicht das Werk eines einzelnen Autors und seiner persönlichen Überzeugungen ist. Vielmehr entstand es aus zahlreichen Aussagen von Frauen und Männern, die ein großartiges Liebesleben führen. Und es ist das Ergebnis langer, aufwendiger Recherchen und des konkreten Austauschs mit Fachleuten: Psychologen, Soziologen, Medizinern, Sexologen usw.
Eines ist sicher: Das Thema ist diese Mühe wert. Denn Liebe, Sex und Beziehungen sind heute mehr als je zuvor allgegenwärtig. Gleichzeitig sind sie von den meisten aber auch noch nie so schlecht verstanden und gelebt worden.
Nach der sexuellen Revolution, die sich in realen Fortschritten in Gesetzen und Denkweisen niederschlug, fand das Thema in den Medien breiten Anklang. Letzten Endes erwiesen sie ihm mit diesem Hype aber einen schlechten Dienst. Es scheint, als hätte man mit all dem Gerede über Liebe und Sex das ganze Thema zugleich popularisiert und vulgarisiert, auseinandergenommen und die Beziehung zwischen Mann und Frau nur noch komplizierter gemacht.
Was ist Glück in der Liebe? Bedeutet es, sein Leben komplett mit demselben Menschen zu verbringen? Mehrmals zu heiraten und erst mit über 50 den Richtigen zu finden? Single zu bleiben und viele sexuelle Erfahrungen zu machen?
Wir alle wissen, dass es dafür kein Patentrezept gibt. Alle Antworten können richtig sein, sobald sie einen Sinn für denjenigen in seinem Leben ergeben. Aber um diesen Sinn zu finden, muss man sich andererseits auch für die Kunst zu lieben bereitmachen und dafür, die wahre Liebe zu leben.
Dabei geht es zunächst einmal darum, dass wir uns von den Vorurteilen befreien, die uns die Sicht auf die Realität verstellen: Die Liebe ist ein Strohfeuer; die große Liebe trifft man nur einmal im Leben; Liebe muss man sich verdienen; Liebe ist im Grunde nur sexuelles Verlangen; im Bett lässt sich alles regeln; Sex ist ein rein körperliches Bedürfnis; Männer können Liebe und Sex trennen; in einer Beziehung liebt einer immer mehr als der andere ... Im Laufe der Zeit sind diese und noch viele andere Behauptungen für uns zu Prinzipien geworden. Es ist an der Zeit, sie sich einmal genauer anzuschauen. Und anhand von Beispielen die große Gefahr aufzuzeigen, die darin liegt.
Das Verdienst dieses Buches ist es, dass es unser Wissen über Liebe, Sex und Beziehungen in eine zugleich einfache, gesunde und konkrete Perspektive rückt. Aber auch und vor allem in eine erfüllende Perspektive.
Es wendet sich sowohl an Männer als auch an Frauen, berücksichtigt ihre Unterschiede und bietet ihnen eine individuelle Lektüre der einzelnen Themenbereiche an: Flirten, Eifersucht, Routine, sexuelle Beziehungen, sexuelle Probleme, Kenntnis des anderen, die Realität der Liebe und vieles mehr ...
Das Buch möchte seine Leserinnen und Leser dazu anregen, ohne Tabus und Heuchelei ihre innere Welt zu entdecken, um zum wahren Einklang von Liebe und Sex zu finden, einem der wichtigsten Schlüssel zum Glück.
Die sieben Schlüssel, von denen später die Rede sein wird, sind der rote Faden, der alles miteinander verbindet. Sie sind die Grundlage jeder geglückten Begegnung und jeder glücklichen Beziehung. Ohne sie wird der Mann oder die Frau, der oder die wirklich zu uns passt, wahrscheinlich niemals unseren Weg kreuzen. Mit ihnen werden die Liebe und ihre Freuden zur täglichen Realität, ja, ich würde sogar sagen, zu einem täglichen Wunder.
Auf den folgenden Seiten werden uns diese Erkenntnisse in Form einer romantischen Erzählung vermittelt. Denn es ist enorm wichtig, von der emotionalen Seite her an dieses Thema heranzugehen, das an das Wesentliche im Leben jedes Menschen rührt, statt rein analytisch, was nicht dieselbe Wirkung hätte ... und dieses Buch nur zu einem unter vielen machen würde. Und diese „romantische“ Seite tut der Ernsthaftigkeit des Themas natürlich keinen Abbruch.
Sie werden überrascht sein, welche Wirkung diese „emotionale“ Herangehensweise hat.
Vielleicht haben Sie schon viele Bücher über die Liebe gelesen. Sie haben Artikel gelesen, Fernsehsendungen gesehen. Allerdings werden Sie feststellen, dass absolut nichts Ähnlichkeit mit dem hat, was Sie auf den folgenden Seiten lesen werden. Eines ist sicher: Dieses Buch wird Ihr Liebesleben verändern, so, wie es auch das der Heldin verwandelt hat.
Eines jedoch ist dafür unerlässlich: Gehen Sie ganz offen an dieses Buch heran, ohne Vorurteile. Denn nur so können Sie es wirklich in seiner Gänze erfassen.
1
DER ANFANG VOM ENDE
Paris, 26. Januar
„Sie behaupten: Die Liebe ist ein Riesenschwindel ... Finden Sie nicht, dass Sie damit ein bisschen zu weit gehen? In unserer Sendung heute Morgen, aber auch in Ihren Artikeln und Interviews, ist Ihr Tenor immer der gleiche: Sie verreißen die Liebe und die Paarbeziehung! Wenn das keine Provokation ist, dann weiß ich es auch nicht!“
Wir waren zu dritt im Studio. Hinter der Scheibe wachte der Techniker über sein Schaltpult. An dem düsteren, abgeschotteten Ort hatte das Interview inzwischen die Züge eines intimen Gesprächs angenommen.
Seit fast einer Stunde hatte mich jetzt schon der Starmoderator eines großen nationalen Radiosenders im Kreuzverhör. Seinen Namen verrate ich hier lieber nicht: Eine unerhörte Frage folgte der nächsten. Aber statt ihm zu sagen, was ich von ihm hielt, antwortete ich lächelnd: „Das ist keine Provokation, nur eine Feststellung! Aufgrund von persönlichen Erfahrungen, aber auch von vertraulichen Aussagen von Hunderten Männern und Frauen, die ich für meine Artikelserie zum Thema Liebe befragt habe. Bei ihren Geständnissen war mir nicht nach Scherzen zumute, das können Sie mir glauben! Sie haben mir jede Illusion über die Beziehung zwischen Mann und Frau genommen. Die Liebe ist ein Riesenschwindel, dabei bleibe ich, und dazu stehe ich!“
Jetzt übernahm wieder die Kollegin meines Interviewers das Wort. Ebenfalls nicht besonders geschickt, hatte sie mir von Anfang an immer wieder widersprochen. War es Eifersucht wegen des ganzen Medienrummels um meine Recherchen über die Liebe? Oder Eifersucht einer Frau auf eine andere? Wahrscheinlich beides.
„Sie sind jung, attraktiv und prominent. Sie müssen großen Erfolg bei den Männern haben, behaupten Sie mir jetzt bitte nicht das Gegenteil! Wie kann eine Frau wie Sie so der Liebe misstrauen? Ich kann das einfach nicht nachvollziehen ...“
In diesem Stil machte sie weiter, es sprudelte förmlich aus ihr heraus. Was wusste sie eigentlich von meinem Liebes- und Sexleben? Nicht besonders viel, denn wenn sie mehr gewusst hätte ... Erneut riss ich mich zusammen, um nicht auf sie loszugehen: „Glauben Sie wirklich, dass eine junge, hübsche Frau zwangsläufig Glück in der Liebe hat? Dass sie in jedem Fall immer die Gewinnerin ist? Dann täuschen Sie sich aber gewaltig, denn oft passiert genau das Gegenteil. Und ich werde es Ihnen beweisen.“
Sie glaubte, mich zum Schweigen bringen zu können, indem sie versuchte, lustig zu sein: „Besser jung und schön als alt und hässlich, da sind sich wohl alle Hörerinnen mit mir einig!“
An dieser Stelle begann ich unangenehm zu werden: „Zum Glück sind Sie ja auch jung und schön. Denn wenn Sie sich allein auf Ihren Humor verlassen müssten, dann würden Sie den Mann Ihres Lebens so schnell wohl nicht finden!“
Offenbar hielt ihr Kollege es für klug, unser Gespräch an dieser Stelle zu beenden, bevor es in einen Zickenkrieg ausartete: „Liebe Sandrine Rochas, Sie kennen ja das Prinzip unserer Sendung: Unsere Hörer stellen unseren Gästen live Fragen. Es wird Zeit, ihnen das Wort zu überlassen, denn unsere Telefonzentrale steht kurz vorm Kollaps!“
Der erste Hörer warf eine Frage auf, die mich seit einiger Zeit selbst beschäftigte: „Mit Ihren Artikeln über die Liebe sind Sie in kurzer Zeit berühmt geworden, sie finden große Beachtung. Fürchten Sie nicht, dass Sie vielen Männern und Frauen den Mut und die Zuversicht nehmen, wenn Sie sich so negativ über Liebe und Sex auslassen? Und damit vielleicht sogar Trennungen und Scheidungen verursachen?“
Sein Tonfall war nicht aggressiv, die Argumentation durchaus schlüssig. Ich antwortete ganz ehrlich: „Das Risiko, Trennungen zu beeinflussen, existiert, ja. Das ist mir völlig bewusst. Aber liegt es nicht vor allem daran, dass die Liebe eine flüchtige Illusion ist, dass es so viele Scheidungen und Trennungen gibt? Meine Artikel gibt es nicht umsonst. Ich sage lieber die Wahrheit, auch wenn sie nicht rosig ist, statt den Mythos einer idyllischen Liebe aufrechtzuerhalten, die in Wirklichkeit in über der Hälfte der Fälle in einem trostlosen Knast endet. Vorsicht ist besser als Nachsicht: Nur wenn man der Realität der Beziehung zwischen Mann und Frau ins Auge sieht, hat man die größten Chancen, weniger Enttäuschungen zu erleben ...“
Überzeugt, mich in die Enge treiben zu können, unterbrach mich die Moderatorin: „Sie sprechen von der Realität der Beziehung zwischen Mann und Frau ... Kann es sein, dass es sich dabei eher um ganz persönliche, verbitterte, demoralisierende Vorurteile handelt?“
Sie hatte mich herausgefordert, also gab ich es ihr postwendend zurück: „Dann sehen Sie sich doch mal um! Sie sind weder blind noch taub! Die Tatsachen sprechen für sich: Noch nie hat es so viele Scheidungen und Trennungen gegeben! Jeder von uns hat dafür Beispiele in seinem Umfeld. Und die ganzen Patchworkfamilien, von denen es auch immer mehr gibt, sind auch nicht meine Erfindung!“
Aber sie wollte nicht lockerlassen: „Werfen Sie jetzt bloß nicht alles durcheinander! Das ist die Zeit, in der wir leben, mit der Liebe hat das gar nichts zu tun!“
„Dann erzählen Sie das mal den Frauen und Männern, die aufrichtig an ihre Gefühle geglaubt haben, aber nur eines dafür bekommen haben: große seelische Einsamkeit, unter der sie jeden Tag zu leiden haben!“
Während die Moderatorin noch nach einer Antwort suchte, ergriff der Hörer wieder das Wort: „Aber trotzdem gibt es ja auch glückliche Paare!“
„Ich behaupte ja auch gar nichts Gegenteiliges, aber Sie müssen zugeben, dass sie selten sind. Wenn Sie die Scheidungen, die Trennungen und die Paare zusammenrechnen, die resigniert haben und zusammen ein mittelmäßiges Leben führen, oder die gezwungenermaßen aus materiellen Gründen zusammenbleiben, dann bleibt nicht mehr viel Platz für das Glück zu zweit ...“
Er war ein aufrichtiger Mensch und stimmte mir am Ende zu: „Ja, da haben Sie leider recht ...“
Eine weitere Hörerin ergriff das Wort: „Ich gebe Sandrine Rochas vollkommen recht, und alle meine Freundinnen auch. Ich bin seit 12 Jahren verheiratet, und wenn die Kinder nicht wären, hätte ich mich schon längst scheiden lassen. Für mich lässt sich unser glückliches Leben zu zweit auf drei idyllische Monate zusammenfassen ... Seitdem ist es katastrophal. Jeden Tag Streit. Liebe, Harmonie und Glück zu zweit, ich weiß gar nicht, was das überhaupt ist! Ich finde mich in Ihren Artikeln vollkommen wieder ... Ich habe gehört, dass Sie an einem Buch schreiben. Stimmt das?“
„Ja. Ich kann Ihnen sogar schon den Titel nennen: Die Liebe: eine einzige Katastrophe!“
„Ich bin gespannt darauf. Ab wann kann man es kaufen?“
„Nach den Sommerferien.“
Ein weiterer Anruf eines sehr wütenden Hörers kam herein: „Sie haben recht: Die Liebe ist eine verdammte Katastrophe! Man muss völlig blind oder bewusstlos sein, um daran zu glauben!“
„Das habe ich nie gesagt!“
„Nein, aber ich bin mir sicher, dass Sie so denken!“
„Das stimmt so nicht! Ich sage, dass wir sehr wenig über die Liebe wissen. Das ist nicht dasselbe. Und wenn wir so wenig wissen, dann deshalb, weil man uns von klein auf mit Ammenmärchen indoktriniert, so sieht es aus!“
„Kann sein. Aber wenn Sie schon behaupten, für die Wahrheit einzustehen, dann seien Sie auch konsequent!“
„Und das heißt?“
„Geben Sie zu, dass Frauen Liebe und Gefühle in Wahrheit komplett egal sind. Sie haben nur eines im Kopf: einen Dummen zu finden, der ihnen materielle Sicherheit gibt!“
„Da haben Sie aber vergessen, dass heute die meisten Frauen arbeiten und ihren Teil zum gemeinsamen Budget beitragen ...“
„Ja, das ist genau das, was die feministischen Schlampen immer erzählen!“
Hier zeigte der Starmoderator die richtige Reaktion: „Bleiben Sie bitte anständig! Sonst kann ich Sie leider nicht weiterreden lassen!“
Mitten in den Tumult kam ein weiterer Anruf. Eine Frau, nach der Stimme zu urteilen sehr jung:
„Also wissen Sie, man muss nicht besonders tief graben, um den Macho zu finden, der in jedem Mann schlummert! Aber deswegen rufe ich gar nicht an. Auch ich stimme Sandrine Rochas zu: Die Liebe ist einfach nur Unsinn! Man muss wirklich total naiv sein, um daran zu glauben!“
„Bitte erklären Sie uns das ...“
„Der Anrufer gerade hat gesagt, dass Frauen nur an eines denken. Und was ist mit den Männern? Sie sind doch geradezu besessen von Sex! Ihr ganzes schönes Gerede hat doch nur einen Zweck: Frauen ins Bett zu kriegen! Danach geben sie einem entweder den Laufpass oder betrachten einen als Möbelstück. Dann ist man nur noch das Dienstmädchen für alles, jederzeit verfügbar für die schnelle Nummer, wenn ihnen danach ist! Nennen Sie das etwa Liebe?“
Die Moderatorin, die beim Zuhören kritisch den Mund verzogen hatte, warf ein: „Finden Sie nicht, Sie übertreiben da jetzt etwas?“
Aber die junge Frau ließ sich nicht von ihrer Meinung abbringen: „Übertreiben? Auf keinen Fall! Fragen Sie mal die Frauen in Ihrem Umfeld, die allermeisten werden mir recht geben: Dauerhaft glückliche Paare gibt es nicht! Man muss schon wirklich dumm sein, um daran zu glauben!“
Und sie fügte hinzu: „Bravo, Sandrine! Kämpfen Sie weiter, um den Frauen endlich mal die Augen zu öffnen. Dann bewahren Sie sie vielleicht davor, die Ammenmärchen zu glauben, die ihnen schon viel zu lange aufgetischt werden!“
Mein Interviewer schien sich selbst für sehr witzig zu halten, als er bemerkte: „Jetzt kommt man sich hier schon fast wie auf einer Feministinnentagung vor ...“
Da ich keinen Mucks von mir gab, beeilte er sich, einen weiteren Anruf entgegenzunehmen.
Diesmal behielt er seinen Unmut für sich. Was die Hörerin zu sagen hatte, war nicht dazu geeignet.
„Ich habe mir die komplette Sendung bis jetzt angehört. Ich möchte Ihnen sagen, dass ich Ihnen nicht zustimme; ich bin empört, was Sie hier sagen. Ich glaube an die Liebe! Ich bin 48. Als ich meinen Partner kennenlernte, war ich 26. Wir waren immer glücklich und haben uns sehr geliebt, das garantiere ich Ihnen! Leider starb er vor sechs Jahren bei einem Verkehrsunfall. Er fehlt mir unendlich. Seit seinem Tod komme ich fast um vor Einsamkeit, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke.“
Der Moderator antwortete prompt mit der übertrieben traurigen Stimme eines schlechten Schauspielers: „Seien Sie überzeugt, dass wir alle aus tiefstem Herzen bei Ihnen sind.“
Die Hörerin fuhr fort: „Vielen Dank, das berührt mich. Aber ich möchte gerne wissen, was die ‚Liebes-Spezialistin‘ Sandrine Rochas von meiner Meinung hält.“
Mit einem spöttischen Lächeln wandte sich die Moderatorin an mich: „Sandrine, was antworten Sie dieser Hörerin, deren bewegender Fall Ihre systematische Abwertung der Liebe widerlegt?“
Sie glaubte, mich endlich in die Enge getrieben zu haben. Ihr Lächeln war triumphierend.
„Zuerst einmal möchte auch ich ihr mein aufrichtiges Mitgefühl versichern. Aber dann möchte ich ihr auch sagen, dass man aus vergangenem Glück nicht schließen kann, dass es die Liebe gibt ...“
„Warum?“, fragte der Starmoderator, ausnahmsweise mal ernst und aufmerksam.
„Weil ihre Aussage meiner Meinung nach nur eines beweist ...“
„Und das wäre?“, fragten meine beiden Interviewer im Chor.
„Das, was wir Liebe nennen, ist lediglich ein Ausdruck der Angst vor Einsamkeit, die in jedem Menschen vorhanden ist. Oder zumindest bei der großen Mehrheit. Ich werde nur eine einzige Tatsache anführen, obwohl ich Ihnen noch viele weitere nennen könnte: Die Hörerin sagt selbst, dass sie seit dem Tod ihres Partners vor Einsamkeit fast umkommt. Es ist genau diese Einsamkeit, wegen der sie leidet, nicht der Verlust einer Liebe, die einfach nur das Produkt ihrer Einbildung war ...“
Sofort unterbrach mich die Hörerin empört: „Ich habe meinen Partner wirklich geliebt, und er mich auch, und ich verbiete Ihnen, das Gegenteil zu behaupten!“
Ich hatte Mitleid mit ihr, aber nicht derart, dass ich jetzt gegen meine eigene Überzeugung sprach: „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Ich sage weder, dass Sie und Ihr Partner keine tiefen Gefühle füreinander hatten, noch, dass Sie nicht zutiefst glücklich zusammen waren. Ich sage nur, dass diese Gefühle nur der unbewusste Ausdruck der Angst vor Einsamkeit waren, die in jedem von uns existiert. Denn ich sage es gerne noch mal: Die Liebe gibt es nicht! Sie ist nur eine Illusion mit dem einzigen Ziel, uns diese Angst zu ersparen.“
Die Hörerin ersparte sich jeden Kommentar und legte wütend auf.
Kurzes Schweigen in der Leitung, dann reagierte der Moderator und nahm einen weiteren Anruf entgegen.
Eine halbe Stunde später war die Sendung zu Ende. Zwei Drittel der Anrufer, Frauen und Männer gleichermaßen, waren auf meiner Seite. Einmal mehr zeigte mir die Erfahrung, dass ich nicht die Einzige war, die sich weigerte, an dieses inhaltsleere Wort Liebe zu glauben. Spaß machte mir das alles nicht. Es gefällt mir nicht besonders, Träume zu zerstören. Außer, wenn sie gefährlich sind, weil sie zu schmerzhaften Enttäuschungen führen.
Das übrige Drittel der Anrufer bestand aus Liebes-Groupies. Männer und Frauen, die felsenfest an die Liebe glaubten. Ich konnte es ihnen nicht verübeln: Auch ich hatte einmal daran geglaubt ...
Ich sprach kurz mit dem Regisseur, dann vermeldete der Moderator, dass die Anrufe sämtliche Rekorde gebrochen hatten. Sofort schlug er mir ein weiteres Interview in den kommenden Wochen vor. In den Augen der Moderatorin sah ich Wut. Nur um sie zu ärgern, stimmte ich zu!