Meine besten Hausmittel

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Meine besten Hausmittel
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DR. MED. CHRISTINE REILER

MEINE BESTEN HAUSMITTEL

aus Küche und Garten

Fotos: Harald Eisenberger



Vorwort


Mein erstes Wort war Blume …

genauer gesagt Bume … und, ja, meine Mama hat das gut weggesteckt – sie kam ohnehin gleich danach an die Reihe. Außerdem hat sie, gemeinsam mit meinem Vater, wohl entscheidend dazu beigetragen, dass ich mich so früh für alles begeistern konnte, was um mich herum grünte und blühte. Meine pflanzeninteressierten Eltern brachten mir alsbald die Namen der heimischen Gewächse bei und ich war bereits in Kleinkindertagen eine gelehrige Schülerin und konnte die gängigsten Vertreter der heimischen Flora beim Namen nennen.

Als kleine Kräuterhexe haben mich auch die Ergebnisse diverser Pflanzenanwendungen interessiert und so hab’ ich alles Mögliche ausprobiert und gekostet – unter anderem gemeinsam mit einer Freundin die verlockenden schwarzen Holunderbeeren. Wir hatten Glück, nicht an etwas Giftigeres geraten zu sein, und so brachte uns dieser Selbstversuch lediglich einen leichten Durchfall ein. Und natürlich eine Schimpftirade zuhause …

Ein anderes Mal habe ich mir die schönen gefiederten Blätter der Schafgarbe, die ich leicht mit den Fingern zerrieben hatte, auf mein wundes Knie gelegt und war total verblüfft, als das Bluten aufhörte – insgeheim wähnte ich mich bereits als nächste Nobelpreisträgerin. Inzwischen weiß ich, dass diese Wirkung der Schafgarbe schon seit Jahrhunderten bekannt und einer ihrer Zweitnamen Blutstillkraut ist. Selbst als Teenager verbrachte ich viel Zeit in der Natur und unternahm Streifzüge durch Wälder und Wiesen (Diskothekenbesuche etc. standen selbstverständlich auch auf dem Programm!) – und, was soll ich sagen, all das tue ich heute noch mit unveränderter Leidenschaft (gut, die Diskothekenbesuche sind schon sehr selten geworden).

Während meines Medizinstudiums wuchs, man könnte fast sagen naturgemäß, mein Interesse für naturheilkundliche Verfahren und damit für die guten alten Hausmittel. Allerdings hatte ich ständig das Gefühl, dass auf der Uni zu wenig darüber gelehrt wird. Ausgesprochen viel erfahren konnte und durfte ich hingegen von den Krankenschwestern, denen ich im Laufe meiner praktischen Ausbildung zur Ärztin begegnete – ihren Geschichten habe ich gerne gelauscht, ihre alternativen Tipps richtiggehend aufgesaugt. Nach und nach habe ich viele Schritte in diese für mich so spannende Richtung gemacht und dabei sehr bereichernde Menschen kennen gelernt – Menschen, die ihre Pflanzen- und Medizinpassion mit mir teilen.

Den vorerst (!) letzten Schritt konnte ich vor Kurzem abschließen: meine Ausbildung zur Phytotherapeutin. Im Rahmen einer Fortbildung der österreichischen Phytotherapiegesellschaft habe ich mit Arztkolleginnen und -kollegen die Landschaft unsicher gemacht, bin viele Rezepte und Erkrankungen „durchgegangen“, habe Wurzeln, Blätter und Blüten beschnuppert und betatscht und schlussendlich die Abschlussprüfung bestanden. Ich habe jede Minute davon genossen!

BILLIG, NACHHALTIG, IMMER ZUR HAND

Mittlerweile habe ich nicht nur theoretisches Wissen im „Hausmittelwesen“ gesammelt, sondern verfüge auch schon über eine recht umfangreiche praktische Erfahrung in diesem Bereich. Obwohl selbst gelernte Schulmedizinerin, probiere ich es in leichten Fällen zuerst lieber mit dem, was meine Küche, mein Garten, meine kleine Naturapotheke hergeben, und das ist eine ganze Menge! Ich versorge meine Lieben mit Topfen- oder Zwiebelwickeln, wenn sie Halsschmerzen haben, braue ihnen Heidelbeertee, wenn sie unter Durchfall leiden, koche ihnen die viel gerühmte Hühnersuppe, wenn sie kränkeln, und konnte damit schon einige positive Erfolge verbuchen.

Topfen, Zwiebeln, Heidelbeeren, Suppe: all das sind Hausmittel, die jeder kennt und die kein Luxus sind – das wollte ich nur so nebenher erwähnt haben!

Es ist schön zu wissen, dass ich die meisten Zutaten für diese sanften Mittel stets zuhause habe, aber eigentlich ist es mehr als das: Der Gedanke, leichte Beschwerden jederzeit lindern zu können und diese erste Hilfe quasi im „Küchenkastl“ parat zu haben, schenkt mir innere Ruhe. Kinder beispielsweise werden ja meistens abends krank oder am Wochenende – das ist mein persönlicher Eindruck, aber auch der vieler anderer Eltern, wie mir im Freundes- und Bekanntenkreis immer wieder bestätigt wird.

TRADITION, FÜRSORGE, NESTWÄRME

Freilich baue ich gerne vor – will heißen, dass ich mein imaginäres Kästchen mit Naturheilmitteln immer wieder auffülle, zur richtigen Zeit Kräuter pflücke, schneide und trockne, Tinkturen ansetze, Salben rühre und dergleichen mehr. Ich mache das mit großer Hingabe und freue mich, wenn ich dabei unter anderem auf den Erfahrungsschatz der Hildegard von Bingen, der einen oder anderen Kräuterhexe oder auch meiner Oma zurückgreifen kann. Denn auch das ist Teil der Naturheilkunde: Tradition im besten Sinne, Wissen, das weitergegeben werden soll. Meinen Sprösslingen zu zeigen, wie Mama „Medizin macht“, sehe ich als Teil dieser Tradition und als Möglichkeit, die beiden damit vertraut zu machen, dass manche dieser Mittel zudem wichtig für die Gesamtgesundheit sind: Du bist, was du isst! Im Falle des Falles nehmen die lieben Kleinen die Helferchen nach anfänglicher Gegenwehr, wenn schon nicht mit Begeisterung, so doch zumindest ohne allzu großes Theater an: Sie kennen die Zutaten und spüren, dass Mama ihnen damit helfen will.

Für mich ist das Teil jener Fürsorge, die die Anwendung von Hausmitteln so effizient macht. Sorgsam zubereitet und liebevoll verabreicht, können sie in einer Atmosphäre wirken, die uns allen guttut. Diese Nestwärme brauchen kleine wie große Patienten, sie trägt, wie ich meine, ganz wesentlich dazu bei, dass gesund machen kann, was gesund machen soll.

Die Beschäftigung mit unseren pflanzlichen Mitbewohnern und mit ganz normalen Lebensmitteln als Teil einer natürlichen Hausapotheke macht mich glücklich und gleichzeitig auch kreativ. Der Wunsch, dass es Ihnen genauso ergehen möge, hat mich unter anderem dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben und Ihnen meine besten Hausmittel vorzustellen: wissenschaftlich durchuntersuchte Rezepte und Pflanzen sowie Altbewährtes aus dem Erfahrungsschatz kräuterkundiger Menschen.

Schön, dass Sie dabei sind – und gute Besserung für alle, die es brauchen!

Ihre Christine Reiler


Inhalt


Mein erstes Wort war Blume …

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie …

BEWEGUNGSAPPARAT

Arthrose

Exkurs: Wickel und Auflagen

Muskelkater

Rheuma

Rückenschmerzen

Exkurs: Tinkturen

ATEMWEGE, OHREN

Erkältung allgemein

Bronchitis

Fieber

Halsschmerzen, Heiserkeit

Husten

Nasennebenhöhlenentzündung

Ohrenschmerzen

HAUT, HAARE, NÄGEL

Akne, Pickel

Aphthen

Babyakne

Exkurs: Gegen vieles ist ein Kraut gewachsen

Brüchige Nägel, Nagelverfärbungen

 

Ekzeme

Fieberblasen

Haarausfall

Hämorrhoiden

Insektenstiche

Milchschorf

Neurodermitis

Rissige Lippen

Sonnenbrand

Verbrennungen

VERDAUUNG

Appetitlosigkeit

Blähungen

Durchfall

Gallensteine

Reizdarm

Sodbrennen

Übelkeit

Verstopfung

WOHLBEFINDEN

Kopfschmerzen, Migräne

Schlaflosigkeit

Stimmungsschwankungen, Traurigkeit

ZÄHNE & CO

Zahnschmerzen, Entzündungen des Mund- und Rachenraumes

Register Beschwerden

Register Pflanzen

Über die Autorin

Impressum

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie …

… Paracelsus. „Alle Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift – allein die Dosis macht, dass ein Ding’ kein Gift ist“, hat er gesagt. Das war vor etwa 500 Jahren und gilt heute wie damals.

… Ihr Bauchgefühl. Ein einfacher Schnupfen kann jederzeit mit Hausmitteln behandelt werden, bei einer „echten“ Nasennebenhöhlenentzündung müssen die Leute vom Fach ran, d. h. Onkel und Tante Doktor.

… Ihre Vorsicht. Wenn Sie unsicher sind und sich keine Besserung der Beschwerden abzeichnet, ab zum Arzt! Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Gerade bei Kindern ist das ein Thema, für sich selbst weiß man ja meist, wann’s an der Zeit ist.

… Ihre Ärztin. Sie oder Ihr Schützling müssen Medikamente einnehmen? Dann heißt es vorm „Hausmittelkonsum“ immer: mit der Ärztin ihres Vertrauens reden! Für Allergiker, schwangere und stillende Frauen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen gilt das in jedem Fall!

… Ihren Apotheker. Für den Dauereinsatz ist auch das beste Hausmittel nicht gedacht! Der Herr Magister weiß, wie die richtige Dosis aussieht und wie lange man dazu greifen kann – und er kennt sich auch aus, wenn Sie ihm z. B. mit dem Wort „Pyrrolizidinalkaloide“ kommen.

… das Internet. Mit Bedacht! Vieles, was in den Untiefen des World Wide Web herumgeistert, ist schlicht Unsinn. Checken Sie stets die Quellen und fragen Sie bei Bedarf nach, z. B. bei Ihrem Arzt oder Ihrer Apothekerin.

… die einschlägige Literatur. Auch für den gedruckten Text gilt – nicht alles, was da schwarz auf weiß steht, hat einen hundertprozentigen Wahrheitsgehalt, manches ist vielleicht schon überholt, manches eine persönliche Meinung oder Empfehlung. Bleiben Sie also kritisch.


Mein Merksatz für grundsätzlich gesunde Menschen: Leichte Symptome wie etwa kurzfristige Übelkeit, Halsschmerzen, Völlegefühl etc. kann man beruhigt mit Mittelchen aus Omas Schatzkiste behandeln. Symptome, die sehr stark, sehr schnell oder wiederholt auftreten, müssen begutachtet werden – und zwar von Fachfrau oder -mann.

Bewegungsapparat

Arthrose

Exkurs: Wickel und Auflagen

Muskelkater

Rheuma

Rückenschmerzen

Exkurs: Tinkturen

ARTHROSE

Bei einer Arthrose kommt es zur Degeneration des Knorpelgewebes im Gelenk, was im fortgeschrittenen Stadium dafür sorgt, dass die Knochen direkt aneinanderreiben und sich zum Teil verformen. Weil der Knorpelabbau anfangs häufig symptomlos verläuft, registrieren viele Betroffene das Ausmaß der Erkrankung erst sehr spät – durch eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit, durch Schwellungen und Entzündungen, vor allem aber durch Schmerzen.

Die Ursachen der Krankheit liegen in erster Linie in einer altersbedingten Abnützung, was nicht heißt, dass nicht auch junge Menschen unter Arthrosebeschwerden leiden können: Fehl- oder Überbelastungen, z. B. durch Leistungssport, sind mögliche Gründe.

Obwohl eine Arthrose nach heutigem Stand der Medizin nicht heilbar ist, habe ich eine gute Nachricht für Sie: Man kann eine ganze Menge gegen ihre Symptome unternehmen, auch mit Hausmitteln. Pflanzliche Anwendungen haben sich hier bestens bewährt.

CHILIPASTE

Pürieren Sie eine Handvoll Chillies und streichen Sie die Paste auf das schmerzende Gelenk. Fixieren Sie die scharfe Sache, wenn notwendig, mit einem Tuch. Nach einer Einwirkzeit von etwa einer Viertel- bis halben Stunde sollte die Chilipaste abgenommen und die betroffene Stelle gut gewaschen werden. Verwenden Sie für die Aktion Handschuhe oder denken Sie zumindest daran: Greifen Sie mit Chilihänden nicht in die Augen oder an eine andere sensible Stelle!


Der Chili

Der Stoff, der uns beim Genuss von Chillies zum Weinen bringt, nennt sich Capsaicin. Dieses ruft auf der einen Seite einen Schmerzreiz hervor – Schärfe ist nicht, wie oft angenommen, ein Geschmack –, wirkt auf der anderen Seite jedoch schmerzstillend. Chilischoten werden deshalb auch in der Medizin immer öfter eingesetzt. Bei der äußeren Anwendung kommt es nebenbei zu einer örtlichen Rötung, denn die Haut wird vermehrt durchblutet. Sollte die Reizung zu stark sein, hilft das Einreiben mit Fett oder Alkohol.

SCHARF, SCHÄRFER, AM SCHÄRFSTEN

Gemessen wird der Schärfegrad von Chillies in Scoville-Einheiten. 16 Millionen Scoville gelten als der höchste erreichbare Wert für reine Capsaicin-Kristalle, ungeübte Europäer finden aber alles über 1.000 Scoville, vorsichtig gesagt, eher „unbekömmlich“.


BRENNNESSELTEE

2 TL des Krautes mit 200 ml kochendem Wasser übergießen, nach knapp 15 Minuten abseihen.

Für eine kurmäßige Anwendung von bis zu vier Wochen sollte man täglich drei Tassen Brennnesseltee trinken.

RINGELBLUMENSALBE

Auch eine Therapie mit der schönen orangen Blume ist einen Versuch wert. Das wiederholte Eincremen mit Ringelblumensalbe (siehe Seite 63) wirkt entzündungshemmend und abschwellend und kann im Anfangsstadium einer Arthrose gut helfen oder – selbst später – dafür sorgen, dass weniger Medikamente eingenommen werden müssen und damit weniger Nebenwirkungen auftreten.

ROSSKASTANIENBAD

Ein bisschen Arbeit macht’s schon, aber ohne Fleiß kein Preis: 1 kg reife Rosskastanien schälen und in kleine Stücke schneiden, über Nacht in Wasser einweichen. Am nächsten Tag Wasser mit den Kastanien zum Kochen bringen, Topf vom Herd nehmen und Kastanien zehn Minuten ziehen lassen, Flüssigkeit durch ein Sieb ins Vollbad gießen und sich selbst für etwa 20 Minuten dazugesellen.

Die Rosskastanienkur wirkt gegen Entzündungen, ist krampflösend und sollte einmal pro Woche angewandt werden.


Die Brennnessel

Wer hat als Kind nicht in die brennenden Nesseln gegriffen oder ist mit kurzen Hosen mittendurch gewandert? Aua, das merkt man sich! Einer meiner Brüder lernte die Pflanze und ihre Eigenschaften ziemlich intensiv kennen, als er wieder einmal frech war … ein kleiner Schubser – und schon war das hierarchische Verhältnis wieder zu meinen Gunsten hergestellt. Der erste Eindruck, den die Pflanze im Leben der meisten Menschen hinterlässt, ist also nicht unbedingt ein positiver und bei gar nicht so wenigen wird dieser Eindruck auch nie wieder korrigiert: Eine Heerschar an Gartenbesitzern will nichts anderes als der Brennnessel an den Kragen. Viele Kräuterkundige hingegen schätzen sie als Naturheilmittel mit großem Potenzial – auch ich bin ein echter Fan. Die Wirksamkeit der Pflanze ist in einigen Bereichen, wie etwa bei Arthrose, mittlerweile nachgewiesen: Die Inhaltsstoffe ihrer Blätter hemmen die Produktion der Entzündungsstoffe in den Gelenkkapseln, reduzieren die Schmerzen und verbessern die Beweglichkeit der Gelenke. Wenn Sie also einen Garten Ihr Eigen nennen, lassen Sie der Brennnessel zumindest ein kleines Eckchen zum Gedeihen und nutzen Sie ihre Kräfte.

KOHLWICKEL

Darf ich vorstellen: der Kohlwickel, ein absoluter Klassiker unter den Hausmitteln, angewandt hauptsächlich bei Kniearthrose – was nicht heißt, dass er nur dort seine Wirkung tut. Lösen Sie drei bis vier der äußeren Blätter eines Kohl- oder Krautkopfes, schneiden Sie die harten Mittelrippen heraus und legen Sie die Blätter auf eine nicht saugende Unterlage. Rollen Sie mit einer Flasche ein paar Mal kräftig darüber, auf jeden Fall so lange, bis Flüssigkeit austritt. Legen Sie die saftigen Blätter auf die betroffene Körperstelle, decken Sie sie mit einem Tuch ab und binden Sie den Wickel mit einem weiteren Tuch fest. Die Einwirkzeit soll mindestens zwei Stunden betragen, kann sich jedoch auch auf bis zu zwölf Stunden ausweiten, d. h. man kann mit dem Wickel ganz gut übernachten – vorzugsweise dann, wenn der Partner oder die Partnerin mal außer Haus weilt.

Cooler Tipp: Wenn Sie den Kohlkopf direkt aus dem Kühlschrank verarbeiten, dann sind die Blätter auch noch angenehm kühlend!

Der Kohl

Im Kohlgemüse findet sich eine Reihe von Wirkstoffen, die selbst über die Haut Gutes tun, etwa die für uns hier wichtigen Flavonoide oder Senfölglykoside – sie sind vermutlich dafür verantwortlich, dass ein Kohlwickel bei Arthroseschmerzen hilft. Der genaue Mechanismus ist derzeit leider noch nicht bekannt, aber wie heißt’s so schön: Hauptsache, es wirkt. Und das tut’s!

 

PERSÖNLICHES

EIN PONGAUER TIPP FÜR MÜTTER

Ich habe meine beiden Kinder im schönen Pongau zur Welt gebracht und nicht schlecht gestaunt, als mir die Schwestern im Krankenhaus kurz nach dem Milcheinschuss Kohlblätter brachten. Genau die oben erwähnten Kohlwickel werden dort verwendet, um pralle Stillbrüste zu beruhigen. Und aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: mit Erfolg. Geruchstechnisch ist das Ganze vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber den Kindern war es egal und ich war dankbar für jede Möglichkeit der Schmerzlinderung.


„Ach ja, verwenden Sie bei der Zubereitung kein Holzbrett und keinen Nudelwalker, der Kohlsaft kann sich dort richtig festfressen und Ihre nächsten Kekse haben dann womöglich einen etwas befremdlichen Beigeschmack.“

EXKURS WICKEL UND AUFLAGEN

Beide Helden der Überschrift gehören zur selben Hausmittel-Familie, nämlich zu den „Durch-die-Haut-Wirkenden“. Während man den Wickel um einen ganzen Körperteil oder sogar um den ganzen Körper wickelt, wird die Auflage auf eine bestimmte Körperregion aufgelegt: Wadenwickel etwa führen rund um den Unterschenkel, eine Zwiebelauflage gegen Ohrenschmerzen liegt auf den Lauschern.

Üblicherweise setzt man mit Wickel und Auflage auf zwei unterschiedliche Kräfte:

–auf die Wirksamkeit des Verpackten, z. B. der Kräuter, Zwiebeln usw.

–auf die Temperatur

Kalte Wickel und Auflagen werden meist bei akuten Beschwerden wie z. B. bei Sportverletzungen, Sonnenbrand oder Entzündungen angewandt, aber auch bei Fieber. Achtung: Kalt heißt hier nicht immer eiskalt, in vielen Fällen bedeutet es einfach kühl oder kühler als die Körpertemperatur! Durch die Körperwärme verdunstet die Feuchtigkeit und bleiben die kalten Wickel länger am Körper, wärmen sie sogar.

Warme Wickel und Auflagen werden hingegen hauptsächlich bei chronischen Beschwerden eingesetzt, da sie die Durchblutung anregen, z. B. bei Gelenks- oder Rückenschmerzen. Auch warm ist relativ, wirklich heiß darf’s jedoch NIE werden!

Generell aber gilt: So wie man es am liebsten mag, ist es richtig. Empfinden Sie kalte Wickel als angenehm? Dann probieren Sie es bitte mit Coolness! Präferieren Sie warme Auflagen? Dann bitte frei nach dem Motto „Some like it hot“!

STOFF UND STOFFE – WAS MAN ZUM WICKELN UND AUFLEGEN BRAUCHT

–Ein wirksames Heilmittel: Die Palette reicht von Topfen über Kren, Apfelessig usw. bis zum schlichten Wasser

–Tücher aus atmungsaktiven Naturmaterialien wie Leinen oder Baumwolle, Gaze, ein Handtuch …

Bei der Auswahl kommt es natürlich darauf an, welche Art von Wickel oder Auflage Sie planen. Und nicht immer muss es das dreiteilige Gesamtpaket wie unten sein, manchmal reichen zwei Tücher, manchmal dürfen es auch vier sein – je nach eigenem Gutdünken und Wickelart.

FÜR WUNDSCHUTZ & CO

Eine Kompresse ist eine um einiges schlankere Verwandte einer Auflage. In erster Linie dient sie als Wundschutz, wobei sie meist mit einem Verband fixiert wird, zudem eignet sie sich als Abdeckung nach dem Auftragen einer Salbe.

Eine Sonderform stellen Kalt- oder Warmkompressen dar. Wir kennen sie z. B. als praktische Gelbeutel, die im Kühlschrank oder Wasserbad auf die entsprechende Temperatur gebracht werden. Als Kaltauflage helfen sie etwa bei Entzündungen und Sportverletzungen, als warmes Pendant bei Rückenschmerzen & Co.