Farron's Rebellious Mate (Lords of Arr'Carthian 2.5)

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Farron's Rebellious Mate (Lords of Arr'Carthian 2.5)
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Contents

Titel

Copyright

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Bonus-Story

Farron’s Rebellious Mate

Lords of Arr’Carthian 2.5

Von Cathy McAllister

Science Fiction Romance

Farron’s Rebellious Mate

Lords of Arr’Carthian Buch 2.5

Cathy McAllister

Deutsche Erstausgabe 2015


Love & Passion Publishing

www.lpbookspublishing.com

request.lp.publishing@gmail.com

copyright © 2015-2019 by Cathy McAllister

cathymcallisterbooks@gmail.com

© Cover Art by CMA Cover Designs

Kapitel 1


Jenny

Irgendwo im Weltraum

29. Tag des Monats Lumino im Jahr 7067 Federationszeit

Jenny trat aus dem Fahrstuhl und sah sich vorsichtig um. Niemand schien hier zu sein. Die Türen schlossen sich hinter ihr mit einem leisen „Pling“ und der Fahrstuhl fuhr wieder nach oben. Fasziniert blickte Jenny sich um. Diese Reise war die Erfüllung ihrer Kindheitsträume. Deswegen hatte sie sofort zugesagt, als sie gefragt wurde, ob sie zu einem fernen Planeten fliegen wollte um dort einen der Carthianer zum Gefährten zu nehmen. Die Reise in einem echten Raumschiff, fremde Planeten sehen, das war ein großes Abenteuer. Aber einen Gefährten nehmen würde sie nicht. Sie war nicht an Männern interessiert. Lory hatte ihr versichert, dass die Carthianer sie nicht zwingen würden, wenn sie nicht wollte. Sie hatte Jenny allerdings gewarnt, dass diese Alpha Männer alles tun würden, um ihre Auserwählte zu verführen. Nun! Da machte sich Jenny keine Sorgen. Sie reagierte nicht auf Männer. Hatte es nie. Eine Weile hatte sie deswegen gedacht, sie wäre lesbisch, doch sie reagierte auch nicht auf Frauen. Sie war offensichtlich, was man asexuell nannte.

Jenny atmete tief durch und machte ein paar Schritte in den riesigen Raum hinein, in dem sie gelandet war. Offenbar handelte es sich um den Frachtraum. Es gab verschieden große Buchten, gefüllt mit Kisten, Fässern und Maschinen. Drei Türen gingen von der Halle ab und sie überlegte eine Weile, ging dann zielstrebig auf die ihr am nächsten gelegenen Tür zu.

„Was haben wir denn hier?“, sagte sie leise, und öffnete die Tür.

Der Anblick, der sich ihr bot, war atemberaubend.

„Ich muss träumen“, murmelte sie beeindruckt. „Das ist der helle Wahnsinn.“

Der Raum, den sie betrat, war beinahe so riesig wie die Halle, aus der sie gekommen war, und so hoch wie das ganze Schiff. In der Mitte standen drei hohe Säulen aus einem intensiv leuchteten blauen Kristall. Sie tauchten den ganzen Raum in ein bläuliches Licht.

„Nicht anfassen!“, erklang plötzlich eine scharfe Stimme und sie bemerkte erst jetzt den Mann, der in der hinteren Ecke des Raumes vor einem Schaltpult stand und zu ihr herüber sah. „Verdammt, was ist es mit euch Erdfrauen, dass ihr alle hier landet?“

„Sorry, ich ... ich wollte mich nur ... mal umsehen, und ...“

Jenny stockte. Sie starrte den ungewöhnlich aussehenden Mann an, der hinter dem Pult hervorgetreten war, und nun auf sie zukam. Er war groß, wie alle dieser verdammten Aliens. Wahrscheinlich sogar noch größer, als die, welche sie bisher gesehen hatte. Seine Haare waren weiß, doch er schien jung zu sein, weshalb sie davon ausging, dass es seine natürliche Haarfarbe war, und nicht ein Zeichen von Alter. Das Haar reichte ihm bis zu den Hüften. Wie alle Carthianer war er extrem gut gebaut mit massiven Muskeln. Ein goldenes Band mit seltsamen Zeichen darauf zierte seine hohe Stirn. Er trug eine goldene Brustplatte und ein blutroter Umhang bedeckte die breiten Schultern. Sie ließ den Blick tiefer gleiten. Eine Art Kilt, von derselben Farbe wie der Umhang mit goldenen Verzierungen versehen, ging ihm bis zu den Knien. An den Füßen trug er schwarze Stiefel, die kurz unter seinen Knien endeten.

„Und vor wem bist du auf der Flucht?“, fragte der Hüne.

Jenny blinzelte und sah ihn verwirrt an.

„Auf der Flucht? Wieso sollte ich auf der Flucht sein?“

„Nun, die Letzte, die sich hier verirrt hatte, war auf der Flucht vor unserem General“, erwiderte der Mann und musterte sie dreist von Kopf bis Fuß, wobei er ein wenig an ihrem zu groß geratenen Busen hängenblieb. Das war sie schon gewohnt, und so stemmte sie die Hände in die Hüften und bedachte ihn mit einem finsteren Blick.

„Genug gesehen?“, fragte sie und er begegnete ihrem Blick. Sie hatte einen verlegenen oder entschuldigenden Blick erwartet, wie das meistens als Reaktion auf ihre schroffe Frage war, doch stattdessen sah sie Amüsement in seinen silbergrauen Augen.

„Nicht annähernd“, erwiderte er rau und ein seltsames Kribbeln in ihrem Bauch entlockte ihr ein Stirnrunzeln.

„Man nennt mich Farron Arr’Dragon. Ich bin der einzige Moliwe auf dem Schiff. Wie nennt man dich, meine kleine Feuerlady, hm?“

„Ich geb dir gleich Feuer, du aufgeblasener Gockel! Mein Name geht dich gar nichts an!“, brachte sie aufgebracht heraus. Warum waren diese Aliens nur alle so entsetzliche Aufschneider. Die Liste der Kerle, die sie angemacht hatten, seit sie auf diesem Schiff war, war endlos.

„Du hast wirklich Feuer, meine Kleine. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu zähmen.“

Jenny schnaubte ungläubig. Von all den Muskelprotzen hier an Bord war dieser Farron eindeutig der mit dem größten Ego. Der redete, als hätte sie bei dem Ganzen gar nichts mitzureden. Na, der würde sein blaues Wunder erleben. An ihr würde er sich die Zähne ausbeißen.

Farron

Farron grinste. Ja, diese kleine Blonde konnte ihm wirklich gefallen. Sie hatte Feuer und würde es ihm nicht leicht machen, doch er war zuversichtlich, dass er sie zähmen konnte. Er musste dieses Feuer nur in Leidenschaft umwandeln. Sein Schwanz füllte sich mit Blut, als erotische Bilder vor seinem inneren Auge entstanden. Er richtete seinen Blick auf ihre zu einem Strich zusammengekniffenen Lippen. Er würde dafür sorgen, dass diese Lippen weich und nachgiebig wurden. Er würde sie küssen, musste wissen, wie sie schmeckte. Eine winzige Probe dessen, was er hoffentlich bald in Gänze genießen würde. Er packte sie und presste seinen Mund auf ihren, ehe sie eine Chance hatte, sich zu wehren oder sich ihm zu entziehen. Seine Arme hielten sie festumschlossen, als er sie küsste. Ihre kleinen Hände lagen auf seiner Brust und versuchten, ihn wegzuschieben – als wenn sie eine Chance gegen ihn hätte.

Er übte etwas weniger Druck mit seinen Lippen aus und sie wandte prompt den Kopf zur Seite, um seinen tastenden Lippen zu entgehen. Er umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen und zwang sie, sich ihm zuzuwenden, ehe er sie erneut küsste. Er platzierte sanfte, neckende Küsse auf ihrem Mund und spürte zu seiner Freude, wie ihre Lippen weicher wurden. Er nahm nun seine Zunge hinzu und zeichnete erst ihre Unter- dann ihre Oberlippe mit der Zungenspitze nach. Sie schnappte scheinbar erschrocken nach Luft und er nutzte die Gelegenheit, um seine Zunge zwischen ihre nun leicht geöffneten Lippen zu drängen und in ihre Mundhöhle vorzustoßen. Sie schmeckte noch süßer, als er erwartet hatte. Noch lag sie starr in seinen Armen, doch es dauerte nicht lange und sie wurde weich und nachgiebig. Ihre Zunge begegnete seiner erst zurückhaltend, dann immer leidenschaftlicher. Er drängte sie rückwärts gegen einen Schaltpult und fasste sie um die Hüften, um sie darauf zu setzen. Ihre Beine schlossen sich um seine Mitte und er knurrte zufrieden, als sein harter Schwanz gegen ihre mit einer schwarzen, eng anliegenden Stoffhose bedeckten Scham rieb. Der sinnliche Duft ihrer Erregung füllte die Luft und er knurrte erneut. Ein lautes Piepsen ließ sie auseinander fahren.

„Verdammt!“, stieß er atemlos hervor.

Er musste gegen einen der Schaltknöpfe gekommen sein und nun war einer der Kristalle abgeschaltet und es wurde nicht genügend Energie für die Schilde erzeugt. Hastig hob er die blonde Schönheit vom Pult und begann, einige Kommandos in den Computer einzugeben.

„Farron! Was ist da unten los? Wir haben nicht genügend Energie für die Schilde!“, erklang Kordans Stimme durch die Lautsprecher.

Farron bediente den grünen Kommunikationsknopf und schloss für einen Moment frustriert die Augen ehe er antwortete.

 

„Entschuldigung, General“, sagte er schließlich heiser. Er räusperte sich. „Ein Versehen! Ich hab den Fehler schon behoben. Die Schilde sollten in wenigen Augenblicken wieder bereits sein.“

„Ein Versehen!“, kam die skeptische Stimme des Generals durch die Lautsprecher.

„Ja ... ja, ein ... Versehen. Kommt nicht wieder vor!“

„Schilde funktionieren wieder. In Ordnung, Farron. Aber bitte – keine weiteren Versehen!“

„Geht klar, General. Keine weiteren Versehen!“

„Gut.“

Farron ließ den Kommunikationsknopf los und wandte sich zu der Blondine um. Sie war verschwunden. Sie musste geflohen sein, während er versucht hatte, sein dummes Missgeschick als Versehen zu verkaufen.

Verdammt!

Jenny

Ihr Herz raste wie verrückt. Wie hatte sie nur zulassen können, dass dieser Alien sie küsste? Und warum hatte sie den Kuss auch noch erwidert? Sie konnte sich nicht erklären, warum ihr Herz so raste. Sie empfand nichts für Männer. Sie war asexuell! Es musste Angst sein – ja, Panik – was ihr Herz so zum Rasen brachte. Ganz sicher empfand sie nichts für diesen riesigen Kerl, der mit seiner ganzen Erscheinung Gefahr ausstrahlte. Sie musste sich vorsehen und nicht mehr allein durch das Schiff geistern. Erst recht nicht dort unten. Wenn sie erst einmal Karrx7 erreichten und sie dieses Schiff verlassen konnte, dann war sie sicher. Dieser unheimliche Kerl gehörte ganz eindeutig nicht zu den Arr’Carthian, welche sich sicher einer Frau nicht so aufdrängen würden. Nicht, nach allem, was sie bisher gehört hatte. Sie war auf Abenteuer aus – ja – aber Männer waren darin nicht einkalkuliert!

Hastig stürzte sie aus dem Lift, sobald die Türen sich öffneten. Um ein Haar stieß sie dabei mit Susan zusammen, einer der Frauen, die freiwillig mit auf dieses Abenteuer gekommen waren.

„Jenny! Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“, rief Susan aus und fasste sie bei den Armen. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Ja ... ja, mit mir ist alles ... in Ordnung. Ich muss nur eilig ... auf die Toilette. – Entschuldige!“

„Wir treffen uns heute Abend nach dem Dinner alle in der kleinen Bar auf Deck D. Du kommst doch auch, oder?“, wollte Susan wissen.

„Ich ... ich weiß noch nicht. Mal ... mal sehen“, erwiderte Jenny, mit ihren Gedanken noch immer bei dem mehr als irritierenden Alien, der sie so dreist geküsst hatte. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und sie bekam feuchte Hände, als sie versuchte, ihre Aufregung vor Susan zu verbergen.

„Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte Susan besorgt. „Vielleicht solltest du einmal auf der Krankenstation vorbeischauen. Du wirkst ein wenig erhitzt und desorientiert – vielleicht hast du dir irgendeinen Virus eingefangen.“

„Ich ... mir geht es gut. Wirklich. Ich muss nur mal ganz dringend. Bis später“, widersprach Jenny hastig und eilte davon. Sie spürte den eindringlichen Blick von Susan in ihrem Nacken, als sie durch den Gang lief.

„Öffnen!“, rief sie, als sie endlich an ihrer Kabinentür angelangt war und die automatische Tür glitt mit einem leisen Zischen auf. Diese Türen waren wirklich ein Segen. Jenny bezweifelte, dass sie in der Lage gewesen wäre, mit ihren zittrigen Händen eine normale Tür mit einem Schlüssel zu öffnen.

„Danke Gott für die kleinen Gnaden“, murmelte sie und atmete erleichtert auf, als die Tür sich hinter ihr wieder schloss. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Mia, ihre Zimmergenossin, nicht da war. Mia war ein nettes Mädchen, aber viel zu neugierig und geschwätzig. Sie hätte Jennys Zustand sofort bemerkt und sie mit Fragen gelöchert und sie war ganz sicher nicht so leicht abzuwimmeln, wie Susan.

Ein Blick auf die digitale Uhr an der Wand zeigte an, dass es 14:24 war. Ein Tag nach der Zeitrechnung der Aliens hatte fünfundzwanzig Stunden, wobei eine Stunde aus fünfzig Minuten bestand. Dinner wurde um Punkt 18:00 Uhr serviert und war die wichtigste Mahlzeit des Tages. Die Carthianer nahmen im Laufe des Tages kleinere Mahlzeiten zu sich, wenn immer sie Hunger verspürten, doch die Abendmahlzeit wurde sehr ernst genommen. Jenny hatte noch immer ein wenig Bedenken wegen der Ernährung auf diesem Schiff, denn alle Speisen wurden in einem Essensgenerator synthetisch hergestellt. Jenny war sich nicht sicher, ob dies nicht zu einem Nahrstoffmangel führen würde, wenngleich Lory und Charly keine Anzeichen von Mangelernährung zeigten, und sie lebten nun ja schon seit Monaten von diesem Essen. Immerhin war der Essensgenerator seit dem Trip zur Erde mit einem Update für Burger, Pizza und anderen irdischen Köstlichkeiten versehen worden. Sogar Kaffee und Cola konnte man nun bekommen.

Jenny begab sich zu ihrem eigenen kleinen Essensgenerator, der zur Grundausstattung aller Kabinen gehörte, und tippte den Code für einen Café Latte ein. Mit dem dampfendem Heißgetränk in der Hand, schlenderte sie zu der komfortablen Sitzecke und nahm seufzend Platz. Sie hatte ihre Streifzüge durch das Raumschiff bis heute immer sehr genossen und war nicht gewillt, von ihrem Vergnügen abzusehen, nur weil ein gewisser Alien es geschafft hatte, sie aus der Fassung zu bringen. Sie musste eben nur das untere Deck meiden, doch es gab noch immer so viel zu entdecken. Sie würden ja schon bald ihr Ziel erreichen und dann würde sie keine Gelegenheit mehr haben, sich all die faszinierenden Dinge hier anzusehen. Wie sie von Charly erfahren hatte, war Karrz7, der Heimatplanet der Carthianer, ein eher mittelalterlich wirkender Planet. Es gab keine Hochhäuser und offensichtliche futuristische Technik. Zwar gab es eine Menge Technik, die der Erdtechnologie weit überlegen war, doch sie war eher versteckt und nicht auf den ersten Blick erkennbar. Somit erschien dieses Schiff weitaus interessanter zu sein.

Die Tür glitt auf und Mia trat in die Kabine.

„Hi!“, rief sie fröhlich und Jenny war froh, dass sie sich schon etwas beruhigt hatte. Mit etwas Glück würde sie Mias bohrenden Fragen entgehen können.

„Hi“, erwiderte sie und nippte an ihrem Café Latte, um ihre zitternden Lippen zu verbergen.

„Ich glaub, ich hab mich verliebt“, verkündete Mia seufzend und warf sich in einen Sessel, Jenny gegenüber.

„Wow! Wirklich? Das ging aber schnell“, erwiderte Jenny. „Erzähl!“

Sie war froh, dass Mia offenbar so in Schwärmerei versunken war, dass sie Jennys Verfassung gar nicht wahrzunehmen schien.

„Er ist einer der Offiziere, die auf der Brücke arbeiten. Er ist für Navigation zuständig“, erklärte Mia voller Stolz.

„Und ... wie hast du ihn kennengelernt?“

„Er sprach mich beim Lunch in der Kantine an und er bot mir eine Führung auf der Brücke an. Natürlich habe ich zugesagt. Er hat mich also herumgeführt und mir alles gezeigt. Ich hab zwar kein bisschen von all dem technischen Zeugs behalten, was er mir erklärt hat, aber das ist ja auch egal. Wichtig ist nur, dass ich ihn wieder sehe. – Heute Abend! Wir treffen uns in der Bar auf Deck D. Alle gehen heute dorthin. Einer der Offiziere gibt einen aus, seine Gefährtin hat eine Tochter zur Welt gebracht. Da Töchter so selten geboren werden, ist das wohl ein doppelter Grund zum Feiern. – Du kommst doch auch? Du musst dich dringend ein wenig amüsieren. Du bist immer allein, kapselst dich ab.“

„Ich kapsle mich nicht ab!“, verteidigte sich Jenny. „Ich bin nur so an dem Schiff interessiert, dass ich mir unbedingt alles ansehen muss, ehe wir unser Ziel erreicht haben.“

„Du hättest die Führung von Rodriff bestimmt genossen“, sagte Mia mit einem spöttischen Lachen. „Mir schwirrt noch immer der Kopf von all den Fachausdrücken und technischen Einzelheiten. Vielleicht könnte Samrick, sein Freund, dich morgen herumführen. Der ist auch noch Single.“ Mia zwinkerte Jenny zu. „Hach! Das ist wie ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist. Ein ganzes Raumschiff voller gut aussehender, muskelbepackter Singles.“

Jenny verdrehte die Augen.

„Ich mach mir nichts aus Muskeln“, sagte sie. Dabei kam die Erinnerung an einen weißhaarigen Muskelprotz zurück und sie errötete. Schnell gab sie vor, husten zu müssen, um die wahre Natur ihres Errötens zu verbergen.

Mia sah sie besorgt an.

„Alles in Ordnung mit dir?“

„Ja“, krächzte Jenny und lächelte verzerrt. „Geht schon wieder.“

„Hmm. Warum bist du denn hier, wenn du dir nichts aus fleischgewordenen Mädchenträumen machst?“

„Wegen dem Abenteuer natürlich“, erklärte Jenny. „Ich hab mir immer vorgestellt, dass es irgendwo im Weltall noch anderes Leben geben müsste. Und dann dies!“ Sie zeigte in einer Geste auf alles um sie herum. „Ein echtes Raumschiff! Wie konnte ich da nein sagen?“

„Trotzdem kannst du doch heute Abend mitkommen. Sind ja nicht nur Kerle da. Niemand zwingt dich, etwas mit einem der sexy Aliens anzufangen. Aber wer weiß? Vielleicht erwischt es dich ja doch noch. Gibt doch Schlimmeres, was einem Mädchen zustoßen könnte, als von einem dieser Prachtkerle auserwählt zu werden. Ich hab gehört, dass sie tolle Liebhaber sind und dabei treu. Nach all den Arschlöchern, die mich in den letzten Jahren verarscht und betrogen haben, kann ich mir nichts Besseres vorstellen, als ein Leben an Rodriffs Seite.“

„Jedem das Seine“, erwiderte Jenny. „Für mich ist das nichts, doch ich gönne dir dein Glück.“

„Ich geb’s auf!“, stöhnte Mia. „Also! – Kommst du nun mit, oder nicht?“

Jenny seufzte.

„Okay! Ich komme! Auf einen Drink, dann geh ich wieder.“

Kapitel 2


Jenny

Jenny blickte sich nervös in der überfüllten Bar um. Sie konnte keine weiße Mähne entdecken und atmete erleichtert auf. Offenbar nahm dieser Farron nicht an der Party teil. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass sie ihm nicht begegnen musste, doch aus unerklärlichen Gründen verspürte sie eine leise Enttäuschung, die sie nicht verstand.

„Mächtig was los hier!“, rief Mia laut, um den Geräuschpegel zu überbieten. „Oh! Da ist ja Rodriff! Komm! Ich stell dich ihm vor. Und Samrick. Der steht gleich neben ihm. Der mit der grünen Jacke und den braunen Haaren.“

„Mia!“, begann Jenny warnend. „Ich bin nicht hier, um mit einem Typen anzubändeln!“

„Sprechen kannst du ja wohl mit einem!“, erwiderte Mia entschlossen. „Die Jungs beißen doch nicht!“

„Da hab ich anderes gehört“, murmelte Jenny, ließ sich jedoch von Mia mitziehen.

„Hi Jungs! Das ist meine Freundin Jenny. Jenny, dies sind Rodriff und Samrick“, stellte Mia sie vor.

„Hi Jenny, nett, dich kennenzulernen“, erwiderte Rodriff.

„Hi“, grüßte auch Samrick und schenkte Jenny ein offenes Lächeln.

Jenny nickte grüßend. Sie spürte die interessierten Blicke von Samrick auf sich und überlegte, wie sie sich aus dem Staub machen konnte, ohne beleidigend zu sein.

„Was wollt ihr trinken?“, fragte Rodriff.

„Wir kennen eure Drinks nicht. Bring uns einfach was nicht zu Starkes“, antwortete Mia und schenkte ihrem Angebeteten einen schmachtenden Blick.

Rodriff lächelte, doch Jenny hatte ein ungutes Gefühl bei dem Typen. Irgendetwas an ihm war – seltsam. Vielleicht, weil das Lächeln seine Augen nicht erreichte? Oder weil er zu lange auf Jennys Busen starrte? – Sie konnte nicht recht sagen, was, doch sie traute ihm nicht über den Weg.

„Ich bin gleich zurück“, versprach Rodriff und verschwand.

„Und wer ist der glückliche Vater?“, fragte Mia an Samrick gerichtet.

„Dort drüben – der Tisch in der Ecke“, erwiderte Samrick und nickte in die entsprechende Richtung. Der Blonde mit dem gelben Shirt.“

Jenny und Mia folgten seinem Blick und Jenny erstarrte. Neben dem Blonden saß Farron. Er lachte über etwas, was eine Schwarzhaarige, die mit an dem Tisch saß, gesagt hatte und Jenny verspürte ein ungewohntes Gefühl von Eifersucht. Dann wandte er plötzlich den Kopf in ihre Richtung und ihre Blicke trafen sich. Die Zeit schien stillzustehen. Jenny konnte den Blick nicht abwenden und ihr Herz klopfte aufgeregt.

„Jenny?!“, drang Mias Stimme an ihr Ohr. „Jenny! Dein Drink!“

Erschrocken zuckte Jenny zusammen und wandte sich ihrer Kabinengenossin zu, die ihr ein Glas mit einer lila Flüssigkeit entgegen hielt. Jenny nahm das Glas entgegen und setze es an die Lippen, um einen Zug zu nehmen. Der Drink schmeckte süß und fruchtig, doch als sie das Glas absetzte, merkte sie, dass es mehr Alkohol zu enthalten schien, als es den Anschein hatte, denn ihr wurde auf einmal ein wenig schwindelig.

 

Hoffentlich ist es nur der Alkohol, dachte Jenny. War es möglich, dass jemand etwas in ihren Drink getan hatte? Dieser Rodriff vielleicht? Argwöhnisch schielte sie zu ihm rüber. Er hatte Mia im Arm, sah Jenny aber über Mias Schulter hinweg eindringlich an. Jenny bekam eine Gänsehaut.

Ich sollte sehen, dass ich zurück in meine Kabine komme. Mia merkt sowieso nicht, wenn ich verschwinde, so wie sie auf diesen Typen fixiert ist.

Jenny stellte ihr Glas auf einem Tisch ab und sah sich um. Farron war wieder ins Gespräch mit seinen Freunden vertieft und Jennys Blick verweilte ein wenig zu lang auf dem gut aussehenden Alien. Wieso war sie nur so fasziniert von ihm? Er schien an sie keinen Gedanken mehr zu verschwenden, so wie er mit der Schwarzhaarigen flirtete. Sie wandte mit einem seltsamen Gefühl in der Brust den Blick ab und musterte Mia und Rodriff, die damit beschäftigt waren, sich innig zu küssen.

Ich sollte sie warnen mit dem Typen vorsichtig zu sein, dachte Jenny. Unschlüssig machte sie einen Schritt auf das Paar zu.

Sie wird wahrscheinlich eh nicht auf mich hören, argumentierte ihre innere Stimme. Vielleicht bilde ich mir das alles ja auch nur ein. Schließlich bin ich kein verdammter Experte, wenn es zu Männern kommt.

Jenny schüttelte den Kopf. Was sollte sie tun? Eines war klar: sie würde nicht länger hier bleiben. Sie fühlte sich benommen und schwindelig. Nach kurzem Überlegen wandte sie sich schließlich ab und schob sich durch die Menge der feiernden in Richtung Ausgang.

Am nächsten Morgen erwachte Jenny mit dröhnenden Kopfschmerzen. Stöhnend rollte sie sich auf die Seite und öffnete blinzelnd die Augen. Mia schlief in ihrem Bett und Jenny verspürte eine gewisse Erleichterung, dass ihre Kabinengenossin offenbar unbeschadet von der Party zurückgekehrt war. Sie musste ziemlich fest geschlafen haben, dass sie Mias Kommen nicht bemerkt hatte. Sie fragte sich, wie lange sie geschlafen hatte. Ein Blick auf die Digitaluhr zeigte ihr, dass sie den ganzen Vormittag verschlafen hatte. Es war beinahe ein Uhr. Der Drink musste sie wirklich ziemlich ausgeschaltet haben. Sie war Alkohol nicht gewohnt und es bestand noch immer die Möglichkeit, dass sich noch etwas anderes in ihrem Getränk befunden hatte. Zumindest hatte sie die Nacht unbeschadet überstanden. Nur gegen den verdammten Kopfschmerz musste sie etwas unternehmen. Sie würde auf der Krankenstation vorbeisehen und sich etwas gegen den Kater geben lassen.

Kraftlos schwang sie die Beine aus dem Bett und richtete sich zum Sitzen auf.

„Auuuu!“, jammerte sie leise und hielt sich den Kopf. „Ich trinke nie wieder etwas! Verdammt!“

Mia bewegte sich neben ihr im Schlaf, leise vor sich hin murmelnd. Jenny war versucht, sich wieder hinzulegen und auch wieder einzuschlummern, doch ihre Kopfschmerzen würden sie eh daran hindern. Sie würde auf der Krankenstation vorbeisehen müssen, um etwas gegen die pochenden Schmerzen zu bekommen.

Mit vorsichtigen Bewegungen, um ihrem armen Kopf so wenig Erschütterung wie möglich zuzumuten, kleidete sie sich an.

Der technische Entwicklungsstand der Aliens überraschte sie immer wieder aufs Neue. Der Heiler der Carthianer hatte ihr ein handtellergroßes, rundes Gerät an die Schläfen gehalten und ihre Schmerzen waren augenblicklich verschwunden. Sogar die Müdigkeit und der leichte Schwindel waren gewichen und sie fühlte sich so fit, wie schon lange nicht mehr.

„Danke! Das ist wirklich unglaublich“, bedankte sich Jenny überschwänglich. „Wenn wir solche Technik doch nur auf der Erde hätten.“

„Dort würde es Mylady doch nun nicht mehr helfen“, wandte der Heiler ein. „Auf Karrz7 werdet Ihr nur die beste medizinische Versorgung erhalten. Dennoch sollten Mylady nicht so viel Alkohol zu sich nehmen. Zu viel schadet Myladys Gesundheit.“

„Ich hatte nur einen Drink“, verteidigte sich Jenny. „Aber ich habe die Vermutung, dass mir einer was reingetan hat.“

„Was reingetan hat?“, hakte der Heiler nach. „Was meinen Mylady damit?“

„Ich vermute, dass jemand eine Art Droge in mein Glas getan hat. Etwas, dass mich außer Gefecht setzt. Manche Männer auf der Erde mixen eine Droge in den Drink von Frauen, um sie willenlos und gefügig zu machen.“

Der Heiler schüttelte den Kopf.

„Carthianische Männer tun so etwas nicht“, wehrte er entschieden ab. „Wir versuchen unsere Gefährtin mit Charme und Aufmerksamkeit zu gewinnen – nicht mit Drogen, die sie willenlos machen.“

„Warum hat mich der eine Drink dann so umgehauen?“

„Mylady sind vermutlich nicht an unsere Drinks gewöhnt. Sie sind recht stark.“

„Dann wird es wohl so gewesen sein“, erwiderte Jenny. „Ich habe nie viel getrunken und bin wahrscheinlich wirklich nicht viel gewohnt.“

Der Heiler nickte zustimmend.

„Kann ich noch etwas für Euch tun?“

Jenny schüttelte den Kopf.

„Nein, danke. Mir geht es jetzt blendend. Tatsächlich habe ich mich nie fitter gefühlt, als jetzt. Ich könnte Bäume ausreißen.“

Der Heiler beäugte sie skeptisch.

„Das wage ich bei Mylady’s zarter Statur zu bezweifeln. Ihr mögt Euch stark und fit fühlen – doch Bäume ausreißen ...“

Jenny lachte.

„Das ist nur so eine Redensart, wo ich herkomme“, erklärte sie.

„Ahh, so“, murmelte der Heiler, doch er machte nicht den Eindruck, dass er wirklich verstanden hatte, was sie meinte.

Jenny sprang von der Liege, auf der sie gesessen hatte, herunter und schenkte dem Heiler ein Lächeln.

„Wie auch immer. Vielen Dank für die Wunderheilung.“

„Oh, das war kein Wunder. Nein, nein. Das war ein ganz simpler medizinischer Fall. Es war mir eine Ehre, Mylady helfen zu können.“

Jenny war drauf und dran, dem Heiler zu erklären, dass es sich wieder nur um eine Redewendung gehandelt hatte, besann sich dann jedoch eines Besseren und nickte nur freundlich.

„Okay, dann mach ich mich mal wieder auf den Weg. Danke.“

„Nichts zu danken. Wünsche Mylady einen angenehmen Tag.“

„Danke ebenfalls“, erwiderte Jenny lächelnd, und verließ das Behandlungszimmer.

Jenny fühlte sich fit genug für einen weiteren Erkundungsgang durch das Raumschiff und drückte den Knopf für den Aufzug. Nur wenig später signalisierte ein grünes Lämpchen die Ankunft des Lifts und die Tür öffnete sich mit einem leisen „Pling“. Das Lächeln, welches auf ihren Lippen gelegen hatte, erstarb.

„Hallo“, grüßte Rodriff mit einem süffisanten Grinsen. Die Art, wie er seinen Blick über ihren Körper gleiten ließ, gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie wollte schon auf dem Absatz kehrt machen, doch das würde dem schleimigen Bastard nur beweisen, dass sie sich in seiner Gegenwart unwohl fühlte. Obwohl ihr der Gedanke, allein mit ihm im Fahrstuhl zu fahren, nicht gefiel, trat sie zögernd in die Kabine.

„Guten Morgen“, erwiderte sie seinen Gruß ein wenig zu frostig.

„Wohin soll es gehen?“, fragte Rodriff.

„Vier B!“

Rodriff drückte den Knopf und die Tür schloss sich. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung und Jenny drückte sich an die Kabinenwand, so weit von dem unheimlichen Alien entfernt, wie nur möglich. Sie hielt den Blick starr auf die Tür gerichtet, konnte seine massige Gestalt jedoch aus dem Augenwinkel sehen. Es war ihr schleierhaft, was Mia an diesem Typen fand. Sicher – er war gut aussehend – doch er hatte etwas Widerliches und Unheimliches an sich. Sie spürte seine Blicke auf ihrem Leib und unterdrückte nur mühsam ein angewidertes Schütteln.

Der Lift hielt und die Tür öffnete sich. Es war ihre Zieletage. Erleichtert drückte sie sich an Rodriff vorbei und huschte zur offenen Tür hinaus.

Farron

„Farron!“

Farron stoppte und wandte sich um. Er war auf dem Weg zu seinem Quartier, um eine Mahlzeit einzunehmen.

„Was gibt es, Lamahrr?“, fragte er den Offizier, der ihn gerufen hatte.

„Ein Gespräch für dich. Du warst nicht auf deinem Platz und dein Kommunikator scheint ausgeschaltet zu sein, also hab ich mich auf die Suche nach dir gemacht. Warum hast du den Empfang abgestellt?“

Farron sah hinab auf den Kommunikator, der an seinem Gürtel hing. Er runzelte die Stirn.

„Ich hab keine Ahnung, warum er abgeschaltet ist“, sagte er und drückte den kleinen Knopf, um das Gerät einzuschalten. Nichts tat sich.

„Muss defekt sein.“

„Gib es zu mir, ich kümmere mich drum. Aber dein Gespräch wartet. Soll ich es in dein Quartier umleiten?“

„Wer ist es?“, fragte Farron mürrisch, obwohl er ziemlich sicher wusste, wer ihn so dringend sprechen wollte, dass es keine Zeit hatte, bis er wieder auf Karrz7 war. Sein Vater. Sicher wollte er ihn einmal wieder an seine Pflichten als Prinz der Moliwen erinnern.

„Dein Vater“, bestätigte Lamahrr.

„Stell ihn durch“, erwiderte Farron seufzend. Das Letzte, was er jetzt wollte, war, mit seinem Vater über ihren jahrelangen Streit zu sprechen. Mit seinen Gedanken war er bei dem aufregenden Erdenmädchen, das seine Leidenschaft entfacht hatte und deren Bildnis nicht mehr aus seinem Kopf zu weichen schien. Selbst im Traum gab sie ihm keine Ruhe. Er wollte sie wieder in seinen Armen spüren, ihre Lippen weich und nachgiebig unter seinen. Die Art, wie sie seinen Kuss erwidert hatte, ließ auf mehr hoffen. Sie würde die perfekte Gefährtin abgeben. Farron war sich sicher, dass er ihrer niemals überdrüssig werden würde. Sie hatte Feuer. Auch wenn sie es zu unterdrücken schien. Er wollte sie mit einer Heftigkeit, die er nie zuvor für eine Frau verspürt hatte. Zwar waren Frauen auf seinem Planeten eine Seltenheit und seine Erfahrungen auf ein paar Abenteuer mit Frauen beschränkt, die er auf seinen Reisen in dem einen oder anderen Spaceport getroffen hatte, doch er spürte deutlich, dass es mit Jenny anders war. Die anderen Frauen waren wie bunte Glassteine, während Jenny ein kostbarer Edelstein war, geschliffen zur Perfektion.

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