Da klatsch mir doch einer den Flügel ...

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Da klatsch mir doch einer den Flügel ...
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Carmen Immel

Da klatsch mir doch einer den Flügel ...

Teil 3

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Da klatsch mir doch einer den Flügel …

Persönliche Widmung!

Möwisches Vorwort

Kurz notiert!

Jetzt reicht es!

Katharina ruft Elise an!

Robben, Caipy, Schiff ahoi

Ankunft auf Elise Eiländ

Das Interview

Wie heißt das Zeug, was du genommen hast?

Beschwerdeschreiben an Elise

Vorsortierung menschlicher und möwischer Ereignisse

Hallo Carmen.

Weltkulturerbe Gerda

Noch mal drüber

Kai der Koi auf dem Schornstein

Es ist so weit …

Abschied

Impressum neobooks

Da klatsch mir doch einer den Flügel …

Carmen Immel

COPYRIGHT©Der Titel ist bei Lektoren.ch unter Hinweis auf § 5 Abs. 3 Marken in allen Schreibweisen und Darstellungsformen geschützt und im Online-Titelschutz-Anzeiger veröffentlicht worden. Das Manuskript, einschließlich all seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikrovervielfältigungen und die Einspeicherung und/oder die Verarbeitung in elektronische Systeme. Copyright © Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form, durch Fotografie, Mikrofilm, Kopie oder ähnliche Verfahren, ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert, oder durch Verwendung elektronischer Systeme verbreitet, verarbeitet oder vervielfältigt werden.

Impressum

Copyright © 2014 Carmen Immel

Covergestaltung©Katharina E. Georgi

Idee&Text ©Carmen Immel

Persönliche Widmung!

Als Autorin bedanke ich mich bei meiner lieben Kollegin und mittlerweile sehr gute Freundin, für ihre Mühe. Liebe Elke! Du hast mit deinen zusätzlichen Hirngespinsten und Ideen, an Elise mitgewirkt. Heute ist der Vogel genau das, was wir zwei, uns mal irgendwann zusammengesponnen haben. Dein Herzblut liegt in allen drei Teilen, in den Zeilen. Dieser Teil von Elise liegt mir besonders am Herzen, weil ohne dich, wäre, es nicht so geworden, wie es ist. Danke für deinen unermüdlichen Einsatz, deine Geistesblitze zu unmöwlichen Zeiten und dieses … einer geht noch oder … da muss aber noch! Deine Begeisterung kann man in jeder Zeile lesen. Danke!


Möwisches Vorwort

Liebe Fans von Elise! Wie ihr wisst, ist die Wohnanlage von Elise und Thomas voll mit Kameras ausgestattet. Dies haben wir ja mal eingerichtet, als der Teleshopping-Verkäufer auf der Insel eintraf und die ganze Welt sehen sollte, wie Elise ihn fertigmachen würde. Heute sind sie zum Glück die besten Freunde und der Teleshopping-Verkäufer hat die Jagd und seine Pelztussi aufgegeben! Wir haben sogar Mikros installiert, und falls wieder eine sonderbare Show auf der Insel abgeht, so sind wir alle immer live dabei. Meist sind wir nur mit Skype verbunden, denn Elise und die anderen auf der Insel benötigen ja auch ihre Privatsphäre. Allerdings sind wir auf den Gedanken gekommen, mit Elise ein Interview zu gestalten. Denn das Flattervieh postet täglich in den Internetforen und ich als Autorin komme gar nicht mehr schnell genug hinter her mit dem Schreiben. Zudem finden wir Elises Slapstick-Auftritte mittlerweile einzigartig, bis genial und wollen sie live am Buch teilhaben lassen. Das bedeutet live Interview in Echtzeit. Das bedeutet Nachrichtenübermittlung per Smartphone oder sonstigen technischen Kokolores. Zwischendrin gibt es Auszüge aus Elises' Erlebnissen und äh Dinge, die nicht in die Welt sollten, wir aber nicht verhindern konnten. Aber, liebe Fans vom Flattervögelchen, es wird noch richtig schön. Denn wir erzählen euch, wie Elise endlich ihren Hein von Möwengrinn ehelicht. Echt jetzt! Also seid live dabei und genießt ihre Abenteuer.

Kurz notiert!

So und nachdem ich nun die Bücher für Elise endlich fertig getippt habe, sehe ich mich erholend am Strand liegen. Ich fliege nämlich jetzt erst einmal in Urlaub. Ohne Elise, ohne Bücher, ohne Handy, einfach ohne alles und will von dem arroganten Truthahn vorerst nichts hören! Handy aus, Koffer gepackt und Elises schimpfende Nachrichten einfach gelöscht, ohne zu lesen. Wäre ja noch schöner, wenn die in meinem wohlverdienten Urlaub dabei wäre. Warum ich Urlaub brauche? Ich war bei Elises Hochzeit! Mit Freunden. Ich habe Tauben und Raben gerettet. Ich habe versucht einer 145 Jahre alten Schildkröte, ein neues Zuhause zu geben, vielmehr ich habe die Aktion aufgeschrieben. Wir haben Robben umgesiedelt, die magenkrank durch Austern wurden und nicht mehr in die elitäre Gesellschaft der nordfriesischen Robben passten. Elises Status als Tierschutzrechtlerin wurde ausgebaut und nun ist die Dame, Beauftragte im Was-weiß-der-Geier-Ausschuss. Fast hat sie den Status einer Kanzlerin, aber nur fast. Das weiß sie, das nutzt sie aus. Nun ist der Punkt gekommen, an dem auch ich mal Ruhe und Erholung benötige. Ich habe zwar eine böse Ahnung, aber ich hoffe, ich irre mich gewaltig. Ich freue mich jetzt nur noch auf eins! Abschalten und Sonne genießen. Ohne sie!

Wer glaubt, dass man vor Elise Ruhe hat, wenn man alleine ist, der glaubt auch, dass das Ordnungsamt, einem die Küche putzt!

Zitat

Carmen Immel 2015

Jetzt reicht es!

»Huuuu, huuuuu« Ich wache auf und versuche mich zurechtzufinden. Ich höre diese bekannte Stimme und bin mir im selben Moment sicher, dass ich mich irre. Mir ist heiß! Eben vermeldete mein Handy ca. 30 Grad auf Teneriffa. Viel zu heiß, aber nun ja, für diese Jahreszeit, nicht ungewöhnlich.

»Hu, huuuu« Diese schreckliche Stimme geht mir durch Mark und Bein. Ich erhebe mich ein wenig und spüre wir mir das Schwitzwasser am Rücken herunter läuft. Oder ist es Angstschweiß? Ich höre wieder diese Stimme und muss kräftig schlucken.

»Eye, du Spacken da unten, wach gefälligst auf und komm hoch« Jetzt fängt es wohl an zu regnen. Mir fällt Wasser ins Gesicht und ich schreie auf. Ich springe von der Liege hoch und falle fast übers Balkongeländer. Völlig geblendet von der Sonne, schaue ich der kreischenden und lachenden Stimme nach und kann's einfach nicht glauben. Elise steht über mir. Eine Etage höher, auf einem Balkon. Sie winkt mir zu. Ich drehe mich am Balkongeländer um, atme tief ein und schaue aufs Meer. Ich überprüfe schnell meinen Alkoholspiegel und stelle fest, ich bin nüchtern. Leider! Vorgestern hatten wir noch telefoniert. Ich brauchte Urlaub. Abstand. Schreibpause. Ab, auf meine Lieblingsinsel. Mal nichts hören und sehen und vor allen Dingen, mal einen Tag oder Woche, ohne Elise! Sie hatte mir versprochen, mich in Ruhe zu lassen. Laut ihrer Nachrichten wollte sie mich nur erschrecken, als sie schrieb: "Bin schon unterwegs und mache mit dir Urlaub". Und nun steht sie tatsächlich da oben am Geländer und saugt lautstark ihren Cocktail. Sie schnippt mit den Flügelfingern und von der Seite kommt ein Kellner angelaufen und schüttet ihr Glas wieder voll. Mir schwillt der Kamm!

»Jetzt komm schon hoch. Ist toll hier. Das Zimmer ist ne' Wucht! Check aus und schlaf bei mir. Ich komme für alles auf und zahl es mit …«

 

»Mit welcher verflixten Kreditkarte hast du diesen Urlaub gebucht? Wie kommst du dazu, mir einfach hinterher zu fliegen und wie lange willst du mir auf die Nüsse gehen?«, schreie ich nach oben und erschrecke mich, vor mir selbst. Jetzt müsste das komplette Hotel mitsamt seinen 800 Gästen mein Geschrei gehört haben. Sie lacht laut. Dieses Biest lacht mich aus und saugt weiter an ihrem Strohhalm. Ich knalle die Balkontür zu, werfe mir ein großes T-Shirt über und schlüpfe in die kurze Jeans. Ich mache den Safe zu und werfe den Schlüssel ins offene Meer. Quatsch! Ich laufe die Treppe nach oben. Eins höher, liegen die Delüx Zimmer mit Dachterrasse. Ich hatte ja nur Superior gebucht. Ich komme auf den noch mal schöner ausgestatteten Flur mit den superausgestatteten Superzimmern und klopfe hoffentlich an die richtige Tür. Sie macht auf. Ich platze. Steht die Dame vor mir und hat eine pinkfarbene Bikinihose an und trägt ein Voll-Super-Alles-Ohne-Ende-Armband.

»Verehrteste? Herzliches Willkömmchen in meinem Reich. Herein, herein spaziert und bitte nehmen Sie draußen auf der Terrasse Platz, ohne zu platzen. Ich sehe, wie Ihnen der menschliche Kamm schwillt und Sie gleich ungehalten reagieren werden. Bedenken Sie bitte meinen Artenschutz und …«

»Haaaalt die Klappe!«

»Wie meinen?«

»Ich sagte, du sollst deine verflixte Klappe halten! Wie kommst du an dieses Zimmer? Woher weißt du, wo ich Urlaub mache? Wie kommst du auf den Trichter, auch noch meinen Urlaub zu stööööören?« Ich stürme durch das, Delüx-Junior-Suite-Prassel-Protz-Elite-Zimmer, auf die Dachterrasse und bremse vor dem Champagner Kühler und sehe hochglänzende Glaskelche, Kekse, Gebäck und sonstige Häppchen und glaaaaubs einfach nicht-steht ein Kellner in der Ecke und guckt mich blöd an! Hinter mir ertönt ein schnipp von Elise, dabei ein scharfer Pfiff und der Kellner tobt zum Sektkühler und schüttet zwei Gläser aus. Was das jetzt für ein Kühler ist, weiß ich nicht, irgendwas ist da drin, kostet viel Geld und sieht nach dicker Hose aus. Der Kellner gibt mir ein Glas in die Hand, verbeugt sich etwas und geht geflissentlich, zwei Schritte zurück und stellt sich in die pralle Sonne zurück. Meiner Ansicht nach muss der gleich einen Dachschaden bekommen oder hat einen unsichtbaren Hut auf. Ich gucke dumm aus der Wäsche und schütte mir das Glas voll und ganz in den Hals. Mir schwinden die Sinne! Elise lacht, springt in die Luft und landet (hatte ich noch gar nicht gesehen) in einem Jacuzzi!

»Zieh dich aus und komm rein!« Ich gehorche wie blind. Ich zieh mich aus und steige plump in das Becken. Drehe meinen Hals um 180 Grad und blicke über die Südküste von Teneriffa. Mir bleibt die Spucke weg. Der Kellner läuft wieder los und füllt die Gläser erneut und bringt sie uns. Ich schütte das nächste Glas in den Hals und werfe es einfach in den naheliegenden Liegestuhl. Ich schaue sie an. Ihr Blick kommt zurück.

»Macht Spaß oder?«

»Woher weißt du, wo ich bin?«

»Elise Eiland! Interview! Du hattest auf dem Klo …«

»Sag nicht, du hast den Reisekatalog durchgeblättert und erzähl mir nix vom Klo!«

»Der lag aber auf dem Klo und ich hab auch darin geblättert. Ich fand die Idee mit Urlaub ganz gut. Aber das Zimmer liebe Carmen, das Zimmer? Doppelzimmer, Superior? Da geht doch noch was, oder?«

»Weiß Thomas und Sandra davon?« Elise lässt sich mit weiteren Fingerschnipp ihr Handy bringen, tippt eine Taste und dann reicht sie es mir. Ich nehme es in die Hand und sage:

»Hallo Thomas, das ist nicht dein Ernst oder?« Thomas lacht laut. Er konnte sich den Spaß auch nicht verkneifen und hatte Elise geholfen, ein Zimmer zu buchen. Alles auf seine Kosten. Nur mit der Option, dass Elise ihm verspricht, mich in ihr Superzimmer zu holen und das wollte er überprüfen. Er hatte schon alles von den Azoren aus veranlasst und wollte mir auch den Urlaub bezahlen.

»Sag mal Thomas … kann es sein, dass du einfach nur mal ein paar Tage mit Sandra alleine sein wolltest? Was soll das verrückte Huhn hier?« Thomas lachte laut und erzählte dabei von der Idee uns mal in Ruhe in Urlaub zu schicken. Dabei könnten wir uns aussprechen und uns ausruhen. Das Interview und der ganzen Tierschutz-Akt, drum herum war ja reichlich anstrengend gewesen. Dann wünschte er mir noch einen tollen Urlaub und legte tatsächlich auf. Elise schaute mich abfällig an.

»Siehsteeee?«

»Siehsteeee?«, keife ich ihr nach.

»Wer spricht hier von Erholung, wenn du Dramafigur dabei bist und sag mal, hast du den Knall schon gehört? Wie kann man nur so viel Kohle verschleudern?«

»Ich bin eine von und zu, und wer hat, der hat und Bastaaa! Jetzt schluck die Plörre runter, gleich wird’s heftig. Extra Möwencaipys für uns«

»Ja ich weiß, nicht adelig, aber voll den Hintern offen. Mein Urlaub ist versaut. Wie willst du dich hier bewegen? Wie hast du den Kellner dazu gebracht, dich zu verstehen? Warum sind hier nicht alle der Reihe nach umgefallen?«

»Das Spray!«

»Welches Spray?«

»Na das, was Sandra gemixt hat. So eine Art Trance-Spray. Es wird, bevor ich erscheine, gesprüht. Wie ein Deo und schon sind die Menschen für genau 6 Tage hin und weg! Aber wehe ich bin am 6. Tag immer noch da … dann wird’s giftig!«

»Ein Spray? Also du gehst heute Abend auf der Promenade einen "Kippen" und sprühst um dich? So wie mit einem Pfefferspray?« Sie nickt.

»Kann sein, dass ich hier und da einige nicht treffe, aber entweder haben die sowieso schon die Lampe an oder sehen eine zutrauliche Möwe. Zudem helfen mir alle Seemöwen hier, das Zeug zu verteilen« Ich fasse es nicht.

»Selbst der Jetski-Verkäufer und der mit den Fallschirmen auf dem Wasser …« Ich hebe die Hand abwehrend in die Luft und stoppe sie damit. Sie knallt den Schnabel zu.

»Du schläfst im Schlafzimmer nebenan. Wenn ich abends losgehe und alleine sein will, gehst du woanders hin. Ist das klar? Respektiere, dass ich meine zwei Minuten ohne dich benötige! Das Bad ist mir, solange ich da drin bin. Kommst du rein, fliegst du über den Balkon. Machst du Ärger, schmeiß ich dich ins Meer! Machst du irgendwas, was mir nicht passt, wanderst du gefesselt aus, und zwar auf einem Boot ohne Ruder. Ist das klar?« Sie schluckt und nickt langsam. Langsam wird mir klar, dass ich, als ich Elise damals erfand, eher eine Nervensäge, erster Kajüte erfunden hatte. Mir war wohl nicht bewusst, wie sehr sie in mein Leben eingreifen würde. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Alle meine Freunde, Bekannte, Verwandte, fremde Menschen, die Elise von ihren Büchern her kannten, liebten sie und waren wie benommen. Der schlimmste Fall war der mit meiner Freundin Babsi. Ich hatte keine Gewalt mehr über den Vogel. Elise hatte sich zu einem Selbstläufer entwickelt und ergriff die Macht.

Dabei fiel mir ein, dass Tierschützer immer davon sprachen, dass die Tiere eines Tages die Welt regieren würden. Regte ich mich all die Jahre über Präsidenten und sonstige Regierungsmenschen auf, so bekam ich jetzt richtig Angst. Was, wenn? Was, wenn Elise als Anführerin aller Tiere und dazu Menschen, die Herrschaft über diesen Planeten bekäme? War Planet der Affen wirklich nur ein Film? Jurassic World ein Hirngespinst? Oder war längst etwas eingeleitet, was wir Menschen gar nicht mehr in der Hand hatten? Schreck lass nach! Ich sitze in einem Jacuzzi, trinke Plörre vom Feinsten und verliere gerade mein Leben.

»Ach wusstest du schon das Neueste von Babsi und ihrer Nussschale?«

»Elise, bitte halt die Klappe und lass mich in Ruhe denken und überlegen!«

Babsi? Da war doch was? Das Interview! Die Hochzeit! Alles, was in den letzten Monaten geschehen war, kam jetzt in mir hoch. Nein! Ich wollte nicht näher darüber nachdenken. Ich saß in diesem Blubberbecken und wurde von einem Kellner, der langsam einen Sonnenstich bekommen musste, abgefüllt. Elise sprang aus dem Becken und patschte in das Delüx Zimmer. Ich hörte den Föhn. Geklimper von irgendwelchen Geräten und ein möwischer sing-sang ertönte. Elise machte sich hübsch! Fertig für den Abend. Ich glaubte es immer noch nicht. Ich stieg auch aus dem Becken und der Kellner brachte mir sofort einen Bademantel. Ich teilte ihm mit, dass wir ihn jetzt nicht mehr benötigen würden, er tat mir leid. Aber der grinste mich einfach nur an.

»Wie viel hat man Ihnen bezahlt?«

»Sehr viel, alles im Service drin«, sprach er gebrochen Deutsch. Ich rief Thomas noch mal an und der bestätigte den Service. Ich sollte alles so nehmen, wie es kommt. Es wäre in Ordnung. Ich aber hatte Angst vor dem was kommen würde.

*

Die Nacht war schrecklich, weil Elise zu mir ins Bett gekrochen war. Nicht nur ihr lautes Schnarchen war Nervtötend. Sie sabberte und schmatzte im Schlaf. Frühstück auf der Terrasse! Vom Feinsten für Elise. Ich will das nicht näher ausführen. Natürlich ließ ich mir den Service auch gefallen. Nervend waren die Möwen von den umliegenden Hotels. Alle kamen zu Besuch und schnatternden, was das Zeug hielt. Ich verstand natürlich kein Wort. Aber Elise volle Kanne mit dabei und dann brüllte ich laut, dass ich am frühen Morgen, wenigstens beim Frühstück meine Ruhe haben wollte. Dann guckten mich ca. 20 Möwen erstaunt an und an deren Blick konnte man erkennen, dass sie damit überhaupt nicht einverstanden waren. Ich bekam sogar von Elise einen auf den Deckel. Ich warf ein Stück Lachs über den Balkon und dann schoss die Bande auf und verfolgte das Stück. Jetzt war Ruhe! Elise riss die Augen auf. Damit hatte sie nicht gerechnet.

»Wie kannst du es wagen, meine Freunde mit dieser billigen Methode zum Schweigen zu bringen? Die wollen mich doch nur besuchen!«

»Halt den Schnabel, Madame! Ich wohne auch hier, und wenn die Bande auf so einen Trick reinfällt, dann sind sie einfach wie du, nur verfressen. Ist ja nicht zum Aushalten, mit denen. Kümmer dich lieber um die anderen tierischen Inselbewohner und halt mir diese Randale-Tanten vom Pelz!«

Madame war sauer. Das sah ich an ihrem Blick. Beste Möglichkeit für mich, an diesem Morgen meine Ruhe zu bekommen. Da ich ja ausspannen wollte und keinen Bock auf Strand und Sand hatte, ging ich nach dem Frühstück erst mal zum Pool für die Allgemeinheit und schlief ein wenig in der Sonne. Irgendwann wurde es mir zu heiß. Ich ging aufs Zimmer zurück. Alleine der Fahrstuhl war schon eine Wucht. Zum Glück war keiner im Zimmer. Ich machte mir den Sonnenschirm auf und lehnte mich ans Geländer. Es war einfach eine geniale Aussicht. Ich hörte, da wir direkt am Strand wohnten, das lustige Geschrei der Badegäste. Einen Schrei kannte ich besonders gut und wollte es nicht glauben, als ich es sah. Ich suchte den Strand ab und folgte mit meinem Blick der Stimme, die ich nur allzu gut kannte. Elise fuhr Jet Ski und kreischte dabei wie wild. Sie überholte die anderen aus ihrer Gruppe und schnitt einen sogar dabei. Der Aufseher schimpfte wie wild. Ob die wohl alle von dem Spray was in der Nase hatten? Ging ja nicht anders. Ich sah ein paar Möwen über dem Strand kreisen und die sprühten tatsächlich etwas über die Badegäste. Unglaublich, wenn man es nicht selbst gesehen hatte. Dann sah ich Elise plötzlich mit einem Rudel Möwen über dem Meer kreisen. Lachend flogen sie einem Wasserfallschirm nach und hatten sich wohl abgesprochen. Sie hängten sich gemeinsam an diesen Korb und zogen ihn zum Wasser herunter. Die zwei Personen in dem Korb kreischten vor Angst auf und dann wurden sie im Wasser weiter gezogen. Elise und ihre Freunde ließen dann los und der Fallschirm knallte wieder in die Luft zurück. Die Möwen flogen lachend davon.

Ich konnte nicht einmal wütend werden. Selbst ich musste grinsen und dachte nur, was für eine bekloppte Welt. Ich ging zurück zu meiner Liege und genoss den restlichen Tag. Mal schlafend, mal lesend. Nachdem Abendessen ging, ich alleine über die Promenade. Wir hatten ausgemacht, dass ich heute alleine sein wollte. Sie hatte es komischerweise sofort akzeptiert.

Da gibt es so eine berühmte Bar am Strand. Erst isst man dort und genießt den Sonnenuntergang und dann ist etwas später am Abend, Party angesagt. Eigentlich immer schön leise, ab und zu auch mal für geschlossene Gesellschaft. Ich setzte mich gegenüber dieser Strandbar in eine Straßenpinte und genoss ein schönes Helles. Während ich verträumt zum Strand schaute, wurde auf einmal die Musik von der Strandbar immer lauter. Dann kamen aus allen Richtungen immer mehr Gäste und gingen dort rein. Musste heute wohl VIP Abend sein? Der Kellner, der mich bediente, bestätigte das. Irgendwann verstand ich in der Straßenpinte bald kein Wort mehr, denn vom Nachbartisch hatten mich Deutsche angesprochen und wollten plaudern. Sie fragten mich, warum das denn auf einmal so laut wäre. Der Kellner bekam das mit, und meinte, dass einmal in der Woche in der Strandbar, so richtig die Post abging. Geschlossene Gesellschaft und sehr teuer für nicht eingeladene. Etwas später am Abend packte mich die Neugier. Ich ging über die Straße, gesellte mich zu anderen Neugierigen, und versuchte unter das Bambusdach zu schauen. Die Bar war tiefer gelegen. Eine Nebelmaschine krachte los und ich stand im Dunst. Ich hörte Leute klatschen und johlen und es gab wohl Freigetränke ohne Ende. Dann vernahm ich eine Stimme! Jetzt war mir alles klar. Ich ging zum Eingang, legte eine Unsumme an Geld für Eintritt hin und stieg die Treppe zum Strand hinunter. Buntes Licht blendete meine Augen und dann bin ich fast umgefallen. Elise tanzte kreischend mit Menschen und Möwen auf einer Bühne und äffte Flamenco nach. Alle jubelten ihr zu. Mir knallte ein Korken an die Stirn und ich hörte ein Upps. Der Champagner floss in Strömen und man drückte mir ein Glas in die Hand. Ich setzte mich in einen Rattan-Stuhl und schaute zu. Meine Möwe Elise machte Party! Dann entdeckte sie mich. Sie zuckte kurz zusammen und zog ihren riesigen Hut tiefer ins Gesicht. Ich tat, als würde ich sie nicht kennen. Mich sprach ein Mann an. Er erzählte mir, obwohl ich es gar nicht hören wollte, von der Super Elise. Die hätte was drauf. Die ließ krachen. Astreiner Charakter. Wäre im Tierschutz tätig, und falls ich Probleme hätte, könnte ich mich an sie wenden. Sie hätte auf Teneriffa mal so richtig aufgeräumt. Hätte Gäste auf den Partybooten ausgeschimpft. Die Kapitäne, die Delfintouren machen würden, hatte sie ebenfalls ausgeschimpft. Das wäre jetzt vorbei. Elise war hier auf Teneriffa also auch schon tätig gewesen. Ich atmete tief durch. Er fragte mich nun, woher ich kommen würde und ob ich Haustiere hätte. Wenn, dann sollte ich mich unbedingt mal von Elise aufklären lassen und würde Augen machen!

 

»Du musst wissen …«, duzte er mich,

»du musst wissen, dass du fast alles falsch machst, wenn du ein Haustier hast«, erzählte er weiter. »Aber wie Elise uns sagte, sollten wir bitte nicht alle Tiere nach Deutschland holen. Weil hier, sind sie gepflegt und gefüttert und zu Hause stecken wir sie oft in die Tierheime, die restlos überfüllt sind«

»Äh, ich habe keine Tiere!«

»Magst du etwa keine Tiere? Menschen sollten Tiere haben. Das formt den Charakter. Katzen sind gut für die Psyche und Hunde bringen Bewegung. Man geht viel mehr vor die Türe«

»Ich muss mir also jetzt ein Tier anschaffen?«, fragte ich ihn genervt.

»Nein, aber wenn du eins hättest, würde ich dich mit Elise zusammenbringen. Denn von ihr kann der Mensch viel lernen« Ich nahm einen weiteren großen Schluck aus meinem Glas und hoffte, dass der Typ mich jetzt in Ruhe lassen würde. Aber nein, er holte weiter aus. Schlimm war auch, dass er mir so fürchterlich nahe auf die Pelle rückte. Ich überlegte, wann er das letzte Mal beim Zahnarzt war.

»Wenn du kein Tier hast, dann nimm doch eins mit. Sind doch genug hier, die ein zu Hause suchen«

»Ja gerne, ich gehe morgen sofort los und leite alles in die Wege!«, sagte ich und drehte mich in Richtung Elise. Hauptsache ich hatte jetzt meine Ruhe.

»Du kannst dir doch nicht einfach ein Tier mitnehmen! Du musst doch Ahnung von Hunden haben! Katzen sind viel schwieriger oder auch einfacher«

»Ja was denn jetzt? Soll ich oder soll ich nicht?« Mich von der Brücke stürzen oder einfach ins Meer laufen, um dich Nervensäge und Klugscheißer endlich los zu werden, dachte ich verzweifelt.

»Doch! Das ist deine verflixte Pflicht! Wir Menschen müssen was tun!«, ereiferte er sich. Ich guckte ihn fassungslos an. Dann fasste er in die Handtasche von seiner Frau, die auf einmal dazu stieß. Er holte ein Buch aus ihrer Tasche. Ich verschluckte mich gerade und musste husten. Ich hörte, noch was von wegen:

»Das musst du unbedingt mal lesen! Das ist informativ. Von Tieren, für Tiere und für Menschen. Falsch verstandener Tierschutz und so weiter« Ich sah auf dem Cover meinen Namen und bekam fast keine Luft mehr. Das Lied, welches eben noch spielte, war zu Ende und Elise sprang von der Bühne herunter. Sie kam auf mich zugelaufen und hopste auf meine Arme und schmatzte mich wie wild. Der Mann stand mit offenem Mund vor mir und gaffte mich an.

»Sie kennen sich?«

»Guck mal du Spacken! Guck mal auf das Cover von dem Buch und dann den Autorennamen! Jetzt frag die hier … wie sie heißt«, sagte Elise mit dem Finger auf mich zeigend.

»Sie, du … sind …?«

Ich nickte und dann nahm ich mein Vögelchen ganz eng in den Arm und schmatzte es zurück. Die Frau ließ ihre Handtasche fallen und packte ein Glas mit Plörre und kippte es auf Ex weg. Ich musste lachen.

»In 6 Tagen wissen Sie von nichts mehr, mein Guter. Nur das Sie eine tolle Party hier erlebt haben. Das ist wie mit diesem Blitzdings aus dem Alien Film. Sagt man! Sagt Elise!«, erklärte ich lachend. Ich ging mit einer müden, aber glücklichen Elise auf dem Arm Richtung Hotel und drehte mich auf der Promenade noch einmal zum Strand herum.

»Willst du kleine Göre, jetzt mal endlich vernünftig werden?«, fragte ich Elise. Sie nickte und dann hatte ich ein kleines Möwenmädchen im Arm schlafen und stieg mit ihr in den Aufzug vom Hotel. Oben angekommen legte ich sie auf die Liege. Ich holte eine leichte Decke aus dem Zimmer und machte eine kleine Lampe auf der Terrasse an. Ich holte Stift und Papier und schrieb los. Genau das, was ich nicht mehr wollte, im Urlaub. Ich schaute auf Elise und mir wurde warm ums Herz. Ich schaute auch zum Meer hinüber und konnte nur die Positionslichter von den Fischerbooten sehen. Ein paar Lichter von der Insel La Gomera konnte ich erkennen. Es war ein sehr romantischer Moment. Doch dann kamen die Erinnerungen, an die letzten Wochen, Monate. Alles, was ich mit Elise erlebt hatte. Ich sah sie an. Sie lag wie ein kleines Kind zusammengerollt in ihrer Decke und steckte sich auch noch den Daumen in den Schnabel. Jetzt ein Bild! Nee, bloß nicht, ich musste aber grinsen. Meine Hand schrieb wie von selbst Buchstaben aufs Papier.

*

Mitten in der Nacht wachte ich mit dem Kopf liegend auf dem kleinen Tisch auf und schaute mich um. Ein ganz klarer Sternenhimmel über mir und eine laut schnarchende Elise auf der Liege. Vorsichtig packte ich die vielen Bögen Papier zusammen und verstaute sie in der Laptop Tasche. Ich hatte Elise Abenteuer, Teil 4 angefangen. Dann hob ich Elise auf den Arm, trug sie ins Zimmer und legte sie aufs Bett. Ich zog mich leise aus und legte mich dazu. Elise kuschelte sich an mich und schnatterte etwas leise vor sich hin. Ein Herzchen flog aus ihrem Federkleid zur Zimmerdecke.

»Schlaf schön, kleine Möwendame«

»Hab dich lieb und alle Tiere und …«

»Schlafen!«

»Piep«

»Eliseee?«

»Ich letztes Wort! Basta!

6 Tage später! Saßen wir am letzten Urlaubsabend zusammen und genossen ein prächtiges Mahl auf unserer Terrasse. Elise war vollends begeistert und meinte, das müssten wir wiederholen. Ich war zum ersten Mal derselben Meinung. Was hatten wir beide alles erlebt. Wir stießen mit unseren Gläsern an und schwelgten in Erinnerungen.

»Weißt du noch, wie wir uns geprügelt haben? Beim Interview? Ich musste noch wochenlang danach lachen und konnte vor dir nicht zugeben, dass mir alles wehtat«, giggelte Elise. Ich nickte lachend.

»Als du mir gegen mein Schienbein getreten hast, sind mir die Sinne flöten gegangen, und als Heinz den Vorhang abfackelte, bin ich fast zusammengebrochen«

Elise quiekte lachend auf.

»Oder die doofe Gerda! Wie eine menschliche Frau in den Wehen und nach heißen Tüchern brüllend«

»Ich sag nur, noch mal drüber!«, lachte ich. Elise schlug sich auf die Schenkel.

»Meine Sekretärin schreibt den Serienbrief und dann die Taubenrevolution …«, schreit Elise in den Nachthimmel.

»Als Katharina dich anruft und du auf die Paella anspringst …«

»Hör auf! Ihr Schussel Tanten habt mich völlig verarscht. Ich fall noch drauf rein«

»Warte mal!«

Ich laufe ins Zimmer und hole meine Tasche aus dem Schrank. Ich laufe wieder auf die Terrasse zurück und ziehe die große Kerze ganz nah an den Tischrand. Elise hopst mit einem vollen Glas auf meinen Schoss. Ich habe ein Buch in der Hand und schlage die erste Seite auf.

»Gute Nacht Geschichte?«, fragt sie, während sie sich an mich kuschelt. Ich nicke.

»Das hier, ist deine Geschichte Elise. Dein drittes Abenteuer. Dass was wir in den letzten Monaten erlebt haben und jetzt hör zu, kleine Möwendame«

Ca. 20 Herzchen fliegen aus ihrem Federkleid empor und sie kuschelt sich dicht an mich. Zusammen stecken wir unsere Nasen in die Seiten und ich beginne leise zu lesen…

"Es war einmal vor vielen Wochen, als eine kleine Möwe nicht nur heiraten wollte, sondern auch nebenher, die Welt auf links drehte. Unsere Idee, mit ihr ein Interview zu gestalten war nur eins ihrer Abenteuer aus ihrer seltsamen Welt. Fangen wir mit dem Anruf von Katharina an. Elise sitzt gerade zu Hause und wird von einem erbärmlichen Hunger gequält, denn das Frühstück liegt schon 2 Stunden zurück. Katharina wählt Elises Nummer …"