Die Maskierung Des Fae-Königs

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KAPITEL FÜNF

Maurelle erschauderte und schlang ihre Arme um ihre Taille. Die Nacht war kühl und ihr Adrenalin strömte nicht länger durch ihren Körper und putschte sie auf. Die Kanalisation war scheiße und sie betete zu den Göttern, dass sie nie wieder dort hindurchgehen musste.

Das war nicht möglich, sah sie ein, sobald der Gedanke durch ihren Kopf huschte. Sie mussten wieder hindurch gehen, um nach Haus zurückzukehren. Sie würde nicht unbewaffnet zurückgehen. Sie würde etwas finden, das sie benutzen konnte, um diese Scheißkerle, die in den Abwasserkanälen lebten, umzubringen.

»Mir wurde immer erzählt, dass die Verbannten in der Kanalisation leben und dass sie nicht dort sein sollten. Aber all die Kreaturen, auf die ich gestoßen bin, sind inmitten der Fäkalwasserwege geradezu zuhause«, beobachtete Maurelle, während sie Ryker die Straße hinunter folgte.

»Wo, denkst du, haben diese Biester gelebt?«, fragte Sol hinter ihr.

Sie drehte ihren Kopf und zuckte mit den Schultern. »Überall im Reich?«

Sols Lippen wurden schmal und seine Stirn legte sich in Falten. »Nein. Sie sind die ursprünglichen Bewohner der Edge. Deshalb ist das Gebiet in so prächtigem Zustand.«

Ihr Kiefer fiel auf ihre Brust und ihre Augen wurden groß. »Kein Wunder, dass sie so angepisst sind. Wir haben ihr Zuhause weggenommen.«

»Was hätten unsere Eltern denn tun sollen?« Ryker verflocht seine Finger mit ihren. »Als die Fae in die Edge gezwungen wurden, wurde ihnen nichts gegeben, also hatten sie keine andere Wahl, als diejenigen, die sich weigerten zu kooperieren, in den Untergrund zu drängen. Das ist eines der ersten Dinge, das ich vorhabe zu ändern.«

Maurelle drückte seine Hand, bot still ihre Unterstützung. Sie hatten niemals darüber gesprochen, was er tun würde, wenn er schließlich den Thron übernahm. Ehrlich gesagt bezweifelte ein Teil von ihr, dass das jemals passieren würde. Diejenigen an der Macht würden alles tun, um den Status Quo beizubehalten.

Sie konnte den Gedanken, dass er in Gefahr war, nicht ertragen. Wenn er aus den Schatten trat, wären im Handumdrehen einige Ziele auf seinen Kopf gerichtet. Sie wusste es besser, als zu versuchen es ihm auszureden seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen und Mag Mell zurückzufordern, also würde sie gemeinsam mit Brokk, Sol und Daine sicherstellen, dass sie da waren, um ihn auf jedem Schritt seines Wegs zu unterstützen.

Sie war nur einige Male spät in der Nacht in der Edge gewesen. Nicht genug, um sich daran zu gewöhnen, wie die Dinge dort liefen. Sie war noch immer schockiert so viel Aktivität in dem Gebiet zu sehen. Es schien, als ob jeder in Furcht lebte und selten Spaß hatte, aber das Nachtleben ließ Maurelle darüber nachdenken, wie ihre Eltern das Leben im Reich vor dem Krieg immer beschrieben haben.

»Wir alle werden an deiner Seite sein, wenn du das tust«, versprach Maurelle, als sie am oberen Ende einer Treppe innehielten, die zum Geschäft der Peridun führte.

»Ich kann nicht glauben, dass ich hier hingehe. Ich bin mit Geschichten aufgewachsen, dass dieser Ort heimgesucht wird«, gab Daine mit einem Schaudern zu.

»Ohhh«, quiekte Maurelle aufgeregt, ließ dann Rykers Griff los, so dass sie in ihre Hände klatschen konnte. »Ich wollte schon immer einen Geist treffen. Man sagt, dass sie die besten Rezepte für Shortbread haben.«

Ryker gluckste mit ihr, was sie noch mehr ihr Herz an ihn verlieren ließ. »Shortbread, Braveheart?«

»Natürlich. Es ist köstlich und sogar noch besser mit einem Banana Pudding«, witzelte sie und steuerte auf die Tür zu.

Sehr wie beim ersten Mal, als sie das Geschäft besucht hatten, begann Maurelles Herz zu rasen, als die schwarze Tür in Sicht kam. Die Runen auf der Tür glühten wie gewöhnlich blau. Es bot das einzige Licht unter den Balkonen der Wohnungen darüber.

Ryker griff an ihr vorbei, wobei sein Arm die Seite ihres Körpers streifte, was sie ihn umso mehr wollen ließ. Jetzt war nicht die Zeit, dass ihre Hormone die Kontrolle übernahmen. Als sich die Tür öffnete, waberte ein vertrauter rauchiger, holziger Duft, der einen Hauch von Kiefernadeln hatte, aus dem Innenraum. Sie schaute über ihre Schulter und fragte sich, ob der Duft die anderen so sehr beeinflusste wie sie.

Unglücklicherweise verriet keines ihrer Gesichter, wie sie sich fühlten. Sie könnten eine scheiß riesen Menge Geld im Kartenspiel der Menschen gewinnen, das Poker genannt wurde. Sie trat als Erste ein, mit den anderen hinter ihr.

Gerade als sie dachte, dass sie ihre Reaktionen unter Kontrolle hatten, hörte sie ein Keuchen hinter sich. Jaah, sie hatte dieselbe Reaktion, als sie das erste Mal ihre Augen auf die Peridun gelegt hatte. Ihr langes schwarzes Haar war in Flechtzöpfen und ein Lächeln lag auf ihrem olivfarbenen Gesicht. Maurelle dachte, dass ihre blassblauen Augen auf ihre magische Natur hinwiesen. Die Tattoos auf ihrem Gesicht trugen nurmehr dazu bei.

Maurelle dachte dennoch, dass sie fesselnd und schön war. Der Hut auf Shineahs Kopf klimperte bei jeder Bewegung. Der Schlapphut war dieses Mal dunkellila, aber er passte gut um ihre Stirn und bauschte sich an der Spitze nach oben. Mehr silberne Anhänger baumelten an den Seiten und sie hatte noch immer die Knochen, die in der Nähe ihrer linken Schläfe hingen.

»Was bringt dich dieses Mal in mein Geschäft, junger König?«, fragte Shineah, während sie in einem weiteren langen Wollkleid, das um ihre Gestalt floss und bis zum Fußboden reichte, um einen leeren Metalltisch herumkam.

Dieses Tausend-Watt-Lächeln, dass Maurelles Herz herumgekriegt hat, breitete sich über Rykers Gesicht aus, während er eine Hand ausstreckte, um sie auf die Schulter der Peridun zu legen. »Wir benötigen wieder deine Hilfe, Shineah.«

»Ich sehe, dass du deine Wache gekennzeichnet hast«, murmelte Shineah, als sie um die Ecke der Theke herumkam. »Die wahre Frage ist, ob du meinen Rat beherzigt hast und sie in deine Intimitäten einbezogen hast.«

Sie war so beschäftigt damit gewesen, anzuschauen, was in den diversen Flaschen mit farbigen Flüssigkeiten war, als ihr Kopf nach oben schnappte. Wovon sprach sie? Hitze brannte in ihren Wangen und Maurelle ignorierte das und ging dazu zurück, die Flakons zu studieren. Bei allem, was vor sich ging, sollte sie einen Mist auf das geben, wie die Peridun arbeitete, aber sie konnte ihre Neugier nicht leugnen und das hatte wenig mit Magie zu tun.

Rykers Gesicht wurde hochrot und er rieb sich den Nacken. »Nein, äh, ich wollte sie nicht kennzeichnen. Ich brauche Schutz für mich und Maurelle und ich habe die einzigen Männer gefragt, denen ich vertraue diese Rolle anzunehmen«, erklärte Ryker.

Maurelle nahm die Szene um sie alle herum auf. Im ganzen Geschäft waren Kerzen angezündet. Manche waren hinter Flaschen positioniert, was es aussehen ließ, als ob die Flüssigkeit im Inneren glühte. Als sie sich näher zu einer lehnte, die mit einer strahlendgrünen Flüssigkeit gefüllt war, bemerkte sie, dass die Erhellung nicht nur von der Kerze kam.

Daine nahm ein bisschen getrocknete Kräuter aus einer Holzschale. »Willst du später deinen Penis benutzen, Daine?«, rief die Peridun aus, was Daine zusammenzucken und gegen die Theke stoßen ließ, was Dinge zum Klappern brachte.

»Wie zum Teufel kennt sie seinen Namen?«, flüsterte Sol Brokk zu, ignorierte den Elefanten im Raum. Niemand wollte darüber sprechen und Maurelle war das ganz recht.

Daines Blick huschte zu ihnen, dann konzentrierte er sich auf Shineah. »Was wird mit meinem Schwanz passieren? Hab’ ich ihn kaputt gemacht?«

Shineah gluckste, der Klang wie ein getrocknetes Blatt, das im Wind blies. Mehr als nur ein bisschen gruselig. »Das ist ein Tee, den ich für eine Frau mache, deren Gefährte ihr kaum Ruhe lässt. Du solltest niemals Gegenstände berühren, deren Nutzen du nicht kennst.«

»Ich werde nichts anderes mehr berühren, aber bin ich kaputt?« Daine klang verzweifelt und als ob er durch die Aussicht ausflippen würde.

»Du kannst deinen Penis noch vollkommen benutzen. Jetzt zurück zur vorliegenden Angelegenheit. Du wirst vorfinden, dass es für beinahe jede offizielle Position eine Kennzeichnung gab. Ich werde einen Talisman entwerfen müssen, um eure Zeichen zu verbergen. Ich werde von jedem von euch einen Tropfen Blut brauchen.«

Die Peridun schien mühelos über den Fußboden zu gleiten, als sie ein Tablett aufhob, dann drei weitere Schalen und drei dünne Stöcke hinzufügte. Einige Kristalle, Kräuter, Tränke und verschiedenes anderes Beiwerk folgten.

»Du zuerst, Brokk. Maurelle kann deine Hand halten, falls du Angst hast«, neckte Shineah, während sie sich ihm näherte.

Brokk lächelte und drehte sich Maurelle zu. »Hältst du mich?«, fragte er mit einem mitleiderregenden Schmollmund auf seinem Gesicht.

Maurelle gluckste und schaute zu Ryker. Der finstere Blick auf seinem Gesicht ließ sie einen Schritt auf ihn zu machen, aber er lächelte und schüttelte seinen Kopf. »Wenn das Baby Trost braucht, dann gib ihm den.«

Maurelle hatte keine Ahnung, was vor sich ging, und machte sich zuerst Sorgen, dass Ryker trotz ihres Bands das Interesse verlor. Sie konnte nicht leugnen, dass Brokk attraktiv war. Sol und Daine auch, was das anging. Aber ihre erste Priorität war Ryker. Das Lächeln auf Shineahs Gesicht sagte ihr, dass dies geschehen sollte. Wie konnte das sein?

»Unkonventionelle Beziehungen waren einmal die Norm«, teilte Shineah mit, brach das Schweigen. »Ich werde zugeben, in den meisten Fällen wählten die Könige einige Frauen aus, aber ich selbst würde dafür stimmen, vier Gefährten zu haben.«

Hitze verbrannte Maurelles Wangen und sie wollte in ein Loch kriechen. Nur weil sie zu all diesen Kerlen hingezogen war, bedeutete das nicht, dass sie sie alle vögeln wollte. Oder tat sie das? Sie hatte keine Ahnung und sie weigerte sich sich viel Gedanken darüber zu machen, wenn sie das erledigen und zurück zum Campus mussten, bevor entdeckt wurde, dass sie verschwunden waren.

 

Maurelle ergriff Rykers Hand und er überraschte sie, indem er sie näher zu Brokk und den anderen zweien stupste, die hinter ihn gerückt waren. Augenscheinlich wollten sie bei jeglichem Liebesgeplauder eingeschlossen werden.

Als die Peridun ihre Hand hochhielt und das Holz über seinem Zeigefinger positionierte, legte Maurelle ihren Arm um seine Schulter. Brokk schenkte ihr ein Lächeln, das voller Hitze und Unsicherheit war. Was sie nicht wusste, war, ob er wegen dem Blut oder der Vorstellung nervös war, dass sie alle zusammen waren. Die Vorstellung hatte mehr Reiz, als sie wusste, dass es das sollte.

Schnell wie eine Peitsche stach Shineah seinen Finger und drückte einige Tropfen Blut in eine der Schalen. Daine trat vor und Maurelle ergriff seine Hand, als sein Finger gepikst wurde. Sol war der Letzte und ihre Hand fand automatisch seine Schulter, welche sich bei ihrer Berührung senkte.

Nachdem sie das Blut sammelte, kehrte Shineah zu ihrer Position hinter dem Metalltisch zurück. Ein Kristall ging in jede Schale, gefolgt von einigen anderen Zutaten. Sie sang in einer anderen Sprache und hielt ihre Hände über die Objekte. Strahlendblaues Licht umgab jede der Schalen, gefolgt von Elektrizität. Der Strom tanzte in den und um die Schalen herum.

Er war so stark, dass die Haare in Maurelles Nacken emporstanden. Blaues Feuer explodierte aus dem Behälter und schoss gen Himmel. Die Energie im Zimmer war intensiv und hypnotisierend. Das Knistern schien im stillen Zimmer nachzuklingen. Es glich nichts, was sie je zuvor gehört hatte. Es knackte und knisterte wie die gerösteten Reisflocken, die ihre Schwestern so gerne aßen. Nur dass es den Geruch nach Ozon anstatt erdiger Körnchen in der Luft verweilen ließ.

Ein Jaulen verließ Maurelles Kehle, als ihre Hand plötzlich zu brennen begann. Ryker ließ ihre Hand los und warf seine in die Luft hoch. Rot-orangene Flammen schossen aus seinen Handflächen und gesellten sich über dem Amulett zu Shineahs.

»Soll das passieren?«, stieß Ryker hervor. Seine Stirn legte sich in Falten und sein Mund spitzte sich einige Sekunden lang, bevor seine Flammen abgeschnitten wurden. Durch die Mühe Kontrolle zu erlangen, bildete sich Schweiß auf seiner Stirn.

»Es ist nie zuvor passiert«, gab die Peridun zu. »Andererseits habe ich dieses Ritual niemals durchgeführt, als ein König anwesend war. Der Zauber ist in den Kristallen festgesetzt und die Talismane sind aktiv. Und sie sind machtvoller, als ich es jemals gespürt habe. Ich nehme an, dass du meine Magie verstärkt hast.«

»Ich schätze, dass du für mehr als dein gewinnendes Lächeln gut bist«, neckte Maurelle mit einem Zwinkern.

»Ich habe meine Talente, wie dir bekannt ist, Braveheart«, konterte Ryker.

Bevor sie ihr Geplänkel weiterführen konnten, flogen Shineahs Arme an ihre Seiten, während sich strahlendblaues Licht aus ihrem Körper ergoss. Ihre Augen wurden opak weiß. Als die Peridun sprach, reisten Schauer über Maurelles Körper.

Zerschrammt und zerbrochen, verhext und beeinflusst

Der Schleier ist von den ersten dunkeln gesprochenen Worten gerissen

Elementare Magie, enthüllt und entblößt

Der König aufgedeckt, alles ist verloren.

Jede Zelle in ihrem Körper wurde bei den warnenden Worten starr und es hatte wenig mit der Kühle in der Luft zu tun. Maurelle beobachtete Rykers Gesicht, während er die Informationen verarbeitete. Es gab dort eine größere Botschaft, aber Maurelle hatte keine Ahnung, was das sein mochte.

Das war nicht, wie die Peridun zu anderen Zeiten Informationen mit ihnen geteilt hatte, als sie ihr Geschäft besucht hatten. Es klang schrecklich sehr nach einer Prophezeiung, welche für sie eher wie Rätsel als irgendeine Voraussage waren.

»Was ist gerade passiert?«, stieß Ryker hervor, brach die Stille.

Shineah schüttelte ihren Kopf, was die Anhänger und Knochen an ihrem Hut durch die Bewegung klappern ließ. Sie senkte ihren Kopf, rieb sich eine Sekunde lang über die Schläfen, bevor sie dem Blick des Königs begegnete. Maurelle bemerkte, dass das Weiß in ihren Augen verschwunden war und sie wieder zurück bei deren typischer hellblauen Farbe waren.

Die Rückkehr zum Normalen tat nichts, um Maurelles rasendes Herz zu verlangsamen, oder ihre ausgetrocknete Kehle zu befeuchten. Während der letzten paar Wochen, als sie sich wieder mit ihrer Familie verband, ohne ihre Mom im Bild, hatte sie schließlich gehofft, dass es das größte Problem wäre, dem sie sich dieses Jahr entgegensahen, Rykers wahre Identität unter Verschluss zu halten.

»Ich habe dir gesagt, dass ich mir recht sicher bin, dass du meinem Zauber Macht hinzugefügt hast«, erwiderte Shineah, während sie ihn mit gerunzelter Stirn prüfte.

»Nicht das. Was zur Hölle du auch immer gerade gesagt hast. Es klang wie eine Prophezeiung. Bist du eine Seherin?«, warf Brokk ein, während er sich bewegte, um vor Ryker Stellung zu beziehen. Maurelle war dankbar, dass Ryker diese Männer in seinem Rücken hatte. Jeder von ihnen strahlte eine Kombination aus Verwirrung, Furcht und Entschlossenheit aus.

Es gab kein äußerliches Zeichen, dass seine Frage die Peridun verstimmte, aber die Straffung der Haut um ihren Mund sprach Bände. »Ich habe seit mindestens einhundert Jahren keine Prophezeiung erhalten. Und die letzte hatte ich ignoriert. Das ganze Reich hat teuer dafür bezahlt.«

»Ich nehme an, du hast etwas über den Krieg gesehen, und dass die Menschen übernehmen«, erwiderte Ryker.

»Es ist nicht derart geradeaus. Wie du wahrscheinlich erahnen kannst, kann es schwierig sein die Botschaft hinter der Prophezeiung zu verstehen. Im Falle des Kriegs war ich einfach zu jung und naiv. Ich ignorierte es, vertraute darauf, dass es nichts gab, das dein Vater nicht bezwingen konnte. Was habe ich jetzt gerade gesagt?«

Ryker rieb mit einer Hand an seinem Gesicht herunter und trug den Vers vor, den sie Minuten zuvor gesagt hatte, während sie in irgendeiner Art Trance war. Sol und Daine bugsierten sich näher zu Maurelle, die neben Rykers Seite schwebte. Sie ein zweites Mal zu hören, ließ ein Prickeln über ihre Haut und Flügel rasen.

Als eine warme Handfläche die Körperglieder streichelten, die an ihrem Rücken flatterten, schickte Maurelle Sol ein dankbares Lächeln, ließ ihn wissen, dass sie sein Angebot des Trosts schätzte. Gullvieg auszuschalten tat nichts, um die Situation richtigzustellen. Sie hatte fälschlicherweise geglaubt, dass sie der Machtstruktur einen Schlag verpasst hatten und einen Schritt näher daran waren, die Scheißkerle auszuschalten.

Nicht, dass letztes Jahr einfach gewesen war, aber sie hätte wissen sollen, dass da mehr als das dahintersteckte.

Shineah kreuzte zum großen Panoramafenster an der Vorderseite des Geschäfts und starrte für einige lange Minuten in die Nacht. Was zum Teufel ging vor sich? Maurelle wollte schreien und Antworten verlangen, aber hielt ihren Mund geschlossen. Das würde sie alle nirgendwohin führen.

»Hat irgendjemand von euch etwas gespürt, seit ihr an die Akademie zurückgekehrt seid?«, fragte Shineah plötzlich, brach das angespannte Schweigen, dass sich über den Raum herabgesenkt hatte.

»Abgesehen davon, einen neuen Schulleiter zu haben, scheinen die Dinge gleich zu sein«, erwiderte Maurelle automatisch.

Ryker legte seine Hände auf ihre Schultern, knetete das Fleisch und die Muskeln dort. »Ich habe es noch nicht geschafft Gaius richtig zu lesen. Ich kann nicht sagen, dass ich den Typ gern habe. Er zwang mich eine weitere Einschätzung zu durchlaufen, und wenn ich dein Amulett nicht gehabt hätte, dann hätte ich meine wahre Identität enthüllt«, fügte der König hinzu.

»Und du hattest deine Wache nicht bei dir, um Schutz zu bieten«, beobachtete Shineah, als sie Rykers Freunde absuchte. Brokks Fäuste ballten sich, als Ryker seine Einschätzung erwähnte, und Sol und Daine knurrten leise in ihren Kehlen, als ob sie nicht anders konnten.

»Nein. Ich war auf dem Kolleghof vollkommen entblößt, wo es hunderte Zeugen für meine große Enthüllung gegeben hätte. Wonach sollten wir Ausschau halten? Was geht vor sich?«

»Gaius hat während der vergangenen zwei Jahrzehnte seinen Mund gehalten und ist recht unsichtbar gewesen«, informierte die Peridun sie. Der Mann war jetzt alles andere als still. »Du musst zu jeder Zeit vorsichtig sein und darfst deine Umsicht niemals abgleiten lassen. Mein Amulett kann gebrochen werden und du musst vorbereitet sein, für den Fall, dass es unbrauchbar gemacht wird.«

»Auf keinen Fall kann ich die Tatsache verstecken, dass ich König bin, falls das passiert«, gab Ryker zu. »Gibt es etwas anderes, das du mir geben kannst?«

»Es gibt nichts anderes, aber deine Magie wird in der Lage sein den Talisman zu imitieren und dich lange genug zu verstecken, dass du zurück zu mir kommen kannst. Ich werde Zeit brauchen, um zu entziffern, wovor die Prophezeiung uns warnt, aber ich kann sagen, dass ich glaube, dass es sich auf die sich vertiefende Dunkelheit bezieht, die über der Schule schwebt. Ich denke, ihr vier braucht eine Schicht zum Schutz, sollte das Schlimmste auftreten.«

Maurelles Blick schoss zum Fenster, aber sie konnte den Campus aus ihrer momentanen Position nicht sehen. Zu hören, dass es Böses um sie herum gab wie ein Grabtuch, ließ Galle in ihrem Magen aufwühlen. Als ob die Tränke zur Gedankenkontrolle in ihrer Nahrung nicht genug waren.

»Du meinst, dass es schlimmer werden wird?«, fragte Brokk. »Was brauchen wir sonst noch?«

»Ja. Der Zustand kann weitaus schlimmer werden als es jemals war. Wenn nichts getan wird, werden die Elemente sterben und ihr alle werdet von dem abgeschnitten werden, was euch mit eurer Magie verbindet. Wenn das geschieht, wird jeder Student und die Fakultät en masse zu Schemen. Wer auch immer diesen Zauber wirkt, oder es befahl, hat keine Ahnung von den Kräften, mit denen er herumpfuscht. Trinkt diesen Trank, so dass niemand euch Rykers Identität abnötigen kann«, erklärte Shineah, während sie jedem von ihnen einen Flakon mit einem blauen Trank gab, der mit silbernem Glitzer wirbelte.

»Ist das sicher?«, fragte Maurelle.

»Es ist nur ein Ausweichplan. Ich hatte noch keine Zeit die Prophezeiung zu entziffern und will euch nicht ohne die Fähigkeit sicherzustellen, dass die Information versteckt bleibt.«

Brokk legte seinen Kopf zur Seite. »Was macht das?«

»Nichts, außer ihr sagt Damnatio Memoriae. Dann wird es einschlägige Erinnerungen auslöschen, so dass sie durch keinerlei Mittel abgerufen werden können.«

»Ist das wirklich notwendig?«, fragte Ryker.

»Du willst nicht, dass sie gegenüber deinen Feinden verletzlich sind. Das wird sicherstellen, dass sie sicher sind.«

Maurelle legte ihre Hand auf Rykers Arm. »Wir werden den Trank nehmen. Es ist es wert, um dich in Sicherheit zu halten.«

Er beugte sich und küsste kurz ihre Lippen, bevor er den Kontakt brach. Maurelle kippte den Trank in ihren Mund und zog bei dem bitteren Geschmack eine Grimasse. Brokk hob seinen Flakon an und trank ihn, gefolgt von Sol und Daine.

»Wie eliminiere ich diese Bedrohung? Ich kann nicht zulassen, dass Studenten zu Schemen werden«, sagte Ryker zur Peridun, nachdem sie das leere Glas abgestellt haben.

Maurelle streckte ihre Hand hoch und fuhr mit ihren Fingern über seinen Handrücken. »Oh, ich weiß auch nicht. Wir können ein paar von ihnen in ihre wahren Gestalten übergehen lassen.«

Sein Bick erweichte sich und er gluckste, bevor er sich beugte und einen Kuss auf die Oberseite ihres Kopfs platzierte, dann von hinten seine Arme um sie schlang. Sie sank in seine Wärme, erlaubte es ihr sie vollkommen zu umfangen.

»Macht, die so stark ist, auf einen speziellen Bereich derart konzentriert zu halten, bedeutet, dass es wahrscheinlich ein zentrales Objekt gibt, das zum Einsatz kommt. Der einzige Weg, dass irgendeiner von euch den Ursprung der Kontamination findet, ist als Gruppe zu arbeiten und eure Elementarmagie zu benutzen. Eure Verbindung zu der Quelle wird schwächer, je näher ihr dieser seid. Nehmt auch nicht an, dass es groß ist. Es könnte etwas Einfaches wie eine Bank sein«, erklärte Shineah.

 

»Wir werden finden, was auch immer die Studenten bedroht«, versprach Ryker. »Wir müssen zurück gelangen, bevor jemand entdeckt, dass wir nicht in unseren Zimmern sind. Ich danke dir erneut für deine Hilfe. Deine Unterstützung ist alles, was das Reich rettet.«

Die Peridun lächelte und verbeugte sich vor Ryker. Es war das erste Mal, dass die mächtige Frau seine Macht über sie anerkannte, und es traf Maurelle, dass sie mit dem tatsächlichen König von Mag Mell ausging.

Wie konnte dies ihr Leben sein? An den meisten Tagen dachte sie nicht viel darüber nach, konzentrierte sich nur darauf, wie sehr sie Ryker mochte und Teil seines Lebens sein wollte. Ihr Kopf schwamm, als sie das Geschäft verließen und auf die Kanalisation zusteuerten. Es brachte nichts sich deswegen zu grämen, was passieren könnte. Sie musste sich genug darüber Gedanken machen, sein Geheimnis zu wahren und zu finden, wer auch immer versuchte die Studenten in lebende Alpträume zu verwandeln.

Sie erschauderte. Schemen waren hirnlose Tötungsmaschinen, angetrieben vom Bedürfnis Seelen zu absorbieren. Wenn ein Schemen dich erwischte, war das Spiel vorbei. Es gab nichts, wo man zum Leben nach dem Tod weiterziehen konnte. Wer auch immer dafür verantwortlich war, hatte keine Ahnung, mit welchen Mächten er herumpfuschte.

Maurelle stellte diese Gedanken für einen anderen Tag zurück und schnappte sich eine zerbrochene Flasche aus einer Gasse, bevor sie den Jungs in die Tunnel folgte, um zum Campus zurückzukehren.

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