Die Entdeckung Des Fae-Königs

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»Ich weiß, dass du Recht hast. Darum habe ich … uff«, sagte sie, als sie zusammenzuckte und eine Hand an ihren Kopf legte. Die Blässe ihrer Haut nahm einen kränklich grünen Farbton an.

»Du siehst nicht so gut aus. Warst du schon bei einem Heiler?«

Ihr Kopf bewegte sich hin und her, schickte ihre pinken Locken durch die Luft. »Ich war krank, als sie kamen, um mich mitzunehmen. Ich bin gerade erst angekommen. Sie haben mich gezwungen zuerst hierherzukommen.«

»Du siehst echt schlimm aus. Die Krankenstation ist auf dem ersten Stock und den Ostflügel herunter«, bot er an, als er sich auf seine Füße erhob. Es war alles, was er wirklich anbieten konnte. Keinesfalls würde er eine noch größere Zielscheibe auf seinen Rücken bringen, als er es bereits hatte.

»Danke«, murmelte sie und stand auf.

Er ging neben ihr und wünschte sich, dass er mehr tun könnte, um ihre Situation zu verbessern. Keiner von ihnen sagte irgendetwas, während sie gingen. Er benahm sich wie ein Arsch und verabschiedete sich nicht einmal von ihr, als sich ihre Wege trennten und er zum dritten Stock weiterging, wo sein Schlafsaal lag.

Sein Bauch wurde zur selben Zeit aufgewühlt, wie seine Lenden dachten, dass es eine gute Idee wäre sich seiner Anziehung hinzugeben. Sah aus, als ob eine kalte Dusche angebracht war, genau nachdem er sich dafür ausgepeitscht hat, dass er Maurelle wie eine Unannehmlichkeit behandelt hatte.

Kapitel Vier

»Sind die Stundenpläne hier immer so voll?«, fragte Ryker seinen Mitbewohner. Er war jetzt seit ein paar Tagen an der Akademie und sie ließen sie härter arbeiten als in dem Nebenjob, den er gehabt hatte, bevor er an die Schule gebracht worden war.

Die meisten jugendlichen Fae hatten Jobs, um dabei zu helfen ihre Familien zu unterstützen, aber sie beinhalteten selten mehr als zehn Stunden pro Tag zu arbeiten, was nicht zu den Informationen passte, die ihnen in den Geschichtskursen präsentiert wurden. Lehrer sollten wissen, dass die Schüler den Mist, den sie unterrichteten, nicht abkauften. Sie waren diejenigen, die sich da draußen ihren Arsch abarbeiteten, um dabei zu helfen über die Runden zu kommen.

Was ihnen an der Akademie gelehrt wurde, so schien es, war zu Gunsten der Menschen verzerrt. Die Lehrer zu hören, wie sie darüber sprachen, dass die Menschen hereingekommen sind und Bramble’s Edge vor dem Ruin gerettet haben, machte wütend und öffnete die Augen.

Als er an der Akademie ankam, wollte er gegen jeden wüten, der ihnen gegenüber Mist heraussprudelte. Aber als die Zeit verging, verstand er schließlich ein wenig besser. Er kaufte den Glauben nicht ab, dass die Menschen sie gerettet haben, wenn die Menschen diejenigen waren, die zuerst angegriffen hatten.

Ihre Waffen übertrumpften die Fähigkeiten der Fae und entkräfteten das Reich. Seine Mom hatte ihm genug erzählt, um die Strategie hinter dem Krieg zu verstehen. Fae versuchten sich zu verteidigen, während die Menschen daran arbeiteten die Macht außer Gefecht zu setzen, die das Volk der Fae stabilisierte.

Ein Teil der Macht des Fae-Königs und der Königin erhielt die Balance zwischen den Rassen und innerhalb der Individuen. Wie seine Mutter es erklärte, würde der König jedes Mal einschreiten, wenn jemand seine eigene Macht übernehmen ließ, und diesen dann in die Schranken weisen. Ihre bloße Anwesenheit im Reich bot etwas, das die komplette Rasse stabilisierte.

Als diese Macht mit dem Tod des Königs und der Königin verschwand, war die Rasse am Boden zerstört und so viel Chaos folgte, dass es den Menschen erlaubte einzuschreiten und die Kontrolle über das Reich zu übernehmen.

So viel Macht zu haben war für die meisten übernatürlichen Spezies anfangs schwer zu handhaben, besonders Fae. Sie waren eine leidenschaftliche Spezies und diese Leidenschaften verliefen zu allerhand Dingen. Er hörte seine Mutter sich tausendmal darüber beschweren, dass der wahre Zweck der Akademie war zu helfen diese Macht zu bewältigen, und dass Menschen verhinderten, was König Oberon vor all diesen Jahrtausenden erschaffen hatte.

Von der Anzahl an Malen, an denen seine neuen Freunde nicht in der Lage waren ihn zu sehen oder er aufwachte und seine Haut aussah, als ob er ein Bad in dem kleinen Teich neben der Metzgerei, wo seine Mom arbeitete, genommen hatte, verstand er genau, was seine Mom meinte. Nicht wirklich über den Zweck der Schule, sondern der Teil über Kontrolle.

Seine Mitbewohner hatten alle ein oder zwei Dinge, die ihnen immer wieder passierten, aber Ryker bemerkte einige Dinge, die ihn verwirrten. Er war sich noch nicht sicher, welche Kräfte er hatte. Sogar die Professoren, die seine Einschätzung gemacht haben, waren ratlos und haben ihn in die Luft-Liga gesteckt.

Offenbar zeigte er viele Fähigkeiten, die mit den Fae mit einer Luft-Bestimmung assoziiert wurden. Er war sich auch nicht sicher, was er davon halten sollte. Er hatte sehr wenig Fähigkeit gesehen Gedanken zu manipulieren oder traumzuwandeln oder direkt in jemandes Geist zu sprechen. Oder übrigens auch irgendwelche andere Kraft des Geistes.

Er freute sich darauf mehr darüber zu lernen, was sein Verstand tun konnte, aber er fühlte sich zur Feuer-Liga hingezogen. Die Art und Weise, wie seine Wut nach oben schoss, und wie er dem nahe kam einen Streit anzuzetteln, ließ es scheinen, dass Feuer sein Element wäre. Diese Triebe waren weitaus mehr manifestiert als seine anderen Fähigkeiten.

Es gab Grundfähigkeiten, die jeder Fae hatte. Es war ein Grund, warum sich Ryker noch immer nicht wegen der Unersättlichkeit der Voreingenommenheit seiner Mutter gegenüber den Menschen sicher war. Menschen lebten nicht wie die Fae für eine lange Zeit. Und die Fae hatten überlegene Stärke und Gehör. Sie hatten außerdem einen schnelleren Heilungsprozess.

Fae konnten außerdem ihre Erscheinung bis zu einem gewissen Grad durch einen Glamour verbergen. Das niedrige Fähigkeitenlevel hiervon war in manchen verstärkt, die auf diesem Gebiet zusätzliches Talent besaßen. Diejenigen mit einem zusätzlichen Talent einen Glamour-Zauber zu wirken, begannen Schilde zu verkaufen, die entworfen waren, um Fae zu verbergen, so dass sie die Edge verlassen und einen anderen Ort außer den Slums finden konnten, um dort zu leben. Deshalb waren vor fünfzehn Jahren die Detektive aufgebaut worden.

Eitins Dad arbeitete als Detektiv an der Grenze, hielt Fae und Halbblüter davon ab die Edge zu verlassen. Seine Mom hasste es, dass er überhaupt mit Eitin befreundet war, aber die zwei waren unzertrennlich. Und seine Mom versteckte auch nie ihre Gefühle vor Eitin.

Es war zu einem Running Gag zwischen ihnen geworden zu schätzen, wie viele Male seine Mutter ihn belehren würde, dass Fae ihre Fähigkeit niemals nutzen sollten, um andere Fae gegen ihre eigene Art zu erspüren.

Wenn Eitin zu seinen Kräften kam, würde er ohne Zweifel in der Feuer-Liga platziert werden. Es ließ ihn sich wundern, wo Maurelle zugeordnet worden war. Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie zur Krankenstation gegangen war, aber er konnte nicht aufhören an die schöne Frau zu denken. Du forderst es heraus, warnte er sich zum tausendsten Mal in dieser Woche.

Es war ein Segen, dass er sie nicht gesehen hatte. Es machte es einfach seine Distanz zu wahren.

Sein sturer Verstand weigerte sich an irgendetwas anderes zu denken, als er sich fragte, ob sie Luft oder Feuer war, oder vielleicht sogar Wasser oder Erde. Aufgrund dessen, was er von ihr gesehen hatte, bezweifelte er, dass sie Erde wäre, da sie keine Beben ausgelöst oder irgendwelche Felsbrocken heraufbeschworen hatte, wenn man bedachte, wie angepisst sie zu dieser Zeit gewesen war.

Aus ähnlichen Gründen war sie wahrscheinlich auch kein Wasser. Die Wachen haben nicht begonnen aus den Augen zu bluten, noch hat der Ozean, der an die Schule grenzt, krachende Flutwellen durch den Speisesaal geschickt. Ein Teil von ihm hoffte, dass sie mit ihm in Luft platziert wurde, in Anbetracht ihrer psychometrischen Fähigkeiten, aber sie musste erst noch im Unterricht auftauchen. Was eine gute Sache war, erinnerte er sich wieder einmal. Das Letzte, was er brauchte, waren mehr unbehagliche Begegnungen mit der Frau.

Ryker schob die Gedanken an Maurelle und die Art und Weise, wie ihr Kummer ihn wie von Sinnen erbost hatte, aus seinem Verstand, verließ das Zimmer und legte, welche Schutzvorkehrungen er konnte, über die Tür. Jemand in seiner Liga sollte nicht in der Lage sein die Metalle so zu manipulieren wie er es tat. Das war ein Erde-Merkmal, aber er wollte nicht, dass irgendjemand seine Räumlichkeiten betrat, während er weg war.

»Hey, Ryk. Bist du okay? Du hast das Frühstück verpasst«, wies Daine hin, als er sein Zimmer verließ. Die Schlafsäle lagen in großen fünfstöckigen Gebäuden und die Einrichtung war für weitaus mehr Unabhängigkeit entworfen, als er zuhause gehabt hatte, was seine Zeit an der Akademie weitaus angenehmer machte.

Daine sah nicht zu eifrig aus von der Couch zu kommen und zum Unterricht zu gehen, während Sol und Brokk ihre Bücher und Notizblöcke in den Händen hatten. Ihre Zimmer waren alle um eine zentrale Sitzecke angeordnet. Dort waren sie, um zu üben und zu lernen.

»Jaah. Ich hab’ verschlafen«, log er, während er seine Bücher ausrichtete. Er wusste nicht, ob er irgendeinem von ihnen vertrauen konnte, um die Fragen zu teilen, die in ihm nachklangen. Zugegeben, seine Zweifel und Einwände über die Akademie hatten sich über die Tage verringert, aber sie waren nicht völlig verschwunden.

 

Sol gluckste und schüttelte seinen Kopf. »Ich wollte auch nicht um fünf Uhr morgens aus dem Bett. Das verdammte Ding ist aus Wolken oder sowas gemacht. Ich wusste nie, dass Betten so bequem sein könnten.«

Sein Gesicht musste seine chaotischen Gefühle besser verstecken als er dachte. Ryker nickte und ging weiter zur Tür. »Mit Sicherheit. Ich hatte mein Bett mein ganzes Leben lang. Und meine Mom hatte es wahrscheinlich länger als das.« Ein neues oder weiches Bett zu haben war ein Luxus, den sich die meisten in der Edge nicht leisten konnten, ein Gemütliches zu haben, war also ein bedeutender Vorteil.

Ryker stieg die Treppen hinab und hörte ihnen zu, als sie über den Unterschied zwischen dem Schlafsaal und Zuhause sprachen. Er war gerade dabei ihnen zuzustimmen, dass seine Brust mit jedem Atemzug weniger schmerzte und sich sein Bauch mit der saubereren Atmosphäre beruhigte, aber Maurelle schritt aus einem Zimmer, das genau unter seinem war.

Seine Füße strauchelten und er fing sich knapp selbst mit einer Hand auf dem Geländer, bevor er den nächsten Treppenlauf hinunterfiel. Umwerfend war eine Untertreibung, als er sie anblickte. Mit sauberem, glänzendem Haar ohne kränkliche Blässe war ihre Schönheit unbestreitbar.

Seine Mitbewohner registrierten seinen Verzug und drehten sich ihm zu. Ryker öffnete seinen Mund, aber Brokk schnitt ihm das Wort ab. »Hey, Maurelle. Du siehst aus, als ob es dir besser geht.«

Die betroffene Frau errötete in einem leicht rosafarbenen Farbton und lächelte. »Danke. Ich fühle mich so viel besser.«

»Und verflucht. Du bist verdammt heiß«, fuhr Brokk fort, während er seine Augen an ihrer Gestalt auf und ab gleiten ließ. Es ließ Ryker ihn in sein gutaussehendes Gesicht schlagen wollen. Was eine völlig unangemessene Reaktion war. Er sollte den Flirt ermutigen. Es würde es für Ryker unwahrscheinlicher machen, dass er seinem Verlangen nach der Frau nachgab.

Ryker gab zu, dass er gerne diese vollen Lippen küssen und diesen kurvigen Körper spüren wollte, aber er hielt sich zurück. »Genug«, bellte Ryker harsch. Mit einem Zusammenzucken machte er seine Stimme weicher und fuhr fort. »Maurelle muss nicht belästigt werden. Wie fühlst du dich? Ich habe dich nirgendwo gesehen.«

»Mein ganz eigener Ritter in glänzender Rüstung«, neckte Maurelle ihn. Er machte ein finsteres Gesicht, obwohl er ihren trockenen Humor und ihr Lächeln viel zu sehr mochte, als es gut für ihn war. »Es ist aber nicht notwendig. Komplimente sind eine nette Ablenkung zur Aussicht mit der Schule zu beginnen. Die Schule und ich waren nicht die besten Freunde, als ich jünger war, also bin ich nervös. Abgesehen davon fühle ich mich viel besser. Sie haben mich bis letzte Nacht auf der Krankenstation gelassen und haben mir einige Tonika und andere Behandlungen gegeben.«

Ryker wahrte seine Distanz, während sie alle als eine Gruppe die Treppe hinuntersteuerten. »Wie bewältigst du es deine Mom verloren zu haben? Da du nicht schreist oder irgendjemanden boxt, nehme ich an, dass du am Bewältigen bist.«

Ihr Kopf zuckte bei dem letzten Teil hoch. Maurelle schüttelte ihren Kopf und hielt inne, als Sol die Tür öffnete, die aus dem Wohnheim führte. »Es ist schrecklich gewesen. Ich vermisse sie mehr als alles andere, aber … na ja. Ich wünschte, dass sie die Sammler nicht gestört hätte.«

Diese Haltung war erheblich anders zu ihrer Wut, die sie ausgekotzt hatte, als sie ankam. Brokk bewegte sich zu seiner Rechten und Sol war vor ihnen. Maurelle war clever sich nicht komplett zu öffnen. Er mochte seine Mitbewohner zu Genüge, aber ihnen zu vertrauen war eine andere Angelegenheit und er hatte ihr keinen Grund gegeben ihm zu vertrauen. Es war besser, wenn sie ihre Distanz wahrte.

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* * *

»Was dir passiert ist, ist ein ziemlich traumatisches Ereignis«, beobachtete Ryker, als sie draußen gingen. Das, was sie erlebt hatte traumatisch zu nennen, war eine wesentliche Untertreibung. Sie spürte seine Vorsicht und die Mauer, die er zwischen ihnen errichtet hatte. Sie war sich nicht sicher, warum er sich ihr gegenüber so verhielt und hatte nicht die Energie es im Augenblick herauszufinden.

Zum ersten Mal seit einer Woche schmerzten ihr Körper und Herz nicht durch einen unerträglichen Schmerz. Sie kippte ihren Kopf zurück und erlaubte es der Sonne ihr Gesicht zu wärmen, während die Ozeanbrise ihr Haar zerzauste. Maurelle liebte das Gelände der Akademie. Zwischen der Pflanzenwelt, saubererer Luft und saubererem Wasser, wurde ihre Seele mit einem Überfluss an Energie gefüttert, den sie noch nie zuvor erlebt hatte.

In der Edge waren die Fae von Steingebäuden und zu wenig Pflanzen umgeben. Alles war mit Dreck und Schmutz über verschiedene Chemikalien hinaus bedeckt, die ihre Haut und Lunge brennen ließen. Durch die Verbindung mit und Abhängigkeit von den Elementen eines Fae, war es entscheidend ihre Umgebung frei von Toxinen und anderen Schadstoffen zu haben.

Sie begegnete Rykers schönen grünen Augen und blickte rasch weg, als sie die Wut auf seinem Gesicht sah. Sie hatte keine Ahnung, warum er wütend war, aber sie hatte genug am Hals und würde nicht versuchen ihn auch zu reparieren.

»Also, in welcher Liga seid ihr Typen? Ich hab’ es hier im Speziellen auf Details und Ratschläge der Luft-Liga abgesehen«, fragte Maurelle.

Schularbeit hatte sie als Kind in den Wahnsinn getrieben und den Großteil ihrer Alpträume beim Aufwachsen ausgemacht. Jetzt war sie als Erwachsene gezwungen diese Ängste wieder zu durchleben. Sie hoffte, dass Ryker oder einer seiner Freunde ein Verbündeter wäre und jemand, auf den sie sich verlassen konnte, während sie an der Akademie war. Obwohl, von der kalten Schulter her, bezweifelte sie, dass Ryker ihr viel geben würde.

Er mochte hinreißend sein, aber er hatte ganz sicher eine ablehnende Grundhaltung. Ihre Annahme, dass sie begründet auf seinem Fluchtversuch Verbündete sein könnten, war falsch. Es stach von ihm abgewiesen zu werden, auch wenn sie nicht verstand warum.

»Ich bin auch in Luft«, erwiderte Ryker mit einer Grimasse. Warum konnte er nicht wie ein Troll aussehen, wenn er dieses Gesicht machte, fragte sie sich. Es wäre so viel einfacher, wenn sie nicht hoffnungslos von ihm angezogen wäre. Wie es schien, hatte er eine ablehnende Grundhaltung und war kein besonders netter Mann.

»Du wirst froh darüber sein zu erfahren, dass ich auch in Luft bin«, fügte Brokk hinzu.

»Eher voll heißer Luft«, neckte Ryker.

Mit einem kleinen Lachen wandte sich Maurelle an Sol und Daine. »Was seid ihr, Leute?«

»Ich bin Feuer. Weit mehr als heiße Luft«, erwiderte Sol mit einem Wackeln seiner Augenbrauen.

Daine drehte sich um und ging rückwärts und seine Flügel breiteten sich aus, während er mit ihnen sprach. »Ich bin Wasser, aber ich denke, dass sie vielleicht falsch gewählt haben. Ich habe gestern auf meinem Weg zurück zum Schlafsaal ein Beben begonnen, als einer der Wachen mich dafür angeschrien hat, dass ich zu spät vom Abendessen kam.«

»Arschloch«, fluchte Sol. »Sie bekommen ein perverses Gefühl der Befriedigung davon uns zu schikanieren.«

»Meine Mo … Mom hat mir gesagt, dass es verbreitet bei den Fae ist, dass man Fähigkeiten in mehr als einem Element hat«, sagte Maurelle und versuchte das Brennen hinter ihren Augen zurückzudrängen und den Klumpen in ihrem Hals zu ignorieren. Der erwartete Schmerz in ihrem Herz war gedämpft, was ebenso verblüffend wie eine Überraschung war.

»Ebenso wie meine Mom«, stimmte Ryker zu und schockierte sie damit. Sie hatte angenommen, dass er sie ignorieren würde. »Und wenn du so viel Macht hast, macht es dich für die Menschen, die das Sagen im Schloss haben, reizvoller.«

»Erinnert sich irgendjemand, wie es war, als der König und die Königin im Schloss gelebt und von dort aus regiert haben?«, warf Daine heraus, während er einen Kieselstein mit einem Winken seiner Hand bewegte. Jeder zog den Kopf ein und versuchte beschäftigt auszusehen, als dieser in Richtung des Kopfs eines anderen Studenten segelte.

Glücklicherweise flitzte der Student nach links und steuerte auf das Erde-Übungsfeld zu. »Alter, das war knapp«, warnte Ryker Daine.

»Ich weiß. Das war nicht mit Absicht.«

Brokk schob das Haar, das in seine Stirn fiel, zurück. »Du kannst immer Gullvieg aufsuchen und darum bitten Kurse in beiden Ligen zu nehmen. Dort sind wir«, fügte er hinzu und zeigte auf das Gebäude zu ihrer Linken.

Sie winkten den anderen zu und ließen sie darüber diskutierend zurück, was Daine wegen seiner Zwickmühle tun würde. Es klang nicht danach, als ob er die Schulleiterin nach mehr Training fragen würde.

»Sei nicht zu nervös«, ermutigte Brokk sie. »Wir haben die vergangenen paar Tage nur unsere Telekinese geübt.« Aus ihrem Augenwinkel sah sie, dass sich Rykers Hände an seinen Seiten zu Fäusten ballten.

Es war schwerer die Tatsache zu ignorieren, dass er davon angepisst war, dass Brokk nett zu ihr war.

»Klingt einfach genug.« Maurelles Herz raste, als sie das stickige Gebäude betraten.

Für die Luft-Liga war es weitaus abgeriegelter und erdrückender, als es klug schien. Wie sollte sie mit ihrer Magie effektiv sein, wenn es keine sichtbaren Fenster gab, die geöffnet und somit die Brise eingeladen werden konnte. Was war mit denen passiert, die sie draußen gesehen hatte?

Sie drehte sich im Kreis, suchte die Wände ab und bemerkte, dass einige Abschnitte, wo sie draußen Glas gesehen hatte, von Blechen blockiert waren. Es schien, als ob jemand nicht wollte, dass sie Zugang zur notwendigen Energie hatten.

Ryker und Brokk verschwanden in das Zimmer auf der Rechten, dann steckte Brokk seinen Kopf wieder heraus. »Kommst du?«

Es bringt nichts das Unausweichliche hinauszuzögern, dachte sie. Nickend eilte sie auf ihn zu und hielt wenige Schritten in dem klaustrophobischen Raum an. Es gab keine sichtbaren Fenster in der kleinen Räumlichkeit. Bleche bedeckten, was, wie sie annahm, die Öffnungen waren.

Und anstatt wie in einem traditionellen Klassenzimmer, war der Steinraum kreisförmig und die einzigen Objekte im Raum waren entlang einer Seite des Raums aufgestellt. Es gab einen Schreibtisch für den Lehrer und einen langen Tisch, der mit unzähligen Objekten bedeckt war, die sie aus ihrer Zeit an der Schule wiedererkannte.

»Guten Morgen, Klasse«, sagte eine schmale Fae mit lauter Stimme. Maurelle nahm an, dass dies die Lehrerin war, da sie im vorderen Teil des Raums stand. Die Frau trug ein wogendes Kleid, das ihre schmächtige Figur nicht versteckte. Maurelle war überhaupt nicht wie die typische weibliche Fae. Sie hatte Kurven und eine Figur, die ihr den Spitznamen Plüschie eingebracht hatte, als sie zehn war.

»Guten Morgen. Ich bin Aobheal, Ihre Lehrerin. Willkommen im Grundkurs Telekinese, Ms. Longstrom«, sagte die Lehrerin, als sie geradewegs zu Maurelle blickte. »Ich bin froh, dass Sie sich uns anschließen konnten.«

Überrascht wunderte sich Maurelle, woher sie ihren Namen kannte und was sie über sie wusste. Ihre Ankunft an der Akademie war recht ereignisreich gewesen. Sie wartete noch immer darauf zu sehen, was die Bestrafung für ihren Ausbruch sein würde.

Aus Angst isoliert zu werden oder Schlimmerem hatte Maurelle zunächst mit dem medizinischen Personal kooperiert. Nach dem ersten Tag waren ihre Emotionen und der stechende Schmerz gedämpft, was es einfacher machte. In einem Teil in ihrem Verstand wusste sie, dass die Veränderung ihrer Haltung und Emotion nicht normal war, aber die Erleichterung war zu groß, um irgendetwas zu hinterfragen.

»Ich danke Ihnen. Mir, ähm, wurden noch keine Bücher gegeben«, gab sie zu. Ihr Nacken kribbelte, so als ob jemand sie beobachtete. Maurelle drehte verstohlen ihren Kopf und erblickte eine Frau in ihrem Alter, die finster in ihre Richtung blickte. Sie ignorierte das für den Moment und behielt ihren Fokus auf der Lehrerin.

»Machen Sie sich keine Sorgen. Die werden Sie für meinen Kurs nicht brauchen. In diesem Kurs üben und verfeinern wir unsere Fertigkeiten. Aedan wird die Theorie unterrichten und sie Ihnen zur Verfügung stellen.«

»Suchen Sie sich einen Partner und üben weiter. Sie sollen einen Stift in der Luft schweben lassen«, erklärte Aobheal Maurelle.

Brokk, mit Ryker an seiner Seite, kamen mit einem Lächeln auf sie zu. Keiner der Männer bemerkte die Frau, die sich ihnen näherte. Es war dieselbe, die sie vor einer Minute finster angeblickt hat. Großartig, wie es schien hatte sie bereits Feinde. Das sollte sie nicht überraschen. Der einzige Grund, warum noch keine Kommentare über ihre Figur umherflogen, war, weil sie auf der Krankenstation gewesen war.

 

»Wir können hier drüben arbeiten«, knurrte Ryker. Maurelle schaute von der wütenden Frau weg und blickte Ryker an. Er war umwerfend. Kein Wunder, dass die perfekte Fae mit der schmalen Figur und den überwältigenden blauen Augen seine Partnerin sein wollte.

»Du musst einen Heldenkomplex haben«, wies sie hin, während sie den Freiraum durchschritt, um neben ihm zu stehen.

Sein Lachen war tief und rauchig und das Gegenteil von dem, wie er eine Sekunde zuvor geklungen hatte. Sein Frohsinn tat Dinge mit ihrem Körper, die sie anzuerkennen hasste. Als ihr Magen flatterte und der Rest von ihr sich erhitzte, zwang sie die Reaktion mit ihrem Willen weg. Ryker war nett zu ihr. Keinesfalls gab es da auch nur eine entfernte Möglichkeit, dass er sich von ihr angezogen fühlte. Seine ablehnende Grundhaltung bis zu diesem Punkt bewies das gut genug, aber sie zog es vor, wenn er nett zu ihr war.

»Wer sagte, dass ich mit dir gesprochen habe«, konterte er und hörte auf zu lächeln.

Brokk tätschelte seinen Rücken und schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. »Ignorier ihn. Ich will, dass du bei uns bist.«

Maurelles Gesicht erhitzte sich und sie senkte ihren Kopf. Sie genoss Brokks offenen Flirt mit ihr und wurde nicht schlau aus Rykers wechselnden Haltungen. Es war offensichtlich, dass er sie nicht mochte, aber sie zog die Male vor, in denen er nicht unverblümt eklig zu ihr war.

Ein leises Flüstern erreichte in dieser Sekunde ihre Ohren, was ihren Kopf nach oben peitschen ließ. »Ich würde versuchen zu gehen, wenn du nicht wärst.« Sie schwor, dass es Ryker war, der diesen letzten Teil geflüstert hatte, aber sie war sich nicht sicher, da er dort stand und sie böse anschaute.

»Ich hab’ uns Stifte besorgt«, verkündete Brokk, als er an ihre Seite zurückkehrte. Sie hatte nicht bemerkt, dass er weggegangen war. Das bedeutete, dass er nichts gesagt hatte.

»Was muss ich machen?«, fragte sie, hielt ihren Fokus auf Brokk.

»Du lässt den Stift schweben«, bellte Ryker und schüttelte seinen Kopf.

»Das habe ich verstanden, Schlaumeier«, bemerkte sie abfällig.

»Was die Professorin uns gesagt hat, ist uns auf das Objekt zu fokussieren und es uns schwebend vorzustellen«, warf Brokk ein, bevor ihre Unterhaltung zänkisch wurde.

»Verdammt, du musst ein Naturtalent sein«, verkündete Brokk eine Sekunde später, als der Stift über ihrer Handfläche schwebte.

Fehler Nummer Einhundert, dachte sie. Sie hatte keine Ahnung, ob ihr Vater Schwierigkeiten bekommen würde, wenn irgendjemand entdeckte, dass sie sie über ein Jahr lang versteckt hatten und sie so viel und oft wie möglich geübt hatte.

Nicht dass es sehr viel war, wenn man das Risiko der Aufdeckung bedachte, aber sie war weitaus geschickter, als sie in ihrer Position sein sollte. »Was?«, fragte sie und schnipste mit ihrem Finger, was den Stift in die nahe Steinwand krachen ließ.

Ein rascher Blick sagte ihr, dass die Lehrerin auf einem Tablet tippte. Der Anblick von Technologie überraschte sie. Jegliche Technologie war Fae in der Edge nicht erlaubt. Sie hatte sich eine Million Male gefragt, warum die Menschen ihnen solche Gegenstände vorenthalten wollten. Es war nicht so, dass technische Geräte sie stärker machten. Sie würde wetten, dass die Menschen die Lehrer dazu zwangen sie zu benutzen, so dass sie die Studenten überwachen konnten.

»Doch kein Naturtalent«, sagte Ryker mit einem Lachen. Sein Lachen erreichte seine Augen nicht, aber es war besser als sein finsterer Blick.

Maurelle lachte mit ihm, verschleierte ihren kribbeligen Magen. Sie bekam besser wieder einen klaren Verstand. Sie konnte niemanden vermuten lassen, dass sie vor so langer Zeit zu ihren Kräften gekommen war. Ihr Dad war alles, was sie und ihre Schwestern noch hatten

»Es ist offiziell. Ich bin ein ganz schönes Fiasko. Das ist schwerer als es aussieht.«

»Du bist definitiv ganz schön heiß«, murmelte Brokk, während er seinen Blick an ihrem Körper hoch und runter gleiten ließ. Sie genoss sein Flirten. Es war offensichtlich, dass er von ihr angezogen war, aber sie fühlte sich in seiner Nähe nicht unwohl.

»Wenn du übst, wird es einfacher«, sagte Ryker, während er Brokks Kommentar vollständig ignorierte.

Aobheal näherte sich ihnen und verschränkte ihre Arme über ihrer Brust, hielt dabei das Tablet über ihren kleinen Brüsten. »Telekinese ist ein Fae-Talent, das von jedem besessen wird, also dauert es nicht lange, um diese zu meistern. Sie haben die richtige Idee damit sich vorzustellen, was Sie geschehen lassen wollen.«

»Wann werden wir dazu kommen luftspezifische Fähigkeiten zu üben?«, fragte sie die Lehrerin. Sie hoffte mehr darüber zu lernen, was sie tun konnte. Ihre Eltern hatten es nicht gewagt sie zu ermutigen oder ihr viel Erkundung zu erlauben. Die einzige Sache, von der sie wusste, dass sie diese besaß, war Psychometrie.

»Im nächsten Semester«, erklärte Aobheal. »Grundfähigkeiten müssen zuerst kontrolliert werden. Auf diese Weise werden versehentliche Verletzungen minimiert.«

Nickend fokussierte sich Maurelle noch einmal auf die Schreibgeräte. Ryker ließ seines im Kreis wirbeln. Sie hatte ihres auch wieder in der Luft. Sie fügte dem Objekt ein Wackeln und ruckhafte Bewegungen zu, ließ ihn Rykers Stift treffen. Beide flogen direkt in Richtung der Lehrerin.

Mit geschürzten Lippen winkte Aobheal mit ihrer Hand und beide Stifte landeten auf dem Tisch an der Seite des Raums. Maurelle schaute Ryker an, aber er machte sich bereits zum Tisch auf, also ging sie weiter zu Brokk. Als sie Brokks Augen begegnete, begannen sie beide zu lachen. »Ich will auch so mächtig sein«, gab er zu.

So wie ich auch, dachte Maurelle. Ihre Emotionen mochten gedämpft sein, aber das Bedürfnis ihre Familie zu sehen war dringender als je zuvor, und es würde ihr nicht erlaubt werden für eine Pause nach Hause zu gehen, bis sie als sicher für die Gesellschaft erachtet wurde.

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