Buch lesen: «Gesicht des Mordes»
G E S I C H T
D E S
M O R D E S
(Ein Zoe Prime Fall—Buch Zwei)
B L A K E P I E R C E
Blake Pierce
Blake Pierce ist der USA Today Bestseller-Autor der RILEY PAGE Mystery-Serie, die sechzehn Bücher (und es werden noch mehr) umfasst. Blake Pierce ist auch der Autor der Mystery-Serie MACKENZIE WHITE, die dreizehn Bücher umfasst (Tendenz steigend); der Mystery-Serie AVERY BLACK, die sechs Bücher umfasst; der Mystery-Serie KERI LOCKE, die fünf Bücher umfasst; der Mystery-Serie DAS MAKING OF RILEY PAIGE, die fünf Bücher umfasst (Tendenz steigend); der Mystery-Serie KATE WISE, die sechs Bücher umfasst (Tendenz steigend); der psychologischen Krimireihe CHLOE FINE, die fünf Bücher umfasst (Tendenz steigend); der psychologischen Krimireihe JESSE HUNT, die fünf Bücher umfasst (Tendenz steigend); der psychologischen Krimireihe AU PAIR, die zwei Bücher umfasst (Tendenz steigend); der Krimireihe ZOE PRIME, die zwei Bücher umfasst (Tendenz steigend); und der neuen Krimireihe ADELE SHARP.
Als begeisterter Leser und lebenslanger Fan der Mystery- und Thriller-Genres liebt es Blake, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2020 von Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Acts von 1976 darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen, in einer Datenbank oder einem Datenabfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist ausschließlich für Ihre persönliche Nutzung lizensiert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer weiteren Person teilen möchten, erwerben Sie bitte eine zusätzliche Ausgabe für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht erworben haben, oder es nicht ausschließlich für Ihren Gebrauch erworben wurde, geben Sie es bitte zurück und erwerben Ihre eigene Ausgabe. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Es handelt sich hier um eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle beruhen entweder auf der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebend oder tot, ist völlig zufällig. Titelbild Copyright Tavarius, verwendet mit Lizenz von Shuitterstock.com.
BÜCHER VON BLAKE PIERCE
ADELE SHARP MYSTERY-SERIE
NICHTS ALS STERBEN (Buch #1)
NICHTS ALS RENNEN (Buch #2)
NICHTS ALS VERSTECKEN (Buch #3)
DAS AU-PAIR
SO GUT WIE VORÜBER (Band #1)
SO GUT WIE VERLOREN (Band #2)
SO GUT WIE TOT (Band #3)
ZOE PRIME KRIMIREIHE
GESICHT DES TODES (Band #1)
GESICHT DES MORDES (Band #2)
GESICHT DER ANGST (Band #3)
JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE
DIE PERFEKTE FRAU (Band #1)
DER PERFEKTE BLOCK (Band #2)
DAS PERFEKTE HAUS (Band #3)
DAS PERFEKTE LÄCHELN (Band #4)
DIE PERFEKTE LÜGE (Band #5)
DER PERFEKTE LOOK (Band #6)
CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE
NEBENAN (Band #1)
DIE LÜGE EINES NACHBARN (Band #2)
SACKGASSE (Band #3)
STUMMER NACHBAR (Band #4)
HEIMKEHR (Band #5)
GETÖNTE FENSTER (Band #6)
KATE WISE MYSTERY-SERIE
WENN SIE WÜSSTE (Band #1)
WENN SIE SÄHE (Band #2)
WENN SIE RENNEN WÜRDE (Band #3)
WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Band #4)
WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Band #5)
WENN SIE FÜRCHTETE (Band #6)
WENN SIE HÖRTE (Band #7)
DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
BEOBACHTET (Band #1)
WARTET (Band #2)
LOCKT (Band #3)
NIMMT (Band #4)
LAUERT (Band #5)
TÖTET (Band #6)
RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
VERSCHWUNDEN (Band #1)
GEFESSELT (Band #2)
ERSEHNT (Band #3)
GEKÖDERT (Band #4)
GEJAGT (Band #5)
VERZEHRT (Band #6)
VERLASSEN (Band #7)
ERKALTET (Band #8)
VERFOLGT (Band #9)
VERLOREN (Band #10)
BEGRABEN (Band #11)
ÜBERFAHREN (Band #12)
GEFANGEN (Band #13)
RUHEND (Band #14)
GEMIEDEN (Band #15)
VERMISST (Band #16)
EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE
EINST GELÖST
MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE
BEVOR ER TÖTET (Band #1)
BEVOR ER SIEHT (Band #2)
BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)
BEVOR ER NIMMT (Band #4)
BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)
EHE ER FÜHLT (Band #6)
EHE ER SÜNDIGT (Band #7)
BEVOR ER JAGT (Band #8)
VORHER PLÜNDERT ER (Band #9)
VORHER SEHNT ER SICH (Band #10)
VORHER VERFÄLLT ER (Band #11)
VORHER NEIDET ER (Band #12)
VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13)
AVERY BLACK MYSTERY-SERIE
DAS MOTIV (Band #1)
LAUF (Band #2)
VERBORGEN (Band #3)
GRÜNDE DER ANGST (Band #4)
RETTE MICH (Band #5)
ANGST (Band #6)
KERI LOCKE MYSTERY-SERIE
EINE SPUR VON TOD (Band #1)
EINE SPUR VON MORD (Band #2)
EINE SPUR VON SCHWÄCHE (Band #3)
EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4)
EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5)
PROLOG
Professor Ralph Henderson seufzte, rieb sich die Nasenwurzel und suchte in seiner Manteltasche nach seinen Autoschlüsseln. Er hatte einen langen Abend damit verbracht, Englischarbeiten zu benoten und entweder wurden seine Studenten dümmer oder er wurde des Jobs überdrüssiger. Ihm war sehr danach, sich mit einem kleinen Glas Whisky und einem Klassiker für die Nacht ins Bett zurückzuziehen.
Die Tiefgarage von Georgetown war fast leer, die meisten anderen Fakultätsmitglieder waren vernünftig genug gewesen, schon längst nach Hause zu fahren. Es war kalt und trostlos, die Leuchtröhren an der Decke flackerten, während Motten selbstmörderisch gegen sie flogen. Henderson ging quer über die leeren Parkbuchten, nahm eine Abkürzung zu seinem Auto. Er überlegte kurz, ob er irgendwo anhalten und sich einen Kaffee zum Mitnehmen holen sollte. Oder wäre es besser, einfach so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, in die Sicherheit und Wärme seines eigenen Reichs?
Seine Schritte hallten in der Tiefgarage unheimlich wider, die Geräusche echoten zwischen Betondecke und Betonboden. Es war an Abenden wie diesem, dass die Tiefgarage sich in ein ganz anderes Wesen verwandelte. Ein Ort, an dem unangenehme Typen in den Schatten lauern könnten, bereit zum Angriff. Man konnte diese Art von Gedanken nicht abschütteln, auch wenn man sich wiederholt sagte, dass man erwachsen war und sich nicht mehr vor der Dunkelheit fürchten musste.
Allerdings gab es einen guten Grund, heute Abend nervös zu sein. Der Campus war durch Nachrichten von einem Mord, der hier, direkt unter ihrer Nase passiert war, in Unruhe versetzt worden. Ein Student, den Henderson gekannt hatte. Vielleicht war das der Grund, dass ihm die Haare im Nacken hochstanden, als er durch die Garage ging und warum er nicht anders konnte, als verstohlene Blicke mit großen Augen in die Schatten zu werfen, um zu sehen, ob jemand sich dort versteckte.
Er versuchte, sich abzulenken. Es gab mehr, über das er nachdenken konnte. Da war ein Bursche gewesen, den er aus der Klasse hatte werfen müssen, weil er eine weitere Arbeit nicht abgegeben hatte. Das Lehren war so frustrierend – zu sehen, wie diese jungen Leute voller Potential sich nur um Partys kümmerten und ihr Studium nicht ernst nahmen. Es hatte Henderson leid getan, ihn durchfallen zu lassen, aber er fühlte sich jetzt eher gerechtfertigt, nachdem er eine Mail des Studenten erhalten hatte.
Die E-Mail war giftig, fast bedrohlich. Anscheinend hielt der Bursche nichts davon, rausgeworfen zu werden und wollte sicherstellen, dass Henderson es wusste. Als ob eine solche Handlung ihn irgendwie wieder in den Kurs bringen könnte. Ha! Der Bursche musste noch viel über das Leben lernen und darüber, wie Leute darauf reagierten, wie man sie behandelte.
Henderson erreichte das Auto und hantierte mit den Schlüsseln, seine Finger waren dick und langsam, da er beim Benoten der Studenten so viele Kommentare geschrieben hatte. Er verfluchte sich selbst, das Zittern, das seine Hände überkam, verursacht durch die Einsamkeit der nächtlichen Tiefgarage. Er war albern. Herrje, er war ein erwachsener Mann und war bei Tag ohne einen Gedanken durch diese Garage gegangen.
Sowieso, dachte er düster, wenn jemand es auf ihn abgesehen hatte, dann wäre es dieser wütende Student. Und er war nicht intelligent genug, um einem Professor im Dunkeln einer Tiefgarage aufzulauern. Er war die Art junger Mensch, die wütende Emails schickte und Spuren hinterließ. Wirklich nichts, worüber er sich Sorgen machten musste. Henderson würde es morgen dem Dekan melden und damit wär die Sache erledigt.
Was war das für ein Geräusch? Schritte? Irgendetwas stimmte hier nicht. Er hatte die ganze Zeit seine Ängste abgetan, aber jetzt war er sich weniger sicher. Das prickelnde Gefühl in Hendersons Nacken verstärkte sich, wie eine Vorahnung, denn bevor er sich umdrehen konnte, knallte sein Kopf mit einem scharfen Geräusch gegen das Autofenster.
Henderson hatte kaum Zeit, das Geschehene und die durch seine Nase flutenden Schmerzen zu begreifen, als die Hand auf seinem Hinterkopf ihn bereits erneut gegen die Seite des Autos knallte. Er rutschte tiefer, durch den Schock und die Verletzung niedergedrückt, sein Körper wurde schlaff. Er versuchte, sich ein wenig wegzudrehen, sein Aktenkoffer lag vergessen auf dem Boden, aber er konnte den nächsten Schlag nicht abwehren und auch nicht den danach. Immer und immer wieder knallte sein Kopf gegen das rote Chassis, seine Schläfe, der obere Rand einer Augenhöhle, sein Kiefer direkt unter dem Ohr.
Er spürte die Auswirkungen mit einer Art unbeteiligtem Schock. Das Knacken eines brechenden Knochens. Der Gedanke an auf seinem Gesicht erscheinende Blutergüsse, dann an Schnitte und Abschürfungen, dann an etwas Ernsteres. Alles, woran er blöde denken konnte, war, dass sein Gesicht entstellt sein würde. Alles, wofür er an Gedanken Zeit hatte, bevor es anscheinend vorbei war.
Die Hand, die ihn ergriffen hatte, ließ ihn los und Henderson sank ohne Umschweife auf den Boden, stieß auf seinem Weg nach unten gegen eine Schulter. Angesichts alles anderem spürte er es kaum. Er war nun genügend vom Auto weggedreht, um benommen seinen Kopf zu wenden und sich umzusehen, obwohl sein Blick verschwommen war. Vielleicht von den Schlägen. Vielleicht von dem Blut, das in seine Augen tropfte. Vielleicht, weil seine Augenhöhle mindestens gebrochen sein musste.
Wer war das? Eine vage Gestalt, nur ein Flüstern, als ob ein Geist über ihm stünde, nicht ein Mann. Aber es war ein Mann. Es musste ein Mann sein. Wenn er nur erkennen könnte, wer es war – aber Hendersons Bewusstsein strömte aus ihm hinaus wie Sand durch seine Finger und er konnte nicht mehr. Irgendwas floss aus ihm, ließ ihn kalt und leer zurück. Er wusste, dass es fast vorbei war. Die Welt um ihn herum wurde schwarz, die wässrige Gestalt über ihm sah schweigend zu.
Der Schatten erstreckte sich über ihn und hob ein letztes Mal seinen Kopf und schlug diesen gegen den Beton, eine Einwirkung, die Henderson kaum bemerkte, bevor er kopfüber in die Dunkelheit fiel.
Der Job war erledigt.
Er würde nicht wieder aufwachen.
KAPITEL EINS
Zoe strich die Risse auf der Lehne des Ledersessels nach, sah, wie ihr Muster eine Geschichte des Alterns offenbarte, von so vielen Händen und Armen, die auf genau dieser Stelle gelegen hatten. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob das beruhigend war, ein Zeichen der Erfahrung oder einfach eklig. Wer wusste schon, welche Art Bakterien sich in diesem Bezug verbargen?
„Zoe?“ ermunterte Dr. Lauren Monk sie, von einem ähnlich bequemen Sessel ihr gegenüber.
Zoe sah schuldbewusst hoch. „Entschuldigung, hätte ich das beantworten sollen?“
Dr. Monk seufzte, tippte mit ihrem Kugelschreiber gegen den Block in ihrer Hand. Trotz des Rekorders auf dem Schreibtisch, der all ihre Sitzungen aufnahm, schien es, als ob Dr. Monk immer noch ein Fan traditioneller Methoden war. „Ändern wir für einen Augenblick den Kurs“, sagte sie. „Wir hatten nun schon einige gemeinsame Sitzungen, Zoe, nicht wahr? Ich bemerke, dass Sie ab und zu Probleme mit sozialen Hinweisen haben.“
Ah. Das. Zoe zuckte mit den Schultern, versuchte, Gleichgültigkeit vorzutäuschen. „Ich verstehe nicht immer die Arten, auf die Menschen zu reagieren scheinen.“
„Oder die Arten, auf die sie erwarten, dass Sie reagieren sollen?“
Zoe zuckte erneut mit den Schultern, ihr Blick wanderte zum Fenster. Dann gab sie sich eine mentale Ohrfeige, sie sollte aktiv an diesen Sitzungen teilnehmen, sich nicht wie ein launischer Teenager benehmen. „Meine Logik unterscheidet sich von ihrer Logik.“
„Warum ist das Ihrer Meinung nach so?“
Zoe wusste, warum sie so war, wie sie war, oder dachte zumindest, dass sie es wusste. Die Zahlen. Die Zahlen, die überall waren, wo sie hinsah, jede Sekunde des Tages. Sie sagten ihr sogar jetzt, welche Brillenstärke Dr. Monk trug (kaum stark genug, um eine Sehhilfe nötig zu machen), dass ein halber Millimeter Staub auf den Rahmen der Diplome an der Wand war, aber nur ein Viertelmillimeter auf dem Psychologiediplom (was auf größeren Stolz über dieses im Vergleich zu ihren anderen Abschlüssen hinwies) und dass Dr. Monk während ihrer bisherigen Unterhaltung genau sieben Worte aufgeschrieben hatte.
Sie wollte es sagen, zumindest wollten Teile von ihr das. Sie hatte Dr. Monk gegenüber immer noch nicht zugegeben, dass sie über eine Fähigkeit verfügte, die niemand sonst zu haben schien. Niemand sonst abgesehen von dem gelegentlichen Serienmörder, wenn man nach dem Fall gehen konnte, den sie vor etwa einem Monat bearbeitet hatte.
Aber da war ein anderer Teil von ihr, der stärkere Teil, der nicht ertragen konnte, überhaupt irgendetwas zuzugeben.
„Ich wurde einfach so geboren“, sagte Zoe.
Dr. Monk nickte, schrieb aber nichts auf. Anscheinend war diese Antwort nicht relevant genug. „Wie fühlt es sich an, wen Sie diese sozialen Hinweise übersehen? Stört es Sie?“
Vielleicht lag es daran, dass sie mittlerweile genug Sitzungen gemeinsam verbracht hatten, um die anfängliche Unbehaglichkeit schwinden zu lassen. Vielleicht war es einfach die Freiheit, mit jemandem zu reden, mit dem sie keine wirkliche berufliche oder persönliche Verbindung hatte. Wie auch immer, Zoes Mund stieß ohne ihre bewusste Erlaubnis eine Wahrheit hervor, die ihr Gehirn bisher verborgen hatte. „Shelley findet es so einfach.“
Zoe verfluchte sich umgehend selbst. Was war das für eine Aussage? Jetzt würden sie den Rest der Sitzung damit verbringen, diese Eifersucht, die sie gegenüber Shelley fühlte, zu analysieren, anstatt an den wirklichen Problemen zu arbeiten. Bis zu diesem Moment hatte sie sich noch nicht einmal selbst wirklich eingestanden, dass die Eifersucht da war.
„Agent Shelley Rose“, sagte Dr. Monk, zog ihre Notizen von einem vorherigen Nachmittag in ihrem Büro zurate. „Sie haben zu einem früheren Zeitpunkt angedeutet, dass Sie sich mit ihr wohler fühlen, als mit Ihren früheren Partnern. Aber Sie fühlen ihr gegenüber Eifersucht. Können Sie das erläutern?“
Zoe holte Luft. Natürlich konnte sie das, aber sie wollte nicht. Zögerlich betrachtete sie ihre eigenen Finger, hielt es für das Beste, es einfach hinter sich zu bringen. „Shelley kann mit Leuten umgehen. Sie kann sie davon überzeugen, Dinge zuzugeben. Und sie mögen sie. Nicht nur Verdächtige. Alle.“
„Haben Sie das Gefühl, dass Leute Sie nicht mögen, Zoe?“
Zoe rutschte unbehaglich in ihrem Sessel herum. Das hier war alles ihre Schuld. Sie hätte so etwas nicht sagen sollen. Eine Schwäche zuzugeben, war eine Einladung, dass jemand darin herumwühlte. Deshalb hatte sie die Zahlen noch nicht erwähnt. Selbst wenn diese Therapeutin von Dr. Applewhite, ihrer vertrautesten Freundin und ihrer Mentorin, empfohlen worden war, bedeutete das nicht, dass Zoe ihr ihre tiefsten und dunkelsten Geheimnisse anvertrauen konnte. „Ich habe nicht viele Freunde. Partner beantragen normalerweise eine Versetzung weg von mir“, gab sie stattdessen zu.
„Glauben Sie, dass das mit Ihren Schwierigkeiten mit sozialen Hinweisen zu tun hat?“
Die Frau stellte eine offensichtliche Frage. „Das, und andere Dinge.“
„Welche Dinge?“
Die offensichtliche Frage. Zoe stöhnte innerlich. Sie hatte sich selbst in diese Falle manövriert. „Meine Arbeit ist schwierig. Ich bin oft weg. Es gibt kaum Zeit, Wurzeln zu schlagen.“
Dr. Monk nickte nachdenklich. Sie lächelte ermutigend, als ob Zoe wirklich Fortschritte machte. Der Teil von ihr, der sich nach positiver Aufmerksamkeit und Zuwendung sehnte, die sie von ihrer Mutter nie erhalten hatte, war darüber begeistert, obwohl sie es nicht sein wollte. Bis jetzt diente die Therapie nur dazu, all ihre Fehler herauszustellen. „Was ist mit Shelley? Hat sie Wurzeln?“
Zoe nickte, schluckte einen unwillkommenen Kloß herunter. „Sie hat einen Ehemann und eine kleine Tochter, Amelia. Sie redet viel über sie.“
Dr. Monk hielt ihren Stift an ihre Lippen, tippte dreimal bedeutungsvoll damit an ihren Mund. „Sie möchten eine eigene Familie.“
Zoe sah abrupt hoch, erinnerte sich dann daran, dass sie nicht überrascht sein sollte, dass eine Therapeutin hinter allem Gesagten die wahrsten Gedanken erkennen konnte. „Ja“, sagte sie schlicht. Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. „Aber davon bin ich sehr weit entfernt.“
„Als wir uns zu unserer ersten Sitzung trafen, sagten Sie mir, dass Sie auf einer Verabredung waren.“ Zoe sah, dass Dr. Monk ihre Notizen dafür nicht überprüfen müsste. „Er hat sich bei Ihnen gemeldet, nicht wahr? Haben Sie geantwortet?“
Zoe schüttelte verneinend den Kopf. „Er schickte mir einige E-Mails und versuchte, anzurufen. Ich hab nicht reagiert.“
„Warum?“
Zoe zuckte mit den Schultern. Sie konnte es nicht genau sagen. Sie hob verlegen die Hand, um ein paar Strähnen ihres braunen Haars zu berühren, welches sie eher aus Bequemlichkeit denn aus Modebewusstsein kurzgeschnitten hielt. Es gab an ihr einige Dinge, die vielleicht nicht gängig attraktiv waren und sie wusste das, auch wenn sie nicht genau verstand, wie andere Leute sie sahen. „Vielleicht, weil die erste Verabredung nicht so gut verlief. Ich war zu abgelenkt. Ich konnte mich nicht darauf konzentrieren, was er sagte. Ich war langweilig.“
„Aber er dachte das nicht, oder? Dieser … ?“
„John.“
„Dieser John, er scheint interessiert. Er versucht immer wieder, mit Ihnen in Kontakt zu kommen. Das ist ein gutes Zeihen.“
Zoe nickte. Es gab nichts, was sie noch dazu sagen konnte. Dr. Monk hatte recht, auch wenn sie es hasste, das zuzugeben.
„Lassen Sie mich Ihnen sagen, was ich sehe“, fuhr Dr. Monk fort. „Sie haben mir gesagt, dass Shelley das Leben führt, das Sie auch gerne hätten. Sie ist glücklich verheiratet und hat ein Kind, macht sich in ihrer Karriere gut, hat Fähigkeiten, die Sie nicht haben. Wir werden immer eifersüchtig auf jene sein, die Dinge tun können, die wir nicht können. Das ist die menschliche Natur. Es ist wichtig, sich nicht davon auffressen zu lassen, sondern sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man erreichen kann.“
Sie wartete darauf, dass Zoe erneut nickte, ein Zeichen gab, dass sie zuhörte, bevor sie fortfuhr.
„Dinge passieren nicht von alleine. Oder, um es anders zu sagen, es ist unwahrscheinlich, dass Sie je heiraten werden, wenn Sie nie auf Verabredungen gehen. Mein Rat an Sie ist, John anzurufen und auf diese zweite Verabredung zu gehen. Vielleicht wird es nicht so toll. Vielleicht wird es klasse. Sie können es nur rausfinden, indem Sie es ausprobieren.“
„Sie denken, dass ich John heiraten soll?“ Zoe runzelte die Stirn.
„Ich denke, dass Sie sich mit ihm verabreden sollten.“ Dr. Monk lächelte. „Und wenn es mit ihm nicht klappt, dann denke ich, dass Sie sich mit jemand anderem verabreden sollten. So arbeitet man auf seine Ziele hin. Ein Schritt nach dem anderen.“
Zoe war nicht gänzlich überzeugt, nickte aber trotzdem. Außerdem hatte sie jetzt etwas Wichtiges zu erledigen. „Ich denke, unsere Zeit ist für heute um.“
Dr. Monk lachte. „Das ist mein Satz“, sagte sie, stand auf, um Zoe zur Tür zu bringen. „Und denken Sie nicht, dass ich mich so leicht ablenken lasse. In der nächsten Sitzung kommen wir zurück zum Thema der sozialen Hinweise und reden darüber, wie man Dinge anders sieht als andere. Wir werden der Sache auf den Grund gehen, auch wenn Sie nicht bereit sind, völlig ehrlich mit mir zu sein.“
Zoe sah der Therapeutin beim Verlassen des Büros nicht in die Augen, wollte nicht zeigen, wie sehr sie hoffte, dass Dr. Monk es vergessen würde.