Die Star-Trek-Chronik - Teil 1: Star Trek: Enterprise

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Neben all diesen Fakten sei angemerkt, dass zu diesem Zeitpunkt fast alle Mitglieder der Besetzung in ihre Rollen hineingewachsen waren. Sogar T’Pol störte mich gar nicht mehr. Einzig der völlig außen vor gelassene Travis tat mir weiterhin aufrichtig leid. Er saß eigentlich nur, weiterhin debil grinsend, an seiner Konsole und wirkte noch nicht einmal dabei wirklich überzeugend. Ein Trauerspiel, von dem er zur zweiten Season eigentlich erlöst gehört hätte. Indes: Ich hatte nie etwas gegen Anthony Montgomery, im Gegenteil, ich fand den Darsteller immer sehr sympathisch. Wenn Autoren aber nicht in der Lage sind, einen Charakter sinnvoll einzubringen, hat es schlicht keinen Wert, ihn jahrelang mit durchzuschleppen. Und leider konnte Montgomery in seiner bis hier einzigen richtigen Episode kein bisschen überzeugen. Er agierte stocksteif und blass. Dazu dieses begeisterte Dauergrinsen, das vielleicht einige Episoden lang glaubhaft gewesen war, langsam aber nach dem Einsatz der Mimikbremse schrie.

Doch möchte ich nicht mit diesem deprimierenden Darsteller-Schicksal abschließen. Dear Doctor stand inhaltlich auf einer Stufe mit den Glanzlichtern dieses medizinisch-sozial-philosophischen Gebietes: TV in absoluter Perfektion, danke dafür!

Fazit

Eine reine Freude! Nach den eher düsteren Vorgängern erhielten wir nun eine grandiose Themenepisode präsentiert, die sich mit der noch nicht existierenden Obersten Direktive und einem ethischen Dilemma befasste, das eigentlich nicht zu lösen war.

Ein brisantes Thema für die junge Crew, starke Charakterszenen mit Phlox, Archer, Cutler und Hoshi, eine glaubwürdige, aufkeimende Romanze zwischen dem Doktor und Cutler sowie viele niedliche Szenen, die den Alltag an Bord darstellten, gaben sich die Klinke in die Hand. Dear Doctor war geradezu vollgestopft mit herausragenden Momenten und fesselte von der ersten bis zur letzten Minute – und sogar weit darüber hinaus. Denn Archers Entscheidung lässt sich bis heute kontrovers diskutieren.

Dabei handelt es sich um etwas, das Star Trek oft geleistet hat, und was nun wieder zu einer der besten Episoden der Serie führte. Kudos!

1.14

Sleeping Dogs

(Schlafende Hunde)

T’Pol zeigte großes Talent zum Schwindeln, wenn sie fast nackt war. Vielleicht hätte sie also IMMER fast nackt sein sollen. Archer wäre in der Lage gewesen, ihr diesen Entkleidungsstil zu befehlen, um diese wertvolle Fähigkeit zu verfeinern.

Inhalt

Die Crew begegnet in den äußeren Ringen eines Gasriesen einem klingonischen Schiff der Raptor-Klasse. Da das Schiff anscheinend steuerlos im Raum treibt, machen sich T’Pol, Hoshi und Reed auf den Weg, um nachzusehen. Eine aggressive Klingonin stiehlt jedoch ihr Shuttle und flieht. Archer muss versuchen, sie an Bord der Enterprise wiederzufinden, um seine eigenen Leute zu retten …

Juhu. Klingonen.

Die bloße Ankündigung, dass bereits im Pilotfilm von Star Trek: Enterprise Klingonen den Handlungsmittelpunkt bilden würden, ließ mich damals schaudern. Zugegeben: Es handelte sich bei den Kriegern immer um eine spannende Spezies! Doch hatten die Autoren sie mit den Jahren immer mehr in die Redundanz und Belanglosigkeit manövriert. Ich war satt! Einfallslosigkeit, toter Punkt, derartige Gedanken drängten sich in meinen Kopf und verharrten bis zur Premiere der Serie. Zugegeben: Dort war ihr Einsatz letztlich okay. Kurz darauf gerieten sie jedoch wieder überflüssig, weil alles zu komödiantisch angelegt war und den Kriegern nicht im Ansatz gerecht wurde.

Nun hatten wir es jedoch mit einer wirklichen Klingonen-Episode im wörtlichen Sinne zu tun. Würde dieses Experiment nach Jahren noch gelingen? Konnten die alten Recken tatsächlich noch den Hintergrund für komplette Episoden liefern? Ich nehme die Antwort vorweg: Sie konnten es zum Teil.

Ich hatte gedacht, ich wüsste bereits alles über sie, hätte alles schon einmal gesehen, und nichts könnte mich mehr an ihnen fesseln. Darin lag zumindest ein kleiner Trugschluss. Die hier vorgestellte Raptor-Klasse (ein bisher unbekannter Schiffstyp) und sein Innenleben zeigten alles, was man bisher nicht zu sehen bekommen hatte. Vor allem die Küche mit den von der Decke hängenden Targs, die herumliegenden Essensreste, der Dreck überall, die auf ihren Verzehr wartenden Tiere und der Gestank – all das kam auch ohne Geruchsfernsehen wirklich gut rüber. Hier wirkten die Klingonen doch noch neu, frisch und interessant. Leider relativierte sich dieser positive Eindruck zum Ende hin erneut, als die gerade gerettete Krieger-Crew sofort wieder in den Trottelmodus schaltete, bar jeglicher Intelligenz argumentierte und handelte, als ob sie die Enterprise aus dem Weltraum pusten wollte. Archer ließ sie dann obendrauf auch noch wie Idioten aussehen.

Hinzu kam auch Archers Lernresistenz. Seine Versuche, über die Köchin des Schiffes, die als einzige bei Bewusstsein war, an deren Leute heranzukommen, waren zwar ganz amüsant – er sollte jedoch wirklich aufhören, immer allen, vor allem Klingonen, helfen zu wollen. Es war sinnlos. Solche Leute muss man in Ruhe lassen. Hier durfte es auch bei Archer endlich mal Klick machen. Hätte er sich in den letzten Monaten die Mühe gemacht, die vulkanische Datenbank zu studieren, wäre er nicht so konsequent über die tragischen Resultate seiner Freundlichkeit verwundert.

Sein Verhalten war fast so inkonsistent wie das von Captain Janeway in ihren schwach geschriebenen Momenten. Was juckt mich mein Geschwätz von gestern? Ein Habitus, der schlicht nervte, wenn man versuchte, eine Serie ernst zu nehmen. Archer durfte gerne der fehlerbehaftete Neuling auf der Kommandobrücke sein, doch wechselte er zwischen hoher Sensibilität und absolut stumpfer Dummheit hin und her. Unfair war dies auch dem tollen Scott Bakula gegenüber, der sein Bestes tat. Übrigens lag darin auch eine Parallele zu Kate Mulgrew, die jede noch so unverständliche Charakterwendung mit ihren Fähigkeiten wegspielen konnte.

Auch in Sachen Handlungsführung bekleckerte sich Autor Fred Dekker leider nicht mit Ruhm. Böse Klingonen, sich selbst in Schwierigkeiten bringende Offiziere, eine mehr oder minder lustige Hatz an Bord, Crewmitglieder in Gefahr (die zu keinem Zeitpunkt Anlass zu echter Sorge gab), ein paar Drohgebärden, das gab es in allen Inkarnationen von Star Trek, Stargate sowie Babylon 5 und vergleichbaren Serien gefühlte fünfhunderttausend Mal zu bewundern.

Es mag taugen, um eine viel zu lange Staffel zu füllen, aber nicht, um die generelle Qualität einer Serie zu verbessern. Und auch, wenn es in einer ersten Staffel unfair sein mag, auf solchen Stereotypen rumzureiten, sollten sie Erwähnung finden. Star Trek: Enterprise hatte die Aufgabe, das Franchise mit frischem Wind durchzulüften. Dann musste man einfach den Mut haben, einen Autorenstab zusammenzustellen, der auch eine solch lange Staffel innovativer füllen konnte. Es gab durchaus gute Ideen, doch die sich ständig wiederholenden Muster in der Handlung nervten einfach irgendwann. Hier war der Trend zu mehr Schein als Sein einfach zu eindeutig.

Gold in Blech

Die beste Szene inmitten des stereotypen Treibens boten diesmal T’Pol und Hoshi. Letztere wollte inzwischen geradezu an Außenmissionen teilnehmen, wohl auch, um sich selbst etwas zu beweisen. Als sie dennoch wieder mit der Situation nicht klarzukommen schien, half die unterkühlte Vulkanierin ihr ungewohnt gefühlvoll mit einer Meditationstechnik darüber hinweg und bot ihr sogar für die Zukunft ihre Hilfe an. Somit gewannen beide an Sympathiepunkten und Background. T’Pol konnte sich also langsam wirklich für ihre menschlichen Kollegen erwärmen, und Hoshi Sato musste einsehen, dass sie noch lange nicht der perfekte Raumschiffsoffizier war.

Oh. Eine sexy Szene zum Schluss. Toll.

Zum Abschluss servierte man uns dann zu unser aller Freude noch eine Fortsetzung der lustigen Decon Chamber-Szenen, die mir bisher eher Hirnzellen als den Schlaf geraubt hatten. Hier durften T’Pol, Hoshi und sogar Reed mit minimaler Bekleidung bestaunt werden. Was soll’s! Das Motiv dahinter war so offensichtlich, dass es kaum mehr wehtat. Aber die Idee, T’Pol lügen zu lassen, weil ihre Kollegen gerne noch länger in dieser entspannenden Umgebung bleiben wollten, war erneut sehr amüsant gestaltet. Die anfangs so unsympathische Vulkanierin wurde dadurch viel angenehmer und rettete etwas über die platten Intentionen der Produzenten hinweg. Auch hier galt also im Kleinen wie vorher im Großen: ein wenig Gold zwischen viel Blech.

Fazit

Kaum hatte Star Trek: Enterprise zuletzt einen richtigen kleinen Lauf, da wurden wieder mal die eigentlich lange ausgelutschten Klingonen bemüht. Das geschah aber immerhin halbwegs originell.

Dennoch: Wenn man es mal runterbrach, blieb eine reine Füllerfolge, Durchschnitt mit einer Handvoll netter Ideen und dem gewohnt guten Produktionsniveau.

Das reichte leider nur zu einer moderaten Empfehlung am Rande der Schadensbegrenzung.

1.15

Shadows of P’Jem

(Im Schatten von P’Jem)

Der Busenfetischismus der Autoren schwang sich zu neuen Höhen auf, Jeffrey Combs erlebte am eigenen Leib, wie es sich anfühlte, als Ware von der Stange verbraten zu werden, und das Elend entführter Crewmitglieder ging in eine neue Runde.

Inhalt

Archer und seine Crew sind enttäuscht und verärgert, als sie erfahren, dass T’Pol vom vulkanischen Oberkommando den Befehl erhalten hat, die Enterprise zu verlassen. Ihr wird die Zerstörung des Klosters P’Jem durch die Andorianer zur Last gelegt. Ihre letzte Mission führt sie nach Coridan, wo sie und Archer von einer militanten Fraktion gefangengenommen werden. Auf einmal finden sie sich der Gnade der feindseligen Andorianer samt deren Anführer Shran ausgesetzt …

 

Noch sprechen wir nicht über

die Sache mit dem Busen

Zu diesem Zeitpunkt der Staffel durfte man hoffen: Star Trek: Enterprise schien sich tatsächlich etwas mehr in Richtung Kontinuität entfalten zu wollen, vielleicht gar zu einer Serie, die Woche für Woche zumindest in kleinen Details aufeinander aufbauen würde, die sich vielleicht sogar weiterentwickeln und im besten Fall irgendwann etwas Relevantes zu sagen haben würde.

Da waren fürs erste die hier doch recht undurchschaubaren Vulkanier und die Klingonen, denen wir jeweils mehrfach begegnen durften. Dazu gesellten sich die finsteren Suliban, die ebenfalls zweimal große Auftritte feierten und mit ihrem Temporalen Kalten Krieg für enorme Spannung sorgten. Zu guter Letzt hatten wir die Andorianer, die hier ebenfalls zurückkehren. So etwas nenne ich konsequenten Aufbau von Konflikten, dazwischen immer angereichert mit alleinstehenden Episoden, die sich in Nebenhandlungen auf die Charaktere, ihre Zusammenarbeit, familiäre Verhältnisse, Freundschaften, Freizeit und die Situation an sich konzentrierten. Star Trek: Enterprise hatte an dieser Stelle die Chance, verschiedene Aspekte zu einem gelungenen Ganzen zu bündeln.

Es wird Zeit, dass wir ganz

langsam zum Busen kommen

Neben der Rückkehr von Admiral Forrest und Ambassador Soval sahen wir also auch den Andorianer-Führer Shran und seinen Vertrauten Tholos wieder. Alleine dieses Aufgebot hätte für drei Folgen reichen können. Alle drei (so kurz die Auftritte auch sein mochten) blieben erneut sehr positiv im Gedächtnis und sorgten für Kontinuität. Gleich zu Beginn überraschte uns eine tolle Ansicht des Hauptquartiers der Sternenflotte in San Francisco. Gute Arbeit.

Die ganze Eröffnungsszene, die direkten Bezug auf die Ereignisse im vulkanischen Kloster P’Jem nahm und erneut für Zündstoff zwischen Forrest und Soval sorgte, war ein fantastischer Opener. Die Feststellung, dass ein besonnenerer Captain eine bessere Wahl gewesen wäre, konnte man sogar gelten lassen. Sicherlich hatte Archer den Posten auch wegen der Verdienste seines Vaters bekommen; ein typisch menschlicher Zug, der bei den Vulkaniern natürlich auf wenig Gegenliebe stieß, da er keine rationale Erklärung darstellte.

Da Soval und das vulkanische Oberkommando jedoch keinerlei Möglichkeit hatten, Archer und seine Crew für die Zerstörung des Klosters durch die Andorianer (die anscheinend doch nicht nur Gewissheit wollten) zu belangen, musste eben nun T’Pol herhalten. Sie sollte versetzt werden. Archer hatte sich vor einigen Monaten sicher nicht träumen lassen, dass er einmal bereit sein würde, um sie zu kämpfen, obwohl sie nun sogar anstandslos bereit war, die Verantwortung zu übernehmen.

Was für ein glücklicher Umstand, dass gerade noch ein Besuch auf Coridan, einem recht interessanten Planeten, anstand. Archer beschloss also, nur mit T’Pol zu fliegen, um die Sache in Ruhe ausdiskutieren zu können.

Busen! Jetzt!

Doch wie das mit den Menschen und ihren guten Absichten so ist, geraten die beiden (erneut) in Gefangenschaft. Hier entwickelte sich leider ein Muster, das hohes Nervpotenzial besaß. Konstruierter konnte man Gefahr kaum heraufbeschwören. Die Szenen der beiden, wie sie in einer Art Baracke aneinandergebunden einerseits über T’Pols Versetzung diskutierten und andererseits versuchten, sich gegenseitig zu befreien (wobei Archer aus Versehen zwischen T’Pols Brüsten landete) waren dann auch eine Sache für sich. Der Dialog taugte kaum dazu, Interesse zu wecken. Alles drehte sich nur um die unfreiwillige peinliche Nähe der beiden. Wie schon die Decon Chamber-Szenen sorgte auch dieser Moment für kontroverse Diskussion.

Ich empfand die komplette Szene schlichtweg als überflüssig. Nicht aufgrund aufgesetzter Prüderie, sondern weil mir die dämlichen Absichten der Autoren einfach zu albern waren. Man hörte regelrecht einen Haufen spätpubertierender Nerds irgendwo abseits der Kamera kichern. Wobei es sich bei diesen vermutlich sogar um Verantwortliche des Senders UPN handelte, die besorgt ob der bröckelnden Quoten (von 12,5 auf 6,5 Millionen in vierzehn Episoden) um mehr Busen und weniger Bildungsfernsehen baten. Wenigstens war das Ganze vom Standpunkt des Timings überzeugend gespielt. Beide agierten zumindest in höchstem Maße souverän.

Derweil spielten sich an Bord der Enterprise wieder die beliebten Menschen-Vulkanier-Spielchen ab. Diesmal mit einem sichtlich genervten Tucker, der auf den vulkanischen Captain wie ein schlecht erzogener kleiner Junge ohne Manieren wirken musste. Diese Sequenzen passten sich hervorragend in das bisherige Bild ein. Die Vulkanier wollten lieber selbst nach dem Rechten schauen, bevor die Menschen wieder irgendwas versauen konnten; Trip verkörperte perfekt den uneinsichtigen Neuling, der endlich ernstgenommen werden wollte. Damit war er letztlich auch ein gutes Abbild seines Captains.

Wer glaubte, dass sich die Rettung der Geiseln als schnelle Last-Minute-Lösung herausstellen würde, dürfte zumindest positiv überrascht worden sein! Shran, der Andorianer, tauchte auf, nahm Trip und Reed (das Rettungskommando) gefangen und half dabei, Archer zu befreien, da der Antennenmann seit P’Jem schlecht geschlafen hatte, mit dem Gefühl, Archer etwas zu schulden. Was für eine charmante Idee. Unnötig zu erwähnen, dass Jeffrey Combs erneut eine klasse Darstellung hinlegte.

Positiv überraschte auch die Rettungsszene am Schluss, die sich in Nebel und Dunkelheit in den dreckigen Kulissen verdammt gut machte.

Das klingt eigentlich nach einer super

Sache bisher. Trotz Busen.

Das »Aber« folgte bei Star Trek: Enterprise jedoch leider so verlässlich wie die Tatsache, dass Travis wieder mal schwieg. Nichts, aber auch gar nichts in dieser Episode blieb im Gedächtnis, wenn man den Zuckerguss (Gastauftritte, Kontinuität, technische Aspekte) entfernte. Das Herz der Handlung war schon vor den Opening Credits stehengeblieben: Shuttleflug, Geiselnahme, Rumgerede, Albernheiten, Rettung aus dem Nichts, pathetische Rede, alles gut. Die Autoren bauten immer wieder die gleichen Elemente zusammen, um gute Ideen mit einer leidlich spannenden Handlung zu untermalen, anstatt sich die Mühe zu machen, etwas wirklich Interessantes zu schreiben. Hier riss sich (noch) keiner den Arsch auf, hier wurde nur Dienst nach Vorschrift gemacht.

Fazit

Die zweite Hälfte der Staffel gähnte sich weiter voran: Shadows of P’Jem reihte sich ganz gut in die bisherige Qualität ein, in Sachen Kontinuität war sie sogar ein Gewinner und auch kurzweilig erzählt.

Die schon fast obligatorisch guten Dialoge, Charakterisierungen, Kulissen und Effekten sowie drei sehr erfreuliche Gastauftritte sorgten für den Rest.

Dass das alles jedoch nicht besonders tiefsinnig und gen Null kreativ daherkam und in der Busenszene mal wieder einen echten Heuler am Start hatte, ließ die Episode dann aber doch an einer besseren Wertung vorbeirauschen. Mittelmaß!

1.16

Shuttlepod One

(Allein)

Merke: Nicht nur einen schönen Busen trug die gute T’Pol vor sich her, auch einen schönen Hintern auf der anderen Seite; Reed hatte mehr Ex-Freundinnen als Travis Textzeilen, und William Shatner fand in Dominic Keating einen würdigen Nachfolger in Sachen Overacting.

Inhalt

Trip und Reed befinden sich auf einer Shuttle-Mission, als sie aufgrund technischer Probleme gezwungen sind, zu den Koordinaten des Treffpunkts mit der Enterprise zurückzukehren. Jedoch scheint diese zerstört worden zu sein. Da sie nur noch wenig Sauerstoff besitzen, müssen sie gemeinsam mit dieser Situation umgehen …

Mehr Reed!

Abgesehen von dem kaum vorhandenen und bemitleidenswerten Anthony Montgomery alias Travis Mayweather wurde vor allem ein Crewmitglied in der ersten Staffel sträflich vernachlässigt: Malcolm Reed. Bis jetzt. Die Episode gab Keating erstmals wirklich die Chance, diverse Facetten des Malcolm Reed näher zu beleuchten. Und ich hatte mich nicht in ihm getäuscht.

Der von mir erwartete Dreh der Handlung, also das Schicksal der Enterprise-Crew herauszufinden, verpuffte erfreulicherweise bereits nach dem Vorspann. Das Schiff hatte nur einen Unfall gehabt, Reed und Tucker waren durch ihre eigenen Probleme schlicht zu früh zum Treffpunkt zurückgekehrt und aufgrund der Trümmerteile den falschen Schluss gezogen. Da nun auch eigentlich kein Zweifel an der späteren Rettung der beiden bestehen konnte, war die Frage nach dem Sinn des Ganzen zu diesem Punkt durchaus berechtigt.

Die simple Antwort: Es ging ausschließlich darum, Reed und Tucker näher kennenzulernen. Eine reine Charakterfolge ohne Action, ohne Kampfszenen, ohne großen Konflikt wurde uns vorgesetzt; nur zwei Besatzungsmitglieder in einer Extremsituation. Oder anders gesagt: Menschen wie du und ich unter der Lupe. Das war nicht das Schlechteste!

Während uns Tucker bereits ans Herz gewachsen war, gab es für Reed zuvor nur wenige gehaltvolle Auftritte. Doch jedes Mal, wenn er in den Mittelpunkt trat, war er voll da und überzeugte. Nun durfte Keating sich endlich ausleben und das Innerste seines Charakters nach außen kehren. Und anstatt irgendeines 0815-Klischeetypen offenbarte sich uns ein komplizierter, nachdenklicher, schüchterner, problembeladener Mann. Eine tolle Leistung der Autoren und natürlich auch besonders von Keating selbst. Ein wenig erinnerte er in seiner Verschrobenheit an Reginald Barclay aus Star Trek: The Next Generation.

Die vielen interessanten Szenen aufzuzählen, würde der Episode nicht gerecht werden; nur so viel: Seine Selbstzweifel, die vielen Abschiedsbriefe oder sein Schwärmen für T’Pol (wer hätte das gedacht!) waren tolle Einfälle. Einzig in einigen Momenten der Bourbon-Szenen konnte man ihm Shatnersches Overacting vorwerfen. Indes: ein besoffener Reed, der sich korrekt und vorhersehbar verhalten hätte, wäre vielleicht weniger schräg gewesen. Dieser völlig enthemmte, lallende, wilde Reed hingegen war weitaus realistischer und unterhaltsamer.

Meanwhile back on the Enterprise

Die Szenen an Bord der Enterprise konnten mit den Geschehnissen an Bord des Shuttles leider nicht mithalten. Es war generell willkommen, dass durch die Info, dass jede Sorge über den Verbleib der Enterprise unberechtigt war, kein unnötiger Spannungsbogen erzeugt wurde. Dann jedoch Archer und T’Pol über wissenschaftliche Überzeugungen diskutieren zu lassen, die am Ende einfach zu nichts führten, war verschenkte Zeit. Zum Glück nahmen diese Sequenzen jedoch kaum Zeit in Anspruch. Schwamm drüber.

Skurril war es in diesem Zusammenhang allerdings, dass in einer Talkshow, bei der Scott Bakula die Serie promoten sollte, ausgerechnet eine dieser absolut stinklangweiligen Unterhaltungen zwischen Archer und T’Pol über schwarze Löcher als Ausschnitt gezeigt wurde. Das fühlte sich in etwa so an, als würde man einen neuen Kinoreißer mit dem Abspann bewerben. Verrückt.

Plus und Minus

Während einige Szenen definitiv auf die Habenseite gehörten (die Loch-stopf-Szene, Reeds Traum, die Kälte-Szenen und das Ende, als Reed »may I call you Trip« zum bewusstlosen Kollegen sagt), gab es auch eher schwache Momente. Nur aufgrund so weniger Wrackteile anzunehmen, dass die Enterprise zerstört wurde, hielt ich gelinde gesagt für gewagt. Muss eine Art latente Angst bei den beiden gewesen sein. Wie bei 45-Minuten-Folgen üblich, kam ein Teil der Handlung naturgemäß etwas kurz; hier war es das Ende, das sehr abrupt hereinbrach.

Fazit

Ein richtiger Gewinner! Braga & Berman konnten beweisen, dass sie doch noch wussten, was Star Trek ausmacht: menschliches Drama! Das Ganze geschah ohne Rücksicht auf den Mainstream oder Konventionen.

Shuttlepod One war zwar stilistisch eher eine Ausnahme, als solche konnte sie sich aber einen Platz bei den Lieblingen innerhalb der Trek-Historie locker verdienen!

1.17

Fusion

 

(Die Verschmelzung)

Jazz nervte hier genauso wie in Homeland, Quarterbacks leben bei weitem nicht so gefährlich, wie Kov dachte, und Laienpsychologie von Serienautoren führte auch bei dieser Episode zu einer eher verwirrenden Erfahrung.

Inhalt

Es kommt zu einer Begegnung mit abtrünnigen, emotionalen Vulkaniern, die pure Logik ablehnen und eine andere Seite des vulkanischen Lebens erforschen wollen. Das stürzt T’Pol in einen Konflikt, in dem sie entscheiden muss, ob sie diese Denkweise ablehnt oder nicht …

Info

Der Schauspieler Robert Pine (Tavin) ist der Vater von Chris Pine (Kirk in den Reboot-Kinofilmen).

Vulcans with a smile

Mit dieser Episode kehrte Star Trek: Enterprise wieder zum beliebten Vulkanier-Thema zurück, welches bereits wiederholt ausführlich thematisiert worden war. Diesmal präsentiert man uns jedoch eine völlig andere Art. Die Crew des Raumschiffs bestand aus einer Gruppe Abtrünniger, die versuchten, auf der Grundlage einer anderen Interpretation der Lehren Suraks eine Balance zwischen Logik und Emotionen herzustellen. Ein Spagat, der ihnen augenscheinlich ganz gut gelang.

Interessant hierbei war, dass der uns gut bekannte Mind-Meld in dieser Zeit kein Bestandteil der vulkanischen Kultur war. Selbst T’Pol kannte das Konzept nicht. Das führte natürlich zu der Frage, wie es in den folgenden Jahrzehnten dazu kommen konnte, dass die Vulkanier an den uns bekannten Punkt der Geschichte gelangten.

Der Aufhänger der Story (das übliche »Wir helfen euch gerne bei euren Reparaturen«) geriet erneut nicht sehr innovativ, diente aber der Story auf angemessene Weise. Schnell entwickelten sich zwei Konfliktherde, wobei der eine eher dahinplätschernder Natur war (Trip, Kov und dessen sterbender Vater), der andere jedoch emotional ans Eingemachte ging (T’Pol und Tolaris).

Die Story um den etwas unförmigen Kov (endlich mal ein korpulenter Vulkanier!), seinen sterbenden Vater, den er jahrelang wegen seiner Einstellung nicht mehr gesprochen hatte, sowie um seine aufkeimende Freundschaft zu Trip war, platt ausgedrückt, nett, aber sicherlich kein emotionales Highlight. Dennoch passte sie sich in die Rahmenhandlung der (freiwillig) Ausgestoßenen sehr gut ein und beschert uns einen weiteren Kurzauftritt des immer willkommenen Admiral Forrest. Die Tatsache, dass Kov am Ende seinen Vater dann doch kontaktierte und somit alles wieder gut war, mutete natürlich recht gefällig an (und ließ den geneigten Zuschauer fast auf das obligatorische Abschlussdinner mit Wunderkerzen an Bord des beliebten deutschen Traumschiffs warten).

Seven Redux

Doch was hatten die Produzenten bloß mit T’Pol vor? Hier wirkte es so, als sollte sie in etwa den gleichen Weg einschlagen wie Seven of Nine; weg vom unterkühlt Logischen und hin zur gesteigerten Emotionalität. Ob das jedoch so eine gute Idee war? Fraglos war die Entwicklung Sevens hochinteressant geschrieben und gespielt worden, doch hatte man T’Pol durch ihren dämlichen Catsuit schon so stark an die oft herbe Ex-Borg angelehnt, dass eine derart wenig originelle Verfahrensweise wirklich nicht ratsam erschien. Für eine Vulkanierin mochte es ja etwas Revolutionäres sein, für den TV-Zuschauer war es allerdings völlig egal, ob eine Borg menschlicher wurde oder eine Vulkanierin, ein Hirogen oder eine phladrolinische Stubenfledermaus …

Manchmal muss okay eben ausreichen

Innerhalb der Beschränkungen der Story funktionierte Fusion aber sehr annehmbar. Jolene Blalock lieferte ihre beste Performance bis zu diesem Tag ab, und die Gaststars konnten ebenfalls durchweg überzeugen. Die Rückblende zu einer neugierigen T’Pol in San Francisco war originell, wurde jedoch durch die klischeehafte Jazz-Untermalung etwas gestört. Hierbei konnte ich mir nur vorstellen, dass man die Faszination einfangen wollte, die Jazz bei T’Pol aufgrund ihrer mathematischen Kenntnisse auslöste. Oder war es eher style over substance?

Zu den glatten Minuspunkten zählten weiterhin die unkreative Brücke des vulkanischen Schiffes und der mir persönlich viel zu unsympathische, weil übertrieben dämonisch grinsende Tolaris. Glanzpunkt, zumindest schauspielerisch, war die Mind-Meld-Szene, die in ihrer Brutalität durchaus heikel daherkam, wobei auch hier die immer quietschiger werdende Musik alles auseinanderriss. Irgendwie schade.

Fazit

Insgesamt blieb eine interessante Charakterfolge, die jedoch in einigen Fällen die falschen Entscheidungen traf und somit auch nur bedingt überzeugen konnte. Der befremdliche psychologische Ansatz wollte sich nicht wirklich entscheiden, ob er eine banale Idee durch Verwirrung zu retten versuchte oder gerade durch seinen Tiefsinn Anlass zu Diskussionen geben sollte.

Eine kleine, nicht unbedeutende Episode, die zwar erneut den Eindruck eines Füllers hinterließ, zumindest aber konsequenter und durchdachter daherkam als andere vergleichbare Versuche.

Einspruch, Herr Kollege!

Die Frage danach, ob Jazz nervt, ist grundsätzlich ausgesprochene Geschmackssache. Ich selbst höre ihn, dargebracht etwa von Miles Davis, bevorzugt beim Schreiben, so auch während der Arbeit an diesem Text, und ich kann nicht sagen, dass ich ihn in besagter Szene unpassend eingesetzt fand. Aber darum soll es gar nicht gehen. Emotionale (zumindest halbwegs!) Vulkanier, das war einfach etwas wirklich Neues, wenn man Spocks heimlichen Halbbruder Sybok einmal außer Acht lässt. Und eben dieser Punkt macht die vorliegende Folge für mich ganz außerordentlich interessant: Obwohl – der Thematik geschuldet – natürlich gewisse Albernheiten nicht voll und ganz ausbleiben (können), war es meines Erachtens doch auch eine Episode, die andere Facetten eines altbekannten Star-Trek-Volkes zeigte. Bisher hatten wir Vulkanier (gut, bis auf die Ausnahme Sybok) lediglich als kühle, im Falle von Enterprise auch neuerdings als verschlagene und zuweilen intrigante Zeitgenossen kennengelernt. Und uns nicht selten gefragt, ob es nicht vielleicht doch Rebellen in ihren Reihen gab, die demonstrativ ihre ansonsten lediglich unterdrückte Emotionalität unter Beweis stellten. Dank Fusion tat sich ein Blick auf, der die Charakterisierung bereicherte: Ja, es gibt in der Tat solche Vertreter dieses Volkes. Und die Entdeckung ganz anderer Seiten bei einem eigentlich seit Anbeginn des Star-Trek-Franchises vertrauten Volk war eine ziemlich interessante Sache.

1.18

Rogue Planet

(Gesetze der Jagd)

Reed war offenbar einer der wenigen Menschen, die sich im Jahr 2151 noch für die Jagd begeistern konnten, Archer träumte schon als kleiner Junge von blonden Frauen, und die just heraufbeschworene Erste Direktive hatte mal wieder Pause.

Inhalt

Die Crew besucht die Heimatwelt der Eska, die als wichtigen Teil ihrer Tradition und Kultur eine Art rituelle Jagd abhalten, was T’Pol wenig begeistert. Reed hingegen ist von der imposanten Ausrüstung der Jäger fasziniert und schließt sich ihnen an. Archers Zurückhaltung schwindet ebenfalls, als er auf eine wunderschöne Frau trifft, die das Ziel dieser brutalen Jagd ist …

Von Würmern und Jägern

Leider hatte ich mit der Episode ein dickes Problem. Die Folge war erneut viel zu belanglos. Es gab keine wirklich fassbare Angriffsfläche. Ich fühlte mich 42 Minuten lang durchaus unterhalten und schaute weder auf die Uhr noch aus dem Fenster. Allerdings merkte ich erst nach der Episode, dass sich die wirkliche Handlung erneut auf ein Minimum beschränkte. Ankunft auf dem Planeten, Jäger treffen, Jagdszenen, Archer trifft sonderbare Frau, Jagdszenen, Archer trifft sie wieder, Jagdszenen, Entwicklung des Hilfsstoffes, Jäger gehen, Archer erhält seinen Dank, und die liebe Frau verwandelt sich in eine Art Riesenwurm. Normalerweise trägt so etwas keine ganze Folge, oder die Folge wird schrecklich schwach. Hier ist leider Letzteres der Fall gewesen.