Buch lesen: «London»
IMPRESSUM
London
50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade
John Sykes I Birgit Weber
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
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© 2021 I 360° medien I Marie-Curie-Straße 31 I 40822 Mettmann
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Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.
Redaktion und Lektorat: Christine Walter
Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase
Gedruckt und gebunden:
Lensing Druck GmbH & Co. KG I Feldbachacker 16 I 44149 Dortmund
Bildnachweis: Seite 264
ISBN: 978-3-96855-070-1
epub ISBN: 978-3-96855-136-4
mobi ISBN: 978-3-96855-137-1
Hergestellt in Deutschland
John Sykes | Birgit Weber
LONDON
VORWORT
In einer eng bebauten Metropole mit neun Millionen Einwohnern, was liegt da abseits der ausgetretenen Pfade? Für Einheimische, streng genommen, nichts. Aber für Besucher gibt es in London enorm viel zu entdecken, das nicht zum üblichen touristischen Programm gehört.
Die britische Hauptstadt entwickelte sich um zwei Zentren: die uralte Handelssiedlung, die jetzt einfach „The City“ heißt, und das Regierungsviertel Westminster. Um diese Mittelpunkte herum geht es in diesem Band zu weniger entdeckten Stadtteilen wie Wapping im ehemaligen Hafengebiet, dem historischen Clerkenwell und dem trendigen Bermondsey östlich der Tower Bridge. Aber auch in der City of London und Westminster gibt es versteckte Höfe und Gassen, Relikte der einstigen Kleinteiligkeit der uralten Stadt. Deshalb nehmen wir den Leser mit auf Spaziergänge „um die Ecke“ von berühmten Sehenswürdigkeiten, sodass man den Besuch von Westminster Abbey, Buckingham Palace, St Paul’s Cathedral oder der Shoppingmeile Oxford Street mit einer abseitigen Entdeckungstour verbinden kann.
Weiter außerhalb finden sich die multikulturellen Viertel Brixton und Peckham sowie edle, lauschige Stadtteile wie Hampstead und Dulwich. Großartig sind auch Londons Grünflächen – wir zeigen Parks mit einem breiten Freizeitangebot sowie riesige offene Flächen wie Wimbledon Common und den königlichen Richmond Park, wo man sich kaum in einer Großstadt wähnt.
London besitzt bekanntlich Institutionen von Weltrang wie das British Museum und die National Gallery. Darüber hinaus widmet sich eine unüberschaubare Zahl kleiner Museen vielfältigen weiteren Themen: einem großen Ingenieur, der jüdischen Bevölkerung, dem wegweisenden Designer William Morris oder der Kunst des Fächers. Auch einzelne besondere Bauwerke dürfen nicht fehlen. Ein ehemals königlicher Palast, Eltham Palace, verbindet das Mittelalter mit einer prächtigen Art-déco-Ausstattung. Der Herrensitz Syon House besitzt wunderschöne Interieurs und einen beeindruckenden Park. Als Kontrastprogramm beleuchtet eine unauffällige Kirche das Holzschuh-Handwerk im Mittelalter.
Zu guter Letzt unternehmen wir Spaziergänge am Wasser: an der Themse im grünen Westen der Großstadt, entlang eines Zuflusses der Themse und am Kanal. Außerdem schlagen wir eine Fahrradtour durch das Olympiagelände von 2012 vor. London ist eine endlos interessante, vitale Stadt mit einer 2000-jährigen Vergangenheit. Man könnte meinen, alle Kulturen und Subkulturen der Welt sind hier vereint. Wer alle Facetten der Stadt entdecken möchte, muss unbedingt auf Wegen abseits der Touristenpfade wandeln. Wir wünschen viel Spaß dabei!
John Sykes & Birgit Weber
INHALTSVERZEICHNIS
UNBEKANNTES IN DER NÄHE
1.Westminster: hohe Politik und Alltag
2.St James’s-Viertel: Hinterhöfe der feinen Gesellschaft
3.Zwischen Strand und Themse: eine aristokratische Vergangenheit
4.Von der Kathedrale bis Blackfriars: Mönche, Apotheker und Theatergeschichte
5.Rund um die Chancery Lane: das historische Juristenviertel
6.Fitzrovia: intellektuelles Pflaster
ZENTRUMSNAHE STADTTEILE
7.West-Smithfield: Marktplatz, Klöster und Märtyrer
8.Clerkenwell: Spuren vielfältiger Vergangenheit
9.King’s Cross: mehr als Harry Potter
10.Unbekanntes Notting Hill
11.Lambeth: Geschichten aus einem lebhaften Stadtteil
12.Bermondsey: Oliver Twist lässt grüßen
13.Wapping: Elfenbein, Rum und Piraten
STADTTEILE AUßERHALB
14.Highgate: prächtige Villen mit Blick auf die Stadt
15.Hampstead: das „Dorf“ berühmter Bewohner
16.Brixton: die Multikulti-Stadt von ihrer spannendsten Seite
17.Peckham: afrikanische und künstlerische Vielfalt
18.Dulwich: ein lauschiges Wohnviertel mit großer Kunst
INTERESSANTE ORTE UND UNGEWÖHNLICHE BAUWERKE
19.Westminster Cathedral: der römisch-katholische Dom
20.Fen Court: ein kostenloser Rundumblick
21.St Margaret Pattens: eine Kirche für schlammige Straßen
22.John Wesleys Haus und Kapelle: eine überlebensgroße Figur englischer Religionsgeschichte
23.Rund um Arnold Circus: Boundary Estate – sozialer Wohnungsbau in London
24.Broadway Market: ein Besuch nicht nur für samstags
25.Trinity Buoy Wharf: eine kreative Spielwiese mit Geschichte und tausendjähriger Zukunft
26.Syon House und Park: traumhafte Gärten und Interieurs eines Herrensitzes
27.Eltham Palace: glamouröses Art-déco-Design im mittelalterlichen Schloss
AUF ENTDECKERTOUR ZU FUß ODER MIT DEM RAD
28.Regent’s Canal: Stadtentdeckung am Wasser
29.Von Whitechapel nach Spitalfields: Immigranten und Multikulturelles
30.Queen Elizabeth Park: eine Radtourdurch das Olympiagelände
31.Am Fluss: von Putney Bridge bis Hammersmith
32.Am River Wandle: von der industriellen Nutzung zum grünen Korridor
33.Von Richmond nach Twickenham: ländliches London an der Themse
MUSEEN, DIE NICHT JEDER KENNT
34.Brunel Museum: eine bahnbrechende Ingenieursleistung
35.London Canal Museum: Speiseeis und schmale Boote
36.Jewish Museum: jüdische Vergangenheit und Gegenwart
37.Leighton House Museum: ein extravagantes Künstlerhaus
38.Fan Museum: Luftfächler und Modeaccessoire
39.Ranger‘s House: exquisite Kunstobjekte
40.William Morris Gallery und Walthamstow: Heimat eines Designgenies
IM GRÜNEN: PARKS, GÄRTEN UND FRIEDHÖFE
41.Battersea Park: Kunst, Ruderboote und Kinderzoo
42.Brompton Cemetery: prunkvolle Friedhofsarchitektur und verwilderte Grünflächen
43.Old St Pancras: Bahngleise und ewige Ruhe
44.Ravenscourt Park: kleine Oase in West-London
45.Richmond Park: eine riesige grüne Lunge
46.St Dunstan-in-the-East: ein Kleinod in der City
47.Thames Barrier: damit London über Wasser bleibt
48.Victoria Park: der Volkspark in Ost-London
49.Walthamstow Wetlands: klares Wasser und ein Vogelschutzgebiet
50.Wimbledon Common: Natur in der Stadt
REGISTER
BILDNACHWEIS
In den Monaten vor der Veröffentlichung dieses Buchs mussten Lokale und Besucherattraktionen immer wieder aufgrund der Corona-Pandemie ihre Öffnungszeiten einschränken oder zeitweise komplett schließen. Die in diesem Band angegeben Öffnungszeiten wurden gewissenhaft nach dem letzten bekannten Stand recherchiert – mit weiteren Änderungen ist jedoch nach der Pandemie zu rechnen, weshalb wir Lesern empfehlen, während des Aufenthalts in London Öffnungszeiten anhand der hier aufgeführten Internetseiten selbst zu überprüfen.
Street-Art im Stadtteil Spitalfields
UNBEKANNTESIN DER NÄHE
York Watergate und Embankment Gardens
UNBEKANNTES IN DER NÄHE
1.Westminster: hohe Politik und Alltag
2.St James’s-Viertel: Hinterhöfe der feinen Gesellschaft
3.Zwischen Strand und Themse: eine aristokratische Vergangenheit
4.Von der Kathedrale bis Blackfriars: Mönche, Apotheker und Theatergeschichte
5.Rund um die Chancery Lane: das historische Juristenviertel
6.Fitzrovia: intellektuelles Pflaster
1. WESTMINSTER: HOHE POLITIK UND ALLTAG
In Hörweite von Big Ben ist ein Viertel zu entdecken, das Prominente, auch viele Politiker, zu ihrem Wohnsitz erkoren. Wir sehen schöne, ruhige Straßenzüge, ungewöhnliche alte und neue Architektur sowie ein ganz normales Alltagsleben nahe dem großen Geschehen.
Der Jewel Tower, letztes Überbleibsel des mittelalterlichen Palace of Westminster
Der Jewel Tower, der letzte Rest des mittelalterlichen Palace of Westminster, ist unser Ausgangspunkt. Wir gehen rechts in die Great College Street. Hinter der Steinmauer rechter Hand befindet sich der Garten der Westminster Abbey. Am Ende der Straße führt ein Tor in den Hof der Westminster School, einer historischen Privatschule – ehemalige Schüler sind unter anderem Andrew Lloyd Webber und Peter Ustinov. Wir kehren in die Great College Street zurück, dann rechts in die Barton Street.
Eine Tafel an der Barton Street Nr. 14 gedenkt dem Schriftsteller und Abenteurer T. E. Lawrence („Lawrence von Arabien“). Im weiteren Verlauf sehen wir einige solcher „blue plaques“, denn die Straßen dieser Gegend sind als Wohnort für einflussreiche Menschen schon lange beliebt. Links geht es in die Cowley Street mit Gedenktafeln für den ersten Generaldirektor der BBC, Lord Reith, und den Schauspieler Sir John Gielgud. Das Haus Nr. 7 am Ende dieser Straße gehört dem Parlamentsmitglied und erzkonservativen Brexit-Verfechter Jacob Rees-Mogg. 2018 erwarb er das Objekt für 5,6 Millionen Pfund.
Gedenktafel für den Schauspieler Sir John Gielgud
Dem Rechtsknick der Cowley Street folgend überqueren wir die Great Peter Street und sehen in der Lord North Street Häuser im „Georgian“-Stil, d. h. aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Die Zierde dieser schlichten Bauwerke ist meist die Eingangstür mit dekorativer Umrahmung. Eine verblichene Schrift aus dem Zweiten Weltkrieg neben Nr. 8 weist auf Luftschutzräume in den Kellern. Geradeaus bildet die St John’s Church den Mittelpunkt von Smith Square. Die 1728 vollendete Barockkirche wird für hochwertige Konzerte benutzt. Einer Überlieferung zufolge geht die Architektur mit vier Türmen auf Königin Anne zurück. Es heißt, sie habe mit den Worten „So soll die Kirche aussehen!“ ihren Fußschemel umgestoßen, daher der Spitzname „Queen Anne’s footstool“. Georgianische Häuser säumen den Platz, im 20. Jahrhundert Standort des Hauptquartiers sowohl der Labour Party als auch der Konservativen.
Die Verlängerung der Lord North Street führt zur viel befahrenen Horseferry Road. Wer mag, unternimmt hier einen Abstecher links zur Themse für einen schönen Ausblick von der Lambeth Bridge – dabei passiert man die Hauptverwaltungen der Firma Burberry (rechts) und des Spionageabwehrdienstes MI5 (ein klotziger Steinbau an der Ecke zur Uferstraße). Sonst überqueren wir die Horseferry Road, gehen ein paar Schritte nach rechts und durch den kleinen Park St John’s Gardens, dann rechts in die Page Street und befinden uns auf einmal in einer anderen Welt. Die mehrstöckigen denkmalgeschützten Wohnblöcke aus den Jahren 1928 bis 1930 entwarf der damals angesehenste britische Architekt, Sir Edwin Lutyens. Der Grundbesitzer, der Zweite Herzog von Westminster, machte es zur Bedingung des Projekts, dass der Stadtrat von Westminster die 532 Wohnungen ausschließlich an Familien der Arbeiterklasse vermietete. Die schönen Conciergehäuschen werden heute von kleinen Betrieben – ein Schuster, ein Installateur, ein Barbier – benutzt.
St John’s Church
Das herrlich altmodische Regency Cafe an der Ecke Page Street/Regency Street mit Resopaltischen und karierten Gardinen hält (wie lange noch?) den Stil der 1960er-Jahre hoch. Hier geht es nach rechts über die Regency Street und halb links in die Horseferry Road. Auf der rechten Seite bildet aufsehenerregende Metall- und Glasarchitektur – das Domizil des Fernsehsenders Channel Four – einen starken Kontrast zur Umgebung. Der Spaziergang endet im verkehrsberuhigten Strutton Ground, wo kleine Geschäfte und Esslokale für einen angenehmen Abschluss sorgen.
Sitz des Fernsehsenders Channel Four
INFO
Adresse: Start: Abingdon Street, SW1P 3JX, am Jewel Tower, Ende: im Strutton Ground, SW1H 0HW
Anfahrt: U-Bahn nach Westminster (Circle, District Line); Abreise: U-Bahn ab St James’s Park (Circle, District Line)
Dauer: 1 Stunde, Weglänge ca. 2 Kilometer
Essen & Trinken: Cafés und Pubs im Strutton Ground
2. ST JAMES’S-VIERTEL: HINTERHÖFE DER FEINEN GESELLSCHAFT
Unweit vom Buckingham Palace durchziehen kleine Gassen und versteckte Passagen ein Viertel von exklusiven Geschäften, Adelspalästen und diskreten Privatklubs.
Der Startpunkt unseres verschlungenen Weges ist das untere Ende der St James’s Street, Ecke Pall Mall. Neben dem 1698 gegründeten Weinhändler Berry Bros. & Rudd (Haus Nr. 3) führt eine Passage zum kleinsten öffentlichen Platz Londons, Pickering Place mit Häusern der 1730er-Jahre, einst Austragungsort für Duelle und im 19. Jahrhundert Domizil der Gesandtschaft der unabhängigen Republik Texas. Ein Blick in die Schaufenster von James Lock (Lock & Co. Hatters), Hutmacher seit über 250 Jahren (St James’s Street Nr. 6), John Lobb, Schuhmacher seit 1849 (Nr. 9) und Truefitt & Hill, Parfümerie und Rasierbedarf seit 1805 (Nr. 71 auf der anderen Straßenseite), zeigt, welches Klientel hier verkehrt.
Berry Bros. & Rudd, Weinhändler seit 1698
Neben Truefitt & Hill kredenzt das Restaurant Chutney Mary feinste indische Gerichte in einem exklusiven Ambiente. An dieser Ecke biegen wir in die Little St James’s Street ein und passieren das Dukes Hotel. Die Dukes Bar war möglicherweise der Ursprung von James Bonds Lieblingscocktail, denn hier trank sein Erfinder Ian Fleming gerne Martinis. Etwas weiter im Catherine Wheel Yard stehen Eigentumswohnungen an der Stelle der ehemaligen Catherine Wheel Tavern, wo Guy Fawkes und Komplizen 1605 ihren Plan ausheckten, das Parlament in die Luft zu sprengen und das Königreich in den Schoss der römisch-katholischen Kirche zurückzuführen. Die Little St James’s Street macht einen Linksknick und führt auf den St James’s Palace zu. Der älteste königliche Palast Londons, heute Residenz einiger eher unbekannter Mitglieder der Royal Family, ist für die Öffentlichkeit unzugänglich – es sei denn, man kommt am Sonntagmorgen zur Chapel Royal. Den Gottesdienst in der Kapelle begleitet ein sehr guter Chor.
Spencer House
Vor dem Palast halten wir uns rechts und erreichen über eine enge Gasse den Green Park. Den östlichen Rand des Parks säumten in vergangenen Jahrhunderten Residenzen der Aristokratie. Eine davon steht unmittelbar rechts: das in den 1840er-Jahren für den gleichnamigen Grafen errichtete Bridgewater House gehört heute der griechischen Reederfamilie Latsis. Wir nehmen den Weg am Rande des Parks nach rechts und erkennen am figurengeschmückten Dreiecksgiebel einen weiteren Adelspalast, Spencer House, ehemals der Londoner Sitz der Familie von Prinzessin Diana, heute im Besitz der Rothschild-Familie. Sonntags kann man die prächtigen Innenräume besichtigen. Einige Schritte weiter halten wir Ausschau nach einem Metalltor und einer dunklen Passage dahinter. Diese führt unter die Häuser hindurch zum St James’s Place.
Am Ausgang der Passage sieht man links am Ende der Sackgasse ein Backsteinhaus mit einer Fahne über der Tür. Hier ist der Royal Ocean Racing Club für reiche Segler zu Hause. Wir folgen dem St James’s Place am Stafford Hotel vorbei und um die Ecke zur St James’s Street zurück, dort nach links und wieder links in den verwunschenen Innenhof Blue Ball Yard, wo das Stafford Hotel eine Gastronomie betreibt. Diese richtet sich nicht nach dem kleinen Portemonnaie, aber vielleicht reicht das Reisebudget für eine Tasse Kaffee, damit man einen Eindruck der feinen Inneneinrichtung und des aufmerksamen Service gewinnen kann.
Exklusive Kosmetik für den Herrn
Nach diesem Abstecher kehren wir zurück zur St James’s Street, die zusammen mit der Querstraße Pall Mall als „Clubland“ bezeichnet wird, denn hier konzentrieren sich die ehrwürdigen Klubs der britischen Elite. Einer der einflussreichsten ist der Carlton Club (St James’s Street Nr. 69), eine Hochburg der Konservativen Partei. Erst seit 2008 werden Frauen zugelassen – zuvor wurde nur für Margaret Thatcher eine Ausnahme gemacht. Der klassizistische Bau aus gelben Ziegeln und Kalkstein an der Ecke St James’s Street/Park Place (von Blue Ball Yard links hinauf) ist das Domizil des Privatklubs Brooks’s, den 27 Adlige im Jahr 1764 gründeten. Zeremonienmeister des Klubs war der Weinhändler William Brooks, der das Haus 1777 von einem führenden Architekten für aristokratische Landsitze, Henry Holland, errichten ließ. Holland sorgte dafür, dass die Mitglieder in angemessenen Interieurs ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnten: Kartenspiele bei schwindelerregend hohen Einsätzen. Die großen Zeiten der Spieltische sind vorbei, aber Brooks’s erfreut sich bis heute eines illustren Klientels.
Das Rutland House (1730) am Ende vom Park Place ist Heimat der weniger exklusiven Royal Over-Seas League. Dieser Klub mit Garten und Blick auf Green Park veranstaltet kulturelle Events und sieht sich der internationalen Verständigung verpflichtet. Zum Schluss entdecken wir einen letzten versteckten Durchgang: an der Royal Over-Seas League kehren wir um und sehen linker Hand zwischen den weißen Säulen vom Haus Park Place Nr. 5 einen Treppenaufgang. Er führt hinauf in die Arlington Street. Hier steht links das alte Torhaus vom Rutland House. Jetzt geht es geradeaus zum Ritz Hotel und Piccadilly.
INFO
Adresse: Start: St James’s Street, Ecke Pall Mall, SW1Y 5HZ, Ende: Hotel Ritz, 150 Piccadilly
Anfahrt: U-Bahn nach Green Park (Piccadilly, Victoria Line); Abreise: U-Bahn ab Piccadilly Circus (Piccadilly Line)
Dauer: 45 Minuten, Weglänge ca. 1,5 Kilometer
Sehenswertes:
Chapel Royal im Street James’s Palace: royal.uk/chapelroyal
Spencer House: Führungen sonntags nach Vorbuchung; spencerhouse.co.uk
Keine Besichtigung: Nur im Internet erhascht man einen Blick in die Royal Over-Seas League und den Royal Ocean Racing Club; rosl.org.uk, rorc.org. Informativ ist die englischsprachige Wikipedia-Seite „List of gentlemen's clubs in London“.
Essen & Trinken:
Das Dukes Hotel und das Stafford Hotel sind edel und teuer; dukeshotel.com/dukes-bar, thestaffordlondon.com
Fünf Gehminuten östlich auf Piccadilly betreibt die Royal Academy of Arts ein schönes, preiswertes Café im Souterrain und im Sommer das Courtyard Café im Hof; peytonandbyrne.co.uk/venues/ra-cafe
Wer noch eine versteckte kleine Gasse erleben will, biegt an der Ostseite der St James’s Street in die King Street hinein und sucht direkt rechter Hand den niedrigen Eingang zur Crown Passage, wo eine traditionelle Kneipe, The Red Lion, seit ca. 400 Jahren Bier ausschenkt; redlionwestminster.co.uk