30 Minuten Kreativität im Job

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30 Minuten Kreativität im Job
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Bernhard Wolff

30 Minuten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen

Lektorat: Eva Gößwein, Berlin

Grafiken: Bernhard Wolff, Think-Theatre GmbH

Autorenfoto: Chris Hirschhäuser

© 2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Das E-Book basiert auf dem 2018 erschienenen Buchtitel "30 Minuten Kreativitat im Job" von Bernhard Wolff © 2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Hinweis:

Das Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-847-4

ISBN epub: 978-3-95623-731-7

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.


Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Sichtweisen auf Kreativität

Kreativität als Persönlichkeitsmerkmal

Kreativität im Kontext

Kreativität als Prozess

Kreativität als Erfolgsfaktor

2. Kreative Grundprinzipien

Autopilot ausschalten

Inspiration suchen

In Bildern denken

Vielfältig kombinieren

3. Kreative Kommunikation

Was der Offenheit im Wege steht

Ideenreich unter Kollegen

Ideenreich im Team

Tagungen und Konferenzen

Netzwerken – online und offline

4. Kreatives Arbeiten

Zeit für Kreativität

Orte und Umgebungen

Ideen managen

Innovationsklima schaffen

Fast Reader

Der Autor

Weiterführende Literatur

Vorwort

Durch gesellschaftliche und technologische Entwicklungen verändert sich unsere Arbeitswelt rasant, und mit dieser Veränderung gewinnt eine Fähigkeit an Bedeutung, die lange Zeit nur Künstlern und Werbeprofis zugeschrieben wurde: Kreativität.

Die Fähigkeit, etwas Neues und zugleich Nützliches hervorzubringen, einfallsreich zu sein und sich hierfür offen mit anderen Menschen auszutauschen, wird zunehmend zum Karriere- und Erfolgsfaktor. Das gilt für Mitarbeiter großer Organisationen genauso wie für Selbstständige. Es geht nicht mehr darum, alles immer effizienter zu machen. Es geht darum, alles zu hinterfragen und sich ideenreich auf Veränderungen einzulassen. Kreativität ist der Rohstoff, mit dem wir unsere Zukunft gestalten.

Was aber bedeutet das für Sie ganz konkret? Für Ihren Job? Für Ihren Arbeitsalltag? Welche Grundprinzipien sind zu beachten? Welche Rolle spielt die Kommunikation unter Kollegen und im Team? Welche Spielräume können Sie nutzen, um die eigene Kreativität einzusetzen? Was sind die richtigen Arbeitsweisen? Und welche Hindernisse sind aus dem Weg zu räumen?

Um diese Fragen zu beantworten, ist dieses Buch bewusst keine der üblichen Auflistungen von Kreativitätstechniken. Denn so wenig es nützt, sich einen Hammer zu kaufen, um ein Haus zu bauen, so wenig nützt eine einzelne Kreativtechnik, um im Job zu innovativen Lösungen zu kommen. Wichtiger als einzelne Werkzeuge ist ein Grundverständnis für kreative Prozesse und deren Rahmenbedingungen. Dieses Grundverständnis möchte ich Ihnen kompakt und motivierend vermitteln.

Meine Perspektive als Autor ist dabei nicht die eines Wissenschaftlers, sondern die eines Praktikers. Seit etwa 30 Jahren arbeite ich in kreativen Berufen – vom Werbetexter in einer großen Agentur über den Rückwärtssprecher im Varieté bis hin zum Moderator internationaler Tagungen und Konferenzen. Regelmäßig halte ich Vorträge und führe Workshops in Unternehmen durch. Hautnah erlebe ich dabei, wann Menschen kreativ sind und wann nicht. Und wenn es einen wesentlichen Erfolgsfaktor gibt, dann ist es die offene und vertrauensvolle Kommunikation. Entsprechend lege ich hier einen Schwerpunkt. Zudem gibt dieses Buch viele praktische Hinweise, verweist auf hilfreiche Literatur und soll Ihnen Lust machen auf Ideen – und darauf, die eigene Kreativität im Job zu entfalten.

Viel Freude und Erfolg wünscht Ihnen dabei

Ihr Bernhard Wolff

www.bernhard-wolff.de

1.Sichtweisen auf Kreativität

In diesem Buch geht es nicht um Origami. Es geht um Kreativität, die ihre Anwendung im Job findet. Diese Kreativität zielt auf handfeste Ergebnisse: auf den Nutzen von Kunden und Anwendern, auf die Innovation von Produkten und Dienstleistungen, auf eine agile Arbeitsweise und auf eine offene und lebendige Kommunikation. Außerdem geht es um Ihren ganz persönlichen Nutzen: um Ihre Karriere und Ihre Zufriedenheit mit dem eigenen Lebens- und Arbeitsmodell.

Im ersten Kapitel werde ich Ihnen relevante Bedeutungen des Begriffs vorstellen, die Erforschung des Themas skizzieren und dabei eine Brücke schlagen von der Kreativität des Einzelnen hin zur Innovationsfähigkeit einer Organisation.

1.1Kreativität als Persönlichkeitsmerkmal

Kreativität ist die Fähigkeit, originelle, produktivschöpferische und problemlösende Leistungen hervorzubringen. Oder kurz: etwas Neues und zugleich Nützliches zu schaffen.

Wir schreiben diese Fähigkeit seit Jahrhunderten einzelnen Menschen zu. Wir verbinden Kreativität mit besonderen Persönlichkeiten und deren Leistungen. Das allerdings ist nur ein Teil der Wahrheit. Die aktuelle Forschung zeigt, dass Kreativität ein Phänomen ist, bei dem viele und komplexe Einflüsse eine Rolle spielen. Wenn Sie beispielsweise privat vor Ideen sprühen, aber im Job Stillstand herrscht, dann bedeutet dies, dass Ihre Kreativität auch von Ihrer Arbeitsumgebung, vom Zeitdruck vor einem Präsentationstermin, von der Stimmung im Team oder vom Grad Ihrer beruflichen Vernetzung abhängen kann.

 

Die vorwissenschaftliche Erklärung

Über viele Jahrhunderte dominierte eine vorwissenschaftliche, mystische Erklärung von Kreativität: Der schöpferische Mensch wird durch ein göttliches oder spirituelles Wesen mit Inspiration erfüllt und ergießt diese Inspiration dann in weltliche und wahrnehmbare Werke – seien es Kunstwerke, Erfindungen oder große Ideen. Diese Menschen galten als Genies, ihre Fähigkeiten als angeboren und nicht erlernbar.

Das mystische Verständnis von Kreativität hallt bis heute nach. Noch immer lebt der Mythos vom kreativen Genie mit überragender schöpferischer Geisteskraft, das allein und im stillen Kämmerlein seine Meisterwerke vollbringt. Dieser Mythos ist allerdings genauso falsch wie die Annahme, dass Innovationen nur von bestimmten Kollegen in der Forschung und Entwicklung hervorgebracht werden können. Auch im Job neigen wir dazu, Kreativität einzelnen Berufsgruppen oder Fachabteilungen zuzuschreiben. In Wahrheit aber ist die Vernetzung und Zusammenarbeit über Abteilungs- und Funktionsgrenzen hinaus erfolgsentscheidend.

Abschied vom Geniemythos

Erst in der Neuzeit verlor das göttliche Wesen sein Monopol als Schöpfer und Inspirationsquelle der Genies. Die schöpferischen Fähigkeiten des Individuums wurden erkannt und die aufkommenden Wissenschaften machten sich auf die Suche nach konkreten Erklärungen. Je nach wissenschaftlicher Ausrichtung fielen diese Erklärungen unterschiedlich aus:

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermutete die Psychoanalyse, dass kreative Werke ein Ausdruck unbewusster Bedürfnisse sind – und dass sie der Spannung zwischen der bewussten Realität und den unbewussten Trieben entspringen.

Die Gestalttheorie hingegen beschreibt Kreativität als willentlichen Prozess zur Erreichung eines Ziels: Sobald ein Individuum ein Ziel vor Augen hat, aber nicht weiß, wie dieses erreicht werden kann, entsteht ein Problem, eine offene Figur. Durch produktives Denken wird dieses Problem gelöst, bis die Figur geschlossen und das Ziel erreicht ist. Produktives Denken beschreibt nach Max Wertheimer das Generieren neuer Erkenntnisse – im Gegensatz zum reproduktiven Denken, das lediglich bekannte Lösungsstrategien nutzt, um ein Ziel zu erreichen.

Weil die Gestalttheorie den kreativen Prozess als Mittel zur Zielerreichung und Selbstverwirklichung beschreibt, ist sie der Kreativität im Job, um die es hier geht, sicherlich näher als die Psychoanalyse.

Die psychologische Forschung startet durch

Richtig Schwung aufgenommen hat die Kreativitätsforschung erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Initialzündung war eine Keynote Speech von J. P. Guilford, dem Präsidenten der APA (American Psychological Association), auf deren Jahreskonferenz 1950. In seiner Rede behauptete er, jeder Mensch sei von Natur aus kreativ. Und er forderte seine Zuhörer auf, Kreativität wissenschaftlich zu erforschen. Das war ungewöhnlich. Denn die meisten seiner Kollegen hingen zu dieser Zeit dem Behaviorismus an, einer psychologischen Schule, die sich strikt auf beobachtbares Verhalten stützt. Das Erforschen kreativen Denkens galt als unwissenschaftlich, weil Kreativität (noch) nicht beobachtbar und empirisch zugänglich war.

Wie Intelligenz wurde Kreativität zunächst als Persönlichkeitsmerkmal aufgefasst. Intelligenz und Kreativität unterscheiden sich jedoch in der Strategie des Denkens: Während Intelligenz konvergentes Denken erfordert, also das analytische Ermitteln der einen richtigen Lösung, erfordert Kreativität divergentes Denken, also das Generieren möglichst vieler Alternativen für eine Lösung. Entsprechend haben viele psychologische Kreativitätstests zunächst die Fähigkeit zum divergenten Denken gemessen. Ein Klassiker ist der „Unusual Uses Test“, bei dem es darum geht, möglichst viele und ungewöhnliche Verwendungen für einen Alltagsgegenstand zu finden.

Auf der Suche nach kreativen Überfliegern

Das Interesse der Forscher richtete sich vor allem auf anerkannte Leistungsträger wie Nobelpreisgewinner, Unternehmer und Erfinder. Die Überlegung dahinter: Wenn man die Persönlichkeitsmerkmale dieser Höchstleister kennt, dann müssten sich Menschen mit ähnlichen Merkmalen finden und ebenfalls zu Höchstleistern entwickeln lassen. Schon hier ging es um die Suche nach Talenten.

Am bekanntesten sind die Merkmale, die der ungarisch-amerikanische Psychologe und Kreativitätsforscher Mihály Csíkszentmihályi 1996 auf Basis einer Studie in seinem Buch „Creativity“ vorstellte. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die kreative Persönlichkeit hochkomplex ist und in zehn Dimensionen gegenpolige Eigenschaften und Fähigkeiten in sich vereint:

Eigenschaften kreativer Höchstleister

Konzentration und Entspannung

Weisheit und Naivität

Disziplin und Spieltrieb

Realitätssinn und Fantasie

Extraversion und Intraversion

Stolz und Demut

Männlichkeit und Weiblichkeit

Tradition und Rebellion

Objektivität und Leidenschaft

Freude und Schmerz

Die kreative Persönlichkeit scheint also ihre Schaffenskraft aus einer Widersprüchlichkeit zu generieren, die auf Außenstehende irritierend wirken kann. Dies nährt den Mythos vom kreativen Genie an der „Grenze zum Wahnsinn“. Allerdings untersucht die Studie von Csíkszentmihályi nur den Typ Mensch, der seine gesamte Aufmerksamkeit und Lebensenergie exzessiv auf ein einzelnes Aufgabenfeld fokussiert. Alltagskreativität – zum Beispiel im Job – setzt eine solch extreme Persönlichkeitsstruktur nicht voraus.

In der Forschungsliteratur wird unterschieden in Creativity mit großem „C“, diese bezieht sich auf Höchstleister und Koryphäen, und creativity mit kleinem „c“, diese bezieht sich auf Herausforderungen und Probleme im Alltag.

Bereits 1975 hatte sich Csíkszentmihályi mit seinem Konzept des „Flow“ als intrinsisch motiviertem Zustand schöpferischer Leidenschaft einen Namen gemacht. „Im Flow sein“ bedeutet, selbstvergessen und ohne Zeitempfinden, intrinsisch motiviert, in einer Tätigkeit aufzugehen.