Ein Sommernachtstraum

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Ein Sommernachtstraum
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

»Ich hatte einen Traum…«

Vier unglücklich Verliebte irren in einer Mittsommernacht nahe bei Athen durch den Wald. Sie ahnen nicht, dass sie sich im Zauberreich des Elfenkönigs Oberon und seiner stolzen Königin Titania befinden, in dem es von Feen und Naturgeistern nur so wimmelt. Unter ihnen der freche Kobold Puck, der mit seiner purpurfarbenen Zauberblume alles kräftig durcheinander wirbelt. So beginnt ein turbulentes Verwirrspiel voller Jux und Hexerei …

Shakespeares beliebte Komödie Ein Sommernachtstraum, mit viel Gespür fürs Original nacherzählt von Barbara Kindermann, liest sich in der Reihe Weltliteratur für Kinder wie ein spannendes Märchen und entführt kleine und große Leser in die Zauberwelt der Feen, Elfen und Kobolde. Almud Kunert hat dazu traumschöne Bilder in leuchtenden Farben geschaffen. Ein fantastischer Lesespaß mit vielen fantasievollen Details zum Staunen, Träumen und Immer-wieder-Anschauen.

»›Splendid!‹, würde Shakespeare sagen.« Die LUCHS-Jury der ZEIT

»Ein Sommernachtstraum, bei dem man selbst ins Träumen gerät.« WDR 5


WELTLITERATUR FÜR KINDER

Ein

Sommernachtstraum

nach William Shakespeare

Neu er zählt von Barbara Kindermann

Mit Bildern von Almud Kunert




Vor langer, langer Zeit ereignete sich im fernen Griechenland eine höchst merkwürdige Geschichte. Bis heute weiß niemand so genau: War sie Wirklichkeit? Oder nur ein Traum?

Es war Nacht. Sanft schien das Mondlicht auf die weißen Tempel von Athen. Stolz ragten die Säulen des herzoglichen Palastes in den nachtdunklen Himmel, hoheitsvoll wehten die Fahnen im Wind. Alles schien friedlich und ruhig, doch der Schein trog.

Denn im Palast wurde zu so später Stunde vor dem Thron des Herzogs von Athen ein erbitterter Streit ausgetragen.

Ein Bürger von Athen war zutiefst verärgert mit seiner Tochter Hermia und zwei jungen Männern, Demetrius und Lysander, vor den Herzog getreten.

Demetrius war reich, stattlich und angesehen, und Hermias Vater hatte ihn als Ehemann für seine Tochter auserwählt. Hermia jedoch weigerte sich ihn zu heiraten, denn sie liebte Lysander, einen verträumten Dichter, der ihr romantische Verse schrieb und ihr Rosen, Ringe und Haarlocken schenkte.

Nun wollte Hermias Vater seine ungehorsame, starrsinnige Tochter mit Hilfe des Herzogs dazu zwingen, Lysander aufzugeben und Demetrius zu heiraten. Denn es gab damals ein unheilvolles Gesetz in Athen: Jedem Mädchen, das sich bei der Wahl des Bräutigams dem Willen seines Vaters widersetzte, drohte als Strafe das Kloster oder der Tod.

Herzog Theseus saß neben seiner Braut Hippolyta auf dem Thron und hörte alle Beteiligten an.

Dann sprach er sein Urteil: »Ich will Hermia bis zu meiner eigenen Hochzeit in zwei Tagen Zeit zur Besinnung geben. Dann jedoch muss sie sich entscheiden: Entweder sie gibt dem Wunsch ihres Vaters nach und heiratet Demetrius, oder sie wird dem Gesetz entsprechend bestraft.«


Lysander und Hermia umarmten einander verzweifelt zwischen den hohen Säulen des Palastes. Hermia weinte: Niemals würde sie Demetrius heiraten! Wie konnte man sie nur zu dieser Liebe zwingen wollen!

Lysander nahm sie in den Arm und sagte zärtlich: »Keine Angst, liebste Hermia, wir werden uns nie trennen! Höre meinen Plan: Wir fliehen und heiraten außerhalb der Mauern von Athen, ohne die Zustimmung deines Vaters oder des Herzogs! Schleiche dich morgen Nacht heimlich aus dem Haus. Eine Meile vor der Stadt treffen wir uns im Wald.«

Hermia zögerte keine Sekunde: »Ich schwör es dir bei Amors stärkstem Bogen, bei seinem besten goldgespitzten Pfeil, dass ich um Mitternacht dort sein werde!«

In diesem Augenblick trat Helena hinzu, Hermias beste Freundin. Helena war groß und blond, Hermia klein und dunkelhaarig. Doch so gegensätzlich die Freundinnen auch aussahen: Beide waren von strahlender Schönheit.

Helena war traurig. Sie liebte Demetrius, und bevor dieser für eine Hochzeit mit Hermia auserwählt worden war, hatte er nur Augen für sie gehabt. Doch jetzt wollte er nichts mehr von ihr wissen. Je mehr sie ihn anflehte zu ihr zurückzukehren, umso mehr zeigte Demetrius ihr seine Ablehnung und wandte sich Hermia zu. Und je deutlicher diese ihn zurückwies, desto mehr bemühte er sich um ihre Gunst.

Hermia kannte Helenas Kummer nur zu gut und versuchte sie nun zu trösten: »Es ist nicht meine Schuld, dass Demetrius mich mit seiner närrischen Liebe verfolgt, glaube mir! Ich weise ihn zurück! Doch Kopf hoch, liebe Freundin, er wird mich hier nicht länger sehen.« Flüsternd weihte sie Helena in ihr Geheimnis ein: »Ich fliehe mit Lysander aus Athen. Bete für uns und werde glücklich mit Demetrius …«

Helena blieb nachdenklich zurück. Wenn Demetrius nun von Hermias und Lysanders Fluchtplänen erführe, würde er ihnen bestimmt folgen. Aber angesichts der großen Liebe der beiden müsste er schließlich auch erkennen, dass sein Werben um Hermia niemals Erfolg haben würde. Also beschloss sie ihm das Geheimnis ihrer Freundin zu verraten: Vielleicht konnte sie auf diesem Weg seine Liebe zurückerobern?

Auch außerhalb des Palastes herrschte in dieser Nacht große Aufregung. Vor Athens stolzer Kulisse hatten sich sechs Handwerker versammelt, die ein gar wichtiges Ereignis planten: Anlässlich der Hochzeit des Herzogs Theseus mit seiner Hippolyta wollten sie das Theaterstück »Die tieftraurige Geschichte von Pyramus und Thisbe« aufführen.

Ihr Anführer, der Zimmermann Squenz, verteilte die Rollen an seine Mitspieler: »Du, Zettel«, sprach er würdevoll zu einem derben Weber, »bist Pyramus, und du, Flaut, spielst Thisbe.«

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?