Stumbling Into Love

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Aus der Reihe: Fluke My Life #2
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»Ich ...« Fawn öffnet den Mund, schließt ihn dann aber wieder.

»Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass er den Tag morgen allein verbringen muss«, fährt Mom fort, ehe Fawn etwas sagen kann. »Ich bin mir sicher, dass er deine Gesellschaft genießen wird.«

»Du und Dad, ihr wärt nicht sauer, wenn ich Thanksgiving mit meinem neuen Freund verbringen würde?«

»Nein.«

Fawn lächelt für eine Sekunde, runzelt dann aber die Stirn. »Bist du sicher?«

»Honey, ich würde es nicht vorschlagen, wäre ich es nicht.«

»Ich werde darüber nachdenken«, meint Fawn, doch ich kann sehen, dass sie sich bereits entschieden hat. Bevor die Nacht vorbei ist, wird sie wieder in Manhattan sein. Nicht, dass ich ihr das verübeln könnte. Hätte ich einen Mann, würde ich auch mit ihm zusammen sein wollen. Bei diesem Gedanken geht mir Wesley durch den Kopf. Ich umklammere meine Kaffeetasse fester.

Ich bezweifle, dass ich ihn jemals wiedersehen werde.

Aber es ist besser so. Oder?


Als wir am nächsten Morgen das Auto meiner Eltern beladen, denke ich zum hundertsten Mal darüber nach, wie bescheuert unser Vorhaben ist.

Fawn ist bereits nach Manhattan zurückgekehrt, um bei Levi zu sein, was abzusehen war. Nicht erwartet habe ich jedoch, dass meine Mom in mein altes Zimmer kommen würde, um mich aufzuwecken und mir zu sagen, dass ich mich fertig machen müsse. Ihr Plan ist es, mit uns allen in die Stadt zu fahren, um Fawn und Levi mit einem Thanksgiving-Dinner zu überraschen. Ich habe versucht, meinen Eltern diese Idee auszureden, aber keiner der beiden hört auf mich.

»Wie wütend denkst du, wird Fawn sein?«, fragt Libby, als sie mit mir auf den Rücksitz klettert und sich anschnallt.

»Ich bin mir nicht sicher.« Ich schaue über meine Schulter aus dem Rückfenster auf die beiden Autos, die hinter uns parken. Meine Tanten, Onkel und Cousins quetschen sich alle in ihre eigenen fahrbaren Untersätze, damit sie uns folgen können. »Ich bezweifle, dass sie ausrasten wird, aber ich wette, sie und Levi werden schockiert sein, so viele Leute vor ihrer Haustür zu sehen, bevor es neun Uhr morgens ist.«

»Ich habe versucht, Fawn mit einer Textnachricht vorzuwarnen, aber sie hat bisher nicht geantwortet. Vermutlich liegt sich noch im Bett.«

»Nun, sie wird nicht mehr lange schlafen«, erwidere ich trocken.

»Wie wahr.« Libby lacht.

»Sind wir alle bereit zum Aufbruch?«, fragt Dad, der sich hinter das Lenkrad setzt.

»Ja, es kann losgehen!«, zwitschert Mom fröhlich und nimmt auf dem Beifahrersitz Platz.

Dad startet den Wagen.

»Seid ihr euch eurer Sache sicher?«, erkundige ich mich.

Mom blickt mich stirnrunzelnd über ihre Schulter hinweg an. »Natürlich! Die Familie sollte die Feiertage zusammen verbringen.«

Ich kenne den Ausdruck in ihren Augen – er bedeutet, dass sie ihre Meinung auf keinen Fall ändern wird. Kopfschüttelnd hole ich mein Handy aus meiner Tasche. Auch ich sende Fawn eine Nachricht, in der ich sie darüber informiere, dass wir alle auf dem Weg zu ihr sind – und dass sie Levi auf die Reed-Familie vorbereiten soll.


»Atmen.« Ich reibe mit der Hand über Fawns Rücken, als sie versucht, mit ihrem Kopf zwischen ihren Knien Luft einzusaugen. »Alles wird gut werden«, versichere ich ihr. Auch wenn ich keine Ahnung habe, ob ich recht behalten werde oder nicht.

Nachdem wir ankamen – und Levi endlich die Tür geöffnet hat, überrascht, die Familie seiner neuen Freundin zu sehen –, haben wir uns häuslich eingerichtet, alle Lebensmittel verstaut und mit dem Kochen angefangen.

Ich habe gerade den Kaffee vorbereitet, als mich Levi bat, nach Fawn zu sehen.

Seine Familie hat ebenfalls beschlossen, ihn zu Thanksgiving zu überraschen, was meine Schwester völlig aus der Bahn geworfen hat. Nun sitze ich bei ihr und versuche, sie zu trösten, während sie sich auf ihrer Bettkante zusammenkauert und eine Panikattacke hat.

»Seine Mom ist hier. Unsere Mom ist hier. Ich kann meine Beziehung mit Levi schon abhaken. Mom wird bestimmt etwas zu Levis Eltern sagen, was diese dazu bringt, ihm zu verbieten, weiterhin mit mir auszugehen.«

»So schlimm wird es schon nicht werden.«

»Erinnerst du dich nicht an den Moment vor ein paar Wochen, als Levi unsere Eltern kennengelernt hat? Mom meinte zu mir, ich solle mich von ihm schwängern lassen!« Sie macht eine Pause und holt tief Luft, bevor sie ihren Kopf hebt, um mich anzusehen. »Vor ihm!«, kreischt sie.

»Levi fand das lustig«, erinnere ich sie, als sie ihre vorherige Position wieder einnimmt.

»Ja, aber das heißt nicht, dass seine Familie das genauso sieht! Was ist, wenn so etwas wieder passiert? Das Abendessen wird eine Katastrophe werden. Was ist, wenn jemand anfängt, über Soße zu sprechen, und Mom das als Zweideutigkeit für Levis du weißt schon was benutzt?«

»Du weißt schon was?« Ich runzle die Stirn, nicht sicher, was sie meint.

Sie hebt den Kopf und blinzelt mich an. »Sein Sperma.«

»Oh ... ohhhhh.« Ich verziehe das Gesicht.

Sie seufzt heftig.

»Hör zu, was auch immer passiert, zwischen dir und Levi wird das nichts ändern. Seine Eltern werden dich lieben. Du musst dir keine Sorgen machen.«

»Bist du dir sicher?«

»Absolut. Jetzt komm schon, mach dich fertig.« Ich stehe auf und ziehe sie an ihren Händen hoch. »Gehen wir.«

»Okay.« Sie schüttelt die Arme aus und rollt ihren Nacken, als würde sie sich auf einen WWF-Kampf vorbereiten. »Auf geht’s.«

Ich folge ihr aus Levis Schlafzimmer und seiner Wohnung. Im Flur bleibe ich stehen und halte mich im Hintergrund, während ich beobachte, wie Fawn Levis Familie begrüßt. Sobald ich weiß, dass mit ihr alles in Ordnung ist, gehe ich zurück in ihre Wohnung, wo Libby mit Fawns Hund Muffin, einer riesigen Wolfshündin, auf dem Sofa fernsieht. Meine Tanten bereiten gerade in der Küche alles für das große Essen vor.

»Hi, Mädchen.« Muffin kommt zu mir, und ich streichle sie einmal kräftig, ehe ich sie zum Sofa zurückführe.

»Ist Fawn endlich aus dem Schlafzimmer gekommen?«, fragt Libby, als ich mich neben sie setze.

»Ja, aber du wirst nie glauben, was passiert ist.«

»Was?« Sie drückt auf der Fernbedienung auf Pause und dreht sich zu mir um.

»Levis Familie ist aufgetaucht.«

»Nicht dein Ernst.«

»Hand aufs Herz. Sie sind gerade erst angekommen.«

»Ist alles in Ordnung mit ihr?«, hakt sie nach und schaut zur Tür.

»Ja. Sie war in Panik, aber jetzt geht es ihr gut.«

»Nun, das Abendessen wird mit Sicherheit interessant«, murmelt sie leise.

Ich nicke zustimmend.

Allerdings habe ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie sehr sich diese Aussage bewahrheiten wird.


»Mac!«, ruft Levi vom hinteren Teil des Raumes, sobald ich seine Wohnung betrete.

»Gib mir eine Sekunde!«, rufe ich zurück. Da ich eine Kuchenform in den Händen halte, gehe ich erst einmal in die Küche und stelle sie dort auf die Anrichte.

»Was ist los?« Als ich mich umdrehe, kommt meine ganze Welt zum Stillstand.

Ich stehe Wesley gegenüber. »Wa...«, setze ich an, um zu fragen, was er hier macht, aber Levi unterbricht mich.

»Mac, ich möchte, dass du meinen Partner Wesley kennenlernst. Wesley, das ist Fawns Schwester Mac. Oder Mackenzie.«

»Partner?«, flüstere ich und starre ihn an, was er erwidert. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Es ist mir noch immer unangenehm, wie wir das letzte Mal auseinandergegangen sind.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, erkundigt sich Fawn und berührt meinen Unterarm.

Das reißt mich aus meiner Starre. Ich wende meinen Blick ab, um sie anzusehen. »Ja.« Blinzelnd schüttle ich den Kopf. »Es tut mir leid.«

Ich sehe wieder zu Wesley – oder genauer gesagt, schaue ich auf sein Ohr – und murmle: »Entschuldigung. Es ist schön, dich kennenzulernen.« Da ich keine Ahnung habe, was bei einer erneuten Berührung zwischen uns passieren würde, strecke ich ihm meine Hand nicht entgegen.

»Gleichfalls«, erwidert er.

Ich kann den Zorn in seinem Ton hören und kämpfe gegen ein Zittern an, als ich mich wieder zu Fawn umdrehe.

»Mom meint, dass es an der Zeit sei, alles anzurichten, damit wir essen können«, erinnere ich sie.

»Mist! Der Truthahn!« stößt sie hervor und dreht sich zu Levi, um ihn auf Zehenspitzen stehend auf die Wange zu küssen. »Hol Wesley ein Bier«, bittet sie ihren Freund und wendet sich dann an Wesley. »Ich bin froh, dass du kommen konntest.«

»Danke«, entgegnet Wesley.

Sie lächelt ihn an, ehe sie nach meiner Hand greift. »Ich brauche deine Hilfe.«

»Okay.«

Ich folge ihr aus Levis Wohnung und atme erleichtert auf, nicht länger in Wesleys Nähe sein zu müssen, was mich mit zu vielen gemischten Gefühlen erfüllt. Ich weiß nicht, ob ich mich an seine Brust schmiegen oder ihm gegen das Schienbein treten möchte.

Wem mache ich etwas vor? Ich möchte definitiv beides tun.

3. Kapitel

Mein!

Wesley

Zähneknirschend versuche ich dem Drang zu widerstehen, den Raum zu durchqueren und die Frau, die mir seit letzter Woche ununterbrochen im Kopf herumschwirrt, zu küssen. Ich kriege sie nicht aus meinen Gedanken, egal, wie sehr ich es auch versuche. Ich will sie immer noch, obwohl ich weiß, dass ich es nicht sollte. Sie hat mir bereits zweimal die kalte Schulter gezeigt und mir damit klipp und klar zu verstehen gegeben, dass von ihrer Seite keinerlei Interesse besteht. Leider ist diese Info noch nicht bei meinem Schwanz angekommen.

 

Den Blick von ihr abwendend, versuche ich, mich auf das zu konzentrieren, was Aiden gerade sagt. Aiden, der zufälligerweise ihr Vater ist. Scheiße, wie konnte ich nur in diese Situation geraten?

Ich versuche, mich zu fokussieren, indem ich mir durchs Haar fahre. Als mich mein Partner Levi zu Thanksgiving einlud, hatte ich nicht die leiseste Ahnung, dass ich den Tag mit Mackenzies Familie verbringen würde. Hätte ich das gewusst, wäre ich gar nicht erst aufgetaucht.

Ach, wem zur Hölle versuche ich hier eigentlich etwas vorzumachen? Natürlich wäre ich gekommen, weil ich ein verdammter Idiot bin, der es liebt, sich selbst zu foltern. Mackenzie, oder Mac, wie sie von ihrer Familie genannt wird, hat etwas an sich, das ich einfach nicht aus meinem System bekomme. Es ist nicht unbedingt ihre Schönheit, obwohl sie definitiv schön ist. Nein, es ist etwas anderes. Sie ist ein Rätsel, das ich gern lösen möchte. Ich möchte herausfinden, welche Art von Frau tatsächlich in ihr steckt. Ist sie das heiße Kätzchen aus der ersten Nacht oder die sportliche Frau in zerrissenen, hautengen Jeans und einem langen Shirt mit Mets-Logo darauf, die jetzt gerade nur wenige Meter von mir entfernt steht?

Ich nippe an meinem Bier, als sich plötzlich unsere Blicke treffen. Ihre Wangen werden knallrot, bevor sie sich wieder abwendet. Als uns ihre Schwester Fawn einander vorgestellt hat, konnte ich an ihrem Gesicht ablesen, dass sie geschockt war, mir gegenüber zu stehen, und Angst hatte, ich könnte verraten, dass wir uns bereits kennen. Das ging mir ziemlich gegen den Strich, zumal es genau das war, was ich eigentlich vorhatte.

Ich wollte sie küssen. Sie auf irgendeine Weise berühren, musste mich aber selbst davon abhalten. Noch nie zuvor habe ich mit einer Frau eine so enge Verbindung verspürt wie mit ihr. Und ja, der Sex war unglaublich, der beste, den ich jemals hatte, aber das ist nicht der Hauptgrund, warum ich sie will.

Da ist etwas Verletzliches in ihr, eine Verletzbarkeit, die den Beschützerinstinkt in mir weckt. Vom ersten Moment an, als ich sie so verloren und einsam wirkend in der Bar entdeckt habe, fühlte ich mich wie magisch zu ihr hingezogen. Nachdem ich zwei Stunden mit ihr geredet und gelacht hatte, wusste ich, dass ich mehr von ihr wollte. Mehr von ihrem Lachen, mehr von ihrem Verstand und mehr von ihrer Zeit. Verdammt viel mehr Zeit. Das war auch der Grund, warum ich ihr so hinterherjagte, nachdem ich nach unserer gemeinsamen Nacht allein aufwachte.

Ich spüre ihre Blicke und schaue sie wieder an. Ein Hauch von Verlangen blitzt in ihren Augen auf, was sie jedoch zu verbergen versucht, aber es ist zu spät. Ich erkenne es so klar und deutlich wie ein Leuchtfeuer in der Nacht. Ich verstehe diese Frau einfach nicht. In der einen Minute sieht sie mich an, als möchte sie mir die Kleider vom Leib reißen, in der anderen versucht sie, mir so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Noch ein Rätsel, das es zu lösen gilt.

»Also, was denkst du?«, fragt Aiden.

Ich nehme einen Schluck von meinem Bier und tue so, als müsse ich über seine Frage nachdenken. In Wahrheit haben sich alle meine Gedanken in südliche Gefilde verabschiedet.

»Jetzt sag mir bitte nicht, dass du ein Republikaner bist!« Er schüttelt grinsend den Kopf.

»Ein wahrer Mann lässt sich nicht in seine Karten gucken«, erwidere ich.

Er lacht über meine Antwort. Gott sei Dank, denn ich habe keinen blassen Schimmer, worüber wir eigentlich geredet haben – oder besser gesagt, worüber er geredet hat.

»Was ist hier los?«, fragt Mackenzies Mom Katie, als sie sich neben ihren Mann auf die Couch setzt.

»Wir plaudern nur. Wie lange dauert es noch, bis das Essen fertig ist?«, fragt Aiden, legt seinen Arm um ihre Schulter und zieht sie zu sich heran.

»Die Mädchen sind gerade mit dem Anrichten fertig geworden, es sollte also nicht mehr allzu lange dauern«, gibt sie zurück. Dann wendet sie sich wieder mir zu, und ich kann erkennen, wie sie gedanklich abwägt und kalkuliert. Schließlich lehnt sie sich vor und stützt ihre Ellenbogen auf ihre Oberschenkel. »So ... dann erzähl mal etwas von dir, Wesley. Bist du Single?«, fragt sie frei heraus und erwischt mich damit eiskalt.

Ich lache.

»Katie ...« Aiden seufzt, während Katie ihn nur mit gespielter Unschuldsmiene anschaut.

»Was denn? Ich bin nur neugierig.«

»Du bist niemals nur neugierig«, widerspricht er kopfschüttelnd.

»Nun ja, dieses Mal bin ich ausnahmsweise wirklich nur neugierig. Also, Wesley, bist du Single?«

Ich bejahe und sie reibt sich die Hände, wie ein mieser Schurke, der den nächsten Schritt plant, um die Weltherrschaft an sich zu reißen.

»Magst du Baseball?«, bohrt sie aufgeregt weiter.

»Ja, ich mag Baseball, aber ich bin eher der Football-Typ.«

»Unsere Tochter Mackenzie liebt Baseball.«

»Tut sie das?«, frage ich und hebe mir diesen Informationsleckerbissen für später auf.

»Oh ja, sie hat Saisonkarten für die Mets und verpasst kein einziges Spiel«, erklärt Katie. Sie schaut über meine Schulter und ruft durch den Raum: »Mac! Komm mal hier rüber, Liebes.«

Als ich mich umdrehe, sehe ich eine erschrocken dreinblickende Mackenzie den Raum betreten. Ihre Augen verraten mir, dass sie am liebsten augenblicklich im Erdboden versinken würde.

»Mom ...?«

Ich bemerke ihr Getränk in der Hand und frage mich, ob es Alkohol enthält. Dann betrachte ich ihren flachen Bauch. Noch nie zuvor habe ich in meinen dreiunddreißig Lebensjahren kein Kondom beim Sex verwendet, aber bei ihr kam mir das gar nicht in den Sinn. Mein einziger Gedanke war, so schnell wie möglich in ihr zu sein. Nun könnte diese Frau, die ich kaum kenne und die ich nicht aus dem Kopf bekomme, ein Kind von mir in sich tragen. Diese Vorstellung bewegt etwas in mir, was ich nicht genau verstehe ... Aber es ist keineswegs etwas Unangenehmes.

»Ich habe Wesley gerade erzählt, dass du Saisonkarten für die Mets hast. Vielleicht kannst du ihn ja mal zu einem Spiel mitnehmen?«, schlägt Katie vor.

Mackenzie zuckt beim Vorschlag ihrer Mutter zusammen. »Ich ...« Mackenzies Blick streift mich kurz, dann schüttelt sie den Kopf. »Gerade ist keine Baseball-Saison, Mom.«

»Oh«, erwidert Kate stirnrunzelnd, offensichtlich enttäuscht darüber, dass ihr Plan nicht aufgeht. »Und wann geht die Saison wieder los?«

»Nicht vor April.«

»Na gut, dann nimmst du ihn halt einfach im April zu einem Spiel mit.« Sie lächelt Mackenzie an, richtet ihre Aufmerksamkeit allerdings wieder auf mich, als ich unbewusst meine Schulter zu massieren beginne.

»Ist alles in Ordnung?«

»Ja, nur eine alte Wunde, die immer mal wieder Probleme macht«, erkläre ich.

Ihr Ausdruck wird weich, als sie sich voller Stolz wieder ihrer Tochter zuwendet. »Mac ist Physiotherapeutin. Du kannst gern mal in ihrer Praxis vorbeischauen. Die Leute sagen, sie hätte magische Hände«, meint Katie.

Mac hüstelt und Aiden seufzt.

Meine Mundwinkel zucken. Ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht zu verraten, dass ich sehr wohl aus eigener Erfahrung weiß, wie magisch ihre Hände sind. »Das sollte ich wohl mal tun.« Verlegen nehme ich einen weiteren Schluck Bier und spüre, wie sich Mackenzies Blick förmlich in mich bohrt.

Als ich sie wieder anschaue, spüre ich die Hitze zwischen uns aufs Neue hochkochen. »Wo ist deine Praxis?«

Sie beißt sich auf die Unterlippe und ich frage mich, ob sie es mir verraten wird. Als sie mir die Adresse nennt, atme ich innerlich auf. Ich verschließe diese wertvolle Information gedanklich in einer Box, und eine Idee nimmt langsam Gestalt an. Da ist offensichtlich jede Menge Anziehungskraft zwischen uns. Ich merke es an ihrer Mimik. Sie scheint es auch zu fühlen, doch warum wehrt sie sich dagegen?

»Das ist großartig.« Katie steht auf. Sie hat nicht die leiseste Ahnung, dass sie mir gerade eine zweite Chance mit ihrer Tochter ermöglicht hat.

Ich verspreche mir selbst, sie gehen zu lassen, wenn sie ein weiteres Mal vor mir davonrennt, doch zugleich weiß ich, dass ich mir damit nur selbst etwas vormache.

»Mom ...«, murmelt Mackenzie, aber Katie ignoriert sie einfach und hakt sich bei ihr unter.

»Komm schon, Liebes. Schauen wir mal, dass wir das Essen für die Leute auf den Tisch kriegen.« Sie zieht Mackenzie mit sich und redet dabei leise auf sie ein.

Ich kann zwar nicht hören, was die beiden bereden, sehe aber, wie sich Mackenzies Schultern verspannen, als ihre Mom sie zur Tür und raus aus Levis Wohnung führt. Wahrscheinlich gehen sie in die Wohnung gegenüber, wo ihre Schwester wohnt.

»Meine Frau ist verrückt. Sie meint es zwar gut, aber sie ist verrückt.« Aiden schüttelt den Kopf. Seine Aussage bringt mich zum Grinsen, und ich nehme noch einen Schluck von meinem Bier. »Ich gehe mal in Fawns Wohnung rüber und schaue, ob die Frauen noch ein bisschen Hilfe gebrauchen können.« Aiden steht auf und ich folge seinem Beispiel.

»Ich komme mit.«

Lächelnd klopft er mir auf die Schulter, ehe er über den Flur voran in die gegenüberliegende Wohnung geht.

Als wir dazustoßen, haben sich schon fast alle um den Tisch herum versammelt. Ich nehme neben Levi und gegenüber von Mackenzie Platz, die tunlichst versucht, mir auszuweichen. Während ich sie anschaue, balle ich meine Hand zur Faust. Ich muss mich mit aller Macht davon abhalten, sie anzufassen, sie nicht dazu zu zwingen, mich anzusehen und zuzugeben, dass da etwas zwischen uns ist.

»Alles klar bei dir, Mann?«, fragt Levi.

Ich wende mich zu ihm um. »Ja, natürlich.«

»Gut.«

Er stößt mich aufmunternd mit seiner Schulter an, dann lehnt er sich zu Fawn hinüber, die neben ihm sitzt. Er flüstert ihr etwas ins Ohr, was sie zu amüsieren scheint. Dann suche ich wieder Mackenzies Blick. Millionen von Emotionen spiegeln sich in ihren Augen. Der Moment erlischt, als sich ihre Schwester neben sie setzt und etwas zu ihr sagt, was sie zum Lachen bringt. Als ich sie lächeln sehe, wird mir klar, dass ich dieses Lächeln wiedersehen möchte – doch allein auf mich gerichtet.


Vier Tage später parke ich mein Auto in der Nähe von Mackenzies Praxis und füttere noch rasch die Parkuhr, bevor ich mich auf den Weg ins Gebäude mache. Als ich den Namen ihrer Praxis Soothe your Soul nachgeschlagen habe, fand ich heraus, dass sie zusammen mit ein paar anderen kleinen Geschäften im ersten Stock eines Appartementgebäudes liegt.

Das Thanksgiving-Dinner war noch äußerst interessant, um es milde auszudrücken. Levis Schwägerin erwähnte fortlaufend seine Ex, was alle ziemlich ankotzte. Fawn, die davon sehr verletzt zu sein schien, stand während des Essens plötzlich auf und verließ den Raum. Ihre Schwestern folgten ihr, danach blieben die drei eine ganze Weile verschwunden. Als sie schließlich zurückkehrten, war Fawn nicht mehr bei ihnen, also zog Levi los, um nach ihr zu suchen. Nachdem er gegangen war, entschied ich mich, nach Hause zu fahren.

Ich bin sicher, Enttäuschung in Mackenzies Blick gesehen zu haben, als ich mich von ihrer Familie verabschiedete. Ich wusste jedoch, dass ich mir nicht allzu große Hoffnungen machen sollte, auch wenn ich das in gewisser Weise trotzdem tat. Der Drang, sie wiederzusehen, hat sich seither fest in mir verankert.

Ich drücke den Knopf neben ihrem Klingelschild und der Summer ertönt. Nachdem ich die Tür aufgedrückt habe, überprüfe ich, ob es irgendwo eine Kamera gibt, die ihr mein Erscheinen ankündigen könnte. Ich entdecke keine, was mich mehr ärgert, als es sollte. Der Gedanke daran, dass sie allein in ihrer Praxis ist und jeden Menschen einfach hereinlässt, bringt den hässlichen Höhlenmenschen in mir zum Vorschein, der seit unserer ersten Begegnung in mir zum Leben erwacht ist.

Bevor ich Mackenzie begegnet war, habe ich niemals so etwas wie Besitzgier verspürt. Den Drang, einen Menschen als sein Eigentum zu kennzeichnen, habe ich nie verstanden. Aber das ist es, was ich bei ihr tun möchte.

 

Als ich die Praxis erreiche, steht die Tür bereits offen. Mackenzie sitzt an ihrem Schreibtisch, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, ihr Gesicht ungeschminkt. Sie hat ein chinesisches Gericht vom Lieferdienst vor sich stehen und den Blick auf den Computer gerichtet. Sie sieht schön aus. Noch schöner als in der Nacht, in der ich sie kennengelernt habe; in der sie aufwendig zurechtgemacht war und Make-up trug.

»Hey«, sage ich.

Ihr Kopf wirbelt herum und ihre Augen weiten sich, als sie meine Stimme erkennt. »Du ... du bist hier.«

»Ich war in der Gegend.« Ich zucke mit den Schultern, wohl wissend, dass sie bald merken wird, dass ich dieselbe lahme Ausrede benutze wie sie, als ich sie mit der Notiz vor meiner Tür erwischt habe.

»Hast du heute irgendwelche freien Termine?«

Für einen langen Moment starrt sie mich einfach nur an, als könne sie nicht glauben, dass ich tatsächlich vor ihr stehe.

»Mackenzie?« Ich gehe einen Schritt auf sie zu und sie blinzelt.

»Du ...« Sie wiegt den Kopf hin und her, was ihren Pferdeschwanz zum Wippen bringt. »Du möchtest eine Massage?«

»Deine Mom meinte, es könnte mir helfen«, erinnere ich sie.

Sie verdreht die Augen und ein Lächeln umspielt ihre Lippen. »Meine Mom ist verrückt.«

»Ein bisschen«, stimme ich ihr zu und stelle meine Frage erneut: »Hast du heute einen Termin frei?«

Sie beißt auf ihre Unterlippe und studiert mich eingehend, bevor sie antwortet. »Mein nächster Kunde kommt erst in anderthalb Stunden.«

»Ich denke, das kriegen wir hin«, antworte ich und stelle mit Befriedigung fest, dass ihre Augen aufflammen und ihre Nippel unter ihrem dünnen Top hart werden.

»Ich ... ähm«, sie schaut sich um, »du musst nur noch schnell diese Formulare ausfüllen.« Sie greift nach einem Klemmbrett und schiebt es in meine Richtung, ohne mich dabei anzublicken. »Ich bereite nur schnell alles vor und komme dich dann holen.« Damit verlässt sie fluchtartig den Raum, sodass ich keine Gelegenheit habe, etwas zu erwidern. Also setze ich mich und fülle wie angewiesen den Papierkram aus. Ein paar Minuten später kommt sie zurück und nimmt mir das Klemmbrett ab. Ich vergrabe die Hände in den Hosentaschen und beobachte, wie sie sich rasch alle Angaben durchliest.

Dann legt sie das Klemmbrett auf den Schreibtisch und schließt die Tür hinter uns ab, nachdem wir den Raum verlassen haben.

»Verschließt du immer die Tür, wenn du einen Kunden hast?«, frage ich sie, und sie schaut mich an.

»Ja, wenn ich jemanden dahabe, ist die Tür immer verschlossen. So kann niemand reinschneien, während ich arbeite.«

Ich hätte sie gern gefragt, warum sie bei mir den Summer an der Tür gedrückt hat, ohne zu wissen, wer ich bin. An der Knappheit ihrer Aussagen kann ich jedoch ablesen, dass sie es momentan nicht sehr zu schätzen wüsste, würde ich sie ausfragen.

»Wenn du mir folgen würdest.« Sie eilt an mir vorbei, und ich folge ihr einen schmalen Korridor entlang zu einem kleinen Raum mit gedimmtem Licht, wo leise, beruhigende Musik im Hintergrund spielt.

Die Wände sind in einem hellen Blau gestrichen und wirken beinahe weiß. Die Farbe passt gut zu den Bildern vom Meer, die an den Wänden hängen. Als ich einen tiefen Atemzug nehme, merke ich, dass der Raum nach ihr riecht – nach Lavendel und Vanille.

»Ich gebe dir ein paar Minuten, um dich auszuziehen und unter die Decke zu legen.« Sie zeigt auf die Massageliege in der Mitte des Raumes, die mit einem weißen Laken bedeckt ist.

»Ruf mich einfach, wenn du so weit bist«.

»Wegen mir musst du nicht gehen.« Schmunzelnd werfe ich meine Jacke auf den Stuhl, der in der Ecke steht.

»Das ist mein Job.« Ihre Worte klingen belegt und offenbaren ihr Begehren. Das nutze ich zu meinem Vorteil, als ich mein T-Shirt ausziehe.

»Ich nehme meinen Job ernst.«

»Und das solltest du auch.« Ich nicke zustimmend, dann ziehe ich meine Turnschuhe aus und entledige mich meiner Jeans. »Soll ich die anlassen oder ausziehen?«, frage ich, die Daumen unter den Saum meiner Boxershorts gehakt.

Mackenzie befeuchtet mit der Zunge ihre Unterlippe, was sie zum Glänzen und meinen Schwanz zum Pochen bringt.

»Behalte sie an.«

»Alles klar.« Ich lasse meine Boxershorts los. »Wie hättest du mich gern?«

Meine Frage bringt ihre Augen zum Lodern. Schnell setzt sie einen neutralen Gesichtsausdruck auf und verschränkt die Arme vor der Brust. »Leg dich auf den Bauch«, weist sie mich an.

Ihr den Rücken zukehrend, tue ich, was sie verlangt. Dabei verfluche ich meine Erektion, die von meinem Gewicht gegen die starre Liege gepresst wird. Als ich mein Gesicht in dem dafür vorgesehenen Loch der Massageliege platziere, gehen mir Millionen schmutziger Fantasien durch den Kopf, und ich kann es kaum erwarten, dass mich Mackenzie endlich berührt.

Das Geräusch ihrer Schritte auf dem Teppich erfüllt meinen Körper mit freudiger Erwartung. Ich höre sie scharf einatmen, als ihre Finger eine meiner Narben berühren. »Woher kommen die?«

»Schusswunde«, sage ich leise, wohl wissend, dass sie sich die drei kleinen Narben auf meiner rechten Schulter anschaut. Ich wurde angeschossen, als eine Drogenrazzia völlig aus dem Ruder lief.

»Mir sind sie vorher gar nicht aufgefallen.«

»Wir waren ja auch anderweitig beschäftigt«, erinnere ich sie, in dem Versuch, die Stimmung ein bisschen aufzulockern.

Mackenzie lacht jedoch nicht und reagiert auch sonst nicht auf meine Anspielung. Als ich einen Augenblick später spüre, wie eine Träne auf meinen Rücken tropft, kneife ich die Augen zusammen.

Verdammt.

Ohne darüber nachzudenken, setze ich mich auf und nehme sie in die Arme. Ihre Besorgnis um mich überwältigt mich, und ich halte sie an mich gedrückt, während sie weint.

»Entschuldige bitte.« Ehe ich bereit bin, macht sie sich von mir los und wendet ihr Gesicht ab, um sich die Tränen von den Wangen zu wischen. »Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«

»Ich werde mich nicht darüber beschweren, dass du dich von mir hast trösten lassen.«.

Unsere Blicke begegnen sich.

»Wie ist das passiert?«, will sie wissen.

Ich ignoriere die Frage genauso wie den permanenten Schmerz, der sich in meiner Brust festgesetzt hat und mein steter Begleiter ist, seit ich von Seattle nach New York gezogen bin. »Es ist unwichtig. Lass uns anfangen«, entgegne ich und versuche, die Bitterkeit aus meiner Stimme herauszuhalten. Ich weiß, dass ich gescheitert bin, als sie zusammenzuckt. »Es tut ...«

»Du hast recht«, unterbricht sie mich abrupt und wendet sich ab, was dafür sorgt, dass ich mir am liebsten in den Arsch treten würde. »Wir sollten anfangen. Mein nächster Kunde wird bald da sein.«

Ohne ein Wort zu sagen, drehe ich mich wieder zurück auf den Bauch, und schließe die Augen. Ihre eingeölten Hände auf meinem Rücken zu spüren, macht es mir fast unmöglich, mich zu entspannen. Ich möchte mich dafür entschuldigen, so schroff zu ihr gewesen zu sein und sie abgewürgt zu haben, obwohl sie eigentlich nur besorgt um mich war, kriege die Worte aber nicht raus. Noch nie habe ich mich einem anderen Menschen gegenüber geöffnet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mackenzie von meiner Last erdrückt werden möchte.

»Ich wurde mal verhaftet«, sagt sie ein paar Minuten später aus dem Nichts heraus.

Alle meine Muskeln, die sich zuvor langsam entspannt hatten, ziehen sich wieder zusammen. Sie ignoriert meine Reaktion allerdings und redet weiter, während sie ihre Hände über meine Haut gleiten lässt. »Ich war wirklich dumm. Ich habe einen Tag die Schule geschwänzt, um mit ein paar Leuten im Park abzuhängen. Wir waren alle noch Kids, die nichts Böses im Sinn hatten. Wir hatten so viel Spaß, und ich war der Meinung, dieser Moment müsste für die Ewigkeit festgehalten werden. Wie eine Idiotin habe ich meinen vollen Namen, das Datum und Peace, Love, and Happiness in einen der Holztische im Park geritzt.« Sie lacht leise und dieses Geräusch entlockt mir ein Lächeln. »Zwei Cops tauchten ein paar Wochen später bei mir zu Hause auf und fragten, wo ich an dem Tag gewesen sei. Zuerst hatte ich keine Ahnung, welches Datum sie meinten, aber ich blieb nicht lange ahnungslos. Sie hatten Fotos von meinem Schnitzkunstwerk dabei. Also war klar, dass sie von meinem Aufenthalt im Park wussten. Mein Dad war, wie du dir sicherlich vorstellen kannst, alles andere als begeistert darüber, dass seine Tochter die Schule geschwänzt und auch noch öffentliches Eigentum beschädigt hatte. Also wies er den Beamten an, mich festzunehmen.«

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