Buchdauer 1850 Seiten
Über das Buch
Augustinus von Hippos monumentales Werk Über den Gottesstaat gilt als eines der einflussreichsten Werke der spätantiken christlichen Literatur. Entstanden zwischen 413 und 426 n. Chr., reagierte der Kirchenvater mit diesem theologischen und philosophischen Hauptwerk auf den Fall Roms im Jahr 410 und die daraufhin aufkommenden Vorwürfe, das Christentum habe zum Untergang des römischen Imperiums beigetragen. In 22 Büchern entwickelt Augustinus eine umfassende Theologie der Geschichte, die das Spannungsverhältnis zwischen der «civitas Dei» (Gottesstaat) und der «civitas terrena» (irdischer Staat) zum zentralen Thema macht.
Das Werk ist eine Verteidigung des christlichen Glaubens gegenüber dem heidnischen Vorwurf, das Christentum habe die römische Stärke untergraben. Augustinus entwirft jedoch kein politisches Manifest, sondern eine geistige Gegenwelt: Der Gottesstaat steht für die Gemeinschaft derer, die nach Gottes Willen leben und auf das ewige Leben ausgerichtet sind, während der irdische Staat für jene steht, die dem weltlichen Ruhm und der eigenen Macht dienen. Diese dualistische Geschichtstheologie zieht sich durch das gesamte Werk und bietet eine Deutung der Weltgeschichte unter dem Primat göttlicher Vorsehung.
Über den Gottesstaat ist nicht nur ein theologisches Dokument, sondern auch ein kulturgeschichtliches Schlüsselwerk. Augustinus analysiert darin philosophische Strömungen, politische Ordnungen und die moralische Krise seiner Zeit. Seine Gedanken über die Vergänglichkeit irdischer Reiche, das Wesen wahrer Gerechtigkeit und die Rolle der Kirche beeinflussten über Jahrhunderte hinweg das politische und gesellschaftliche Denken in Europa – vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Der Einfluss des Werkes zeigt sich in der Entwicklung der christlichen Staatslehre, der Trennung von sakraler und weltlicher Macht sowie der Idee, dass wahre Gerechtigkeit nur in der Hinwendung zu Gott möglich ist. De civitate Dei prägte die Vorstellung eines transzendenten Zieles der Menschheitsgeschichte und bereitete den Weg für mittelalterliche wie moderne Theologien.
Augustinus von Hippo (354–430) war einer der bedeutendsten Kirchenväter der Spätantike. Als Bischof von Hippo, tiefgründiger Denker und leidenschaftlicher Prediger hinterließ er ein reiches literarisches Erbe. Seine Schriften prägen Theologie, Philosophie und das christliche Menschenbild bis heute. Sein Denken verbindet antikes Erbe mit christlichem Glauben auf einzigartige Weise.