Mein bester Freund, sein treuester Kumpel, ihre heimliche Geliebte und ich

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Mein bester Freund, sein treuester Kumpel, ihre heimliche Geliebte und ich
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Anno Dazumal

Mein bester Freund, sein treuester Kumpel, ihre heimliche Geliebte und ich

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Einmalig und doch sonderbar

Die Eskalation der Gesamtsituation

Impressum neobooks

Einmalig und doch sonderbar

Ich war fett, häßlich und inkompetent. Hätte ich das über eine Frau oder aus der Sicht eines weiblichen Wesens geschrieben, dann wäre man, beziehungsweise wohl eher woman, sogleich über mich hergefallen und hätte mir Frauenfeindlichkeit unterstellt. Immer wenn ich in einen Spiegel schaute, erschreckte ich mich fürchterlich, weil ich dann felsenfest davon überzeugt war, daß sich ein schreckliches Monster in meiner Wohnung befand. Ich arbeitete im Call-Center, aber natürlich nicht als Call-Boy und zum Glück konnten mich meine vielen Gesprächspartner/innen nicht sehen, denn sonst hätten sie wohl sofort aufgelegt.

Wegen der ZGE (Zwangsgebühreneinzugszentrale) schaute ich fern, denn wenn man eh schon blechen mußte, dann wollte man wenigstens eine Gegenleistung dafür erhalten und entdeckte sie eines Abends zufällig beim Zappen. Wir Männer liebten es ja, ständig das Programm zu wechseln, denn unsere Aufmerksamkeitsspanne war bekanntlich äußerst begrenzt und deswegen konnten wir schon nach wenigen Sekunden zweifelsfrei entscheiden, ob uns etwas gefiel oder nicht. Fortan rief ich sie oft an und das war nicht gerade billig, aber dafür war sie immer willig. Für sie war ich nur einer von Vielen, aber im Laufe der Zeit wurde ich zu ihrem Stammkunden und wir lernten uns immer näher sowie besser kennen. Wo die Liebe eben hinfällt, das sind so Sachen, die kann man eigentlich nicht begreifen und erst recht nicht verstehen. Ich hatte mich in ihr bezauberndes Lächeln verliebt und als ich ihr das irgendwann am Telefon ganz verlegen gestand, grinste sie nur frech und entgegnete: "Ja genau. Ich turne hier die ganze Zeit über fast ganz nackt vor der Kamera herum und Du willst mir allen Ernstes weismachen, daß Du Dich in mein Lächeln verliebt hast." "Aber so ist es tatsächlich gewesen! Ich kann ja auch nichts dafür und es ist mir irgendwie furchtbar peinlich. Deinen Körper finde ich ebenfalls ganz in Ordnung, aber umgehauen hat mich allein Dein faszinierendes Lächeln", legte ich mich ins Zeug. "Weißt Du was, so einen Spinner wie Dich sollte ich mir wirklich mal genauer anschauen. Vielleicht können wir Beide ja demnächst skypen", schlug sie vor. "Lieber nicht. Ich vertrage die Strahlung nicht und außerdem sind innere Werte ja auch nicht zu verachten." "Also gut, wenn das so ist, dann treffen wir uns übermorgen in Stuttgart am Bahnhof", entschied sie und ich begann zu zittern. Sobald die tolle Frau mein fürchterliches Antlitz erblickte, würde sie schreiend Reißaus nehmen und ich wäre wieder genauso allein wie zuvor, also im Grunde noch alleiner als jemals in meinem Leben, davon war ich granitfelsenfest überzeugt. Aber es half alles nichts, ich konnte ja schließlich auf Dauer auch keine ziemlich einseitige Fernbeziehung per Telefon führen. Kurz dachte ich darüber nach, ob ich nicht noch schnell einen Schönheitschirurgen aufsuchen sollte, aber sogleich verwarf ich den Gedanken wieder, denn der konnte innerhalb so kurzer Zeit leider auch keine Wunder mehr wirken. Wir trafen uns in der Hauptstadt von Baden-Württemberg und ich erkannte sie sofort. Als sie mich sah, glitt ein äußerst zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht, was mich extrem überraschte. "Genau so hatte ich mir Dich vorgestellt", erzählte sie mir, nachdem wir uns per schlaffem Händedruck begrüßt hatten. "Ist das jetzt eher gut oder schlecht?" begehrte ich zu wissen. "Ganz hervorragend. Du bist nämlich genau mein Typ." Ich starrte sie völlig entsetzt an. Wie krank war das denn? Die verarschte mich bestimmt, das eben konnte sie doch nicht wirklich ernst gemeint haben. Aber es war tatsächlich so. Best Wixvorlage ever, so nannte sie sich in ihrer Fernsehshow, fuhr total auf mich ab und das überforderte mich durchaus ein wenig. Schnell merkte ich, daß sie nicht gerade zu den hellsten Köpfchen im Abendland gehörte, was in Sätzen wie diesen zum Ausdruck kam: "Bei Zalando hat letztens die PKK die Landtagswahl gewonnen." "Im Saarland hat AKK, nämlich Annegret Kramp-Karrenbauer, die Landtagswahl gewonnen", berichtigte ich sie. "Aber das ist doch im Grunde eh dasselbe. Der ihr Mann kann jetzt seine Memoiren schreiben und zwar unter dem Titel "Meine Kramp"." Ich schluckte. Wie war die denn drauf? Würde ich es mit so einer verrückten Nudistin länger als ein halbes Jahr aushalten?

Nun ja, die Zeit verstrich im Sauseschritt und ich kam irgendwie überhaupt nicht mehr mit. Sie hieß übrigens Meike und wir wurden Beide ganz schnell Mitglied im Spottverein. Im Fernsehen schauten wir nur Spott-Sendungen, aber keinen einzigen Werbespot, in der Zeitung interessierte uns lediglich der Spott-Teil und wir selbst nannten uns die Spottfreunde Killer. Die Weihnachtsfeier unseres Spottvereins wurde oft ein Megagereiher, weshalb unser Motto dort so lautete: Bei uns reihern Sie in den ersten Sitzen. Alternativ hatten wir noch folgenden Leitspruch im Angebot: Bei uns reihern Sie und haben einen sitzen. Ich stellte sie meinen Bekannten vor und die Männer reichten ihr erfreut die Flosse. Doch als sie zu reden begannen, rief meine Freundin: "Dich kenn ich! Du bist doch der Typ, der immer einen Dildo im Arsch haben will!" Nun ja, nach jenen lauten Worten war die Stimmung für einen Moment buchstäblich dort, aber als Meike auch den treuesten Kumpel von meinem besten Freund akustisch wiedererkannte, wurde es für uns alle schön langsam ein bißchen peinlich. Ich persönlich war mir darüber im Klaren, daß meine Neue viele Männer kannte, das brachte ihr Berufsbild schließlich so mit sich, aber daß sie ausgerechnet mit meinem besten Freund und seinem treuesten Kumpel dermaßen vertraut war, irritierte mich schon gewaltig. Und das durchaus zurecht, denn jene beiden Kerle hatten mir mal einst ganz im Vertrauen gestanden gehabt, daß es da eine Frau bei einer Telefonsexhotline gäbe, auf die sie total abfahren würden und in die sie Beide heimlich verliebt wären. Das machte die ganze Sache nicht einfacher und ich versuchte, böse Miene zum überaus unschönen Spiel zu machen. Mein bester Freund hatte eine Frau und zwei Kinder, sein treuester Kumpel hingegen verfügte über zwei Frauen und ein Kind. Jenes hatte er allerdings von einer anderen Frau, also es war alles ein wenig verwirrend.

Früher standen die Frauen in der Küche, heute stehen sie auf Körpergerüche. "Axel Schweiß, ich liebe Deinen Achselschweiß", hauchte sie mir ins Ohr. "Axel, mach bloß keinen Schweiß, äh, Scheiß!" ermahnten mich meine sogenannten Freunde, wenn sie mal wieder das koboldhafte Blitzen in meinen fetten Augen wahrgenommen hatten und deswegen mit dem Schlimmsten, zum Bleispiel einem vorzeitigen Namenerguß, rechnen mußten. "Diese Telefonanierer sind doch alle voll pervers!" empörte sich meine schlankere Hälfte oft nach ihren nur scheinbar heißen Gesprächen. "Bloß gut, daß Du voll normal geblieben bist", lobte ich die Frau meines Herdes, äh, Herzens und sie nickte zustimmend. Daraufhin zog sie mir mein T-Shirt, also ein Hemd, das ich nur zum Tee trinken trug, aus, ich mußte meine beiden Arme steil nach oben strecken und sie leckte hingebungsvoll den Schweiß unter meinen Achseln. Früher hatte ich das ganze Spektakel noch etwas merkwürdig gefunden gehabt, aber man gewöhnte sich an alles.

Je häßlicher ihr Partner war, desto schöner fand und fühlte sie sich. Sie mästete mich und wenn ich abnehmen wollte, dann drohte sie mir mit Trennung. "Ich mag Dich so wie Du ißt. Außerdem läßt mich der betörende und verstörende Duft Deiner Fürze immer ganz schnell einschlafen. Ich liebe Pozarts große Nacht- und Arschmusik", gestand sie. Außerdem wollte sie beim schlechten Verkehr fast jedesmal unten liegen. "Aber das ist doch lebensgefährlich", fanden ich und meine Kumpels, die ich eingeweiht gehabt hatte, weil ich Angst davor hatte, sie versehentlich plattzumachen. "Ich brauche diesen Kick beim Fick. Genieße jeden Sex so, als wäre er Dein letzter", argumentierte sie. "Deine Neue spinnt", teilte man mir vor hintergehaltener Hand mit. "Ja, aber sie spinnt auf mich und meine Fatness. Als ich mal für eine Weile mit dem Gedanken gespielt habe, mir operativ den Magen verkleinern zu lassen, da wäre sie fast durchgedreht", erinnerte ich mich. Nach ihrer Show war sie immer völlig fe(r)t(t)ig.

Ich fraß ihre Scheiße und sie schiß auf meine Phrasen. Als Exkremist hatte man es schon zu allen Zeiten schwergehabt, aber manchmal erlebte man auch so richtige Erleuchtungen. Meine Froindin nahm ausschließlich vegane Speisen zu sich, wohingegen ich buchstäblich alles fraß, was mir über den Weg lief, ob tot oder lebendig war mir dabei ganz egal. Sie hatte die dumme Angewohnheit, manchmal nach dem Kloaufenthalt nicht runterzuspülen und ich wachte hin und wieder nachts plötzlich auf und hatte einen tierischen Heißhunger. Ich fand leider nichts Passendes für mich im coolen Schrank, weshalb ich mich in meiner Verzweiflung über das Ausscheidungsprodukt meiner veganischen Hälfte hermachte. Man konnte den Scheiß sogar fressen und der schmeckte wesentlich besser als vor der Verdauung. Normalerweise brachte ich das vegane Zeug ja nicht runter, aber drauf geschissen, als Kacke schmeckte es echt lecker. Von wegen, ich hätte nur Scheiße im Kopf, auch im Magen hatte sie das Sagen, hat irgendwer noch Fragen oder Klagen, dann kann sie/er ja Shit beantragen.

 
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